SONS OF SOUNDS – Soundsphaera

Band: Sons Of Sounds
Album: Soundsphaera
Spielzeit: 43:26 min
Stilrichtung: Heavy Rock
Plattenfirma: El Puerto Records
Veröffentlichung: 14.02.2020
Homepage: www.facebook.com/sonsofsounds

Erster Song: Die Produktion der Platte erweist sich als eher höhenlastig (selbst die der Bassdrum), Backing Vocals sucht man vergeblich, obwohl sie sich an einigen Stellen doch gut gemacht hätten, der Gesang entwickelt sich in höheren Lagen seltsam vibratolastig. Sowas führt zu einem eher durchmischten ersten Eindruck und schmälert ein wenig die Erwartungshaltung an das Album. Von “Soundsphera”, dem fünften Album der “Sons Of Sounds” ist die Rede, an das ich nach dem Opener “Point Of No Return” eher mit der Aussicht auf unspektakuläre Heavy-Rock-Mucke mit ein paar Knackpunkten ranging.
Drei Tracks später: Das Bild ändert sich so langsam. Hat man sich an den Gesang gewöhnt, ist er eigentlich größtenteils ziemlich geil, sehr klar in normalen Höhen und an YEAR OF THE GOAT erinnernd, wenn es was höher geht (nur weniger okkult). Dazu kommt ordentlich Respekt für die Gitarren, die unkonventionell-interessante Riffarbeit, die sich schon nach zwei, drei Tracks als Signature-Sound-gebend erweist, Freude über das in Teilen ernste, in Teilen humorvolle “On Fire”, in dem auch zum ersten Mal Backing Vocals auftauchen. Eigentlich doch einigermaßen viele Parts, die man als individuell und gelungen anerkennen kann. Parallelen zu TABERAH (wir berichteten und weisen gerne noch einmal darauf hin) werden deutlich, was immer eine gute Sache ist.
Ein Track später: “Kriegerherz” ist insbesondere in der ersten Hälfte ein radiokompatibler deutschsprachiger Mainstream-Rock-Track mit Du-bisset-Text, der mir hochgradig unangenehm ist und aus der Wertung ausgeschlossen wird.
Vier Tracks später, das Album ist zuende: Ich bin beeindruckt. “King Of Stars” kommt komplett ohne Drums aus und ist eine schöne unkitschig-emotionale Ballade mit ein paar Streichern, “Ocean Of Reality” und “Rainbow Snake” wechseln zwischen ruhigen und kraftvollen Parts und fallen sehr stimmungsvoll aus, und “Are You Ready” ist zum Schluss nochmal ein ziemlicher Rock’n’Roll-lastiger Volltreffer mit starker Bassarbeit.
Nochmal zur Sicherheit in “Point Of No Return” reingehört – ist ein Grower, macht beim zweiten Hördurchgang gleich doppelt so viel Spaß.

Fazit:
Und so zeigt sich im Verlauf des ersten Hörduchgangs, dass die fünfte Platte der drei Karlsruher Brüder doch ein ordentliches Brett geworden ist. Ihren Stil hat die Truppe auf jeden Fall gefunden, wofür insbesondere die Vocals und die extraordinäre Gitarrenarbeit verantwortlich sind. Und je länger man sich in “Soundsphaera” reinhört, desto mehr wächst das Ding, wird die Qualität der Kompositionen deutlich. Wer also mal eine Dreiviertelstunde Zeit für sich hat und Heavy Rock mag, der es trotz seiner klassischen Bestandteile schafft, im positiven Sinne besonders zu sein (und seien wir ehrlich: noch um einiges besser als diese Rezension vielleicht vermuten ließe), der sollte “Soundsphaera” dringend mal eine Chance geben.

Anspieltipps:
“On Fire”, “Are You Ready”, “Ocean Of Reality”. Nicht “Kriegerherz”.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Point Of No Return
02. Fear Of The Dance
03. On Fire
04. Creator
05. Kriegerherz
06. Ocean Of Reality
07. Rainbow Snake
08. King Of Stars
09. Are You Ready

Jannis

BATTERING RAM – Battering Ram

Band: Battering Ram
Album: Battering Ram
Spielzeit: 40:58 min
Stilrichtung: Hard Rock
Plattenfirma: Eigenveröffentlichung/Kingart Music Promotion
Veröffentlichung: 24.01.2020
Homepage: www.facebook.com/cutintwo

Ist progressive Musik nicht etwas, das unser Leben in diesem komplexen Zeiten noch schwieriger gestaltet? Ist Uptempo nicht eigentlich schlecht für den Nacken? Muss Gesang in einer Strophe wirklich aus mehr als einem verschiedenen ( o.o ) Ton bestehen? Es sind Fragen wie diese, die einem unweigerlich in den Kopf kommen, wenn man sich das nach dem Bandnamen betitelte Debutalbum der Schweden von BATTERING RAM zu Gemüte führt. 2017 gegründet, 2020 der erste Albumrelease, darauf zu hören gibt’s Hard Rock; die Art, die durch ihre simpel-effektive Art besticht, die Art, die absolut innerhalb der Grenzen des Genres bleiben darf, keine ausgefeilten Melodielines und Keyboards braucht und einfach durch coolen Sound und nette Arrangements gefällt. Der Sound von “Battering Ram” ist warm-trocken-definiert, der Gesang passt wie die Faust aufs Auge und wird an geeigneten Stellen mit einem konstruktiven Choruseffekt unterlegt.
Experimente wagt man mehr oder weniger absolut überhaupt gar keinste, verlässt sich auf eine starke Bandleistung, einen guten Groove, kurz gesagt, auf Arbeit im Sinne eines sehr guten Lehrbuchs.
Balladen gibt es keine, “Cut In Two” geht zumindest halbwegs in Uptempo-Richtung, viel BummZapp-Drumarbeit, viel Midtempo, Refrains mal ein wenig zu unspektakulär, mal interessant. Schlechte Ideen gibt es, soweit ich das beurteilen kann, nicht auf “Battering Ram”, abgesehen von minimalen Kritikpunkten wie dem merkwürdigen Halbton- statt Ganztonschritt im Refrain von “The Sign” und der tatsächlich nicht guten Idee, einen auf SABATON zu machen und – nur in diesem – Track das R peinlich zu rollen. Apropos rollen, von den Texten muss man nun auch nicht allzu viel erwarten. In “Coming My Way” flyt der Eagle, Dragons werden gechaset und Angels cryen, unterdess Sänger Johan Hallström nicht davon ablässt, zu rollen und rollen und rollen, während er aber auch fallt (hat musikalisch aber nix mit Power Metal am Hut).
Genug davon. Die Tracks auf “Battering Ram” sind allesamt mindestens korrekte Autofahrmucke mit keinen Tiefen und ein paar Höhen, zwischendurch steigt das Unterhaltsamkeitsniveau, beispielsweise bei “Scared For My Life” mit Eintonstrophe, leicht poppigem Gute-Laune-Chorus und Klassiker-Gitarrenmotiv gegen Ende, oder bei “Chase The Fire”, das nach 80er ALICE COOPER riecht, ein bisschen mehr aus sich herausgeht als die anderen Tracks und humorvoll-unterhaltsam daherkommt.

Fazit:
Kritik habe ich für all jene, für die sich die Attribute simpel und effektiv ausschließen. Kritik auch für all jene, die gerne mit jedem Album einen ganz neuen Blick auf Musik erlangen möchten, die Innovation erwarten und jedes Mal zucken müssen, wenn sie eine Melodiewendung hören, die sie schonmal gehört haben. Für alle anderen: klingt geil, verarbeitet die Genrekonventionen bestens, liefert genau, was man von einem Hard-Rock-Album erwartet. Zwei Punkte Abzug für fehlenden Mut – wer komplett safe fährt, kriegt auch keine Höchstpunktzahl. Klare Reinhörempfehlung nichtsdestotrotz. 8,24/10 Punkten.

Anspieltipps:
“I Will Come Alone”, “Chase The Fire”, “Scared For My Life” und “Coming My Way”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Taking My Time
02. The Sign
03. Stronger Forever
04. I Will Come Alone
05. Chase The Fire
06. Scared For My Life
07. Coming My Way
08. Wanted Man
09. Cut In Two

Jannis

MOON REVERIE – Moon Reverie

Band: Moon Reverie
Album: Moon Reverie
Spielzeit: 64:48 min
Stilrichtung: Neoclassic/Hard Rock
Plattenfirma: Rockshots Records
Veröffentlichung: 31.01.2020
Homepage: www.facebook.com/MoonReverieLucaPoma

Juhuu, endlich mal wieder ’ne Newcomerband! Okay, so halb zumindest. Zwar handelt es sich bei “Moon Reverie” tatsächlich um das Debutalbum der gleichnamigen Band, die bislang auf Facebook keine 500 Fans hat (kann man ändern!), allerdings ist niemand anderes als Luca Poma der Bandleader, und der hat sein Können unter anderem bereits als Tourgitarrist von Größen wie ULI JON ROTH unter Beweis stellen dürfen.
So jemand sucht sich für seine Band natürlich Mitglieder, die es ebenfalls drauf haben, die spielerische Leistung kann sich also absolut sehen lassen. Maximal Luca Pozzi böte Grund zu Meckern auf hohem Niveau, hin und wieder fehlt da ein wenig Volumen – nichtsdestotrotz auch von dem Herrn eine starke Leistung. Die Produktion ist nicht ganz Highend, kommt etwas platt rüber, schmälert, wenn man sich dran gewöhnt hat, aber nicht den Hörgenuss.
Zum Wesentlichen, zur Musik: “Moon Reverie” ist extrem neoclassic-lastiger Hard Rock der Marke YNGWIE MALMSTEEN, mit allem, was dazugehört: Cembali bereits beim ersten richtigen Track, billige Keyboardsounds und viel virtuose Gitarrenarbeit, kombiniert mit enormer, klassisch-italienischer Melodiösität. Das Schlimmste, was eine solche Band mit einem solchen Leader machen kann, ist, aus dem Album eine einzige Skill-Demonstration zu machen, mit Gefrickel, Highspeed und ansonsten ohne Charakter. Und genau das machen MOON REVERIE nicht. Klar, es wird viel soliert und die Gitarrenarbeit ist krass, aber nie im aufdringlichen Sinne sondern sehr angenehm darauf bedacht, die Musik dahinter nicht zu vernachlässigen und sich, wenn sinnvoll, auch mal zurückzuhalten und die anderen Mitglieder ins Rampenlicht zu lassen.
Dazu ist die Songauswahl recht vielseitig: Mit “Moon Reverie Suite” ist ein knapp zehnminütiger Instrumentaltrack dabei, mit “In My Heart” und “Far Above” zwei Balladen, einmal mit Drums und sehr gelungen, einmal ohne und etwas zu schmalzig, mit wohlkalkulierten Durwendungen zwischendurch und großen Emotionen. Uptempo ist vergleichsweise selten, mit Tracks wie dem starken “The Raven” aber ebenfalls vertreten. “On The Edge” kommt tendenziell funky und mit Synthsolo und groovt ähnlich lässig wie “I Will Come For You” mit seiner leicht progressiven Gitarrenline. Und bei “End Of Times” wird der 6er-Takt ausgepackt, mit zappeliger Basedrum und interessanter Melodieführung. Dazu mit “Say Forever” und “First And Last” noch ein paar edle Midtempo-Hard-Rock-Nummern mit RAINBOW-Einschlag – “Moon Reverie” ist ein frisches Lüftchen im innovationstechnisch doch eher stagnierenden Neoclassic-Bereich.

Fazit:
80er, höchst melodiös, top gespielt und mit einer guten Portion mehr Kreativität, als man von einem Album dieses Genres erwartet hätte; ich wüsste nicht, was gegen ein intensives Reinhören in “Moon Reverie” spräche.

Anspieltipps:
“First And Last”, “On The Edge”, “End Of Times” und “Say Forever”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Into Glory
02. Forgiveness
03. I Will Come For You
04. Say Forever
05. Eyes
06. In My Heart
07. The Raven
08. First And Last
09. On The Edge
10. Far Above
11. End Of Times
12. Moon Reverie Suite

Jannis

DRAGONLORE – Lucifer’s Decent

Band: Dragonlore
Album: Lucifer’s Decent
Spielzeit: 48:27 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Iron Shield Records
Veröffentlichung: 17.01.2020
Homepage: www.facebook.com/dragonloreband

Es gibt einen sehr schmalen Grad zwischen bösen Dissonanzen und unfreiwilligen Dissonanzen und man kann letztere nicht ohne weiteres als erstere verkaufen. Nun, das wird allerdings in Teilen von “Lucifer’s Decent”, dem Debutalbum der Amerikaner von DRAGONLORE, versucht. Die machen echten Heavy Metal der truen Undergroundsorte. Die Produktion geht dabei weitgehend klar, bei den Drums kommen Snare und Basedrum etwas zu wenig durch, während das Overhead-Micro auf Anschlag steht. Außerdem weicht der Sound von “Lord Of Illusion” stark vom Rest der Songs ab, was auch immer da passiert ist. Ansonsten klingt das Ganze soweit stimmig, kein bisschen zu poliert und um Authentizität bemüht, also auch kleinere Ungenauigkeiten zulassend. Ist Geschmackssache, kann man auf jeden Fall so machen.
Sänger Joe Lawson singt, sagen wir expressiv, bemüht sich also öfters gar nicht erst, auf Lucifer komm raus den Ton zu treffen. Dabei wandelt er gerne in höheren Sphären, wobei seine Vorbilder zweifelsohne in PRIEST, ACCEPT und KING DIAMOND zu finden sind. Der Gesang ist mal ziemlich geil, mal stört er, beispielsweise, wenn der zweite Teil des über sieben Minuten langen “Hand Of The Gipsy” das Potenzial hätte, echt fett zu werden, stattdessen aber durch Pseudo-Udo-Vocals neutralisiert wird.
Auch musikalisch ist “Lucifer’s Decent” ein Wechselbad der Gefühle. In seiner Rohheit und in seinen starken Parts (Das Riff des Openers während der Strophe ist herrlich asozial) macht die Platte echt Spaß, klingt nach leicht ranzigem, gemütlichem Metalclub in irgendeinem Keller und transportiert auf jeden Fall angemessen Energie. Dann wiederum wirken die Songs an vielen Stellen ein wenig planlos zusammengeschustert. Hier und da wird mal ein Takt ausgelassen, was progressiv sein könnte, in diesem Fall aber fast als Versehen anmutet, der Gesang will alles auf einmal sein und wird so zu einem expressionistischen Theatermonolog, die Strukturen der Songs sind zum Teil, je nach Framing, unkonventionell oder willkürlich.

Fazit:
Insofern kann ich “Lucifer’s Decent” weder empfehlen, noch kann ich davon abraten. Das Album dürfte auf jeden Fall eine Zielgruppe haben, zu der ich jedoch knapp nicht mehr zähle. Wer Metal nur ab einer gewissen Rohheit und Unpoliertheit hört, wem Handgemachtheit und “Echtheit” wichtiger sind als auf den Punkt getroffene Vocals, der darf in die Scheibe gerne mal reinhören und vielleicht gerade das genießen, was in dieser Rezension als Makel benannt wird.

Anspieltipps:
“Tomb Of Alalu”, “Hand Of The Gipsy” und “Saved By Love”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Lucifer’s Decent
02. At The Mercy Of Kings
03. Destroyer Of The Undead
04. Blood Of The Barbarian
05. Hand Of The Gipsy
06. Saved By Love
07. Witchhunt
08. Lord Of Illusion
09. Tomb Of Alalu
10. Driving Out The Demons

Jannis

Single-Release BASEMENT PROPHECY, 30.01.2020

Ab Donnerstag gibt’s was Neues vom Basement Prophecy auf die Ohren!

Vor einiger Zeit haben wir bereits die Debut-EP von BASEMENT PROPHECY besprochen, nun gibt es mit “The Silence Of The Tide” ein neues Lebenszeichen vom Projekt um Mastermind Michael Müller. Und weil ein Underground-Status nicht zwangsläufig keine Connections bedeutet, hat man sich für den Gesang niemand Geringeren als Liv Kristine von LEAVE’S EYES sowie Tanja Hansen, und Martin Motnik von ACCEPT für den Bass organisiert. Das Ergebnis klingt in Sachen Produktion etwas besser als die EP (Kompliment für den Klaviersound!) und ist eine kraftvolle Ballade, die durchaus an der Kitschgrenze nagt, dabei aber so gänsehautverursachend und schön komponiert daherkommt, dass sich das leicht verschmerzen lässt. Die Charakteristika der EP werden weiterhin konsequent bedient – Michael bringt in härtere wie softere Tracks einen sehr eigenen und angenehmen Kompostionsstil ein, der dem klassischen Heavy Metal (jut, in diesem Fall eher Power Metal) minimale Folk-Anleihen verpasst.

Ab Donnerstag, 0:00 Uhr, ist das gute Stück verfügbar, jetzt auch offiziell von der Rock-Garage empfohlen!

Hier gibt es mehr Infos und dann den Song:

http://www.basement-prophecy.de/

RE-MACHINED – Wheels Of Time (Kurzrezension)

Band: Re-Machined
Album: Wheels Of Time
Spielzeit: 57:28 min
Stilrichtung: Hard Rock
Plattenfirma: Pride&Joy Records
Veröffentlichung: 31.01.2020
Homepage: www.re-machined.de

RE-MACHINED sind ziemlich neu im Business. Erste Demo 2018, jetzt mit “Wheels Of Time” der erste Longplayer in den Regalen. Eine Mischung aus Hard Rock und Heavy Metal steht auf dem Programm, mal eher THIN LIZZich, mal mit Anleihen an ACCEPT oder SAXON. Spielen können die Jungs aus Mainz, auch der Gesang lässt keine Kritik zu, ist praktisch perfekt für das Album, leicht rau aber auch in höheren Sphären absolut akurat – dickes Lob dafür! Die Produktion knallt und ist edel organisch, was nicht verwunderlich ist, wenn der Mix von Markus Teske (U.D.O, THE NEW ROSES) übernommen wird.
Musikalisch verstehen RE-MACHINED auf jeden Fall ihr Handwerk, am Tiefgang könnte man allerdings noch arbeiten. Die größtenteils im Midtempo gehaltenen Tracks (erfrischende Ausnahmen wie “To Hell And Back” bestätigen die Regel) haben in Sachen Komposition nicht allzu viel Mut, sich von anderen Alben dieses Genres abzuheben. Man verlässt sich doch sehr auf die gängigen Hard-Rock/Heavy-Metal-Regeln, schafft so aber eben eher Tracks, die gut zum nebenbei Hören geeignet sind, an Individualität aber noch missen lassen. Ohrwürmer sind daher eher die Ausnahme.
Als Debutabum ist “Wheels Of Time” somit eine echt geil klingende Platte geworden – eine Erweiterung der musikalischen Grenzen täte den Kollegen aber auf jeden Fall gut, um auf Dauer nicht in der Masse ähnlicher Bands unterzugehen. Das Können ist vorhanden, wer also Bock auf gut gespielten und gut klingenden klassischen Rock/Metal hat, nicht auf jedem Album zwangsläufig eine Neuerfindung des Rades erwartet und zudem gerne den Underground supportet, kann hier gerne mal reinhören oder einen Konzertbesuch riskieren!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Heart On Fire
02. Prisoner
03. Brother Sun Sister Moon
04. Re-Machined
05. In My Life
06. Wheels Of Time
07. To Hell And Back
08.No Master
09. Killing Words
10. Fear
11. Change Your Mind
12. Paradise Lost

Jannis

LORDI – Killection

Band: Lordi
Album: Killection
Spielzeit: 52:40 min
Stilrichtung: Heavy Rock
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 31.01.2020
Homepage: www.lordi.fi

LORDI sind schon eine Ausnahmeerscheinung. Die schwächsten Alben der Band sind immer noch starke Hard-Rock-Alben mit viel 80er-Einfluss, wohliger Gruselatmosphäre und Texten, die in ihrer Erzählweise und mit ihrem schrägen Humor denen eines ALICE COOPER in nichts nachstehen. Seit in letzter Zeit auch die Produktion absolut amtlich ausfällt (und nicht mehr so grausam verwaschen wie bei “To Beast Or Not To Beast”), kann man die Platten der Finnen eh blind kaufen, bekommt mindestens gute Unterhaltung und manchmal, wie mit der Überraschung von “Demonarchy” ,was höchst Geiles.
Haltet Euch fest, meine Freunde, mit “Killection” gibt es nun ein Album, das “Demonarchy”-Qualitäten erreicht, denn LORDI hatten mal wieder Bock auf was Neues abseits ihres Trademark-Sounds.
Nun gibt es also ein BestOf-Album der Band, die 1992 gegründet wurde und 2002 ihr offizielles Debut releaste – aber ein BestOf aus der Lordizeit seit den frühen 70ern, mit aktuellen, 2019 geschriebenen Songs im musikalischen Gewand der angeblichen Releasezeit. Das wird verpackt in das Konzept einer Radiosendung, die sich in kurzen Zwischenhörspieltracks (Vier SCG 10s dieses Mal) äußert. Spannendes Konzept, noch spannender, wenn auch die Aufnahmegeräte in Teilen aus der jeweiligen Zeit kommen und hochgradig spannend, wenn der Sound trotz seiner Unterschiede von Track zu Track top ausfällt und nicht zusammengestückelt wirkt. Letztendliche Extase, wenn die Tracks dann noch gut geschrieben sind, und was soll ich sagen? Sind sie. “Shake The Baby Silent” ist typisch ROB ZOMBIE mit herrlich abstrusem Text, Apollyon packt die schönen 70er-Rock-Klavierlines aus und hat einen beachtlichen Mittelteil (überhaupt können LORDI Mittelteile, vernachlässigen sie aber häufig. Nicht so auf diesem Album). Mit “Blow My Fuse” wird es bluesig-stonerig, “Zombimbo” (Im englischen Sinne, nicht im rassistischen) ist offiziell ein LORDI-Discotrack und “Up To No Good” ist feinste ALICE-COOPER-”Trash”-Mucke. Dazu findet sich mit “Evil” nochmal ein Track auf dem Album, der in Sachen Härte und gemeiner Gitarrenarbeit den “Demonarchy”-Songs locker das Wasser reichen kann, “Scream Demon” hat gerade in der Strophe viel vom “Monsterican Dream”-Album und das toll geschriebene “Cutterfly” hätte einer der Top-Tracks auf dem in seiner Grundstimmung wunderbar melancholisch-gothischen “Deadache”-Album sein können. Ach ja, und “Like A Bee To The Honey” ist von KISS’s Paul Stanley vor Jahren geschrieben worden und ist sich nicht zu schade für ein Saxophonsolo.
Kritik quasi nein. Auch die schwächeren Songs auf dem Album (und das sind tatsächlich nur zwei bis drei) machen immer noch heftig Laune.

Fazit:
Das beste Album der Truppe seit “Deadache”, wenn man die “Demonarchy”-Seite auf “Monstereophonic” nicht mitrechnet. Ohne Ende vielseitig, mit hörbar motivierter Band, ungezwungen innovativ – auch wer die Band zwischendurch aus Mangel an Neuem mal abgeschrieben hat, sollte “Killection” dringend eine Chance geben! Der fehlende halbe Punkt wird hinzugefügt, wenn die KING-DIAMOND-Version von “Blood Red Sandman” irgendwann mal in Gänze rauskommt.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Radio SCG 10
02. Horror For Hire
03. Shake The Baby Silent
04. Like A Bee To The Honey
05. Apollyon
06. SCG 10 The Last Hour
07. Blow My Fuse
08.I Dug A Hole In The Yard For You
09. Zombimbo
10. Up To No Good
11. SCG 10 Demonic Semitones
12. Cutterfly
13. Evil
14. Scream Demon
15. SCG 10 I Am Here

Jannis

PYOGENESIS – A Silent Soul Screams Loud

Band: Pyogenesis
Album: A Silent Soul Screams Loud
Spielzeit: 39:56 min
Stilrichtung: Alternative Metal
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 24.01.2020
Homepage: www.pyogenesis.com

Ich bin ja, euphemistisch ausgedrückt, das aktuellste Modell in der Garage. Alternativ könnte man auch sagen, dass ich in der Garage das BobbyCar unter den Autos bin. Wie auch immer, ich bin der Jüngste in der Runde und so ist es nicht verwunderlich, dass ich von einigen allgemein bekannten Bands noch nie im Leben (mehr als) einen Song gehört habe. So unter anderem mit Pyogenesis, von denen ich bislang einen Song kannte, nicht so mochte und die Truppe (die älter ist als ich) deshalb weitgehend ignoriert habe. Zeit, das zu ändern und mal einen Blick auf den dritten Teil ihrer 19.-Jahrhundert-Trilogie mit dem Namen “A Silent Soul Screams Loud” und dem unendlich geilen Cover-Artwork zu werfen.
Kurz ist die Platte der Stuttgarter Alt-Metaller. 40 Minuten, mit acht Tracks, von denen sieben unter fünf und vier unter vier Minuten lang sind. Die Produktion ist fett und definiert, insbesondere die Snare knallt unmenschlich befriedigend, Backing Vocals werden smart eingesetzt, Synths ebenso. Sänger Flo hat eine passende Stimme, rau und etwas gequält klingend, Eindruck hinterlassend. So weit alles im grünen Bereich.
Die Songs an sich beweisen schon nach dem ersten Hördurchgang einen hohen Wiedererkennungswert. Der Opener “Survival Of The Fittest” ist eine gelungene Mischung aus Geholze in den Strophen und Disco-BummZapp-Beat im Refrain, der, wie die anderen Refrains auf “A Silent Soul Screams Loud”, hymnisch ausfällt, dabei (in diesem Fall) aber recht abgespeckt. “Mother Bohemia” zitiert fröhlich die Moldau, garniert mit ein paar Growls und beständigem Snare-Gehacke und “I Can’t Breathe” ist in einen Prolog und einen Monolog aufgeteilt; ersterer eher zurückhaltend mit zappeligen Drums und Synth-Pad, letzterer ein totaler Downtempo-(?)-Banger mit hammerhart druckvollem Chorus, der in höchstem Maße von der Qualität der Produktion profitiert – Bassdrop inklusive.
“High Old Times” beginnt wie ein SLASH-Song und wird dann ein ziemlicher Feelgood-Sommerhit, während “Modern Prometheus” etwas nachdenklicher, poppiger komponiert und ein wenig balladig ausfällt. Mit “Will I Ever Feel The Same” geht das Tempo dann wieder hoch, Growls und cleane Vocals wechseln sich in der Strophe ab und dem fetten Chorus folgt eine echt schöne Gitarrenmelodie.
Und was wäre ein Metalalbum ohne einen über 14 Minuten langen Song über Karl Marx am Ende? Der liefert hier in Form von “The Capital” eingängige Melodien, einen ruhigen Mittelteil und gegen Ende absoluten Bombast und ist ebenfalls gelungen, auch wenn seine Bestandteile in einem Zehn-Minuten-Song doch etwas knackiger ausgefallen wären.

Fazit:
Ich habe die Rezension der neuen PYOGENESIS hauptsächlich übernommen, weil ich die allgemeine Rezeption dieser Band kenne und ihnen noch eine Chance geben wollte. Was soll ich sagen? Chance genutzt, ich bin begeistert. Ein Punkt Abzug für den etwas langatmigen Endtrack und die ansonsten kurze Spieldauer, ansonsten ein brutales Ding!

Anspieltipps: “High Old Times”, “Survival Of The Fittest” und die “I Can’t Breathe”-Tracks

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Survival Of The Fittest
02. Mother Bohemia
03. I Can’t Breathe (Prologue)
04. I Can’t Breathe (Monologue)
05. High Old Times
06. Modern Prometheus
07. Will I Ever Feel The Same
08. The Capital (A Silent Soul Screams Loud)

Jannis

RAGE – Wings Of Rage

Band: Rage
Album: Wings Of Rage
Spielzeit: 54:11 min.
Stilrichtung: Heavy/Power Metal
Plattenfirma: Steamhammer
Veröffentlichung: 10.01.2020
Homepage: www.rage-official.com

Man muss es am Anfang jeder RAGE-Rezension immer wieder erwähnen: Die Truppe hat in 36 Jahren 24 Alben rausgebracht, mit einer sehr hohen Durchschnittsqualität. Das ist eine Leistung. Tatsächlich war somit die Wartezeit auf das aktuelle Album “Wings Of Rage” im Vergleich echt lang (das Vorgängeralbum erschien 2017, ein Jahr nach dessen Vorgängeralbum und über zwei Jahre vor “Wings”), was jedoch auch an Peavys Zweitprojekt REFUGE gelegen haben mag, das in der Zeit wieder ins Leben gerufen wurde.
Einen nicht geringen Teil der Infos zum neuen Album kann man sich als RAGE-Kenner eigentlich schon denken. Die Produktion ist kraftvoll, heavy und sauber mit zeitweise etwas lautem Gesang), die Skills der Band sind hervorragend und Peavys Stimme hat seit den letzten Alben nicht an Qualität nachgelassen. Dazu ein überaus geiles Cover und 54 Minuten Laufzeit, so weit, so vielversprechend!
Auch musikalisch hält “Wings Of Rage” einiges an Unterhaltung bereit, schließlich sind RAGE eine der Bands, die auch 36 Jahre nach ihrer Gründung noch kleine Veränderungen wagen, ohne selbstverständlich am Trademark-Sound zu viel zu ändern. Und dieses Mal lässt man die Bandgeschichte ein wenig Revue passieren, wie es scheint; explizit mit “HTTS 2.0”, einer aktuellen Version des Bandhits “Higher Than The Sky”, bei der die Instrumentalkomposition verändert und der Härtegrad nach oben geschraubt wurde. Ist auf jeden Fall nicht nur stumpf neu eingespielt, gibt deftig auf die Zwölf und hat auf jeden Fall seine Existenzberechtigung.
Die hat zweifelsohne auch “A Nameless Grave”, ein wunderbarer Nostalgietrip in die orchestrale Phase der Band, insbesondere zu XIII, bei der das Symphonieorchester (vermutlich aus der Dose, aber sehr gut klingend) auf einen langsamen und schön düsteren Track trifft, mit entspanntem Mittelteil und echt intensiv. Intensiv grausam fällt der Text der Ballade “Shine A Light” aus, während bei “Chasing The Twilight Zone” mit seinem “Soundchaser”-Gedenkriff und dem streckenweise an “Death Is On It’s Way” aber auch an “Immortal Sin” erinnernden “Blame It On The Truth” die guten alten “Soundchaser”-Zeiten noch einmal gefeiert werden dürfen.
“Let Them Rest In Peace” hat was von der “Speak Of The Dead”-Platte und pendelt zwischen hart/gemein und interessant/melodiös hin und her, und “Don’t Let Me Down” überzeugt mit starkem Chorus und Pre-Chorus und natürlich guter Dosis Härte.
Ein paar Tracks wollen nicht so richtig zünden (neben “Shine A Light” auch “For Those Who Wish To Die” und “Tomorrow”, das zugegebenermaßen aber ein ziemlicher Ohrwurm ist), da kommt dann doch die Routine ein wenig zu sehr durch, aber…

Fazit:
… letztendlich ist “Wings Of Rage” ein wunderbares Album für alle Fans, die nicht nur eine bestimmte Epoche der Band mögen und sich somit diese kleine Zeitreise nicht entgehen lassen sollten. Und jeder da draußen, an dem die Band bislang tatsächlich vorbeigegangen sein sollte, muss da eh mal ein Ohr reinhängen lassen!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. True
02. Let Them Rest In Peace
03. Chasing The Twilight Zone
04. Tomorrow
05. Wings Of Rage
06. A Nameless Grave
07. Don’t Let Me Down
08.Shine A Light
09. HTTS 2.0
10. Blame It On The Truth
11. For Those Who Wish To Die

Jannis

INVICTUS – Eden

Band: Invictus
Album: Eden
Spielzeit: 41:28 min
Stilrichtung: Heavy/Speed Metal
Plattenfirma: Iron Shield Records
Veröffentlichung: 24.01.2020
Homepage: www.facebook.com/InvictusHeavyMetal

Bayern ist ja generell ein eher konservativ geprägtes Bundesland und da ist es eigentlich nur recht und billig, wenn auch der dort produzierte Metal ein bisschen traditioneller ausfällt. Tut er im Fall von INVICTUS, die vor einiger Zeit eine Debut-EP rausgebracht haben (wir berichteten) und nun mit “Eden” die erste Platte nachschieben. Was hinsichtlich des Namens und des Cover-Artworks doch eher nach Power Metal aussieht, ist im Gegenteil undergroundig-oldschoolischer Heavy Metal mit ordentlicher Speed-Metal-Schlagseite. Das ist demnach auch alles andere als Hochglanz poliert und klingt authentisch unzeitgemäß produziert, minimal besser als die EP. Während die Drums etwas kraftlos wirken und ein wenig mehr Bearbeitung vertragen hätten, erweisen sich beim Rest der Produktion die kleinen Details aber als gut gelungen, insbesondere die sparsamen und zweckdienlichen Backing Vocals wissen zu wirken. Das mag auch an Nicolas Peters mit stabilem Hall versehenen Vocals liegen, die vielleicht nicht von Anfang an vom Hocker reißen, über das Album hinweg jedoch immer wieder beeindrucken, weil sie bestens zum Genre passen und in höheren Lagen immer mal wieder überraschend geil sind.
Musikalisch gibt es trotz des unpolierten Traditions-Sounds, den viele kleinere Bands gerne als einzige Daseinsberechtigung transportieren, doch einiges zu entdecken, Da findet sich mit “Through The Storm” eine ziemliche Midtempo-True-Metal-Hymne mit schönem Chor-Chorus, die so manchem Freund authentischen 80er-Metals leicht das Schwert schwellen lassen dürfte, gleich danach mit “Thought Of An Idea” schnelles, aufgrund der Produktion für meine Kopfhöhrer schlechtes Geschrubbe mit brutalem Riffeinsatz nach dem Refrain. “Livin‘ In The Future” hat heftige GAMMA-RAY-”Armageddon”-Vibes und ebenfalls tendenziell gute Laune, “Styx” hingegen ist eine in ihrem Verlauf stetig fetter werdende Ballade, die klassisch aber schön geschrieben ausfällt. Und “Insomnia”, um noch zwei Beispiele anzuführen, kommt wieder speedy daher, mit ziemlich doomiger Strophenmelodie für so einen Track und kurzen Sakral-Intermezzo, bevor bei “Burning Empire” noch einmal die Midtempo-Register gezogen werden und die interessanten anschwellenden Streicher in der Strophe die Qualität des Tracks weiter anheben.
Subjektive Kritik: Ab Track 5 startet der gefallendere Part des Albums. Objektive Kritik beschränkt sich an dieser Stelle mehr oder weniger auf die Produktion. Kurz und knapp: Nein, INVICTUS, das Album wäre nicht zu glatt und unauthentisch, wenn man da ein bisschen mehr Professionalität hätte walten lassen.

Fazit:
Mein Fazit der EP-Rezension bleibt also ziemlich gleich, neben der Tatsache, dass die Kompositionsarbeit doch stärker geworden ist. Schönes Album, wenn man ab einem bestimmten Produktionslevel manchmal aufstoßen muss und Alben eher danach bewertet, wie wenig gelutscht sie klingen. Der Mix aus Heavy und Speed Metal macht Spaß und ich kann mir vorstellen, INVICTUS in nicht allzu ferner Zukunft mal auf dem LineUp des Headbangers Open Air zu sehen.

Anspieltipps:
“Livin‘ In The Future”, “Insomnia”, “Burning Empire” und “Through The Storm”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Intro
02. The Hammer
03. Inside Your Head
04. The Garden Of Eden
05. Through The Storm
06. Thought Of An Idea
07. Livin‘ In The Future
08. Styx
09. Break The Chains
10. Insomnia
11. Burning Empire

Jannis