BLOODYWOOD – Nu Delhi

Trackliste:

01. Halla Bol
02. Hutt
03. Dhadak
04. Bekhauf (feat. Babymetal)
05. Kismat
06. Daggebaaz
07. Tadka
08. Nu Delhi

 

 

Spielzeit: 33:07 min – Genre: Nu Metal – Label: Fearless Records – : 21.03.2025 – Page: www.facebook.com/bloodywood.delhi

 

Indien würde vermutlich nicht jeder mit Metal in Verbindung bringen, aber an BLOODYWOOD kommt mittlerweile keiner mehr vorbei. Vor noch nichtmal 10 Jahren hatte Karan Katiyar die Idee, Bollywood Songs als Metalversionen zu covern. Ein passender Sänger wurde mit Jayant Bhadula schnell gefunden und BLOODYWOOD begannen ihre fruchtbare Arbeit. 2017 brachten die Beiden mit „Anti-Pop Vol.1“ ein erstes Lebenszeichen auf den Markt. Mit ihrem Erstling machten die Jungs mit Metalversionen bekannter Pop-Songs auf sich aufmerksam und konnte erste Akzente in der Metalwelt setzen. 2018 fand eine erste Zusammenarbeit mit dem Rapper Raoul Kerr statt und „Ari, Ari“ wurde der erste eigene Song der Band. Der Erfolg von „Ari, Ari“ war so überwältigend, dass das Trio beschloss, mehr eigene Songs zu schreiben. Verstärkt durch Vishesh Singh (d.), Roshan Roy (b) und Sarthak Pahwa (dhol) war man nun bereit, großartiges zu leisten.
Das Ergebnis war dann im Jahr 2022 das erste mit eigenen Songs bestückte Werk „Rakshak“. Drei Jahre schicken sich die Jungs an, mit „Nu Delhi“ ihr zweites Werk mit eigenen Songs in die Welt hinauszuschicken und ich muss sagen, „Nu Delhi“ übertrifft den starken Vorgänger deutlich. Die Mischung aus (Nu) Metal und indischer Folklore treffen immer auf den Punkt und diese Energie, die vor allem Live von BLOODYWOOD ausgehen, sind im wahrsten Sinne atemberaubend.
„Halla Bol“ eröffnet den Reigen mit folkloristischen Gesang, bevor es dann knackig riffig zum typischen BLOODYWOOD-Sound wechselt. Ein sehr guter Einstieg in in das neue Album, zeigt er doch deutlich, warum wir BLOODYWOOD so lieben. Auch die nächsten Songs sind deutlich durch dieses Signature geprägt und verbinden geschickt Nu Metal mit Folklore. Ein Rezept, das aufgeht.
Für „Bekhauf“ hat man sich prominente Unterstützung mit BABYMETAL geholt. Mich überzeugt diese Zusammenarbeit allerdings in keinster Weise, da auch bei „Bekhauf“ BABYMETAL ihren typischen Nicht-Metal bzw. ihr Metal für Babys spielen und dieses Gepiepse der J-Pop-Band einfach nur nervig ist. Aber es wird mit Sicherheit genug Fans geben, die auf diese Kollaboration stehen werden. Und ein Fehlgriff pro Album sollte ja jedem erlaubt sein.
Mein persönliches Highlight ist ja irgendwie „Tadka“. Immerhin widmen BLOODYWOOD den Song dem sagenhaften indischen Essen. „Tadka“ ist ein absoluter Knaller und was gibt es schöneres, als eine Huldigung des spicy leckeren Essens? Mir fällt da erstmal nicht viel mehr ein.
„Daggebaaz“ erinnert durch seine Komposition stark an „Dagaar“ vom Vorgängeralbum und vermischt hier wieder geschickt Folk mit Metal. Wer davon nicht süchtig wird, geht zum lachen vermutlich auch in den Keller. Herrlich.
Da alles irgendwann ein Ende haben muss, endet das Album mit dem Titelsong „Nu Delhi“, eine Hommage an die hektisch bunte Heimatstadt der Band. Ein fulminanter Abschluss eines gefühlt viel zu kurzen Albums. Aber was soll, wozu sonst gibt es den Repeat Knopf um sich die 8 Songs in der knackigen Spielzeit von 33 Minuten immer wieder reinzuzwitschern? Es lohnt sich auf alle Fälle und für ein energetisches „Nu Delhi“ von BLOODYWOOD gibt es von mir stolze 9 Sterne und ganz viel Liebe nach Indien.

Tänski

Weil es so schön ist… heute mal zwei Songs zum reinhören.
Tadka (über das indische Essen):

Und der Titelsong Nu Delhi:

 

KILLSWITCH ENGAGE – This Consequence

Trackliste:

01. Abandon Us
02. Discordant Nation
03. Aftermath
04. Forever Aligned
05. I Believe
06. Where It Dies
07. Collusion
08. The Fall of Us
09. Broken Glass
10. Requiem

 

Spielzeit: 35:06 min – Genre: Metalcore – Label: Metal Blade Records – : 21.02.2025 – Page: www.facebook.com/killswitchengage

 

Ich hatte tatsächlich schon das Vergnügen, KILLSWITCH ENGAGE das eine oder andere Mal live zu erleben und ich war immer begeistert. So richtig weggeblasen hat mich ihr Set beim Summer Breeze 2024. Und dennoch… ich habe mich nie wirklich mit den Jungs aus Massachusetts beschäftigt. Eigentlich ein fataler und unverzeihlicher Fehler, aber genau dieser Fehler ermöglicht mir jetzt auch einen völlig unbefangenen Blick auf das neue Album „This Consequence“ ohne das übliche Gejammere, dass früher ja alles besser war 😉
Tatsächlich gibt es KILLSWITCH ENGAGE schon seit 25 Jahren. Bereits im Jahr 1999 haben sich die Jungs in Massachusetts zusammengetan und schießen mit „This Consequence“ Album Nummer 9 (wenn ich korrekt gezählt habe) locker flockig aus der Hüfte. In den vergangenen Jahren hat sich das Quintett mit ihrer knackigen Mischung aus Metalcore und Modern Metal in die Herzen ihrer Fans gespielt. Auch mit ihrer neuesten Scheibe sollte die Fanbase mehr als zufrieden sein. Ich als quasi Neuhörer bin es auf jeden Fall.
Aktuell besteht das relativ beständige Line-up aus Adam Dutkiewicz (g.), Joel Stroetzel (g.), Mike D’Antonio (b.), Justin Foley (d.) und Jesse Leach (v.). Es gab bisher nur kleine Wechseleien und das merkt man dem Album auch irgendwie an. Hier spielt nicht nur eine Band zusammen, hier spielen Freunde, die sich blind aufeinander verlassen können. Die langen gemeinsamen Jahre machen sich auch auf „This Consequence“ bemerkbar und auch wenn ich die Vergangenheit der Jungs nicht wirklich kenne, spürt man die Vertrautheit in jedem Song und jedem Riff.
Das Album selbst kann mit einer gewissen Düsternis in den Songs und offen aggressiven Melodien überzeugen und damit zaubern KILLSWITCH ENGAGE ein grimmiges Lächeln in die Gesichter geneigter Zuhörer. Schon der Opener „Abandon Us“ startet laut und wütend und zeigt, wohin die Reisen noch gehen wird. Songs wie „Discordant Nation“, „Forever Aligned“ oder „The Fall Of Us“ knallen regelrecht aus den Boxen und man will sich ordentlich im Schubsetanz üben. Auch die melodischeren Teile in „I Believe“ oder „Aftermath“ tun dem Spaß keinen Abbruch, im Gegenteil. KILLSWITCH ENGAGE zeigen auf „This Consequence“ deutlich, was Metalcore ausmacht und warum das Genre noch lange nicht tot ist. Auch wenn die Jungs das Rad nicht neu erfinden, machen Sie einfach Spaß und „This Consequence“ lädt durchaus zum mehrfach nacheinander hören ein. Auch der erhobende Zeigefinger darf nicht fehlen und so werden die uns alle bewegenden Themen wie Faschismus, Propaganda oder auch fehlende Gerechtigkeit in allen Facetten besungen, beschrieen und begrowlt. Auch die persönlichen Themen wie Depression oder Liebe und Freundschaft fehlen nicht und geben einen tiefen Einblick in das eine oder andere Seelenleben der Bandmitglieder. „This Consequence“ ist ein in sich stimmiges Gesamtpaket und ich ärgere mich schon ein wenig, dass ich mich bisher einfach zu wenig mit Massachusetts-Fünfer beschäftigt habe. Verdient hätten sie es auf alle Fälle und zukünftig werde ich das mit Sicherheit auch tun.

Tänski

Kleiner Vorgeschmack gefällig? Dann hört hier mal rein:c

MIDLIFE CRISIS – 45 Turns 33

Trackliste:

01. Sick Of You
02. Centre Of Lies
03. The American In Me
04. Cranked Up Really High
05. Raggare
06. Vital Hours
07. I Need Nothing
08. Here I Go And Here I Am
09. Silver Son Johnnie
10. First Time Is The Best Time
11. Dark Yellow Easy Flow
12. Samma Sak
13. Shitty Shitty Bang Bang
14. Bye Bye Hey Hey HeyImminence of Judgement

Spielzeit: 32:34 min – Genre: Punk – Label: Wild Kingdom Records – : 07.02.2025 – Page: www.facebook.com/UrrkeMidlifeCrisis

 

Wer MIDLIFE CRISIS bisher als eine Phase der Unsicherheit und Unzufriedeneit von vornehmlich Männern im Alter zwischen 35. und 55. Lebensjahr gekannt hat, sollte jetzt dringend seinen Horizont erweitern. Ich spreche hier nämlich von der schwedischen Punkrock-Supergroup, und nicht von von zu alten Männern in zu sportlichen Autos mit viel zu jungen Damen (um das Klischee mal zu bedienen). Bereits im Jahr 2004 haben die auch hierzulande nicht ganz unbekannten (älteren) Herren (Hahahaha) die Köpfe zusammengesteckt und MIDLIFE CRISIS gegründet. Seitdem besteht die Band aus Urrke (Maryslim, Bizex-B), Dregen (Backyard Babies, The Hellacopters, Mike Monroe Band), Robban Eriksson (The Hellacopters, Strindbergs, Winnerbäck, Syl Sylvain), and Måns P Månsson (Crimson Shadows, Wrecks, Maggots). Ein Line-up, das sich sehen und hören lassen kann…
Im Gründungsjahr haben unsere fleißigen Punkrocker auch direkt die erste EP „Ask Not What You Can Do For Your Country“ gefolgt von „Cranked Up Really High“ (2008), „3rd Crisis“ (2011) und zu guter letzt „Samma Sak“ (2018). Mit „45 Turns 33“ haben MIDLIFE CRISIS nun alle Songs ihres Schaffens in einer Compilations zusammengefasst und auf die nichts ahnende Menschheit losgelassen. Zu diesen ahnungslosen Menschen gehöre ich auch, sind Punk und Punkrock nicht unbedingt mein Metier. Da ich der Musik dennoch sehr zugetan bin, habe ich bei MIDLIFE CRISIS und „45 Turns 33“ direkt zugeschlagen. Und ich bin sehr froh, dieses kleine Schmuckstück entdeckt zu haben.
Im Stil der 70er Jahre hauen die Jungs 14 knackige Songs raus, die mit einer Gesamtspielzeit von 32 Minuten ganz im Zeichen des Punk stehen.
Mit Songs wie „Sick Of You“, „Centre Of Lies“ und „The American In Me“ glänzen MIDLIFE CRISIS mit purem und absichtlich schlecht produziertem Punk-Rock-Glanz. Gepaart mit einem essentiellen Sinn für Ausschweifung, Spaß und einer umwerfend ehrlichen „Fuck off“-Attitüde bringt die Band die Elemente in ihrem Sound zum glänzen, die in den glorreichen Zeiten der Vergangenheit essentiell für das Genre waren. Die Songs haben allesamt ihre eigene Energie und laden zum wilden Gehopse ein. MIDLIFE CRISIS schaffen es, den Punk Rock der Vergangenheit hochleben zu lassen ohne ihn altbacken klingen zu lassen. „45 Turns 33“ ist eine erfrischend moderne Hommage an die 70er und vor alle eine klare Kaufempfehlung für alle jungen und junggebliebenen Punks.

Tänski

MARTYRION – Gaia Uprising

Trackliste:

01. Imminence of Judgement
02. Being at Nature’s Mercy
03. Natural Selection
04. Shadow
05. The Disease
06. Memories
07. The Great Revelation
08. Ignorance is my Bliss
09. …and Darkness Embraces us
10. Maelstrom of Misery

 

Spielzeit: 41:15 min – Genre: Melodic Death Metal – Label: Eigenproduktion – : 25.01.2025 – Page: www.martyrion.com, www.facebook.com/MartyrionOfficial

 

Ein Problem der heutigen Zeit ist, dass es aufgrund der Vielzahl an Metal Genres und Bands, die nach oben streben, die eine oder andere Band nicht die verdiente Aufmerksamkeit bekommt. MARTYRION ist irgendwie auch so ein Fall. Bereits 2006!! haben sich die Jungs in Köln zusammengefunden um die Welt mit ihrem Melodic Death Metal zu erfreuen. Im Jahr 2011 haben MARTYRION dann ihr Debüt „Refugium: Exile“ in Eigenregie aufgelegt, haben den zweiten Platz beim „Local Heroes NRW“ Contest belegt, mit einem neuen Sänger im Jahr 2013 die EP „A New Beginning“ rausgehauen und beim Contest „Rhein-Berg rockt“ wieder einen erfolgreichen zweiten Platz belegt. Aber trotz zahlreicher Konzerte und dem 2016er Album „Our Dystopia“ sind MARTYRION irgendwie immer unter dem Radar durchgeflogen. Keine Ahnung warum, denn an der Musik kann es nicht liegen. Nur gut, dass die Jungens nicht aufgeben und mit „Gaia Uprising“ nun ihr neuestes Werk präsentieren. Bereits seit 2016 ist die Arbeit am neuen Album im Gange, aber wie so häufig in den letzten Jahren, hat auch hier die Pandemie einige Pläne durcheinander gewirbelt. Nun ja, nach dem ersten Durchgang bin ich frohen Mutes, dass die Zeit unterhalb des Radars vorbei sein dürften und MARTYRION nun endlich durchstarten.
In der aktuellen Besetzung überzeugen MARTYRION mit Marian Freye (v., g.), Felix Lüpke (g.), Hendrik Franke (b.) und Tobias Parke (d.) als Quartett und „Gaia Uprising“ mit einem dystopischen Szenario und der Rettung der verwüsteten Welt, die nun in den Händen von Gaia liegt. So traurig die Geschichte, so gut die Musik. In einer Zeit, in der Umwelthemen immer wichtiger werden, legen MARTYRION mit donnernden Rhythmen, knackigen Melodien und ausgefeilten Texten den Finger in die Wunden unserer Welt.
Das Intro „Imminence of Jugdement“ mit dem sanften Vogelgezwitscher und dem leichtfüßigen Arrangement ist ein guter Einstieg in das Thema, bevor wir mit „Being at Nature’s Mercy“ tief in die musikalischen Welten von MARTYRION einsteigen. Damit der geneigte Hörer auch erst gar nicht zur Ruhe kommt, blasen MARTYRION mit „Natural Selection“ und „Shadows“, welches mit einem gekonnten Riffing aufwartet, zum nächsten Angriff. Verspieltheit par excellence. Eines meiner Highlights auf „Gaia Uprising“ ist „Memories“, eine wunderbare Verbindung von Melodie und Aggression. 
Aber auch die übrigen Tracks auf „Gaia Uprising“ sind größtenteils nicht von schlechten Eltern und bieten solide metallische Kost, die Lust auf mehr machen. Mit insgesamt 10 Songs und einer angenehmen Spielzeit von 41 Minuten bietet „Gaia Uprising“ wunderbar guten Melodic Death Metal mit Einschlägen diverser anderer Spielarten, die von MARTYRION zu einem klasse Gesamtpaket geschnürt werden. Keine Ahnung, wie die Jungs an mir vorbeigehen konnten. Jeder Song hat seine eigene Energie und seine eigene Philosophie. 
Klar, ein paar Kritikpunkte gibt es natürlich auch. So zündet nicht unbedingt jeder Song sofort und manchen Passagen sind vielleicht ein klein wenig zu verspielt. Aber auch das wird seine Liebhaber:innen finden und schmälert nicht das Gesamtwerk. Jammern auf hohem Niveau. 
MARTYRION schaffen es, ein komplexes Thema aufzubrechen und musikalisch zu vertonen ohne dabei andere Bands zu kopieren. Eine erfrischend Vorgehensweise im Melodic Death Metal, ein Genre, dass mittlerweile auch etwas durchgenudelt ist.
Das Album macht – trotz der drückend dystopischen Szenerie – einfach nur Spaß und lädt zu mehrfachen Wiederholungen ein. Und wenn mit „Maelstrom of Misery“ die Reise in der zerstörten Zukunft endet, wird einem die besondere Note des Songs noch lange im Gedächtnis bleiben. Genauso wie MARTYRION mit „Gaia Uprising“. 

Tänski

 

 

 

 

 

 

 

THUNDERMOTHER – Dirty & Divine

Trackliste:

01. So Close
02. Can’t Put Out The Fire
03. Speaking Of The Devil
04. Feeling Alright
05. Take The Power
06. I Left My License In The Future
07. Dead Or Alive
08. Can You Feel It
09. Bright Eyes
10. American Adrenaline

Spielzeit: 33:40 min – Genre: Hardrock – Label: AFM Records – : 07.02.2025 – Page: www.facebook.com/thundermother
www.thundermother.com

 

Nach dem großen Hype und dem großen Knall haben sich THUNDERMOTHER wieder gefangen und hauen mit „Dirty & Divine“ das mittlerweile fünfte Studioalbum raus. Und groß war der Knall in der Tat. Nach der Entlassung von Sängerin Guernica Mancini haben aus Solidarität auch die übrigen Mitglieder Emlee Johansson (d.) und Mona Lindgren (b.) die Band verlassen, Filippa Nässil stand alleine da. Nach wilden Spekulationen und gegenseitigen Schuldzuweisungen haben sich sowohl die bisherigen Bandmitglieder als auch Filippa Nässil wieder gefangen. Während erstere mit „The Gems“ durchstarten, war auch Filippa als Thundermother-Mother (hahaha) nicht untätig. Mit neuer Sängerin Linnéa Vikström, Joan Massing an den Drums und der nach ihrem abgeschlossenen Studium zurückgekehrten Majsan Lindberg (b.) sind THUNDERMOTHER wieder zurück im Spiel.

Die in meiner Welt als „die fünf Doros“ bekannten Schwedinnen haben nichts von ihrem Biss und ihrem Charisma verloren. Obwohl die gesanglichen Fußstapfen von Guernica wirklich riesig sind, meistert Linnéa die Nachfolge hervorragend und drückt den Songs ihren eigenen Stempel auf. Ihre Stimme passt nahezu perfekt zum rotzig-rockigen Sound von THUNDERMOTHER und ich freue mich schon darauf, die alten Songs mit ihr neu interpretiert zu hören. Zum Glück startet die Tour im Februar und ich muss nicht mehr allzu lange darauf warten. Die Tickets der „Musikfreunde Wetterau“ hierfür liegen schon lange in der Schublade.

Dirty & Divine“ ist wie erwähnt das bereits fünfte Studioalbum der Band und lässt jedes Hardrock-Herz mit seinen 10 Songs und einer Spielzeit von 33 Minuten in einem deutlich erhöhten Frequenzbereich schlagen. Kraftvoll, rockig, rotzig. THUNDERMOTHER machen dort weiter, wo sie mit „Black & Gold“ aufgehört haben. Die von mir damals erbeuteten 9,5 Sterne schafft „Dirty & Divine“ nicht mehr ganz, aber dennoch bewegen sich die Donnermütter auch hier auf mehr als hohem Niveau. Keine Ahnung, wie Filippa das wieder auf die Beine gestellt hat. Im letzten Jahr wurde Sie Mutter, hat THUNDERMOTHER neu komplettiert und nebenbei noch ein Album mit ihren Kolleginnen eingespielt. Holla, die Waldfee, das nenne ich mal Einsatz für den Rock’n’Roll und genau das macht die Donnermütter einfach aus.

Musikalisch bewegen wir uns auf bekannten Terrain. Es gibt nicht wirklich neues, was bei THUNDERMOTHER aber nicht ausschlaggebend ist. Auch „Dirty & Divine“ verspricht reineste Hardrock-Freude mit dem typischen Sound, der THUNDERMOTHER so eigen ist. Die beiden bereits vorab veröffentlichten Singles „I Left My Lincense In The Future“ und „Speaking Of The Devil“ zeigen deutlich, was THUNDERMOTHER ausmacht. Rockig-rotzig zeigt vor allem letztgenannter die perfekte Mitsing-Garantie. Mittelfinger inklusive. Auch die anderen Songs zeigen sich kraftvoll, machen Gute-Laune oder regen zum Nachdenken an (Take The Power). Es gibt keine Rohrkrepierer auf „Dirty & Divine“, auch wenn es – wie schon erwähnt – alles auf Sicherheit gemacht wurde. Spaß macht es allenthalben und ist eine klare Kaufempfehlung für alle Hardrock-Fans, Roadtrip-Junkies und Spaß-an-Musik-Haber.

Tänski

 

FOOL THE MASSES – It’s All Lost

Trackliste:

01. It’s All Lost
02. Into The Void
03. Shape Me
04. Dream Talker
05. Just A Silhouette
06. I Fall Apart
07. Confessions
08. Black Soul
09. God Has left Us
10. Seven
11. W.S.T.N.O.F.
12. Death Or Me

Spielzeit: 41:59 min – Genre: Industrial Metalcore – Label: Dr. Music Records – : 07.06.2024 – Page: www.facebook.com/FoolTheMasses

 

Jorp… Industrial Metalcore ist ein Begriff, der mir bisher auch noch nicht so wirklich untergekommen ist. Zumindest kann ich mir darunter etwas vorstellen und ich muss sagen, irgendwie passt der Begriff zu FOOL THE MASSES, die am heutigen Freitag ihren zweiten Longplayer „It’s All Lost“ veröffentlichen.
Die fünfköpfige Band aus dem Ruhrgebiet, um exakt zu sein aus Duisburg, ist mit dem nicht gerade kleinen Ziel angetreten, jenseits von Genregrenzen ihren eigenen Sound zu kreieren und zu verbreiten. Ich lege nicht meine Hand ins Feuer, dass ihnen das mit „It’s All Lost“ schon perfekt gelingt, aber FOOL THE MASSES sind herrlich erfrischend in dem ausgelutschten Genre und mit ein paar Jährchen mehr Erfahrung wird das schon was.

FOOL THE MASSES haben sich im Jahr 2020 im Ruhrgebiet gegründet und bestehen aktuell aus Niklas Ratsch (v), Raphael Moujou (g,v), Lea Karla (g) und Lucas Grünke (b). Abgerundet wird die Mucke mit Mitglied #5, DJ Vornax, der dem Sound mit seinen Beats und Synthesizern den letzten Anstrich verpasst und in dieser Kombi einen Drummer überflüssig macht. Alle Fans von Double Bass werden jetzt kurz aufschreien, aber tatsächlich fällt der fehlende Drummer in diesem Konstrukt nicht allzu viel ins Gewicht. Zum Stil der Band passt die Kombi mit DJ Vornax jedenfalls perfekt und wenn man sich die Songs anhört, kann man es sich auch gar nicht anders vorstellen.

Das Album selbst besticht mit seiner dystopischen Atmosphäre, die uns in den 12 Songs sowohl musikalisch als auch textlich in eine düstere Welt entführen. Songs wie „Into The Void“, die sich mit der eigenen Sterblichkeit befassen oder „Dream Talker“, der überzeugend lebhafte Albträume beschreibt, verdeutlichen dies nochmal eindrucksvoll. „Black Soul“ reiht sich nahtlos, der Eindruck verstärkt sich durch das in einer Kirche gedrehte Video nochmal deutlich. Highlight der Gitarreneinsatz von Lea, mega. Mit „Death Of Me“ endet „It’s All Lost“ nach knapp 42 Minuten und der Song haut nochmal so richtig rein. Es groovt, growlt und screamt und nimmt einen mit auf der Suche nach Zugehörigkeit und Wahrheit. Perfekter Abschluss.

Natürlich ist nicht alles Gold, was glänzt. Auch FOOL THE MASSES machen bei ihrem zweiten Album (noch) nicht alles perfekt. Die Cleanvocals sind nicht ganz so geil wie die gescreamten und gegrowlten Parts und Songs, wie „Confessions“ oder „Seven“ zünden aufgrund ihrer Struktur nicht sofort und lassen einen etwas orientierungslos zurück. Aber hey, wir reden hier von Album #2. Alles in allem haben FOOL THE MASSES ein wirklich starkes Teil abgeliefert und klingen definitiv nicht wie jeder x-beliebige Metalcore-Einheitsbrei. Industrial Metalcore passt als Beschreibung perfekt zum Sound der Band und die paar Wermutstropfen auf „It’s All Lost“ fallen hier so gut wie gar nicht ins Gewicht. Das Album ist abwechslungsreich und lässt keinen unberührt zurück. Eine absolute Kaufempfehlung für alle Fans von Individualität und Leuten, die genug vom Random-Metalcore haben und auf der Suche nach neuen und frischen Ideen sind. Ich freue mich auf die nächsten Ergüsse von FOOL THE MASSES und hoffe auf weiterhin unverbrauchte Frische.

Tänski

DUFT – Altar Of Instant Gratification

Trackliste:

01. Intro
02. Caved In
03. Dragged Across Concrete
04. Instant Gratification
05. Waste From Birth
06. Scarfaced Blues
07. Doctrine
08. 20th Century Doom
09. Anomic Suicide
10. Open Casket
11. Only Dead Fish Follow The Stream

Spielzeit: 36:28 min – Genre: Metalcore – Label: Sclarlet Records – : 17.05.2024 – Page: www.facebook.com/dufticeland

 

Holla, die Waldfee… Aus dem Land von Geistern, Trollen, Elfen und Feen und durch Vulkangestein gehärtet wollen DUFT aus Island ihre ‚Ice cold metalcore brutality‘ nun auch im Rest Europas (und der ganzen Welt) verbreiten. Mit ihrem Debüt „Altar Of Instand Gratification“ sollte das auch ganz gut gelingen, zumindest werden DUFT sich damit einen kleinen aber feinen Namen machen können.
DUFT, das sind Alexander Freyr (v.), Andrés Hjörvar Sigurðsson (g.,v.), Viktor Árni Veigarsson (b.,v.), Guðmundur Hermann Lárusson (g.,v.) und Mikael Magnússon (d.). Gegründet hat sich die Band im Jahr 2021 in Reykjavik und der Island-Fünfer ist mit nichts geringerem als der Misstion angetreten, ihre Mischung aus hämmerndem Hardcore und straffen Death Metal Vibes in die Welt hinauszubrüllen. Brüllen ist dabei vermutlich auch die beste Umschreibung für die durchaus gelungene und absolut hörbare Mischung aus deutlich hervorstechendem Hardcore mit klassischen Death Metal Moves und thrashigem Riffing. Aggressionen werden hier erst gar nicht lange gezügelt, sondern direkt entfesselt auf den geneigten Hörer losgelassen. Die Live-Umsetzung wird vermutlich für ausufernde Pits und einige Nackenbrecher sorgen.
Nach dem Spannung aufbauenden Intro (welches aber doch irgendwie ein Tick zu lange dauert) folgt mit „Caved In“ ein klassischer Metalcore Track, der alle Genrebedingungen erfüllt (inklusive Breakdowns). Doch spätestens bei „Scarfaced Blues“ gilt die alleinige Zuordnung zum Metalcore schon nicht mehr. Hier ist Death Metal unbestreitbar die Hauptzutat, was dem Song noch einen Hauch mehr dieser „Ice cold metalcore brutality“ verleiht. „20th Century Doom“ wiederum hat einen Sludge-Einschlag und holt sich Anleihen bei Black und Doom. „Anomic Suicide“ dagegen ist wiederum deutlich Hardcore-lastiger und steht im krassen Gegensatz zum Vorgänger. DUFT verarbeiten viele unterschiedliche Stilelemente auf „Altar Of Instant Gratification“. Das mag manchmal etwas anstrengend sein und macht meiner Meinung nach deutlich, dass die Band noch ganz am Anfang ihrer Reise steht. Das schadet dem Genuss des Albums aber nicht wirklich.
Inhaltlich behandelt ihr Debüt den aktuellen Zustand unserer Welt. Wir versinken im Chaos und die meisten Menschen suchen nur nach sofortiger Befriedigung, ohne sich auch nur in irgendeiner Weise mit ihrem eigenen Schmerz zu beschäftigen. Wir alle sollten mehr Mut zeigen, mehr kritisch denken und vor allem, viel mehr für uns selbst einstehen und uns treu bleiben. Die Themen sind zwar nicht neu, werden von DUFT aber sehr gut musikalisch umgesetzt.
Als Fan harter Musik kann ich DUFT für ihr Debüt „Altar Of Instant Gratificiation“ ruhigen Gewissens starke 7 Sterne vergeben. Wohl wissend, dass die Jungs noch etwas Zeit brauchen werden, um ihren Stil zu finden und ihre Musik noch runder zu machen. Aber für ein Debüt ein sehr geiles Teil und für Fans harter Musik eine absolute Kaufempfehlung.

Tänski

Unbedingt antesten: 

 

 

UNCIRCLE – Via Dolorosa

Trackliste:

01. Via Dolorosa
02. Social Death Works
03. #JeSuis
04. Behind The Smile (feat. Christoph Wieczorek of Annisokay)
05. Checkpoint
06. Feeling Something
07. Shining Sky
08. The Realm
09. Sand Dude
10. The Ranks

Spielzeit: 35:09 min – Genre: Metalcore – Label: Bleeding Noise Records – : 08.12.2023 – Page: www.facebook.com/uncircle.metal

 

 

UNCIRCLE? Ist euch vielleicht als CIRCLE OF EXECUTION eher ein Begriff. Und wenn nicht, dann bleiben euch die Schweizer spätestens nach dem UNCIRCLE-Debüt „Via Dolorosa“ im Gedächtnis. Wobei Debüt sich nur auf den neuen Bandnamen bezieht, als CIRCLE OF EXECUTION haben die Jungs bereits „Versatile“ (2017) und „The Trial“ (2020) rausgehauen und die Metalcore-Szene damit bereits mehr als entzückt. Nun kommt mit „Via Dolorosa“ Album #3 als UNCIRCLE. Die Namensänderung hat den einfach Hintergrund, dass laut Gitarrist Kevin Berra der alte Name einfach nicht mehr passte. Neuer Name, neue Musik aber im alten Stil. Und der ist genau nach meinem Geschmack. Laut, brachial, metalcorig aber mit einem kleinen Hang zum Deathcore (Yeeeeeah). Es wird gegrowlt, gescreamt, geshoutet, zwischendurch gibt es immer mal wieder wohldosierte Clean Vocals und sicke Breakdowns (noch ein Yeeeeeeah dafür). Das ballert alles ganz ordentlich rein, „Via Dolorosa“ macht keine Gefangenen. Wer schonmal in die Singleauskopplungen reingehört hat, versteht, was ich meine. Schon mit der ersten Single „Social Death Works“ wird die Messlatte ordentlich hoch gehängt. Der Song verpackt die Social Media-Sucht nach Anerkennung und noch mehr Klicks in knallharte Riffs und reißende Breakdowns. Wow! Auch die zweite Single „Feeling Something“ eine emotionale Reise zwischen Schmerz und Melancholie ist ein richtiges Brett und drückt aus, was viele fühlen. Mega. Und da bekanntlich aller guten Dinge drei sind, gibt es mit „Checkpoint“ auch Single #3. Wie der Titel schon verrät, öffnet „Checkpoint“ die Tür in eine düstere Welt, in der es immer noch Hoffnung gibt. Purer Metal in purem Stahl verpackt. Davon weicht auch die letzte Single „Shining Sky“ kein bisschen von ab. Und irgendwie ist jeder der 10 Songs ein Highlight. In den 35 Minuten legen UNCIRCLE alles, was an Wut, Zorn, Verzweiflung, Leidenschaft und Hoffnung da ist, in ihr Album „Via Dolorosa“, der Kreuzweg. Ein durchaus passender Name für das dritte Album einer Band, die auch den Weg einer Umbenennung gegangen ist. Was Florent (v.), Cédrick (g.), Jonas (d.), Kevin (g.) und Alex (b.) mit „Via Dolorosa“ auf die Beine gestellt haben, ist ein richtig geiles Teil geworden. Freunde früher PARKWAY DRIVE, BURY TOMORROW, BREAKDOWN OF SANITY sind bei UNCIRCLE mehr als richtig gelandet. Weichgespülten Kram gibt es woanders, aber nicht bei den Schweizern. Hier ist alles so, wie man es sich in dem Genre wünscht und sogar noch ein bisschen mehr. Für mich ist „Via Dolorosa“ von UNCIRCLE ein perfektes Weihnachtsgeschenk für alle Freunde guten und harten Metalcores, die sich auch über ein paar Stilbrüche freuen. Wir alle brauchen etwas mehr „blegh“ in unserem Leben, daher Chapeu meine Herren und danke für das tolle Album.

Tänski

Unbedingt reinhören!!

 

RAGE BEHIND – Eminence Or Disgrace

Trackliste:

01. Eminence Or Disgrace
02. Eye For An Eye
03. Genesis
04. Season Of Blood
05. Through Wrath
06. Dictated Freedom
07. The Blind
08. Hourglass And Revenge
09. Don’t Break
10. Worldwide Hostility
11. The Reign
12. The Hands Of Revenge.

Spielzeit: 49:03 min – Genre: Groove Metal/Metalcore – Label: Atomic Fire – : 08.12.2023 – Page: www.facebook.com/ragebehindofficial

 

Wenn man auf der Suche nach neuer Musik ist, ist es natürlich äußerst praktisch, für ein kleines feines Online-Musik-Magazin zu schreiben. Hier stolpert man dann und wann über ein paar Schätze, die sonst vielleicht übersehen werden. RAGE BEHIND ist so ein Schatz…
Da ich ja sowieso der Meinung bin, dass alles europäische in Richtung Metalcore oder Groove Metal noch nen Ticken geiler als die häufig weichgespülte US-Variante ist, passt es natürlich, dass RAGE BEHIND aus Frankreich kommen. Europäischer geht es ja schon gar nicht mehr. Und das hört man irgendwie auch.
RAGE BEHIND ist ein Zusammenschluss bereits versierter Musiker ist, hört man dem Album an. Neben Fronter Vitali Lukas verfeinern die Gitarreros Jerry Ho und Max Liva mit Basser Stan Morgan und Edward Vale an den Drums den Sound der Band. „Eminence Or Disgrace“ ist sehr professionell gehalten und die ungestüme Art so mancher Erstlingswerke fehlt hier etwas. Das ist einerseits schade, weil jugendliche Frische immer was schönes ist, andererseits ist „Eminence Or Disgrace“ aber auch einfach ein geiles Teil, was es zu einem echten Hörgenuss macht.
Die Jungs singen englisch, was meinen mangelnden Französisch-Kenntnissen absolut entgegenkommt. Aber ein oder zwei Songs in wütend-brachialem französisch wären sicher auch eine interessante Abwechslung. Im Netz ist von den Franzosen auch noch nicht viel zu finden, aber das sollte sich mit dem Album „Eminence Or Disgrace“ ganz schnell ändern.
Die Musik ist agressiv, leidenschaftlich und zeigt die Missstände der Welt in einer brachialen aber klaren und direkten Art. Die Stücke sind abwechslungsreich gestaltet und überzeugen mit geilem Riffing und brüllendem Gesang. Man hört die Wut und Verzweiflung in jedem Track und fühlt die totale Energie der Band. Die Jungs mögen sich zwar hinter Masken verstecken, die Botschaft wird auf alle Fälle deutlich!
Erste Tour- und Live-Erfahrung konnte die Band auch schon sammeln, und zwar mit so namhaften Bands wie HEAVEN SHALL BURN, PROTEST THE HERO oder auch BETWEEN THE BURIED AND ME. Live müssen RAGE BEHIND ein echtes Erlebnis sein und ich hoffe, ich habe die Gelegenheit dazu.
Ich bin schwer begeistert von „Eminence Or Disgrace“ und kann hier nur eine absolute Kaufempfehlung aussprechen. Das Album wird jedem Fan des Genres (und allen anderen) eine wahre Freude sein

 

Tänski

Check this out:

 

 

 

 

 

 

DOG EAT DOG – Free Radicals

Trackliste:

01. Lit Up
02. Kin
03. Never Give In
04. Time Won’t Wait
05. 1 Thing
06. Mean Str
07. Energy Rock
08. @Joe’s
09. Blvk Clvd
10. Bar Down
11. Man’s Best Friend
12. E1on1
13. Looking Back
14. Zamboni

Spielzeit: 43:56 min – Genre: Crossover – Label: Metalville – : 20.10.2023 – Page: www.facebook.com/dogeatdog.official

 

Wer hätte das gedacht, aber tatsächlich gibt es (endlich) wieder ein neues Album der Crossover Helden DOG EAT DOG. Darauf mussten die Fans ja auch nur schlappe 17 Jahre warten… 17 Jahre sind eine lange Zeit, aber die Zeit haben DOG EAT DOG mit gefühlt unendlichen Touren und einer starken Live-Präsenz kompensiert. Live sind die Jungs immer eine sichere Bank. Doch auch trotz der starken Live-Präsenz ist es schön, endlich mal wieder was neues zu hören.
Als Fan der beinahe ersten Stunde merke ich beim Schreiben mal wieder, wie alt ich tatsächlich bin. Gegründet haben sich DOG EAT DOG nämlich im weit zurückliegenden Jahr 1991 in New Jersey. 1993 erschien mit „Warrant“ eine eher mäßig erfolgreiche EP, trotz eines kleinen Scherzes mit der Glam-Metal Band WARRANT (die ein Jahr zuvor das Album „Dog Eat Dog“ veröffentlichten). Die Jungs ließen sich zum Glück nicht entmutigen und haben im Jahr 1994 das Überflieger-Album „All Boro Kings“ rausgehauen. Nur zwei Jahre danach konnte auch „Play Games“ die Massen begeistern und rückte in Deutschland sogar bis auf Platz 13 der Albumcharts vor. Die beiden nachfolgenden Alben „Amped“ (1999) und „Walk With Me“ (2006) waren eher mittelmäßig und DOG EAT DOG haben sich auf das besinnt, was sie wirklich wirklich wirklich gut können. Touren! Und wer die Band schon einmal live gesehen hat, wird das bestätigen können. Die Energie und der Spirit der Jungs wird auch in zunehmenden Alter nicht weniger. Immer noch verbreiten die mittlerweile angestaubten Herren Spaß und gute Laune und das ist auch gut so. Jetzt folgt also mit „Free Radicals“ ein erneuter Versuch, diesen Spirit in ein Album zu packen. Und ja, das ist ihnen auch größtenteils gelungen. Es wird ganz genre-treu gemixt und zusammengekocht, was die Crossover Küche so hergibt.
Der Opener „Lit Up“ startet gleich locker-flockig durch und lässt mich unweigerlich an die 94er Glanztaten denken, Optimismus breitet sich aus. Mit typischen DOG EAT DOG Sound kommen auch das fett-riffige „Kin“ und die Durchhaltehymne „Never Give In“ daher. Diese optimistische Stimmung setzt sich bei Titeln wie „Time Won’t Wait“, „Man’s Best Friend“ und dem perfekt benannten „Energy Rock“ fort. Und doch gibt es nicht nur gute Laune Mucke, denn der Song „Bar Down“ markiert einen Tempo- und Stilwechsel, welcher der Musik von „Free Radicals“ einen anderen Blickwinkel gibt und tatsächlich funktioniert das gut. Der Song verliert trotz allem seinen DOG EAT DOG-Geschmack nicht.
Man merkt aber auch, dass sich auf „Free Radicals“ einige Dinge geändert haben. Von der Original-Besetzung z.B. ist nur Sänger John Connor übrig. Ebenjener hat zum Glück nichts von seinen musikalischen Fähigkeiten verloren. Die Rap-Parts klingen immer noch fresh und harmonieren perfekt mit Dave Neabores groovenden Basslines und Brandon Finleys stampfenden und dennoch funkigen Drums, wobei der neue Gitarrist Roger Haemmerli dem Sound der Band eine neue Dimension hinzufügt. DOG EAT DOG klingen wie eine Band, die einfach nur liebt, was sie tut und das unabhängig von Erfolg und Verkaufszahlen. Und genau das hört man einfach in jeder Note.
„Free Radicals“ kommt zwar nicht an die früheren Überflieger „All Boro Kings“ und „Play Games“ ran, aber ist meilenweit von den wirklich nicht guten „Amped“ und „Walk With Me“ entfernt.
DOG EAT DOG sind eine Partyband, das war schon immer so und das wird auch immer so bleiben. Dafür sind die Jungs geboren und dafür steht die Band schon seit über 30 Jahren. Und das ist auch gut so! Gerade in der heutigen Zeit wird einem schonmal viel musikalisch schwere Kost gereicht, daher ist es umso wichtiger, auch einfach mal Spaß zu haben und Spaß zu hören. Genau das vermitteln DOG EAT DOG mit „Free Radicals“. Es ist kein Überflieger, aber es macht Spaß. Einfach nur Spaß. DOG EAT DOG sind endlich zurück und bringen auch gleich den passenden Soundtrack für die Party mit.

Tänski

Die Party kann starten: