ROYAL DESOLATION – Puppet Dance

Trackliste:

01. Killer And Monster
02. Schizophrenia
03. Puppet Dance
04. Dead Inside
05. Army Of Desolation
06. Runaway
07. Memories Of Pain
08. Unbreakable
09. One Of A Kind
10. No One Will Survive
11. We Will Not Fall
12. Downfall

Spielzeit: 34:51 min – Genre: Metalcore, Modern Metal – Label: Sonic Attack Records – : 22.04.2022 – Page: www.facebook.com/royaldesolationswitzerland

 

Die Schweiz hat deutlich mehr zur bieten als „Dunkle Tannen und grüne Wiesen im Sonnenschein“ und Kinder, die auf einer Alm Ziegen hüten. Tatsächlich gibt es in der Schweiz eine sehr aktive Metalszene, die aktuell mehr als 500 Metalbands ihr eigen nennt. Der heutige Kandidat, die Band ROYAL DESOLATION sind ein noch recht junger Teil dieser Szene. Erst Ende 2019 haben die fünf Musiker, die aus der ganzen Schweiz stammen, ihre EP „Lost“ auf die Menschheit losgelassen. Jetzt folgt das Debüt „Puppet Dance“. Die musikalische Heimat der Eidgenossen liegt irgendwo zwischen Metalcore und Modern Metal mit recht poppigem Einschlag, was sich durch Vorbilder wie PARKWAY DRIVE, SUICIDE SILENCE mit Sänger Mitch Lucker (R.I.P.) oder auch COREY TAYLOR zeigt. Die Band trennt zwar noch einiges von den genannten Genregrößen, aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Und ja, es ist auch nicht gerade einfach, in dem überfrachteten Genre Metalcore überhaupt noch Akzente zu setzen. Viele scheitern daran und selbst die gesetzten Bands verlieren sich häufig in irgendwelchen Klischees oder werden einfach nur komplett langweilig.
Soweit sind ROYAL DESOLATION noch nicht. Aber immerhin finden sich auf „Puppet Dance“ die Grundvoraussetzungen. Tiefes Growling, dazwischen Klargesang, Breakdowns, Refrains zum Mitsingen und ab und zu sorgt ein Keyboard für etwas 80er Jahre Flair. Theoretisch klingt das schonmal gut. Auch die knackige Spielzeit von knapp 35 Minuten für 12 Songs spricht für sich.
Allerdings sind ROYAL DESOLATION dann doch etwas zu einfallslos und bewegen sich zu stark in den Genregrenzen, ohne sie zu überschreiten oder mit innovativen Einfällen zu punkten. Ein richtiges Highlight findet sich auf „Puppet Dance“ nicht, dafür aber einige Totalausfälle. Z.B. die unsägliche Ballade „Memories Of Pain“. Der Gastgesang von Grace Willis von STAY ILLUSION und der cleane Part machen aus „Memories Of Pain“ einen Pop-Song mit hartem Einschlag. Umgekehrt wäre besser und würde dem Album gut zu Gesicht stehen. Da gibt es deutlich besseres auf „Puppet Dance“ („Killer And Monster“, „Army Of Desolation“ oder auch „Schizophrenia“).

Als Fazit bleibt leider ein etwas fader Beigeschmack, aber wir sprechen hier über ein Debüt. ROYAL DESOLATION sind bei „Puppet Dance“ den sicheren Weg gegangen, der nur etwas zu sicher war. Ich schreibe die Jungs nicht ab, sondern vertraue darauf, dass mit mehr Erfahrung auch die Innovationen, Experimente und das „über den Tellerrand“ hinaus denken noch deutlich zunehmen werden. Von daher, 6 verdiente Sterne für „Puppet Dance“ und die Option auf mehr beim nächsten Album.

Tänski

 

CALIBAN – Dystopia

Trackliste:

01. Dystopia (feat. Christoph Wieczorek)
02. Ascent Of The Blessed
03. VirUS (feat. Marcus Bischoff)
04. Phantom Pain
05. Alien
06. sWords
07. Darkness I Became
08. Dragon (feat. Jonny Davy)
09. Hibernate
10. mOther
11. The World Breaks Everyone
Bonus Track:
12. D I V I D E D

Spielzeit: 47:49 min – Genre: Metalcore, Modern Metal – Label: Century Media – : 22.04.2022 – Page: www.facebook.com/CalibanOfficial

 

Keine 12 Monate nach der eingedeutschten Platte „Zeitgeister“ hauen CALIBAN ihr mittlerweile 13. Studioalbum raus Mit „Dystopia“ wandeln die Hattinger aber wieder auf den bekannten englischsprachigen Pfaden und zeigen wieder mehr als deutlich, dass sie auch nach 25 Jahren noch lange nicht zum alten Eisen gehören.
Schon der Opener, der Titeltrack „Dystopia“ haut knallhart rein. Mit tatkräftiger Unterstützung von ANNISOKAY-Sänger Christoph Wieczorek wird schon von Anfang an einfach nur abgeliefert. Energetisch, wütend, alles beim Alten (zum Glück). Auch „Ascent Of The Blessed“ haut in die gleiche Kerbe, fällt dem Titeltrack gegenüber aber etwas ab. Das ist aber nicht tragisch, denn mit dem darauffolgenden „VirUS“ kommt für mich direkt das Highlight der Scheibe. So hat sich Sänger Andreas Dörner keinen geringen als Marcus Bischoff von HEAVEN SHALL BURN an die Seite geholt. Dass das nur geil werden kann, erklärt sich ja wohl von selbst. Und ja, das Ergebnis kann sich sehen und hören lassen. Mit einem deutlichen skandinavisch angehauchten Metaleinschlag shouten die Beiden, dass es eine wahre Freude ist. Two thumbs up, ich bin happy.
Aber auch der Rest von „Dystopia“ macht einfach nur Spaß. Die fantasievollen und klugen Texte von Gitarrist und Songwriter Marc Görtz werden vom Rest der Truppe musikalisch einwandfrei umgesetzt. Sänger Andreas Dörner shoutet sich brachial durch die teils recht düsteren Songs. Unterstützt von Gitarrero #2 Denis Schmidt sowie Marco Schaller am Bass und Patrick Grün an den Drehtellern kommt das gewohnt brachiale CALIBAN-Gen durch.
Gerade solche Kracher wie „sWords“ oder auch „Darkness I Became“ schwingen die Metal-Keule und hauen so richtig rein. In typischer CALIBAN-Manier wird hier geshoutet, gebrüllt und tief in die Saiten gegriffen.
Für „Dragon“ haben sich die Jungs mit Sänger Jonny Davy verstärkt. Mit seinem leichten Sprechgesang und seinen Breakdowns erinnert der Song an PARKWAY DRIVE, knallt hier aber deutlich heftiger.
„Hibernate“ fällt dann wieder ab und gehört für mich zu den schwächeren Songs auf „Dystopia“, aber scheiß drauf. Mit den letzten beiden Tracks „mOther“ und „The World Breaks Everyone“ legen CALIBAN nochmal eine Schippe drauf und bringen ihre Schäfchen in einem fulminanten Schlussspurt nach knapp 48 Minuten ins Trockene. „Dystopia“ ist vielleicht nicht das Beste Album in der langen Karriere der Hattinger, aber der Weg hin zu mehr Modern Metal steht der Band sehr gut zu Gesicht. Für Fans beider Genres gibt es hier einiges zu holen. Das Album macht von Anfang von bis Ende einfach nur Spaß. Man kann CALIBAN ein, zwei schwächere Lieder recht leicht verzeihen, ist der Rest doch einfach nur geil. Die Sehnsucht nach Live-Musik wird bei jedem Durchgang schmerzhafter und ich freu mich wie ein Keks, dass ich CALIBAN (hoffentlich) beim Summer Breeze dieses Jahr sehen werde. Danke, für ein so geiles Teil. Eine deutliche Kaufempfehlung und fette 8,5 Sterne gibt’s dafür von mir.

Tänski

Und hier noch das geile Teil mit Marcus von HSB: 

DYMYTRY – Revolt

Trackliste:

01. Revolt
02. Stronger
03. 300
04. Never Gonna Die
05. Rise And Shine
06. Awaking The Monster
07. Until The World Knows Why
08. Touchdown
09. Tick Tock
10. Hope
11. Somebody’s Watching Me
12. Chernobyl 2.0

Spielzeit: 48:17 min – Genre: Modern Metal – Label: AFM Records – VÖ: 14.01.2022 – Page: www.facebook.com/dymytrycz

 

Die tschechische Modern Metal Band veröffentlicht ihr mittlerweile sechstes Studioalbum, allerdings ist dieses nicht ganz neu. Nach fünf in tschechischer Sprache aufgenommenen Alben entschloss sich die Band ihr 2019er Album „Revolter“ in englischer Übersetzung für den internationalen Markt zu veröffentlichen. Warum DYMYTRY sich dazu entschieden haben erklärt Bassist Arthur Mikhaylov mit folgenden Worten: „Vor vier Jahren kam uns die Idee, auch außerhalb unserer Heimat der Tschechischen Republik Fuß zu fassen. Vermutlich wollten wir aus unserer Komfortzone heraus und etwas Neues ausprobieren. Nachdem wir einige unserer Songs ins Englische übersetzt hatten suchten wir Möglichkeiten einige Shows zu spielen.“ Nach einer gemeinsamen Single mit HÄMATOM im Jahr 2018 gingen beide Bands noch im selben Jahr zusammen auf Tour. Mikaylov führt weiter aus: „Die Tour war eine tolle Bestätigung, dass es auch außerhalb unserer Heimat und in englischer Sprache funktionieren würde.“

Durch diesen Schritt und damit verbundenen Änderungen mussten sich DYMYTRY neu aufstellen. Aus Zeitgründen wurde neben Jan Macku am Mikro, der weiterhin für die Songs in ihrer Heimatsprache ein Mitglied bleibt, kam Alen Ljubic als Shouter für die englischen Songs und Shows außerhalb der Tschechien Republik dazu. Noch zum aktuellen Lineup gehören Jiri Urban und Jan Gorgel an Gitarren, Arthur Mikhaylov an Bass und Milos Meier an den Drums.

Normal ziehe ich bei den Worten Modern Metal, Metalcore oder auch Psy-Core, den Kopf ein, und gehe in der am weitesten entfernten Ecke die ich finden kann in Deckung. Aber nach einigen Blicken über den Tellerrand bei Bands wie OFFSPRING, VOLLBEAT, 3 DOORS DOWN und LINKIN PARK muss ich zugeben das die Bands eine bestimmte Faszination auf mich haben und im Stande sind gute Songs zu schreiben und diese auf eine attraktive Art und Weise aufzunehmen. Wie auch im Fall DYMYTRY die auf eine sehr attraktive Art die Songs aufgenommen haben. Das Songwriting besticht ohne Ausnahme mit sehr feinen Melodieführungen und absolut eingängigen Refrains. Die Songs sind ohne Ausnahme eingängig wie Sau, besitzen starke Melodieführungen und bestehen geradezu aus mächtig riesigen Klöten und einer dementsprechenden Portion Testosteron das es eine wahre Freude ist. Energiegeladen kommen die Songs aus den Boxen, verschaffen sich mit der Rhythmusfraktion ordentlich Luft und könnten bei zu hoher Lautstärke für ärger mit den Nachbarn sorgen. Die Gitarren bilden mit der Rhythmusfraktion eine unüberwindbare Mauer über der die kraftvolle Stimme von Alen thront, die mal nach James Hetfield oder Chad Kroeger klingt und durch diese Mischung an Attraktivität gewinnt. Die Keys halten sich dezent zur Unterstützung im Hintergrund. Die Produktion bläst ohne Ende alles über den Haufen und macht Druck auf die Lauschlappen. Vergleichen kann man mit einer härteren Version von den oben erwähnten Bands.

Balle

HÄMATOM – Die Liebe ist tot

Band: Hämatom
Album: Die Liebe ist tot
Spielzeit: 34:31 min
Stilrichtung: Metal, Rock, NDH
Plattenfirma: Anti Alles
Veröffentlichung: 03.12.2021
Homepage: www.facebook.com/haematommusic

Ich kenne Menschen, die schon seit langen Jahren bekennende HÄMATOM-Fans sind. Das ist erstmal nicht schlimm, allerdings ist die Band bisher irgendwie komplett an mir vorbeigegangen. Um diese Lücke nun endlich zu schließen, werde ich mich jetzt mal an das Review einer gestanden deutschen Rockband machen, die ich eigentlich gar nicht kenne. Mal schauen, ob mir dieses Vorhaben gelingt.
Aber fangen wir mal mit meinen Recherchen zur Historie der Band an. Bereits im Jahr 2004 im beschaulichen Speichersdorf im Landkreis Bayreuth gegründet, bestehen HÄMATOM seit der Gründerzeit aus den vier Himmelsrichtungen Thorsten „Nord“ Scharf (v.), Jacek „Ost“ Zyla (g.), Peter „West“ Haag (b.) und Frank „Süd“ Jooss (d.). Bekannt wurden die Jungs natürlich hauptsächlich durch ihre Musik, aber ich möchte ihre aufwendige Bühnenkostüme (weiß und schwarz geschminkte Gesichter, Masken, geile Klamotten) nicht unterschlagen. Optisch eine Mischung aus KISS und SLIPKNOT (sorry für den billigen Vergleich, mir ist nichts besseres eingefallen). Auch ein Markenzeichen, das die Band bis heute unverwechselbar macht.
Musikalisch wurden anfangs noch Märchen im Stil der Neuen Deutschen Härte vertont, im Laufe der Jahre haben sich HÄMATOM aber weiterentwickelt und nehmen nun gesellschafts- und sozialkritischen Themen in ihren Songs auf. Das ist auch bei „Die Liebe ist tot“ nicht anders und das ist auch gut so.
Gestartet wird mit „Dagegen“, ein Song dessen Intro mit einem elektronisch angehauchten „„Sag mir wo die Träume sind. Wo sind sie geblieben? … “ gesungen durch einen Kinderchor episch wirkt und definitiv auch als Opener für jedes Konzert herhalten kann. Der Einstieg von HÄMATOM in den Song kommt leicht und melodisch exakt bei Minute Eins um dann krachend sein volles Potenzial zu entfalten. Leute, damit hatten mich die Jungs schon. Ein super Song, der hart und kämpferisch und einfach nur Bock auf mehr macht.
Auch die nächsten Songs lassen musikalisch und textlich nichts vermissen. „Jeder gegen Jeden“ prangert die heutige und vor allem momentane Ellbogengesellschaft an und wie kurz die Zündschnur bei einigen von uns bereits geworden ist. „Ihr wisst gar nichts über mich“ greift das Thema Vorurteile musikalisch auf, während bei „Ich hasse euch alle“ die Wut nur so hinausgeschrien wird. Das Lied ist musikalisch gesehen kein Highlight der Platte, aber die Wut ist so authentisch, dass ich es mir in bestimmen Situation durchaus gut vorstellen kann (z.B. beim Autofahren oder wenn ich mal wieder Facebook Kommentare lese). Aufgehorcht habe ich bei „Ficken unsern Kopf“. Die Kollaboration mit den Rappern der 257ERS klingt erstmal gewöhnungsbedürftig, aber nach dem einen oder anderen Durchgang merkt man dann doch, wie gut das zusammenpasst. Ein absoluter Partyhit. Auch die nachfolgenden Tracks zeigen, wo der Frosch die Locken hat. Krachend, laut und dazu noch mit nahezu perfekter Gitarrenarbeit untermalt zeigen HÄMATOM deutlich, was sie können. Mann, warum hab ich da nicht mal früher hingehört?
Mit dem letzten Song wird es dann noch besinnlich melancholisch. „Zeit zu gehen“ zeigt die weiche Seite der Band. Das könnte ich mir auch als passendes Outtro für die nächsten Konzerte vorstellen. Ein passender Abschied für ein geiles Album. Und nach 10 Songs in knapp 35 Minuten ist mein erstes HÄMATOM-Erlebnis auch schon wieder vorbei. Aber das war definitiv nicht das letzte Mal, dass ich mir die Jungs aus Franken reingezogen haben.

Fazit: HÄMATOM mögen das Rad der Rockgeschichte nicht unbedingt neu erfunden haben, es liegt einzig an der Umsetzung. Und das kriegen die Jungs hin. Aber sowas von. Sowohl musikalisch als auch textlich haben mich die vier Himmelsrichtungen überzeugt und ich werde mir definitiv auch noch die älteren Sachen reinziehen. HÄMATON haben bumms und Arsch in der Hose, genauso will ich meine Musik hören. Laut und mit Gitarrengeschrammel, dazu werden unliebsame Themen angesprochen und kein Blatt vor den Mund genommen (Schimpfwörter inklusive).
Die Party vor der Bühne kann ich mir jetzt schon lebhaft vorstellen und das nächste HÄMATOM-Konzert steht auf meiner Liste. Kenne ja genug Leute, die mitkommen werden 😉 Und noch eine kleine Phrase zum Schluss: Die Liebe mag ja tot sein, HÄMATOM sind es noch lange nicht.

Anspieltipps: Dagegen, Liebe auf den ersten Fick, Ficken unsern Kopf

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Dagegen
02. Jeder gegen jeden
03. Ihr wisst gar nichts über mich
04. Liebe auf den ersten Fick
05. Ich hasse euch alle
06. Ficken unsren Kopf feat. 257ers
07. Zahltag
08. So wie wir
09. Ich will erst schlafen wenn ich tot bin
10. Zeit zu gehen

Tänski

Treibt es wild und bunt:

TRIVIUM – In The Court Of The Dragon

Band: Trivium
Album: In The Court Of The Dragon
Spielzeit: 52:22 min
Stilrichtung: Thrash Metal
Plattenfirma: Roadrunner Records
Veröffentlichung: 08.10.2021
Homepage: www.facebook.com/Trivium

TRIVIUM haben lange Jahre eher ein Schattendasein in der Welt des Metals geführt. Nur Eingeweihte kannten die Band und wussten, was alles in den Jungs um Sänger Matt Heafy steckt. Vor allem mit den letzten beiden Alben ging es dann doch endlich mal etwas mehr in Richtung Popularität, was wohl auch daran liegen mag, dass TRIVIUM langsam aber sicher ihren eigenen Stil finden.
Aber erstmal zu den Anfängen. Bereits 1999 in Orlando, Florida gegründet ist von den Gründungsmitgliedern lediglich Leadsänger und Gitarrist Matthew Heafy übrig geblieben. Doch auch in der aktuellen Konstellation kennt man sich schon lange Jahre, Gitarrero und Sänger Corey Beaulieu ist schon seit 2003 dabei und Tieftöner Paolo Gregoletto unterstützt TRIVIUM bereits seit 2004. Letztendlich ist nur der Platz an den Drehtellern immer in Rotation, Drummer Alex Bent ist erst 2017 zur Band gestoßen. Und wie wichtig Alex für die Band ist, hat er eindrucksvoll mit dem Album „The Sin And The Sentence“ bewiesen (zum Nachlesen: www.rock-garage.com/trivium-the-sin-and-the-sentence/). Überhaupt geht es nach dem beeindruckenden „In Waves“ aus dem Jahre 2011 eigentlich erst seit dem 2017 Album „The Sin And The Sentence“ endlich in die richtige Richtung. Mit dem Nachfolger „What The Dead Men Say“ (www.rock-garage.com/trivium-what-the-dead-men-say/) waren die Jungs aus Florida weiter auf der Suche nach dem eigenen Stil, haben aber auch dort schon weniger alles „auf links gedreht“. Und jetzt, mit Album #10 „In The Court Of The Dragon“ zeigen sich TRIVIUM wieder sehr spielfreudig, aber auch stilsicherer und deutlich selbstbewusster. Es gibt gefühlt weniger Umbrüche, das Album wirkt deutlich harmonischer. Es scheint, als haben die Jungs mittlerweile genug Vertrauen in die eigene Leistung gefasst um sich dort zu etablieren, wo sie hingehören. Nämlich nach ganz oben.
Der Sound auf „In The Court Of The Dragon” wechselt zwischen Härte (siehe Titeltrack) und auch atmosphärischen dichten Songkonstruktionen wie z.B. „The Shadow Of The Attaboir“. Auch der Metalcore wird wieder stärker in den Fokus gerückt, was in Songs wie „Like A Sword Over Damocles“ oder „A Crisis Of Revelation“ deutlich hörbar ist. Stimmlich gibt Matt wieder alles. Es wird gescreamt, gebrüllt und auch der Klargesang kommt nicht zu kurz. Hier merkt man wieder, wie talentiert Matt in seinem Gesang ist. Aber auch die anderen Bandmitglieder sind nicht ohne. Das Zusammenspiel der Jungs an den einzelnen Instrumenten ist gerade auf dem neuen Album bemerkenswert. Sehr deutlich wird das vor allem im bereits erwähnten „The Shadow Of The Abattoir“. Der Anfangs balladeske von Klargesang getragene Song entwickelt sich im Laufe seiner Spielzeit von über 7 Minuten zu einer wahren Granate. Überraschende Wendungen, intensive Soli dazu passende Screams. Für mich auch aufgrund dieser Vielseitigkeit ein absolutes Highlight des Albums.
So wie dieser Signaturetrack fühlt sich das komplette Album an. TRIVIUM schaffen es in „In The Court Of The Dragon” ihre komplette Bandgeschichte unterzubringen, ohne dabei die Orientierung zu verlieren. Eine perfekte Balance zwischen Metal, Core, Thrash, dazu ein geniales Songwriting, dass sich mit jedem Album weiterentwickelt.
„In The Court Of The Dragon” ist bereits das dritte megastarke Album in Folge. Wenn die Jungs so weitermachen, steht der Eroberung der Welt nichts mehr im Weg. Und das ist auch gut so. Ich freue mich schon, die Jungs (hoffentlich) im Dezember endlich wieder live zu sehen und zu hören, um mit Matt und Co. Album #10 ordentlich abzufeiern. Zum Schluss bleibt nur ein „Gut gemacht, Jungs“ und die Vorfreude auf viele weitere geile Alben.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. X
02. In The Court Of The Dragon
03. Like A Sword Over Damocles
04. Feast Of Fire
05. A Crisis Of Revelation
06. The Shadow Of The Abattoir
07. No Way Back Just Through
08. Fall Into To Your Hands
09. From Dawn To Decadence
10. The Phalanx

Tänski

WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER – Das Album

Band: We Butter The Bread With Butter
Album: Das Album
Spielzeit: 41:26 min
Stilrichtung: Deathcore, Electrocore
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 24.09.2021
Homepage: www.facebook.com/WBTBWBofficial/, www.wbtbwb.de

Da sind se wieder, die „kleinste und knusprigste Band Berlins“, WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER. Mittlerweile auf ganze 2 Personen zusammengeschrumpft, wobei Tobias „Tobi“ Schultka ein Rückkehrer ist und sich nun mit dem zweiten verbliebenen Gründungsmitglied Marcel „Marcie“ Neumann wiedervereint hat um die Band zu neuen Höhen zu führen. Wurde langsam Zeit, ist das letzte Album „Wieder geil!“ mittlerweile auch schon 6 Jahre alt. Deutlich gereift und endlich raus aus dem Kinderzimmer wollen uns WBTBWB zeigen, dass sie nichts von der alten Power und den schrägen Gedankengängen verloren haben, trotz größer werdender Geheimratsecken und einem Goodbye an die Kindheit und Jugend. Aber wird das auch gelingen?

Inhaltich bewegen wir uns auf dem Niveau der Vorgänger-Alben, auch musikalisch hat sich nicht viel geändert. Der Stil liegt irgendwo zwischen Metalcore, Deathcore und Trancecore und natürlich wird viel gegrowlt und gegurgelt.
Nach einigen englischsprachigen Songs auf „Wieder geil!“ ist das neue Album „Das Album“ wieder komplett in Deutsch gehalten. Und das ist auch gut so! Die 13 Songs in knapp 42 Minuten Spielzeit (inkl. einem Intro) ballern einem gefühlte Belanglosigkeiten um die Ohren, die aber gerade dadurch so bestechend sind. Die Überzeichnung der Dinge ist halt einfach ihr Ding, was auch im Promotext mehr als deutlich wird. Was eingangs banal klingt, entbehrt bei einigen Tracks dann doch nicht einer gewissen Logik und hat manchmal mehr Hintergedanken als die Lyrics beim ersten Hören vermuten lassen (zumindest in meiner Interpretation der Dinge 😉).
Songs wie „20 km/h“ (ja, es geht hier tatsächlich um E-Roller) oder „Metal“ (eine Aneinanderreihung von Metalbands (erinnert etwas an Scooter, ist aber deutlich besser)) gehen extrem nach vorne und lassen die Gehörgänge ordentlich glühen. So wie es sein muss. Nach Sinn oder Sinnhaftigkeit sollte man gar nicht erst fragen, einfach Ohren auf und reinknallen lassen. Die Songs machen Spaß und das ist die Hauptsache. Es wird experimentiert, gegröhlt, gerockt, besser gesagt, ordentlich gecored und immer mit Vollgas nach vorn. Den Spaß, den die mittlerweile gereiften Studenten haben, hört man förmlich bei jedem Song und man spürt einfach die Energie, die „Das Album“ auf uns regnen lässt. Gute Laune auf die harte Tour eben.

Natürlich bleibt die alles entscheidende Frage: Ist das Kunst oder kann das weg? Eine Frage, die nur der Hörer für sich selbst entscheiden kann, zuviel wird es vermutlich polarisieren oder die Möchtegern-Metalcore-Fanboys in den Wahnsinn treiben. Aber ich bleibe dabei, das kann bleiben, denn mir gefällts brilliant mega gut (echt N!CE). Vielen Dank nach Berlin dafür, ich hab jetzt den Drang zu moshen.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Intro
02. Dreh Auf!
03. 20 km/h
04. N!CE
05. Schreibwarenfachverkäufer
06. Läuft
07. Jump ’n‘ Run
08. Sprich Sie Einfach An
09. Meine Finger Sind Zu Klein
10. Piks Mich
11. Metal
12. Angriff Der Dönerteller
13. Letzter Song

Tänski

 

 

OVERSENSE – Egomania

Band: Oversense
Album: Egomania
Spielzeit: 54:42 min
Stilrichtung: Melodic Metal
Plattenfirma: Dr. Music
Veröffentlichung: 17.09.2021
Homepage: www.oversense.de

„The Storyteller” so hieß das Debütalbum der deutschen Modern Melodic Metaller von OVERSENSE welches 2017 ordentlich Staub in der Szene aufgewirbelt hat.
Nun kehrt die Truppe rund um Mastermind und Fronter Danny Meyer wieder zurück, im Gepäck das neue Album „Egnomania“ und mit Jasmin „Jassy J“ Papst eine neue Gitarristin.
Laut eigener Aussage hat man die Stärken des Debüts genommen und sie weiterentwickelt. Unterstützt wird die Band auf dem neuen Album durch zwei Gastsängerinnen in Form von SICK N BEAUTIFULs Herma Sick und SNOW WHITE BLOODs Ulli Perhonen.
Geboten wird uns nach wie vor Modern Metal, der aber auch in anderen Gefilden wie dem Heavy und Symphonic Metal ordentlich wildert.
Na, dann schauen wir mal, wie das klingt. Als Opener präsentiert man uns „Toast to the Devil“. Auf jeden Fall direkt mal einen Beginn mit Schmackes und kraftvolles Drums und verspielten Riffs.
Sänger Danny setzt ein und man hat eigentlich direkt wieder als Fan das Gefühl nach Hause zu kommen denn direkt ist das Bandgefühl da und man findet sich in der Soundmischung wieder die man auch schon vom Debütalbum gewohnt ist.
Der Song an sich geht ganz in Ordnung und ist auf jeden Fall schon mal ein starker „Dosenöffner“.
Der erste absolute Hit ist dann die anschließende Videosingle „The Longing“. Hier ist man knochentief im Metal unterwegs und bewegt sich sogar beim Refrain etwas im Symphonic Bereich. Manchmal ist Genreklarheit doch etwas besser als zu sehr verschwommene Genregrenzen! ; )
Bei „Be“ gibt es männlich/weiblichen (Herma Sick) Wechselgesang auf die Ohren, ansonsten finde ich, ist man hier sehr stark im Mainstream unterwegs. Was ja nichts schlechtes sein muss, aber im Vergleich zu den Hits fällt das Ganze hier doch etwas ab.
„My Eden“ ist dann wieder schon wesentlich besser geraten und weiß mit seinen BATTLE BEAST Anleihen direkt zu überzeugen.
Im Mittelteil kann man sich auch nicht so wirklich festlegen was das Genre angeht und ist sowohl im Metal, Rock als auch Mainstream/Modern unterwegs.
Überzeugend ist hier vor allem das eingängige „Love“, zu welchem es auch ein tolles Video gibt, und auch das abwechslungsreiche und eingängige „Faith“ kann definitiv überzeugen.
Danach gibt es zwar noch ordentliches Tracks zu bestaunen, an die vorherigen Hits kommt man aber nie wirklich mehr ran, leider!
Hier ist definitiv Potential verschenkt worden.

Anspieltipps:

„Toast to the Devil“, „The Longing“, „My Eden“, „Love“ und „Faith“

Fazit :

Nach wie vor gehören OVERSENCE zu einer der experimentierfreudigsten Bands des Metalkosmos! Man legt sich irgendwie nie so richtig auf einen Stil fest, ist aber immer irgendwo zwischen Melodic und Modern Metal unterwegs.
Diese Rechnung geht manchmal auf, manchmal auch nicht, aber dieses „Problem“ hatte auch schon das Debütalbum!
Insgesamt kann man hier erneut von einer starken Leistung sprechen, nicht mehr aber auch nicht weniger!
Fans der Band kommen hier definitiv wieder auf ihre Kosten.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Toast to the Devil
02. The Longing
03. Be
04. My Eden
05. Tear Me Down
06. Love
07. Faith
08. Rave in Hell
09. Antisocial
10. Memories
11. Extinction

Video zu „The Longing“:

Julian

LOWER 13 – Embrace The Unknown

Band: Lower 13
Album: Embrace The Unknown
Spielzeit: 41:52 min
Stilrichtung: Modern Heavy Metal
Plattenfirma: Pure Steel Records
Veröffentlichung: 27.08.2021
Homepage: www.facebook.com/Lower13official

Ein Blick auf ein Promofoto von LOWER 13 legt unweigerlich die Vermutung nahe, man habe es hier mit einer sympathischen kleinen Prog-Rock-Band mit ein paar Psychedelic/Stoner-Einflüssen zu tun. Nun, sympathisch, klein und Prog kommt hin, aber abseits dessen haut das Trio aus Cleveland ziemlich auf die Kacke. US Heavy Metal steht auf dem Programm, modern gehalten, mit einer Mischung aus klaren und unklaren Vocals, die Bassist Sean und Gitarrist Patrick unter sich aufteilen.
Zu einem Modern-Metal-Album gehört im Idealfall auch eine massive Produktion und der Punkt kann bei LOWER 13s viertem Album “Embrace The Unknown” schonmal entspannt abgehakt werden. Das Ding klingt von vorne bis hinten einfach nur amtlich und setzt das präzise und ausgefeilte Spiel der Jungs perfekt in Szene. Keine Kritik des weiteren an den Vocals, auch hier sitzt alles, ist stark produziert und das Wechselspiel von klarem und unklarem Gesang passt gut, auch wenn es sich als Stilmittel im Verlauf des Albums ein wenig abnutzt.
Dieser Gewöhnungseffekt ist insgesamt auch eigentlich der einzige Kritikpunkt an “Embrace The Unknown”. Die erste Hälfte ist ein Brett, technisch, aber nachvollziehbar, ausgewogen aggressiv und melodisch. Woraus die Suppe gekocht ist, macht bereits der Opener und Titeltrack unmissverständlich deutlich, mit melodischem dicken Chorus, Progressiver Gitarrenline, vielviel Groove und noch einer Bonusprise Fettheit gegen Ende. “Reflection Of Me” legt hinsichtlich der Geilheit der Gitarren nochmal ein bisschen drauf, ebenfalls (wie auch die weiteren Songs im Verlauf des Albums) rhythmisch interessant und mit sehr schön harmonielastigem Chorus in runtergebrochener Geschwindigkeit. “Hollowed” setzt verstärkt auf Aggro-Elemente, den ruhigen Part im Mittelteil mit seiner mies heranrollenden Gitarre mal ausgenommen, und “Dark Days Ahead” ist ein paar Ticken ruhiger, geht also auch ab, aber weniger böse und etwas emotionaler und getragener.
Kurzer Sprung zum Ende, wo uns mit “Continue On” noch der ruhigste Song der Platte erwartet, mit wenig distorteten Gitarren, verhältnismäßig leichtgängig und gefühlvoll und zum Ende obligatorisch dichter und intensiver.
Die vier Tracks davor arbeiten nach dem Konzept der bis hierhin beschriebenen. Technische Rhythmusarbeit, eine saftige Portion Härte, in den Refrains verstärkt melodisch, mit cleanen und uncleanen Vocals im Wechsel. Und bei denen ist das Konzept dann auch nicht mehr so spektakulär, da man im Vergleich zur ersten Hälfte, deren Songs noch unterschiedliche Facetten aufzeigen und Schwerpunkte setzen konnten, nun einfach nicht mehr viel Neues zu zeigen hat und sich stattdessen auf die stabile Umsetzung der eingeführten Trademarks konzentriert. Dabei kommen dann absolut keine schlechten Songs raus, aber ein bisschen mehr Innovation auch in der zweiten Hälfte, und seien es zwei Songs mit einem kleinen elektronischen Anteil oder mal ein weniger technischer, straighterer – oder auch nur eine andere Reihenfolge der Songs auf “Embrace The Unknown” – hätten der Scheibe noch einmal zu zusätzlichem Hörspaß verholfen.

Fazit:
Aber meine Güte. LOWER 13s neuster Streich ist von vorne bis hinten beeindruckend gespielter moderner US Metal, der brutal klingt und auch an seinen schwächeren Stellen immer noch äußerst effektiv intelligent und melodisch auf die Fresse gibt. Und an den besseren Stellen ist er noch einiges mehr als das.

Anspieltipps:
“Reflection Of Me”, “Embrace The Unknown”, “Darker Days Ahead” und “Continue On”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Embrace The Unknown
02. Reflection Of Me
03. Hollowed
04. Darker Days Ahead
05. Last Of Our Kind
06. Self Sabotage
07. Our Collapse
08. Heal
09. Continue On

Jannis

INNER STREAM – Stain The Sea

Band: Inner Stream
Album: Stain The Sea
Spielzeit: 39:52 min
Stilrichtung: Modern Melodic Metal
Plattenfirma: Frontiers Music s.r.l.
Veröffentlichung: 16.07.2021
Homepage: www.facebook.com/InnerStreamOfficial/

Zeit für polierte Power, es gibt neuen Modern Metal aus Argentinien – hat man auch nicht so häufig, Spannung steigt also. INNER STREAM haben sich bereits 2008 gegründet, ein bisschen mit Demos experimentiert, mit der Zeit ihren eigenen Stil gefunden, und kommen jetzt per Frontiers mit ihrem Debut “Stain The Sea” an die Oberfläche.
Das Resultat hat so einiges an Licht, das die durchaus ebenfalls vorhandenen Schatten zu großen Teilen zu überdecken vermag. Die Schattenseiten haken wir zuerst ab, beschränken sie sich doch mehr oder weniger darauf, das man durchgängig nach Schema agiert, Melodien präsentiert, die für den Moment emotional wirken, dabei aber oft eher belanglos sind und nicht besonders hängenbleiben. Dazu kommt ein kleiner Faktor, nämlich die Tendenz, fett bratende Gitarren und dicke Drums mit einer hohen einzelnen träumerischen Klavierline zu hinterlegen, was scheinbar immer noch als modern angesehen wird (und ja an sich auch eine gute Option ist, um dem Song eine zusätzliche Ebene zu geben), obwohl es seit Jahren exzessiv im Gothic, Symphonic und Melodic Metal praktiziert wird. Und eben auch auf “Stain The Sea”, bei gefühlt mindestens der Hälfte aller Songs. Ermüdet irgendwann ein bisschen, aber jut.
Das war es soweit mit den Schattenseiten. Was hingegen absolut on top ist, ist die Produktion der Platte, absolut sauber, knallend, klar, massiv. Genau so muss 2021 ein Album klingen, das oben genannte Genres kombiniert, und das liegt auch nicht zuletzt an Sängerin Inés, die nicht besonders agressiv aber auch nicht pseudo-operesk agiert und die Platte gekonnt und bereichernd trägt.
Und, was man ebenfalls lobendst erwähnen sollte, ist das Sounddesign. Man gebe sich dazu einfach mal “Massive Drain”. Die elektronischen Elemente ergänzen die Musik perfekt, das sind sehr hochwertige Sounds und Effekte, klug ausgewählt, geschmackvoll eingesetzt, präsent aber nicht aufdringlich. “Stain The Sea” ist sehr elektronik-lastig, setzt auch auf unüblichere Sounds für das Genre, die es sich, ebenso wie so manche Rhythmen, aus corigeren Genres leiht, trifft mit denen aber voll ins Schwarze, weil es eben gewisse Grenzen überschreitet, dabei aber nicht übertreibt oder einzelne Sounds nur reinnimmt, weil sie auffallen.
Ist INNER STREAMs Album nun dickes Optik-Tuning und schrottiger Melodiemotor? Nee, im Endeffekt nicht. Der Motor ist standard, gut in Schuss und schafft seine 150 mit ein bisschen Mühe, und die grandiose Optik, die technische Umsetzung, macht die Tatsache wett, dass man Melodiefetischisten nicht mit 200 überfahren kann. Man kann das böswillig als viel Aufmachung mit durchschnittlich viel Substanz bezeichnen, aber muss sich halt auch eingestehen, dass “Stain The Sea” seine mangelnde Melodietiefe durch gutes Spiel, gute Arrangements und extrem kurzweilige Umsetzung doch hochgradig anständig wettzumachen vermag.

Fazit:
Was soll man sagen: Wenn die Scheibe entertaint, ist sie gut. Und das tut sie. Ein bisschen mehr Melodiequalität, ein bisschen weniger hohe Soloklavierlines, das wäre was für die Zukunft, aber ein geiles und vielversprechendes erstes Lebenszeichen ist “Stain The Sea” allemal!

Anspieltipps:
Anfangen mit “Massive Drain”, danach einfach mal durchchecken!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Massive Drain
02. Fair War
03. Hunt You
04. Aftermath
05. Dance With Shades
06. Drown Me
07. If You Dare
08. Stain The Sea
09. The Bridge
10. Last Drink
11. Real

Jannis

CALIBAN – Zeitgeister

Band: Caliban
Album: Zeitgeister (EP)
Spielzeit: 32:10 min
Stilrichtung: Metalcore
Plattenfirma: Century Media
Veröffentlichung: 14.05.2021
Homepage: www.facebook.com/CalibanOfficial

Juhuuuu, endlich. Ein deutschsprachiges Album der Metalcore-Urgesteine CALIBAN. Viele haben seit dem RAMMSTEIN-Cover „Sonne“ darauf gewartet, dass auch CALIBAN endlich mal ein Album in der Muttersprache Deutsch raushauen. Nun ist es also soweit und „Zeitgeister“ hat Mitte Mai das Licht der Welt erblickt. Obwohl es mit „nICHts“ nur einen wirklich neuen Song gibt, sind die Neuauflagen der bekannten Songs trotzdem mehr als nur ein Aufguss der bekannteren Lieder von CALIBAN. Jeder Song wurde neu interpretiert und bekommt durch die deutsche Sprache ein komplett neues Erscheinungsbild.
Nach dem bekömmlich orchestrierten Intro „Zeitgeister“ zeigen CALIBAN direkt schon mit Song #2, wo der Frosch die Locken hat. Für „Trauma“ („Arena Of Concealment“) haben sich die Jungens nämlich Verstärkung vom sehr umtriebigen Matthi von NASTY geholt. Und Matthi ist immer ein Garant für geile Songs, das ist hier natürlich nicht anders. Während „Trauma“ weniger konventionell am Rap-Metal-Rand balanciert, nimmt sich „Herz“ (“I Will Never Let You Down”) einen DER Caliban Songs zur Brust. Bis auf den etwas poppig-kitschigen Refrain räumen die Essener auch hier in alter Manier erstmal alles ab.
Auch die nächsten Songs der EP können durchweg überzeugen. „Ausbruch nach innen“ lässt vom Original „Tyranny Of Small Misery“ tatsächlich nicht mehr viel übrig, kann aber durch seinen Modern Metal mit leichten Industrial Einschlag überzeugen. Dagegen kommt „Feuer, zieh‘ mit mir“ doch sehr nah an das Original „Between The Worlds“ heran. Der sehr cremige Refrain zeigt hier, dass auch deutsch nicht nur als harte Sprache verstanden werden muss.
Bei „Intoleranz“ („Intolerance“) kommt es wieder knüppeldick. Mit einer geilen Doublebass Untermalung donnert sich der Refrain ins Hirn und man spürt die Aggressivität des Songs in jedem Ton. Ein richtig geiler Oldschool-Song neu aufgelegt. Ich hätte nichts dagegen, wenn es noch mehr in diese Richtung geben würde.
Mit „nICHts“ kommen wir – wie schon erwähnt – zum einzigen neuen deutschsprachigen Song auf der EP „Zeitgeister“. Hier kann man schonmal einen Einblick in die Zukunft von CALIBAN erhaschen. Der Kontrast zum Modern Metal scheint sich zu verwischen, trotzdem bleibt es eindringlich, direkt und groovig. Ich bin jetzt schon auf die neuen Stücke aus dem Hause CALIBAN gespannt und welchen Weg sie einschlagen werden.
Aber nichtsdestotrotz ist es schön, die neben HEAVEN SHALL BURN als wichtigsten Vertreter des deutschen Metalcore geltenden CALIBAN mal komplett in Deutsch zu hören. Auch wenn es vielleicht nicht das beste Album der bereits 1997 in Essen gegründeten Combo ist, so ist es doch eine gelungene Abwechslung und scheint den Quintett mit Sänger Andreas Dörner, den Gitarreros Denis Schmidt und Marc Görtz, sowie Basser Marco Schaller und Patrick Grün den Drums so richtig Bock gemacht zu haben. Und mir macht das Hören auch Bock und zwar so richtig. Für die reife Leistung haben sich die Jungens von CALIBAN mal schöne 8 Sterne verdient.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Zeitgeister
02. Trauma (feat. Matthi von NASTY)
03. Herz
04. Ausbruch nach innen
05. Feuer, zieh‘ mit mir
06. Nichts ist für immer
07. Intoleranz
08. Mein Inferno
09. nICHts

Tänski

Ruhig mal ausprobieren: