IMMORTAL GUARDIAN – Unite And Conquer

Trackliste:

01. Ozona
02. Echoes
03. Roots Run Deep
04. Perfect Person
05. Divided We Fall
06. Lost In The Darkness
07. Southern Rain
08. Unite And Conquer
09. Un Dia A La Vez
10. Rise Of The Phoenix

 

Spielzeit: 48:26 min – Genre: Modern Progressive Metal – Label: Massacre Records – VÖ: 01.12.2023 – Page: www.facebook.cin/igmetal (mit einem l)

 

Erzählungen mit „Ich weiß noch, wie“ zu beginnen ist unoriginell daher an dieser Stelle einfach mal so: Ich weiß nicht mehr, wie ich die letzte IMMORTAL GUARDIAN rezensiert habe. Ich hab mich vor ein paar Tagen vom Chef dazu verleiten lassen, das dritte Album der Band zu reviewen und beim Abspeichern des Dokuments erst bemerkt, dass ich ihre Musik schonmal auf den Ohren hatte. Muss ein handwerklich starkes Album mit etwas fehlender individueller Handschrift gewesen sein. Okay. Gibt’s halt auch einige von.
„Unite And Conquer“ ist keines davon. „Unite And Conquer“ ist das dritte Album der Amis, und fehlende individuelle Handschrift kann man ihm nun wirklich nicht unterstellen. Die Platte ist insgesamt Progressive Metal, der Elemente aus Power, Heavy und Modern Metal nimmt, ordentlich Geshredde integriert, alles in einen großen Sack füllt, zehnmal draufhaut und dann noch kräftig schüttelt. Die englische Wendung „all over the place“ (schlecht übersetzt „eskalativ durcheinander chaotisch“) beschreibt das Ding wohl am besten – im positiven Sinne wohlgemerkt. „Unite And Conquer“ ist nicht progressiv, weil IMMORTAL GUARDIAN wissen, wie man einen 13/47-Takt spielt und das ständig raushängen lassen müssen, sondern weil sie in der Struktur ihrer Songs und in der Komposition der einzelnen Parts auf Konventionen müde lächelnd herunterblicken, wenn gerade was Unkonventionelles eigentlich viel geiler wäre. Nicht auf eine Weise, die im Stil von beispielsweise IGORRR einfach Avantgarde-bescheuert wäre, sondern auf eine Weise, in der man jede Minute der Platte als seriösen Metal ernstnehmen, vielen von ihnen aber schon einen kreativen Umgang mit den einzelnen Elementen von Metal unterstellen kann. Wenn es Power-Metal-Zeit ist, beispielsweise bei „Rise Of The Phoenix“ oder „Unite And Conquer“, dann ist der Song das auch aus vollem Herzen, mit starken Melodien, viel Druck – aber eben auch der ein oder anderen überraschenden wie spaßigen Entscheidung. Entweder, da hat sich seit dem letzten Album echt was getan, oder ich hab den Vorgänger einfach falsch gehört.
Wichtig natürlich auch, dass all das von guten Musikern umgesetzt wird. Was es auch wird, sogar noch mit Ralf Scheepers (PRIMAL FEAR) und VICKY PSARAKIS (The Agonist) in Featureparts. Klangtechnisch ist „Unite And Conquer“ auch stabil, das Cover sieht nice aus. Ich hab so das Gefühl, ich werde zum Release von IMMORTAL-GUARDIAN-Album #4 nicht vergessen haben, dass ich die Band schonmal besprochen habe,

Fazit:
Was soll man sagen: Normal ist das alles nicht, aber wer will schon normal? Gerade im Progressive Metal will ich von einer Albumkomposition in irgendeiner Hinsicht unterhalten und zum Staunen gebracht werden. Und das hat „Unite And Conquer souverän geschafft, mit weit mehr als nur einem guten „Geil, das machen sie doch jetzt nicht echt“-Lacher. Erschreckend frei an kritisierenswerten Macken. Böse, Gänsehaut, Spaß. Keyboardsolo!

Anspieltipps:
„Ozona“, „Roots Run Deep“, „Lost In The Darkness“, „Unite And Conquer“ und „Rise Of The Phoenix“

Jannis

STATE OF DECEIT – Stalked By Daemons

Trackliste:

01. Endure My Fate
02. Demi-God
03. Stalked By Daemons, Guarded By Angels
04. Hate Within
05. Withered
06. Mark Of The Whale
07. Scorched
08. Suffer ME
09. At What Cost
10. Digital tattoo

 

Spielzeit: 41:06 min – Genre: Metalcore – Label: Eclipse Records – : 13.10.2023 – Page: www.facebook.com/StateofDeceit

 

STATE OF DECEIT sagen euch nichts? Na, damit seid ihr nicht allein, ich hatte die Combo aus Südwales auch nicht auf dem Schirm. Aber die Jungs zu übersehen bzw. zu überhören dürfte nach dem Debüt „Stalked By Daemons“ nicht mehr möglich sein. Die Band wurde erst im Jahr 2019 von Gitarrist Jonathan Russel gegründet, im Gründungsjahr kam dann schon direkt die EP „Retribution“ auf den Markt, die allerdings komplett an mir vorbei gegangen ist.
Die Zeit der Pandemie haben die Waliser dann sehr zielgerichtet genutzt und hart am Debüt „Stalked By Daemons“ gearbeitet. Und die harte Arbeit hat sich gelohnt. Zusammen mit seinen Bandkollegen Peter Scammel (v.), Gareth Jones (g.), Davide Santini (b.) und Matthew Toner (d.) hat Jon Russel mit „Stalked By Daemons“ ein beachtliches Werk rausgehauen, das kaum Wünsche offen lässt.
Schon der Einstieg mit „Endure My Fate“ fordert einen regelrecht zum bangen auf. Thrashige Riffs mit gutturalem Groove legen mit dem Opener die Messlaste schon recht hoch. Doch auch der zweite Track (und die dritte Single) „Demi-God“ lassen einen ganz und gar nicht im Regen stehen. Kompromisslos mit einer Mischung aus groovigen Gitarren und kehligem Gebrüll machen STATE OF DECEIT deutlich, dass es kein Zurück mehr gibt. Die erste Singleauskopplung „Stalked By Daemons, Guarded By Angels“ schlägt einen etwas metalcorerigen Weg ein. Dabei ist auch die Liebe zu TRIVIUM deutlich zu hören, was dem Song aber mal so richtig gut steht.
In eine ganz andere Richtung geht „Hate Within“. Mit leicht melancholischen Einschlag startet der Track um dann brachial in den heavy-Teil des Songs zu wechseln. Der Übergang hätte durchaus etwas kraftvoller sein können, dennoch ein starker Song, der mit seinem leicht epischen Einschlag zu überzeugen weiß.
Und auf wirklich gutem Niveau geht es weiter. Insgesamt gibt es nicht viel zu meckern. Die 10 Songs zeigen in den knapp 41 Minuten Spielzeit alles, was in STATE OF DECEIT stecken. Ein starkes Debüt, das viel Lust auf mehr macht. Die Waliser wissen, wohin ihre Reise gehen soll und machen auf dem Weg dahin keine Gefangenen. Brachial, groovig, thrashig, alles in einem. Die Einflüsse von TRIVIUM, PANTERA, KILLSWITCH ENGAGE oder auch MACHIN HEAD sind deutlich zu hören, ohne dass STATE OF DECEIT sich darin verlieren und nur eine billige Kopie der „großen“ Bands sind. Ich bin mir sicher, die Jungs werden ihren Weg gehen und sich ihren Platz in der harten Welt erobern. „Stalked By Daemons“ von STATE OF DECEIT sind eine absolute Kaufempfehlung für alle Fans harten groovigen Metals. Auch wenn noch paar kleine Stellschrauben gesetzt werden könnten, zeigt das Debüt der Band schon jetzt deutlich ihr Potenzial. Starke Band, starke Musik, starkes Teil.

Tänski

 

 

 

 

SINHERESY – Event Horizon

Trackliste:

01. The Calling
02. Black Spirit
03. The Life you left behind
04. Castaways
05. Brighter Days
06. (R ) evolution
07. Forbidden Desire
08. Event Horizon I Gravity
09. Event Horizon II Entropy
10. Event Horizon III Singularity

 

Spielzeit: 53:19 min – Genre: Modern Metal – Label: Scarlet Records – VÖ: 25.08.2023 – Page: www.sinheresy.com

 

Seit 2013 ist die Modern Power Metaltruppe SINHERESY ein gern gesehener Gast bei uns in der Rock-Garage!
Angeführt von den beiden Frontern Cecilia Petrini und Stefano Sain mischt die Truppe seit ihrem Debütalbum Modern mit Power Metal und garniert das mit weiblichem und männlichem Wechselgesang.
Von Scheibe zu Scheibe konnte man sich ordentlich steigern, zuletzt räumte „Out of Connection“ 2019 bei uns 9 Punkte ab!
Nun steht uns das neue Album „Event Horizon“ ins Haus und Fans von so Bands wie EVANESCENCE, DELAIN oder BEYOND THE BLACK können schon mal die Ohren spitzen.

Mit dem Openersong „The Calling” wird die Scheibe eröffnet und man beginnt direkt recht druckvoll. Modern Metalsound schlägt uns sofort entgegen und es beginnt Sänger Stefano der nach wie vor ein sehr angenehmes Organ besitzt aber in den Refrains die notwendige gesangliche Härte reinbringt die Sängerin Cecilia Petrini nicht hat. Der Refrain ist top und geht sofort ins Ohr, ein toller,starker Opener!
Richtig schön groovig kommt dann „Black Spirit“ aus den Boxen. Das gesangliche Wechselspiel funktioniert hier auch wieder wunderbar. Direkt also der zweite grüne Hithaken!
Die Videosingle „The Life You Left Behind“ folgt dann als Nächstes, ist etwas symphonischer als die Songs zuvor, passt aber auch gut zur Band und ins Songgefüge und ist somit meilenweit von einem Ausfall entfernt.
Der Mittelteil der Scheibe wird dann von „Castaways“, mit dezenten Growls, dem schön melodischen „Brighter Days“ sowie dem Modern Metal Groover „(R)evolution“ dominiert. Hier merkt man schön die Vielseitigkeit der Band. Kein Song klingt gleich und es gibt immer wieder neue Facetten zu entdecken, sehr schön!
„Forbidden Desire“ ist dann etwas zu sehr Standardmetal und leitet die „Event Horizon“ Triologie ein die aus dem Einleitungsstück „Gravity“ dem Mittelstück „Entropy“ und dem Abschluss „Singularity“ besteht. Leider überzeugt hier nur „Entropy“ die beiden anderen sind eher instrumentale, atmosphärische Songs mit kurzer Spieltzeit.
Schade, das Ende überzeugt dann nicht den starken Ersteindruck der ersten Albumhälfte!
Also ganz so hoch wie die Vorgängerscheibe „Out of Connection“ kann ich dieses Mal leider nicht gehen da das letzte Drittel der Scheibe komplett abfällt und nicht zum erstklassigen Rest passt.
Das tut mir schon ein bisschen weh, weil der Rest wirklich Bombe ist und ganz im Zeichen des Vorgängers steht!
Aber gut so ist es dann halt, trotz allem muss man festhalten das SINHERESY klar zu den bessern Vertretern ihres Genres gehören und vor allem mit ihrem charismatischen Wechselgesang ein schönes Alleinstellungsmerkmal haben.
Knapp also noch die Kaufempfehlung für die entsprechende Zielgruppe!

Julian

 

A DARK HALO – Omnibus One

Trackliste:

01. Thin Be The Veil
02. Starfall
03. Vector Unknown
04. Flame Betide
05. I, Revenant
06. It Never Sleeps
07. Afterworld
08. The Disquiet

 

 

Spielzeit: 37:38 min – Genre: Progressive Cyber Metal – Label: Eigenveröffentlichung – VÖ: 14.07.2023 – Page: www.facebook.com/ADarkHalo

 

„Entschuldigung, mit welchem öffentlichen Verkehrsmittel komme ich denn ins Modern-Progressive-Metal-Universum?“ „Ach, da nehmen Sie einfach den Omnibus 1, der hält direkt da.“
Haben sich alle wieder beruhigt? Gut, auf geht’s! Auf dem Fahrplan stehen A DARK HALO mit ihrem ersten Album seit 2006 (und damit mit ihrem zweiten überhaupt), „Omnibus One“. Als Cyber Metal bezeichnet das Quintett aus Texas seinen Stil. Was übersetzt bedeutet: moderner Metal mit cleanen weiblichen und mal cleanen, mal uncleanen männlichen Vocals. Fette Produktion, viel Death-Härte mit modern corigen Elementen, technischem Drumming und einigem an Synth- und Sounddesign-Arbeit. Tendenziell fallen die Strophen dabei entweder ruhig-melodisch oder brachial ballernd aus, während in den Refrains die ohrenschmeichelnderen, teils auch positiveren Melodien ausgepackt werden.
Klangtechnisch kann sich das Ding absolut sehen lassen. Die harten Parts mit unklarem Gesang fallen im Sound fast schon lächerlich brachial aus, Härte und Druck stimmen. Ist Klargesang angesagt, so ist dieser oft technisch verfremdet. Ist ja cyber, muss ein bisschen maschinell klingen und ist für den Stil von A DARK HALO durchaus sinnvoll.
Die elektronischen und orchestralen Elemente von „Omnibus One“ sind zeitgemäß und cinematisch. Könnten so auch dem neusten Hollywood-Science-Fiction-Trailer entstammen (was aller Wahrscheinlichkeit nach auch so gewollt war), von dicker Percussion bis hin zu halligen Klaviersounds und dem klassischen Inception-BRAAAAAM-Sound.
Diese einzelnen Bestandteile wissen A DARK HALO professionell und sauber umzusetzen. Modern, atmosphärisch, hart, leicht progressiv und in sich schlüssig ist ihr neues Werk, mit starken Leistungen in Programming, Produktion, Instrumental- und Vocalleistung und sehr zeitgemäßem Songwriting. In dem mag auch die Kritik liegen, die sich „Omnibus One“ gefallen lassen muss. Die Komposition ist oft vorhersehbar und nach Lehrbuch, sodass sie auf jeden Fall funktioniert, um die stilistischen Ideen der Band souverän zu transportieren, aber auch nicht wirklich Highlight-Melodien zulässt. Hier müssen wir hart sein und brüllen. Jetzt müssen wir was Ruhiges machen. Und dann im Chorus was Mehrstimmiges mit Durwendung, damit die Leute Gänsehaut kriegen. Ein wenig so mutet der Songwriting-Prozess an. Funktional? Hundertprozentig. Individuell und in höherem Maße kreativ? Weniger. Das ist nicht dramatisch, die Arbeit, die hinter „Omnibus One“ steckt, sorgt für ein unterhaltsames und alles andere als nackenschonendes Hörerlebnis, das bei Fans modernen technischen Metals mit elektronischer Schlagseite sicher zünden wird. Dennoch: Dafür, wie eingängig gerade die Refrains sind, wäre hier doch der ein oder andere Ohrwurm noch ein zusätzlicher Bonuspunkt gewesen.

Fazit:
Aber hey, „Omnibus One“ hat alle Elemente, die es für ein gutes modern-technisches Melodic-Death-Metal-Album braucht, und würzt das mit professionellen Cinematic-Klangelementen. Nix für die Schwerter- und Drachen-Fraktion. Aber wer sich ab und an mal im Moshpit findet, der mache sich etwas Platz im Wohnzimmer und drehe voll auf!

Anspieltipps:
„Vector Unknown“, „The Disquiet“ und „Afterworld“

Jannis

REASONS BEHIND – Architecture Of An Ego

Trackliste:

01. Zero Dawn
02. The Fall Of Human Race
03. A New Breed
04. Into The Break Of A Better Day
05. Heart Begins To Break
06. The Phantom Pain
07. Seas Of Grey
08. I³
09. The Flame Inside
10. Letter To The Last Of Us

 

Spielzeit: 34:26 min – Genre: Modern Symphonic Melodic Metal – Label: Scarlet Records – VÖ: 26.05.2023 – Page: www.facebook.com/ReasonsBehind/

 

Hier geht es um das dritte Album der aus Bella Italia stammenden Band REASONS BEHIND, ich kenne die beiden Vorgänger nicht also ist für mich heute Premiere angesagt. Die Band besteht aus der Stimmgewaltigen Elisa Bonafé am Mikro, Gabriele Sapori an Gitarren, Keyboards und Programming, Michele Cavalca an Bass und Andrea Gambini an den Drums.

Die Drums klingen nach Konserve, die Produktion hört sich irgendwie komisch, aber nicht wirklich schlecht an, die manchmal verzerrte Stimme von Elisa und die doch magere Laufzeit von nicht mal 35 Minuten sind die einzigen kleinen Kritikpunkte die ich gefunden habe.

Der Sound kann als Modern Symphonic Melodic Metal bezeichnet werden, Modern steht für Hi-Tech Einlagen wie im Metalcore oder bei Trance Songs, Symphonic steht für die Kompositionen und Melodic steht für ausgefeilte Melodien. Vergleichen kann man sehr grob mit ASYLUM PYRE, WITHIN TEMPTATION, NIGHTWISH, DYMYTRY und härtere Metal JEREMIAH KANE, liest sich chaotisch hört sich in der Realität aber sehr gut an. Im Vordergrund steht Elisas Gesang, dahinter stehen die Gitarren und Keyboards die mit Elisa eine Soundeinheit bilden, der Bass spielt eine Nebenrolle nur die Drums fallen mir negativ auf da sie verdächtig nach Konserve und Samples klingen.

An der Qualität der Songs rütteln die Kritikpunkte nur marginal und stören nur dann wenn man unbedingt ein oder mehrere Haare in der Suppe finden möchte, so bleibt ein sehr gutes Metal Album das Spaß macht und hörenswert ist. Es ist mal erfrischend nicht das 0815 Gebolze zu hören obwohl das auch verdammt gut sein kann, aber die Band bietet einen frischen und unverbrauchten Mix aus den oben erwähnten Stilrichtungen. Wobei die ersten drei genannten Vergleichsbands die Nase noch mit Abstand vorne haben, ASYLUM PYRE mir dieses Jahr ein Album präsentiert haben was voll abgeräumt hat und ganz oben bei mir in der Liste steht.

„Zero Dawn“ ein futuristisches Intro mit Trance Vibes, „The Fall Of Human Race“ geht gut ab. „A New Breed“ ist stark ausgeführt nur wenn die Vocals verzerrt werden geht für mich der Song fast flöten, „Into The Break Of A Better Day“ Hi-Tech Keys gepaart mit harte Riffattacken. „Heart Begins To Break“ Popmucke trifft auf Metal, „The Phantom Pain“ hier kommen Elemente aus der Renaissance mit Metal zusammen. „Seas Of Grey“ ein im Band Stil gebotener Brecher, „I³“ wieder mit Popelementen ausgeführt. „The Flame Inside“ leider verkackt der Song am Anfang durch Verzerrungen der Stimme im Refrain kann er wieder Punkten, „Letter To The Last Of Us“ Elektronic Sound geht mit ABBA ähnlichen Gesangsharmonien eine Metalsymbiose ein.

Balle

VANISH – A Hint Of Solace

Trackliste:

01. Crowdpiercer
02. Walk With Me Through Fire
03. Act/Live/Resolve
04. The Crossing
05. Voyage In Suffering
06. Black Elation
07. As Though The Dead Are Here
08. A Hint Of Solace

 

Spielzeit: 47:53 min – Genre: Power Metal – Label: El Puerto Records – VÖ: 31.03.2023 – Page: www.facebook.com/vanishmetal

 

Ich hoffe, es animiert Euch zum Weiterlesen, VANISH die Rezension mit einem schlechten Wortwitz beginne. Ich habe bislang erfolgreich vermieden, über das Stuttgarter Quintett zu stolpern, trotz der Tour mit RAGE 2020 – und trotz der Tatsache, dass die Band seit über 20 Jahren existiert. Dann hab ich die Rezension ihres vierten Longplayers „A Hint Of Solace“ übernommen, vergessen, was das eigentlich war und angesichts des Namens was in die Richtung Modern Alternative Rock erwartet.
Nuuuuuuuun. Modern kann man das in Teilen schon nennen, was die Truppe auf dem Album so macht. Die Synth-Arbeit und einige Rhythmus-Entscheidungen sind dafür verantwortlich, doch während diese Sachen zum Teil besagt modern ausfallen, erwartet den überraschten Redakteur an anderer Stelle eine klassische E-Orgel oder ein authentisches 90er-Prog-Rock-Synth. Das ist nicht beliebig unter der Musik verteilt sondern sinnvoll angewendet, und es veredelt acht Songs, die modern und oldschool, Heavy, Power und Prog gleichzeitig anmuten und eine erstaunlich gut funktionierende Stil-Mischung ergeben. Dass die so gut funktioniert, liegt zuerst einmal an den Beteiligten: an der schön rauen Power-Metal-Stimme von Bastian Rose, der gelegentlich durch unklare Vocals von Ben Galster unterstützt wird, aber lange nicht so oft, als dass letztere den Stil von VANISH entscheidend definieren würden, und der starken Instrumentalfraktion. Es liegt aber auch am Grundfeeling des Albums, das insgesamt tendenziell positiv und hoffnungsvoll klingt, sich seine Dur-Wendungen und Emotionen gönnt, ohne dabei in Power-Metal-Kitsch-Gefilde abzudriften oder auch nur die klassischen „positiven“ Wendungen des Genres zu bemühen (man höre zur Bestätigung dessen „Walk With Me Through Fire“).
Und wie gesagt, auch nur tendenziell. Düstere Parts und Härte sind ebenso präsent, nur dominieren sie nicht das Gefühl, das man über das Album hinweg von ihm letztendlich entwickelt.
Einflüsse sind dabei zahlreich, von einzelnen Songs wie „Act/Live/Resolve“ mit leichten RAGE-Merkmalen bis hin zum gelungenen frühe-HAKEN-Modus in Teilen der Power-Ballade „The Crossing“ (Für die Nicht-Französisch-Sprechenden: Das ist ein Frühstücksgebäck in Hörnchenform) und des wunderbaren ü-12-Minüters „ As Though The Dead Are Here“ mit seinem absolut Endtrack-würdigen Aufbau und Ende. Und praktisch die komplette Platte wächst über die ersten Hördurchgänge, abseits vielleicht die ein zwei Songs, mit denen man persönlich weniger warm wird. Musikalisch wie kompositorisch hab ich eigentlich echt nix zu meckern an „A Hint Of Solace“.
Nur: So stabil die Produktion im Großen und Ganzen ist, gibt es doch einige Songs, bei denen die Vocals und die kleinen Wischgeräusche beim schnellen Wechsel des Tons auf der Gitarrensaite (Ihr wisst, was ich meine) ein paar echt unangenehme Höhen innehaben, die beim Hören mit Kopfhörern dazu nötigen, den Song leiser zu hören, als man es als lärmophiler Metaller begrüßt. Das trifft gefühlt nicht auf alle, aber doch auf einige Songs zu und, muss man leider sagen, stört.

Fazit:
Aber weil „A Hint Of Solace“ mal wieder eines der Alben ist, das weitgehend unter dem Radar bleiben wird, obwohl eine große Menge Metalfans damit eine große Menge Spaß haben könnte, bewerten wir das Album einfach in der Boxen-Version. Und dann ist es schlicht ein mitreißender Ritt durch viele Dinge, die guten Power Metal ausmachen, und der es verdient, gehört zu werden.

Anspieltipps:
„Walk With Me Through Fire“, „The Crossing“, „Voyage In Suffering“ und „ As Though The Dead Are Here“

Jannis

SILVER BULLET – Shadowfall

Trackliste:

01. Overture To Armageddon
02. Shadow Of A Curse
03. The Ones To Fall
04. Creatures Of The Night
05. Soul Reaver
06. …And Then Comes Oblivion
07. Nighthunter
08. Dusk Of Dawn
09. Falling Down
10. The Thirteen Nails

 

Spielzeit: 45:14 min – Genre: Melodic Metal – Label: Reaper Entertainment – VÖ: 20.01.2023 – Page: www.facebook.com/SilverBulletOfficial

 

SILVER BULLET – mir bekannt seit ihrem grandiosen letzten Album „Mooncult“, das auf ehrenwerte Weise Symphonic Power Metal nochmal die Härte verliehen hat, die das Genre so oft vermissen lässt. Nun sin’se wieder da mit „Shadowfall“ und ziehen ihr Erfolgskonzept nicht nur weiter durch, sondern professionalisieren es auch noch. Muss man ganz deutlich so sagen: Knallender Sound, eine echt gute Menge an Orchester und Chören, top gespielt, top gesungen und nach wie vor nicht zu sehr nach Power-Metal-Schema F komponiert. Im Gegenteil, man ist songwritingtechnisch ein bisschen moderner geworden und ist einfach hinsichtlich des Kompositionsstils nun etwas mehr Symphonic Modern Power Metal, ohne sich dabei in Modern-Klischees zu verlieren. Der gänsehautige Track, der noch am ehesten als Ballade durchginge, ist mit „…And then Comes Oblivion“ dabei. Der schnelle, erbarmungslose Track geht dem mit „Soul Reaver“ voran. Der 80es-Hard-Rock-inspirierte Stampfer fehlt dank „The Ones To Fall“ ebenso wenig, und dazu gibt es viel dazwischen, das Fans von nicht-zu-Modern Power Metal mehr als zufriedenstellen sollte. All das ist gefühlt etwas live-kompatibler als vormals gestaltet (und eine Deutschlandtour steht an, liebe Leute) und ermöglicht viele Ein-Wort-Fangesänge und Klatschparts, ohne stupide zu sein.
Das Orchester klingt dabei so, wie es soll (ja, ist aus der Dose, aber erzeugt doch sein bombastisches Kinotrailer-Feeling) und auch der Chor darf immer wieder mal mehr, als nur AAH oder OOH zu machen oder die Gesangsstimme zu imitieren. Für alle, die also bis hierhin angetan sind, ohne SILVER BULLET irgendwie zu kennen, sei hier schonmal eine warme Reinhörempfehlung zu Screen gebracht, wenn man denn mit dem soweit einzigen Kritikunkt klarkommt: Es gibt diese Technik von Orchester- und Chor-Hits, bei denen möglichst viele Orchester-Instrumente oder Chorstimmen einmal mit Wucht abgeschossen werden (BATTLE-BEAST-Hörer lieben diesen Trick). Die ist auf „Shadowfall“ etwas zu inflationär und wirkt durch ihren exzessiven Einsatz irgendwann unkreativ. Aber was Chor/Orchester-Kreativität angeht, gibt es hier sonst schon noch genug zu hören.
Für die SILVER-BULLET-Fans: „Mooncult“ überzeugte seinerzeit als atmosphärisches, konzeptuelles Hexenwerk. Derweil sagt der Promotext über „Shadowfall“, man sei dieses Mal an kein limitierendes Thema gebunden gewesen. Macht daraus, was Ihr wollt, ich würde mich freuen, beim nächsten Mal wieder ein Konzeptalbum von den Boys zu hören, denn die „Limitierung“ ermöglicht auch eine Erschaffung einer durchgängigen Atmosphäre, die mich bei „Mooncult“ gerade begeistert hat. Diese findet sich, zusammen mit SILVER BULLETs etwas naiverer, freierer, weniger kalkulierter Kompositionsweise insbesondere bei „Creatures Of The Night“ und „The Thirteen Nails“ wieder, die beide absolut edel sind, beim Rest jedoch weniger.

Fazit:
Ja, ich empfehle in diesem Fazit noch einmal „Mooncult“, weil es einfach top ist. Ich empfehle ebenso „Shadowfall“, denn wenn man beim einen Album Aspekte findet, die man gerne ein bisschen anders hätte, während man es ansonsten geil findet – dann besteht eine reelle Chance, dass man diese Aspekte auf dem jeweils anderen Album in den eigenen Wünschen entsprechender Form vorfindet!

Anspieltipps:
„Creatures Of The Night“, „The Thirteen Nails“, „Dusk Of Dawn“ und „Soul Reaver“

Jannis

OSYRON – Momentous

Trackliste:

01. Anunnaki
02. Dominion Day
03. The Deafening
04. Landslide
05. Sorrow And Extinction
06. Beyond The Sun
07. Awake
08. Momentous
09. Prairie Sailor
10. Beacons

 

Spielzeit: 55:20 min – Genre: Modern Progressive Metal – Label: Osyron/SAOL – VÖ: 04.11.2022 – Page: www.facebook.com/osyron

 

Modern Metal kann mit seinen Parallelen zu Metalcore schon bizarre Formen annehmen. Auf der einen Seite kann der Musik das letzte bisschen Seele aus dem Leib gesaugt werden, auf der anderen kann der nächste Drop so hart sein, dass es einem beim Mitnicken den Kopf 30 Zentimeter tief in den Boden rammt. So zumindest meine persönliche Wahrnehmung, weshalb es besonders ungewohnt anmutet, Elemente dieses Genres in Kombination mit Power und Progressive Metal zu bekommen. Hier sind sie nun mit OSYRON und ihrem neusten Release, „Momentous“. Will man dieses Album möglichst kompakt beschreiben, dann würde man es als ICED-EARTH-beeinflusst, etwas orchesteriger und dann ordentlich mit Modern-Metal- und Progressive-Elementen garniert bezeichnen. Dabei gibt es einen ordentlichen Anteil unklarer Vocals (bei „Landslide“ fast nur, außer im Chorus“), Progressivität hauptsächlich darin bestehend, dass die Instrumentalfraktion sehr technisch unterwegs ist. Klar, ab und an darf es auch mal klassischer sein, beispielsweise in der ersten Hälfte des überlangen Titeltracks, oder alternativ mit traditionellen Blastbeats, die nicht unbedingt repräsentativ für Progressive Metal sind, aber immerhin klassisch.
Neben den unmelodischen Parts gibt es aber auch (gefühlt mehr als 50%) melodieorientierte, mit feierlichen Refrains („Sorrow And Extinction“) oder ruhigen Anfangsparts – sowie einem ganz ruhigen Track mit „Prairie Sailor“.
Kritik lässt sich zum einen an der Produktion äußern: Der Snaresound fällt wirklich auf, weil er wirkt, als hätte man immer und immer wieder das genau gleiche Snare-Sample verwendet; wirkt wenig handgemacht, obwohl ich nicht unterstellen will, dass hier Angelo Sasso am Schlagzeug saß. Mixtechnisch verschwimmt auch das Orchester und einiges an Keyboards oftmals sehr im Hintergrund und man kann hin und wieder ahnen, dass da noch was Cooles abgeht, aber eben nicht ganz sicher sein.
Persönlich finde ich „Momentous“ am besten, wenn es die modernen Elemente zurückfährt. Der ICED-EARTHig beeinflusste Stil ist stark umgesetzt (so beispielsweise bei „The Deafening“, das so ganz nebenbei auch mit Ex-ICED-EARTHer Stu Block als Gast aufwarten kann) und schafft die Stimmung, die ich mir von einem Album wünsche, dessen Opener „Annunaki“ heißt. Währenddessen sind die meisten (insbesondere die ganz) modernen Parts eher das, was ich durchaus beeindruckend und gut auf’s Maul finde, was diese Platte aber eigentlich gar nicht in der Menge nötig hätte.

Fazit:
„Momentous“ ist ein cooles Album, dessen Stilmix Geschmackssache bleibt und das mit einigen kleinen Produktionsmakeln einhergeht. Aber aus der gegenteiligen Sicht von meiner betrachtet: Modern-Metal-Fans, die sich neben guter Technik auch über ein höheres Maß an fett-melodischeren und weniger modernen Bestandteilen in ihrer Musik freuen würden, könnten mit der neuen OSYRON eine wirklich gute Zeit haben

Anspieltipps:
„Sorrow And Extinction“, „Landslide“ und „Beyond The Sun“

Jannis

NEWS: OVERSENSE veröffentlichen neues Musikvideo

OVERSENSE (Nun habt ihr davon gehört!) gibt es schon seit über acht Jahren und ihr neues Musikvideo „Fire“ seid dem 04. November. Bringen wir nun mit der Angabe, dass es sich bei der Truppe um eine Rebel-Metal-Band um Youtube-Gitarristin JJ’S ONE GIRL BAND handelt, direkt zwei Faktoren ins Spiel, die man nicht so alltäglich hört. Ist aber vollkommen in Ordnung, denn „Fire“ erweist sich als schön produzierter moderner Metal mit ein bisschen Heavy, ein bisschen Power, ein bisschen Alternative und ein bisschen Core, tendenziell melodiös mit leicht poppigem, eingängigem Chorus und durchweg starker Leistung aller Beteiligten. Dazu gibt’s ein Musikvideo, dem das Attribut „Cheese“ aus jedem Frame springt – aber geil gemacht, lustig und professionell ist es auch, womit „Cheese“ hier bedenkenlos positiv gewertet werden kann. Inhaltlich geht es um unser aller Lieblingshobby – andere Leute im Internet zu beleidigen – und mit weniger als fünf Minuten Spieldauer passt das Ding auch angenehm in die Raucherpause, in der Ihr das hier gerade lest!

Instagram: www.instagram.com/oversensemusic
Facebook: www.facebook.com/oversensemusic
YouTube: www.youtube.com/oversensemusic

VOLTURIAN – Red Dragon

Trackliste:

01. Rebirth
02. Stay
03. Harley
04. Empty World
05. Torn Asunder
06. Burn It Up
07. Distant Caress
08. Bury Me
09. Freeze
10. Descent

 

Spielzeit: 37:51 min – Genre: Modern Metal – Label: Scarlet Records – VÖ: 20.05.2022 – Page: www.facebook.com/volturian

 

2 Jahre nach dem ordentlichen Debütalbum „Crimson“ steht schon das zweite Album der Modern/Gothic Metalband VOLTURIAN in den Startlöchern.
Masterminds der Band sind nach wie vor Gitarrist Frederico Mondelli (FROZEN CROWN, NOCTURNA) und Sängerin Federica Lanna.
Musikalisch ist man nach wie vor im Modern und Gothic Metal Umfeld unterwegs, lyrisch ist das neue Album vom Film Roter Drache (Hannibal Lecter) beeinflusst, was man auch ein bisschen am Cover sieht.

So, schauen wir mal, ob man das ordentliche Niveau des Debütalbums halten konnten und horchen mal in den Opener „Rebirth rein.
Genretypisch nur ein Cinematic Intro, also schnell weiter zum ersten richtigen Track „Stay“. Hier erwartet uns schon der vom Debütalbum bekannte moderne Symphonic Metal der einen schmissigen Chorus hat und gut ins Ohr geht.
Nix Neues also, das bleibt dann eigentlich auch beim folgenden „Harley“ so, auch wenn die Grundstimmung hier ein wenig düsterer ist.
„Empty World“ ist dann der erste Ausreißer, denn hier haben wir nicht mehr viel Symphonic Metal übrig, sondern es geht sehr stark in die Modern Metal und Pop Ecke. Doch eher sehr weich das Ganze würde ich sagen…knallharte Todesmetaller bekommen hier mit Sicherheit Pickel!
Aber die würden sich so etwas eh nicht anhören, von daher….
Und man bleibt dann auch eher sanft und poppig unterwegs, „Torn Asunder“ schlägt voll in die gleiche Kerbe, ist dazu aber noch ne ganze Ecke eingängiger unterwegs. Hier vermisse ich aber definitiv mal so richtig die knackigen Stromgitarren…das hat mit Metal leider nicht mehr wirklich etwas zu tun!
Bei „Burn It Up“ ist man zwar wieder etwas metallischer unterwegs, richtig hervorstechen tut die Nummer dann aber auch nicht wirklich.
Über das 3 minütige Zwischenstück „Distant Caress“ geht es dann schon in das letzte Drittel wo es härtetechnisch Gott sei Dank wieder etwas mehr zur Sache geht.
„Freeze“ geht super ins Ohr und das abschließende „Descent“ ist dann leider nur wieder ein instrumentales Outro geworden.

Puuh…was soll man denn nun dazu sagen? Eine recht knappe Spielzeit erwartet uns hier eh schon, dazu ein Intro, ein Zwischenstück und ein Outro. Bleiben in der Endabrechnung gerade mit 7 Songs übrig die größtenteils eher in der Modern Metal und sogar schon Pop Ecke zu suchen sind!
Das wird definitiv nicht jedem gefallen und im Vergleich zum Debütalbum ist das irgendwie eher ein Rückschritt.
Die angesprochenen Genrefans werden hier mit Sicherheit glücklich werden, allen anderen raten ich auf jeden Fall vor dem Kauf genauer reinzuhören!

Julian