INVICTUS – Eden

Band: Invictus
Album: Eden
Spielzeit: 41:28 min
Stilrichtung: Heavy/Speed Metal
Plattenfirma: Iron Shield Records
Veröffentlichung: 24.01.2020
Homepage: www.facebook.com/InvictusHeavyMetal

Bayern ist ja generell ein eher konservativ geprägtes Bundesland und da ist es eigentlich nur recht und billig, wenn auch der dort produzierte Metal ein bisschen traditioneller ausfällt. Tut er im Fall von INVICTUS, die vor einiger Zeit eine Debut-EP rausgebracht haben (wir berichteten) und nun mit “Eden” die erste Platte nachschieben. Was hinsichtlich des Namens und des Cover-Artworks doch eher nach Power Metal aussieht, ist im Gegenteil undergroundig-oldschoolischer Heavy Metal mit ordentlicher Speed-Metal-Schlagseite. Das ist demnach auch alles andere als Hochglanz poliert und klingt authentisch unzeitgemäß produziert, minimal besser als die EP. Während die Drums etwas kraftlos wirken und ein wenig mehr Bearbeitung vertragen hätten, erweisen sich beim Rest der Produktion die kleinen Details aber als gut gelungen, insbesondere die sparsamen und zweckdienlichen Backing Vocals wissen zu wirken. Das mag auch an Nicolas Peters mit stabilem Hall versehenen Vocals liegen, die vielleicht nicht von Anfang an vom Hocker reißen, über das Album hinweg jedoch immer wieder beeindrucken, weil sie bestens zum Genre passen und in höheren Lagen immer mal wieder überraschend geil sind.
Musikalisch gibt es trotz des unpolierten Traditions-Sounds, den viele kleinere Bands gerne als einzige Daseinsberechtigung transportieren, doch einiges zu entdecken, Da findet sich mit “Through The Storm” eine ziemliche Midtempo-True-Metal-Hymne mit schönem Chor-Chorus, die so manchem Freund authentischen 80er-Metals leicht das Schwert schwellen lassen dürfte, gleich danach mit “Thought Of An Idea” schnelles, aufgrund der Produktion für meine Kopfhöhrer schlechtes Geschrubbe mit brutalem Riffeinsatz nach dem Refrain. “Livin‘ In The Future” hat heftige GAMMA-RAY-”Armageddon”-Vibes und ebenfalls tendenziell gute Laune, “Styx” hingegen ist eine in ihrem Verlauf stetig fetter werdende Ballade, die klassisch aber schön geschrieben ausfällt. Und “Insomnia”, um noch zwei Beispiele anzuführen, kommt wieder speedy daher, mit ziemlich doomiger Strophenmelodie für so einen Track und kurzen Sakral-Intermezzo, bevor bei “Burning Empire” noch einmal die Midtempo-Register gezogen werden und die interessanten anschwellenden Streicher in der Strophe die Qualität des Tracks weiter anheben.
Subjektive Kritik: Ab Track 5 startet der gefallendere Part des Albums. Objektive Kritik beschränkt sich an dieser Stelle mehr oder weniger auf die Produktion. Kurz und knapp: Nein, INVICTUS, das Album wäre nicht zu glatt und unauthentisch, wenn man da ein bisschen mehr Professionalität hätte walten lassen.

Fazit:
Mein Fazit der EP-Rezension bleibt also ziemlich gleich, neben der Tatsache, dass die Kompositionsarbeit doch stärker geworden ist. Schönes Album, wenn man ab einem bestimmten Produktionslevel manchmal aufstoßen muss und Alben eher danach bewertet, wie wenig gelutscht sie klingen. Der Mix aus Heavy und Speed Metal macht Spaß und ich kann mir vorstellen, INVICTUS in nicht allzu ferner Zukunft mal auf dem LineUp des Headbangers Open Air zu sehen.

Anspieltipps:
“Livin‘ In The Future”, “Insomnia”, “Burning Empire” und “Through The Storm”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Intro
02. The Hammer
03. Inside Your Head
04. The Garden Of Eden
05. Through The Storm
06. Thought Of An Idea
07. Livin‘ In The Future
08. Styx
09. Break The Chains
10. Insomnia
11. Burning Empire

Jannis

CELESTI ALLIANCE – Hybrid Generation

Band: Celestialliance
Album: Hybrid Generation
Spielzeit: 43:46 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Self Release
Veröffentlichung: 29.11.2019
Homepage: www.celestialliance.com

Es tut echt gut, nach zwei Monaten Rezensionspause die erste zu besprechende Platte im neuen Jahrzehnt anzuschmeißen und direkt mit Qualität konfrontiert zu werden. Nicht nur das; es ist noch etwas schöner, wenn die Platte dazu ein Debutalbum ist, das nicht nur auf die “Für ein Debutalbum ist das echt gut, die sollte man im Auge behalten”-Art gut ist, sondern ein wirklich smart und mit Herzblut komponiertes, von jeglichen Bandmitgliedern stark gespieltes und gut produziertes Ding. Besten Dank für den gelungenen Wiedereinstieg, CELESTI ALLIANCE! Was die Garage über die Talentschmiede da erreicht hat, ist finnischer Metal, irgendwo zwischen Power, Heavy und Hard Rock, mit präsenten aber nicht penetranten modernen Synths, der laut eigenen Angaben den Idolen der Band aus Großbritannien und Deutschland huldigt. Der Albumtitel “Hybrid Generation” passt, denn letztendlich kann man die Scheibe grob als 90er Heavy Metal im modernen Gewand beschreiben. Gott sei Dank ohne die Zwangsüberladung, die so viele Power-Metal-Alben heutzutage über sich ergehen lassen müssen, sondern nicht selten absolut reduziert auf die Grundbestandteile und in fetteren Passagen immer noch übersichtlich genug.
Sind die Melodien auf “Hybrid Generation” stark aber vielleicht nicht auf Todesohrwurmniveau, so macht der Spirit des Albums das absolut wett. Es ist selten, dass Bands in diesem Obergenre einen so expliziten Anspruch an sich selbst haben, nicht nur stimmungsvollen Heavy/Power Metal zu machen, sondern abseits der Genrekonventionen auch wirklich zu unterhalten. Man gebe sich alleine mal “Solitude”, dessen Titel nach standard Finnenmelancholie klingt, der aber ein mit Mut zur Lücke und zur Vielseitigkeit komponierter Track und in knapp 5 ½ Minuten mächtig vielseitig und unkonventionell ist. Und warum sollte man den MANOWAR-WotW-Tribute-Song nicht mit ein paar asozialen Synth-Akzenten pimpen, das knallende “Incomplete” durch dezente Electronic Percussion oder den Opener-Hit mit einer schönen E-Orgel? Dazu immer mal wieder ein paar Momente in den einzelnen Tracks, die unerwartet wie gelungen daherkommen, zum Teil hammerharter Spannungsaufbau, wie bei der gemein ruhigen Strophe von “Shadow Children”, und eine wunderbar vielseitige Gesangsleistung von Valtteri Heiskanen.
Bis auf das coole aber höhepunktarme “Broken Memories” bleibt jeder der acht Tracks akut im Kopf, wenn nicht als Ohrwurm, dann in seiner Grundatmosphäre. Ich gehe schwer davon aus, dass wir von dieser Band in Zukunft noch einiges hören werden. Auf jeden Fall wäre ich dankbar darüber!

Fazit:
Kleine Band, große Leistung. “Hybrid Generation” ist nicht nur für Debutalbum-Verhältnisse außerordentlich gelungen. Wer das Songwriting des 90er und frühen 2000er Metal vermisst und zugleich Spaß an nicht allzu ausuferndem Synth-Einsatz hat, der ist mit CELESTI ALLIANCE bestens beraten!

Anspieltipps:
“Celestial Law”, “Shadow Children”, “Solitude” und “Incomplete”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Celestial Law
02. Fierce And Free
03. Shadow Children
04. Broken Memories
05. Solitude
06. Incomplete
07. Louder Power
08. Hybrid Generation

Jannis

DARKTRIBE – Voici L’Homme

Band: Darktribe
Album: Voici L’Homme
Spielzeit: 51:46 min.
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Scarlet Records
Veröffentlichung: 17.01.2020
Homepage: www.facebook.com/DarktribeOfficial

Irgendwie hat es Frankreich geschafft, als so ein Land in der öffentlichen Wahrnehmung aufzutreten, das verhältnismäßig wenig Metal parat hat. Dabei gibt es da durchaus einige und in letzter Zeit immer mehr Acts, die Qualität abliefern, und DARKTRIBE ist einer davon. Das Quartett aus Nizza hat seit 2012 zwei Alben veröffentlicht, mit “Voici L’Homme” steht nun das dritte in den Startlöchern. Kurz die offenen Fragen abgeklärt: Keine Sorge, bis auf den Titeltrack-Chorus sind die Lyrics auf englisch gehalten, es scheitert also für Kenner der englischen Sprache nicht am Textverständnis. Die Produktion ist saftig und gelungen, die Arbeit der Bandmitglieder kann sich absolut hören lassen und auf dem Programm steht Power Metal mit einer guten Portion Orchester und ein paar sporadischeren Synthsounds, die aber bis auf wenige Tracks (unter anderem “Faith And Vision”) äußerst sparsam eingesetzt werden.
Kompositorisch kratzt man durchaus partiell an den klassischen Power-Metal-Harmonien, ab und an unter Verwendung von denen, denen man als deutscher Metal-Fan aufgrund seiner zwangsweisen Sozialisierung mit Schlager eher schaudernd begegnet. Hält sich aber in Grenzen und insgesamt hat die Komposition doch einen eigenen Stil, der nur eben nicht immer durchdringt. Ansonsten gibt es einen hohen Dur-Anteil (ohne dass die Platte zu DRAGONFORCE-Cheese verkäme) und ein paar Versuche, böse und aggressiv zu klingen, die, wie so oft bei solchen Bands, naiv sympathisch nicht so richtig zünden, weil man im Endeffekt ohne die harmonische Sonnenschein-Kadenz doch nicht leben möchte. Die Arbeit der Rhythmusfraktion ist unterdessen modern, umgeht jedoch die Stolperfalle, in corige Instrumentals überzugehen und sich auf seelenlose Technikpräsentation zu reduzieren.
Viel Innovation ist von “Voici L’Homme” nicht zu erwarten, diese Art von Stil bedienen nicht allzu wenige Bands. Doch das, was sie machen, machen DARKTRIBE gut. Mal stampfend, mal tribend ( -.- ), mit teils beachtlichem Riffing (u.a. beim letzten Track “Symbolic Story”), zwischenzeitlich Erinnerungen an KAMELOT, STRATOVARIUS oder MOB RULES weckend und in der Ballade “The Hunger Theory” überraschend unkitschig nach einer erträglichen Version von JUDAS PRIESTs “Lost Love” vom “Nostradamus”-Album klingend.
Man kann viele der instrumentalen Parts der Songs in ihrer durchdachten Ausarbeitung auf jeden Fall loben, doch nicht selten – und hier kommt die Kritik – sind die Songs etwas überladen. Da hätte das Material dann auch in ein 40-Minuten-Album gepresst werden können und hätte doch einige Längen vermieden. Wo andere Bands wissen, wann es gut ist, möchten DARKTRIBE dann doch häufig noch einen Part drauf- oder dazwischensetzen, was dem Album einige Längen beschert.

Fazit:
Da “Zu viel Content” aber als Kritik schon Meckern auf hohem Niveau ist, kann man im Endeffekt sagen, dass “Voici L’Homme” ein gelungenes Symphonic—Power-Metal-Album ist, das Dur-lastig aber nicht zu kitschig ausfällt und auf ganzer Linie professionell gemacht ist.

Anspieltipps:
“Prism Of Memory”, “Faith And Vision” und “The Hunger Theory”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. March For A Prophecy
02. Prism Of Memory
03. Voici L’Homme
04. A Silent Curse
05. Faith And Vision
06. Back In Light
07. Under The Tree Of Life
08.According To Darkness
09. The Hunger Theory
10. Symbolic Story

Jannis

R.U.S.T.X – Center Of The Universe

Band: R.U.S.T.X
Album: Center Of The Universe
Spielzeit: 51:58 min
Stilrichtung: Hard Rock/Heavy Metal
Plattenfirma: Pitchblack Records
Veröffentlichung:
Homepage: www.rustxofficial.com

Meine Damen und Herren, das hier ist schon eine spezielle Band. R.U.S.T.X kommen aus Zypern und sind mittlerweile eine reine Familienband, bestehend aus vier Geschwistern an Gitarre, Bass, Drums und Keyboard, und jeder übernimmt mal den Gesang. Das Cover lässt bereits vermuten: Es wird retro. Und tatsächlich ist man stilistisch nach recht klaren Heavy-Metal-Anfängen doch mehr und mehr in die Zeit Ende 60er bis Anfang 80er gerutscht, sodass sich mir beim Hören zwangsläufig das Bild der vier Bandmitglieder im Alter von zehn Jahren um einen Plattenspieler vor Augen drängt, auf dem ihnen Mama und Papa ihre Lieblingsmusik vorführen. Wenn dem so war, hat das augenscheinlich Eindruck hinterlassen, denn das Resultat ist verdammt authentisch und fühlt sich, wenn man das so beurteilen kann, wirklich echt und mit Leidenschaft erschaffen an. Der Sound ist organisch, warm und voll, die viel verwendeten Orgelsounds sind zum reinlegen. Und auch das Songwriting ist edel ausgefallen. Kaum Passagen, bei denen man den Eindruck bekommt, hier versuche eine Band auf Teufel komm raus alt zu klingen oder nach Vorlagen zu arbeiten. Die Songs sind in sich so schlüssig wie individuell und resultierend daraus hat das komplette Album einfach Charakter.
Das geht schon bei der herzlichen Hörerbegrüßung durch “Defendre Le Rock” los, feinster Oldschool-Hard-Rock mit wunderbarem Orgelriff, und mit dem anschließenden NWoBHMigen “Running Man”, so klassisch wie liebevoll geschrieben, weiter. Dann gibt es noch eine ordentliche Dosis positive Vibes mit dem poppig-niedlichen, klavierangereicherten “Endless Skies” (omg, so viel Dur, so vielseitig und schön komponiert) und dem ebenfalls klavierunterlegten “Wake Up”. Und mit dem neunminütigen Titeltrack habe ich nach langer Zeit endlich mal wieder einen überlangen Track gefunden, der seine Länge komplett mit echtem Inhalt zu füllen vermag. Allein das Ende. Und der Einstieg des Refrains und der Refrain selbst. Meisterwerkchen.
Ich wäre restlos begeistert von “Center Of The Universe”, gäbe es da nicht ein paar Probleme mit dem Gesang, den die Geschwister aus Gründen ebenfalls selbst übernehmen. Nicht nur ist er der einzige Faktor, bei dem die Produktion zu bemängeln ist (Kein Hall, kein Echo, keine Anfettung, wirkt daher gerne mal dünn), gerade der (selten singende) Herr mit der Gurgelstimme übertreibt diese manchmal, will in meinen Ohren nicht in den Gesamtsound passen und wirkt eher wie ein störender Fremdkörper. Der restliche Gesang ist sonst mindestens akzeptabel, manchmal auch ziemlich  gut, aber mehr Arbeit an der Vocalproduktion und Hustenbonbons für besagten Kollegen sollten in Zukunft auf jeden Fall drin sein. Ist somit natürlich ein durchgehender Kritikpunkt, aber halt auch mehr oder weniger der einzige.

Fazit:
Ernsthaft: Wer sich zutraut, auch mal über längere Passagen, in denen der Gesang nicht so ganz funktioniert, hinwegzuhören, der wird mit “Center Of The Universe” nicht nur ein Album in den Händen halten, das retro klingt, sondern auch eins, das dazu noch mit massig Liebe zur Musik geschrieben wurde, das Stimmung transportiert und gleichzeitig alt und frisch klingt. Wär ich der Papa, ich wäre des Todes stolz!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Defendre Le Rock
02. Running Man
03. Black Heart
04. I Stand To Live
05. Endless Skies
06. Center Of The Universe
07. Widow’s Cry
08. Wake Up
09. Dirty Road (Bonus Track)
10. Band On The Run (Bonus Track)

Jannis

MAGIC KINGDOM – MetAlmighty

Band: Magic Kingdom
Album: MetAlmighty
Spielzeit: 61:21 min
Stilrichtung: Symphonic Power Metal
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 22.11.2019
Homepage: www.magic-kingdom.be

IRON MASK – wer die neoklassikbegeisterten Heavy-Metal-Belgier noch nicht kennt, denen sei an dieser Stelle mal der fantastische Track “God Punishes I Kill” (inklusive Video) ans Herz gelegt. Dushan Petrossi, treibende Kraft hinter der Truppe, hat zudem ein zweites Projekt namens MAGIC KINGDOM, mit dem er bereits seit 1999 aktiv ist und die Symphonic-Metallischere Variante von dem macht, was er am besten kann: VIVALDI-Style, fixes Gitarrenspiel auf äußerst hohem Niveau und eingängige Melodien, die im besten Fall ordentlich geil und im schlimmsten Fall kitschiger Schmalz der krasseren Sorte sind.
Wie sieht das nun auf “MetAlmighty” (Näh, Leute, was ein Titel) aus? Nun, es ist immer ein bisschen bitter für die psychologische Wirkung auf den Hörer, wenn der erste Track einer der schlechtesten der Platte ist, und “Unleash The Dragon” ist nicht nur einer der schlechtesten sondern mit Abstand auch noch der Längste. Klar, das Gitarrenspiel von Petrossi ist virtuos, aber die massig eingesetzten Orchestersounds klingen, als hätte man sie mit einem Zehn-Euro-Mic in einer riesigen Kathedrale aufgenommen. Was beim Opener besonders hervorsticht, bleibt leider auch über weite Teile des Albums der Fall: Orchester und Chor wabern irgendwo undefiniert im Hintergrund herum und sind Matsche. Kann atmosphärisch wirken, tut es auch manchmal, aber eben nur selten. Dazu eine Drumarbeit im Refrain, die nicht nachvollziehbar und außer Kontrolle ist und neben alldem fällt fast nicht mehr auf, dass die Gitarren an böseren Stellen wirklich verdammt gut sind.
Aber genug dessen. “In The Den Of The Mountain Trolls” ist ein witzig-foliger Midtempotrack, “Temple Of No Gods” arbeitet zwischen Neoklassic und Party-Power-Metal, mal düster mal folkig gut gelaunt, und ist doch nicht unhitverdächtig, ebenso der Highspeed-Track “Dark Night, Dark Thoughts” mit obligatorischem Cembalo und klassischer Power-Metal-Melodie, wie man sie zum Beispiel in GAMMA RAYs “Anywhere In The Galaxy” findet.
Beim treibenden und orchesterreichen Endtrack “King Without A Crown” passt auch das Orchester weitgehend und mit “Just A Good Man” gibt es noch die langsam-feierliche Tragik-Ballade mit klumpiger Bombastorgel.
Dazu noch ein paar unspektakulärere Tracks mit “MetAlmighty” und “Rise From The Ashes” – doch, das Album ist schon besser, als Name und Opener vermuten lassen. Der große Wurf ist es aber leider nicht geworden, dafür arbeitet der Sound (der Keyboards und insgesamt) ein wenig zu sehr gegen das massive Talent der Musiker. Und man verliert sich doch etwas zu sehr in Klischees und etwas zu viel Durchschnittlichkeit. Was die gelungenen Tracks der Platte natürlich nicht weniger gelungen macht.

Fazit:
Wenn man die Band eh mag, oder IRON MASK oder Symphonic Power Metal, dann könnte man über die unten angeführten Anspieltipps auf jeden Fall mal einen Einstieg in “MetAlmighty” wagen. Spaß macht die Platte streckenweise, insbesondere gegen Ende, schon, aber durch ein paar schwächere Tracks und eben auch durch orchestrale Schwammigkeit muss man dafür eben durch.

Anspieltipps:
“Dark Night, Dark Thoughts”, “King Without A Crown”, “In The Den Of The Mountain Trolls” und “Temple Of No Gods”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Unleash The Dragon
02. Wizards And Witches
03. In The Den Of The Mountain Trolls
04. Fear My Fury
05. Rise From The Ashes, Demon
06. MetAlmighty
07. So Fragile
08. Temple Of No Gods
09. Just A Good Man
10. Dark Night, Dark Thoughts
11. King Without A Crown

Jannis

KINGCROWN – A Perfect World

Band: Kingcrown
Album: A Perfect World
Spielzeit: 46:48 min
Stilrichtung: Heavy/Power Metal
Plattenfirma: ROAR! – Rock Of Angels Records
Veröffentlichung: 01.11.2019
Homepage: www.facebook.com/kingcrownmetal

Ich muss ehrlich sagen: Ziemlich schnell, nachdem ich das letzte Album von KINGCROWN (damals noch ÖBLIVIÖN) rezensiert habe, hab ich es trotz guter Bewertung aus den Augen verloren und angesichts der Masse an neuer Musik, die mich seitdem erreichte, komplett vergessen, was das eigentlich war. Nun, Neustart mit “A Perfect World”, dem Nachfolger von “Resilience”, und ich könnte die Rezension der letzten Platte fast nochmal verwenden.
Nach wie vor machen KINGCROWN Power Metal der härteren Sorte, mit ein paar Chören und Orchestern angereichert, aber abseits von Kitsch (außer bei OVER THE MOON und seiner Acoustic Version). Jo Amores Gesang hat für mein Gefühl erheblich an Qualität zugelegt, er sitzt nun besser und agiert sehr im Sinne der Musik. Man darf sich halt nicht vom Opener “The Flame Of My Soul” stressen lassen, der mit recht tiefen und nicht wirklich gut durchkommenden Vocals beginnt – höher klingt besser und ist auf “A Perfect World” auch die Regel.
Hinsichtlich der Melodien will ich eigentlich auch nicht meckern. Die ganz großen Würfe sind nicht unbedingt dabei, dafür machen Parts wie der Refrain des fixen “The End Is Near” oder die Dur-angehauchten Harmonien von “Soundtrack Of My Existence” melodietechnisch echt Freude. Und wo die Melodien nicht Oberklasse sind, leisten doch die angenehm harten und auf Vielseitigkeit ausgelegten Arrangements ihren Teil, das Unterhaltungslevel in einer angemessenen Höhe zu halten. Eigentlich ist es sogar dieses Verhalten der Band, immer wieder mit Eingängigkeit um die Ecke zu kommen, um diese dann kurzerhand durch einen böseren Abschnitt oder auch einen dezenten Progressive-Faktor zu zerlegen, das das Album, obgleich ich auch nach dem vierten Hördurchgang keine Melodien davon im Ohr habe, beständig interessant hält.
Oh, und dazu gibt es mit “Sad Song For A Dead Child” einen doomigen Hammertrack, der sich aber sowas von sehen lassen kann. Dazu eine Produktion, die klargeht – doch, so halb hoffe ich, auch “A Perfect World” direkt wieder zu vergessen, um beim nächsten Album wieder so angenehm überrascht zu werden.

Fazit:
KINGCROWN ist eine der Bands, die Power Metal machen, der sich nicht in Extreme verrennt und einem nach Track 3 mit seinen nervig-fröhlichen Pisskadenzen bereits nur noch auf die Nerven geht. Stattdessen gibt es auf “A Perfect World” eine unterhaltsame Mischung aus kitschfreieren Power-Metal-Melodien mit einer guten Menge Druck, natürlich und nicht überproduziert klingend und mit Symphonic- und wenigen Progressive-Elementen. Kann ich wenig gegen einwenden!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. The Flame Of My Soul
02. Qumran Caves
03. In The Sky Of Athens
04. The Human Tide
05. Over The Moon
06. The End Is Near
07. Golden Knights
08. Sad Song For A Dead Child
09. Soundtrack Of My Existence
10. A Perfect World
11. Over The Moon (Acoustic Version)

Jannis

NIGHTGLOW – Rage Of A Bleedin‘ Society

Band: Nightglow
Album: Rage Of A Bleedin‘ Society
Spielzeit: 56:12 min
Stilrichtung: Modern Metal vielleicht
Plattenfirma: Logic Il Logic Records
Veröffentlichung: 25.10.2019
Homepage: www.facebook.com/nightglow

Es gibt so Alben, die bekommt man zum Rezensieren, dann hört man kurz mal in die ersten Tracks rein, um ein ungefähres Bild davon zu bekommen, was einen so erwartet, und dann hat man eigentlich schon gar keinen Bock mehr auf die Rezension. So ging mir das mit NIGHTGLOW. Das dritte Album der Italiener ist das erste, das mir von ihnen in die Hände kam, klingt recht roh in die Fresse produziert, mit einer Mischung aus klaren, oftmals verfremdeten und unklaren Vocals, mal im Wechsel und mal übereinander.
Sind NIGHTGLOW offiziell Heavy Metal, so sind sie doch eigentlich die modernere Art, die auch DISTURBED, ROB ZOMBIE und 5FDP (hat nach Thüringen noch eine andere Bedeutung) spielen, nur eben in etwas unpolierter und mehr nach Underground klingend. Und dazu in streckenweise relativ seltsam unkonventionell, aber auf eine smarte gewollte Weise, was mir, der ich mit besagten Bands eigentlich wenig anfangen kann, das Album um einiges versüßt hat.
Das beginnt bereits bei “Circus Of The Damned”, dessen Mix aus höchst asozial röhrenden Gitarren, einem obskuren Einbau von Horror-Zirkus-Elementen in der Strophe und gemeinen, die Chorusmelodie begleitenden Gitarren doch ziemlich Spaß macht. Fuck@looza beginnt schwer ROB-ZOMBIE-beeinflusst, knallt im Refrain ungleich heftiger und offenbart plötzlich seine echt schöne melodische Seite. Unvorhersehbares Ding, ziemlicher Hit auch.
Trocken und knackig erfreut “On Your Own” anschließend mit Telefon-Dialogpartnerin im Prechorus (coole Idee und gut umgesetzt) und “Overlord” überzeugt nicht nur durch sein edeles Midtempo-Riff sondern auch durch seinen Charakter als einmal durch den Aggrowolf gedrehter harmonischer Power-Metal-Track.
“Alive” packt den Humpa-Thrash-Beat aus, “Gone” ist eine Ballade aus cleanen Gitarren, Gesang und ein paar Streichern (aber halt ganz ganz anders als man sich das anhand dieser Beschreibung vorstellt), “The Last One” mutet DISTURBEDig an, mit einem Synth im Hintergrund, das so tut, als solle es episch wirken, und einer plötzlich reinkommenden Gesangsline auf einer Frequenz (?!), die man nicht erwartet. Und auch der Bonustrack “Daenerys” lohnt im Kontext des Albums mit seinem vergleichsweise melodiösen Refrain und dem seltsamen gesprochenen Prechorus, das finale “Erzsébet”, dessen Ende fast sentimental ausfällt, ebenso.

Fazit:
Nee, eigentlich ist das nicht so meine Musik. Aber unabhängig dessen ist “Rage Of A Bleedin‘ Society” eine Platte, die aggressiv wie melodisch, böse wie humorvoll, angepisst wie klug ist. Und mit Sicherheit keine, die einmal gehört irgendwo in den Tiefen meines Musikordners verrotten wird.

Anspieltipps:
“Fuck@looza”, “Gone”, “Daenerys” und “Erzsébet”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Thy Flesh Consumed
02. X
03. Circus Of The Damned
04. Fuck@looza
05. On Your Own
06. Overlord
07. Alive
08. Gone
09. Mofo Social Club
10. The Last One
11. Feed My Demon
12. Daenerys (Bonus Track)
13. Erzsébet

Jannis

SPITEFUEL – Flame To The Night

Band: SpiteFuel
Album: Flame To The Night
Spielzeit: 48:25 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Black Sunset/MDD
Veröffentlichung: 08.11.2019
Homepage: www.facebook.com/Spitefuel

“Flame To The Night” – so weit, so DRAGONFORCE. Tatsächlich lässt jedoch schon das Cover von SPITEFUELs drittem (bzw. viertem, wenn man die STRANGELET-Zeit mitrechnet) Album erahnen, dass die Reise in eine etwas andere Richtung gehen wird. Und tatsächlich ist dem so, mit einem Mix aus Heavy und etwas Modern Metal sowie Heavy Rock kommen die Süddeutschen um die Ecke, unter neuer Führung von Philipp Stahl ( \m/ ), auf dem nach dem Ausstieg des allseits beliebten Stefan Zörner nun natürlich ein gewisser Druck lastet. Zur Beruhigung: Stahl macht einen guten Job, mit einer ausgewogenen Mischung aus cleanen, leicht belegt und ein wenig klinisch wirkenden Vocals und saftigen Growls/Shouts. Fügt sich gut in den Gesamtsound ein, passt für mich, obgleich das natürlich im Auge des betrachtenden Stefan-Fans liegt.
Auch der Sound ist absolut gelungen und trägt mit Bravour den kompromisslosen Metal von SPITEFUEL. Keyboards, Kitsch und Wohlfühlmelodien sucht man hier vergeblich, wird dafür aber bestens mit gemeinen Riffs, ordentlichem Uptempo und lässigem Midtempo versorgt, ohne dass dies auf Kosten der Melodiösität ginge. Balladen sind dementsprechend auch nicht vorhanden, am ehesten ginge noch “Till I Die” mit seinem zeitweisen ruhiger-Rocksong-Modus als solche durch, aber selbst der Track kommt noch auf Touren, etwas melancholischer und mit mitsingbarem Ooooh-ooooh-ooooh-Chorus. Überhaupt sind die elf Tracks auf “Flame To The Night” extrem live-kompatibel. In jedem von ihnen lädt ein Refrain zum Mitgrölen ein, stachelt ein Intro oder eine Bridge zum rhythmischen Öy-Intonieren an.
Verschnaufpausen sind Mangelware. Ob Midtempo-Track (der im Refrain häufig auf Uptempo gepumpt wird) der Sorte “Firewater”, “Two-Faced” oder “Bad Boy” oder Uptempo-Track á la “Machines”: Die Songs knallen, verzichten bis auf wenige Ausnahmen auf eingängiges Geweicheiere und sind kompositorisch wie spielerisch purer Metal. Klar, eine etwas softere Strophe im durch seine ungewöhnliche Melodieführung herausstechenden “Silent Guard” darf mal sein, eine getragene Gitarrenmelodie hinterm Chorus des eine leicht feierlich-verabschiedende Grundstimmung transportierenden Endtracks “Try To Hate Me” auch. Und sogar ein Acht-Minuten-Track ist mit “Through The Shades” dabei, mit gelungenem Refrain, ruhigem Intro und zeitweisem MOTÖRHEAD-Feeling.
Bis auf die Tatsache, dass man in die Mittelteile ein wenig mehr Liebe hätte investieren können, gibt es eigentlich nicht groß was zu bemängeln und das Verlangen, die Truppe mal live bestaunen zu dürfen, sollte “Flame To The Night” auf jeden Fall wecken.

Fazit:
Nein, hier geht es nicht um ausgeklügelte Melodien, hier geht es um aggressiven Heavy Metal, der top geschrieben ist als das, was er ist, dazu von Philipps Vocals eine Bonusportion Kurzweiligkeit erfährt und zu guter letzt fein produziert ist. Ganz viel Metal, kein Bullshit. Reife Leistung!

Anspieltipps:
“Through The Shades”, “Try To Hate Me”, “Firewater” und “Stand Your Ground”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Flame To The Night
02. Stand Your Ground
03. Machines
04. Trick Or Treat
05. Till I Die
06. Bad Boy
07. Two-Faced
08. Through The Shades
09. Firewater
10. Silent Guard
11. Try To Hate Me

Jannis

DANGER ZONE – Don’t Count On Heroes

Band: Danger Zone
Album: Don’t Count On Heroes
Spielzeit: 50:32 min
Stilrichtung: AOR
Plattenfirma: Pride & Joy Music
Veröffentlichung: 18.10.2019
Homepage: www.dangerzoneweb.com

Es gibt so einige Bands, die releasen gefühlt fünf Alben an einem langen Wochenende. Andere wiederum lassen sich etwas mehr Zeit, so zum Beispiel die Italiener von DANGER ZONE, die für diese Albenzahl eher 35 Jahre aufwärts benötigen, was in diesem Fall auf gewisse Startschwierigkeiten wie nicht erscheinende Alben zurückzuführen ist. War der Anfang eher holprig, so haben die sechs Kollegen in den letzten sieben Jahren immerhin drei veröffentlicht, das aktuelle “Don’t Count On Heroes” eingerechnet. AOR und Hard Rock, Tendenz zu ersterem, gehen auf der Platte Hand in Hand, auf ziemlich prototypische Weise. Die Produktion von Gitarrist Roberto Priori und Jody Gray, den man schon aus den 90ern kannte, ist makellos, auch an den Vocals von Giacomo Gigantelli ist nichts auszusetzen. Die Songs sind klassischer AOR, mal in Hard-Rock-Gefilden stöbernd (“Rolling Thunder”, “Down To Passion”), mal balladig-mächtig (“Rise Again”, “Forever Now”, “Eternity”), mal purer Klischee-AOR (“Hang On To Your Heart”). Dicke Synth-Chords sind keine Mangelware, ebenso nicht die typischen Melodiewendungen inklusive der klassischen positiven Dur-Grundstimmung, natürlich mit die Regel bestätigenden Ausnahmen wie dem besagten “Breakaway”.
Der Kitschfaktor ist unkonstant, bei der 6/8el-Ballade “Rise Again” tatsächlich weniger ausgeprägt als beim leicht schmalzigen “Destiny” mit seinem schön komponierten Refrain.
Kompositorisch arbeiten DANGER ZONE nach allen Regeln der Kunst, wissen diese dank langjähriger Erfahrung aber so einzusetzen, dass “Don’t Count On Heroes” nicht zu einer lieblos aneinandergereihten Ansammlung aus Phrasen verkommt. Neu ist dieser Sound auf keinen Fall, das war jedoch auch offensichtlich nicht das Ziel und es bleibt dem Einzelnen überlassen, ob er in der stilistischen Vertrautheit die darübergestreuten Stilabweichungen und netten Wendungen als genug (oder vielleicht auch als zu viel) wahrnimmt. “Don’t Count On Heroes” ist kein ganz gewöhnliches AOR-Album, aber unter den nicht ganz gewöhnlichen ist es ein gewöhnliches. Und das ist in einer Zeit, in der klassisch klingende Musik jeglicher Genres von unzähligen Bands gespielt wird, eigentlich schon eine ziemlich gute Sache!

Fazit:
Harmonisch, nicht allzu heavy aber auch nicht lasch, ein bisschen vielseitig, gut synth-angereichert, oft gut gelaunt mit Tendenz zum Kitsch, all das stark gespielt, gesungen und geschrieben und mit Power produziert – wer sich davon angesprochen fühlt, den wird “Don’t Count On Heroes” mit Sicherheit abholen!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Demon Or Saint
02. Faster Than Love
03. Somewhere Out There
04. Destiny
05. Down To Passion
06. Rise Again
07. Hang On To Your Heart
08. Forever Now
09. Rolling Thunder
10. Breakaway
11. Eternity

Jannis

MICHAEL BORMANN’S JADED HARD – Feels Like Yesterday

Band: Michael Bormann’s Jaded Hard
Album: Feels Like Yesterday
Spielzeit: 56:37 min
Stilrichtung: Melodic Rock
Plattenfirma: RMB Records
Veröffentlichung: 25.10.2019
Homepage: www.facebook.com/MBJadedHard

Es ist halb acht abends, ich habe meine mentalen Kapazitäten für den Tag eigentlich schon ausgereizt und muss nun herausfinden, wie ich JADED HEART am Anfang meiner Metallerkarriere 2009 live sehen konnte, obgleich sie laut Promotext 2004 aufgelöst wurden. Viertelstunde später kann ich informieren: Lediglich Gründungssänger Michael Bormann hat sich getrennt, der Rest der Truppe war ab dann mit geändertem LineUp nach wie vor unterwegs. Und Bormann zog ab 2017 noch einmal mit einem Best Of-Programm von 1990 bis 2004 umher und bekam im Zuge dessen Bock auf neue Songs. Ja nu, here we go. “Feels Like Yesterday” ist draußen mit zwölf neuen Tracks und einer knappen Stunde Spieldauer. Die Platte bewegt sich zwischen Classic und Melodic Rock sowie AOR und ein bisschen Metal, gut gespielt und erwartungsgemäß gut von Bormanns starker Rockstimme und stimmigen Backing Vocals geführt. Heavy ist das Ganze selten, tatsächlich ist man in den Strophen doch oft eher balladig unterwegs, was sich gerade dann sehr rentiert, wenn auf die ruhige Strophe wie bei “Won’t Surrender” ein druckvoller Chorus einsetzt. Keyboards sind trotz der AOR-Einflüsse explizit sparsam eingesetzt, was durchaus gut tut. Immer die gleichen 80er-Synth-Chords sind eben auch nicht unbedingt nötig. Wenn denn auf Keys zurückgegriffen wird, geschieht dies absolut im Sinne der Musik, beispielsweise bei den Streichern und der Orgel im intensiven “Shout It All Out”. Stimmungstechnisch gibt es eine angenehme Auswahl. Während Tracks wie “It Feels Like Yesterday” oder “Just One More Step Away” eher melancholisch anmuten, wird auf der anderen Seite das Gute-Laune-Pedal bei “Mr Mysterious” oder “Everyone Is A Rockstar” in feinster Kickdown-Manier bedient. Und obgleich man doch oft nach den Regeln der verwendeten Genres spielt, ist immer Platz für Charakter und Individualität. Eine komplette Ballade gibt es nicht, auch wenn unter anderem “Don’t You Ever Leave” durchaus in die Richtung geht, dank des Refrains aber knapp über der Grenze zum ruhigen Rocksong liegt.
Kritik am Album ist an dieser Stelle sehr subjektiv. Die paar mehr Ecken und Kanten, die ich mir von einem Album wünsche, müssen halt in diesem Genre nicht unbedingt sein, ebenso das gewisse Maß an Bonushärte, die mir persönlich fehlt. Die leicht holzige Produktion wäre noch so ein Punkt, die passt aber in ihrer Handgemachtheit auch zum Stil. Und vielleicht ist die Genre-Klischee-Arbeit doch ein wenig zu hart (hier der eher objektive Kritikpunkt), da sie doch einige Male zu Vorhersehbarkeit führt. Aber an sich ist “Feels Like Yesterday” ein absolut positives Nostalgiealbum mit Liebe zum Detail geworden, das sich im Vergleich zu Genrekollegen doch einige Freiheiten nimmt und damit das gewisse Etwas erhält.

Fazit:
Dementsprechend kann Bormanns Rückkehr Freunden melodischen Rocks mit Classic-Hard-Rock-AOR-Spirit wärmstens an’s Hard gelegt werden. Und Freunden alter JADED HEART sowieso. Es ist immer schön, wenn Bands dieses Genres Individualität beweisen und nicht nur versuchen, möglichst wie die Großen zu klingen. Und Mb’s JADED HARD beweisen Individualität. Genau genommen gehören sie halt auch zu den Großen.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Feel Like I’m Living
02. It Feels Like Yesterday
03. Won’t Surrender
04. Bring Me Higher Love
05. We’d Still Make It
06. Mr Mysterious
07. Good Times
08. Just One More Step Away
09. Don’t You Ever Leave
10. I’m A Son Of A Gun
11. Shout It All Out
12. Everybody Is A Rockstar

Jannis