LEGIONS OF THE NIGHT – Darkness

Trackliste:

01. No Control
02. Rebirth
03. Darkness
04. Hate
05. One Moment
06. Another Devil
07. Let The River Flow
08. Better Men
09. The Witches Are Burning
10. Leave Me
11. I Don’t See The Light
12. Tonight He Grins Again

Spielzeit: 55:44 min – Genre: Power Metal – Label: Pride & Joy Music – VÖ: 12.07.2024 – Page: www.facebook.com/Legions-of-the-Night-102006271677428

 

Es ist hoffentlich nur noch eine Frage der Zeit, bis LEGIONS OF THE NIGHT auf den großen Festivalbühnen des Landes stehen. Die Deutschen haben 2020 bereits mit ihrem Debüt bewiesen, dass sie auf einem extrem hohen Level unterwegs sind und das Potenzial haben, frischen Wind in die deutsche Power-Metal-Szene zu bringen, die viel von ihren Klassikern lebt, aber in Sachen Nachwuchs mehr zu bieten haben könnte. Obwohl, vielleicht hat sie das auch, und die ganzen guten neuen Bands laufen nur ähnlich sträflich unter dem Radar wie eben LOTN.
Frischer Wind ist dabei vielleicht missverständlich. Mit SAVATAGE verbindet das Trio um METALIUM-Sänger Henning Basse weit mehr als nur das starke Cover von „Tonight He Grins Again“, das sein neustes und drittes Album „Darkness“ abschließt. Viel Klavier, vertreten in einem großen Teil der Songs, eine wandelbare und hervorragende Gesangsleistung von Henning, der sowohl leicht opernhaft, als auch rau, kreischend, ruhig und „klassisch“ metallisch einen super Job macht, einiges an Orchester und ein Hang zur Theatralik erinnern an die Legende, ohne dass LOTN mehr als inspiriert davon wirken würden.
Tatsächlich ist es faszinierend angesichts all der Bands, die mal einen Takt skippen und sich dann „Progressive“ vor’s Genre schreiben, dass ausgerechnet LEGIONS OF THE NIGHT darauf verzichten. Gut, auf Ebene komplexer Taktarten sind sie es auch nur selten, aber eben auf kompositorischer. Unterschiedliche Parts mit unterschiedlichen Vibes aneinanderhängen kann jeder, aber bei LEGIONS quillt das Wissen um effektives, kluges Songwriting aus jedem Songteil und vermittelt das Gefühl, man höre ein metallisches Ein-Sänger-Musical. Zumeist mit düsterer, teils tragischer, gerne auch mal wütender Grundstimmung und dem gelegentlichen Funken Hoffnung dabei. Das alles kommt auch praktisch null prätentiös daher. „Darkness“ ist durchaus leicht verdaulich, aber gleichzeitig echt reich an musikalischen Nährstoffen.
Und das zündet. Der Ohrwurm-Chorus ist tatsächlich ein Ohrwurm, der biestige Part ist wirklich biestig, der ruhige davor oder danach wirklich ruhig, aber nur in seltenen Fällen wirkt das Aufeinanderfolgen dieser Parts nicht stimmig.
LEGIONS OF THE NIGHT wissen auf kompositorischer Ebene bestens eine Geschichte zu erzählen, den Hörer im Griff zu haben wie bei Telefonaten.
Da macht es dann auch nichts, dass zum Beispiel „Let The River Flow“ in ironischer Referenz seines Namens eher so dahinplätschert und ein „One Moment“ dann doch etwas auf seinem „hör mal wie ruhig das ist ABER DAFÜR IST ES JETZT RICHTIG HEAVY“ herumreitet.

Fazit:
Denn zu einem beeindruckenden Großteil seiner Laufzeit ist „Darkness“ so gut geschrieben – und nicht zu vergessen: gespielt, gesungen, arrangiert und produziert – dass Power-Metal-Fans, die von ihrer Musik mehr erwarten als die immer gleichen Wendungen sowie Swords und Glory, auch vom neusten Werk von LEGIONS OF THE NIGHT viel mehr bekommen, als sie erwarten dürften.

Anspieltipps:
Start bei Track 1, und dann einfach mal weiter!

Jannis

ORDEN OGAN – The Order Of Fear

Trackliste:

01. Kings Of The Underworld
02. The Order Of Fear
03. Moon Fire
04. Conquest
05. Blind Man
06. Prince Of Sorrow
07. Dread Lord
08. My Worst Enemy
09. Anthem To The Darkside
10. The Journey Thus Far
11. The Long Darkness

Spielzeit: 48:11 min – Genre: Power Metal – Label: Reigning Phoenix Music – VÖ: 05.07.2024 – Page: www.facebook.com/ORDENOGAN

 

01. Juli, drei Uhr morgens. Der Wecker von Patrick Star klingelt, um ihn für seinen nächtlichen Krabbenburger zu wecken. Doch nicht nur seiner. Tausende Power-Metaller im gesamten deutschsprachigen Raum wachen auf und öffnen ihre Browser, um pünktlich um vier zum Erscheinen der Rock-Garage-Rezension zu ORDEN OGANs neuem Album „The Order Of Fear“ online zu sein und endlich Gewissheit zu haben, ob das neuste Ding der Deutschen gut geworden ist, nachdem in der Vergangenheit die Alben der Band ja doch – durchgängig geil waren. Man kann sich da ja nie so sicher sein.
Ja, Leute, geht wieder schlafen. Ist geil geworden. Überraschung. Wir alle kennen die Trademarks von ORDEN OGAN (oder ORN OUNG, einfach weil mich die Schreibweise amüsiert): Fettester Power Metal, toll von Sänger Seeb produziert, individueller Sound, individuelle, große Melodielines, zeitweise echt anständiges Gebretter, bisschen düster, Chöre, etwas Orchester, Sorrow, irgendwer ist blind – und bei alldem doch allermeistens genug Eigenständigkeits-Argumente in den einzelnen Songs, um auch dem neusten Release immer erwartungsfroh entgegenzuschauen. Und was soll ich sagen? Genau das ist „The Order Of Fear“. Tendenziell ein bisschen düsterer und härter als die Vorgänger, aber ansonsten genau das, was OO-Fans wollen und die einzige Kritik richtet sich an zwei, drei Songs, die ein paar weniger der besagten Eigenständigkeits-Argumente zu bieten haben. Was herzlichst irrelevant ist im Vergleich mit anderen wichtigen Power-Metal-Bands, bei denen das inzwischen über 90% ihrer Songs gesagt werden kann.
So. Damit ist eigentlich alles bis auf die Kauf/Hörempfehlung bereits ausgesprochen. Kauft/Hört das Album!
Und jetzt einfach noch ein paar ungeordnete Worte zu Songs und Umständen. Fun Fact Nummer 1: Drei der Songs hat man tatsächlich mit Hilfe geschrieben. Von wem? Von einem YouTuber aus Uruguay, der der Band durch seine Coverversionen ihrer Songs auffiel und die Songwriting-Blockade am Anfang des Prozesses zu überwinden half. Coole Sache. Fun Fact Nummer 2: Die einzigen beiden Songs, die über fünf Minuten lang sind (dann aber auch direkt sieben oder acht Minuten überschreiten), entstanden aus älteren Ideen. „Anthem To The Darkside“s Wurzeln liegen gar in der Schulzeit der Band. Das hört man durchaus, aber ist ja nice, mal ein bisschen stilistische Abwechslung und ein paar Frühe-ORDEN-OGAN-Vibes zu haben. Apropos Abwechslung: Irgendwas ist mehr Party an „Prince Of Sorrow“, als ich erwartet habe, und der Song ist absolut großartig. Zu guter letzt: „Moon Fire. Moon Fire! Fire of the Moon Fire! Fire of the Moon Fire. Moon Fire! Fire of the Moon Fire! Fire of the Moon.“ ist unironisch der komplette Refrain von „Blind Man“. Spaß, von „Moon Fire“. Die Meme-Vorlage liegt vor unser aller Augen. Machen wir was draus!

Fazit:
Album hören. Album hören! Hören von dem Album hören! Hören von dem Album hören. Album hören! Hören von dem Album hören! Hören von dem Album.

Anspieltipps:
„Prince Of Sorrow“, „Conquest“, „Kings Of The Underworld“ und „The Order Of Fear“

 

Jannis

NEW HORIZON – Conquerors

Trackliste:

01. Against The Odds
02. King Of Kings
03. Daimyo
04. Shadow Warrior
05. Apollo
06. Fallout War
07. Messenger Of The Stars
08. Before The Dawn
09. Edge Of Insanity
10. Alexander The Great (356-323 B.C.)

Spielzeit: 52:04 min – Genre: Power Metal – Label: Frontiers Music s.r.l. – VÖ: 14.06.2024 – Page: www.facebook.com/newhorizonworld

 

Wie viele Musiker braucht man, um ein gutes Power-Metal-Album zu machen? Zwei! Einen, der Lead- und Rhythmusgitarren, Bass, Keyboard und Backing Vocals übernimmt, und Nils Molin von DYNAZTY/AMARANTHE. Okay, plus Gastmusiker.
Diese Leute haben sich also zusammengetan und mit ihrem Projekt NEW HORIZON nun dessen Album „Conquerors“ rausgebracht. Und das ist – schon was besonderes.
Zuerst vorne weg: Das Ding ist bei Frontiers Music s.r.l. erschienen, womit man schonmal davon ausgehen kann, dass Instrumentalleistung und Produktion sitzen, und so ist es auch. Und da Frontiers ein Herz für Hard Rock, AOR etc. haben, kann man bei einem Power-Metal-Album aus ihrem Sortiment davon ausgehen, dass es ein paar dieser Einflüsse beinhaltet. Was es tut, und das ist eine Stärke von „Conquerors“, das mit Orchester und AORigen dicken Synthesizern daher kommt und mit Nils einen Sänger mitbringt, der Metal ebenso gut kann, wie eine theatralische Rockstimme. Hab ich in dem Genre nicht erwartet, aber ist ja cool!
Und nicht nur das ist cool. „Conquerors“ ist ein Album der Marke „Wenn es geht und im weiteren Sinne vertretbar in Anbetracht des Genres ist, lass es machen“. Das erwartet man vor dem zweiten Track noch gar nicht so wirklich. Der Opener bietet ein Orchesterintro, angenehm fiese Gitarren, dazu klassische Power-Metal-Cheese-Melodien plus eben Synthesizer. Ist nicht ultra standard, aber man kennt’s doch schon irgendwie und fragt sich, ob das alles sein soll.
Aber dann kommt halt auch schon „King Of Kings“ mit gefühlvoll-kitschigem Orgel+Gesangs-Anfang (ja, das Wort „Glory“ ist enthalten) und dann beginnt die komplette Pop-Power-Metal-Party, die Fans von beispielsweise BATTLE BEAST das ein oder andere pink-stählerne Freudentränchen entlocken dürfte. Mit weiterem Orgel-Emotion-Intermezzo. Ist das nun geschmacklos oder hochgradig spaßig? Vielleicht beides, aber wichtig ist, dass es letzteres ist. Dann wieder Stimmungswechsel mit starkem Ohrwurmchorus und Gestampfe bei „Daimyo“, bösere Vibes und feierlicher Refrain bei „Shadow Warrior“, mehr Entertainment bei „Apollo“ und so weiter.
„Conquerers“ schafft es, einem Großteil seiner Songs eine eigene Identität zu schaffen, mal eher poppig, mal eher seriös zu sein. Der Entertainment-Faktor ist hoch, und natürlich muss man nicht mit jeder Entscheidung mitgehen („Before The Dawn“ fährt beispielsweise alles auf, was man für eine schmalzige Ballade braucht), aber es nimmt einen mit, hält bei Laune, langweilt praktisch nie und gibt meistens alles. Und das ist äußerst wertvoll angesichts der Masse an Alben, die mit allesamt ähnlichen Songs aufwarten und ihre Zutaten bereits im ersten Song komplett offenlegen.

Fazit:
NEW HORIZONs „Conquerers“ hat nicht zu viel des Guten, es hat einfach mehr davon. Das Ding ist ein homogener Einführungskurs, was Power Metal heutzutage so alles sein kann, wird für jeden Genrefan ein paar Highlight-Songs und viel auch echt gutes Material bereithalten und ist damit für mich eines der unterhaltsamsten Genrewerke des bisherigen Jahres!

Anspieltipps:
„King Of Kings“, „Shadow Warrior“, „Apollo“ und „Edge Of Insanity“

Jannis

SUNBURST – Manifesto

Trackliste:

01. The Flood
02. Hollow Lies
03. Samaritan
04. Perpetual Descent
05. Inimicus Intus
06. From The Cradle To The Grave
07. Manifesto
08. Nocturne

 

 

Spielzeit: 50:46 min – Genre: Progressive Metal – Label: Inner Wound Recordings – VÖ: 14.06.2024 – Page: www.facebook.com/sunburstofficial

 

Griechische Metalband, melodisch, mit Keyboards, waaaaaarte… Macht Bob Katsionis die Keys? Kurz gecheckt, jawoll. Und damit kann SUNBURSTs zweites Album „Manifesto“ schonmal nicht so schlecht sein, denn wo der Mann mitmacht, sind auf jeden Fall die Keyboards stabil und er hat ja auch ein gutes Talent, sich die richtigen Bands auszusuchen.
Spannungsarmer Rezensionsaufbau, aber nun, so sieht es aus. SUNBURST gibt es seit 2010 und jetzt erst ist ihr zweites Album draußen. Da lässt sich offenbar jemand Zeit, aber das rechnet sich ja auch gerne mal.
Progressive Metal steht auf dem Programm, laut Promotext der Marke DREAM THEATER, SYMPHONY X etc. Alles unter einem guten Stern, kann man sagen. Weil Sänger Vasilis Georgiou klingt wie eine Mischung aus Michael Kiske und Roy Khan, mit schönem Vibrato, leicht belegt, sehr gut darin, Emotionen zu transportieren. Und die finden sich in dem oft melancholisch anmutenden Album in hohem Maße. Dazu kommt eine hervorragende Instrumentalfraktion, aus der insbesondere Gus Drax an den Gitarren hervorsticht. Der sorgt dafür, dass trotz der Gefühl-Anteils im Songmaterial jeder Track doch angemessen Metal bleibt, mit einem Händchen für gute Riffs und auch mal schnelles Gefrickel.
Apropos schnelles Gefrickel: „Manifesto“ ist eindeutig Progressive Metal und genehmigt sich auch das ein oder andere halsbrecherische Solo und den ein oder anderen komplexeren Takt, verliert sich aber nicht in musikwissenschaftlicher Selbstbefriedigung. Eine ruhige Strophe im 4/4tel-Takt darf ebenso sein, wie ein unprogressiver, dafür schöner Chorus. Und diese Parts werden mit den technischeren, komplexeren bestens verwoben. Kein Übergang in einen anderen Modus, der erzwungen oder holprig wirken würde.
All das wird dann noch ergänzt durch hochwertige Orchestersounds, die genau so sinnhaft eingefügt sind wie besagte Keyboards. „Manifesto“ hat damit einen hohen „Klingt, als müsste das so“-Faktor, was eines der höchsten der Gefühle ist, wenn ein Album gut sein soll.
Und nochmal zurück zu Roy Khan: KAMELOT hätten sich in der „Für Fans von“-Liste bestens gemacht. Orchester, musikalische Virtuosität, die Vocals und die melancholische Grundstimmung der Platte erinnern sehr an die Band, wobei guten Gewissens gesagt werden kann, dass das wirklich in einem „Für Fans von“- und nicht in einem „abgekupfert von“-Sinne passiert.
Nette Produktion außerdem, gerne mal ziemlich dicht und intensiv, generell ein klein wenig höhenarm, und ein Minimum an Definiertheit hätte noch sein dürfen, aber daran hat man sich schnell gewöhnt.

Fazit:
Womit „Manifesto“ ein intuitiv anmutender Leckerbissen für Fans von melodischem, orchestralem Progressive Metal mit Seele ist, der mit Kopf, Talent und Herz gemacht wurde, ohne bemüht intelligent wirken zu wollen.

Anspieltipps:
„The Flood“, „From The Cradle To The Grave“ und „Manifesto“

Jannis

NIGHTMARE – Encrypted

Trackliste:

01. Nexus Inferis
02. The Blossom Of My Hate
03. Voices From The Other Side
04. Saviours Of The Damned
05. Wake The Night
06. Encrypted
07. Incandescent
08. White Lines
09. Borderlines
10. Eternal Winter (2023 Version)
.

Spielzeit: 48:00 min – Genre: Heavy Metal – Label: AFM Records – VÖ: 07.07.2024 – Page: www.facebook.com/nightmare.france

 

Okay krass. Mir war schon irgendwie bewusst, dass es eine etabliertere Band namens NIGHTMARE gibt, bin aber bei dieser Rezension erstmal spontan davon ausgegangen, dass ich hier das Album einer anderen gleichnamigen Band bespreche. Das zwölfte Album der 1979 gegründeten Truppe klingt schlicht und ergreifend, als habe man es mit einer jungen, ca. 2017 gegründeten Melodic-Metal-Band zu tun, die auf der Höhe der Zeit agiert.
„Encrypted“ hat dazu alle Bestandteile. Teils technisches Drumming, dezente Chöre, Streicher und die immer willkommenen taktisch platzierten Glocken. Vocals von einer Sängerin, die den Spagat zwischen Rock und leichten Pop-Vibes perfekt bewältigt, eine Kombination aus mehrheitlich melodischen und einigen gegrowlten Parts, die wirklich gut hart ausfallen, mit biestiger Gitarrenarbeit und zwischendurch sogar mal ein paar Blastbeats.
All das dann einmal durch den gute-Produktions-Wolf gedreht (jap, das Ding knallt ordentlich), und fertig sind die neuen alten Shooting Stars von AFM Records. Ich bin beeindruckt.
Modern ist auch das Songwriting. Jetzt nicht ultramodern, die Breakdowns, Bassdrops und Core-Elemente bleiben uns erspart, aber in den Melodien und Arrangements doch sehr zeitgemäß. Die Grundstimmung ist düster, Dur ist hier nicht gerne gesehen, wenn es melodisch wird (also meistens), aber auch ziemlich eingängig.
Wobei: Eingängig ist die Platte im Ohrwurmsinne nicht wirklich, obwohl ihre Melodien erstmal danach klingen. Der Wiedererkennungswert der Melodien ist vergleichsweise gering, was ein bisschen schade ist, weil ein solches Album eigentlich prädestiniert dazu wäre, sich im Mindesten mit den Refrains unnachgiebig im Gehirn festzufressen. Das passiert jedoch selten, und zusammen mit dem Konzept, schnelle und langsame Parts, Growls und Klargesang in ähnlichen Verhältnissen in jedem Song anzuwenden, verschwimmen die Songs etwas zu sehr im Gedächtnis. Wird besonders deutlich daran, dass die 2023er Version von „Eternal Winter“ als eine neue Version eines früheren Songs mit anderen Songwriting-Prioritäten einer von denen ist, die am meisten im Gedächtnis bleiben.

Fazit:
Handwerklich und technisch ist „Encrypted“ makellos. In Sachen Songwriting ist es gut, meist auf ähnlichem Niveau, was es schwer macht, die Hits des Albums zu bestimmen, was andererseits aber auch keine Tiefpunkte zulässt. Wer mit Metal der oben beschriebenen Art aber was anfangen kann, wird trotzdem gut bedient. Und mal auschecken lohnt sich alleine schon, um davon begeistert zu werden, wie frisch NIGHTMARE 45 Jahre nach ihrer Gründung immer noch klingen!

Anspieltipps:
„The Blossom Of My Hate“, „Wake The Night“ und „Saviours Of The Damned“

Jannis

RHAPSODY OF FIRE – Challenge The Wind

Trackliste:

01. Challenge The Wind
02. Whispers Of Doom
03. The Bloody Pariah
04. Vanquished By Shadows
05. Kreel’s Magic Staff
06. Diamond Claws
07. Black Wizard
08. A Brave New Hope
09. Holy Downfall
10. Mastered By The Dark

 

Spielzeit: 63:31 min – Genre: Symphonic Power Metal – Label: AFM Records – VÖ: 31.05.2024 – Page: www.facebook.com/rhapsodyoffire

 

Wohl kaum eine Band hat so viel Gutes und Schlechtes für Power Metal getan wie RHAPSODY OF FIRE. Gutes, weil sie Klassiker geschaffen, einen relevanten Stil mit- und ausgeprägt hat und Genre-Vorbild für eine Menge guter Bands ist. Schlechtes, weil sie auch den Weg für viel Mittelmaß-Bands geebnet hat, die den gleichen Stil ohne den besonderen Faktor bieten. Aber jut, hat man nicht in der Hand, ne?
Nun sind die Italiener auf jeden Fall wieder da, mit „Challenge The Wind“, ohne einen italienischsprachigen Song und ohne Balladen. Gemischt wurde der Spaß von ORDEN OGANs Seeb Levermann, und wo der beteiligt ist, muss er gelobt werden. Die Platte klingt fett, das Orchester vielleicht nicht so pompös, wie es hätte sein können, aber schon amtlich. Und der Symphonic-Faktor ersetzt glücklicherweise auch nicht die Härte, die auf „Challenge The Wind“ allemal vorhanden sein darf.
Manche mögen die Band aufgrund ihres Stils belächeln, aber seien wir ehrlich: Was RHAPSODY OF FIRE seit Jahrzehnten machen, macht kaum eine andere Truppe so gut wie sie. Die Harmoniewendungen sind auch auf dem neusten Output typisch RHAPSODY OF FIRE, was aber auch 2024 immer noch bedeutet, dass sie nicht allzu vorhersehbar sind und sich vom Standard absetzen. Das kann zu Songs wie „Diamond Claws“ führen, die in jeglicher Hinsicht einfach sehr guter symphonischer Power Metal sind, von denen mir kein Genrefan sagen kann, dass sie nicht seinen Nerv treffen. Das kann aber auch zu „Challenge The Wind“, dem Opener des Albums, führen, die fast schon lächerlich unüblich Dur-lastig ausfallen, ohne dass man ihnen großartig platten Kitsch-Modus unterstellen kann.
Auf der anderen Seite gibt es dafür opulente Düsterkeit. So beim 16-Minüter „Vanquished By Shadows“, der mehrere Parts, unklare Vocals und vielseitige Arrangements liefert und in Teilen die Frage beantwortet, was passiert, wenn RHAPSODY OF BORGIR ein Ding wäre. „Kreel’s Magic Staff“ ist noch am ehesten der Folksong auf „Challenge The Wind“, aber auch nicht wirklich.
Alles in allem ist das Album ein weiterer Beweis für das kompositorische Können des Quintetts, mit Wendungen, die man so eher in Klassik erwartet, zu Teil so aber auch nicht alle Nase lang in anderem von Klassik inspiriertem Power Metal findet. Und klar, die ganzen ROF-Trademarks sind auch drin. Lateinische Chöre, coole Orchestral-Shots, minimal unklarer Gesang und Synthesizer, tolle Leistungen von allen Beteiligten und Songs mit dem nötigen Maß an Eigenständigkeit.

Fazit:
„Challenge The Wind“ ist deutlich über dem Mindestniveau, das man von RHAPSODY OF FIRE erwartet, erfüllt alle Fanwünsche und gibt keinen Anlass zu berechtigter Kritik. Fetter orchestraler Power Metal mit okay viel Härte von einer der Bands, die nicht nur am besten wissen, wie man sowas macht, sondern die auch noch ein echtes Songwriting-Händchen haben. Da geb ich Euch Brief und Seagleheart drauf.

Anspieltipps:
„Challenge The Wind“, „Diamond Claws“, „Black Wizard“ und „Vanquished By Shadows“

Jannis

TALENTSCHMIEDE: Nigh

Band:
NIGH

Gegründet:
2021

Herkunft:
Köln, Deutschland

Mitglieder:
Maike Esch: Vocals
Christin Schneider: Vocals
Janusz Malejewski: Drums
Marcel Hoffmann: Percussions
Frank Tribbensee: Guitar, Flute, Synth
Leonard Beringer: Bass, Bouzouki, Synth

Stil:
Cultic Rock, Acid Psych Rock

Veröffentlichungen:
Album: NIGH – Sacrifice Yourself (2024, self-released)

Einflüsse:
GOAT, Santana, Talking Heads, Bombino, Flamingods, KGLW, OM

Was wir die nächsten fünf Jahre erreichen möchten:
Es gibt sicherlich ein paar Ziele, die wir gerne erreichen möchten: mehr und größere Festivals spielen, etwas länger auf Tour gehen, ein weiteres Album aufnehmen, evtl. auch mit Labels und Booking-Agenturen in Kontakt treten. Es ist natürlich grundsätzlich ein Traum, ausreichend Geld durch Musik zu machen, sodass man ohne finanzielle Nöte musikalisch kreativ sein kann. Wichtiger ist uns aber, einfach aktiv zu sein und uns an unseren Instrumenten weiterzuentwickeln. Ein paar von uns möchten auch sehr gerne mal ihr Instrument wechseln und etwas Neues ausprobieren und dazu lernen. Wenn so neue Songideen entstehen, zum Beispiel bei Jams im Moment zu spielen und zu experimentieren, fühlt man sich sehr lebendig. Ich wäre froh, wenn es unsere Band in fünf Jahren noch gibt und wir weiter aktiv sind, eventuell auch in anderen Musikprojekten.

Was als nächstes kommt:
Nach unserem Record Release Gig Mitte Mai in Köln schreiben wir nun an neuen Songs weiter und planen, 2025 neue Musik veröffentlichen zu können.

Unsere beste Erfahrung bis jetzt:
Es ist unvergleichlich erfüllend, nach jahrelanger Kleinstarbeit am Songwriting endlich seine Musik präsentieren zu können und dann zu sehen, dass auf einem Open Air alle Leute tanzen und eine gute Zeit haben.

Unser peinlichster Moment:
Für uns wahrscheinlich auf einem Bandcontest zu spielen. Das ist leider eine der wenigen Möglichkeiten überhaupt, als unbekannte Band auf Bühnen spielen zu können. Grundsätzlich haben wir nichts gegen Bandcontests, allerdings ist es peinlich zu sehen, wenn es am Ende um Geld geht (verkaufte Tickets) und nicht um Kunst oder Musik.

Mit wem wir gerne ein Bierchen trinken würden und warum:
Am häufigsten wird bei uns King Gizzard & the Lizard Wizard genannt. Grundsätzlich kann ich die australische Musikszene nur empfehlen. Vielleicht springt ja ein Funken ihrer musikalischen Genialität auf uns über, wenn wir mit ihnen anstoßen.

Wenn wir uns eine Band aussuchen könnten, mit der wir auf Tour gehen dürfen:
Am passendsten wäre sicherlich GOAT. Auch mit Takeshi’s Cashew könnten wir dem Publikum ein rundes Programm liefern. Ich persönlich würde gerne mit der schwedischen Band Night touren, nicht nur weil die super Musik machen, sondern auch weil ich meinen Wortspielen dann freien Lauf lassen kann, zumal wir jetzt schon häufiger „NIGHT“ genannt wurden. Aber im Ernst: Wir haben in Köln einmal mit Raíces Picantes gespielt, die machen Musik in Richtung Latin Funk, das würde auch perfekt passen.

Das Beste daran, in einer Band zu spielen:
Seine kreativen Ideen musikalisch umsetzen zu können und mit anderen Musikern etwas ganz Neues zu schaffen.

Das Schlimmste daran, in einer Band zu spielen:
Definitiv: das Schlagzeug ab- und aufzubauen und es zu transportieren.

Online:
Website: www.NIGH.band
Facebook: www.facebook.com/sunisnigh
Instagram: www.instagram.com/sunisnigh

Musik:
Bandcamp: www.sunisnigh.bandcamp.com
Spotify: www.open.spotify.com/intl-de/artist/0WgetEDux9M1omqO7iCzFh?si=414epV9rS8yQtBiNOiYC6A
Youtube: www.youtube.com/@sunisnigh

TALENTSCHMIEDE: Light The Blind

Band:
Light The Blind

Gegründet:
2018

Herkunft:
Köln

Mitglieder:
Tim Haarhoff – Vocals
Fabian Raats – Leadgitarre & Backing Vocals
Nic Querbach – Rhythmusgitarre & Backing Vocals
Marco Frensch – Bass & Backing Vocals
Alex Kern – Drums

Stil:
Modern Metal

Veröffentlichungen:
Black Tree Forest (Single) – 2020
Icarus (EP) – 2020
Abyss (Single) – 2023
Medicine (Single) – 2024

Einflüsse:
Bring Me The Horizon, I Prevail, Breaking Benjamin, Linkin Park

Was wir die nächsten fünf Jahre erreichen möchten:
Wir haben noch einiges vor! Zum einen haben wir eine ganze Reihe an unveröffentlichten Songs, welche in den nächsten Monaten nach und nach erscheinen werden. Im besten Fall schieben wir dieses Jahr noch drei Songs nach. Ob dann innerhalb der nächsten fünf Jahre nochmal ein Album kommt, wissen wir Stand jetzt noch nicht. Darüber hinaus: Gigs, Gigs, Gigs! Sei es eine eigene Tour spielen, oder eine Band auf einer Tour begleiten, sowie einfach richtig geile Festivals bespielen zu können, wären für uns absolute Träume. Und wenn wir das dann sogar noch international hinbekommen würden, wäre das der Wahnsinn.

Was als nächstes kommt:
Wir haben ganz frisch unsere neue Single „Medicine“ veröffentlicht! Da sind wir unfassbar stolz drauf und kommt auch mit einem in kompletter Eigenregie entstandenen Musikvideo daher! Solltet ihr unbedingt mal auschecken. Für dieses Jahr planen wir außerdem noch den Release von mind. zwei weiteren Songs und fokussieren uns da auch voll drauf. Wir haben jetzt sehr lange nichts mehr rausgehauen, deshalb ist das unser oberstes Ziel. Natürlich kann man uns dieses Jahr auch nochmal live sehen. Wir könne noch nicht über alles sprechen, haben aber noch vier Gigs, Stand jetzt, geplant.

Unsere beste Erfahrung bis jetzt:
Zwei Erfahrungen! Der Gig mit VINTA im MTC am 06.05.2023 → hat super viel für uns losgetreten und uns krass inspiriert, wie wir uns als Band präsentieren sowie weiterentwickeln wollen.
Und die zweite Erfahrung war der Reload Bandcontest, weil wir hier das erste Mal richtig professionelle Luft schnuppern konnten! Darüber hinaus gab es aber noch unzählige andere schöne Momente in unserer Bandgeschichte. Die erzählen wir sehr gerne mal bei einem Bier, wenn ihr uns fragt.

Unser peinlichster Moment:
Ich glaube, das war für uns persönlich der Gig, den wir als Vorband für Substation im MTC gespielt haben. Bei dem Gig lief für uns alles schief: Einsätze verkackt, falschen Text gesungen und diverse Töne auf den Instrumenten nicht getroffen. Nach außen hin hat’s vermutlich anders gewirkt, aber für uns war das ganz schlimm! 😀

Mit wem wir gerne ein Bierchen trinken würden und warum:
Electric Callboy! Die Jungs scheinen so unfassbar nett zu sein. Vielleicht haben wir ja mal irgendwann bei einem Festival die Chance dazu.

Wenn wir uns eine Band aussuchen könnten, mit der wir auf Tour gehen dürfen:
Das muss ja auch vom Genre passen! Wir fänden Architects oder I Prevail schon ziemlich geil.

Das Beste daran, in einer Band zu spielen:
Die Freundschaft und unvergessliche Erlebnisse miteinander! Seien es besondere Gigs, oder auch Dinge komplett abseits des Proberaums oder der Bühne.

Das Schlimmste daran, in einer Band zu spielen:
Alles was nicht mit Musik zu tun hat! Heutzutage muss man sich neben dem Songwriting und Gigs ja auch noch um so viel anderen Scheiß kümmern und eigentlich braucht jede Band einen eigenen Techniker, Grafiker, Foto- und Videografen, sowie Marketingspezialisten. Das ist heutzutage schon sehr aufwendig! Allerdings hat dies auch was positives: Wir wachsen an diesen Aufgaben und haben eine wahnsinnige Lernkurve in den letzten Monaten festgestellt.

Online:
Website: www.lighttheblind.de
Facebook: www.facebook.com/lighttheblind
Instagram: www.instagram.com/lighttheblind

Musik:
Spotify: www.open.spotify.com/intl-de/artist/3EpsIcXaLmhBR0jDqAIq8B?si=66HdKH0nQo6oU0-Bh6zU-w
Youtube: www.youtube.com/channel/UCRAUVNli7e5BxGAj6VaKEjQ

Live-Dates:
Offiziell verkündet: 21.06. – Backyard Skull Festival (NL) / 3 weitere Termine noch nicht offiziell

Hell In The Skies – II (EP)

Trackliste:

01. Fields Of Betrayal
02. Vicious Scorn
03. Riotous Uproar
04. Sad & Done
05. Mental Asylum
06. Prince Of Wallachia

 

 

 

Spielzeit: 29:47 min – Genre: Swamp Metal – Label: metalloscope-music – VÖ: 15.05.2024 – Page: www.facebook.com/hellintheskies

 

Swamp Metal. Jah, Freunde, ich kann doch auch nicht sagen, warum sich das so nennt, aber das ist laut Bandinfo das Genre der EP, der wir uns heute widmen: „II“ von HELL IN THE SKIES. EP heißt, immerhin eine halbe Stunde Spieldauer und sechs Songs, was stabil ist, wo doch einige andere Bands 35 Minuten bereits als Album bezeichnen. Und was ist Swamp Metal nun genau? Nun, ein Mix aus Heavy Rock, Doom Metal, dazu ein bisschen Stoner und Alternative, der von Leuten aus Eberswalde gemacht wird.
Und wie machen die das so? Zuerst einmal mit einer rohen nach Handarbeit klingenden Produktion, die jetzt nicht überwältigt, aber auch nicht negativ auffällt. Dazu Musiker, die ihr Handwerk beherrschen und eine vielseitige Gesangsperformance. Die geht von klarem klassischem Doom-Gesang der BLACK-SABBATH-Art bis hin zu rau aggressivem Rockgesang und im letzten Song zum Ende hin auch noch bis hin zu unklaren Vocals. Der Doom-Gesang sitzt bestens, die unklaren Vocals durchaus auch, obwohl sie an der Stelle vielleicht gar nicht hätten sein müssen. Und auch die Zigaretten-und-Whiskey-Stimme passt, auch wenn man mit dem Opener „Fields Of Betrayal“ angesichts einiger kleiner etwas schräger Stellen diesbezüglich skeptisch ins Album starten mag.
Der erste Track und „Mental Asylum“ sind die beiden Tracks, die weitgehend als Heavy Rock durchgehen würden, sind auf jeden Fall korrekt aber doch die unspektakulärsten auf „II“. „Vicious Scorn“ dürfte den unwissenden Hörer nach Track 1 doch sehr überraschen, mit starken Oldschool-Doom-Spirit und zeitweise doch einem guten Stück weniger Härte. Doomig bleibt es auch bei „Riotous Uproar“, das tempotechnisch etwas mehr geben darf, im Endpart aber umso schöner schleppt.
Und „Sad & Done“ ist ganz zurückhaltend, mit Percussion, Akustikgitarre, subtilem Aufbau, insgesamt sehr stimmungsvoll. Zu guter Letzt kommt dann noch „Prince Of Wallachia“, das einen coolen Groove auspackt und angenehm zwischen langsam und schneller, härter und weicher pendelt.
Musikalisch finde ich die doomigeren Songs ein wenig kreativer, während ein „Fields Of Betrayal“ keinesfalls schlecht ist, aber weniger in Erinnerung bleibt. Gerade in ruhigeren Momenten können HELL IN THE SKIES aber umso mehr überzeugen. Ansonsten gibt es besagte kleine Variationen in der Qualität der Vocals und ein EP-Ende, das mit seinen auf „II“ zu dem Zeitpunkt erstmaligen unklaren Vocals vielleicht weniger gut beraten ist, als es es mit einem ruhigeren Ende gewesen wäre. Aber das war’s dann auch schon mit Kritik!

Fazit:
Es wird wieder der lokale, schlammige Untergrund supportet, was schonmal eh gut ist. Dazu macht man damit bei HELL IN THE SKIES aber auch sonst nichts falsch. Reinhören eh, am besten mit einem Doom-lastigeren Song anfangen und sich dann weiter vorantasten!

Anspieltipps:
„Sad & Done“, „Riotous Uproar“ und „Vicious Scorn“

Jannis

JD MILLER – Empyrean

Trackliste:

01. Prelude Of The Empyrean
02. The Butterfly
03. Inside The Night
04. Out Of Control
05. I’ll Never Give Up
06. Awake (We Are The Machines)
07. One In A Million
08. Call The Police
09. Enemy
10. Alive

 

Spielzeit: 44:18 min – Genre: Heavy AOR – Label: Mighty Music/Target Group – VÖ: 10.05.2024 – Page: www.facebook.com/jdmillerrock

 

War ja eigentlich eine Selbstverständlichkeit, dass ich nach dem letzten Album von JD MILLER, „Icarus“, auch ihre vierte Platte rezensieren muss. Das Ding war ein absoluter Volltreffer und dementsprechend hoch fielen meine Erwartungen für „Empyrean“ aus.
Und ja, sie haben es so ziemlich wieder getan. Die Schweden ohne ein Bandmitglied namens JD Miller haben sich die Genrebezeichnung „Heaviest AOR around“ auf die Fahne schreiben lassen, und das kann man auch durchaus so formulieren. Einiges an elektronischen Elementen, Synthesizer, Eingängigkeit, der ein oder andere härtetechnisch runtergefahrene Part, aber insgesamt ein stabiler Härtegrad bei überdurchschnittlicher Ohrwurmdichte.
Soundtechnisch ist das ganze stabil, gesangstechnisch und spielerisch erwartungsgemäß auch. Und während ich den niedersten Auswüchsen von AOR unterstelle, musikalisch ungefähr so vorhersehbar wie Schlager zu sein, haben JD MILLER eine ganze Menge an unerwarteten Harmoniewendungen, coolen Gesangslines, abwechslungsreichen Arrangements und durchdachten Mittelteilen im Gepäck. Sollte auch der vorverurteilendste aller Hörer anerkennen können.
Ganz so leicht wie sein Vorgänger macht es „Empyrean“ seinem Konsumenten aber nicht. Die ersten vier Songs auf „Icarus“ (oder fünf?) waren allesamt sehr unterschiedliche absolute Hits, und dieses Niveau erreicht nach dem Intro der erste Song „The Butterfly“ leider nicht ganz. Aber dann kommt „Inside The Night“ mit dem klassischen JD-Feeling in der Strophe, dem eingängigen Chorus, dem coolen Synth-Arp und dem gut gemachten Mittelteil, und „Out Of Control“ macht auch nicht weniger Spaß als der.
„Call The Police“ hat einen gewissen Metal-Synthwave-Vibe, was sehr schön funktioniert, und „Enemy“ punktet mit Ohrwurmchorus und erfreulicher Intensivierung gegen Ende.
Das mal so als Auswahl. Gefühlt bleibt „Empyrean“ etwas hinter seinem Vorgänger zurück, dessen Songs im Schnitt einfach etwas mehr eigenen Charakter besitzen, und ein paar mehr kompositorische Alleinstellungsmerkmale. Das ändert aber nichts daran, dass JD MILLER ihren eigenen Stil beibehalten haben, der perfekt rund, auf die exakt richtige Menge an elektronischen Elementen setzt, musikalisch nicht immer die selben Kamellen aufwärmt und auch auf „Empyrean“ mächtig Laune macht.

Fazit:
Nicht so drastisch hart, dass es den AOR-Fan verschrecken würde; nicht so keyboardig-eingängig, dass sich der Metaller davon abgestoßen fühlen müsste: JD MILLER sind der kleinste gemeinsame Nenner der Rock-Garage-Leserschaft, und der sei auch das vierte Album der Schweden wärmstens empfohlen.

Anspieltipps:
„Inside The Night“, „Out Of Control“, „Call The Police“ und „Enemy“

Jannis