LORDI – Screem Writers Guild

Trackliste:

01. Dead Again Jayne
02. SCG XVIII: Nosferuiz Horror Show
03. Unliving Picture Show
04. Inhumanoid
05. Thing In The Cage
06. Vampyro Fang Club
07. The Bride
08. Lucyfer Prime Evil
09. Scarecrow
10. Lycantropical Island
11. In The Castle Of Dracoolove
12. The SCG Awards
13. Heavengeance
14. End Credits

Spielzeit: 55:14 min – Genre: Heavy Rock – Label: Atomic Fire Records – VÖ: 31.03.2023 – Page: www.facebook.com/lordiofficial

 

Erinnert Ihr Euch noch, als LORDI 2021 sieben Alben auf einmal veröffentlicht haben? Heftige Sache immer noch. Nun hat das Monsterquintett aus Finnland seinen Output wieder auf normalsterblich runtergefahren und schenkt uns mit „Screem Writers Guild“ ganz klassisch – ein einzelnes Album, das auf eine CD passt und das ist, was die Truppe am liebsten macht: schöner, 80er-inspirierter Hard Rock mit fetten Melodien, Keyboards, der unverwechselbaren Stimme von Mr. Lordi und Horrorelementen und -thematiken. Gut, runtergefahren ist vielleicht das falsche Wort, gebündelt trifft es eher. Schließlich war „Lordiversity“ eine wahnsinnige Leistung, aber das Songwriting tendenziell doch etwas hastiger und austauschbarer angesichts der schieren Masse an Songs. „Screem Writers Guild“ konzentriert die Kräfte der Band – mit neuem Gitarristen namens Kone – also wieder gewohnt auf 14 Songs, mit starker Produktion und konstruktiver Gitarrenarbeit mit eigenem Charakter, aber im Sinne der Musik der Band (Das Solo beim Opener „Dead Again Jayne“ ist eine hammerharte erste Meldung).
Musikalisch gibt es die ein oder andere Überraschung, zum Beispiel das feierlich-nachdenkliche „End Credits“, das auch textlich nicht typisch LORDI ist. „Vampyro Fang Club“ ist kompositorisch fast AOR und sehr spaßig, „The Bride“ ist die wohl schnulzigste Ballade, die LORDI je komponiert haben (ich unterstelle ihnen dabei eine gewisse Ironie, also mag ich’s). „Lycantropical Island“ ist ebenfalls erfrischend feelgood, und mit „SCG XVIII“ und „The SCG Awards“ gibt es ein witziges Intro und ein extrem blöd lustiges kleines Zwischenhörspiel. Die schwächeren Songs auf „Screem Writers Guild“ sind ausgerechnet der Opener und die erste Single „Lucyfer Prime Evil“ und eigentlich nur deshalb schwächer, weil ihnen das gewisse Etwas fehlt, das sie von anderen LORDI-Songs mit ihren typischen Wendungen unterscheidet. Die besseren Songs fahren das Extra-Quäntchen an Atmosphäre, coolen Wendungen und Ideen oder einfach kleinen unterhaltsamen Gimmicks auf und machen erfreulicherweise den größten Teil der Platte aus. Dass „Screem Writer’s Guild“ sozusagen konventioneller ausfällt als „Lordiversity“, ist hier eindeutig positiv. Man merkt deutlich, dass mehr Arbeit und Gedanken in die einzelnen Songs investiert werden konnten, und so beeindruckt ich von dem Sieben-Alben-Mammut war und bin: Schön zu hören, das LORDI nun zurück auf alten Wegen sind. Als nächstes dann bitte „Demonarchy 2“!

Fazit:
Zurück zu alten Stärken, mal wieder mit neuen Mitgliedern. „Screem Writers Guild“ ist ein absolut würdiges LORDI-Album, das die Stärken und Charakteristika der Band beinhaltet, ohne sich auf ihnen auszuruhen. Aber ist halt auch sehr selten, dass die Monster irgendwie enttäuschen.

Anspieltipps:
„Unliving Picture Show“, „Inhumanoid“, „Lycantropical Island“ und „Thing In The Cage“ (Albumversion, alleine schon wegen des Intros)

Jannis

LORDI – Lordiversity

Band: Lordi
Album: Lordiversity
Spielzeit: 284:32 min (wirklich)
Stilrichtung: Gute Frage.
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 26.11.2021
Homepage: www.facebook.com/lordiofficial

Okay, gut.

Okay.

Packen wir’s an.

Warum ist die Rezension so lang?
Weil das Album auch so lang ist. Wenn LORDI das dürfen, darf ich das auch.

Was ist der Stand der Dinge?
LORDI haben sich am ersten April mit der Ansage gemeldet, dass sie übrigens vier Alben auf einmal rausbringen. Dann alle so “Das ist doch kein guter Aprilscherz, Leute, dann enttäuscht Ihr uns ja am zweiten April”, und dann verkünden LORDI einen Tag später, dass das tatsächlich Blödsinn war, weil sie eigentlich sieben Alben auf einmal rausbringen. Was geht.

Warum sieben Alben?
Weil LORDI als letztes “Killection” rausgebracht haben, das ein Best-Of-Album mit Hits der “frühen” LORDI darstellen sollte. Allerdings war es ein normales Album, das einzelne Songs in unterschiedlichen Stilen beinhaltete, die Lordi im „Killection“-Narrativ vor ihrer eigentlichen Zeit angeblich herausgebracht haben; also einen aus ihrer Industrial-Ära, einen aus ihrer Disco-Ära etc. Schönes Konzept, besonders, wenn man dann noch bei den Aufnahmen und dem erzeugten Sound recht authentisch arbeitet und die Klangfacetten der Songs jeweiligen Klanglichkeiten von Songs aus der entsprechenden Zeit angleicht. War cheesy, halb authentisch und halb witzig. Die sieben Alben von “Lordiversity” stellen nun jene Alben der Band vor ihrer realen Discografie dar, die in „Killection“ zusammengefasst werden. Laut Mr Lordi sollten es zehn werden, das Label handelte ihn auf sieben runter.

Worin unterscheiden sich die Alben?
Grob gesagt, im Grundstil. “Sceletric Dinosaur” ist mehr oder weniger 70s Hard Rock, “Superflytrap” ist Disco, “The Masterbeast From The Moon” ist Progressive Rock, “Abusement Park” ist 80s Heavy Metal, “Humanimals” irgendwo zwischen 80s Hard Rock und AOR, “Abracadaver” ist 80s/90s Heavy/Thrash Metal und “Spooky Sextravaganza Spectacular” ist Industrial Metal. Wie die Songs auf „Killection“ unterscheiden sich auch die Alben deutlich in ihrer Produktion, in der Instrumentierung und den Kompositionen.

Was sagt man erstmal dazu?
Ganz klar: großen Respekt für diesen Aufwand! Sieben Artworks, sieben liebevolle, ganz unterschiedliche Intros, 70 Songtexte, 70 Songwritings, so viel Produktionsaufwand und viel Hingabe, um sich in die unterschiedlichen Stile derartig reinfühlen zu können. Klar, Corona sorgt dafür, dass so manche Musiker plötzlich mehr Zeit für Alben haben, aber sieben (noch einmal: SIEBEN, in Zahlen: 7) derartig konzipierte Alben auf einmal nach einem zwei Jahre zuvor veröffentlichten Vorgängeralbum sind brutal. Und ganz davon abgesehen: Die Idee ist grandios und zeugt davon, dass LORDI, wie schon länger immer wieder sichtbar, neue Ebenen von kreativer Arbeit mit in ihre Alben integrieren – nicht unbedingt hinsichtlich der einzelnen Songs, sondern eben der Albumkonzepte.

Aber wie ist denn sowas möglich in so kurzer Zeit?
Aaaaaha, und hier kommen wir nun zur Kritik. “Lordiversity”s Konzept ist Fluch und Segen gleichermaßen. Segen, weil die Idee, eine zuvor etablierte fiktive Reihe von Alben tatsächlich real werden zu lassen, halt einfach saugeil ist. Fluch, weil sie eine derartige Masse an Arbeit mit sich zieht, dass man entweder einige Jahre mehr braucht, um sie wirklich so liebevoll wie normale Alben auszuarbeiten, oder dass bei einer Arbeitsdauer von unter zwei Jahren die fehlende Liebe in den einzelnen Songs hörbar wird.
Seien wir ehrlich: Alleine ein 45-Minuten-Prog-Rock-Album benötigt, wenn es Tiefgang haben und tatsächlich in gutem Maße durchdacht sein soll, mindestens seine zwei bis drei Jahre, auf “Lordiversity” ist es eins von sieben und bekam vermutlich maximal vier Monate. Und so bewegt man sich oftmals an der Oberfläche der Stile, legt den Fokus darauf, dass das jetzt eben klingt wie Disco oder thrashigherer Heavy Metal, ohne die Facetten der einzelnen Stile so zu nutzen, so umzusetzen und mit Details anzureichern, wie man es von einem Einzelalbum einer Band des entsprechenden Genres erwarten würde. Und dann legt man beim finalen Chorus eben nicht noch eine zusätzliche Stimme drauf oder ändert die Vocalline noch ein bisschen ab, einfach, weil man noch 77 andere Tracks aufnehmen muss und „das schon so passt“.

Bedeutet?
Viele der Songs klingen nach “Kann man so lassen”-Stadium, haben stiltypische Melodieführungen, sind damit aber eben eher basic und lange nicht das, was LORDI mit mehr Zeit aus ihnen hätte machen können. Negativ fällt das am allermeisten beim Disco-Album auf, bei dem man sich offensichtlich auf die Reproduktion von absoluten Genrekonventionen verließ, da eben eine wirkliche Einarbeitung in die Möglichkeiten eines Genres zur selbstständigen Reproduktion mehr Zeit benötigt, als vorhanden war.

Was hätte man also besser machen können?
Weniger am Prinzip “Wir müssen jetzt wirklich vollständige Alben machen” festhalten. Klar ist das verlockend, ein (mindestens nahezu) einzigartiges Konzept und eine Herausforderung. Aber hätte man zum Beispiel Promo damit gemacht, dass man zwei Jahre lang alle auffindbaren Songs der verschollenen frühen Alben der Band zusammengesucht hätte, und pro Stil nur fünf Songs releast hätte, die dafür aber mit doppelt so viel Liebe gemacht, wäre niemandem ein Zacken aus der Krone gebrochen und das Ding wäre kurzweiliger, kompakter und smarter geworden. Ernsthaft, der Discotrack auf “Killection” war ein Witz und funktionierte bestens. Aber ein Witz wird nicht besser, wenn man ihn über eine halbe Stunde durchgängig immer wieder erzählt. Und das musste in LORDIs Augen nun scheinbar passieren – aus Prinzip eben. Sollen ja sieben Alben werden.

Also ist “Lordiversity” nun nicht gut?
Nee, so will man das auch nicht sagen. Wie erwähnt: Das Ding ist ein Stunt, ein Experiment, das in seinem Konzept und seiner Umsetzung insgesamt echt einmalig, interessant und stark ist – und man kann davon ausgehen, dass LORDI in Zukunft nicht darauf bauen, alle zwei Jahre immer mehr Alben gleichzeitig zu veröffentlichen, sondern beim nächsten Release wieder auf Ein-bis-zwei-CD(s)-Länge gehen, weil sie um die Probleme der Sieben-Alben-Herangehensweise wissen. Aber alleine als das, was es ist, hat das Ding Respekt verdient und ist, muss man halt auch wirklich anerkennen, viel besser als das, was andere mit dem gleichen Konzept hinbekommen hätten.

Und außerdem…
…muss man sagen, dass doch so einiges auch musikalisch wirklich gelungen ist. “Abusement Park” und “Humanimals” arbeiten mit den Stilen, in denen LORDI am ehesten zuhause sind, und das merkt man ihnen an. “Humanimals” ist wirklich fett und ginge auch einzeln beinahe als vollwertiges Album durch, “Abusement Park” fühlt sich auch sehr wohl mit dem, was es tut. “The Superbeast From The Moon” zeigt an so einigen Stellen, wozu LORDI in Sachen Songwriting eigentlich im Stande sein könnten. Das Ding mit einer zweijährigen Ausarbeitungsphase und etwas mehr LORDIscher Härte wäre Der. Shit. Denn ehrlich, wenn Du nicht übertriebene Songwriting-Skills in Dir verbirgst, haust du so ein Teil nicht in so kurzer Zeit einfach mal raus, wissen doch auch LORDI, dass das das Album auf „Lordiversity“ ist, bei der durchdachteres Songwriting am unumgänglichsten ist.
Zurück zum Thema: Und vom Rest der Subalben kann man sich immerhin jeweils 50 beliebige Prozent der Songs geben, bevor sie sich abnutzen. Insgesamt hat man sich über die nämlich auch Gedanken gemacht, nur über die einzelnen Songs eben nicht wesentlich mehr, als nötig.

Fazit:
Welches Deiner Kinder feierst Du mehr? Das, das am Strand eine wunderbar detailreiche kleine Sandburg mit vielen Türmchen baut, oder das, das Dir eine zweistöckige, begehbare und ein bisschen schräge Sandburg mit weniger Türmchen baut? Genau, beide haben ein Eis verdient. Ich habe den schweren Verdacht, dass “Lordiversity” kein Album ist, das aus 70 Hits bestehen soll, die allesamt in die Live-Setlists der nächsten 20 Jahre einfließen. Nein, Hits auf dem Niveau finden sich auf diesen Platten praktisch gar nicht. “Lordiversity” ist ein “Komm, lass mal was richtig Unerwartetes machen”-Album, das aus Corona-Langeweile entstand und wahnsinnig viel Herzblut auf wahnsinnig viele Tracks verteilen musste. Keiner aus der Band wird sich gedacht haben “Wir können in zwei Jahren sieben Alben machen, die in ihrer Qualität mit Einzelalben anderer Bands der gewählten Genres mithalten können”. Das war nicht der Punkt und das sollte auch nicht der Anspruch der Hörer an “Lordiversity” sein.
Nehmt dieses Bollwerk, staunt über den monströsen Aufwand und das saucoole Konzept dahinter, schreibt Euch beim ersten Hören für jeden Song eine Eins-bis-Zehn-Bewertung auf und packt dann alles über sechs in eine Playlist. Und wenn Ihr es ganz hören wollt, traut Euch, auch mal zu skippen, bevor es nervig wird. Dann habt Ihr das, was “Lordiversity” mit etwas mehr Scheißen auf das Konzept hätte sein können – und als Fans von LORDI oder als Freunde von kreativen musikalischen Konzepten habt Ihr eine Menge Spaß mit einem Teil der Songs, ohne Euch von einer größeren Menge an Lückenfüllern langweilen zu lassen. Ich meine, Songmaterial ist ja genug da.

WERTUNG: Ich kann das nicht bewerten. Wie soll man das bewerten? Bitte scrollt weiter.

Trackliste:

-Skeletric Dinosaur-
01. SCG Minus 7: The Arrival
02. Day Off Of The Devil
03.Spitfire
04. Maximum-O-Lovin
05. The King On The Head Stakers Mountain
06. Carnivore
07. Phantom Lady
08. The Tragedy Of Annie Mae
09. Blow My Fuse
10. Beyond The Isle Was Mary
-Humanimals-
01. SCG Minus 3: Scarctic Circle Telethon
02. Borderline
03. Victims Of The Romance
04. Heart Of A Lion
05. The Bullet Bites Back
06. Be My Maniac
07. Rucking Up The Party
08. Girls In A Suitcase
09. Supernatural
10. Like A Bee To The Honey
11. Humanimal
-Superflytrap-
01. SCG Minus 6: Delightful Pop-Ins
02. Macho Freak
03. Believe Me
04. Spooky Jive
05. City Of The Broken Hearted
06. Bella From Hell
07. Cast Out From Heaven
08. Gonna Do It (Or Do It And Cry)
09. Zombimbo
10. Cinder Ghost Choir
-Abracadaver-
01. SCG Minus 2: Horricone
02. Devilium
03. Abracadaver
04. Rejected
05. Acid Bleeding Eyes
06. Raging At Tomorrow
07. Beast Of Both Worlds
08. I’m Sorry I’m Not Sorry
09. Bent Outta Shape
10. Evil
11. Vulture Of Fire
12. Beastwood
-The Masterbeast From The Moon-
01. SCG Minus 5
02. Moonbeast
03. Celestial Serpents
04. Hurricane Of The Slain
05. Spear Of The Romans
06. Bells Of The Netherworld
07. Transmission Reply
08. Church Of Succubus
09. Soliloquy
10. Robots Alive
11. Yoh-Haee-Von
12. Transmission On Repeat
-Spooky Sextravaganza Spectacular-
01. SCG Minus 1: The Ruiz Ranch Massacre
02. Demon Supreme
03. Re-animate
04. Lizzard Of Oz
05. Killusion
06. Skull And Bones (The Danger Zone)
07. Goliath
08. Drekavac
09. Terror Extra-Terrestical
10. Shake The Baby Silent
11. If It Ain’t Broken (Must Break It)
12. Anticlimax
-Abusement Park-
01. SCG Minus 4: The Carnival Barker
02. Abusement Park
03. Grrr!
04. Ghost Train
05. Carousel
06. House Of Mirrors
07. Pinball Machine
08. Nasty, Wild & Naughty
09. Rollercoaster
10. Up To No Good
11. Merry Blah Blah Blah

 

Jannis

LORDI – Killection

Band: Lordi
Album: Killection
Spielzeit: 52:40 min
Stilrichtung: Heavy Rock
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 31.01.2020
Homepage: www.lordi.fi

LORDI sind schon eine Ausnahmeerscheinung. Die schwächsten Alben der Band sind immer noch starke Hard-Rock-Alben mit viel 80er-Einfluss, wohliger Gruselatmosphäre und Texten, die in ihrer Erzählweise und mit ihrem schrägen Humor denen eines ALICE COOPER in nichts nachstehen. Seit in letzter Zeit auch die Produktion absolut amtlich ausfällt (und nicht mehr so grausam verwaschen wie bei “To Beast Or Not To Beast”), kann man die Platten der Finnen eh blind kaufen, bekommt mindestens gute Unterhaltung und manchmal, wie mit der Überraschung von “Demonarchy” ,was höchst Geiles.
Haltet Euch fest, meine Freunde, mit “Killection” gibt es nun ein Album, das “Demonarchy”-Qualitäten erreicht, denn LORDI hatten mal wieder Bock auf was Neues abseits ihres Trademark-Sounds.
Nun gibt es also ein BestOf-Album der Band, die 1992 gegründet wurde und 2002 ihr offizielles Debut releaste – aber ein BestOf aus der Lordizeit seit den frühen 70ern, mit aktuellen, 2019 geschriebenen Songs im musikalischen Gewand der angeblichen Releasezeit. Das wird verpackt in das Konzept einer Radiosendung, die sich in kurzen Zwischenhörspieltracks (Vier SCG 10s dieses Mal) äußert. Spannendes Konzept, noch spannender, wenn auch die Aufnahmegeräte in Teilen aus der jeweiligen Zeit kommen und hochgradig spannend, wenn der Sound trotz seiner Unterschiede von Track zu Track top ausfällt und nicht zusammengestückelt wirkt. Letztendliche Extase, wenn die Tracks dann noch gut geschrieben sind, und was soll ich sagen? Sind sie. “Shake The Baby Silent” ist typisch ROB ZOMBIE mit herrlich abstrusem Text, Apollyon packt die schönen 70er-Rock-Klavierlines aus und hat einen beachtlichen Mittelteil (überhaupt können LORDI Mittelteile, vernachlässigen sie aber häufig. Nicht so auf diesem Album). Mit “Blow My Fuse” wird es bluesig-stonerig, “Zombimbo” (Im englischen Sinne, nicht im rassistischen) ist offiziell ein LORDI-Discotrack und “Up To No Good” ist feinste ALICE-COOPER-”Trash”-Mucke. Dazu findet sich mit “Evil” nochmal ein Track auf dem Album, der in Sachen Härte und gemeiner Gitarrenarbeit den “Demonarchy”-Songs locker das Wasser reichen kann, “Scream Demon” hat gerade in der Strophe viel vom “Monsterican Dream”-Album und das toll geschriebene “Cutterfly” hätte einer der Top-Tracks auf dem in seiner Grundstimmung wunderbar melancholisch-gothischen “Deadache”-Album sein können. Ach ja, und “Like A Bee To The Honey” ist von KISS’s Paul Stanley vor Jahren geschrieben worden und ist sich nicht zu schade für ein Saxophonsolo.
Kritik quasi nein. Auch die schwächeren Songs auf dem Album (und das sind tatsächlich nur zwei bis drei) machen immer noch heftig Laune.

Fazit:
Das beste Album der Truppe seit “Deadache”, wenn man die “Demonarchy”-Seite auf “Monstereophonic” nicht mitrechnet. Ohne Ende vielseitig, mit hörbar motivierter Band, ungezwungen innovativ – auch wer die Band zwischendurch aus Mangel an Neuem mal abgeschrieben hat, sollte “Killection” dringend eine Chance geben! Der fehlende halbe Punkt wird hinzugefügt, wenn die KING-DIAMOND-Version von “Blood Red Sandman” irgendwann mal in Gänze rauskommt.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Radio SCG 10
02. Horror For Hire
03. Shake The Baby Silent
04. Like A Bee To The Honey
05. Apollyon
06. SCG 10 The Last Hour
07. Blow My Fuse
08.I Dug A Hole In The Yard For You
09. Zombimbo
10. Up To No Good
11. SCG 10 Demonic Semitones
12. Cutterfly
13. Evil
14. Scream Demon
15. SCG 10 I Am Here

Jannis

LORDI – Recordead Live – Sextourcism In Z7

Band: Lordi
Album: Recordead Live – Sextourcism in Z7
Spielzeit: 122:15 min + Bonus
Stilrichtung: Hard Rock/Heavy Rock
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 26.07.2019
Homepage: www.lordi.fi

Im Ernst jetzt: Ich bin gewillt, direkt ’nen Punkt abzuziehen, weil man aus irgendeinem Grund die Chance ungenutzt ließ, die Tour zum Album “Sexorcism” als “Sextourism” zu betiteln und stattdessen den holprigen Titel “SexTourcism” wählte. Aber simmer mal nicht so. Schauen wir stattdessen mal auf das Material zu LORDIs erster offizieller Live-DVD namens “Recordead” (Wer nach dem Ding auf den Geschmack gekommen ist, suche mal nach der “Bringing Back The Balls To Stockholm”-DVD, ist ebenfalls sehr sehenswert). Das beschränkt sich auf den stolze zwei Stunden langen und nahezu ungecutteten Live-Mitschnitt der 2018er Show im Z7 in Pratteln; dass das Bonusmaterial, eine Doku über einen Tag im Tourleben der Band sehenswert sein wird, muss an dieser Stelle spekuliert werden, ist aber angesichts des Unterhaltungsfaktors der fünf Finn(inn)en wahrscheinlich. Dazu gibt es alle Videoclips, die bekanntermaßen ebenso sehenswert sind.
Der Sound des Mitschnitts ist klar und stabil, die leichte Verheavyung, die der Klang der Truppe live erfährt, kommt gut rüber. Videotechnisch hätte man ein bisschen mehr rausholen können. Das Bild ist an einigen Stellen doch etwas hell, ein wenig mehr Bewegung wäre korrekt gewesen und die kleinen Showeinlagen hätte man partiell ebenfalls etwas besser einfangen können (Der Jumpscare-Geist bei “Missing Miss Charlene“ war beispielsweise live echt gelungen, auf DVD jedoch nicht besonders beängstigend gefilmt).
Das war’s dann aber auch mit der Kritik. LORDI sind eine bombastische Live-Band, das geht bei der von Mr. Lordi selbst übernommenen Gestaltung der Kostüme los, bei den cheesigen Showeinlagen weiter und endet bei weitem nicht bei der wirklich krass liebevollen Bühnengestaltung und den liebenswert-dämlichen Ansagen (“Are you guys alright? Is that a ja?”). Mr. Lordi ist stimmlich bestens drauf und der Rest der Band agiert souverän auf den Takt. Dazu weiß die Songauswahl zu überzeugen. Von jedem Album der Monster ist was dabei, meiner persönlichen Ansicht nach ein bisschen zu wenig altes Material, aber immerhin gibt man nicht den traurigen POWERWOLF-Verdrängungsmove und streicht das erste Album komplett aus dem Live-Repertoire. Dafür gibt es mit “Heaven Sent Hell On Earth” sogar einen Track vom “Demonarchy”-Über-Meisterwerk, mit “Mr. Killjoy” einen selten gespielten Bonustrack und natürlich einen Großteil aller Klassiker der Truppe.
Das Ganze wird mit der von LORDI gewohnten Spielfreude intoniert und erweist sich als verdammt kurzweilig. Ja, LORDI sind live eine Macht. Entweder man gibt der DVD eine Chance, um sich davon zu überzeugen, oder man kauft sie, um das ungeduldige Warten auf die nächste Tour etwas einfacher zu gestalten.

Fazit:
Ton läuft, Kamera ist stabil, auf jeden Fall im Rahmen für eine Band dieser Größe, rechtfertigt aufgrund kleiner Kritikpunkte aber einen Punkt Abzug. Der Rest ist LORDI-Entertainment pur. Sowohl die Show als auch die Songauswahl und der interpretatorische Skill sind top. Fans haben eh zuzugreifen und jeder, der mit einer hammerharten Live-Präsenz, niedlich-gruseligen Showeinlagen und dem von den Finnen bekannten 80er-Hard-Rock/Metal-Stil was anfangen kann, sollte ebenfalls unbedingt sein Portemonnaie mit dieser DVD belasten. Wesentlich unterhaltsamer und als Gesamtkunstwerk inszenierter kann man seine Auftritte wohl nicht gestalten.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Sexorcism
02. Would You Love A Monsterman
03. Missing Miss Charlene/House Of Ghosts
04. Your Tongue’s Got The Cat
05. Heaven Sent Hell On Earth
06. Mr. Killjoy
07. Rock The Hell Outta You
08. Blood Red Sandman
09. It Snows In Hell
10. She’s A Demon
11. Slashion Model Girls
12. Naked In My Cellar
13. Rock Police
14. Hug You Hardcore
15. Evilyn
16. The Riff
17. Nailed By The Hammer Of Frankenstein
18. Who’s Your Daddy
19. Devil Is A Loser
20. Hard Rock Hallelujah

Jannis