ROKETS – Break Free

Trackliste:

01. Burn Down The Wall
02. Destroyer
03. Break Free
04. Best Kept Secret
05. Straight From The Source
06. Cherry Kiss
07. Night Time
08. (Always) On The Line
09. Roots

 

 

Spielzeit: 26:53 min – Genre: Hard Rock – Label: The Sign Records – VÖ: 09.12.2022 – Page: www.facebook.com/roketshelsinki

 

ROKETS ist eine 2017 in Helsinki, Finnland gegründete Kombo und veröffentlicht mit „Break Free“ ihr zweites Album. Zu den fünf Übeltätern gehören Sami Mustonen an Mikro, Sakke Vänttinen und Elias Laurila an Gitarre und Backing Vocals, Lauri Lyytinen an Bass und Otto Bigler an der Schießbude.

Die Vocals sind ideal für diese Spielart des Hard Rock und könnten nicht besser gewählt sein. Die Gitarren hauen einen Raus, der Bass schwebt wie das Schwert des Damokles über den Instrumenten und die Drums treten sowas von in den Hintern. Ab und zu werden auch mal Pianoeinlagen eingestreut. Die Produktion klingt sehr auf Retroschiene getrimmt was dem Erscheinungsbild der Mucke sehr zugute kommt.

Vergleichen kann man in etwa mit sehr rockigen BILLY IDOL, THE SWEET auf Achterbahnfahrt in die Hölle, THE HELLACOPTERS, MÄRVEL, STARMEN, BEAR BONE COMPANY, BACKBONE SLIDE, HEADSTONE oder auch wenn man es gut meint mit den BÖHSEN ONKELZ und DIMPLE MINDS mit englischen Texten und mit mehr Rock N Roll Anteil, hohen Glam Faktor und Punkeinfluss. Die Mucke der ROKETS macht einfach nur Laune und stellt ein weiteres Highlight und gelungenem Jahresabschluss dar. Genau so sollte Mucke klingen die gute Laune verbreiten möchte. Auf einem Biker Treffen müsste dieses Album für ordentlich Stimmung sorgen, manche Songs wären sogar Radiokompatibel ja wenn die Radiostationen mal die Augen in Richtung Helsinki richten würden, es würde sich lohnen.

Bei allem Positiven muss ich leider auch einen negativen Aspekt erwähnen, leider nur neun Songs mit einer Gesamtspielzeit von knappen 27 Minuten. Auf dem dritten Album bitte mehr Songs und eine Party die länger dauert als unter einer halben Stunde.

„Burn Down The Wall“ ein Groove Rocker erinnert mich an SWEET auf Rock N Roll, „Destroyer“ geht voll ab mit coolem Refrain. „Break Free“ würde gut in die Disco passen, „Best Kept Secret“ erinnert mich an eine Mischung aus BILLY IDOL und DON HENLEY mit starker Melodieführung, ein Hitanwärter. „Straight From The Source“ geht wieder mit Vollgas durch alles durch was sich in den Weg stellt, „Cherry Kiss“ der ideale Song für die Disco oder Radio. „Night Time“ der richtige Song für einen Biker Treff, „(Always) On The Line“ ein Groove Monster mit geiler Melodie und coolem Refrain, „Roots“ ein starker Song der für ROCKETS Verhältnisse schon fast als Soft betitelt werden kann.

Balle

DEEP TOWN DIVA – Royal Flush EP

Trackliste:

01. Jager Of Jager
02. Rising Star
03. Miles And Bullets
04. Snake Bite
05. Wind Back

 

 

 

 

Spielzeit: 23:05 min – Genre: Hard Rock/Heavy Metal – Label: Eigenproduktion – VÖ: 04.11.2022 – Page: www.facebook.com/deeptowndiva

 

Am Anfang lasse ich gleich mal zwei Motzer los.

1, Jungs Ihr wollt eine vernünftige Rezi und dass man Euer Material objektiv bewertet, warum dann verdammt nochmal MP3 Material in einer Komprimierung von 128 kbsec. Das Material hört sich dermaßen beschnitten und in den Höhen kacke an.

2, warum die Infos in Italienisch, ich verstehe zwar ein wenig Italiano aber in Englisch wäre nett gewesen.

So nun zur Band und der Mucke jetzt mal weg vom Google Translater und einfach die Mucke bewertet. DEEP TOWN DIVA bestehen aus Andrea Compagni an Mikrofon und Gitarre, Marco Rustici an Gitarre und Matteo Rompianesi am Bass. Wer das Schlagzeug übernommen hat konnte ich nicht herausfinden, auf dem Bandfoto sind vier Männer abgebildet, auf der Facebook Seite werden nur drei Musiker angegeben.

Das Material bewegt sich irgendwo zwischen schwermütig klassischem Hard Rock und Heavy Metal mit viel Drama im Sound. Die meisten Ähnlichkeiten weisen die aus Modena in Bella Italia stammenden Musiker mit den HEROES DEL SILENCIO auf, das Riffing und südländische Feeling der HEROES ist auch hier zu hören allerdings mit mehr Drama. Dann ist noch eine Spur IRON MAIDEN hier, ein Tupfer Southern Rock Riffing ala THE GEORGIA THUNDERBOLTS, ein wenig NIRVANA und RED HOT CHILI PEPPERS Riffs und Bassläufe da, kurze schielerei hin zu DANZIG, dann noch das Ganze mit klassischem Hard Rock und Metal der 1980er Jahre gewürzt und fertig ist die Umschreibung von DEEP TOWN DIVA. Schlecht hört sich die Mucke nicht an,

Die Stimme von Andrea erinnert mich öfters mal an Robby Luckets von SANDNESS, Jocke Lundholm von 220 VOLT oder PEO PETTERSSON, und kann überzeugen, der meist doch harte Südeuropa Akzent hält sich auch in Grenzen. Die Gitarren kommen gut und punktgenau gesetzt. Der Bass lässt es ganz schön krachen und die Drums hören sich ein wenig nach Computer an.

Als erstes Lebenszeichen kein schlechter Wurf aber der Sound von den MP3s ist leider mies und in den Höhen beschnitten, dafür ziehe ich einen Punkt ab.

„Jager Of Jager“ geht gut ins Ohr und kommt anständig mit viel Melodie und coolem Refrain aus den Boxen.

„Rising Star“ein Rocker mit kräftiger Blues und Southern Note und teilweise eingängigem NIRVANA und CILI PEPPERS Riffing und Bassläufen.

„Miles And Bullets“ eine sehr melancholische Ballade, könnte von HEROES DEL SILENCIO sein

„Snake Bite“ ein heftiger Song der leichte Depri Vibes, modernes Riffing aufweist und der härteste Track auf der EP ist.

„Wind Back“ wildert wieder bei sehr modernen HEROES DEL SILENCIO.

Balle

IRONBITE – The Great Escape

Trackliste:

01. Machine Hearts
02. Storm Before The Dawn
03. The Devil To Kill
04. The Bite
05. Black Flag
06. Demons
07. Total Eclipse
08. Ghost Town Riders
09. Young Gunz
10. Supernova

Spielzeit: 44:12 min – Genre: Heavy Metal – Label: Eigenveröffentlichung – VÖ: 25.11.2022 – Page: www.facebook.com/IronbiteOfficial

 

Es ist okay, sich Hilfe zu holen, nicht alles immer komplett alleine schaffen zu wollen, obwohl es außerhalb des Machbaren liegt. Und weil mir momentan eine miese Erkältung mein Hörvermögen beeinflusst, hole ich mir an dieser Stelle einfach mal den Support anderer Reviews ein, wenn es um die Beschreibung der Soundqualität von IRONBITEs zweitem Album „The Great Escape“ geht. Entgegen meiner Einschätzung ist die von Alexander Dietz (HEAVEN SHALL BURN) produzierte Platte wohl doch nicht lärmend und etwas „zu viel von allem“ produziert (danke u.a. an Bleeding4Metal), sondern knallt einfach gut, und damit ist mein Hauptkritikpunkt an der Platte schonmal gegessen. Denn abseits dessen ist das neue Werk der Sachsen-Anhalter ein bunt gemischtes Metal- und Rock-Potpurri, das in seiner Art, Freude an Vielseitigkeit und Grundstimmung für mich Erinnerungen an das großartige „Revolt Regime“ von MERGING FLARE weckt. Munter wandert das Quintett durch aggressiven Heavy Metal, Power Metal, Punk Rock, Hard Rock, bringt Folk-Anleihen ein, klingt mal böse, mal cool, mal nachdenklich, mal feierlich, mal nostalgisch. Heavy Metal bleibt dabei praktisch immer das Grundgenre, mit leichter Tendenz zu mehr ballernd als erwartet und melodischen, dichten Refrains. Die weisen ein gutes Maß an Wiedererkennungswert auf und fühlen sich allermeistens nicht an, als hätte sie jede zweite Hard&Heavy-Band schonmal geschrieben. Gelungen ist auch die Riffarbeit, zu bewundern insbesondere bei „Storm Before The Dawn“ und „The Devil To Kill“, ebenso die Vocals von Sebastian Sachse, die über alle Genretendenzen nahtlos in die jeweilige Stimmung integriert werden, und das ist eigentlich das beste, was vocaltechnisch in so einem Album passieren kann. Gelungen ist auch die Albumstruktur; die Songreihenfolge erlaubt mit dem Drum- und Gitarren-gewitterigen „Machine Hearts“ als Opener tendenziell im Verlauf des Albums mehr Emotion, mehr ausgeprägte Melodien und Gänsehautmomente – während beispielsweise der Hard-Rock-Track „Total Eclipse“ als zweiter oder dritter Track seltsam herausgestochen wäre. Gut, ob ich „Ghost Town Riders“ nicht doch ein bisschen zu abseits finde, möchte ich an der Stelle nicht endgültig sagen, aber selbst dann liefe der Track noch als gut gemachter und humoristischer Western-Ausflug.

Fazit:
Man kann es immer übertreiben beim Versuch, ein Album vielseitig als Stunt zu gestalten. Man kann damit auch gewinnen und ganz explizit unterschiedliche Genres pro Song bedienen, wie SLAVES TO FASHION mit „The History Of Heavy Metal“. Bei IRONBITE klingt das Resultat aber weniger nach einem Versuch, sondern nach etwas, das im Songwritingprozess praktisch automatisch geschehen ist, und das ist der Schlüssel zur erfolgreichen Komposition eines Metalalbums, das seine Einflüsse in so vielen Genres findet und dennoch wie aus einem Guss wirkt. Cooles Ding, liebe IRONBITE!

Anspieltipps:
Keine expliziten – den besten Eindruck von „The Great Escape“ bekommt man wohl beim kurzen Antesten verschiedener Songs.

Jannis

RAT ROD – Four On The Floor

Trackliste:

01. Cars, Guitars & Rock N Roll
02. All Or Nothin‘
03. Call Down The Thunder
04. Hella Ride
05. Stole My Soul
06. Motherload
07. Not Your Fool Anymore
08. Ressurected
09. Speed Of Light
10. Knock Em Down

 

Spielzeit: 42:04 min – Genre: Ass Kickin‘ Hard Rock – Label: Shock Records – VÖ: 18.11.2022 – Page: www.facebook.com/ratrodrocks

 

RAT ROD stammen aus Philadelphia, wurden Ende 2016 gegründet und bestehen aus Mike Smith am Gesang, Mark und Brice McCarty an den Gitarren, LJ am Bass und Harry Rosa an der Schießbude. „Four On The Floor“ ist das dritte Album und das hat es in sich. Was erwartet den Hörer, tja es kommt Ass Kickin‘ Hard Rock der dreckig wie Sau ist auf den Teller.

Hier kommt dreckiger und versauter Hard Rock aus den Lautsprechern, in bester AC DC, ROSE TATTOO, AIRBOURNE und RHINO BUCKET Tradition treten einem die Fünf den Hintern blutig. Mikes Stimme hört sich an wie eine Kreuzung aus Brian Johnson, Angry Anderson, Marc Storace, Charlie Huhn und Georg Dolivo. Diese Stimme hörts sich an als wenn sie fertig wäre aber dem ist nicht so, diese ist geradezu perfekt für diese Art Hard Rock. Die Riffs sind sowas von trocken und auf den Punkt gebracht, der Bass macht Druck und die Drums feuern eine Salve nach der anderen ab. Die Produktion klingt sowas von Retro und passt wie die Faust aufs Auge und lässt die Mucke so in einem besonderen Licht erscheinen, genau wie es die Vorbilder auch handhaben.

Mancher wird nun behaupten, nicht Innovativ, nicht Eigenständig, eine Kopie von XYZ, na und warum nicht Hauptsache es bumst an allen Ecken und knallt an allen Enden. Sicher ist es nicht Eigenständig und Einfallsreich aber die Mucke macht einfach Spaß und ist sowas von Party und Biker tauglich, man bekommt Lust auf einen Whiskey/Cola und in einem Bierzelt mit Bikern eine Party zu feiern.

Der Silberling ist für jeden Biker und Jünger der Vergleiche geeignet um eine Party zu feiern und den einen oder anderen Drink zu Genießen.

„Cars, Guitars & Rock N Roll“ es Rollt an allen Ecken und Enden, „All Or Nothin‘“ das nagelt ein AC DC Ei ans Schienbein. „Call Down The Thunder“ was für ein Song, das Richtige für eine Biker Party, „Hella Ride“ ein idealer Opener für eine dreckige Sause.
„Stole My Soul“ ein typischer Rocker wie ihn auch die Vergleiche bringen, „Motherload“ ein dreckiger Blues Rotzer. „Not Your Fool Anymore“ wie eine Dampframme räumt das Ding alles ab was vor die Boxen hüpft, „Ressurected“ so jetzt haben es die Fünf geschafft ich brauche jetzt unbedingt einen gekühlten Bourbon. „Speed Of Light“ das Dingens tritt sowas von in den Hintern, „Knock Em Down“ macht würdig das Licht aus und ich brauche Bourbon Nachschub.

Balle

RIOT IN THE ATTIC – Those Who Don’t Belong

Trackliste:

01. Sin
02. Drag Me Down
03. Soma (Pt. 1)
04. Wandering
05. Interlude
06. And There Was Dust
07. Soma (Pt. 2)
08. All For One
09. Sand
10. Wildlife

 

Spielzeit: 47:00 min – Genre: Hard/Stoner Rock – Label: Monkey Road Records – VÖ: 11.11.2022 – Page: www.faceboook.com/riotintheattic

 

11.11. – Beginn der Karnevalssaison, alle Rheinländer sind seit vormittags besoffen, tragen Swat- oder Ganzkörper-Tierkostüme, brechen in die U-Bahn und hören „Schatzi, schenk mir ein Foto“. Alle Rheinländer? Nicht ganz. Ein kleiner, elaborierter Teil, die Musik-Conniosseure, die intellektuelle Oberklasse, die Genießer der wahren Kunst, haben sich eine Tasse Tee neben ihren Ohrensessel gestellt und erfreuen sich an „Those Who Don’t Belong“, dem neusten Werk ihrer Rhein-Landsleute von RIOT IN THE ATTIC. Die zweite Platte des Trios führt seinen Weg durch die Facetten von Hard, Stoner und ein bisschen Alternative Rock konsequent weiter und macht dabei vieles richtig.
Über jeden Zweifel erhaben ist auf „Those Who Don’t Belong“ die Gitarrenarbeit. Die Riffs sind allesamt Zucker für die Ohren, welches Untergenre sie auch gerade bedienen möchten, die melodischeren Motive ebenso, genau so gehört sich das.
Die Produktion ist stabil, ein Quäntchen Druck hätte man noch reinpacken können und die Vocals etwas voller gestalten können. Letzteres mag eine Stilentscheidung gewesen sein, aber ist dann eben eine, über die nachher jemand in der Rock Garage meckert. Und warum man sich im letzten Song entschieden hat, das Schlagzeug komplett auf den linken Lautsprecher zu legen, will sich beim besten Willen nicht erschließen. Sonst passt die Sache aber, um den staubig-trockenen Rock von RIOT IN THE ATTIC zu transportieren. Der fällt nicht besonders eingängig aus – am „poppigsten“ sind wohl noch die beiden sehr gelungenen Parts von „Soma“ – funktioniert aber bestens in seiner Midtempo-Lastigkeit, die immer wieder mal durch schnellere oder sehr ruhige Parts gebrochen wird. Gerade dann hat die Platte noch einmal mehr Atmosphäre und Charakter, beispielsweise beim Über-Achtminüter „And There Was Dust“, dessen Strophen sehr zurückhaltend und angenehm unangenehm sind, mit kontrastierendem schwer-riffigem langsamem Midtempo-Chorus. Auch das lange Instrumental „Sand“ kann die Aufmerksamkeit des Hörers durchgängig halten, während „All For One“ noch am ehesten wirklicher Lückenfüller ist.
Der Grundstil von RIOT IN THE ATTIC bleibt interessant, schlägt mal in die eine, mal in die andere Richtung aus, mit Melodien, die an Eingängigkeit kratzen, um sie durch kleine Rückzieher dann wieder zu umgehen.

Fazit:
Und damit ist „Those Who Don’t Belong“ trotz ein paar kleiner Schwächen ein echt schönes Ding geworden, das mit Ambitionen und kreativen Visionen konzipiert und umgesetzt wurde. Wer also tendenziell was mit schön trockenen Gitarren in seinem Rock anfangen kann, kriegt hier ein spannendes Stück Underground, das ihm einiges bieten kann, was sich an der Oberfläche nicht finden lassen würde.

Anspieltipps:
„Soma“ Part 1 und 2, „And There Was Dust“ und „Sand“

Jannis

SILVER PHANTOM – Crimson Cabaret

Trackliste:

01. Crimson Cabaret
02. Foreshadowed
03. Black Lady
04. Shapeshifter
05. Circle Of The Serpent
06. Undying Gods
07. Thrill Thrashing Light
08. Parasite Spirit
09. We Sing Along

 

 


Spielzeit:
45:30 min – Genre: Classic Heavy Rock – Label: UPRISING! Records – VÖ: 28.10.2022 – Page: www.facebook.com/SilverPhantomMusic

 

Man sollte als Band generell vorsichtig sein, wenn man in seiner „Für Fans von“-Rubrik nur absolute Legenden anzugeben gedenkt. Denn an denen wird man dann gemessen und sieht sich dann ggf. als kleine Band mit 1500 Facebook-Followern plötzlich extremen Erwartungen ausgesetzt. Dann wiederum, im Fall von SILVER PHANTOM – was will man machen? Dann schauen wir halt mal auf den Vergleich. Die Dänen haben mit „Crimson Cabaret“ nun ihr erstes Album veröffentlicht und geben an besagter Stelle unter anderem GHOST und ALICE COOPER an. Und ja, es ist verständlich. Neun Songs mit hörbarem Theatralikfaktor erwarten die Hörer, verpackt im Retro-Hard/Classic-Rock-Gewand, mit ein bisschen Okkultheit, ein paar Doom-Anleihen, ordentlich produziert, gespielt und gesungen, angereichert durch zeitweise breite Backing Vocals und ein bisschen Orgel. Nun darf man aber „Für Fans von“ nicht mit „Klingt wie“ verwechseln. Was SILVER PHANTOM mit GHOST verbindet, sind Fragmente ihres Stils. Insbesondere die Riffarbeit fällt hier auf, die die Gesangsmelodien immer wieder kreativ in einen neuen Kontext rückt, im Sinne der Musik gegen den Rest arbeitet und oftmals selbst abstraktere Melodien schafft, die mit denen der Vocals auf unvorhersehbare Weise zusammenpassen. Das Songwriting der Gesangsmelodien selbst ist oft weniger eingängig als das von GHOST, arbeitet aber ebenfalls mit den Möglichkeiten, die es bietet, mal über den Tellerrand seiner Tonart hinauszuschauen. Und Drums und Bass haben ebenso ihren Spaß – kaum ein Part, der auf „Crimson Cabaret“ von ihrer Seite einfach zweckmäßig begleitet werden würde, ohne irgendeinen kleinen Twist zu bieten.
All das geschieht in der rockigen Spielfreude eines 70er Jahre ALICE COOPERs, mit dem man sich ein Faible für gewisse kleine Wendungen und Melodieentwicklungen teilt. Letztendlich ist die Platte damit eben tatsächlich für Fans dieser Beiden, aber eben nur dann, wenn sie auch das mögen, was SILVER PHANTOM an sich so machen. Und das ist ziemlich unterhaltsamer, okkult angehauchter klassischer und leicht doomiger Heavy Rock, der manchmal mit seinen kreativen Entscheidungen je nach Geschmack über’s Ziel hinausschießt. So gaukelt beispielsweise „Undying Gods“ seinen Hörern Eingängigkeit vor, während es an sich eher schwer verdaulich ist (kann man geil finden, oder nicht so, ich mag’s) Und an einigen Stellen, insbesondere in Refrains, entscheidet sich „Crimson Cabaret“ dafür, Erwartungen zu brechen und einem geilen Chorus eine überraschende Wendung zu verleihen, wobei zumindest in meinen Augen geil hier häufig höher zu werten wäre als überraschend.

Fazit:
Ja, vielleicht ist meine Hauptkritik an SILVER PHANTOM, dass ich mir ein bisschen mehr Eingängigkeit wünsche (darf man das als Rock/Metal-Rezensent?). Mehr Songs wie die großartigen „Circle Of The Serpent“ und „Parasite Spirit“ (wobei letzterer ein wenig unter dem oben beschriebenen Chorus-Überraschungs-Gedanken leidet). Man sollte als Rockfan „Crimson Cabaret“ mal gehört, zumindest angetestet haben. Wenn man der Typ dafür ist, dann bekommt man was echt Besonderes und hat vielleicht das Glück, live dabei zu sein, wenn eine interessante Band demnächst mit Album Nr. 2 so richtig in einem geilen Stil ankommt!. Spaß macht es zweifelsohne jetzt schon!

Anspieltipps:
„Circle Of The Serpent“, „Parasite Spirit“, „Undying Gods“ und „Shapeshifter“

Jannis

MIDNIGHT RIDER – Beyond The Blood Red Horizon

Trackliste:

01. Beyond The Blood Red Horizon
02. Majestic Warfare
03. No Man’s Land
04. Time Of Dying
05. Intruder
06. No Regrets
07. Rising Dawn
08. Demons
09. Your Parole
10. Always Marching On

 

Spielzeit: 41:21 min – Genre: Classic Heavy Rock – Label: Massacre Records – VÖ: 07.10.2022 – Page: www.facebook.com/midnightrider.officialband

 

Im festen Glauben daran, seine Rezension über MIDNIGHT RIDER mit den Worten „MIDNIGHT RIDER aus den USA“ zu beginnen, checkt man kurz die Herkunft der Truppe auf der Encyclopaedia Metallum und darf erstaunt feststellen, dass das Quartett keine 50 Kilometer entfernt von einem in Koblenz sitzt. Nun, hallo Nachbarn!
Also: MIDNIGHT RIDER aus den USA aus Koblenz haben jüngst ihr zweites Album „Beyond The Blood Red Horizon“ veröffentlicht und Cover sowie Band- und Albumname lassen entweder auf Synthwave oder Retro Heavy Metal schließen. Letzteres ist der Fall und der wird auf der Platte über eine knappe Dreiviertelstunde und zehn Songs zelebriert. Als 70es-orientiert beschreibt man sich im Promotext, nennt Einflüsse wie BLACK SABBATH, LED ZEPPELIN aber auch JUDAS PRIEST und RAINBOW. Das trifft’s ziemlich gut. MIDNIGHT RIDER verbinden die psychedelisch/stonerig/bluesig/doomigen Trademarks der ersten beiden Bands mit dem straighten Rockanteil der letzteren beiden, immer schön rifforientiert und getrieben von Sänger Waynes beachtlichen und sehr passenden Vocals. Schwerpunkte fallen ja nach Song unterschiedlich aus: Während „Time Of Dying“ die SABBATH-Seite der Band präsentiert und über größere Teile sehr zurückhaltend stimmungsvoll ausfällt, gibt es bei „Demons“ klassischen Hard Rock in Reinform. Kompositionstechnisch sind MIDNIGHT RIDER absolut souverän in den gewählten Genres unterwegs, wissen, welche Art von Riffs zu welchem Beat und mit welcher Bassuntermalung auf welchen Melodien wie und in welchen Strukturen eingesetzt werden muss, um die härtere Musik der 70er authentisch umzusetzen. In der ersten Hälfte von „BTBRH“ dominiert dabei der SABBATH/ZEPPELIN-Faktor etwas mehr, mit meditativ ausrastenden Gitarrensoli und allem, was dazugehört, und macht die Hälfte des Albums subjektiv etwas stärker, weil vereinnahmender.
In der zweiten Hälfte fehlt teils verstärkt der Faktor des Neuen, hier verlassen sich MIDNIGHT RIDER etwas zu sehr auf das Authentizitäts-Verkaufsargument, aber im Mindesten authentisch umgesetzt sind auch diese Songs – und immer wieder auch mehr als das, siehe besagtes „Demons“.
Die Ambition, zur weiteren Authentisierung (sagt man das so?) ausschließlich analoge Aufnahmemethoden zu verwenden, ist in Zeiten absoluter Digitalisierung spannend, allerdings hätte der Sound von „BTBRH“ durchaus noch ein wenig Feinschliff vertragen können, fällt er doch bei höheren Hörlautstärken ein wenig beißend aus, während die Bassdrum hinter dem Rest tendenziell untergeht – mehr, als sie es bei einem 70er-Rock-Album eigentlich tun würde.

Fazit:
Durchgängig hoher, gut umgesetzter Retro-Faktor, starke erste (und immer noch hochwertige zweite) Hälfte, respektable Aufnahme-Umstände – für die, die es gerne explizit oldschool mögen und dabei über kleinere Schwächen gerne hinwegsehen, ist „Beyond The Blood Red Horizon“ ein Album, von dem man sich selbst mal ein Bild machen sollte!

Anspieltipps:
„No Man’s Land“, „Time Of Dying“ und „Demons“

Jannis

STATEMENT – Dreams From The Darkest Side

Trackliste:

01. Don’t You Hide It
02. The Reaper
03. Dreams From The Darkest Side
04. Sacrifice
05. Lifeline
06. Here I Am
07. Beyond Control
08. Escaped
09. Indestructible
10. Fade Away

 

Spielzeit: 46:27 min – Genre: Heavy Rock – Label: Mighty Music – VÖ: 07.10.2022 – Page: www.facebook.com/StatementDK

 

Sparen wir uns einen billigen Eingangsgag der Marke „Das Album ist mal ein ziemliches STATEMENT“ – naja, nun ist es doch irgendwie passiert.

Okay, neuer Versuch.

STATEMENT sind eine dänische Heavy-Rock-Band, die ich bislang nicht auf dem Schirm hatte, nach kurzem Antesten des schön melancholischen und edel geschriebenen „Dreams From The Darkest Side“ aber gerne zum Rezensieren übernahm. Viel falsch machen konnte man bei dem ersten Eindruck eigentlich nicht (Der Track ist mit seinem Mix aus cleanen Gitarren, harten Parts, seinen schönen Melodien und seiner dichten Atmosphäre schonmal ein klarer Anspieltipp). Die Vocals klingen genau so, wie man sie von einer guten schwedischen Hard/Heavy-Rock-Band erwartet, der Sound sitzt bestens und die Komposition ist nicht 08/15.
Überraschung: Das ist beim Rest des Albums nicht anders. Seit 2014 hat das Quintett nun insgesamt vier Alben veröffentlicht und eine mächtige Professionalitätsstufe erreicht, ohne seine Frische dabei zu verlieren. Ganz ohne Keyboards (so ich nichts überhört habe) und nur ganz selten mal mit ergänzenden Instrumenten unterwegs (Streicher bei „Sacrifice“ oder ein Tamburin) liefert man ziemlich genau das, was ein abwechslungsreiches melodielastiges Hard/Heavy-Rock-Album ausmacht.
Dabei ist „Don’t You Hide It“ als Opener noch einer der gewöhnlicheren Songs, der aber bereits gut Bock auf mehr zu machen vermag. „The Reaper“ kommt im Anschluss erfreulich stumpf (die geile Art von stumpf) daher und „Sacrifice“ wirkt ein bisschen so, als hätten THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA einen Song gemacht, der klingen soll, als sei er aus dem Jahr 2022. „Lifeline“ packt die poppigeren AOR-Vibes im Chorus aus, „Beyond Control“ überzeugt mit smoother, sehr gelungener Strophe und hartem Kontrastrest, „Fade Away“ ist die gänsehautige Feuerzeugschwenk-End-Ballade mit viiieel Emotion – praktisch jeder Track auf „Dreams From The Darkest Side“ hat seinen individuellen Charakter, ohne aus dem Album herauszufallen. Das Songwriting ist absolut im Sinne des Genres, bedient sich dabei aber einer großen Menge von Optionen, der Härtegrad schwankt zwischen entspannt rockig und ziemlich heavy. Alles Dinge, für die man STATEMENT echt loben kann.

Fazit:
Und groß kritisieren will ich gar nicht. Das ist die Rock Garage hier. Die Leute, die das hier lesen, mögen Hard Rock und Heavy Metal und „Dreams From The Darkest Side“ ist ein Album, das Euch eine gute Zeit bereiten wird. So einfach ist das!

Anspieltipps:
„Dreams From The Darkest Side“, „Sacrifice“, „Lifeline“ und „Beyond Control“

Jannis

BLUE 46 – Blue 46

Trackliste:

01. Breakdown The Fire
02. Timless Night
03. Tales
04. Edge Of It All
05. Flying
06. Better Woman
07. Back Against The Wall
08. Figure
09. Taste Of Tears
10. Blue Dawn
11. Crazy Day

Spielzeit: 43:35 min – Genre: Melodic Hard Rock – Label: Double O Records – VÖ: 1991 – Page:

Ein Blick zurück in das Jahr 1991 und man landet in der Schweiz bei der Band BLUE 46. Wie so oft spielte hier der Zufall die Hauptrolle. Auf der Suche nach neuer guter Mucke und Bands stieß ich auf der Seite Heavyharmonies auf dieses kleine Juwel aus unserem Nachbarland. Durch die positiven Beiträge fing ich an nach dem Album zu suchen und wurde fündig. Was kann man von BLUE 46 erwarten, eigentlich ganz simpel, sehr gut gemachten Melodic Hard Rock mit Frau am Mikrofon.

Zum Lineup gehörten damals Karen Sambrook am Mikro, Robert Wuergler an den Gitarren, Roly Scheck an den Keyboards, Beat Moeckli an Bass und Urs Rothenbuhler an den Drums.

Der Sound geht in Richtung BAD SISTER, BLONDE ON BLONDE, JACKIE BODIMEAD, CHEZ KANE, härtere ERIKA und PERFECT CRIME und FIGHTER V mit Frontfrau, also bester Femalefronted Melodic Hard Rock aus Europa. Besser geht fast nicht, die Stimme von Karen hört sich an wie eine Mischung aus Lauralei Combs (BEG BORROW & STEAL), ERIKA, Bente Smaavik (BLONDE ON BLONDE, PERFECT CRIME) und LENITA ERICKSON. Diese Stimme ist geradezu ideal für die Mucke der Band. Die Gitarren spielen mit der Stimme die Hauptrolle unterstützt von den Keys um so eine Wand zu erzeugen. Der Bass und die Drums halten sich unspektakulär im Hintergrund und lassen den anderen den Vortritt.

Die Songs sind alle mit Melodie, Hooks und starken Mitsingrefrains, saugeilen Vocals und Instrumentierung ausgestattet, man meint hier und da mal die eine oder andere Akkord Folge schonmal wo gehört zu haben. Aber dieses Gefühl hat man öfters nicht nur auf diesem Album und dieses Gefühl stört nicht im Geringsten.

Die Band hat nichts verkehrt gemacht, außer dass dieses Album im Jahr des Erbebens von Seattle veröffentlicht wurde. Es ist schon schade wie NIRVANA und CO damals die Musiklandschaft zum Einsturz brachten und solche Juwelen dabei unter gingen. Es war damals nur noch Deprimucke angesagt, gute Laune Musik wie hier zu finden ist wurde aus den Radiosendungen verbannt, neue und aufstrebende Künstler mit viel Talent wurden sträflich übersehen und so zu einem Schattendasein verdammt. Irgendwie ist das Album damals auch an mir vorüber gegangen, und wäre es auch fast in der Versenkung geblieben wenn es Heavyharmonies nicht geben würde. Auf verschieden Seiten ist entweder ein Album oder zwei gelistet ich kenne nur dieses, und kann deshalb keine verlässliche Aussage über die Veröffentlichungen von BLUE 46 tätigen

„Breakdown The Fire“ eröffnet kräftig das Album mit geilem Refrain, „Timless Night“ ein cooler Rocker. „Tales“ kommt mit schrägem Riffing, „Edge Of It All“ ein geiler Me-lodic Rock Song. „Flying“ hier spielt sich der Bass ein wenig in den Vordergrund, „Better Woman“ mit herrlich schrägen Riffs. „Back Against The Wall“ genau so sollte ein Song sein, „Figure“ das nächste Highlight. „Taste Of Tears“ ein coole Ballade, „Blue Dawn“ ein kurzes Intro mit Liveatmosphäre, „Crazy Day“ gibt zum Schluss nochmal Vollgas.

Balle

DAMN!ESCAPE – Devil’s Friend

Trackliste:

01. Flagship
02. Brother
03. Devil’s Friend
04. Bang Bang
05. Winner
06. Runaways
07. If I Had A Gun
08. Watch Me Rise
09. Fighting Dog
10. Hero

 

Spielzeit: 37:10 min – Genre: Hard Rock – Label: Eigenveröffentlichung – VÖ: 14.10.2022 – Page: www.facebook.com/damnescape

 

Immer wieder mal flattert eine Bewerbung von einer Band in die Garage, die ggf. noch nicht einmal ein erstes Album draußen hat, aber bereits sehr vielversprechend rüberkommt. MULBERRY SKY wären so ein Beispiel, die kürzlich noch gemeinsam mit DAMN!ESCAPE auftraten, die – ebenfalls so ein Beispiel sind. Zwei EPs hat das Quartett aus Lüneburg bereits veröffentlicht, dazu ein paar Singles und Videos. Nun ist es Zeit für das erste richtige Album, „Devil’s Friend“. Großer Respekt muss dabei schon einmal für die Produktion verteilt worden, für die sich Lasse Lammert von den LSD Studios verantwortlich zeigt. Hat Druck, ist klar, sauber aber angemessen dreckig produziert, mit gut gemachten Vocals – gar nix zu meckern.
Weiterer Respekt für die Arbeit der einzelnen Musiker. Die Gitarrenriffs sind simpel klassisch, aber mit Charakter und mit Liebe erarbeitet, Bass und Drums agieren absolut im Sinne des Spirits der einzelnen Songs und der Gesang ist raus und on Point.
Dazu kommen Kompositionen, die nahelegen, dass das Quartett eine einige und langjährige Beziehung zu Classic und Hard Rock hat – und damit ist „Devil’s Friend“ zweifelsohne schonmal ein echt schönes klassisches Rockalbum.
Hervorstechende Songs: Zum einen das vergleichsweise balladige „Runaways“, das gefühlvoll nachdenklich daherkommt und dann mit toller Melodieführung im Chorus fett-feierlich für Gänsehaut sorgt. Radiohit im besten Sinne. „If I Had A Gun“ ist mit über sechs Minuten der längste Track des Albums und mit seinen Brüchen in Tempo und Stimmung äußerst unterhaltsam. In eine ähnliche Kerbe schlägt das detailverliebte finale „Hero“, das leicht nachdenklich ein würdevolles Ende von „Devil’s Friend“ darstellt. Und vom biestigen „Flagship“ kann man sich direkt hier weiter unten selbst überzeugen, wenn man sich denn für imstande hält, dieses Maß an Coolness zu verkraften.
Einige andere der Songs auf der Platte sind straighter und simpler gehalten, so dass es mir ab und an doch mal am nötigen Bonusquäntchen Substanz fehlt. Klar braucht dieses Genre keine progressiven Melodieführungen, aber gerade bei den vier eben genannten Songs haben DAMN!ESCAPE durchaus bewiesen, dass sie ein wenig mehr Komplexität echt gewinnbringend einzusetzen vermögen. Aber das ist natürlich auch ein Ding der Erwartungshaltung, die man an „Devil’s Friend“ hat.

Fazit:
Und als klassisches No-Bullshit-Rockalbum mit mächtig Groove, Löchern in den Jeans und ohne jeglichen Rollkragenpullover macht das Debüt von DAMN!ESCAPE einen absolut sauberen Job – ohne auch nur ansatzweise den Eindruck zu machen, es handele sich hierbei um ein Debüt!

Fazit:
„Runaways“, „If I Had A Gun“, „Hero“ und „Flagship“

Jannis