SAEKO – Holy We Are Alone

Band: SAEKO
Album: Holy Are We Alone
Spielzeit: 50:44 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Pride & Joy Music
Veröffentlichung: 20.08.2021
Homepage: www.facebook.com/SaekoIronEmpress

Es gibt Bands, die sich gefühlt zusammensetzen und darüber nachdenken, wie sie das nächste Album vollkriegen können. Dann kommt eine zweite Ballade dabei raus, Narration vor jedem zweiten Song, fünf Minuten Outro und vier Lückenfüller. Aber es gibt auch SAEKO, bei der die Frage eher lautete, wie man all die gesammelten Ideen irgendwie sinnhaft in einem Album unterbringt. Kein Wunder, schließlich lag ihr Projekt 15 Jahre auf Eis und oh Junge, die Frau hatte kreativen Druck. Mit ihrer deutsch-italienischen Truppe aus Guido Benedetti (TRICK OR TREAT, Gitarre, Keyboard, Co-Songwriting), Alessandro Sala (RHAPSODY OF FIRE, Bass) und Michael Ehré (GAMMA RAY, THE UNITY etc., Drums) im Rücken und der astreinen Produktion unter TRYPTIKONs V. Santura hat sich ein Problem der ersten beiden Alben schonmal gegeben: Die Platte ist nicht nur von einem Team aus absoluten Vollprofis sauber und durchdacht eingespielt, sie klingt auch bestens.
Saekos Stimme tut an der Stelle ihr Übriges. Ob durchdringend kraftvoll metallisch, operesk oder poppig: Die Vocals sind wunderbar wandlungsfähig und in jedem Stil professionell klingend.
Textlich geht’s um die Reise einer wiedergeboren werdenden Seele über verschiedene Länder der Welt (was auch die Namensgebung der Songs erklärt), die Lyrics sind dementsprechend auch mal auf deutsch, hawaiianisch oder sanskrit (!) und die Reise spiegelt sich in der Musik wieder, die dem durchschnittlichen, musikalisch europäisch sozialisierten Metal-Europäer leicht zu hören fällt, dabei jedoch ein richtiges Maß an landestypischen unterschiedlichen Einflüssen und einen präsenten aber nicht “Folk-Metal”-relevanten Anteil an traditionellen Instrumenten mitbringt.
Kann man machen, um über mangelnde Tiefgründigkeit hinwegzutäuschen, auf “Holy Are We Alone” passiert jedoch das exakte Gegenteil.
Verdammt, ist dieses Album unterhaltsam. Track 1 und 10 streichen wir mal, das sind kurze Narration-Tracks, doch bereits “Japan” geht voll auf’s Ganze. Ja, das ist schon Power Metal, aber mit guten Melodien, einem gesunden Maß an mehr Komplexität auch in der Strophen- und Chorusarbeit und mit einem höchst spaßigen Mittelteil mit funkiger Bass- und fröhlicher Gitarrenline (plus mehr), der dem Zuhörer unmissverständlich klarmacht, dass ihn hier ein absolutes Entertainmentpaket erwartet. “UK” ist sympathisch fröhlich mit seinen Flötchen, schlagerig-eingängig, aber in keinster Weise nervig oder zu standard, und bei “Germany” wird es 8,5 Minuten ebenfalls hart vielseitig, mit bemerkenswert gut gesungenen “Königin der Nacht”-Parts (denn das muss man ohne Scheiß auch erstmal hinkriegen) und deutlichem Neoklassik-Anteil. “In “India” ist man intensiv-dicht unterwegs, “Brazil” ist klavier-supporteter astreiner Power Metal und “Hawaii” ist gut gemacht, aber für meinen Geschmack zu Disney.

Fazit:
Das ist eine der Rezensionen, bei denen ich ewig weiter schreiben könnte, über all das Detailreichtum und die starken Kompositionen, die Ausführung vonseiten aller Beteiligten und die Unkonventionalität bei gleichzeitiger Eingängigkeit. Würde aber ausarten, also lasst Euch überraschen, aber gebt dem Ding eine Chance. Power Metal, wie man ihn sich wünscht, wie man ihn aber nicht erwartet.

Anspieltipps:
“Japan: In My Dream”, “Germany: Rebellion Mission”, “India: Farewell To You I (From Father To Son)” und “Brazil: Splinters Of The Sun“

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Circle Of Life
02. Japan: In My Dream
03. Syria: Music, My Love
04. UK: Never Say Never
05. Germany: Rebellion Mission
06. India: Farewell To You I (From Father To Son)
07. Brazil: Splinters Of The Sun
08. Hawaii (USA): Farewell To You II (From Mother To Daughter)
09. Russia: Heroes
10. Holy Are We Alone

Jannis