TRIVIUM – The Sin And The Sentence

Band: Trivium
Album: The Sin And The Sentence
Spielzeit: 57:54 min
Stilrichtung: Metalcore, Modern Metal
Plattenfirma: Roadrunner Records/Warner Music
Veröffentlichung: 20.10.2017
Homepage: www.trivium.org

Mit neuem Drummer melden sich TRIVIUM endlich wieder in gewohnter Stärke zurück. Nach Matt Heafys Stimmproblemen und dem eher schwachen Album „Silence In The Snow“ ist die Band mit ihrem aktuellen Dreher „The Sin And The Sentence“ endlich wieder da, wo sie hingehört, im musikalischen Metal-Olymp.
Mit dem jüngsten Bandzuwachs Alex Bent am Schlagzeug ist wieder viel frischer Wind und vor allem viel Geschwindigkeit in die seit 1999 bestehende Band gekommen. Bent scheint die in letzter Zeit fehlende Leidenschaft wieder neu entfacht zu haben, denn TRIVIUM sind besser denn je zuvor. Endlich sind die Shouts wieder da, Riffs als reine Spielfreude, Uptempo… „The Sin And The Sentence“ ist eine Verneigung vor den Fans, die an TRIVIUM den Sound und vor allem die komplette Bandbreite von Thrash über Death Metal bis Metalcore lieben. Metallische Attitüde gemixt mit genialem Songwriting lässt das Fan-Herz höher schlagen.
Auf ihrem 8. Studioalbum kombinieren TRIVIUM alles, was die Band ausmacht. Auf „The Sin And The Sentence“ werden alle Elemente der vergangen Jahre seit Bandgründung mit enorm viel Feuer eingebracht und man spürt, dass TRIVIUM hier noch lange nicht am Ende ihrer Leistungsfähigkeit angekommen sind.
Schon der Opener und Titeltrack „The Sin And The Sentence“ zeigt, in welche Richtung es geht. Brachial und mit ein paar ordentlichen Screams zeigen Matt Heafy und Co. eindrucksvoll, dass sie wieder da sind und mit neuem Drummer in neuer Frische loslegen wollen und es auch können.
„The Heart from your Hate“ oder auch “Beyond Oblivion” zeigen, in welcher Liga sich TRIVIUM bewegen. Metallische Attitüde meets intelligente Songstrukturen. Perfekt abgestimmt und mit gefälligem Songwriting zeigen sich die beiden Titel des aktuellen Longplayers. Und falls das Gefühl einer Verschnaufpause aufkommen sollte, wird dieses sofort durch den brachialen Kracher „Betrayer“ zerstört. Mit Screams und Growls und doch auch melodischen Parts, die hier perfekt gemischt sind, lädt die Uptemponummer zum Circle Pit ein. Und wem das noch zu langweilig ist, der kann sich mit der folgenden Nummer „The Wretchedness Inside“ komplett wegballern lassen. Der härteste Song der Scheibe kommt mit fast durchgängigen Screams daher und erinnert ein wenig an die früheren Slipknot und mit „The Revanchist“ gibt es sogar progressive Anleihen. Kurz gesagt, TRIVIUM zeigen auf „The Sin And The Sentence“ ihr ganzes Spektrum und das macht das Quartett aus Florida auf genial-laute Weise. Man merkt dem aktuellen Dreher ganz deutlich die Detailverliebtheit in den Lyrics und Songstrukturen an. Wurden bei „Silence In The Snow“ die Lyrics erst kurz vor den Aufnahmen geschrieben, war die Band beim neuesten Werk intensiver und wesentlich besser vorbereitet. Zudem hat Basser Paolo Gregoletto die Songwriter-Zügel in die Hand genommen und Matt Heafy konnte sich ganz auf das Singen und shouten konzentrieren. Die sehr gute und frühe Vorbereitung – wie sie auch schon bei den Kracher-Alben „Shogun“ oder „In Waves“ erfolgreich war – hat auch hier funktioniert. Die euphorischen Fan-Reaktionen zum Video der ersten Single-Auskopplung des Titeltracks war gigantisch und hat die Band bestätigt. Innerhalb von nur 4 Wochen wurde das Video 2 Mio mal bei YouTube geklickt, Spotify vermeldete 1 Mio Streams dazu.
Einigen mag das neue Album „The Sin And The Sentence“ vielleicht zu abwechslungsreich sein, aber von einer Band, deren einzig verbliebenes Gründungsmitglied Sänger Matt Heafy ist, sollte man vielleicht nichts anderes erwarten. Vor allem das Drumkit scheint ein echter Schleudersitz zu sein, wenn man die häufigen Wechsel dort betrachtet. Bleibt zu hoffen, dass der gerade 25 Jahre alt gewordene Neuzugang Alex Bent der Band noch einige Zeit erhalten bleibt. Das Feuerwerk, welches er mit seinen Drums losstritt, verpufft nicht bei den übrigen Bandmitgliedern, sondern scheint ganz Trivium wieder zum Explodieren zu bringen. TRIVIUM haben sich nach dem eher schwachen Vorgänger mit „The Sin And The Sentence“ wieder ganz nach oben katapultiert und loten alle Spielarten des Thrash und Modern Metal aus. Man kann sich nur verneigen und das Werk genießen. Vielen Dank dafür, Jungs.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. The Sin And The Sentence
02. Beyond Oblivion
03. Other Worlds
04. The Heart From Your Hate
05. Betrayer
06. The Wretchedness Inside
07. Endless Night
08. Severe The Hand
09. Beauty In The Sorrow
10. The Revanchist
11. Thrown Into The Fire

Tänski

Betontod – 1000x Live

Band: Betontod
Album: 1000x live
Spielzeit: 66:34 min
Stilrichtung: Punkrock, Deutschrock
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 17.11.2017
Homepage: www.betontod.de

„Der Mainstream wird uns niemals mögen weil wir anders sind. Anders als dieser Einheitsbrei, den sie täglich servieren. Nicht Aalglatt, mit Ecken und Kanten… und das ist auch gut so!“ Mit diesem Statement beschreibt Songwriter und Gitarrist Frank Vohwinkel die mehr als 25-jährige Bandgeschichte von BETONTOD. Und er hat nicht Unrecht. BETONTOD passen in eine keine Schublade, wechseln spielerisch zwischen Punk, Metal und Rock und haben auch nach einem Vierteljahrhundert noch lange nicht genug. Unter Beweis gestellt wird dies mit dem Live-Album „1000x live“, welches am 17.12.2016 beim 1.000 Konzert in der Mitsubishi Electric Hall aufgenommen und ein knappes Jahr später veröffentlicht wurde. Randvoll gepackt mit 23 Songs in knapp 89 Minuten Spielzeit kommt beim Hören wahres Konzertfeeling auf. Das Album enthält die Essenz von 7 Studioalben und ist ein perfekter Querschnitt der Bandgeschichte. Angefangen hat diese 1990, als 5 Freunde aus dem nordrhein-westfälischen Rheinberg beschlossen, eine Band zu gründen. Nach einigen Umbenennungen war dann schließlich BETONTOD geboren, bereit Deutschland zu erobern. Oliver Meisters unverwechselbare Stimme gibt der Band dabei ihren eigenen Charakter. Unterstützt von den Gitarrenjongleuren Frank Vohwinkel und Mario Schmelz sowie Basser Adam Dera und dem Trommelwirbler Maik Feldmann ist der Fünfer aktuell perfekt besetzt. In Eigenregie wurden über 1.000 Konzerte organisiert, 7 Studio- und 3 Live-Alben produziert. Auftritte in Wacken, beim With Full Force oder Rockharz Open Air folgten. Mit „1000x Live“ wurde zwar nicht das erste Live-Album aufgelegt, aber das vollständigste Werk. Alle kleinen und großen Hits sind auf dem Dreher zu finden und begeistern die Fan-Welt. Schon das Intro aus dem Vorgänger Album „Revolution“ wird von den anwesenden 3.500 Fans abgefeiert. Und Abfeiern ist das richtige Stichwort. Jeder Song wird frenetisch mitgesungen, mitgegröhlt, mitgemacht. Die Scheibe erzeugt Gänsehautmomente, wenn die Fans mitsingen („Viva Punk!“, „Glück auf“) und es ist für jeden BETONTOD-Geschmack und -Fan etwas dabei. Obwohl es vor allem Stücke der neueren Alben gibt, ist die Auswahl nahezu perfekt. Eines der Highlights ist für mich „Kinder des Zorns“. Dramatisch eingeleitet werden die Fäuste geballt um nach einem wirklich passenden Statement der Band (welches wieder einmal zeigt, wofür BETONTOD stehen und welches zum Glück nicht der Schere zum Opfer fiel) geht es direkt passenderweise mit „Dagegenstehen“ weiter. Einer der vielen Höhepunkte auf „1000x live“. Und natürlich dürfen auch Spaßsongs wie „Glück Auf“ nicht fehlen. Unter Aufhören-Rufen wird den Massen befohlen, ja nicht weniger zu trinken (was auch gerne lautstark umgesetzt wird).
Mit „Im Himmel“ – dem letzten Song – gibt es noch einen sehr schönen ruhigen Moment mit der Band, ein wirklich schöner Abschluss eines tollen Konzerts und eines tollen Live-Albums.
„1000x Live“ ist ein absolut stimmiges Werk, welches ein gelungenes Konzert und einen tollen Abend perfekt zusammenfasst. Die Produktion ist astrein und das Live-Gefühl ist nicht verloren gegangen. Energie, Leidenschaft, Liebe, es ist alles vorhanden. Ergänzt um die Spielfreude und Natürlichkeit der Band – die den Jungs auch nach 26 Jahren nicht abhanden gekommen ist – ein wunderbares Album zum Abfeiern und Genießen.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Intro
02. Keine Popsongs
03. Flügel aus Stahl
04. Küss mich
05. Nacht im Ghetto
06. Generation X
07. Alles
08. Schwarzes Blut
09. Feuer frei!
10. Nebel
11. 7 Schuss
12. Mein letzter Tag
13. Freiheit in Ketten
14. Kinder des Zorns
15. Dagegenstehen
16. Ihr könnt mich!
17. Halt mich
18. Traum von Freiheit
19. Glück auf
20. Ich nehme dich mit
21. Freunde
22. Viva Punk!
23. Im Himmel

Tänski

FOO FIGHTERS – Concrete And Gold

Band: Foo Fighters
Album: Concrete And Gold
Spielzeit: 48:17 min
Stilrichtung: Alternative Rock, Rock
Plattenfirma: RCA
Veröffentlichung: 15.09.2017
Homepage: www.foofighters.com

Nicht wirklich neu, was uns Dave Grohl da präsentiert. „Concrete And Gold“ ist zwar ein gutes, aber leider nicht überragendes Werk der FOO FIGHTERS. Das mit wirklich fettem Sound unterlegte neunte Studioalbum klingt an vielen Stellen leider doch etwas zu belanglos. Gemildert wird diese Aussage durch die gezielt eingesetzte Gesellschaftskritik und durch einige wirklich gute Songs, aber insgesamt verschwindet die Platte im Rock/Pop-Mainstream. Vorbei sind die Zeiten des ehemaligen Nirvana Drummers, der mit Spielfreude, Witz, Ironie und vielen neuen Ideen aus dem Schatten des übermächtigen Kurt Cobain heraustritt. Man hat beim Hören von „Concrete And Gold“ immer das Gefühl, dass da noch mehr kommen müsste. Vieles klingt wie Songs vorheriger Scheiben, auch wenn sich einige frische Ideen in das neueste Werk des Quartetts um Dave Grohl verirrt haben. An Gastmusikern fehlt es der Scheibe definitiv nicht, von Paul McCartney bis Justin Timberlake sind einige Größen des Rock/Pop-Business vorhanden, die entweder die Backing Vocals oder Instrumente beisteuern. Aber von der lang ersehnten Garage Rock Scheibe ist „Concrete And Gold“ weit entfernt.
Der erste Song „T-Shirt“, der die Antrittsrede Donald Trumps als US-Präsident thematisiert, zeigt zwar – wie das ganze Album – seine soundtechnische Erstklassigkeit, kann mit seinem balladesken Anfang und Ende aber nicht wirklich überzeugen. Und so geht es mit den nächsten Songs weiter. Die Hommage an die 70er oder an Bands wie DIRE STRAITS („Dirty Water“) oder LED ZEPPELIN („La Dee Da“) ist nicht zu überhören, aber auch das ist nicht wirklich neu, sondern wurde schon von vielen anderen Bands vor den FOO FIGHTERS versucht (bei vielen davon allerdings mit deutlich weniger Erfolg oder Können).
Die nach dem zwar beschaulich startendem aber doch sehr rockigem „Run“ zweite Singleauskopplung ist „The Sky Is A Neighborhood“. Dieser Song ist absolut radiotauglich und zeigt Dave Grohls musikalisch gut umgesetzte Angst vor der Zukunft der Menschheit. Mit „La Dee Da“ kommen die FOO FIGHTERS Grohls Wurzeln trotz des ZEPPELIN Riffs am Nähesten. Mit punkartigen Einlagen und Hardcore-Geschrei im Refrain für mich einer der besten Songs der Platte. Wogegen der Titeltrack „Concrete And Gold“ eher sanft dahindümpelt und sehr in die Länge gezogen wirkt. 5:32 Minuten sind dann doch etwas zu lang.
„Happy Ever After“ erzeugt mit dezenten Chören und Streichern eine Beatles-Atmosphäre und ist eines der ruhigen Stücke auf „Concrete And Gold“. Trotzdem ist Grohls Aussage, er habe mit dieser Platte eine „Motörhead­Version von ‚Sgt. Pepper‘ “ erschaffen wollen, doch sehr sehr sehr weit hergeholt und lässt vermutlich viele Motörhead Fans aufschreien.

Ja, „Concrete And Gold“ ist auf Platz 1 der Billboard Charts gelandet, aber das bestätigt nur, wie sehr sich die FOO FIGHTERS von Ihren Ursprüngen, von Ihrem wildem Rock, von Ihrem Rotz entfernt haben. Das ist nach 25 Jahren natürlich erlaubt und man will von seiner Musik schließlich auch leben können. Und wer die FOO FIGHTERS bisher ignoriert hat, ist mit „Concrete And Gold“ definitiv nicht falsch beraten. Das Album entbehrt nicht eines gewissen Charmes, ist aber stellenweise einfach zu sanft und zu seicht geraten.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. T-Shirt
02. Run
03. Make It Right
04. The Sky Is A Neighborhood
05. La Dee Da
06. Dirty Water
07. Arrows
08. Happy Ever After (Zero Hour)
09. Sunday Rain
10. The Line
11. Conrete And Gold

Tänski

EMIL BULLS – Kill Your Demons

Band: Emil Bulls
Album: Kill Your Demons
Spielzeit: 46:22 min
Stilrichtung: Alternative Metal
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 29.09.2017
Homepage: http://www.emilbulls.de

“Kill Your Demons” heißt das neueste und lang ersehnte Machwerk aus dem Hause EMIL BULLS. Nach 3-jähriger Pause wurde nun endlich das mittlerweile 9. Studioalbum der Münchner Jungs veröffentlicht und die Bayern zeigen eindrucksvoll, dass auch weiterhin mit ihnen zu rechnen ist. Mit den beiden in der Zwischenzeit herausgebrachten Best of-Alben „XX (Candlelight)“ (zum 20-jährigen) und „Those were the Days (Best of rare Tracks)“ haben EMIL BULLS eher sanfte Töne angeschlagen, aber nur, um sich jetzt noch lauter und kraftvoller wieder zurück zu melden.
Und kraftvoll wird mit dem Titeltrack auch gleich losgelegt. Passend zum Song angenehm düster gehalten und mit den typischen Gangshouts veredelt, wird der Opener zum perfekten Einstieg in ein fast perfektes Album und erinnert stark an die Frühwerke der BULLS. Mehr Groove und weniger Metalcore und das steht dem Album verdammt gut. Und mit der nach dem Opener zweiten Singleauskopplung „The Ninth Wave“ geht es auch gleich fett und zerstörerisch weiter. Härte ist Trumpf und die Münchner wissen gekonnt damit umzugehen. Doch trotz aller Zerstörungswut finden sich auch immer wieder eingängige Elemente in den Songs („Once and for all“). Und zwischen dem guten alten Metalcore wie in „The anatomy of fear“ und wahren Riff-Gewittern wie in „Mt. Madness“ finden sich auch durchaus auch poppige Elemente („Euphoria“) auf dem Dreher, was dieses Album so schön abwechslungsreich macht. Mit „Winterblood (The Sequel)“ wird dem geneigten Hörer noch ein wunderbares Abschlusshäppchen serviert. Der 12. und letzte Song des Dämonenkillers zeigt sich traumhaft, mystisch, düster, heroisch.
Und die 12 Stücke auf „Kill Your Demons“ lassen keinerlei Zweifel aufkommen, EMIL BULLS sind zurück. Besser, gereifter, krachender. Mit „Kill Your Demons“ wird allem der Kampf angesagt, was einen aus der Bahn werfen oder Träume zerstören kann. Der Befreiungskampf wird mit aggressiven Riffs, sanften Melodien und eingängigen Hooklines grandios in Szene gesetzt. Und man merkt deutlich, EMIL BULLS gehen auch nach 22 Jahren die Ideen nicht aus. Und vor allem zeigen die BULLS, das man auch neue Ideen haben kann ohne seine Wurzeln zu vergessen. Die eher dem Metalcore zugehörenden Fans werden sich wahrscheinlich enttäuscht abwenden, aber die EMIL BULLS Fans werden mit den Freudensprüngen wohl so schnell nicht mehr aufhören.

Wertung:

 

 

Trackliste:

01. Kill Your Demons
02. The Ninth Wave
03. Black Flags (Over Planet Earth)
04. Miss Magnetic
05. Once And For All
06. The Anatomy Of Fear
07. Mt. Madness
08. Euphoria
09. In Any Case Maybe
10. Gone Dark
11. Levels And Scales
12. Winterblood (The Sequel)

Tänski

CRADLE OF FILTH – Cryptoriana – The Seductiveness Of Decay

Band: Cradle of Filth
Album: Cryptoriana – The Seductiveness Of Decay
Spielzeit: 52:58 min
Stilrichtung: Black Metal
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 22.09.2017
Homepage: http://www.cradleoffilth.com

 

Was bei “Hammer of Witches” begann, wird mit dem neuesten CRADLE OF FILTH Werk „Cryptoriana – The Seductiveness Of Decay“ fortgeführt. Orchesterbegleitung und dazu große Chöre, Friedhofsromantik und Gothic-Horror gepaart mit für CRALDLE OF FILTHs ureigenem Black Metal-Stil. So präsentiert sich das mittlerweile 12. Studioalbum des umtriebigen und von Line-up Wechseln geplagten Sechsers. Bereits 1991 in England gegründet zeigt das Sextett mal wieder, in welcher anspruchsvollen Klasse man sich bereits seit Jahren bewegt. Allein schon das Artwork – eine Anlehnung an Botticellis „Geburt der Venus“ – ist viel zu gruselig-schön um wahr zu sein und zeigt, mit welcher Hingabe an jedem noch so kleinen Detail gearbeitet wird.
Auch wenn es sich bei „Cryptoriana“ nicht um ein Konzeptalbum handelt, so gibt es auch hier wieder einen roten Faden. Dieses Mal verschlägt es den geneigten Hörer in das düstere Viktorianische Zeitalter.
Und düster startet es sogleich mit „Exquisite Torments Await“. Dunkle Schläge lassen einen unwillkürlich erschauern bis Dani Filth mit seinen typischen Screams die Düsternis durchbricht und der Song nach 2 Minuten direkt zur ersten Singleauskopplung „Heartbreak And Seance“ übergeht. Black Metal Passagen wechseln sich hier mit Keyboardpassagen und Chorälen ab und bringen so die symphonischen Elemente ein.
Und viktorianisch obskur geht es sogleich mit „Achingly Beautiful“ weiter, eines der besten Stücke des Albums. Mit seinen Death Metal Parts, betörenden Melodien und dem gekonnten Einsatz von Lindsay Schoolcraft (Keyboard und Gesang) kann man den Song ohne weiteres auch als eines der besten CRADLE-Stücke der letzten Jahre bezeichnen. Bleibt zu hoffen, dass in Zukunft noch mehr von der talentierten Lindsay zu hören ist als auf diesem Album.
In die Extrem Metal Kerbe schlägt der vierte Song des Albums „Wesper Vertine“. Richard Shaw und Ashok an den Gitarren rasen zusammen mit Drummer Martin Škaroupa ohne Verschnaufpause durch die Thrash- und Death Metal Passagen. Allein der folgende Titeltrack „The Seductiveness Of Decay“ sorgt für eine kurze Verschnaufpause, bis auch dieser Song deutlich zeigt, aus welchem Hause er kommt. Der Track wird nur so nach vorne gepeitscht und reitet auf einer Welle aus Bassläufen, Schlagzeug und Gitarrenriffs.
Und wer nach den knapp 7 1/2 Minuten noch Luft zum Atmen hat, kann sich beim vergleichsweise kurzen „Vengeful Spirit“ etwas ausruhen. In erneuter Kooperation mit Liv Kristine wechselt der Song spielend leicht zwischen Screams und lieblichem Klargesang hin und her und sorgt durch den männlichen und weiblichen Part für angenehme Abwechslung. Und schon sind wir auch bei den beiden letzten Songs des mit Intro nur 8 Stücke umfassenden Werkes, welche sich aber locker auf 53 Minuten Spielzeit vergnügen. „You Will Know The Lion By His Claw“ passt sich ganz dem Stil von “Cryptoriana” an, fällt aber im direkten Vergleich zu den anderen wirklich starken Songs etwas ab. „Death And The Maiden“ dagegen – mit fast 9 Minuten das längste Stück auf der Scheibe, ist der passend düster-würdige Abschluss für den neuesten Kracher aus dem Hause FILTH. Auch nach mehr als einem Vierteljahrhundert haben CRADLE OF FILTH noch nichts von ihrem Können verloren. „Cryptoriana – The Seductiveness Of Decay“ ist eine stilistisch unverwechselbare Black Metal Oper, die vielleicht nicht immer eingängig ist, aber niemals langweilig wird. Bei jedem Durchgang lässt sich etwas Neues entdecken, aber dafür muss und sollte man sich Zeit nehmen. Ansonsten erschließt sich einem die düstere Schönheit von „Cryptoriana“ nicht. Defintiv ein Muss für alle Fans und alle, die es werden möchten.

 

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Exquisite Torments Await
02. Heartbreak And Seance
03. Achingly Beautiful
04. Wester Vespertine
05. The Seductiveness Of Decay
06. Vengeful Spirit
07. You Will Know The Lion By His Claw
08. Death And The Maiden

Tänski

COMEBACK KID – Outsider

Band: Comeback Kid
Album: Outsider
Spielzeit: 36:26 min
Stilrichtung: Hardcore
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 08.12.2017
Homepage: http://www.comeback-kid.com

 

Wer kennt sie nicht? Die kanadische Hardcore Ikone COMEBACK KID. Seit 17 Jahren spielt die Band aus Winnipeg Oldschool Hardcore-Punk und trotzdem klingt auch das neueste Werk „Outsider“ weder abgedroschen noch langweilig. Ganz im Gegenteil. Für das neueste Werk haben COMEBACK KID – bestehend aus Frontsau Andrew Neufeld, Jeremy Hiebert und Stu Ross an den Gitarren sowie Basser Ron Friesen und Drummer Loren Legare – anscheinend noch eine Schippe draufgelegt und klingen jung und frisch mit extrem viel Energie in den Texten und Songs.
Schon der Opener und Titeltrack „Outsider“ legt sich gleich mächtig ins Zeug und leitet energetisch ein COMEBACK KID Feuerwerk ein. Während der Anfang hier noch etwas A-typisch anmutet, entwickelt es sich zum Ende doch als astreiner COMEBACK KID Song mit enorm viel Wumms. Und Granate Nummer 2 „Surrender Control“ lässt keinen Zweifel aufkommen. „Outsider“ ist definitiv kein Außenseiter. Zum Vergnügen meinerseits lässt Sänger Andrew Neufeld beim Refrain von „Surrender Control“ mit astreiner Singstimme aufhorchen. Herrlich, wie nahtlos Schrei- und Singstimme ineinander übergehen und so gut passen. Ähnlich geile Abgeh-Refrains findet man auch in „Somewhere, Somehow“ oder „Recover“. Gepaart mit dem ureigenem Oldschool Hardcore ein Mix, der gefällt und auch zeigt, dass COMEBACK KID auch nach so langen Jahren noch nicht eingerostet sind. Klar, der Wiedererkennungswert ist immer da und man hört dem Album an, dass es ein COMEBACK KID Werk ist, aber es klingt eben nicht nach eingeschlafenen Füßen.
Freude kommt auch bei „Absolute“ auf, ein thrashig anmutendes Stück, für den man sich gesangliche Unterstützung bei Devin Townsend geholt hat. Eine Mischung, die aufgeht. Der Song hat absolutes Abgeh- und Mitsingpotenzial. Aber auch die Wutausbrüche wie bei „Hell of a Scene“ dürfen natürlich nicht fehlen, gewürzt mit einem ansteckenden Harcore-Chorus ist es einer der vielen Highlights von „Outsider“. Schade nur, dass dieses brachiale Teil nicht die 2 Minuten Marke knackt.
Überhaupt scheint das mittlerweile 6. Album nur aus Highlights zu bestehen. Neben den bereits genannten Stücken könnte ich locker noch fast alle weiteren Songs aufzählen. Auch die Gäste – neben Devin Townsend noch Chris Cresswell und Northcote – bescheren dem Werk besondere Momente. Vor allem Northcotes dunkle Stimme verleiht dem 13. und letzten Song „Moment in Time“ eine ganz besondere Atmosphäre und lässt das Gesamtkunstwerk würdig ausklingen.

COMEBACK KID klingen wild und unberechenbar, nicht wie eine bereits seit Jahren an der Hardcore Spitze etablierte Combo. Der bisher gesteckte Rahmen wird durchbrochen und neu gesteckt. Die metallischen Einflüsse haben spürbar zugenommen und doch werden die Hardcore Punk Wurzeln hier weder verleugnet noch in den Hintergrund gedrängt. Obwohl bereits alte Hasen versprühen COMEBACK KID frühkindlichen Charme ohne dabei wie eine neue Band zu klingen. Professionalität gepaart mit ursprünglicher Wildheit. „Outsider“ ist ein Werk, das sich auf alle Fälle lohnt. Also, ab in Pit und abgehen ist angesagt.

 

Wertung:

 

 

Trackliste:

01. Outsider
02. Surrender Control
03. Absolute feat. Devin Townsend
04. Hell Of A Scene
05. Somewhere, Somehow
06. Consumed The Vision feat. Chris Cresswell
07. I’ll Be That
08. Outrage ( Fresh Face, Stale Cause)
09. Blindspot
10. Livid, I’m Prime
11. Recover
12. Throw That Stone
13. Moment In Time feat. Northcote

Tänski

PARADISE LOST – Medusa

Band: Paradise Lost
Album: Medusa
Spielzeit: 42:41 min
Stilrichtung: Doom Metal
Plattenfirma: Nucelar Blast
Veröffentlichung: 01.09.2017
Homepage: www.paradiselost.co.uk

Die Schönheit der Traurigkeit, anders lässt sich das mittlerweile 15. Studioalbum der Doom Deather PARADISE LOST nicht beschreiben. Mit „Medusa“ begeben sich die Briten nach „The Plague Within“ noch weiter ‚back tot he roots‘ und das gefällt. Bereits 1988 entwickelte sich die in Halifax gegründete Band schnell zum Vorreiter und Genregründer des Gothic Metal und prägen den Doom Metal bis heute. Und das in fast unveränderter Besetzung, lediglich die Drumsticks wechselten einige Male den Besitzer. Jetzt ist dem Quintett von der Insel mit dem aktuellen Longplayer „Medusa“ ein weiteres Highlight in der knapp 30-jährigen Bandgeschichte gelungen.
Bereits der über 8 Minuten lange Opener „Fearless Sky“ growlt sich Deah Metal-lastig dahin und zeigt die Rückbesinnung auf die Doom Death Frühwerke der Band. Tiefgestimmte Gitarren und eine düstere Grundstimmung sind dabei die Zutaten für ein herausragendes PARADISE LOST 8-Gänge Menü bei dem Nick Holmes Stimme das herausstechende Merkmal ist. Er bewegt sich spielend leicht zwischen growls und Klargesang und drückt dabei jedem Song seinen Stempel auf. Nicht minder grandios kommen dabei die übrigen Bandmitglieder daher. Greg Mackintosch und Aaron Aedy an den Gitarren, die zusammen mit Basser Steve Edmondson für den genial-schwermütigen Sound der Band sorgen. Und mit dem erst 22-jährigen Waltteri Väyrynen wurde die Düster-Combo nach dem Ausstieg von Adrian Erlandsson 2016 wieder komplettiert.
Während das zweite Stück „Gods Of Ancient“ stilistisch in die gleiche Kerbe wie der Opener haut, gibt es auch durchaus flottere, aber dadurch nicht weniger düstere Momente wie „From The Gallows“ zeigt. Während der Opener „Fearless Sky“ mit Orgelmusik eröffnete, startet „The Longest Winter“ mit Krähen in Wind und Regen und lässt einen unvermutet im Winter des Lebens ankommen.
Ein Ausbund an Traurigkeit ist auch der Titeltrack „Medusa“, was vor allem der friedhofsartigen Anfangssequenz geschuldet ist. Zusammen mit Nick Holmes Klargesang entfaltet das Stück seine ganz eigene Melancholie und verzaubert die Zuhörer auf Anhieb. Wobei der Titeltrack nicht direkt die altgriechische Gorgone mit den todbringenden Augen besingt, sondern in PARADISE LOST Manier die nihilistische Bedeutung der Figur hervorhebt. Überhaupt geht es auf diesem Album viel um die Sinnlosigkeit des Lebens und die Bedeutungslosigkeit der Menschheit.
Während das stimmlich wieder tiefgelegte „No Passage For The Dead“ den blinden Glauben besingt, schimmert beim melodischeren „Blood and Chaos“ ein kleiner Funken Hoffnung in der Sinnlosigkeit allen Tuns durch. Aber nur um mit „Until The Grave“, dem würdigen Abschluss des 8-Songs umfassenden Werkes wieder zunichte gemacht zu werden.
Abschließend bleibt nur zu sagen, dass PARADISE LOST mit „Medusa“ ein herausragendes Werk gelungen ist. Stilistisch einwandfrei, mit der exakt richtig dosierten düsteren Schwermut versehen, dazu mit dem dazu passenden Anteil Death Metal angereichert, zeigen PARADISE LOST, warum sie auch nach fast 30 Jahren noch immer die Genregrößen sind. Die wuchtige Produktion dazu macht das Album perfekt, ein Hörgenuss nicht nur für Fans.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Fearless Sky
02. Gods Of Ancient
03. From The Gallows
04. The Longest Winter
05. Medusa
06. No Passage For The Dead
07. Blood And Chaos
08. Until The Grave

Tänski