DRAGONKNIGHT – Legions

Trackliste:

01. Through Sea And Fire
02. The Legions Of Immortal Dragonlords
03. The Imperator
04. Pirates Bloody Pirates!
05. Defender Of Dragons
06. Storm Bringer
07. Astarte Rise
08. Dead Kings In The Grave
09. Sword Of The Northern Lights
10. The Revelation
11. Return To Atlantis

Spielzeit: 52.20 min – Genre: Power Metal – Label: Scarlet Records – VÖ: 17.01.2025 – Page: www.facebook.com/dragonknightband

 

Es gibt durchaus Gründe zur Vorsicht, wenn man auf eine neue Power-Metal-Band namens DRAGONKNIGHT stößt, deren Mitglieder Lord Gryphon, Lord Kharatos, Lord Solarius, Lord Othrakis und Lord Salo Khan heißen und die Songs beispielsweise „The Legions Of Immortal Dragonlords“ nennen. Dazu noch „für Fans von GLORYHAMMER“ – besteht schon ein Verdacht, wohin die Reise gehen könnte.
Aber aufatmen, das neue Quintett dümpelt nicht in der Fahrwassern der Briten, sondern macht sein eigenes, um einiges humorfreieres Ding.
Das Debütalbum „Legions“ von DRAGONKNIGHT ist symphonischer Power Metal der ganz fetten Sorte und überzeugt davon bereits beim Intro. Das ist rein orchestral und klingt verdammt hochwertig, sowohl hinsichtlich der Sounds als auch der Arrangements. Kein orchestrales Intro, weil man das halt so macht, sondern eines, weil man dafür auch eine geile Komposition im Ärmel hat.
Und das bleibt Sache auf „Legions“. Die Platte klingt saugut und wird insbesondere durch das Orchester-Programming noch einmal hart aufgewertet. So viel Liebe zum Detail steckt hinter den teils sehr fetten Arrangements, die stets geschmackvoll ein- und umgesetzt werden. Damit stützt man eine ohnehin schon starke Truppe an Musikern. Von Vocals über Drums bis hin zu Gitarre und Bass macht hier jeder einen Top-Job.
Musikalisch ist man ebenfalls stabil unterwegs. „Legions“ ist Wohlfühlmusik für Genrefans mit ordentlich Druck im Kessel und liefert Power in Mid- wie in Uptempo-Momenten. Ruhige Momente darf es auch geben, die nicht zu kitschig ausfallen, dazu folkigere Passagen und große Melodien, plus ein paar straightere Heavy-metallischere.
Charakter-Unterschiede haben die einzelnen Songs zumeist auch zur Genüge. Da hat man mit „Defender Of Dragons“ das ganz dick majestätische Ding mit dem wirklich hervorragenden Prechorus, mit „Storm Bringer“ das simpler-straightere, das dennoch fett werden darf, wenn es sinnvoll ist. „Sword Of The Northern Lights“ ist tendenziell der Partytrack, „Return To Atlantis“ der düstere End-7-Minüter. Umso schöner, wenn es dann noch das ein oder andere wiederkehrende Motiv gibt, das die Songs auf „Legions“ kompositorisch zusammenschweißt.
Der GLORYHAMMER-Faktor tritt am ehesten bei „Dead Kings In The Grave“ („1422 – the world is very cruel Evil slaughter everywhere trying to kill you // Dead kings in the grave I am metal! Glorious victorious“) und „Sword Of The Northern Lights“ zutage, ansonsten verschont man uns aber weitgehend mit dem Comedymodus der Briten, an den ohnehin schwer ranzukommen ist.
In Sachen Melodien ist „Legions“ selten bahnbrechend, aber immer auf korrektem überdurchschnittlichem Niveau unterwegs. Und wo es dann in der Hinsicht mal etwas mehr standard wird, weiß die Orchestrierung das Entertainment-Level nichtsdestotrotz weit oben zu halten.

Fazit:
Power-Metal-Fans haben mit DRAGONKNIGHT eine neue Band, die 2000er/2010er Power Metal in 2025er Fettheit liefert. Handwerklich makellos, unterhaltsam, detailreich, knallend – von dieser Band werden wir zurecht noch jede Menge zu hören bekommen!

Anspieltipps:
„Defenders Of Dragons“, „Storm Bringer“, „The Imperator“ und „Return To Atlantis“

Jannis

MAGIC KINGDOM – Blaze of Rage

Trackliste:

01. Sanctus Maleficus
02. The Great Rebellion
03. Blaze of Storming Rage
04. Undead at the Gates
05. The Great Invasion
06. Frozen Realm of Death
07. Unsacred War Alliance
08. The Great Retribution
09. Ashes in the Wind
10. Bells of Triumph
11. Fallen for the Kingdom
12. Lonely in the Universe

Spielzeit: 50:06 min – Genre: Symphonic Power Metal – Label: Massacre Records – VÖ: 13.12.2024 – Page: www.facebook.com/magickingdomofficial

 

MAGIC KINGDOM die symphonische Power Metal Spielwiese des IRON MASKs Mastermind Dushan Petrossi kommt auch mal wieder mit einem neuen Album um die Ecke.
Das Letzte ist 5 Jahre her. Zeit also für was Neues für die Bandfans. Und dieses Mal gibt es ein Novum, denn Dushan hat sich an einem Konzeptalbum versucht welches sich um eine Magisches Reich in einer Fantasywelt dreht.
Das neue Album soll aber dieses Mal nicht nur mit ordentlich Bombast und Symphonic daherkommt, nein auch Thrash sowie Prog Metalelementen inklusive Growls und Screams sollen zu finden sein.
Klingt spannend und abwechslungsreich, horchen wir also mal rein ins neue Album.
Zuvor sei noch kurz erwähnt das gesanglich nach wie vor der gute Michael Vescera hier zu hören ist. Es wird also auf bewährtes gesetzt.

Mit dem instrumentalen Intro „Sanctus Maleficus“ beginnt die neue Scheibe schon mal recht verspielt. Typisch Symphonic und typisch Konzeptalbum also.
Mit „The Great Rebellion“ im Anschluss erwartet uns dann direkt einer der längsten Tracks des Albums. Auf ganzen 9 Minuten wird hier richtig fett aufgefahren und alle Symphonic Bombast Fans sollten direkt im Dreieck springen. Ein paar Growls und Grunts sind hier ebenfalls schon an Bord. Abwechslung wird hier auf jeden Fall großgeschrieben.
Das schnellere, wesentlich kompaktere „Blaze of Storming Rage“ nimmt dann den Ball gekonnt auf und es geht hier auf jeden Fall etwas eingängiger zu Werke als zu vor. Das lässt auch den Power Metaller in mir jubeln.
Danach im Mittelteil geht es dann immer zwischen Symphonic und Power Metal hin und her. Eingeschoben dann ordentlich Bombast und mal auch ein paar Thrash Anleihen. Ganz so wie es uns ja auch im Vorfeld beschrieben wurde.
Glanzpunkte sind hier die eingängigen „Undead at the Gates, „The Great Invasion“ sowie das harte „Unsacred War Alliance“.
„The Great Retribution“ als Bindeglied in das letzte Drittel geht irgendwie so gar nicht an mich! Überlang mit über 9 Minuten kommt man irgendwie nie so richtig auf den Punkt und auch die unterschiedlichen Gesangsparts und Beiträge sind irgendwie etwas chaotisch. Aber vielleicht muss das so und der Symphonic Fan jubelt da innerlich.
„Ashes in the Wind“ ist dann nur ein instrumentales Zwischenstück bevor wir mit „Bells of Triumph“ wieder etwas mehr Geradlinigkeit und Kompaktheit haben.
Mit den beiden Abschlusstracks „Fallen for the Kingdom“ sowie dem ruhigeren „Lonely in the Universe“ trifft man dann auch wieder etwas mehr ins Schwarze.

Tja, wie ihr gelesen habt hat mich das neue Werk der Jungs von MAGIC KINGDOM nicht ganz überzeugt und abgeholt. Es ist zwar picke packe voll mit viel Mucke, aber für mich auch teilweise echt überfrachtet! Daran ändern bei mir auch mehrere Durchläufe des Diskus leider nichts.
Für den knallharten Symphonic und Bombastfan ist das vermutlich Blasphemie, was ich hier schreibe, aber diese Metalheads können ja gerne gut 1 bis 1,5 Punkte draufrechnen.
Ein sehr anspruchsvolles Konzeptalbum also was mit Sicherheit seine Anhänger finden wird!

Julian

 

DAWN OF DESTINY – IX

Trackliste:

01. Mortem Vidi
02. A Child`s Hand
03. Alive
04. Crown of Creation
05. Abandoned
06. Keep Fighting
07. Wings
08. Better Hold Me Tight
09. For all the Pain
10. Through this Nightmare
11. I live for your Pain
12. You won`t be there

Spielzeit: 54:56 min – Genre: Symphonic Power Metal – Label: El Puerto Records – VÖ: 22.11.2024 – Page: www.dawnofdestiny.de

 

Seit fast 20 Jahren sind die deutschen Symphonic Power Metaller von DAWN OF DESTINY eine der Konstanten in dem Bereich die sich von Album zu Album immer gesteigert haben.
Sehr konstant ist auch das Line Up welches schon seit Jahren relativ gleich ist. Bandmastermind und Basser Jens Faber weiß anscheinend, wie es geht.
Gefronted von Sängerin Jeannette Scherff wird man diesen Weg hoffentlich auch auf dem neuen Album „IX“ unbeirrt weiter gehen und uns tolle Power Metalsongs präsentieren.

Horchen wir doch mal zusammen rein, z.B. direkt in den Opener „Mortem Vidi“. Hier sind wir direkt recht düster mit tief gestimmten Gitarren, erdigen Groove und Growls unterwegs. Im Chorus ist man dann wieder schön melodisch präsent.
Ein etwas zwiegespaltener Beginn wo man noch nicht so genau weiß in welche Richtung das Ganze geht.
Der vielleicht melodischste Track folgt dann direkt als Nächstes. „A Child`s Hand“ ist auch als Videosingle ausgekoppelt worden und gehört definitiv zu den eingängigsten Stücken auf der Scheibe und ist somit auch direkt der erste absolute Hit geworden!
„Alive“ ist dann sehr zügig unterwegs und passt eigentlich perfekt in das Genreraster „Symphonic Power Metal“. Lässt sich auf jeden Fall auch sehr gut hören das Ganze.
Mit dem eher episch und symphonisch orientierten „Crown of Creation“ haben wir dann direkt den nächsten Hit der Scheibe. Läuft ebenfalls ziemlich gut in die Gehörgänge das Stück.
Im Mittelteil gibt es gute Standardmetalkost zu vermelden die auch genau in die schon angesprochene Genreschublade passt. Die ruhige, zum Schluss mit etwas mehr Power versehende, Ballade „Wings“ mal ausgenommen.
Etwas mehr nach Schwermetall tönt dann „Better Hold Me Tight”. Macht das Ganze direkt interessanter als der Mittelteil. Dies ist auch dem interessanten Chorus geschuldet, der sich sofort festsetzt.
Im letzten Drittel der Scheibe geht es auch munter hin und her und man bewegt sich zwischen Symphonic und Power Metal. Meistens mit einem melodischen Chorus.
Mit “Through this Nightmare” und “I live for your Pain” hat man dann noch zwei Nummern die sich ziemlich gut im Gehörgäng festsetzen.
Das letzte Studiowerk der Band “Of Silence” gehörte für mich zu den besten, welche sie jemals veröffentlicht haben. Für meinen Geschmack trifft man hier auf IX” nicht genau das Level des Vorgängerwerks.
Zu viel bewegt sich hier im, zwar oberen, Standardmetalbereich und man kann leider das Niveau des Vorgängerdiskus nicht ganz halten!
Aber, das ist jetzt auch etwas meckern auf hohem Niveau, denn für Symphonic Powermetalfans in das neue DAWN OF DESTINY Album natürlich nach wie vor eine gute Wahl, die man sich entgehen lassen sollte!

Julian

 

GRIMGOTTS – The Time Of The Wolfrider

Trackliste:

01. An Amber Dawn
02. The Rise Of The Wolfrider
03. Darkwood: I. The Voyage – II. The Sea Serpent – III. The Great Oaks
04. Ancient Voices (Hear Them Calling)
05. Return To The Sea
06. Wings Of Wonder
07. Swallowed By Darkness
08. Riding To Destiny
09. Black Banners
10. Lord Of The Battle

 

 

Spielzeit: 56:46 min – Genre: Symphonic Power Metal – Label: Elevate Records – VÖ: 27.09.2024 – Page: www.facebook.com/grimgottsband

 

Ach GRIMGOTTS… Wann immer ein neues Album von den Londonern am Horizont erscheint, stellt sich bei mir so ein wohliges Gefühl ein, denn ich weiß ziemlich genau, was mich erwartet. Und damit liege ich dann verlässlich richtig, so auch bei „The Time Of The Wolfrider“.
Und was erwartet einen nun darauf?
– fettester orchestraler Power Metal mit Melodien, die unverwechselbar von dieser Band stammen
– ein bisschen Keyboard-Action
– Sänger Andy Barton, der von Mal zu Mal besser wird (und dieses Mal seine etwas peinlichen Klischee-Piraten-Vocals praktisch beerdigt hat und nur noch in „Black Banners“ zurückbringt, dort dann auch so unpeinlich wie nie zuvor)
– minimale Folk- und Pirate-Metal-Anleihen, aber keine von der Standard-Sorte
– eine klare „Lieber zu viel als zu wenig“-Mentalität, die manchmal geil kommt und manchmal den ansonsten netten Sound vermatschen lässt

Doch, „The Time Of The Wolfrider“ ist ein Album, wie man es sich als GRIMGOTTS-Fan wünscht. Ein Konzeptalbum, um genau zu sein, was sich für den den Texten nicht folgenden Hörer hauptsächlich in immer mal wieder auftauchenden kleinen gesprochenen Parts zeigt. Der Orchesterfaktor ist hoch, klingt auch für eine kleine Band meist ziemlich gut. Und die ein oder anderen gegrowlten Vocals gibt es auch, sehr sinnvoll eingefügt.
Musikalisch ist die Platte eher fröhlicher Retro-Symphonic-Power-Metal, merkt man bereits am Dur-Anteil des Openers. Der übliche 10-Minuten-Track ist auch dabei (ein ziemlich guter sogar), dazu viel Feierlichkeit (exemplarisch: „Riding To Destiny“). Aber mit „Return To The Sea“ darf es dann auch mal „böse“ werden, mit mehr unklaren Vocals, düsterer, harter Komposition und sogar ein paar Blastbeats. Und auch bei „Wings Of Wonder“, das für alle ist, die gerne mal zehn Sekunden authentische DIMMU-BORGIR-Schwärze vor ihrem cheesy Synth-Solo begehren.
Jap, GRIMGOTTS sind nach wie vor in ihrem sympathischen Power-Metal-Overkill-Game, das eine willkommene Abwechslung zu der ordentlichen Menge an düsterem Power Metal bietet, der momentan so rauskommt.

Fazit:
Einfach mal ein Stündchen mit Helden, Werwölfen, Hexen und Gnomen in grünen Landschaften, immer bis auf Anschlag und dabei äußerst liebenswert, mit Trademark-Melodien, die sich von denen anderer Bands des Genres abheben, und Arrangements, die vor Spielfreude überquellen. Wichtigster Kritikpunkt sind die Momente, zu denen „The Time Of The Wolfrider“ einfach überladen ist. Dann geht gerne mal die Basedrum im Hintergrund verloren oder die Melodien der Vocals. Aber da muss man durch, wenn man GRIMGOTTS will, und wer will das nicht?

Anspieltipps:
„Return To The Sea“, „Wings Of Wonder“, „Riding To Destiny“ und „Darkwood“

Jannis

RHAPSODY OF FIRE – Challenge The Wind

Trackliste:

01. Challenge The Wind
02. Whispers Of Doom
03. The Bloody Pariah
04. Vanquished By Shadows
05. Kreel’s Magic Staff
06. Diamond Claws
07. Black Wizard
08. A Brave New Hope
09. Holy Downfall
10. Mastered By The Dark

 

Spielzeit: 63:31 min – Genre: Symphonic Power Metal – Label: AFM Records – VÖ: 31.05.2024 – Page: www.facebook.com/rhapsodyoffire

 

Wohl kaum eine Band hat so viel Gutes und Schlechtes für Power Metal getan wie RHAPSODY OF FIRE. Gutes, weil sie Klassiker geschaffen, einen relevanten Stil mit- und ausgeprägt hat und Genre-Vorbild für eine Menge guter Bands ist. Schlechtes, weil sie auch den Weg für viel Mittelmaß-Bands geebnet hat, die den gleichen Stil ohne den besonderen Faktor bieten. Aber jut, hat man nicht in der Hand, ne?
Nun sind die Italiener auf jeden Fall wieder da, mit „Challenge The Wind“, ohne einen italienischsprachigen Song und ohne Balladen. Gemischt wurde der Spaß von ORDEN OGANs Seeb Levermann, und wo der beteiligt ist, muss er gelobt werden. Die Platte klingt fett, das Orchester vielleicht nicht so pompös, wie es hätte sein können, aber schon amtlich. Und der Symphonic-Faktor ersetzt glücklicherweise auch nicht die Härte, die auf „Challenge The Wind“ allemal vorhanden sein darf.
Manche mögen die Band aufgrund ihres Stils belächeln, aber seien wir ehrlich: Was RHAPSODY OF FIRE seit Jahrzehnten machen, macht kaum eine andere Truppe so gut wie sie. Die Harmoniewendungen sind auch auf dem neusten Output typisch RHAPSODY OF FIRE, was aber auch 2024 immer noch bedeutet, dass sie nicht allzu vorhersehbar sind und sich vom Standard absetzen. Das kann zu Songs wie „Diamond Claws“ führen, die in jeglicher Hinsicht einfach sehr guter symphonischer Power Metal sind, von denen mir kein Genrefan sagen kann, dass sie nicht seinen Nerv treffen. Das kann aber auch zu „Challenge The Wind“, dem Opener des Albums, führen, die fast schon lächerlich unüblich Dur-lastig ausfallen, ohne dass man ihnen großartig platten Kitsch-Modus unterstellen kann.
Auf der anderen Seite gibt es dafür opulente Düsterkeit. So beim 16-Minüter „Vanquished By Shadows“, der mehrere Parts, unklare Vocals und vielseitige Arrangements liefert und in Teilen die Frage beantwortet, was passiert, wenn RHAPSODY OF BORGIR ein Ding wäre. „Kreel’s Magic Staff“ ist noch am ehesten der Folksong auf „Challenge The Wind“, aber auch nicht wirklich.
Alles in allem ist das Album ein weiterer Beweis für das kompositorische Können des Quintetts, mit Wendungen, die man so eher in Klassik erwartet, zu Teil so aber auch nicht alle Nase lang in anderem von Klassik inspiriertem Power Metal findet. Und klar, die ganzen ROF-Trademarks sind auch drin. Lateinische Chöre, coole Orchestral-Shots, minimal unklarer Gesang und Synthesizer, tolle Leistungen von allen Beteiligten und Songs mit dem nötigen Maß an Eigenständigkeit.

Fazit:
„Challenge The Wind“ ist deutlich über dem Mindestniveau, das man von RHAPSODY OF FIRE erwartet, erfüllt alle Fanwünsche und gibt keinen Anlass zu berechtigter Kritik. Fetter orchestraler Power Metal mit okay viel Härte von einer der Bands, die nicht nur am besten wissen, wie man sowas macht, sondern die auch noch ein echtes Songwriting-Händchen haben. Da geb ich Euch Brief und Seagleheart drauf.

Anspieltipps:
„Challenge The Wind“, „Diamond Claws“, „Black Wizard“ und „Vanquished By Shadows“

Jannis

DERDIAN – New Era Pt. 4 – Resurgence

Trackliste:

01. The Grin Of Revenge
02. The Evil Messiah
03. Face To Face
04. Dorian
05. Black Typhoon
06. Resurgence
07. All Is Lost
08. Derdian
09. Astar Will Come Back

 

Spielzeit: 46:43 min – Genre: Symphonic Power Metal – Label: Eigenveröffentlichung – VÖ: 20.10.2023 – Page: www.facebook.com/Derdian

 

DERDIAN – lange schon irgendwie auf dem Schirm gehabt, aber nichts drüber gewusst und noch nie reingehört. Zeit, das zu ändern, schließlich ist mit „New Era Pt. 4 – Resurgence“ jüngst das achte Album der Italiener erschienen, und es ist Symphonic Power Metal, also ganz meine Baustelle.
„New Era Pt. 4“ ist, Überraschung, der Nachfolger von Part 3, 2 und 1, den ersten drei Alben von DERDIAN, die bis 2010 erschienen sind. Kann Part 4 den ersten drei Alben der Reihe das Wasser reichen? Ich weiß es nicht, die Platte ist wie gesagt mein erster Kontakt mit der Band. Aber schauen wir doch mal, was „New Era Pt. 4 – Resurgence“ als Symphonic-Power-Metal-Album so zu bieten hat.
Nun, zuerst einmal einen sehr guten Sound, klar, definiert, mit ordentlich Wumms. Die Orchesterelemente sind gut eingesetzt, vermatschen nie den Metal-Faktor der Platte, gehen aber auch nicht im Hintergrund unter. Dazu kommen beachtliche Instrumentalleistungen, die davon profitieren, dass jedes Bandmitglied offensichtlich zu jedem Zeitpunkt des Albums weiß, was gerade geil wäre und sich im Gesamtklang harmonisch einfügen würde. Ivan Giannini macht als Sänger einen hervorragenden Job und kriegt dazu noch eine gute Menge an gelungenen Backing Vocals.
Und musikalisch? Musikalisch ist „New Era Pt. 4 – Resurgence“ spannend und hervorragend komponiert. Das ist keines der Symphonic-Power-Metal-Alben, bei denen man nach dem ersten Chorus weiß, dass man nun alles bis auf einen Standard-Solopart gehört hat. „Resurgence“ ist komplexer als unbedingt nötig für so ein Album, traut sich Arrangements und Songstrukturen abseits der 08/15-Vertreter des Genres und bedient sich all der Ideen, über die man sich im Symphonic Power Metal so freut.
Nehmen wir exemplarisch „The Evil Messiah“ mit seinem unheimlichen Intro, seiner dramatischen Gitarrenmelodie, der unkonventionellen ersten Strophe, dem coolen Prechorus mit „unklaren“ Vocals, der schönen Chorus-Melodie, spontanem Doublebass-Einbruch, poppigen Gitarren darunter, dem pseudo-klassischen Klavierintermezzo, dem miesen Wiedereinstieg, dem bösen Stampfpart danach, dem darauf folgenden Poprock-Part und dem finalen Chorus. Das ist nicht nur eine wahnsinnige Menge an unterschiedlichen Ideen, sondern passt auch 1A zusammen. Und auch, wenn nicht jeder Song auf dem Album dieses Maß an Überraschung zu bieten hat:

Fazit:
„New Era Pt. 4 – Resurgence“ ist so viel mehr, als man sich heutzutage von einem Symphonic-Power-Metal-Album zu erwarten traut, da man dann doch meistens enttäuscht wird. Da steckt richtig Arbeit hinter, viel Kreativität und Liebe zur Sache – und eine große Menge an Talent vonseiten aller Beteiligten. Wem das Genre zusagt, der hat hier wirklich, wirklich einen absoluten Blindkauf-Kandidaten. Und wenn Part 4 seinen drei Vorgängern nicht würdig sein sollte, dann habe ich fast Angst davor, zu erleben, wie gut die ersten drei Parts sein müssen.

Anspieltipps:
„The Evil Messiah“, „Black Typhoon“, „Derdian“ und „Face To Face“

Jannis

INDUCTION – The Power Of Power (EP)

Trackliste:

01. Set You Free
02. A Call Beyond
03. Queen Of Light
04. At The Bottom
05. Order & Chaos
06. Pay The Price

 

 

 

Spielzeit: 30:26 min – Genre: Power Metal – Label: Atomic Fire Records – VÖ: 04.08.2023 – Page: www.facebook.com/inductionofficial

 

Es ist für eine talentierte Band nicht allzu schwer, ein uninteressantes Standard-Symphonic-Power-Metal-Album aufzunehmen. Man kennt all die Harmonie-Wendungen und klassischen Melodie-Bögen, die die durchschnittlichen Alben dieses Genres wieder und wieder aneinanderhängen, dann kommen noch ein paar semi-realistische Streicherfundamente mit dabei und fertig ist das Ding. INDUCTION sind eine talentierte Band, die allerdings die Leistung vollbringt, genau das nicht zu tun und im Jahr 2023 noch Symphonic Power Metal zu releasen, der frisch wirkt und all das beinhaltet, was die Wirkung des Genres ausmacht.
„The Power Of Power“ (NANOWAR lassen grüßen) ist die neue Sechs-Song-EP der Truppe um Kai-Hansen-Sohn Tim, und mit ihren 30 Minuten Spieldauer eigentlich fast schon ein Album. Eines, an dem praktisch alles stimmt. Der Sound ist fett, die Bandleistung durch die Bank äußerst stark. Die orchestralen Elemente klingen angenehm realistisch und bombastisch, insbesondere die Hörner braten ordentlich. Die Geschwindigkeits-Level der einzelnen Songs passen ebenfalls, von Midtempo bis Fullspeed ist alles vorhanden, lediglich Balladen-Fans könnten enttäuscht werden.
Bis dahin schonmal alles top. Jetzt steht und fällt die Sache eigentlich nur noch mit dem Songwriting, und das ist auf „The Power Of Power“ auf äußerst hohem Level. Keiner der Tracks fühlt sich so an, als hätte man ihn auch auf einem X-beliebigen 08/15-Symphonice-Power-Metal-Album finden können. Die Kompositionen sind durchdacht und ausgereift, passen jederzeit zum Genre, haben dabei aber durchweg Wiedererkennungswert. Bewährte Bausteine kunstvoll und mit eigener Vision zusammengesetzt. Klar, der HANSEN-Spirit kommt gerne mal durch („Set You Free“ versprüht im Chorus einige „Land Of The Free“-Vibes), aber INDUCTION machen damit ihr eigenes Ding.
Was die Sache dann komplettiert, ist, dass offensichtlich nicht nur einiges an Zeit und Arbeit ins Songwriting gesteckt wurde, sondern auch in den Studio-Aufenthalt. Die Liebe zum Detail, die alleine in der Orchester-Programmierung steckt, drückt den Entertainment-Wert der Platte um einiges nach oben und macht sich absolut bezahlt.

Fazit:
Man lehnt sich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man INDUCTION eine steile Karriere voraussagt. Die Truppe macht Symphonic Power Metal auf einem Niveau, dass man heutzutage nur noch selten findet. Und „The Power Of Power“ ist der beste Beweis dafür, und ein absoluter Leckerbissen für jeden Fan des Genres.

Anspieltipps:
„Set You Free“, „Queen Of The Light“ und „At The Bottom“

Jannis

GLORYHAMMER – Return To The Kingdom Of Fife

Trackliste:

01. Incoming Transmission
02. Holy Flaming Hammer Of Unholy Cosmic Frost
03. Imperium Dundaxia
04. Wasteland Warrior Hoots Patrol
05. Brothers Of Crail
06. Fife Eternal
07. Sword Lord Of The Goblin Horde
08. Vorpal Laserblaster Of Pittenweem
09. Keeper Of The Celestial Flame Of Abernethy
10. Maleficus Geminus (Colossus Matrix 38B – Ultimate Invocation Of The Binary Thaumaturge)

 

Spielzeit: 48:03 min – Genre: Power Metal – Label: Napalm Records – VÖ: 02.06.2023 – Page: www.facebook.com/gloryhammer

 

 

Man kommt als Power-Metaller um GLORYHAMMER eigentlich kaum herum. Zu einzigartig ist die schottische Truppe, die nun schon seit 2010 ihrer merkwürdiges Epos Album um Album vorantreibt. Angesiedelt in einem Fantasy-Universum, mit einer inzwischen recht großen Bandbreite an Charakteren, Orten und, nun, Insiderwitzen. Mit lyrisch übertriebenem Power-Metal-Klischee-Pathos und gleichzeitiger textlicher Absurdität („Laser Goblin! Power Sword! Ultra Warfare!“) auf bombastisch-orchestralem Power Metal mit einer guten Menge an Synthesizern, düster intonierten kleinen Hörspielparts und fehlendem musikalischem Schamgefühl haben GLORYHAMMER sich eine Nische und stetig wachsende Fangemeinde geschaffen, deren Existenz man auch dann für absolut verständlich halten muss, wenn einem dieses Konzept überhaupt nicht zusagt.
Dementsprechend ist klar, wohin die Reise bei „Return To The Kingdom Of Fife“ geht. Konzeptalbum, saftige und sauber polierte Produktion mit stabilem Härtelevel, Texte jenseits von gut und böse (was sich bereits bei Titeln wie „Vorpal Laserblaster Of Pittenweem“, „Sword Lord Of The Goblin Horde“ und „Maleficus Geminus (Colossus Matrix 38B – Ultimate Invocation Of The Binary Thaumaturge)“ andeutet), viel Orchester, einiges an Keyboards, Bombast, Highspeed, Feierlichkeit, Power.
Gut, eins ist neu: Sozos Michael an den Vocals, der Angus McFife XIII ersetzt. Kein Problem damit, macht er toll und füllt die Rolle seines Vorgängers top aus.
GLORYHAMMER als Meme-Band abzutun ist leicht. Mache ich an sich auch. Dann wiederum muss man sich halt auch mal hinsetzen, „Return To The Kingdom Of Fife“ konzentriert und vielleicht sogar mit Texten vor Augen anhören, und wird feststellen, dass die Band echt verdammt viel von Musik versteht. Klar haben die Jungs die klassischen Power-Metal-Wendungen mit drin, kennen aber noch einige mehr, die auch majestätisch oder Gänsehaut-evozierend wirken, setzen auf diverse musikalische Kniffe, die man bei den meisten anderen Bands dieses Genres vergeblich sucht, haben Melodien abseits des Standards, wissen die Stimmung ihrer Story musikalisch sinnig umzusetzen und ihren einzelnen Songs unterschiedliche Stimmungen zu verleihen. Jesus, man höre sich alleine den Partytrack „Keeper Of The Celestial Flame Of Abernethy“ und danach den beeindruckenden Zwölf-Minüter-Endtrack an und versuche dann zu erzählen, dass GLORYHAMMER musikalisch keine Qualität liefern würden. Alles steht und fällt letztendlich mit der Frage, ob man in seinem feierlich-epischen Bombast-Power-Metal manchmal gerne Dinge wie ein lautes „HOOTS“ hört, oder es eher komplett seriös halten möchte.

Fazit:
In jeglicher Hinsicht (über die Musikvideos habe ich noch nicht mal was gesagt) over the top, kompositorisch selten Power-Metal-Standard, dabei aber musikalisch genau das, was man will, wenn man nach fettem orchestralem Power Metal sucht. Aber letztendlich: Wenn Ihr GLORYHAMMER kennt, wird dieses Album Eure Meinung von ihnen bestärken, welche auch immer Ihr von ihnen habt. Wenn Ihr sie nicht kennt, Power Metal aber mögt: Reingehört muss man im mindesten mal haben!

Anspieltipps:
„Holy Flaming Hammer Of Unholy Cosmic Frost“, „ Keeper Of The Celestial Flame Of Abernethy“, „Imperium Dundaxia“ und „Maleficus Geminus (Colossus Matrix 38B – Ultimate Invocation Of The Binary Thaumaturge)“

Jannis

PRYDAIN – The Gates Of Aramore

Trackliste:

01. Sword & Sorcery
02. The Gates Of Aramore
03. Lands Beyond
04. Sail The Seas
05. Quest Of The Fallen
06. Way Of The Forest
07. Ancient Whispers
08. Blessed & Divine
09. Kingdom Fury
10. Magic & Mystery
11. I Come Undone (Bonus Track)

Spielzeit: 50:36 min – Genre: Power Metal – Label: Limb Music – VÖ: 02.06.2023 – Page: www.facebook.com/prydainofficial

 

Der heutige Tag gestaltet sich als vielseitig. Erst mit WONDERS‘ „Beyond The Mirage“ Power Metal von Limb Music mit Beteiligung von Bob Katsionis rezensieren (10 Tracks und ein Bonustrack, Gesamtspieldauer ca. 50 Minuten), danach mit PRYDAINs „The Gates Of Aramore“ Power Metal von Limb Music mit Beteiligung von Bob Katsionis rezensieren (10 Tracks und ein Bonustrack, Gesamtspieldauer ca. 50 Minuten). Beide mit Orchester und sonstigen Synth-Klängen dabei. Sind aber unterschiedliche Alben, versprochen.
PRYDAINs Power Metal ist oldschool und sehr Orchester-lastig, mit einem Orchester, das ein bisschen cheesy unecht anmutet, aber auf eine nostalgisch-liebenswerte Weise. Die Art von Power Metal, die gerne mal nach Fantasy-Rollenspiel-Soundtrack klingt, über Warriors und Kings, Good und Evil berichtet, immer noch einen an Gänsehaut draufsetzt, mit hohen Gesangspassagen, einem Erzähler, der nicht ganz Christopher Lee ist, viel Pathos und großen Emotionen.
Produktion und Mix kommen wieder von Bob, der einen verlässlich guten Job gemacht hat, wobei das Orchester jetzt nicht ganz so knallt, wie es beispielsweise bei DIMMU BORGIR der Fall wäre.
Musikalisch erinnert mich die Sache mit ihren leichten Folk-Anklängen an GRIMGOTTS, denen ich immer eine naiv-fröhliche Begeisterung unterstelle, wenn sie merken, wie geil viel Bombast man doch in seine Musik packen kann. Und genau so fühlt sich PRYDAIN an, mit Mastermind Austin Dixon, der nach Jahren der Suche anderer Power-Metal-Fanatiker in seiner Heimat in Utah während Corona nun endlich seine Zeit gekommen sah, mit Mitte 30 seinen Traum von einem eigenen Symphonic-Power-Metal-Projekt zu verwirklichen. Mit dabei ein paar Solo-Features von EDGUY- und FALCONER-Mitgliedern und Mike Livas von u.a. TIMO TOLKKI an den Vocals, der manchmal ein bisschen zu sehr pressen muss, normal aber sehr gut zur Band passt.
Austin hatte offenkundig richtig Bock und der sprüht nun aus jedem Ton von „The Gates Of Aramore“. Das wirkt. Auch wenn sich einige Songs doch ähneln mögen und nicht der ganz große Hit dabei sein mag (wobei „Way Of The Forest“ schlicht pure Feierlichkeit feiert und keine Hemmungen hat, maximum Gänsehaut zu liefern), ist die Platte eine von denen, bei denen man sich als Hörer über jeden geilen Part mit Austin mitfreut und stolz auf ihn ist, dass es nach all den Jahren des Planens nun ein derartiges gelungenes Werk rausgehauen hat, das genau so klingt und funktioniert, wie es soll.

Fazit:
Kurz und knapp: Man werfe einen Blick auf das Albumcover und kann dann ziemlich genau sagen, wohin die Reise bestenfalls geht. Und dahin geht sie bei PRYDAINs „The Gates Of Aramore“. Im mindesten guter nostalgisch-verspielter Bombast, und gerne auch mehr als das!

Anspieltipps:
„Way Of The Forest“, „Sail The Seas“ und „The Gates Of Aramore“

Jannis

AVALAND – The Legend Of The Storyteller

Trackliste:

01. The Vision
02. Crimson Tyranny
03. Insurrection
04. To Be The King
05. Secret Night
06. Kingslayer
07. The Gift
08. Out Of The Fog
09. Betrayers
10. Madness Of The Wise
11. You’ll Be The Legend
12. Lies

Spielzeit: 62:20 min – Genre: Symphonic Power Metal – Label: Rockshots Records – VÖ: 31.03.2023 – Page: www.facebook.com/avaland.metal.opera

 

Da ist es wohl mal wieder Zeit für was, für das ich dieses besondere Eckchen in meinem Herz reserviert habe: neue Bands, die alten Symphonic Power Metal machen. Die Art, die zum Beispiel GRIMGOTTS bedienen, naiv neugierig in vergangenen Zeiten tobend und jegliche modernen Elemente selbstbewusst missachtend, mit nicht übel aber auch nicht end-authentisch klingendem Orchester und lieber einem Glory zu viel als zu wenig. Hallo an AVALAND, 2018 gegründet und nun mit ihrem zweiten Album „The Legend Of The Storyteller“ zurück.
Zuerst mal muss man sagen, dass die Franzosen sich mit Zak Stevens von SAVATAGE einen amtlichen Gast für mehrere Songs geholt haben, dazu ein paar bekannte Gesichter aus dem oberen Bereich des Power-Metal-Untergrunds wie Mitglieder von LIONSOUL, SORTILÈGE und EDGUY (Okay, letztere sind nicht Untergrund). Dazu haben sie sich einen sehr guten Sound geholt, der angenehm nicht modern ausfällt, und füllen allesamt ihre Position sauber aus.
Und mit all diesen Zutaten (plus ein paar etwas moderneren Synthsounds neben viel Orchester, Klavier etc.) wird dann angerichtet: sehr spaßiger nostalgischer Fantasy Symphonic Power Metal, der sich für seine klischeehaften gesprochenen „Hörspiel“-Passagen nicht schämt und alles und mehr im Gepäck hat, was und als man sich von ihm wünscht. Denn obendrauf gibt’s dann auch mal fröhlich funky-poppiges Material bei „Insurrection“ (geile Strophe, geiler Bass-Sound), folkige Balladen („Secret Night“, nicht metal aber schöne Verdichtung), Düsterkeit und Stimmung abseits des üblichen Orchestral-Bombasts bei „Madness Of The Wise“ und einen etwas progressiveren +10-Minüter am Ende. Starkes Ding, wenngleich ich mir statt der moll-Version von „Bruder Jakob“ am Ende doch nochmal den Anfang in fett gewünscht hätte und der Track nicht die besten Melodien des Albums erhält. Außerdem haben wir mit „Kingslayer“ den Song, der passender zum Titel nicht hätte komponiert sein können (was ein geiles Ding) und in den meisten Songs feinen Retro Power Metal in düsterer oder fröhlicher mit einem gewissen Etwas.
Gut, „You’ll Be The Legend“ plätschert über die ersten drei Minuten doch ziemlich vor sich hin und wird danach halt fett und schnell. Aber die schwächsten der restlichen Songs haben als Verkaufsargument im mindesten ihren sympathischen Stil und allermeistens weit mehr als das zu bieten; und das ganz ohne Überproduktion, Mainstreamisierung und sonstigen Kram.

Fazit:
Kein Wunder, dass AVALAND im April 2023 mit RHAPSODY OF FIRE unterwegs sind. Der Spirit ist vergleichbar, derweil man beide Bands hinsichtlich des Songwritings und der Präsentation niemals miteinander verwechseln würde. Aber ehrlich: nochmal so richtig schön unmoderner, erzählfreudiger, farbenfroher, sympathischer symphonischer Power Metal auf hohem Niveau – das ist zwischendurch wichtig und gut und „The Legend Of The Storyteller“ kann ganz genau das bieten.

Anspieltipps:
„Kingslayer“, „Insurrection“, „Madness Of The Wise“ und „Betrayers“

Jannis