WARWOLF – The Apocalyptic Waltz

Trackliste:

01. Apocalyptic Waltz
02. Silver Bullets
03. Spawn Of Hell
04. Flying Dutchman
05. Die In Dignity
06. Jealous Clown
07. Rivers Of Blood
08. Kingdom Of Fools
09. Legacy Of Salem
10. Bloodlines
11. Resistance
12. Van Helsing’s Dream

Spielzeit: 65:37 min – Genre: Heavy Metal – Label: Metalapolis Records – VÖ: 29.09.2023 – Page: www.facebook.com/WARWOLFofficial

 

Man muss ja den regionalen Untergrund supporten, und was könnte für mich regionaler sein als WARWOLF, die seit gefühlten Ewigkeiten jeden zweiten Samstag den Support in meinem Stammclub, dem Kubana in Siegburg, geben und kürzlich noch keine zehn Minuten von meinem Zuhause entfernt Open Air aufgetreten sind?
Vor 2022 noch als WOLFEN unterwegs macht das Quintett traditionellen Heavy Metal mit ordentlich NWOBHM-Einflüssen. Die Art, die Leute in Kutten anzieht und für die Ü50er wie U20er dieser Spezies aus dem Köln/Bonner Raum einen verlässlichen gemeinsamen Nenner darstellt.
Andreas „Lippi“ von Lipinski traut man mit seinen trocken-lustigen Ansagen mit ordentlich Kölsche-Jung-Vibes dabei äußerlich erstmal gar nicht so eine Vocal-Leistung zu. Da geht ein echt schönes leichtes Bruce-Dickinson-Vibrato ebenso wie softe Vocals, aber natürlich auch die kraftvolle Prototyp-Metal-Stimme. Und während das Vocal-Potenzial gerade zu Beginn des ersten Songs noch nicht voll durchscheint, lohnt sich hier ein Dranbleiben. Das Ding ist eh über acht Minuten lang und entfaltet sich in bester MAIDEN-Manier, mit denen die Truppe nicht von ungefähr immer wieder mal verglichen wird.
Über eine Stunde und zwölf Songs gibt es auf der neuen Platte „The Apocalyptic Walz“ schön oldschooligen Metal im Spirit der großen Briten, inklusive der angenehmen ruhigen Parts mit cleanen Gitarren und so einigen Wendungen, die man von ihnen kennt. Das wird kombiniert mit einigem groovenden Midtempo und vermehrtem Einsatz dickerer Backing Vocals, was dem Album erheblich zugute kommt. Hier kratzen WARWOLF auch immer mal wieder an GRAVE-DIGGER-Feeling, was angesichts der Tatsache, dass „The Apocalyptic Waltz“ von DIGGER-Sänger Chris Boltendahl aufgenommen und produziert wurde, wenig verwundert.
Die Produktion ist tatsächlich einer der kleinen Anlässe zu Kritik. Klingt alles sehr ordentlich, ist aber ein wenig obere-Mitten-lastig. Hier wäre etwas finale Frequenzarbeit begrüßenswert gewesen. Und Tradition in allen Ehren, aber ein bisschen mehr Mut zur Innovation wäre schön gewesen. WARWOLF verlassen sich sehr auf ihren klassischen Grundstil, den sie mit Elementen anderer, nicht minder klassischer Sub-Stile wie Teutonic Metal anreichern, weil es ja auch geil ist. Aber die Überraschungen auf „The Apocalyptic Waltz“ beschränken sich damit zumeist auf die Tatsache, wie schön authentisch man das umgesetzt bekommen hat, und weniger auf Unvorhersehbarkeit in der Komposition.

Fazit:
Live sind WARWOLF ein ziemlicher Knaller, und auch auf Aufnahme müssen sie sich hinter anderen Classic-Heavy-Metal-Bands nicht verstecken. Und seien wir ehrlich: Wenn jemand das Rad neu erfindet, gute Sache. Aber wenn schon jemand ein hervorragend funktionierendes erfunden hat, dann ist jemand, der es in hoher Qualität nachbauen und dann noch schön anmalen kann, immer wertvoll.

Anspieltipps:
„Jealous Clown“, River Of Blood“ und „Legacy Of Salem“

Jannis

U.D.O. – Touchdown

Trackliste:

01. Isolation Man
02. The Flood
03. The Double Dealer’s Club
04. Fight For The Right
05. Forever Free
06. Punchline
07. Sad Man’s Show
08. The Betrayer
09. Heroes Of Freedom
10. Better Start To Run
11. The Battle Understood
12. Living Hell
13. Touchdown

Spielzeit: 53:59 min – Genre: Heavy Metal – Label: Atomic Fire Records – VÖ: 25.08.2023 – Page: www.facebook.com/udoonline

 

Man muss sich wirklich fragen, ob man in der Zeit, in der man die Rezension zu einem neuen U.D.O.-Album liest, nicht mit der Lektüre von irgendwas anderem zu mehr Erkenntnisgewinn gelangen kann. Und ja, da ist schon was dran. Umso mehr Dank an dieser Stelle allen Lesern, die dranbleiben! Das 19. Studioalbum des deutschen Metal-Botschafters mit der legendär-kreischigen Stimme (ACCEPT-Alben natürlich nicht eingerechnet) nennt sich „Touchdown“, kommt erneut mit Udos Sohn Sven an den Drums und anderen erfahrenen Musikern daher und hat einen erwartungsgemäß saftig-knackigen Sound, bei dem man, wie schon beim Vorgänger, die Vocals an einigen Stellen ein klein wenig lauter hätte drehen dürfen.
Die Platte ist eine Viertelstunde kürzer als das 2021er „Game Over“, was gut ist, denn nach 50 Minuten ist die Luft dann auch irgendwann raus.
Der geneigte U.D.O.-Fan kann an dieser Stelle schonmal aufatmen, Bedürfnisse werden befriedigt. Da ist mit „Forever Free“ der ganz melodische Song, mit „The Betrayer“ der ganz aggressive, und ansonsten ganz viel dazwischen – inklusive kleinem Klassik-Solo, dieses Mal in Form von MOZARTs Rondo Alla Turca, was natürlich eine absolut exquisite Wahl ist (ne, „Metal Heart“, looking at you!).
Das klassische abgespeckte Midtempo, das wir alle von U.D.O./ACCEPT so lieben, ist ebenfalls ordentlich vertreten, dazu aber auch eine gute Menge an schnelleren Songs/Parts, die gefühlt etwas generischer ausfallen und ihren U.D.O.-Bezug primär durch die charakteristischen Vocals behalten.
Ansonsten macht „Touchdown“ im Vergleich zu seinen Vorgängern in Sachen Riff-Qualität und Coolness-Faktor leichte Abstriche. Nicht falsch verstehen, Andrey und Fabian machen an der Gitarre einen hervorragend souverän-intuitiv wirkenden Job und beispielsweise der Chorus von „Punchline“ lässt jeden nicken, der sich über den Besitz von Nackenwirbeln freuen kann. Aber ganz erreicht man dann eben doch nicht die Menge an Spirit der letzten Releases.

Fazit:
Kann halt auch nicht jedes neue Album das beste der Band sein. Aber Jesus, Udo kann kein schlechtes Album rausbringen. Das ist eine von wenigen universellen Wahrheiten und sie hat sich auf „Touchdown“ ein weiteres Mal bestätigt! Jetzt erstmal Mozart hören. Und dann nochmal „The Battle Understood“!

Anspieltipps:
„Fight For The Right“, „The Battle Understood“, „Punchline“ und „The Betrayer“

Jannis

BLACK & DAMNED – Servants Of The Devil

Trackliste:

01. Hyena’s Call
02. Rise To Rise
03. Dreamhunter
04. The Quantum You
05. Golden Wings
06. Inside
07. Black And Damned
08. King And Allies
09. Hail To The Gods
10. Welcome To Madness
11. Servants Of The Devil

Spielzeit: 50:33 min – Genre: Heavy/Power Metal – Label: Rock Of Angels Records – VÖ: 28.04.2023 – Page: www.facebook.com/blackanddamned

 

Wir schreiben das Jahr 2020. Alle Metalbands, die sich neu gründen, fragen sich, wie sie möglichst freshe elektronische Elemente, sickere Breakdowns und crispy Shouts in ihrer Musik unterbringen und gleichzeitig harten und zu 0% rohen Sound hinkriegen. Alle Metalbands? Nein, da gibt es noch BLACK & DAMNED, denen Zeitgeist gepflegt am Rektum vorbei geht und die ihre Einflüsse hörbar in Legenden wie GRAVE DIGGER liegen, deren Stil zu Unrecht und aus purer Ignoranz heutzutage viel zu selten als Vorbild dient.
Aber was soll’s, dafür gibt es ja eben BACK & DAMNED. Die Stuttgarter haben nach ihrem starken Debüt „Heavenly Creatures“ nun „Servants Of The Devil“ parat und leisten ihren wertvollen Beitrag zu dem ehrwürdigen Teil der deutschen Metalszene, den ein natürlich verurteilenswerter, im letzten Jahrtausend hängengebliebener Redakteur als „den Teil mit den Eiern“ beschreiben würde.
GRAVE DIGGER hört man aus „Servants Of The Devil“ wohl als klarsten Einfluss heraus (auf die positive „Für Fans von“-Weise), doch kommt da noch einiges an düsteren Power-Metal-Elementen hinzu, mit fetten Vocals, Orchester, ein paar Keyboards und melodielastigeren Tracks sowie einer überdurchschnittlichen Menge an verstärkt balladigen Songs, die aber immer noch gut auf’s Maul geben. Der Sound ist Bombe, Vocals und Bandleistung ebenso und der Power-Metal-Anteil in aller Regel düster oder melancholisch gehalten, vom „FLYYYYY AWAY ON GOOOOLDEN WINGS OF FREEEEDOM“-Chorus von „Golden Wings“ mal abgesehen.
Und die Mischung ist bestens gelungen. BLACK& DAMNED trauen sich stumpf-brachiale Banger aus 100% Metal, ausgeprägtere Melodiearbeit, wo angemessen; sie verwechseln Emotionalität nicht mit Kitsch, bringen Klavier, Orchester und Synths da ein, wo sie Sinn ergeben, wissen um die Vorzüge von guter Groove-Arbeit, rauen Vocals und massiv Druck in Komposition und Produktion.
Die Kritikpunkte beschränken sich auf das klassische „Aber zwei, drei Songs sind was schwächer und Part XY ist nicht so geil“, einen deutschsprachig gesprochenen Part im Mittelteil von „King And Allies“, der mir leichtes körperliches Unwohlsein beschert, und… joah, Ende.

Fazit:
Und damit ist „Servants Of The Devil“ und BLACK & DAMNED insgesamt ein absoluter Lichtblick in einer Szene, die frisches Blut so langsam doch echt nötig hat. Wenn die Platte die Bewerbung war, dann sollte ihnen der Job als Junior-Vertreter der „Old German Wave of True Teutonic Power Metal“ sicher sein.

Anspieltipps:
„Dreamhunter“, „Golden Wings“, „Hail To The Gods“ und „Welcome To Madness“

Jannis

GRAVE DIGGER – Symbol Of Eternity

Trackliste:

01. The Siege Of Akkon
02. Battle Cry
03. Hell Is My Purgatory
04. King Of The Kings
05. Symbol Of Eternity
06. Saladin
07. Nights Of Jerusalem
08. Heart Of A Warrior
09. Grace Of God
10. Sky Of Swords
11. Holy Warfare
12. The Last Crusade
13. Hellas Hellas

Spielzeit: 49:43 min – Genre: Teutonic Heavy/Power Metal – Label: Rock Of Angels Records – VÖ: 26.08.2022 – Page: www.facebook.com/gravediggerofficial

 

Man kann die Platte jetzt nicht wirklich als Geheimtipp bezeichnen, aber dafür, dass „Knights Of The Cross“ ein so grandioses Album ist (und subjektiv eins der besten der Band), findet es bei Erwähnung von GRAVE DIGGER viel zu wenig Beachtung. Aber GRAVE DIGGER sind weder Disney noch Warner Brothers, also widmet man dem Werk einfach trotzdem ein Sequel, einen Nachfolger. Angst und Hoffnung lagen bei der Ankündigung zumindest bei mir eng zusammen, schließlich fiel das 1998er Album melodischer und atmosphärischer aus, als so einige neue Sachen der deutschen Legende, und melodisch auf eine andere Weise, als man es heutzutage von ihr gewohnt ist. Würde das neue Album „Symbol Of Eternity“ also Fortsetzung in rein textlicher Hinsicht bedeuten oder auch den musikalischen Spirit des „Originals“ einfangen?
Der erste Hördurchgang lässt alle Sorgen nichtig werden. Ja, kurz zuvor, so gaaaanz erreicht die Platte die Qualität von „Knights Of The Cross“ nicht, aber wann war jemals der zweite Teil von irgendwas besser als der erste? Mein Anspruch an „Symbol Of Eternity“ war ein nostalgischer Ausflug in diese Jahrtausendwende-Phase von GRAVE DIGGER und Junge Junge, er wurde erfüllt.
Statt mit der Zeit zu gehen und den Stil von „Knights“ klangtechnisch und kompositorisch ins Jahr 2022 zu transportieren (was eine ganz schlechte Idee gewesen wäre), ist man offenbar ins Jahr 1999 gereist und hat „Symbol“ dort geschrieben, aufgenommen und produziert. Die Rohheit des Sounds ist bezaubernd, die Handgemachtheit des Albums unbestreitbar und so einige sympathische Unzulänglichkeiten, die „Knights“ zweifelsohne hatte, sind wieder mit dabei (habe ich gerade Mankos positiv geframt? Schon, aber ich stehe dazu). Orchestrale Elemente sind manchmal recht authentisch (beispielsweise beim Intro), manchmal nicht („The Last Crusade“), aber absolut authentisch sollen sie nicht sein, waren sie bei „Knights“ auch nicht. Und: Der Spirit des ersten Teils ist zurück. Aber sowas von. Mehr Fokus auf größere, hymnische Chorus-Melodien, die mit erstaunlich wenig Wiederholungen auskommen, dabei aber kompositorisch tatsächlich nach unveröffentlichtem Material von 1998 klingen. Storytelling durch Musik, Wendungen, die GRAVE DIGGER seit einiger Zeit kaum noch verwenden, aber charakteristisch für „Knights“ waren. Schnelle, erbarmungslose Tracks im Stil des Songs „Knights Of The Cross“, langsamere, melodieorientierte Tracks à la „The Keeper Of The Holy Grail“. All das, was „Knights“ seine Identität verliehen und ihm seine ganz eigene Qualität gegeben hat, ist wieder da, präsentiert von einer Band, die anscheinend selbst ein paar Schlucke aus dem Gral nehmen und eine Verjüngung von 24 Jahren erleben durfte. Wie gesagt, nicht ganz auf dem Level des Originals,

Fazit:
aber ein Album, das sich mit Stolz und absoluter Berechtigung Nachfolger von „Knights Of The Cross“ nennen darf und dem man ohne das Lesen dieser Rezension nicht angemerkt hätte, dass es sich um eine 2022er Veröffentlichung handelt (vielleicht wäre es als ein 2022 halbwegs remastertes 1998er Album durchgegangen, okay) – was vielleicht nicht für alle GRAVE-DIGGER-Fans ein Kaufargument ist, aber ganz im Sinne vieler Fans des ersten Teils die beste Art sein dürfte, dieses Album zu konzipieren!

Anspieltipps:
„King Of The Kings“, „Symbol Of Eternity“, „Grace Of God“ und „Nights Of Jerusalem“

Jannis

FREAKS AND CLOWNS – We Set The World On Fire

Trackliste:

01. Am I A Freak Or Just A Monster
02. We Set The World On Fire
03. When Evil’s Got A Hold On You
04. Hell Raising Woman
05. Scream Until You Like It
06. Dogs Of War
07. Fight Fire With Fire
08. Dance Of The Dead
09. One Last Ticket
10. Toxic
11. Children Of The Night
12. Freaks Of The Town
13. Heaven’s Calling My Name

Spielzeit: 56:39 min – Genre: Heavy Metal/Teutonic Metal/Hard Rock – Label: Metalville Band & Label Pool – VÖ: 28.01.2021 – Page: www.facebook.com/freaksandclowns

 

Ich muss ja sagen, ich bin den FREAKS AND CLOWNS nicht wirklich böse, dazu funktioniert ihr harter, riff- und groove-lastiger Teutonic Rock einfach zu gut. Die keifende Stimme, die nicht zuletzt an ein bis zwei ACCEPT-Sänger erinnert, die brechende Schwere in Produktion und Spiel, die simplen und scheißcoolen Melodien (ebenfalls ACCEPTig) und natürlich die charakteristischen Parts, in denen das Tempo noch einmal halbiert wird und jedem Hörer automatisch fünf Sonnenbrillen wachsen, das ist ein Erfolgskonzept, mit dem ich mich bestens arrangieren kann. Auch die Tatsache, dass man ein paar mal ruhigere Töne einbringt auf “We Set The World On Fire”, tut der Musik des schwedischen Quintetts gut und sorgt dafür, dass das dritte Album der Truppe um Ex-ASTRAL-DOORS-Gründungsmitglieder Johan Lindstedt und Chrille Wahlgren sich ein wenig (wenn auch etwas zu wenig) von den Vorgängern abhebt. Klar, so manche Songs auf “WSTWOF” ähneln sich zweifelsohne, aber das weiß und erwartet man, wenn man die Truppe mag. Denn, für alle, die noch keinen Einblick in das Schaffen der Herren haben: FREAKS AND CLOWNS hört man nicht wegen musikalischer Komplexität und ausgefeilten Kompositionen, sondern wegen einer Stunde extrem dicker und wirklich sehr behaarter Eier.
Damit ist über “WSTWOF” alles gesagt und mir bleibt der Rest der Rezension für einen liebevollen Rant. Denn Jesus, sie haben es wieder getan. Ich kann Texte für gewöhnlich sehr gut ausblenden, ein Album steht und fällt für mich mit seiner musikalischen Qualität, aaaaaaber:
Letztes Album, Auszüge aus den lyrischen Ergüssen: Track 1: “We are the justice elite”. Track 2: “I am the man with the power”. Track 4. “We are the angels”. Track 5: “I’m alive” Track 7: “We are Fire. We are one for all”. Track 9: “We are the flames of fury”. Track 10: “Am I…” (In Frageform. Kreativ). Track 11: “I’m just more than meets the eye”.
Aktuelles Album: Track 1: „Am I a freak or just a monster?“ (Abermals Frageform, Shakespeare wäre neidisch). Track 4: Überraschung, „I am a hellraising woman“ kommt tatsächlich nicht. Track 5: „I am the devil in disguise“ UND „I’m the king of kings“. Track 6: „We are the dogs of war“. Track 10: „I’m so toxic“, „I am the fire“, „I am the sin“ et fucking c. Track 11: „We are the children of the night“. Das, liebe Freunde, ist vermutlich nur eine Auswahl, da mir ein Haufen von Aussagen, was „I“ oder „We“ sind, vermutlich durch die Lappen gegangen ist. Denn schließlich gibt es da auch noch die Aussagen über Dinge, die „I“ tat oder die mit „I“ getan wurden, und da hört der Spaß endgültig auf, denn das kann keiner mehr auflisten. Wären FREAKS AND CLOWNS ein Gast auf Deiner Party („I am the guest on your Party!“ – Es ist nur noch eine Frage der Zeit), würde nach 20 Minuten keiner mehr Bock auf ihn haben, weil er einzig und allein von sich erzählt. Natürlich ist das als künstlerisches Konzept mit fiktiven Erzählern nicht so unsympathisch, aber Herrgott, Leute, Ihr könnt doch eigentlich englisch und angesichts von ASTRAL-DOORS-Texten könnt Ihr auch mehr als metallisch klingende Sätze aus dem Erste-Person-Kapitel eines Anfänger-Englischbuchs.
Doch wie gesagt, böse sein kann man ihnen nicht dafür. Kann man auch HAMMER KING nicht sein, wenn man die textliche Stumpfsinnigkeit mit Humor nimmt und als Rechtfertigung für ein ansonsten geiles Album nimmt, das musikalisch eben auf effektiv-coole Weise stumpf ist. Und man tut gut daran, an der eigenen Akzeptanz gegenüber den Texten von FREAKS AND CLOWNS zu arbeiten, denn ansonsten entgeht einem eine Stunde souveränster Lässigkeit in absoluten Banger-Songs, die auf Album #3 von Chrille & co zwar nicht mehr so überraschend kommt, ihren Job aber abermals mit Bravour erledigt.

Fazit:
Die Texte und etwas zu viel Stagnation seit dem letzten (und dem vorletzten Album). Das sind die zwei Punkte, die man FREAKS AND CLOWNS bei „WSTWOF“ ankreiden kann. Als Einstieg in die noch junge Discografie hervorragend geeignet, ebenso für die Fans des/der Vorgänger, die nach ein wenig Leerlaufzeit noch einmal gut auf die Fresse vertragen könnten. Ihr wisst, was Ihr kriegt – und Ihr kriegt sogar noch ein klein bisschen mehr.

Jannis

U.D.O. – Game Over

Band: U.D.O.
Album: Game Over
Spielzeit: 68:50 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 22.10.2021
Homepage: www.facebook.com/udoonline

Vielleicht gibt es eine Gleichung in der Art von “Innovation x Tradition x X” (auch wenn es diese wohl nicht ist), bei der, sagen wir, der Wert 100 rauskommen muss, damit ein Album verlässlich gut ist. X würde dabei für die generelle Geilheit der Band und ihres Sounds stehen, und je höher X ist, desto geringer kann der Wert für Innovation ausfallen, sollte aber nie unter einen gewissen Minimalwert sinken. Bei U.D.O. ist X verdammt hoch, was bedeutet, dass der Panzerfahrer unseres Vertrauens nur wenig darüber nachdenken muss, wie er seinen Stil revolutionieren kann, wenn er an einem neuen Album sitzt. Macht er auch nicht, wie er auf “Game Over” unter Beweis stellt, seinem 18. Soloalbum.
Eine der Änderungen liegt in der Produktion, die zweifelsohne knallt, bei der man aber die Vocals minimal hoch und die Gitarren minimal runter hätte drehen können. Aber nicht so schlimm, die Riffs wollen ja schließlich (zurecht) auch gehört werden.
Und was soll man sagen? “Game Over” ist einmal mehr genau das, was man als U.D.O./ACCEPT-Fan gerne möchte: wunderbare Riffarbeit, der druckvolle Mix aus Hard Rock und 80es Heavy Metal teutonischer Art, Midtempo in allen Unterkategorien und auch eine Dosis schnellerer Kram, fette Backing Vocals, Udos Lead Vocals in all ihren bekannten Facetten, hymnische Parts, Gangshouts, biestige Songtitel-Refrains, Strophen mit reduzierter Gitarrenpräsenz, eine schöne Ballade und, und, und.
Nun muss man anmerken, dass “Game Over” stolze 68 Minuten lang ist, und somit auf Dauer Gefahr läuft, dass der Innovationswert unter ein kritisches Minimum fällt. Das passiert auch sporadisch, vor allem gegen Ende der Platte, wenn bei Songs wie “Thunder Road” und “Speed Seeker” die Luft ein wenig raus zu sein scheint. Und bei “Midnight Stranger” mag sich der ein oder andere fragen, ob er denn auch movet. Auch sonst kennt man die ein oder andere Stelle auch irgendwie aus vergangenen Releases mit Udo, aber insgesamt ist das keineswegs gravierend. Denn über weite Teile vermag Udo auch dieses Mal seine Trademarks nicht nur souverän zusammenzufügen, sondern dies auch interessant und einfach arschcool zu tun, hinsichtlich von Riffs und Melodien immer noch Neues zu liefern, das perfekt in seinen Stil passt und den einzelnen Songs auch individuellen Charakter zu verleihen. Mehr will man von U.D.O. nicht, als dass sein Sound klassisch umgesetzt und kompositorisch 70% traditionell und 30% innovativ ist, ohne erzwungene Modernisierungen auf Kosten des U.D.O./ACCEPT-Feelings. Und das macht “Game Over” über zumindest 50 Minuten (also über eine normale Albumlänge hinweg) einfach bestens. Ohne Schnörkel, ohne sich zu verkünsteln, ohne Langeweile und in seiner unrevolutionären Art doch immer noch frisch und absolut entertainend.

Fazit:
(Notiz an mich: dieses Fazit für die nächsten Alben von U.D.O. als Vorlage benutzen; wird vermutlich immer akurat bleiben) Alles drin, was man sich als Udo-Fan wünscht, ansprechend aufbereitet mit dem richtigen Maß an unverbrauchten Songwriting-Ideen. Vielleicht hätte man auf drei der weniger herausragenden Songs verzichten können – 50 Minuten wären auch noch eine gute Spieldauer. Doch abgesehen davon: So und nicht anders muss ein U.D.O-Album aussehen und das Metal Heart pumpt nach all den Jahren noch so geschmeidig wie eh und je!

Anspieltipps:
“Empty Eyes”, “Unbroken”, “Time Control” und “I See Red”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Fear Detector
02. Holy Invaders
03. Prophecy
04. Empty Eyes
05. I See Red
06. Metal Never Dies
07. Kids And Guns
08. Like A Beast
09. Don’t Wanna Say Goodbye
10. Unbroken
11. Marching Tank
12. Thunder Road
13. Midnight Stranger
14. Speed Seeker
15. Time Control
16. Metal Damnation

Jannis

REBELLION – We Are The People

Band: Rebellion
Album: We Are The People
Spielzeit: 54:11 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Massacre Records
Veröffentlichung: 23.07.2021
Homepage: www.facebook.com/rebellionmetal

Hier sitze ich nun einmal wieder vor der Rezension zu einem Album, das ich etwas schwächer finde als die meisten meiner Kollegen bei anderen Magazinen. Daher zu Anfang der Rat an alle Leser, die sich nach der Rezension nun denken “Ach, okay, dann geb ich mir die Platte vielleicht eher nicht”, ruhig mal noch eine zweite und dritte Meinung einzuholen, denn man will ja niemandem von einem Album abraten, dem andere Leute mit Ahnung begründet gute Bewertungen geben.
“We Are The People” ist klanglich das, was man als Teutonic Heavy Metal der Marke ACCEPT und GRAVE DIGGER kennt, mit oft äußerst rauen Vocals von Michael Seifert, die teils, gerade in so einigen Strophen, komplett unmelodisch ausfallen, aber auch bei Klargesangsstellen funktionieren und so in an sich melodischem Metal eben selten vorkommen; was ein positives Alleinstellungsmerkmal ist.
Die Gitarrenfraktion pendelt zwischen feiner trockener Riffarbeit und leider auch dem ein oder anderen uninspirierten Moment, gerade bei den Refrains wäre hier etwas mehr drin gewesen als die so oft auftauchenden, lang gehaltenen Powerchords.
Klangtechnisch geht “We Are The People” schon klar, leidet ein wenig unter einem etwas zu matschigen Bass und dem fehlenden finalen Bisschen Druck.
Kompositorisch hat “We Are The People” einige spannende Momente und einiges an Durchschnitt, der ein roh gehaltenes Album zu transportieren vermag, dabei aber nicht allzu viel Eindruck hinterlässt. Die spannenden Momente finden sich beispielsweise in einigen doch eher ungewöhnlichen Harmoniefolgen, wie beim Chorus zu “Risorgimento (Tear Down The Walls)”, in der Verschmelzung von Kriegssounddesign und Drums am Anfang von “Verdun” oder im vorsichtig optimistischen Songwriting des Titeltracks. Und ab und an ist halt auch mal ein kleiner Fehltritt dabei, wie der Einsatz der deutschen Nationalhymne als Chorus von “Vaterland”, der ja an sich in Kombination mit einem nationalismuskritischen Text eine echt gute Idee ist, aber im musikalischen Kontext des ruhigen Prechorus einfach seltsam und zu bemüht anmutet.
Ein Kritikpunkt muss noch, und der geht an die Lyrics. Wenn man sich Rassismus- und Nationalismuskritik als Thema für ein komplettes Album raussucht und über die Tracks hinweg quasi historisch betrachtet, bietet das verdammt viel Potenzial für tiefgehende, mitnehmende Lyrics. Die auf “We Are The People” beschränken sich jedoch leider auf das typische Metal-Vokabular und kommen selten darüber hinweg, Geschehnisse und Situationen über Doku-Niveau zu erzählen, mit Jahreszahlen, Orts- und Personennennungen und einigen dramatischen Catchphrases. Hier hätte es andere Herangehensweisen benötigt, vielleicht andere Erzählperspektiven und mehr Subtilität, die einem Song mit viel Textpotenzial wie “Shoa (It Could Have Been Me)” dienlicher gewesen wären als Lines wie “Were they possessed by some demon? Or was it just a human game?”.

Fazit:
Das war jetzt viel Kritik, daher sollte an dieser Stelle noch einmal gesagt werden, was “We Are The People” auch ist: ein klassisches Teutonic-Heavy-Metal-Album mit so manchen Melodien und Riffs, die erfreulich unausgelutscht sind, angenehm roh und unpoliert und ambitioniert, sich im Songwriting etwas abzusetzen und inhaltlich die Welt ein bisschen besser zu machen. Was es nicht ist: das, was es hätte sein können, wenn man soundtechnisch und kompositorisch an durchschnittlicheren Stellen etwas mehr Arbeit investiert und textlich mehr die ausgetretenen Pfade verlassen hätte.

Anspeltipps:
“Sweet Dreams”, “Gods Of War”, “Shoa (It Could Have Been Me)” und “We Are The People”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Voices Of War
02. Risorgimento (Tear Down The Walls)
03. Liberté, Egailté, Fraternité
04. Sweet Dreams
05. Vaterland
06. Verdun
07. Ashes To Light
08. Gods Of War
09. Shoa (It Could Have Been Me)
10. World War II
11. All In Ruins
12. We Are The People

Jannis

GRAVE DIGGER – Fields Of Blood

Band: Grave Digger
Album: Fields Of Blood
Spielzeit: 54:48 min
Stilrichtung: Teutonic Scotish Heavy Power Metal
Plattenfirma: Napalm Records
Veröffentlichung: 29.05.2020
Homepage: www.grave-digger-clan.de

Auf die Frage “Was gibt’s Neues?” kann man eigentlich immer guten Gewissens antworten “Ein GRAVE-DIGGER-Album”. So auch momentan, und nicht irgendeins: Der dritte Teil der (somit) Schottland-Trilogie steht ins Haus und dank “Tunes Of War” und “The Clans Will Rise Again” ist für wahrscheinlich zu halten, dass es ziemlich stark wird. So ist dem auch. Gut, die bisherigen Singleveröffentlichungen verkaufen “Fields Of Blood” unter Wert. “All For The Kingdom” ist fett und mit besten DIGGER-Highland-Trademarks angereichert, aber nicht ganz unter den besten Tracks. “Lions Of The Sea” lässt beim Refrain die Sorge aufkommen, dass die anderen Kompositionen doch eher platt ausfallen könnten (aber dem ist nicht so), wobei schon zwei weitere Silben beim zweiten und vierten “Lions Of The Sea” im Chorus eine Menge verbessert hätten (geiles Riff übrigens, Axel Ritt ist wie immer eine krasse Bereicherung). Und “Thousand Tears” ist eine klassische Gänsehaut-DIGGER-Ballade, bei der Noora von BATTLE BEAST zumindest gegen Ende noch ihr volles Potenzial raushauen kann und man sich fragt, warum die Frau immer nur für Balladen gastsingen darf. So, genug des Meckerns (vorerst). “Fields Of Blood” hat nämlich umso mehr komplette Knaller auf Lager, die mit zum Besten gehören, das GRAVE DIGGER seit dem letzten Schottland-Release veröffentlicht haben. “Freedom” zum Beispiel, mit seinem knallenden Start, dem geilen runtergebrochenen Prechorus und dem simplen aber in seiner Harmoniefolge doch noch nicht oft gehörten Chorus. Auch “Heart Of Scotland” muss man anführen: Mit Dudelsäcken, starken Drums (übrigens ist die Drumarbeit von Neudrummer/Ex-Reaper Marcus Kniep GRAVE DIGGER absolut würdig), asozialem Switch zu anderer Tonart und miesestem Downtempo, mit grandiosem Refrain, fröhlich dudelsackigem Mittelteil und, und, und. “My Final Fight” hat den Partybeat, der nur dann auf den Sack geht, wenn man ihn in jedem Song verwendet, hat im Chorus was von RAGE und macht tüchtig Laune. Und auch das eher unepische “Barbarian”, das instrumentale “Requiem To The Fallen”, das tolle instrumentale Intro und “Gathering Of The Clans”, insbesondere dessen feierlicher Mittelteil, sind Treffer und beweisen zum 40jährigen der Band nochmal Kreativität, die bei den letzten Alben ein wenig auf der Strecke blieb. Ganz zu schweigen vom mehrteiligen 10-Minüter-Titeltrack, der auf ganzer Länge einfach alles richtig macht und auch mal den unterbewerteten Klargesang im Gepäck hat.
Kritik: Gut, da gibt es einiges, was doch sehr an “Tunes” und “Clans” erinnert, mal ein Riff, mal ein Refrain. Aber das geht klar. Was nicht klargeht, sind die Texte, die mir zum ersten Mal bei einem DIGGER-Album den Hörgenuss tatsächlich geschmälert haben. Ich kann über Texte generell gut hinweghören, aber jede, also wirklich JEDE Zeile, jetzt Phrase, jeder Reim auf “Fields Of Blood” ist so schonmal auf mindestens einem anderen Album aufgetaucht. Das ist Stillstand und unkreatives Bedienen aus dem Repertoire und ginge wirklich liebevoller. Zumindest ein bisschen, sodass es nicht ganz so aufdringlich offensichtlich einfach nur Aufwärmen ist.

Fazit:
Und ehrlich, ich bin hin- und hergerissen, weil die Platte musikalisch echt ein würdiger Abschluss der Trilogie ist, aber unter der Qualität/der mangelnden Innovation der Texte wirklich leidet. Uneingeschränkte Kaufempfehlung für jeden, der über Texte hinwegsehen und Heavy/Power/Teutonic Metal mit Dudelsäcken auf echt feierlichem Niveau was abgewinnen kann. Wer generell auf Texte achtet, der entscheide selbst, nachdem er sich mal durch die folgenden, musikalisch wunderbaren Anspieltipps durchgehört hat!

Anspieltipps:
“Freedom”, “Heart Of Scotland”, “My Final Fight” und “Fields Of Blood”

WERTUNG:

die Texte ignorierend

 

unter Beachtung der Texte

 

Trackliste:

01. The Clansman’s Journey
02. All For The Kingdom
03. Lions Of The Sea
04. Freedom
05. Heart Of Scotland
06. Thousand Tears
07. Union Of The Crown
08. My Final Fight
09. Gathering Of The Clans
10. Barbarian
11. Fields Of Blood
12. Requiem For The Fallen

Jannis

ANVIL – Pounding The Pavement

Band: Anvil
Album: Pounding The Pavement
Spielzeit: 45:27 min.
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Steamhammer (SPV)
Veröffentlichung: 19.01.2018
Homepage: http://my.tbaytel.net/tgallo/anvil/

Wenn es das eine wahre Heavy-Metal-Lehrbuch geben sollte, haben ANVIL es gelesen. Das bestätigt “Pounding The Pavement”, das mittlerweile siebzehnte Album der vernachlässigten Legende, unwiderlegbar. Über zwölf Songs hinweg, verborgen hinter einem enorm geilen Oldschool-Cover, machen die Jungs mal wieder das, was sie am besten können: klassischen teutonischen Heavy Metal, der gerade hinsichtlich der Vocals von Steve “Lips” Kudlow gerne mal an die neueren ACCEPT und hinsichtlich der Songstrukturen und Arrangements immer wieder an MOTÖRHEAD erinnert.
Die Produktion des Albums ist dabei einwandfreier Träger des Sounds von ANVIl, druckvoll, klar, dabei jedoch nicht ohne eine gewisse rohe Ungeschliffenheit – kein Grund zum Klagen.
Erfreulicherweise klingt nicht nur der Sound des neusten Longplayers der Kanadier gut, auch musikalisch ist “Pounding The Pavement” oft geradezu erfrischend in seiner Traditionalität. Dass diese Band auch schon 41 Jahre auf dem Buckel hat, will man in Anbetracht von Tracks wie dem treibenden “Doing What I Want” mit seiner coolen Drumarbeit gar nicht wirklich glauben. Auch der instrumentale Titeltrack und das bangbare “Let It Go” machen ordentlich Laune, von den Rock’n’Roll-lastigen “Rock That Shit” und “Warming Up” ganz zu schweigen. Positiv fallen zudem diverse kleine Taktspielereien auf. Das trauen sich nicht viele Bands in diesem Genre, obwohl es, wie ANVIL beweisen, ein amtlicher Spaßfaktor wäre.
Klar, ein paar Schwachpunkte muss es geben. Der mit knapp sechs Minuten längste Track “Nannook Of The North” will trotz seines Storytellings nicht so recht zünden und bezieht seine Qualität eher daraus, dass der Refrain sehr verdächtig nach ZAPPAs “Don’t Eat The Yellow Snow” klingt. Auch “Bitch In The Box” und “World Of Tomorrow” sind handwerklich zwar makellos, hinterlassen aber nicht unbedingt einen bleibenden Eindruck. Nach 16 Alben und über 40 Jahren Bandgeschichte sei natürlich verziehen, dass ANVIL musikalisch nicht mehr explizit auf Innovationen aus sind, was generell dazu führt, dass einige der Tracks zwar Stimmung machen, aber nicht besonders hervorstechen. Nun, egal. Was ANVIL machen, machen sie konsequent wunderbar. Und angestaubt klingt ihr neuster Release nun wirklich nicht. “Pounding The Pavement” erfüllt wohl die Erwartungen jedes ANVIL-Fans: Handwerklich stabilster teutonischer Heavy-Metal mit schöner Rock’n’Roll-Schlagseite und beachtlich wenig Leerlauf.

Anspieltipps:
“Doing What I Want”, “Rock That Shit”, “Smash Your Face” und “Warming Up”

Fazit:
Die Aufnahmen von “Pounding The Pavement” müssen Spaß gemacht haben, das Anhören des Resultats macht ebenfalls Spaß. ANVIL haben mit ihrem neusten Streich das Rad ncht neu erfunden. Aber sie haben ein massives stählernes Rad geschmiedet, das, einmal angestoßen, kaum noch zu stoppen ist. Mit eisernen Stacheln dran, natürlich.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Bitch In The Box
02. Black Smoke
03. Doing What I Want
04. Don’t Tell Me
05. Ego
06. Let It Go
07. Nanook Of The North
08. Pounding The Pavement
09. Rock That Shit
10. Smash Your Face
11. Warming Up
12. World Of Tomorrow

Jannis