GRIMGOTTS – Tales (EP)

Band: Grimgotts
Album: Tales EP
Spielzeit: 20:05 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Eigenveröffentlichung
Veröffentlichung: 01.05.2020
Homepage: www.facebook.com/grimgottsband

GRIMGOTTS‘ Releases zu verfolgen ist eine sehr interessante Sache. Man hat da eine kleine Underground-Symphonic-Metal-Band aus Großbritannien, die seit 2015 existiert, ungeheures Potenzial hat und sich langsam immer weiter professionalisiert, ihren Stil findet und vertieft, Ideen testet, die mal gut, mal nicht so gut sind – und all das auf der Basis ihrer fröhlich-hymnischen 2000er-Symphonic-Power-Metal-Interpretation tut, die bereits 2017 mit “Calm Before The Storm” (und vermutlich auch vorher, da kenne ich nur nichts von bislang) Individualität und ein hohes Kompositionsniveau bewiesen hat. Schade nur, dass die Jungs immer noch ohne Label unterwegs sind und im Jahr 2020 ihre Musik rausbringen. Vor 15 bis 20 Jahren und mit besserer Promotion hätte man wohl neben ihrer musikalischen Entwicklung auch eine beachtliche Erfolgsentwicklung betrachten dürfen.
Wie auch immer, jetzt geht’s ans nächste Projekt: drei EPs, verteilt über das Jahr 2020 rausgebracht, erwarten den Freund orchestral unterlegter Uptempo-Cheesiness und ernsthaft – wenn man die drei Dinger für je sechs bis sieben Euro verkauft, liefert man dem Fan über’s Jahr hinweg immer wieder mal ein Drittel eines einstündigen Albums (und zwar nix mit Re-Release-Kram oder Demos, schlicht vier neue Tracks), und das ist eigentlich gar kein übles Konzept. EP #1 hört auf den Namen “Tales” und erblickt am ersten Mai das Licht der Welt. Sie stellt schnell klar, dass sich in Sachen Sound nochmal ein bisschen was bei GRIMGOTTS getan hat. Der war 2017 noch eher bescheiden, 2019 schon ziemlich gut und jetzt nochmal etwas besser. Amtlich in hohem Maße auf jeden Fall für eine Eigenveröffentlichung, insbesondere was die Vocals angeht. Klang Andy Bartons Stimme auf dem letzten Album noch ab und an ein wenig gewollt klischee-piratig, so passt sie inzwischen ziemlich perfekt zur Musik, ist bei “Reign Of Might” sogar herausragend. Und musikalisch?
Wie oben bereits angedeutet, es gibt viel Uptempo aber durchaus Variationen in dieser Hinsicht (die geil downgespeedete erste Zweite-Strophen-Hälfte von “The Dawnbringer “ allein schon…). Dazu gibt es feierlich-hymnische Refrains, nicht ganz authentisch orchestral klingende Keyboards, die mal in Form von liebevollen Streichernuancen (“Fight ‚till The End”), mal als Bläserfanfaren (im PACHELBEL-Kanon-beeinflussten “Reign Of Might”) und sonst als Keysolo oder Grundlage zum Einsatz kommen, und einen hörbaren aber nicht zu krassen Folk-Metal-Faktor in der Melodieführung. Die Songqualität kann sich mit der des Vorgängers “Dragons Of The Ages” messen, lediglich – und hier kommt ein ernsthafter Kritikpunkt – bei “The Dawnbringer” zündet der eigentlich geile Chorus nicht mehr so wirklich, weil er einfach zu überladen und damit etwas chaotisch unübersichtlich ist. Aber jut, das ist eine Band im Anfangsstadium. Solche Kinderkrankheiten muss man benennen, aber perfekt ist niemand von Anfang an.

Fazit:
Und für ihre kurze Bandgeschichte sind GRIMGOTTS so verdammt gut, dass man dieser EP sowie dem letzten Album auf jeden Fall mal beide Ohren leihen sollte. Das ist sympathischer und gut intonierter Symphonic Power Metal, der sich um neuere Power-Metal-Entwicklungen kein bisschen kümmert und aus dem Genre in seiner klassischen Form extrem viel Entertainment herausholt. Wir freuen uns schon auf die “Saga”-EP im August!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Fight ‚till The End
02. For The Power
03. The Dawnbringer
04. Reign Of Might

Jannis

METAL CHURCH – From The Vault

Band: Metal Church
Album: From The Vault
Spielzeit: 77:57 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Reaper Entertainment
Veröffentlichung: 10.04.2020
Homepage: www.metalchurchofficial.com

Uninformierteste Rezension ever. Es gibt da so einen Mann, der heißt Mike Howe und war von 1988 bis 1994 Sänger von METAL CHURCH und ist das auch seit 2014 wieder. Nun kommt mit “From The Vault” ein Album, dass sich laut Promosheet aus bislang unveröffentlichten Songs aus der Mike-Howe-Ära der Band zusammensetzt und man muss sich fragen, welche der Äras gemeint ist – schließlich ist er seit seiner Rückkehr bereits auf zwei Alben der Amis in Erscheinung getreten. Recherchen ergaben: Es gibt einige ganz neue Songs, die seit dem Vorgänger geschrieben wurden, einige neu eingespielte, drei Cover und einige B-Side-Tracks. Das Komplettpaket ist stolze 16 Tracks und 78 Minuten lang und sollte ein guter Einstieg für mich in die Band darstellen, die ich bislang, Schande über mein Haupt, namentlich kannte aber noch nie gehört habe. Daher gibt’s hier auch keine vergleichende Einordnung des Albums in den Veröffentlichungskanon, stattdessen ein naiv-unbedarftes Herangehen an das, was mir nun vorliegt, und den Versuch zu verstehen, was da abgeht.
Zuerst die eindeutigen Sachen: drei Coverversionen von NAZARETH, SUGARLOAF und RAM JAM (“Black Betty“, was sonst?) die gelungen sind und im Fall von “Black Betty” halt normal nah am Original. Dann gibt’s “Insta Mental” und “432 Hz”, beide instrumental, ersteres mit Druck, zweiteres balladig, beide gut. Außerdem ist mit “Conductor” noch eine Neuaufnahme eines bereits releasten Tracks vorhanden und, jetzt wird’s geil, die 2015er Version eines 1989 erschienenen Tracks auf einer 2020er Platte (“Badlands”). “Fake Healer” mit Todd La Torre von Queensryche ist aus dem Jahr 2017, “The Enemy Mind” und “The Coward” waren Bonustracks für XI. Der Rest (inklusive der Instrumentaltracks) ist ganz neu oder unveröffentlicht aus “Damned If You Do”-Zeiten. Glaube ich.
Die Produktion der ganzen Geschichte ist ordentlich hart und druckvoll, tendiert je nach Ausgabegerät minimal zum Kratzen, ist aber absolut feierbar. Musikalisch wurde ich für eine seit Ewigkeiten existierende Band, von der man eher routiniertes Abarbeiten metalliger Metalsongs erwarten könnte, positiv überrascht. Da geht man mal Richtung Hamburger Power Metal mit leichten PRIEST-”Blood Red Skies”-Vibes bei “Mind Thief”, mal wird man “Balls To The Wall”ig bei „False Flag“. Und ohne das alles im Vergleich zum bisherigen Treiben von METAL CHURCH betrachten zu können, kann ich guten Gewissens sagen: Band- und Gesangsleistung sitzen, die Riffarbeit ist stark und der Unterhaltungsfaktor der einzelnen Songs durchgängig hoch.

Fazit:
Fans der Band können bei diesem dicken Paket eh zugreifen, als Einstieg für Nicht-Kenner hinterlässt “From The Vault” einen absolut positiven ersten Eindruck, wenn man denn auf ordentlich knallenden 80er-beeinflussten Heavy Metal mit leichten Thrash-Anleihen steht. Ich empfehle die Platte und bitte um Kommentare, was man sich von den Jungs auf jeden Fall mal angetan haben sollte!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Dead On The Vine
02. For No Reason
03. Conductor
04. Above The Madness
05. Mind Thief
06. Tell Lie Vision
07. False Flag
08. Insta Mental
09. 432 Hz
10. Please Don’t Judas Me
11. Green Eyed Lady
12. Black Betty
13. Fake Healer
14. Badlands
15. The Enemy Mind
16. The Coward

Jannis

OZ – Forced Commandments

Band: OZ
Album: Forced Commandments
Spielzeit: 54:58 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Massacre Records
Veröffentlichung: 22.05.2020
Homepage: www.ozofficial.com

Erst jüngst rezensierte WALLOP, jetzt OZ: Es scheint die Zeit der Heavy-Metal-Bands zu sein, die in den 70ern/80ern schonmal aktiv waren, dann lange Pause hatten und jetzt nochmal gucken, was so geht. Kleine Unterschiede zwischen beiden: OZ gibt es schon seit 1977, sie kommen aus Finnland, haben ihr Reunion-Album schon 2011 rausgebracht und klingen etwas höhenlastig, dafür aber etwas ausproduzierter. Sänger Mark Ruffneck ist nach wie vor dabei und leistet der Truppe gute Dienste, mal mit klassischem Klargesang, mal mit Dirkschneiderlichem melodischen Gekreische. Schwach ist seine Leistung nie, explizit stark wird sie dann, wenn er sie voll entfalten kann, beispielsweise bei “Spiders”, das in Teilen fast progressiv ist und neben seinem ACCEPT-Gedenk-Alla-Turka-Solo auch sonst auf ganzer Linie überzeugt.
Ansonsten ist man klassisch metallisch unterwegs, wagt aber auch mal deutlichere Hard-Rock-Einflüsse, unter anderem beim stampfenden Bonustrack “Break Out” (es gibt übrigens drei Songs mit insgesamt 17 Minuten Spieldauer auf der Limited Edition, das ist durchaus eine Ansage). Eine Art Ballade gibt es auch, die sich in ihrem Verlauf zu einem schön melancholisch-intensiven Rocksong mausert (“Long And Lonely Road”) und auf die der obligatorische schnell-angepisste Kontrasttrack (“Liar”) folgt. “The Ritual” gewährt hohes Gekreische und Power-Metal-Tendenzen im Refrain – plus einen amtlich unterhaltsamen Mittelteil – und “Kingdom Of War”, ebenfalls ein Bonustrack, startet im Midtempo mit fettem Refrain und dreht zum Ende nochmal kräftig an der Härteschraube. Dann ist da noch “Switchblade Alley” mit der klassischsten Strophe aller Zeiten und etwas emotionalerem GAMMA-RAY-“Land Of The Free”ig anmutendem Chorus und “Revival”, das schneller, straight und nicht nur im simpel-effektiven Chorus gelungen ausfällt.
Kritik gibt es die übliche bei einem gut intonierten und soweit gut produzierten Album, das von Musikern mit Ahnung von ihrem Fachgebiet gemacht wurde: Einige Songs sind halt weniger spektakulär als andere. Das wird bei “Forced Commandments” insbesondere bei den ersten beiden Tracks deutlich, die die Erwartung erstmal auf ein “Joah, wird wohl ein Metal-Album” runterdrehen, da sie neben keinen Tiefpunkten eben auch keine großartigen Höhepunkte besitzen. Ähnliches beim 7,5-minütigen “Diving Into The Darkness”, das an sich gar nicht schlecht ist (schlecht ist nichts an dieser Platte), aber in vier Minuten wohl dichter und spannender ausgefallen wäre, und ähnliches zudem ab und an zwischendurch in einzelnen Songparts. Aber was solls, so einige Songs, der Großteil, um genau zu sein, auf “Forced Commandments” machen Spaß, wirken frisch und grenzen sich voneinander ab – und das ist alles andere als die Norm bei einer Band mit einer solchen Geschichte.

Fazit:
Doch, alleine das, was Ruffneck 43 Jahre nach der Bandgründung noch ins Mic presst, klingt keineswegs nach altem Mann. OZ schaffen es, nach so langer Zeit ein Album abzuliefern, dem Tradition und Authentizität allein nicht reichen und das demnach mit nicht wenigen guten Ideen angereichert worden ist. Das Resultat ist eine Platte, die stärker hätte beginnen können, mit der Zeit aber immer mehr offenbart, dass hinter ihr der – erfüllte – Wunsch nach Originalität steckt. Respekt dafür! (Und wenn ihr sie kauft, kauft die Bonusversion. Insbesondere die beiden letzten Tracks lohnen sich absolut!)

Anspieltipps:
“The Ritual”, “Spiders”, “Liar” und “Kingdom Of War”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Goin‘ Down
02. Prison Of Time
03. Switchblade Alley
04. Revival
05. The Ritual
06. Spiders
07. Long And Lonely Road
08. Liar
09. Diving Into The Darkness (Bonus Track)
10. Break Out (Bonus Track)
11. Kingdom Of War (Bonus Track)

Jannis

WALLOP – Alps On Fire

CA Booklet Wallop – Alps on Fire

Band: Wallop
Album: Alps On Fire
Spielzeit: 50:23 min
Stilrichtung: Heavy Metak
Plattenfirma: Pure Steel Records
Veröffentlichung: 24.04.2020
Homepage: www.facebook.com/wallop69

Es gibt neues aus der Rubrik “Joah ist halt Metal, aber im positiven Sinne”. Um WALLOP geht es genauer gesagt, deren bevorstehender Release “Alps On Fire” weniger mit den gruseligen Seiten von EQUILIBRIUM zu tun hat, als man annehmen könnte. 1985 erschien das Debut “Metallic Alps” der Deutschen, also stolze 35 Jahre in der Vergangenheit. “Alps On Fire” haut das Debutalbum praktisch nochmal raus, dazu drei nicht auf diesem enthaltene Tracks und ein RAVEN-Cover. Das ist natürlich ein Stück weit gemogelt, aber vertretbar, wenn man davon ausgehen muss, dass das Debut wohl nicht mehr erhältlich und von der breiten Metalmasse nicht gekannt ist. Startschuss für den Neustart von WALLOP war der Ausstieg von Stefan Arnold aus GRAVE DIGGER, der das Original-LineUp in seiner neu gewonnenen Freizeit wieder komplettieren konnte.
Deutet das Promosheet schon den hohen Wert an, den WALLOP auf echten, traditionellen 80er-Metal legen, so bestätigt das die Produktion, die alles andere als Highend ist, aber das muss unter den Umständen wohl auch so. Kann man auch soweit gut mit leben, lediglich bei den Drums hätte ich mir doch einen etwas besseren Sound gewünscht. Die Snare klingt nach Blech und die Base ist ab und an so schlecht hörbar, dass (explizit bei “Fun For The Nun”) aus einem Uptempo-Doublebase-Track eher eine Midtemponummer wird. Positiv dafür die Vocals von Mikk Vega, die der Qualität des Albums durchaus noch einen Push verpassen
Musikalisch: sieht erster Satz. Genauer: Uptempo und oberes Midtempo beherrschen “Alps On Fire”, ein paar Midtemponummern gibt es aber auch, beispielsweise das ’85 schonmal releaste “69” (höhö), dank dem sich STEEL PANTHER auf textlicher Ebene wohl demnächst wieder Plagiatsvorwürfen stellen müssen. Klar, die Scheibe ist in ihrer Gänze simpel, einfache Strophen, einfache Refrains mit im Vergleich zu den Strophen etwas eingängigeren und auskomponierteren Melodien. Das beherrscht die Gruppe aber auch gut, schafft das gewünschte authentische Feeling und damit zwölf bzw. 13 einfach strukturierte und konzipierte Tracks, die straight nach vorne gehen, in angemessenem Maße unpoliert sind und mit ein paar kleinen Späßen garniert sind (das Intro des kleinen Hits “Metallic Alps”, das Sowietunions-Hymnen-Solo von “Lack Of Power” oder das Glockenläuten am Ende von “Fun for The Nun”, von dem ich hoffe, dass es eine doppelte Bedeutung hat – und das angesichts des “69”-Titels und des erwachsenen Facebooknamens “wallop69” für nicht unwahrscheinlich halte).

Fazit:
Ganz klar, wer auf Gefrickel, ausgefeilte Melodien und Produktionen auf der Höhe der Zeit hofft, der wird von “Alps On Fire” enttäuscht. Wer hingegen Oldschool-Authentizität schätzt, seinen Metal klassisch, roh und undergroundig genießt und tendenziell im Besitz einer Kutte ist, der dürfte mit diesem Stückchen Deutscher-Heavy-Metal-Zeitgeschichte durchaus den ein oder anderen feucht-fröhlichen Festival-Camp-Soundtrack-Abend haben.

Anspieltipps:
“Metallic Alps”, “Wall Of Sound” und “Reveal The Lies”

WERTUNG:

(aber je nach Traditions-Metal-Affinität auch 1,5 Sterne mehr)

 

Trackliste:

01. Running Wild
02. Missing In Action
03. Lack Of Power
04. Metallic Alps
05. Reveal The Lies
06. Monsters
07. Stealthy World
08. Idols Die Too
09. 69
10. Fun For The Nun
11. Metallize
12. Crash, Bang, Wallop (RAVEN Cover)
13. Wall Of Sound

Jannis

TRICK OR TREAT – The Legend Of The XII Saints

Band: Trick Or Treat
Album: The Legend Of The XII Saints
Spielzeit: 65:31 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Scarlet Records
Veröffentlichung: 24.04.2020
Homepage: www.facebook.com/trickortreatband

Zeit für etwas Glory: “Trick Or Treat” aus Italien sind wieder da und bringen “The Legend Of The XII Saints” mit, das auf dem “Saint Seya”-Anime basiert. Dass Power Metal und Anime durchaus zusammen funktionieren, weiß man spätestens seit EVERFROSTs “Winterrider”-Album, das starke Kompositionen mit Anime-inspirierten Texten und durchgeknallten Ideen ohne Ende verband. “Trick Or Treat“ sind da etwas konventioneller unterwegs. Der Sound der Jungs aus Modena ist am besten als klassischer modernerer (modenara?) Euro-Power-Metal zu beschreiben, irgendwo zwischen der Hamburger Schule und DRAGONFORCE – nicht verwunderlich, begann man doch als HELLOWEEN-Tribute und spielte in der Vergangenheit nicht nur in deren Vorprogramm.
Die Produktion ist stabil, hat auf jeden Fall Druck aber in Sachen Definiertheit (beispielsweise sind die Backing Vocals oft eher geräuschreich, sodass die Melodie nicht so blendend durchkommt) auch noch etwas Platz nach oben. Im Sinne des Genres ist “TLOTXS” aber auf jeden Fall ganz gut poliert, klinisch aber nicht zu sehr. Die Band rast präzise, die Vocals sitzen.
Musikalisch gibt es weitgehend den melodieorientierten Power Metal, den man von einer Band mit dieser Gründungsgeschichte halt erwartet. Fröhliche Melodien, hymnenhafte Parts, Fixe Basedrum-Zerlegung, große Emotionen und klassische Power-Metal-Melodiewendungen. Mit “Golden Arrow”, “Bloody Rose” und “Last Hour” gibt es drei Balladen, von denen erstere beide allerdings in ihrem Verlauf eher zu fetten emotionalen Rock/Metal-Tracks werden. Auch Midtempo findet sich hin und wieder, so bei “Great Horn”, das verhältnismäßig dramatisch-düster ausfällt, mit Doublebase-Salven und gar nicht mal unheavy.
Ansonsten verlässt man sich mit seinen Kompositionen meist Power-Metal-Trademark-Melodieführungen, allerdings auf die besseren des Genres. Es ist halt schwer, bei einem Genre, das den Stil und die Bestandteile der Komposition in dem Maße vorgibt wie neuerer Euro-Power-Metal, da noch etwas innovatives rauszuholen. Fast genauso schwierig ist es bereits, die Melodien zu finden, die vielleicht noch nicht ganz so häufig zuvor verwendet wurden und somit noch etwas interessanter sind. Und zumindest letzteres schaffen TRICK OR TREAT auf ihrer neuen Platte doch häufiger, oder reichern die gewohnten Melodien zwischendurch mit einem lässigen Rhythmus oder nice morbide-dissonanten Zirkussynths (“Underworld Wave”) an. Und natürlich generell mit Keyboards, wenn auch nicht so inflationär wie man denken könnte.

Fazit:
In Anbetracht all dessen ist “TLOTXS” auf jeden Fall eins der besseren und (nicht nur durch seine zwischenzeitlich doch recht düstere Stimmung) auch eins der vielseitigeren Alben dieses speziellen Genres. Eine Chance kann man dem auf jeden Fall mal geben.

Anspieltipps:
“Another Dimension”, “Underworld Wave” und “Bloody Rose”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Ave Athena
02. ARIES Stardust Revolution
03. TAURUS Great Horn
04. GEMINI Another Dimension
05. CANCER Underworld Wave
06. LEO Lightning Plasma
07. VIRGO Tenbu Horin
08. LIBRA One Hundred Dragons Force
09. SCORPIO Scarlet Needle
10. SAGITTARIUS Golden Arrow
11. CAPRICORN Excalibur
12. AQUARIUS Diamond Dust
13. PISCES Bloody Rose
14. Last Hour (The Redemption)

Jannis

DARK FOREST – Oak, Ashes & Thorn

Band: Dark Forest
Album: Oak, Ashes & Thorn
Spielzeit: 52:46 min
Stilrichtung: Heavy/Power Metal
Plattenfirma: Cruz Del Sur Music
Veröffentlichung: 24.04.2020
Homepage: www.facebook.com/darkforestuk

Es ist doch immer ein herrliches Gefühl, ein Album zum Rezensieren zu bekommen, das sich schon beim ersten Hören als neun oder mehr Punkte wert erweist. Dann setzt man sich an die Rezension, beschreibt den Leuten, was man daran geil findet und wünscht ihnen, dass sie es hören und auch genießen können. Hin und wieder gibt es aber auch so 9+-Bands, bei denen sich eine Rezension nachher unweigerlich zu einem kleinen Plädoyer entwickelt, warum man dieser Band unbedingt eine Chance geben sollte – weil Leser wie Band es einfach verdient haben. DARK FOREST ist so ein Fall. Als Epic Metal bezeichnen sich die 2002 gegründeten Briten, die wie eine Mischung aus Heavy und Power Metal klingen. Dazu kommen leichte folkige Einflüsse in der Melodieschreibung, aber so dezent wie etwa bei frühen MOB RULES, sodass “Oak, Ashes & Thorn” niemals korrekt als Folk Metal bezeichnet werden könnte. Textlich orientiert man sich an Rudyard Kiplings “Puck On Pool’s Hill” verschreibt sich also der Geschichte des Heimatlandes inklusive seiner Mythen und Märchen. Und fuck, bringt die Musik dieses Feeling gut rüber.
Ein erstes heftiges Lob für die Produktion. Die ist kein bisschen klinisch, stattdessen organisch, voll und außerordentlich warm geworden und transportiert perfekt die Musik von DARK FOREST. Die musikalische Grundstimmung ist positiv, Dur verhältnismäßig häufig, mit wunderbaren melodischen Gitarrenmotiven an jeder Ecke irgendwo zwischen IRON MAIDEN und RUNNING WILD und mit Kompositionen, die so unbedarft fröhlich daher kommen, dass es nicht verwunderlich wäre, wenn die Scheibe plötzlich aus dem Player und dem Fenster springen würde, um glücklich über die nächste grüne Wiese zu laufen. Nein, heavy und böse ist “OA&T” nicht besonders, aber ungeheuer sympathisch und atmosphärisch in seiner Grundstimmung – und dazu noch großartig geschrieben. Mit massig eingängigen, gerne auch mal hymnischen Parts mit Wiedererkennungswert, die billigen Bombast zugunsten der Entfaltung der Melodien weglassen (Gott sei Dank) und auf Keyboards nur dann zurückgreifen, wenn sie wirklich angemessen sind. Gewisse Anleihen an bislang bereits genannte Bands (ebenso wie an AVANTASIA bei “Relics”) sind zwar erkennbar, doch bei all diesen Einflüssen ist der Stil der Platte sehr eigenständig, nicht einmal in der Nähe zu irgendwelcher Kopiererei.
Ansonsten noch, um auf die Tracks im einzelnen einzugehen: Track eins ist ein schönes Intro, Track zwei bis acht sind allesamt sehr schön, liefern immer dann noch ein schönes Motiv, wenn man denkt, das Schöne-Motive-Potenzial sei bereits ausgereizt, klingen schön, sind schön geschrieben. Schön schön schön.
Kritik? Nö. Warum auch?

Fazit:
Man merkt, wenn talentierte Musiker wirklich genau die Art von Musik machen, die sie zu 100 Prozent lieben. Dann ist das Resultat in sich im besten Fall äußerst harmonisch und fühlt sich in seiner Gesamtheit einfach ehrlich und richtig an – und das ist bei “OA&T” der Fall. Von der Produktion über die edlen Vocals bis hin zu den Kompositionen an sich – kaufen, Lichter dimmen, Album anmachen und ab geht die Reise ins alte mystische England, wie sie gelungener und schöner kaum sein könnte. Geheimtipp im allerbesten Sinne.

Anspieltipps:
“The Woodlander”, “Relics”, “Avalon Rising” und “Heart Of The Rose”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Ælfscýne
02. Wayfarer’s Eve
03. The Midnight Folk
04. Relics
05. Avalon Rising
06. Oak, Ash & Thorn
07. The Woodlander
08. Eadric’s Return
09. Heart Of The Rose

Jannis

PALACE – Reject The System

Band: Palace
Album: Reject The System
Spielzeit: 43:36 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Massacre Records
Veröffentlichung: 03.04.2020
Homepage: www.palaceonline.de

PALACE sind ja auch schon länger eine gewisse Institution im deutschen Metal-Untergrund. Seit 1990 und nunmehr sieben Studioalben unterhalten die Herren aus Speyer mit handgemachtem Heavy Metal der böseren Sorte, geführt von den leicht kreischenden Vocals von Harald “HP” Piller, die gerne mal an die von ACCEPT’s Mark Tornillo erinnern. Nun kommt mit “Reject The System Album nr. acht zum 30jährigen Jubiläum und klingt heavy. Dafür verantwortlich zeichnet sich Kai Stahlenberg (\m/), der nebenbei auch Leadgitarren bei so einigen Songs eingespielt hat (der Rest geht auf die Kappe von ATROCITYs und LEAVES‘ EYES‘ Micki Richter). Seine Produktion fällt ordentlich hart und definiert aus und holt das letzte bisschen Angepisstheit aus PALACEs Songmaterial raus. Respekt dafür.
Die Songs auf “Reject The System” verbindet neben ihrer beachtlichen Heavyness die Präsenz mieser, mieser Riffs (im positiven Sinne), oftmals ihr Tempo (ein Großteil der Tracks sitzt irgendwo zwischen unterem Uptempo und oberem Midtempo) und ihre Komposition. Die hält die Tracks bewusst auf simple Weise melodisch, lässt aber auch keinen Ton zu, der die aggressive Grundstimmung irgendwie aufweichen würde. Ausnahme ist da am ehesten noch “Hail To The Metal Lord”, das der einzige Track mit leichter orchestraler Untermalung ist und mindestens so gut wie “Dark Prophecies” vom “Dreamevilizer”-Album. Könnte man in Zukunft vielleicht auch bei zwei oder drei Songs pro Album machen. Der Rest der Tracks verlässt sich meist auf simple Dreitonmelodien und kompakte Refrains, praktiziert das aber äußerst effektiv, sodass das Songmaterial in Kombination mit der bratenden Instrumentalfraktion, den gemeinen Riffs und den schlecht gelaunten Vocals von HP in einer ähnlichen Weise einfach nur cool ist wie das letztens besprochene FREAKS-AND-CLOWNS-Album – nur eben etwas schneller und ein wenig natürlicher produziert. Apropos Geschwindigkeit: Neben echtem Midtempo der Marke “No One Break My Will” und “Valhalla Land” (klingt nach einem korrekten Vergnügungspark) gibt es mit “Bloodstained World” und “Wings Of Storm” auch zwei ordentlich dreschende Uptemponummern, von denen man in Zukunft gerne ebenfalls zwei mehr aufs Album packen dürfte.
Meine Kritik ähnelt ebenfalls der an FREAKS AND CLOWNS: Klar, dass “Reject The System” keine Sinfonie ist, aber etwas weniger oberes Midtempo/unteres Uptempo, ein bisschen mehr Variation hätte der Platte nicht geschadet. Das ändert allerdings nichts daran, dass die zehn Tracks der Platte absolute Heavy-Metal-Bretter sind, mit zugegebenermaßen teils sehr klischeehaften Texten, deren Englisch ein wenig an das von GRAVE DIGGER erinnert.

Fazit:
Aber egal. Pack das Ding in Euren CD-Player, dreht voll auf und genießt einfach eine Stunde gut gemachten, harten, aggressiven und melodischen Heavy Metal in Reinform. (Und schaut die Truppe nach Corona mal live an, kommt gut!)

Anspieltipps:
“Hail To The Metal Lord”, “Wings Of Storm” und “No One Break My Will”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Force Of Steel
02. Soulseeker
03. Final Call Of Destruction
04. The Faker
05. Hail To The Metal Lord
06. Bloodstained World
07. Valhalla Land
08. Legion Of Resistance
09. Wings Of Storm
10. No One Break My Will

Jannis

SOLITARY SABRED – By Fire & Brimstone

No Remorse records 2020

Band: Solitary Sabred
Album: By Fire & Brimstone
Spielzeit: 40:34 min
Stilrichtung: Heavy/Epic Metal
Plattenfirma: No Remorse records
Veröffentlichung: 13.03.2020
Homepage: www.facebook.com/sabredmetal

Epic Metal aus Zypern – da klingeln doch beim Stammrezensenten der grandiosen ARRAYAN PATH die Partyglocken. Von SOLITARY SABRED ist die Rede, und von ihrem dritten Album “By Fire & Brimstone”. Das klingt schonmal amtlich produziert, mit minimalen Knackpunkten, die aber aufgrund ihrer Bedeutungslosigkeit keiner näheren Erläuterung bedürfen. Die Musiker machen ihren Job gut und haben offensichtlich einiges an spielerischem Talent angesammelt. Der Vergleich mit ARRAYAN PATH passt so halb. Keine Ahnung, ob es an der musikalischen Sozialisierung der Zyprer liegt, aber in Sachen Harmoniefolgen und Grundstil (recht wenig Bombast, dafür mehr Ausreizung der Möglichkeiten der vorhandenen Instrumente) sind die beiden Bands in Teilen nicht unähnlich. Allerdings liegt der Fokus bei SOLITARY SABRED etwas weniger auf eingängigen Melodien und Emotionen. Das liegt insbesondere an Petros “Asgardlord” Leptos, der seine Vocals extrem theatralisch gestaltet und mit seinem schlüssigen Mix aus “normalem” Gesang, Erzählvocals und hohen Screams eher an PRIEST oder KING DIAMOND erinnert. Tut der Musik absolut gut, die Vocals passen und wären als reiner Standard-Klargesang wohl wesentlich weniger unterhaltsam.
Da die Vocals alleine ein Album aber nicht tragen können, muss der Rest der Musik auch noch stimmen. Und das tut er weitestgehend. Mal im Midtempo, mal fast doomig langsam, aber nie seicht, mal in dreschendem Uptempo, mal eher basic, mal ordentlich fett hat “By Fire & Brimstone” schonmal einiges an Abwechslungsreichtum zu bieten, auch innerhalb der einzelnen Songs, die fast nie in einem Tempo gehalten sind.
Dabei geht man natürlich das Risiko ein, dass die einzelnen Songs schwer auseinanderzuhalten sind, da man nicht den einen langsamen und den einen schnellen Song hat, sondern neun (ohne das kurze Hörspielintro zu “Blestem” acht), die mal so und mal so ausfallen. Das mag auch bei “By Fire & Brimstone” ein kleines Problem sein, für das allerdings die einzelnen Parts an sich doch oft entschädigen können. Die Arbeit der Instrumentalfraktion ist top aufeinander abgestimmt und innerhalb der Genregrenzen doch sehr kreativ, beispielsweise hinsichtlich von Bass und Gitarre in der Strophe des Openers. Die Vocals partizipieren dabei, lassen charakterstarke Melodieführung (zum Beispiel im Prechorus und Chorus von “Assassins Of Carthage”) ebenso wie einigermaßene stimmliche Eskalation (nicht nur im langen Endtrack “Blestem”) zu. Da schadet es auch nicht, wenn einzelne Songs nicht akut im Gedächtnis bleiben oder der ein oder andere mal nicht so zündet – während des Hörens macht “By Fire & Brimstone” auf jeden Fall so viel Spaß, dass man es ziemlich wahrscheinlich in der Rubrik “wieder anhören” abspeichert.

Fazit:
Somit ist SOLITARY SABREDs dritte Platte ein entertainendes Stück Metal mit klarer Existenzberechtigung, das in Sachen Komposition ebenso Punkten kann wie in Sachen Sound, spielerisches Können und Vocals. Dazu angemessen roh und unkitschig – für die Metaller unter unseren Lesern sollte reinhören auf jeden Fall keine Zeitverschwendung sein.

Anspieltipps:
“Assassins Of Carthage” (dieser Chorus…), The Scarlet Citadel (Chronicles Of The Barbarian King pt.I) und Psionic Transmogrification

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Servants Of The Elder Gods
02. Assassins Of Carthage
03. Disillusions
04. Invoking The Master
05. The Scarlet Citadel (Chronicles Of The Barbarian King pt.I)
06. Fyres Of Koth (Chronicles Of The Barbarian King pt.II)
07. Psionic Transmogrification
08. IX
09. Blestem

Jannis

ALTARIA – DIVINITY (Re-Release)

Band: Altaria
Album: Divinity
Spielzeit: 46:13 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Reaper Entertainment Europe
Veröffentlichung: 27.03.2020
Homepage: www.altariaofficial.com

Blick auf das Cover, Blick auf den Bandnamen, Blick auf den Albumtitel – jap, das wird wieder so ein Album. Alleine das IA am Ende des Bandnamens ist fast schon ein Garant für Power Metal mit halbpenetranter Synthesizeruntermalung, großen Retortenemotionen und Standard-Power-Metal-Wendungen. Dann hört man das Album, findet es eigentlich echt gut und stellt dann fest, dass es ein remasterter Re-Release einer 16 Jahre alten Platte ist und man seine Standpunkte umsortieren muss.
Ich habe von ALTARIA bislang nichts gehört (glaube ich), aber hier mal für Kenner der Band: Es handelt sich um das originale Songmaterial, nicht neu eingespielt, mit einem starken Sound. Keys sind nicht zu präsent, kommen aber durch und klingen, beispielsweise bei “Discovery”, hammergeil. Taage Laihos Vocals sind prototypisch finnische Power-Metal Vocals, ebenso stark produziert und mit stimmigen Backing Vocals versehen. Auch ansonsten knallt der Sound der Platte gut. Der Bass ist zweckdienlich, die Gitarren können zeitweise ziemlich böse braten und die Drums haben mächtig Druck hinter der Haube. Dennoch ist “Divinity” nicht überproduziert, lässt Platz für die Menge an Ecken und Kanten, die auch ein sauber-harmonisches Power-Metal-Album braucht, um interessant zu bleiben. Wer das Original mochte, sollte in den Re-Release auf jeden Fall sowieso reinhören.
Für die ALTARIA-Neulinge: “Divinity” ist ohne Frage gut gealtert. Im modernen Soundgewand klingt die Scheibe, als sei sie in den letzten zwei Jahren erdacht worden. Die typischen Markenzeichen finnischen Power Metals sind drin: klare Vocals, Keyboardteppiche und Glöckchensynthesizer, ruhige erste Hälften von ersten Strophen und härtere zweite Hälften, viele Konsonanzen.
Dazu kommen bei ALTARIA einige Abweichungen vom klassischen 4er-Takt, die sich entweder in kompletten Songs zeigen (das im 6/8el-Takt gehaltene „Haven“, das vergleichsweise abgespeckt und schön beschwingt ist) oder in einzelnen, dadurch leicht progressiv anmutenden Songparts (zum Beispiel beim liebevoll komponierten “Darkened Highlight”, das zwischen düsterer Strophe und positivem Refrain variiert). Die Menge an Midtempo-Songs gibt dem Album zudem ein leichtes Hard-Rock-Feeling. So erinnert “Try To Remember” teilweise an hard-rockigere BATTLE BEAST.
Bezüglich der kompositorischen Qualität: Es gibt doch mehr düstere bzw. nicht explizit fröhliche Parts in dem Album, als ich anhand der äußeren Umstände gedacht hätte. Und auch wenn dieses Genre sehr feststehende Melodiewendungen und Songstrukturen beinhaltet, schaffen es ALTARIA doch, die Melodien über Power-Metal-Standard zu halten.

Fazit:
“Divinity” ist ein klassisches Power-Metal-Album, aber unter seinesgleichen ist es eins der guten, das mit vielen Tracks aufwarten kann, die trotz Einhaltung der Genre-Normen eigenständig und interessant ausfallen. Vielleicht auch gerade weil seine Komposition bereits 16 Jahre zurückliegt.

Favoriten:
“Darkened Highlight”, “Unchain The Rain” und “Haven”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Unchain The Rain
02. Will To Live
03. Prophet Of Pestilence
04. Darkened Hightlight
05. Discovery
06. Falling Again
07. Divine
08. Haven
09. Try To Remember
10. Stain On The Switchblade
11. Enemy
12. Final Warning

Jannis

NOVENA – Eleventh Hour

Band: Novena
Album: Eleventh Hour
Spielzeit: 73:03 min
Stilrichtung: Progressive Metal
Plattenfirma: Frontiers Music s.r.l.
Veröffentlichung: 06.03.2020
Homepage: www.novenaband.uk

Da viele von uns ja momentan eh nicht viel zu tun haben und ihren Alltag gewissenhaft auf dem Sofa zuhause verbringen, kann man ja eigentlich auch mal ein längeres Album auf die Playlist setzen. NOVENA’s “Elevent Hour” zum Beispiel? Das wäre mit seinen zehn Songs (drei davon über zehn Minuten) und knapp 75 Minuten Spieldauer schonmal ein geeigneter Kandidat, insbesondere, da neben Ross Jennings, dem Sänger der Prog-Instanz von HAKEN, auch der Rest des LineUps sein Handwerk im Schlaf beherrscht. Produktion passt auch, so weit, so stabil.
Musikalisch zeigt sich bereits ab Track 2 (Track 1 ist ein viel zu leises Intro, in dem Grillen zirpen und jemand geht), dass HAKEN-Fans bei “Eleventh Hour” viele der Trademarks der Band wiederfinden werden, nicht zuletzt den fetten mehrstimmigen A-Capella-Chor am Track-Anfang. Zu den Tracks im einzelnen lässt sich jedoch erstaunlicherweise wenig sagen. Jut, “Sun Dance” ist treibend, straight und sehr angenehm, mit cleanem Gitarren-Strumming und schön-melancholischer Atmosphäre. “Sail Away” ist fast komplett sehr ruhig, “Corazón” hat ein Flamenco-Intermezzo inklusive passender Gastsängerin und “Indestructible” hat ein schönes Klaviermotiv (Klavier ist eh recht dominant vertreten auf der Platte, wenn auch nicht SAVATAGE-dominant) und gibt sich gut gelaunt mit bösem Mittelteil.
Ansonsten pendeln die Songs zwischen oft vergleichsweise ruhigen Strophen, ganz ruhigen Parts und aggressiveren dissonanten Passagen hin und her, wobei bei letzteren verstärkt auf Growling gesetzt wird – im Rahmen aber, 95% des Gesangs sollten schätzungsweise clean sein. Dabei muss man den Jungs lassen: Sie können das alles perfekt und die Kompositionen sind wirklich sehr schön, sehr smart und sehr kreativ. Das Ding ist soweit ein einwandfreies Prog-Metal-Album mit häufig positiver Grundstimmung, das für Abendstunden alleine im gemütlichen Wohnzimmer bestens geeignet ist.
Hier der Nachtrag für die HAKEN-Fans, die dank Ross diesem Album wohl verstärkt Aufmerksamkeit widmen werden: Kompositorisch kann man an sich zwar nicht meckern, doch wer ein Gesamtkunstwerk der Marke “Aquarius” oder “The Mountain” erwartet, das eine hammerharte Gesamtatmosphäre erzeugt, zum Träumen einlädt und zum Teil absolute Ohrwurmmelodien an den Tag legt, der wird ein Stück ernüchtert sein. Ein Gesamtkonzept existiert zwar, getragen aber durch einige Spoken-Word-Monologe innerhalb einzelner Songs, aber eigenständiger als die Tracks besagter HAKEN-Alben sind sie allemal. Das sollte Freunde der Band keinesfalls vom Reinhören abhalten (nochmal: Die Trademarks sind da und bestens umgesetzt mit Schöner-Part-Dauerfeuer), aber vielleicht ein wenig die Erwartungen senken, die man nach dem Reinhören in einzelne Tracks an das Album als Gesamtes entwickeln könnte.

Fazit:
Ja, ich weiß, wie oft jetzt schon der HALEN-Vergleich fiel, aber er bietet sich halt auch echt an. Auf jeden Fall ist NOVENAs Debutalbum weit mehr als nur ein okayer Wartezeitvertreib bis zum nächsten Album von Ross‘ Hauptband. Und für Fans von technisch wie melodisch und kompositorisch starkem Progressive Metal sowieso absolut empfohlen.

WERTUNG:

für HAKEN-Fans,

 

für Prog-Metal-Fans generell.

 

Trackliste:

01. 22:58
02. 22:59
03. Sun Dance
04. Disconnected
05. Sail Away
06. Lucidity
07. Corazón
08. Indestructible
09. The Tyrant
10. Prison Walls

Jannis