U.D.O. – Touchdown

Trackliste:

01. Isolation Man
02. The Flood
03. The Double Dealer’s Club
04. Fight For The Right
05. Forever Free
06. Punchline
07. Sad Man’s Show
08. The Betrayer
09. Heroes Of Freedom
10. Better Start To Run
11. The Battle Understood
12. Living Hell
13. Touchdown

Spielzeit: 53:59 min – Genre: Heavy Metal – Label: Atomic Fire Records – VÖ: 25.08.2023 – Page: www.facebook.com/udoonline

 

Man muss sich wirklich fragen, ob man in der Zeit, in der man die Rezension zu einem neuen U.D.O.-Album liest, nicht mit der Lektüre von irgendwas anderem zu mehr Erkenntnisgewinn gelangen kann. Und ja, da ist schon was dran. Umso mehr Dank an dieser Stelle allen Lesern, die dranbleiben! Das 19. Studioalbum des deutschen Metal-Botschafters mit der legendär-kreischigen Stimme (ACCEPT-Alben natürlich nicht eingerechnet) nennt sich „Touchdown“, kommt erneut mit Udos Sohn Sven an den Drums und anderen erfahrenen Musikern daher und hat einen erwartungsgemäß saftig-knackigen Sound, bei dem man, wie schon beim Vorgänger, die Vocals an einigen Stellen ein klein wenig lauter hätte drehen dürfen.
Die Platte ist eine Viertelstunde kürzer als das 2021er „Game Over“, was gut ist, denn nach 50 Minuten ist die Luft dann auch irgendwann raus.
Der geneigte U.D.O.-Fan kann an dieser Stelle schonmal aufatmen, Bedürfnisse werden befriedigt. Da ist mit „Forever Free“ der ganz melodische Song, mit „The Betrayer“ der ganz aggressive, und ansonsten ganz viel dazwischen – inklusive kleinem Klassik-Solo, dieses Mal in Form von MOZARTs Rondo Alla Turca, was natürlich eine absolut exquisite Wahl ist (ne, „Metal Heart“, looking at you!).
Das klassische abgespeckte Midtempo, das wir alle von U.D.O./ACCEPT so lieben, ist ebenfalls ordentlich vertreten, dazu aber auch eine gute Menge an schnelleren Songs/Parts, die gefühlt etwas generischer ausfallen und ihren U.D.O.-Bezug primär durch die charakteristischen Vocals behalten.
Ansonsten macht „Touchdown“ im Vergleich zu seinen Vorgängern in Sachen Riff-Qualität und Coolness-Faktor leichte Abstriche. Nicht falsch verstehen, Andrey und Fabian machen an der Gitarre einen hervorragend souverän-intuitiv wirkenden Job und beispielsweise der Chorus von „Punchline“ lässt jeden nicken, der sich über den Besitz von Nackenwirbeln freuen kann. Aber ganz erreicht man dann eben doch nicht die Menge an Spirit der letzten Releases.

Fazit:
Kann halt auch nicht jedes neue Album das beste der Band sein. Aber Jesus, Udo kann kein schlechtes Album rausbringen. Das ist eine von wenigen universellen Wahrheiten und sie hat sich auf „Touchdown“ ein weiteres Mal bestätigt! Jetzt erstmal Mozart hören. Und dann nochmal „The Battle Understood“!

Anspieltipps:
„Fight For The Right“, „The Battle Understood“, „Punchline“ und „The Betrayer“

Jannis

U.D.O. – Game Over

Band: U.D.O.
Album: Game Over
Spielzeit: 68:50 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 22.10.2021
Homepage: www.facebook.com/udoonline

Vielleicht gibt es eine Gleichung in der Art von “Innovation x Tradition x X” (auch wenn es diese wohl nicht ist), bei der, sagen wir, der Wert 100 rauskommen muss, damit ein Album verlässlich gut ist. X würde dabei für die generelle Geilheit der Band und ihres Sounds stehen, und je höher X ist, desto geringer kann der Wert für Innovation ausfallen, sollte aber nie unter einen gewissen Minimalwert sinken. Bei U.D.O. ist X verdammt hoch, was bedeutet, dass der Panzerfahrer unseres Vertrauens nur wenig darüber nachdenken muss, wie er seinen Stil revolutionieren kann, wenn er an einem neuen Album sitzt. Macht er auch nicht, wie er auf “Game Over” unter Beweis stellt, seinem 18. Soloalbum.
Eine der Änderungen liegt in der Produktion, die zweifelsohne knallt, bei der man aber die Vocals minimal hoch und die Gitarren minimal runter hätte drehen können. Aber nicht so schlimm, die Riffs wollen ja schließlich (zurecht) auch gehört werden.
Und was soll man sagen? “Game Over” ist einmal mehr genau das, was man als U.D.O./ACCEPT-Fan gerne möchte: wunderbare Riffarbeit, der druckvolle Mix aus Hard Rock und 80es Heavy Metal teutonischer Art, Midtempo in allen Unterkategorien und auch eine Dosis schnellerer Kram, fette Backing Vocals, Udos Lead Vocals in all ihren bekannten Facetten, hymnische Parts, Gangshouts, biestige Songtitel-Refrains, Strophen mit reduzierter Gitarrenpräsenz, eine schöne Ballade und, und, und.
Nun muss man anmerken, dass “Game Over” stolze 68 Minuten lang ist, und somit auf Dauer Gefahr läuft, dass der Innovationswert unter ein kritisches Minimum fällt. Das passiert auch sporadisch, vor allem gegen Ende der Platte, wenn bei Songs wie “Thunder Road” und “Speed Seeker” die Luft ein wenig raus zu sein scheint. Und bei “Midnight Stranger” mag sich der ein oder andere fragen, ob er denn auch movet. Auch sonst kennt man die ein oder andere Stelle auch irgendwie aus vergangenen Releases mit Udo, aber insgesamt ist das keineswegs gravierend. Denn über weite Teile vermag Udo auch dieses Mal seine Trademarks nicht nur souverän zusammenzufügen, sondern dies auch interessant und einfach arschcool zu tun, hinsichtlich von Riffs und Melodien immer noch Neues zu liefern, das perfekt in seinen Stil passt und den einzelnen Songs auch individuellen Charakter zu verleihen. Mehr will man von U.D.O. nicht, als dass sein Sound klassisch umgesetzt und kompositorisch 70% traditionell und 30% innovativ ist, ohne erzwungene Modernisierungen auf Kosten des U.D.O./ACCEPT-Feelings. Und das macht “Game Over” über zumindest 50 Minuten (also über eine normale Albumlänge hinweg) einfach bestens. Ohne Schnörkel, ohne sich zu verkünsteln, ohne Langeweile und in seiner unrevolutionären Art doch immer noch frisch und absolut entertainend.

Fazit:
(Notiz an mich: dieses Fazit für die nächsten Alben von U.D.O. als Vorlage benutzen; wird vermutlich immer akurat bleiben) Alles drin, was man sich als Udo-Fan wünscht, ansprechend aufbereitet mit dem richtigen Maß an unverbrauchten Songwriting-Ideen. Vielleicht hätte man auf drei der weniger herausragenden Songs verzichten können – 50 Minuten wären auch noch eine gute Spieldauer. Doch abgesehen davon: So und nicht anders muss ein U.D.O-Album aussehen und das Metal Heart pumpt nach all den Jahren noch so geschmeidig wie eh und je!

Anspieltipps:
“Empty Eyes”, “Unbroken”, “Time Control” und “I See Red”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Fear Detector
02. Holy Invaders
03. Prophecy
04. Empty Eyes
05. I See Red
06. Metal Never Dies
07. Kids And Guns
08. Like A Beast
09. Don’t Wanna Say Goodbye
10. Unbroken
11. Marching Tank
12. Thunder Road
13. Midnight Stranger
14. Speed Seeker
15. Time Control
16. Metal Damnation

Jannis

ACCEPT – Too Mean To Die

Band: Accept
Album: Too Mean To Die
Spielzeit: 52:16 min
Stilrichtung: Heavy Metal (duh)
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 29.01.2021
Homepage: www.facebook.com/accepttheband

Was soll man dazu noch sagen? Es ist ein ACCEPT-Album. Ein neueres ACCEPT-Album, offensichtlich, daher ein bisschen straight-heavy-metallischer als 80er-metallisch, das kennt man ja so in der Art auch von den Vorgängern. Den Vorgängern von “Too Mean To Die”, um das der Vollständigkeit halber noch hinzuzufügen. Unter dem Namen ACCEPT gibt es die Truppe nun seit beeindruckenden 50 Jahren, aktuell sind wir bei Album #16, das mit seinem Platz 2 in den deutschen Albumcharts immerhin die zweitbeste Position schnappt, die ACCEPT in ihrer Karriere je erreicht haben. Herzlichen Glückwunsch dazu!
Ansonsten ist eigentlich alles beim Alten. Gut, Peter Baltes ist raus, Martin Motnik (ULI JON ROTH) ist drin und eine verlässliche Bassinstanz, die in “The Undertaker” auch mal in die erste Reihe darf und dem halb melodiös-zurückhaltenden, halb mies-metallenden Track mit seinem unvorhergesehenen coolen Break zu seinem Platz an der Qualitätsspitze der elf Tracks verhilft. Philip Shouse ist auch noch dazugekommen (eine Gitarre mehr kann nie schaden) und man klingt nach wie vor exakt nach neuen ACCEPT, mit Mark Tornillo als würdigstmöglichem Udo-Nachfolger und den klassischen ACCEPT-Trademarks. Nun, die Midtempo-80es-Tracks sind ein wenig spärlich ausgefallen auf “Too Mean To Die”, lediglich “Overnight Sensation” schlägt explizit in diese Kerbe, mit Zwischenshouts und allem, was man von einem solchen ACCEPT-Song erwartet. Ansonsten viele simple Melodielines (der Metal spricht für sich und braucht keine komplexe Melodieführung), Verortung zwischen Midtempo und unterem Uptempo mit ein paar Ausbrüchen in offizielles Uptempo, wie beim Chorus zu “Symphony Of Pain”. Die typischen Klassik-Zitate dürfen auch nicht fehlen, es sind diesmal drei – “Freude schöner Götterfunken” und der Anfang des ersten Satzes von Beethovens Fünfter als leicht verspäteter Beitrag zum Beethovenjahr auf “Symphony Of Pain” und Dvoraks “Sinfonie aus der neuen Welt” (DVORACCEPT) im Instrumental “Samson And Deliah”, die ein unglaublich geiles Stück Klassik ist und auf jedem Metalalbum irgendwo integriert werden sollte. Einige Höhepunkte: Die melancholisch-drivende Balladenstrophe und der mächtige, emotionale und ziemlich auskomponierte Chorus von “The Best Is Yet To Come”, das souveräne ineinander Übergreifen von Chorus und Riff in “No Ones Master”, das Gitarrengequäle im Titeltrack, die aus dem Muster fallenden Harmonien und der schleppende Beat des besagten Instrumentals.
Insgesamt fällt “Too Mean To Die” aber gefühlt unspektakulärer und weniger inspiriert aus als seine Vorgänger. Das ist bei ACCEPT nun nicht schlimm, denn stabiler Heavy Metal nach allen Regeln der Kunst ist das Ding natürlich trotzdem. Die Menge der Höhepunkte ist allerdings überschaubar, der sichere Weg wird praktisch nie verlassen und das Abwechslungsreichtum könnte angesichts der Anzahl an wenig hervorstechenden Songs größer sein.

Fazit:
Sichere Kiste ohne Experimente, doch etwas routinierter als “The Rise Of Chaos” und “Blind Rage”. Aber auf jeden Fall typisch ACCEPT, und der Stil der Jungs ist eben an sich auch schon ein Kaufgrund. Die gemeine Gitarrenarbeit, die charakteristische Stimme, der Markenzeichen-Heavy-Metal-Sound: Wer ACCEPT genau deswegen mag und kein musikalisch revolutionäres Album erwartet, der kann sich “Too Mean To Die” guten Gewissens mal zu Gemüte führen. Wirklich falsch macht man mit den Herren ja eigentlich nie was.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Zombie Apocalypse
02. Too Mean To Die
03. Overnight Sensation
04. No Ones Master
05. The Undertaker
06. Sucks To Be You
07. Symphony Of Pain
08. The Best Is Yet To Come
09. How Do We Sleep
10. Not My Problem
11. Samson And Deliah

Jannis