VANISH – A Hint Of Solace

Trackliste:

01. Crowdpiercer
02. Walk With Me Through Fire
03. Act/Live/Resolve
04. The Crossing
05. Voyage In Suffering
06. Black Elation
07. As Though The Dead Are Here
08. A Hint Of Solace

 

Spielzeit: 47:53 min – Genre: Power Metal – Label: El Puerto Records – VÖ: 31.03.2023 – Page: www.facebook.com/vanishmetal

 

Ich hoffe, es animiert Euch zum Weiterlesen, VANISH die Rezension mit einem schlechten Wortwitz beginne. Ich habe bislang erfolgreich vermieden, über das Stuttgarter Quintett zu stolpern, trotz der Tour mit RAGE 2020 – und trotz der Tatsache, dass die Band seit über 20 Jahren existiert. Dann hab ich die Rezension ihres vierten Longplayers „A Hint Of Solace“ übernommen, vergessen, was das eigentlich war und angesichts des Namens was in die Richtung Modern Alternative Rock erwartet.
Nuuuuuuuun. Modern kann man das in Teilen schon nennen, was die Truppe auf dem Album so macht. Die Synth-Arbeit und einige Rhythmus-Entscheidungen sind dafür verantwortlich, doch während diese Sachen zum Teil besagt modern ausfallen, erwartet den überraschten Redakteur an anderer Stelle eine klassische E-Orgel oder ein authentisches 90er-Prog-Rock-Synth. Das ist nicht beliebig unter der Musik verteilt sondern sinnvoll angewendet, und es veredelt acht Songs, die modern und oldschool, Heavy, Power und Prog gleichzeitig anmuten und eine erstaunlich gut funktionierende Stil-Mischung ergeben. Dass die so gut funktioniert, liegt zuerst einmal an den Beteiligten: an der schön rauen Power-Metal-Stimme von Bastian Rose, der gelegentlich durch unklare Vocals von Ben Galster unterstützt wird, aber lange nicht so oft, als dass letztere den Stil von VANISH entscheidend definieren würden, und der starken Instrumentalfraktion. Es liegt aber auch am Grundfeeling des Albums, das insgesamt tendenziell positiv und hoffnungsvoll klingt, sich seine Dur-Wendungen und Emotionen gönnt, ohne dabei in Power-Metal-Kitsch-Gefilde abzudriften oder auch nur die klassischen „positiven“ Wendungen des Genres zu bemühen (man höre zur Bestätigung dessen „Walk With Me Through Fire“).
Und wie gesagt, auch nur tendenziell. Düstere Parts und Härte sind ebenso präsent, nur dominieren sie nicht das Gefühl, das man über das Album hinweg von ihm letztendlich entwickelt.
Einflüsse sind dabei zahlreich, von einzelnen Songs wie „Act/Live/Resolve“ mit leichten RAGE-Merkmalen bis hin zum gelungenen frühe-HAKEN-Modus in Teilen der Power-Ballade „The Crossing“ (Für die Nicht-Französisch-Sprechenden: Das ist ein Frühstücksgebäck in Hörnchenform) und des wunderbaren ü-12-Minüters „ As Though The Dead Are Here“ mit seinem absolut Endtrack-würdigen Aufbau und Ende. Und praktisch die komplette Platte wächst über die ersten Hördurchgänge, abseits vielleicht die ein zwei Songs, mit denen man persönlich weniger warm wird. Musikalisch wie kompositorisch hab ich eigentlich echt nix zu meckern an „A Hint Of Solace“.
Nur: So stabil die Produktion im Großen und Ganzen ist, gibt es doch einige Songs, bei denen die Vocals und die kleinen Wischgeräusche beim schnellen Wechsel des Tons auf der Gitarrensaite (Ihr wisst, was ich meine) ein paar echt unangenehme Höhen innehaben, die beim Hören mit Kopfhörern dazu nötigen, den Song leiser zu hören, als man es als lärmophiler Metaller begrüßt. Das trifft gefühlt nicht auf alle, aber doch auf einige Songs zu und, muss man leider sagen, stört.

Fazit:
Aber weil „A Hint Of Solace“ mal wieder eines der Alben ist, das weitgehend unter dem Radar bleiben wird, obwohl eine große Menge Metalfans damit eine große Menge Spaß haben könnte, bewerten wir das Album einfach in der Boxen-Version. Und dann ist es schlicht ein mitreißender Ritt durch viele Dinge, die guten Power Metal ausmachen, und der es verdient, gehört zu werden.

Anspieltipps:
„Walk With Me Through Fire“, „The Crossing“, „Voyage In Suffering“ und „ As Though The Dead Are Here“

Jannis

TALENTSCHMIEDE: Factory Of Art

Band:
Factory Of Art

Gegründet:
1990

Herkunft:
Leipzig / Schkeuditz

Mitglieder:
Gesang – Jens „Petri“ Petrat
Schlagzeug – Ralph-Marcel Dietrich
Gitarre – Thoralf Schulze
Keyboard/Gesang – Gunter Lange
Bass – Ronald „Ron“ Losch

Stil:
Progressive Power Metal

Veröffentlichungen:
1990: …No Better World! (Demo, Eigenveröffentlichung)
1993: Roadrunner Session (Demo, Eigenveröffentlichung)
1993: …No Better World!! (Single, Eigenveröffentlichung – Achtung!! 2 Ausrufezeichen)
1996: Grasp!!! (Album, AFM Records)
1997: Point of No Return (EP, AFM Records)
1999: Story of Pain (Single, In Any Case Records)
2002: The Tempter (Album, CCP Records)
2022: SOUND & ACTION – GERMAN HARDROCK & HEAVY METAL RARITIES 2022 (Sampler ZYX Music)

Einflüsse:
Frühe Einflüsse waren Bands wie Queenryche und Dream Theater aber auch Helloween. Inzwischen sind wir da recht breit aufgestellt da die Geschmäcker der einzelnen Bandmitglieder sehr breit gefächert sind. Man kann die Stilistik inzwischen nicht mehr an einzelnen Bands festmachen.

Was wir die nächsten fünf Jahre erreichen möchten:
Vor allen Dingen möchten wir wieder unsere Musik veröffentlichen und dann Shows spielen die auch gern außerhalb der regionalen Grenzen stattfinden dürfen.

Was als nächstes kommt:
Unser neues Album soll in diesem Jahr veröffentlicht werden, davor kommt noch eine Single. Auch auf der Live-Schiene wollen wir wieder durchstarten. Wir haben durch die letzten Jahre an Boden verloren. Den müssen wir wieder gut machen.

Unsere beste Erfahrung bis jetzt:
Wir haben früher mit vielen geilen Bands gespielt wie z.B. Blind Guardian, Conception, Crematory, Depressive Age, Destruction, Gamma Ray, Grave Digger, Iced Earth, Metal Church, Morgana Lefay, Nevermore, Rage, Sacred Reich, Skyclad, Sodom, Threshold oder auch Yngwie J. Malmsteen. Das ist alles schon eine ganze Weile her aber war super, wir haben viel gelernt, viele Leute kennengelernt und vor tollem Publikum gespielt. Da würden wir natürlich gern anknüpfen. Mal sehen was in der Zukunft passiert…
Aber das Tollste ist immer, wenn du mit den Leuten (egal ob Publikum oder Musikern) eine schöne Nacht durchlebst und man sich gut und respektvoll austauschen kann. Sprecht uns ruhig an, wir quatschen gerne mal, wenn wir Zeit für ein Getränk haben…..

Unser peinlichster Moment:
Da gab es einige, z.B. haben wir mal in unseren Anfangstagen in Berlin gespielt. Wir waren allein und es waren so an die 100 Leute da. Wir spielen unser Set und nie klatscht jemand oder schreit, pfeift, schimpft …. was auch immer …. keine Reaktion, aber es geht auch keiner. Alle sehen sich das Set 90 Minuten lang an, keine Zugabe-Rufe, also sind wir fertig.
Als wir dann an den Tresen gingen, um ein Bierchen zu trinken fragten uns die Leute, warum wir aufgehört haben. Wir sagten, weil es anscheinend niemandem gefallen hat. Keiner hat applaudiert oder Zugabe gerufen. Die Leute sagten es war super, wir sind doch nicht gegangen, oder?
Oder ein anderes Mal spielten wir vor Metal Church und der örtliche Soundmann hatte irgendwie seine Anlage nicht im Griff. Wir konnten unser Programm nur über die Monitoranlage spielen. Das war enorm peinlich und vor allen Dingen sehr schade. Aber wir haben uns gut gehört. 😊
Aber egal ob peinlich oder nicht: Das Entscheidende ist, wieder aufzustehen und weiterzumachen.

Mit wem wir gerne ein Bierchen trinken würden und warum:
Da gäbe es eine ganze Menge an Leuten, einige sind auch schon im Rockerhimmel. Aber wie oben schon gesagt, trinken wir gerne mit unseren Fans und Musikerkollegen das ein oder andere Getränk. Es ist immer erfrischend, interessant und lehrreich, etwas zu erfahren, was vielleicht nicht in jedem Magazin steht und was wir in den Augen der Leute falsch oder richtig machen.

Wenn wir uns eine Band aussuchen könnten, mit der wir auf Tour gehen dürfen:
Nun, wir waren ja schon mit einigen interessanten Leuten unterwegs, manchmal hätten wir gern etwas mehr Zeit mit ihnen verbracht, aber es gibt schon noch viele die wir gern kennenlernen möchten und die sehr interessant sind. Das Wichtigste für uns ist gegenseitiger Respekt und Interesse. Besonders merkwürdig finden wir, dass man bei manchen Bands nur mit auf Tour genommen wird, wenn man dafür bezahlt, egal was man für Musik macht. Versteht uns nicht falsch, sich an den Kosten zu beteiligen ist schon okay, aber wenn man dann die Musik der Band nicht gut findet…

Das Beste daran, in einer Band zu spielen:
Man kann seine Kreativität ausleben, das ist genauso für die Musik und Texte zutreffend wie auch für das Organisatorische. Man hat Lampenfieber, ob alles gut und richtig funktioniert, und es ist ein unbeschreibliches Erlebnis, wenn alles klappt wie man es sich erdacht hat.
Man kann sich aneinander reiben und streiten, was wir sehr gerne tun. Aber am Ende müssen wir doch eine gemeinsame Lösung finden mit der alle leben können. Ist man dann noch freundschaftlich verbunden, ist es perfekt. Toll ist, immer neue Leute kennenzulernen – und auch wenn man sich nur vom Telefon kennt, kommt man auf die Konzerte und arbeitet im Normalfall gut zusammen. Das funktioniert leider nicht immer aber meistens.

Das Schlimmste daran, in einer Band zu spielen:
Nicht endende Diskussionen… ☺

Online:
Homepage: www.factory-of-art.band
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Musik:
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Soundcloud: www.soundcloud.com/factoryofart

Live-Dates:
Die findet ihr hier: www.factory-of-art.band/termine
oder hier: www.facebook.com/factoryofartband/events

MAGISTARIUM – Dreamlord Opera

Trackliste:

01. No World without Hero
02. Into the Storm
03. Higher and Higher
04. Dreamlord Opera
05. Invincible
06. To the Gates of Hell
07. Lonely Star
08. New Reality
09. The Final Curtain
10. The Tempter (Bonustrack)

 

Spielzeit: 52:20 min – Genre: Prog/Power Metal – Label: Eigenproduktion – VÖ: 01.06.2022 – Page: www.magistarium.org

 

Die Power Prog Metalband MAGISTARIUM schlägt wieder zu und veröffentlicht dieser Tage ihr viertes Album „Dreamlord Opera“. Dieses Mal geht es wohl noch etwas epischer als zuvor zur Sache, das lässt wohl schon der Plattentitel vermuten.
Die Bandbesetzung ist dieselbe wie auf den letzten Alben und wird nach wie vor von Fronter Oleg Rudych und Gitarrist Mike Persin angeführt.
Und, soviel Offside sei dieser Tage erlaubt, Oleg ist übrigens im aktuell leider recht bekannten Ort Charkiw geboren ist, und Mike ist in Russland geboren, Völkerverständigung im kleinen Kreis also, wenn es die Großmächte schon nicht auf die Kette bekommen!
Als Produzent war dieses Mal niemand anderes als Jacob Hansen tätig, und das hört man definitiv schon beim Albumopener „No World without Hero“! Denn dieser braucht zwar etwas Anlauf, aber dann entwickelt sich ein epischer Power Metalsong mit Allem was dazugehört.

Satte Riffs, epische Chöre und ein interessanter Aufbau sind die Glanzpunkte des Openers. Dazu kommt natürlich der, wie immer, charismatische und erstklassige Gesang von Fronter Oleg.
Das folgende „Into the Storm” legt, namensgemäß, auch direkt los und es entwickelt sich ein klassischer Power Metalsong der ebenfalls ganz ordentlich gelungen ist.
„Higher and Higher“ beginnt mit Orgelklängen und geht aufgrund seines Rhythmus mega gut ins Ohr. Die Nummer ist etwas langsamer und erdiger angelegt als seine Vorgänger, begeistert aber vor allem wieder im Refrain.
Nun folgt der Titeltrack „Dreamlord Opera“ und so wie es der Name schon sagt haben wir hier eine lange, epische Nummer wo Oleg auch mal eine gefühlvolle Seite zeigt und auch mal eine andere Gesangsstimme.
Hier greifen die Jungs tief in die Prog Kiste und erschaffen ein kleines Kunstwerk was trotz seiner Überlänge nie langweilig wird!
Der weitere Mittelteil kann dann mit „Invincible“ und „To the Gates of Hell“ da nicht ganz anschließen, von Ausfällen ist man hier aber kilometerweit entfernt.
Die Powerballade „Lonely Star“ leitet dann den letzten Teil der Scheibe ein und gehört wieder zur Hit Riege auf dem Album. Ein schöner Song der zum Dahinträumen einlädt.
Die Glanzpunkte des letzten Drittels sind mit dem epischen „The Final Curtain“, wo wir eine weibliche Gastsängerin sowie Growls haben, und mit dem Bonustrack „The Tempter“ schnell ausgemacht!

Die Jungs von MAGISTARIUM sind qualitativ einfach eine Bank. Album um Album präsentieren sie uns sehr ordentlich produzierten Power Metal mit einem Schuss Prog und insgesamt steigert man sich immer ein klein wenig!
Auch wenn das letzte Album ein klein wenig mehr Hitdichte hatte.
Für eine eigene Veröffentlichung stimmt das komplette Package auf jeden Fall und Fans des genannten Genres werden hier auf jeden Fall viel Freude daran haben!
Das Album kann man direkt auf der Bandhomepage beziehen, wie immer bei den Jungs in zwei Sprachen, englisch und russisch.

Julian

 

 

 

MAX PIE – PASSENGERS

Trackliste:

01. Ignition
02. A Thousand And One Lives
03. Lucy
04. Only The Silence Remains
05. Grains Of Sand
06. Breath Of The World
07. Ariadne’s Thread
08. Last Goodbye
09. Drawing The Future
10. Love For Sale
11. Passengers

Spielzeit: 61:09 min – Genre: Progressive Power Metal – Label: Rock City Music Label – VÖ: 03.12.2021 – Page: www.facebook.com/maxpiemusic

 

Silvester ist vorbei, man hat pflichtbewusst gefeiert, dass 2021 endlich rum ist, und dabei bestmöglich verdrängt, dass das nächste Jahr vermutlich nicht besser wird. Und keine zwei Wochen drin wird einem dann bewusst, dass 2021 eben doch nicht alles schlecht war, und man sucht nach den letzten Überbleibseln, an denen man sich festhalten kann. Eins davon ist MAX PIEs „Passengers“, erschienen bereits am 03. Dezember. Das ist Progressive Power Metal aus Belgien, Album Nr. 4 der Truppe, die entgegen aller Erwartungen kein Mitglied/keinen Bandleader namens Max Pie hat.
Progressive Power Metal ist so eine Angelegenheit, bei der man im schlimmsten Fall viele Synthesizer oder Orchesterelemente mit verschiedenen Taktarten und ein bisschen Gefrickel über absolut belanglose Gänsehautmelodien und ein paar seelenlose düstere Parts transportiert. Im besten Fall ist es genau das gleiche, nur mit unbelanglosen Gänsehautmelodien und sinnhaften düsteren Parts. MAX PIEs neustes Werk liegt auf der Skala der beiden Extreme klar in der positiven Hälfte. Melodietechnisch ist man, beispielsweise bei „Drawing The Future“, okay unterwegs, gerne aber auch auf Qualitäts- und Wiedererkennungswert-Niveau, wie bei „Breath Of The World“ mit unkonventioneller wie funktionierender Chorus-Harmoniefolge. Nicht durchgängig Oberklasse aber so gut, dass die schwächeren Parts nicht weiter stören sollten, wenn es sonst genug zu erleben gibt.
Und das gibt es häufig durchaus. Spiel und Gesang sind sauber, die Orchesterelemente seltener als gedacht, aber in Sachen Sound wirklich wertig – siehe Intro – und die Synths und elektronischen Elemente sind, gelinde gesagt, präsent. Jap, davon gibt es wirklich viele, aber nie wieder so exorbitant wie bei „A Thousand And One Lives“, das eine ziemliche Keyboard-Party entfacht. Kann man hassen, kann man feiern, ich mache letzteres. Neben modernen Sounds gibt es aber auch immer mal wieder ein bisschen sympathische Retro-Prog-Orgel- oder Klaviersounds und auch die Prog-Flöte darf nicht fehlen, angewendet im starken Zehn-Minüter „Passengers“.
Kritik: Das sehr präsente Hintergrundsynth aus „ATAOL“ hätte man bei „Breath Of The World“ nicht mehr aufwärmen sollen, „Grains Of Sand“ ist sehr verdächtig nah an MYRATHs „Believer“ (so nah, dass es kaum sein kann, dass MAX PIE den Track nicht kennen) und ein paar mal driftet man dann eben doch Richtung „Gut Fassade mit weniger Substanz“ ab, allerdings erfreulich selten.

Fazit:
Bombast, Keyboards unterschiedlicher Couleur, progressives Rumgetakte, klingt gut und hat einen ordentlichen Anteil an Qualitätskompositionen, die durch kleine Ausflüge in andere Stimmungslagen noch einmal aufgewertet werden. Wer mit diesen Bestandteilen etwas anfangen kann, der sollte MAX PIE auf jeden Fall eine Chance geben – gerade wenn er von der Routinisierung vergleichbarer bekannterer Bands wie SEVENTH WONDER in letzter Zeit ein wenig enttäuscht wurde.

Anspieltipps:
„A Thousand And One Lives“, „Only The Silence Remains“, „Breath Of The World“ und „Passengers“

Jannis

WITHERFALL – Curse Of Autumn

Band: Witherfall
Album: Curse Of Autumn
Spielzeit: 57:08 min
Stilrichtung: Progressive Power Metal
Plattenfirma: Century Media
Veröffentlichung: 05.03.2021
Homepage: www.witherfall.com

WITHERFALL legen 2 Jahre nach dem letzten, gefeierten Werk („A Prelude to Sorrow“) den Nachfolger vor. Und die US Truppe hat wahrlich geklotzt und nicht gekleckert: Als Produzent konnte man (den zum Zeitpunkt der Albumproduktion noch gerade so als leicht komisch aber noch irgendwie okay durchgehenden, mittlerweile Szeneweit als Vollhorst bekannten Capitol-Stürmer) Jon Schaffer (ehemals Demons & Wizards, Iced Earth) verpflichten, das Engineering und der Mix wurden Jim Morris (Savatage, Death) anvertraut, die Drums (eingespielt von Neuzugang und German Wunderkind Marco Minnemann) wurden separat von Bradley Cook (Slash, Foo Fighters, Chris Cornell) aufgenommen und zu guter Letzt besorgte Tom Morris (Trans-Siberian Orchestra) das Mastering in den berühmten Morrisound Recording. Wow, Namedropping galore. natürlich besteht die Truppe selber ebenfalls aus durchweg fantastischen Musikern: Sänger Joseph Michael ist nebenbei auch noch bei Sanctuary tätig und Gitarrist Jake Dreyer stand bis zuletzt in den Reihen von Iced Earth neben dem mittlerweile inhaftierten Schaffer.

Aber genug der Details und ab in Album Nummero 3 der Band, die wie nur wenige wissen, dass es einer gewissen Abwechslung und hier und da auch den Mut zum Bremspedal braucht um den Hörer über eine ganze Albumlänge bei der Stange zu halten. Auf „Curse Of Autumn“ ziehen WITHERFALL daher so ziemlich alle Register: Das Eröffnungsdoppel „The Last Scar“ und „As I Lie Awake“ schieben nach dem Intro/Opener ebenso ordentlich nach vorne, wie immer wieder packende Hooklines eingewoben werden, denen Sänger Joseph Michael gekonnt Leben einhaucht. Im weiteren Verlauf schafft „Another Face“ den spannenden Spagat zwischen Queensryche und Fates Warning, während „Tempest“ gekonnt Black Metal artige Riffs in ein deftiges Powermetal Gewand webt. Dass Marco Minnemann Portnoy-artige Frickelparts knüppeln kann, wissen wir ja spätestens seit dem Dream Theater Audition Video. Nun, Dreyer kann einen mindestens ebenso überzeugenden Petrucci abgeben. Und so sind in dem weitestgehend starken Longtrack „… And They All Blew Away“ mitunter krasse Parallelen zu den Progmetal Urvätern auszumachen. Am überzeugendsten kommen WITHERFALL aber in den straighteren Tracks rüber, die flotter zur Sache kommen. Das Gesamtkunstwerk wird zudem vom schon genannten Opener „Deliver Us Into The Arms Of Eternal Silence“ sowie der filigranen Abschlussnummer „Long Time“ abgerundet, die das Ganze perfekt abschmecken.

„Curse Of Autumn“ ist ein bärenstarkes Album geworden, dass dank seiner feinstens austarierten Arrangements, der clever gewählten Songreihenfolge, den stimmungsvollen Kompositionen (das Artwork passt da ebenfalls wie Arsch auf Eimer) und nicht zuletzt der aberwitzigen Spielkunst aller Beteiligten zu einer Pflichtveranstaltung für alle Fans von angeproggtem Heavy Metal geworden ist. Die etwas hemdsärmelige Produktion des Bärenbestäubers tut dem keinen Abbruch – da war aber definitiv noch Luft nach oben. Dennoch eine richtig geile Scheibe.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Deliver Us Into The Arms Of Eternal Silence
02. The Last Scar
03. As I Lie Awake
04. Another Face
05. Tempest
06. Curse Of Autumn
07. The Unyielding Grip Of Each Passing Day
08. The Other Side Of Fear
09. The River
10. … And They All Blew Away
11. Long Time (Acoustic Version)

Mario

IMMORTAL GUARDIAN – Psychosomatic

A bronze sculpture with a hanged brain

Band: Immortal Guardian
Album: Psychosomatic
Spielzeit: 52:06 min
Stilrichtung: Progressive/Power Metal
Plattenfirma: M-Theory Audio/Rock’N’Growl Promotion
Veröffentlichung: 21.02.2021
Homepage: www.facebook.com/igmetal

Gabriel Guardian – wer so heißt, ist ab dem ersten Atemzug dazu prädestiniert, Power-Metal-Musiker zu werden. Seinem Schicksal nachgebend hat Gabriel genau das getan und mit seiner Band IMMORTAL GUARDIAN nun sein zweites Album “Psychosomatic” bereit zum Abflug. Die Aufnahmen waren coronabedingt von extremem Sicherheitsabstand geprägt: Gabriel nahm in Las Vegas auf, Sänger Carlos in Brasilien, Drummer Justin in Montreal und Bassist Joshua in Texas. Herausgekommen sind gut 50 Minuten Progressive Power Metal mit hohem Shred- und damit einhergehend leichtem Neoclassic-Faktor, einer guten Menge an Keyboards und einem Mix aus Gefrickel und ausgeprägten Melodien.
Apropos Mix: Der kann sich durchaus hören lassen, ist entsprechend der Gefrickel-Parts ein wenig technisch-polierter, aber in annehmbarem Rahmen. Lediglich durch ein paar kleinere Unausgewogenheiten in Lautstärkeverhältnissen könnten ein oder zwei Songs Eingewöhnung nötig sein. Sind die vorüber, so erweist sich IMMORTAL GUARDIAN als äußerst fähige Truppe mit starken Leistungen jedes Beteiligten.
Musikalisch ist man ebenfalls soweit stabil drauf, muss sich aufgrund des Labels “Progressive” aber auch noch einmal nach anderen Maßstäben beurteilen lassen. Und unter diesen Maßstäben hat “Psychosomatic” die Problemchen, die viele Prog-Power-Metal-Bands haben: Arrangiert ist das ganze top, nicht zu überheblich clever, aber rhythmisch und spielerisch korrekt vielseitig. Die Melodieführungen entsprechen allerdings oft eben den klassischen Progressive-Power-Lines und naja, wenn jeder das so macht, dann ist das im wörtlichen Sinne halt nicht mehr ganz so progressiv aka fortschrittlich. Aber an dieser Stelle auch ein bisschen Entwarnung. Wo die Melodien nicht vergleichsweise guter Durchschnitt sind, sind sie besser als das. Erstmals sind sie das explizit bei “Read Between The Lines”, das mal leichtgängig, mal fast corig ausfällt, mit humorvoll-smoothem Part im Mittelteil und schöner Gesangsmelodie, die wie viele andere von den mehrstimmigen Vocals noch einmal profitiert.
“Clocks” wechselt sinnhaft zwischen zwei verschiedenen Geschwindigkeiten und setzt sich sehr schön im Gedächtnis fest, mit ordentlicher Portion Dramatik. Und “Candlelight” und “Find A Reason” arbeiten ein Stück weit zusammen mit Wiederaufnahme von Motiven, größeren (aber insgesamt nach wie vor kleinen) balladesken Parts, unterschiedlichen Emotionen und dichter Atmosphäre.
Der Rest der Songs ist ein wenig uneigenständiger, bereitet an der ein oder anderen Stelle auch mal das Gefühl, da hätte man noch etwas mehr herausholen können, überzeugt an solchen Momenten aber immerhin in technischer Hinsicht.

Fazit:
“Psychosomatic” kann als Zweitwerk auf jeden Fall überzeugen. Allerdings sollten IMMORTAL GUARDIAN in den nächsten Jahren noch ein wenig an einem eigeneren Sound arbeiten, insbesondere hinsichtlich der Komposition der Melodien. Dass sie dafür zweifelsohne das Potenzial haben, beweisen gerade die oben genannten Tracks, hinter denen gefühlt mehr Kompositionsleidenschaft steckt, als hinter denen, die guten melodischen Durchschnitt durch Handwerk kaschieren. Und technisch haben IMMORTAL GUARDIAN es unbestreitbar jetzt schon mächtig drauf.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Psychosomatic
02. Read Between The Lines
03. Lockdown
04. Phobia
05. Clocks
06. Self-Isolation
07. Goodbye To Farewells
08. Candlelight
09. Find A Reason
10. New Day Rising

Jannis

PYRAMAZE – Epitaph

Band: Pyramaze
Album: Epitaph
Spielzeit: 61:51 min
Stilrichtung: Progressive Power Metal
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 13.11.2020
Homepage: www.pyramaze.com

Die Jungs von PYRAMAZE kehren dieses Jahr endlich mit einem neuen Album namens „Epitaph“ zurück! Nach dem Konzeptalbum „Contingent aus dem Jahr 2017 wartete man schon gespannt auf neues Material der Band.
In der Zwischenzeit ist man beim deutschen Qualitätslabel AFM Records unter Vertrag genommen worden.
Ansonsten gibt es aber nicht viel Neues zu vermelden, denn das Line Up ist endlich mal stabil und man kann weiterhin auf die Dienste vom „neuen“ Sänger Terje Haroy zurückgreifen der die damaligen Fronter Lance King und Matt Barlow mittlerweile vergessen lässt und sich bestens in die Bandstruktur eingefügt hat.
Und apropos Ex Fronter, beide geben sich auf dem neuen Album die Ehre und veredeln einen Song mit ihrem Gastgesang. Dasselbe gilt auch für UNLEASH THE ARCHERS Sängerin Brittney Slayes.
Als Opener präsentiert man uns den Titelsong „Epitaph“ der „nur“ ein stimmungsvolles Intro geworden ist. Warum man ein Intro zum Titelsong bestimmt muss mir mal bei Gelegenheit jemand erklären!
Wie auch immer geht es dann mit dem melodischen und kraftvollen „A Stroke of Magic“ weiter der dann als Quasiopener direkt so richtig schön im Ohr hängen bleibt und gleich begeistern kann.
Sehr geil ist dann auch der folgende melodische Doppelpack bestehend aus „Steal my Crown“ und „Knights in Shining Armour“! Letzteres geht richtig gut nach vorne und ist doch noch richtig schön eingängig und melodisch. Ein geiles Metalbrett!
Im Mittelteil haben wir dann mit dem etwas epischeren „Bird of Prey“ und dem abwechslungsreichen „Particle“ noch zwei Volltreffersongs zu verzeichnen die auf Anhieb zu gefallen wissen.
Und die Qualität bleibt auch im Anschluss erstklassig! Da hätten wir den Melodic Ohrwurm „Indestructible”, das schon angesprochene Duett mit Brittney Slayes “Transcendence”, das epische “World Forgone” und dem überlangen (12 Minuten!) Abschlusssong “The Time Traveller” wo wir dann die zwei weiteren Gastauftritte der schon angesprochenen Ex Frontmänner zu verzeichnen haben.
Und alter Schwede liefern die Jungs und die gesamte Band hier ab! Ein geiler Song der irgendwie alles vereint wofür PYRAMAZE in der Vergangenheit gestanden haben und heutzutage stehen, was eine Ohrbombe zum Abschluss!

Anspieltipps:

„A Stroke of Magic“, „Steal my Crown“, „Knights in Shining Armour“, „Indestructible” und “Time Traveller”.

Fazit :

Beim letzten Album der Jungs von PYRAMAZE hatte ich noch die Hitdichte in der zweiten Hälfte zu bemängeln, dies ist nun definitiv anders! Man bewegt sich auf der gesamten Platte auf einem gleichbleibenden, erstklassigen Niveau, hat viele Ohrbomben am Start und vereint irgendwie, nicht nur mit dem geilen Abschlusssong, den alten mit dem neuen Bandsound!
Ein ganz starkes Progressive Power Metalalbum was sich sicherlich in einigen Genrehitlisten des Jahres wiederfinden wird.
Hier heißt es auf jeden Fall bedenkenlos zuschlagen für die geneigte Käuferschaft!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Epitaph
02. A Stroke of Magic
03. Steal my Crown
04. Knights in Shining Armour
05. Bird of Prey
06. Your Last Call
07. Particle
08. Indestructible
09. Transcendence (feat. Brittney Slayes)
10. Final Hour
11. World Foregone
12. The Time Traveller (feat. Matt Barlow & Lance King)

Video zu “Particle”:

Julian

FORTRESS UNDER SIEGE – Atlantis

Band: Fortress Under Siege
Album: Atlantis
Spielzeit: 50:48 min
Stilrichtung: Progressive Power Metal
Plattenfirma: Rock Of Angels Records
Veröffentlichung: 09.10.2020
Homepage: www.facebook.com/FortressUnderSiege

Bekommt man als u30-Rezensent Alben vorgelegt, so ist trotz des langsam wachsenden Musikwissens doch häufig absolute Unkenntnis die Reaktion darauf, da die Bands entweder ihr letztes Album veröffentlichten, als man selbst noch selbstgemalte Bilder für den Familienkühlschrank veröffentlichte, oder zu den 100.000 Bands gehören, die gefühlt jährlich dazukommen und die man unmöglich alle auf dem Schirm haben kann. Umso schöner, dass FORTRESS UNDER SIEGE älter sind als ich – und dazu jetzt nicht omnibekannt – und es trotzdem irgendwo klingelt. Progressive Power Metal aus Griechenland, dann hört’s aber auch schon auf. Doch das Promosheet weiß mehr: Das hier rezensierte “Atlantis“ ist der dritte Longplayer des Sextetts, alle entstanden seit 2010, da man in der ersten Phase bis zum Split 1998 lediglich eine Demo releaste.
Zum Aktuellen: “Atlantis” umfasst zwölf Tracks, darunter zwei kurze, balladesk und schmalzgitarrig konzipierte Intermezzi und eine anfangs ruhige, später zunehmend mächtige Ballade (“The Road Unknown”). Die Bandleistung kann sich sehen lassen, ebenso die Vocals von Tasos Lazaris, der mit leicht belegter Stimme nicht nur die Töne trifft, sondern ihnen auch gekonnt Emotion verleiht.
Produktionstechnisch hätte man aus ihnen leider noch ein wenig mehr Klarheit rausholen können, wirken sie doch ein wenig verwaschen, der Rest des Sounds ist aber soweit schön tight und druckvoll. Keyboards sind vorhanden, mal in Form eines Solos, mal in Form eines unauffälligen Hintergrundteppichs, nie jedoch zu aufdringlich.
Der Prog-Faktor äußert sich nicht besonders dominant, in instrumentalen Parts abseits der 4er-Takt-Norm bei “Atlantis” zum Beispiel, oder bei “Silence Of Our Words” in einer erstaunlich jazzigen und cool gemachten Strophe. Abseits dessen ist der Heavy- bzw. Power-Faktor primär präsent. Heay Metal prägt insbesondere “Hector’s Last Fight”, dessen Strophe verdächtig nach einer langsamen Version der “Painkiller”-Strophe klingt, und das ebenfalls etwas weniger eingängige “Time For Rage”. Andererseits ist man immer wieder ziemlich Power-Metal-lastig, sei es beim Ohrwurmchorus von “Spartacus” oder beim nicht von ungefähr an MAIDEN erinnernden “Seventh Son”.
Das Niveau schwankt dabei, schlägt allerdings nie wirklich nach unten aus. Gut gemachte gefallende Parts ohne großen Erinnerungswert sind recht häufig, zwischendurch gibt es aber immer wieder auch Leckerbissen wie den “Atlantis”-Chorus mit seiner smarten Endwendung, die runtergebrochenen Teile von “Lords Of Death” und die treibenden BummZapp-Teile von “Vengeance”.

Fazit:
Das alles ist für ein Prog-Metal-Album ein bisschen zu wenig progressiv und hätte den ein oder anderen Knallerpart mehr verdient. Ein korrektes melodisches Metalalbum ist “Atlantis” ohne Frage, nur leider mit etwas weniger Tiefgang als der titelgebende Kontinent.

Anspieltipps:
“Atlantis”, “Silence Of Our Words”, “Seventh Son” und “Spartacus”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Love Enforcer
02. Lords Of Death
03. Atlantis
04. Holding A Breath
05. Silence Of Our Words
06. Vengeance
07. Seventh Son
08. Lethe
09. Spartacus
10. Hector’s Last Fight
11. Time For Rage
12. The Road Unknown

Jannis

NEVERDREAM – Figli Dell’Alba

Band: Neverdream
Album: Figli Dell’Alba
Spielzeit: 67:54 min
Stilrichtung: Progressive Metal
Plattenfirma: Elevate Records
Veröffentlichung: 22.05.2020
Homepage: www.facebook.com/neverdreamprog

NEVERDREAM hätten sich auf tragisch-ironische Weise kaum einen besseren Zeitpunkt für den Release ihres fünften Albums “Figli Dell’Alba” aussuchen können – schließlich behandelt die Platte der Progressive-Metal-Band aus Italien die Themen Rassismus und Sklaverei und ist damit nicht nur in Sachen Release-Datum aktuell. Gut, viel bekommt man davon nicht mit, schließlich ist die Platte komplett auf italienisch, aber damit auch in einer Sprache verfasst, die für melodiösen Power/Progressive Metal eine der schönsten ist, die man sich denken kann.
Mit über einer Stunde Spieldauer und 13 Tracks ist das Album dabei schonmal ziemlich üppig ausgefallen. Produktionstechnisch ist man ebenfalls im grünen Bereich. Ein bisschen mehr Tiefen hätten “Figli Dell’Alba” zwar ganz gut getan, aber darüber lässt sich locker hinwegsehen. Schließlich klingt das Resultat echt interessant – mehr oder weniger wie eine Mischung aus Neo Prog Rock und gar nicht mal unhartem Power Metal. Sprich, neben viiiiieeeel Harmonie, vielen feierlichen fetten Refrains, durlastigen Passagen, ruhigen Parts, E-Orgel, Klavier und delikaten Solo-Synthesizern gibt es doch nicht selten auch mal ordentlich voranpreschende Doublebase und für das Genre doch einen sehr harten Gitarrensound. Das macht auf jeden Fall Freude, zumal auch die Vocals mit Talent und Emotion daherkommen. All dies wurde verpackt in einer sehr unaufdringlichen Art von Progressive Metal. Kaum Momente, die einfach nur aufgrund des dringenden Wunsches, seine Kompositions-, Takt- oder Spiel-Skills zu demonstrieren, im Gegenteil eher bewusst simple Parts zwischendurch.
Ohrwürmer gibt es dabei nur wenige auf “Figli Dell’Alba”, dabei funktioniert die Platte während des Hörvorgangs bestens. Alleine schon das fast zwölf Minuten lange “Barnum” überzeugt durch Vielseitigkeit über den kompletten Track hinweg (lediglich mit der Backgroundsängerin werde ich nicht ganz warm, da ihre Aufgabe größtenteils daraus besteht, alleine “Aaaaaaaah”-Parts zu singen), “Pioggi Di Catene” setzt durchgängig auf E-Drums und ist in seiner Unkonventionalität doch ein verdammt starker Track. “Grimorio” und “La Clessidra Nel Vento” lassen mehr Härte zu und sind so böse, wie es Stil und Band eben vertreten können (also nicht allzusehr).
Der einzige seriöse Kritikpunkt, den ich an “Figli Dell’Alba” habe, sind seine zumindest teilweise recht vorhersehbaren (wenngleich sehr schönen) Melodien, die außerordentlich häufig sehr feierlich-emotionalen Charakter haben, aber eben auch immer den selben. Der Anteil an dieser Art von Melodien ist wirklich hoch und sorge bei einem 67-Minuten-Album dafür, dass man doch ab Minute 50 langsam die Nase voll von ihnen hat. Die beste Option zur Vermeidung dessen wäre wohl, nach der ersten Albumhälfte ’ne Hörpause einzulegen und sich zwei Stunden lang mental zu entfeierlichen, aber das ist auch ein wenig schade bei einem Konzeptalbum.

Fazit:
Aber mit anderem Framing wäre (neben den teils vorhersehbaren Melodien) meine Hauptkritik damit, dass das Album zu lang ist. Das lässt sich verschmerzen und abseits dessen haben NEVERDREAM mit der Platte ein wirklich schönes, emotionales und absolut hörenswertes Italo-Prog-Metal-Werk abgeliefert!

Anspieltipps:
“I Figli Dell’Alba”, “Pioggia Di Catene” und “Barnum”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Fuga Da un sogno
02. I Figli Dell’Alba
03. Onde Scure
04. Pioggia Di Catene
05. Il Prezzo Della Libertà
06. Grimorio
07. Versi Di Speranza
08. Barnum
09. Venere
10. Danza Del Fuoco
11. Dentro Una Divisa
12. La Clessidra Nel Vento
13. Il Mare Dei Sogni

Jannis

ANCIENT CURSE – The New Prophecy

Band: Ancient Curse
Album: The New Prophecy
Spielzeit: 57:52 min
Stilrichtung: Progressive Power Metal
Plattenfirma: Pure Steel Records
Veröffentlichung: 29.05.2020
Homepage: www.ancientcurse.de

Es ist ja in gewissen Kreisen in Deutschland immer so ein Thema, dass man, wenn man ein “echter Deutscher” sein will, sich auch mit der Kultur des Landes auseinandergesetzt haben und identifizieren muss. Fragt man in diesen Kreisen, was sie von ANCIENT CURSE halten, werden die meisten wohl nichts damit anzufangen wissen und man kann ihre echte Deutschheit direkt vergessen, denn was wäre diese Truppe und ihr neustes Album “The New Prophecy”, wenn nicht ein verdammt geiles Stück in Deutschland geschaffener Kultur? Sagenhafte 22 Jahre liegt das letzte Album der Bremer zurück, jetzt ist ein neues Lebenszeichen am Start und man muss ANCIENT CURSE fast böse sein, dass sie ihr Potenzial, der Welt tolle Musik zu schenken/verkaufen, so lange nicht wahrgenommen haben. Aber gut, “The New Prophecy entschuldigt das allemal.

Drumrum: Starker Sound, stark agierende Band, cooles Cover, ein brutal vielseitiger Sänger, der sowohl nach gefühlvolleren KAMELOT als auch nach recht roh klingen kann und auf Basis all dessen eine bärenstarke Mischung aus Heavy, Progressive, Power und Thrash Metal sowie ANCIENT-CURSE-Individualität.
“We Follow The Signs” knallt einem erstmal heftige Orchestraleskalation vor den Latz, plus lateinische Chöre, plus Basedrummisshandlung, plus geile Backing Vocals, plus heftiger Chorus. Poah, so kann es weitergehen. Jut, Orchester und Chöre werden im weiteren Verlauf doch runtergefahren, aber der Rest bleibt und sorgt dafür, dass sich “The New Prophecy” von einem Highlight zum nächsten hangelt. “Fire And Ice” ist in Teilen ruhig, in Teilen fast thrashig und in Teilen aber sowas von der nächste geile Chorus, “Men Of The Storm” ein Über-neun-Minüter mit feiner Spannungskurve. “Hypnotize” traut sich dann, offen zu thrashen und munter Tempo zu wechseln, und “One Moment“ wärmt den Refrain des ersten Tracks als kleines Gitarrenmotiv auf (sowas liebe ich ja), und wird danach ein Wechselbad verschiedener Gefühle, die man alle bei einem Metalalbum gerne verspürt. “Forever Young” wird vom trockenen Geknatter zum hymnischen Sommerhit (also irgendwie), “Mind Chaos” ist die Halbballade, die man guten Gewissens auf “The New Prophecy” packen kann, zunehmend fett und feierlich. Und “Prophecy” hat das Glück, eine der perfekten Endtrack-Melodien für den Chorus gefunden zu haben und trotz gar nicht mal so richtigem Bombast Gänsehaut zu aktivieren.
“The New Prophecy” ist bei alldem kein Musikstudenten-Prog-Metal, es ist einfach ein tiefgründiges Album, das so komplex ist, wie es eben sein sollte.

Fazit:
Und bei alldem immer mit klarer Heavy- und Power- sowie leichter Thrash-Attitüde zugange. Zusammengefasst: Wem Power-Metal-Melodien über ein ganzes Album doch zu viel sind, der wird mit “The New Prophecy” genau die richtige Dosis an wirklich tollen Power-Metal-Refrains bekommen, serviert zusammen mit einer guten Portion Härte, viel Kreativität und Professionalität. Was soll man sagen? Das ist ein Album, wie es sein sollte. Willkommen zurück, Jungs, bleibt gerne noch ein paar Jahre!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. We Follow The Signs
02. Fire And Ice
03. The Shadow
04. Men Of The Storm
05. Hypnotize
06. One Moment Of Fortune
07. Forever Young
08. Mind Chaos
09. Prophecy

Jannis