KÄRBHOLZ – Kapitel 10: Wilde Augen

Trackliste:

01 – Willkommen in der zehnten Episode
02 – Wilde Augen
03 – Schwarz auf weiss
04 – Seele auf der Haut
05 – Halte fest
06 – Die letzten Punks in der Stadt
07 – Leben in monochrom
08 – Der Himmel soll brennen
09 – Chaos
10 – Vagabund
11 – Unsere Bar

Spielzeit: 40:11 min – Genre: Deutschrock – Label: Metalville – : 02.06.2023 – Page: www.facebook.com/Kaerbholzoffiziell

 

Holla, die Waldfee… Im Falle der Fans von KÄRBHOLZ hat Corona ja doch irgendwie was Gutes gehabt. Bei den Jungs aus dem Hinterwald hat sich in den Jahren des Stilltands so viel Stoff angesammelt, dass es für zwei Alben gereicht hat. Ganz in Star Wars-Manier haut man natürlich zuerst #11 raus um dann ganz geschmeidig nur zwei Monate später mit #10 um die Ecke zu kommen. Verrückte Reihenfolge? Sicher, aber dann doch irgendwie logisch. Tatsächlich war geplant, zuerst „Kapitel 10: Wilde Augen“ unters geneigte Volk zu bringen, beim Feinschliff ebendieser Scheibe ist man aber zu der Erkenntnis gekommen, dass „Kapitel 11: Barrikaden“ (www.rock-garage.com/kaerbholz-kapitel-10-wilde-augen/) das bessere Post-Corona-Album ist. Wie dem auch sei, das ist mir völlig schnuppe. Hauptsache, es gibt neuen geilen Scheiß von Familie Holz. Und was für ein geiler Scheiß das mal wieder ist.

Im Gegensatz zum im Vergleich eher erwachsenen Kapitel 11 ist „Kapitel 10: Wilde Augen“ der rotzige und ungestüme Bruder. Der ungeschliffene Diamant, der an alte Zeiten erinnert und die müden (manchmal auch alten) Knochen wecken will. Spaßfaktor hoch 10.
Mit „Willkommen in der zehnten Episode“ fühlt man sich direkt abgeholt. Der Song macht sofort ganz viel Bock auf die folgenden 10 Songs. Genial, wenn der Manager im Openerim Hintergrund ein „Boah, ihr seid ein nicht zu managender Sauhaufen“ muffelt.
KÄRBHOLZ treffen wieder mal die richtigen Töne. Zwischen Krawallo-Punk und Mitgröhl-Rock lebt und liebt man den Spaß, der auch in die letzten Ecken des hintersten Hinterwalds vordringt. Während der Titeltrack „Wilde Augen“ mit seiner punkigen Attitüde Bock auf Pogo macht, zeigen sich Songs wie „Schwarz auf weiß“ oder auch „Halte fest“ von der eher metallischeren Seite. Die knapp 40 Minuten Spielzeit sind perfekt genutzt. Garantierte Live-Ausraster sind mit den Krachern „Der Himmel soll brennen“ oder auch „Vagabund“ schon vorprogrammiert.

„Kapitel 10: Wilde Augen“ hat so viel zu bieten. Es ist eine wahre Freude, wenn „Die letzten Punks in der Stadt“ für krawallige Stimmung sorgen und direkt im Anschluss das emotionale „Leben in monochrom“ die ruhigen und nachdenklichen Töne anschlägt. Ein Gegensatz, der hier aber einfach passt und für den Gänsehaut-Feuerzeug-Moment sorgt. „Leben in monochrom“ wird auch die einzige körperliche Verschnaufpause bleiben. Direkt danach geht es mit dem bereits genannten „Der Himmel soll brennen“ sowas von rockig weiter. Und irgendwie ist dieses Mal alles, aber auch wirklich alles drin. Sogar der von mir so schmerzlich vermisste Ska-Einschlag findet sich im bereits erwähnten „Der Himmel soll brennen“. Sooo schön, mehr davon bitte.

Ich bin schwer begeistert, was Torben Höffgen (v.), Adrian Kühn (g.), Stefan Wirths (b.) und Henning Münch (d.) aus dem eher verträumten Ruppichteroth mit „Kapitel 10: Wilde Augen“ vom Stapel gelassen haben. Der Unterhaltungswert stimmt bei beiden Alben, lediglich die Ausrichtung weicht voneinander ab. Der Abgeh-Faktor ist beim roheren Kapitel 10 größer, aber qualitativ stehen die beiden Alben sich in nichts nach. Man merkt dem Quartett den Spaß, die Freude und die jahrelange Freundschaft in jedem Song an. Vielleicht sitzt nicht jeder Ton, vielleicht ist nicht jede Note ein Meisterstück, aber als Gesamtwerk KÄRBHOLZ ist der 4er nicht mehr aus der Szene wegzudenken. Ich bin happy mit „Kapitel 10: Wilde Augen“ und kann es jedem Fan deutscher Musik nur empfehlen. Ich hoffe, einige Tracks auf dem kommenden Heimspiel zu hören.
Chapeau, meine Herren. Ich bin verzückt!

Tänski

Ein Träumsche: 

KÄRBHOLZ – Barrikaden

Trackliste:

01. Barrikaden
02. Raubtier
03. Unter ferner liefen
04. Gar nichts
05. Eins gegen Eins
06. Der Zug
07. Mut gegen Perspektive
08. Ohne Deckung
09. Ja zum Leben
10. Zu dir oder zu mir
11. Gib mir Deine Hand

Spielzeit: 40:57 min – Genre: Deutschrock – Label: Metalville – : 24.03.2023 – Page: www.facebook.com/Kaerbholzoffiziell

 

Als bekennender KÄRBHOLZ Fan ist es mir jedes Mal wieder aufs Neue eine große Freude, ein Album der Ruppichterother ins Visier zu nehmen. Und obwohl ich jedes Mal versuche, so neutral wie möglich ein Review zu schreiben, schleicht sich dann doch immer wieder mal die Fanliebe rein. Aber was soll ich sagen, die Jungs sind einfach gut und schaffen es immer wieder, mich komplett abzuholen. Ob es dieses Mal auch klappt?
NATÜRLICH. Auch mit Album #11 „Barrikaden“ schaffen es die Kinder aus Hinterwald nicht, irgendjemanden zu vergrätzen oder irgendwo in der Deutschrock-Pampa zurückzulassen. Fanliebe hin oder her, KÄRBHOLZ wissen einfach, wie es geht. Und dafür reichen die einfachsten Zutaten, man muss nur wissen, wie man sie zusammenmischt. Und genau das tun KÄRBHOLZ schon seit 18 Jahren. Jawoll, ihr habt richtig gelesen, dieses Jahr werden sie volljährig. Dem Album merkt man das Alter der Band nur soweit an, dass sie im Laufe der Jahre professioneller und technisch versierter geworden sind, die Texte, die Melodien, alles andere ist immer noch jung, frisch und überzeugend. KÄRBHOLZ erzählen Geschichten aus dem Leben und das wird auch nach so langer Zeit einfach nicht langweilig.
Mit dem rebellischen „Barrikaden“ legt das Quartett dann auch schon direkt mit Vollgas los. Kerniger Rock mit metallischen Einschlag, der sich gegen Regeln, festgefahrene Gesellschaftsstrukturen und zwischenmenschliche Glaubensgrundsätze richtet. Die „Barrikaden“ reißen KÄRBHOLZ mit dem Opener laut krachend kurzerhand ein. Ein super Start, der so richtig Bock auf mehr macht. Und dieser Wunsch kommt auch bei den folgenden Songs nicht zu kurz. Die erste veröffentlichte Single „Raubtier“ versucht das vielleicht eingestaubte Raubtier in einem Selbst lautstark wieder zu wecken, während sich nicht weniger leise „Unter Ferner Liefen“ der Unvernunft und dem Gefühl der darauffolgenden vernebelten Sinne hingibt. Etwas langsamer, aber nicht weniger knackig wird es mit „Gar Nichts“, ein Song über sich ins Negative verändernde Freundschaften. Und das sind nur die ersten Songs auf der neuen Scheibe, die schon zu überzeugen wissen.
Welche musikalische Bandbreite KÄRBHOLZ haben, zeigen sie eindrucksvoll auf dem mittlerweile 11. Studioalbum „Barrikaden“. Das krachige „Mut Gegen Perspektive“, der „Mutmacher“ des Albums, der Song „Ohne Deckung“ (um nur mal zwei zu nennen) zeigen, mit wieviel Vollgas und Rückgrat die Ruppichterother auch nach 18 Jahren noch unterwegs sind. Auch wenn der Fuß vom Pedal genommen wird und sich ein ruhiger Song zwischen die rockigen Nummern tummelt, ist das einfach nur stimmig. So wird das vertonte Gedicht „Der Zug“, live sicherlich für Gänsehaut sorgen, der Song ist trotz aller melodischer Melancholie textlich einfach nur ein extrem starkes Teil.
Mit der gesungenen Liebeserklärung „Gib Mir Deine Hand“ läuten KÄRBHOLZ nach 40 Minuten das Finale ein und geben auf den letzten 5:29 Minuten nochmal so richtig schön Vollgas. Mit der langsam ausklingenden Gitarre als Outtro verabschieden sich die Jungs mit einer nonchalanten Verbeugung von den Zuhörern. Wirklich gelungen! 
Aber wie immer braucht es ein paar Durchgänge (zumindest bei mir). Es gibt jedes Mal neues zu entdecken und manchmal braucht es ein paar Runden, um „zwischen den Zeilen zu lesen“ und einen Song als Ganzes zu erfassen. KÄRBHOLZ haben mich auch mit „Barrikaden“ komplett abgeholt. Einziges Manko ist das Cover. Jungs, wie soll man sich das tätowieren lassen?
Trotz des Covers *zwinker* … KÄRBHOLZ machen lebensbejahende Beatmusik, die mit Vollgas Rock’n’Roll überzeugt. Danke, danke, danke dafür und ich schicke euch glitzernde 9 Sternchen in den Hinterwald.

Tänski

Unbedingt reinhören