WICKED DISCIPLE – Rules In Debris

Band: Wicked Disciple
Album: Rules In Debris
Spielzeit: 57:02 min (inkl. Bonustracks)
Stilrichtung: Modern Progressive Thrash Heavy Metal (oder so)
Plattenfirma: Eigenveröffentlichung
Veröffentlichung: 07.07.2020
Homepage: www.facebook.com/wicked.disciple.de

Prolog: Was man WICKED DISCIPLE direkt zu Anfang erstmal lassen muss, ist, dass sie echt sympathische Leidenschaft an den Tag legen, ihren Promotext als überwältigtes Dankeschön für den bisherigen Support formuliert haben und engagiert undergroundig persönlich ihr Material promoten. Falls das Album scheiße sein sollte, gibt’s dafür auf jeden Fall schonmal ’nen Bonuspunkt.
Hauptteil: Aber gibt’s nicht, denn WICKED DISCIPLE haben mit “Rules In Debris” so eine dieser Untergrundperlen geschaffen, die man halt nur dann findet, wenn sie sich einem über die Talentschmiede vorstellen. Das zweite Album der Truppe aus Bottrop ist eine stark produzierte Mischung aus Heavy, Thrash, Modern, Progressive und Power Metal, dazu noch eine Prise Groove Metal, Hard Rock und Power Metal, die in ihrer Unfähigkeit, sich für ein Genre zu entscheiden, fast schon lächerlich professionell harmonisch ausfällt. Es gibt keinen, wirklich keinen Track, bei dem der Stilmix nicht funktionieren würde (wobei natürlich nicht jedes Subgenre in jedem Song vertreten ist). Arbeit mit unterschiedlichen Taktarten fällt praktisch nicht auf, ist aber vorhanden (was meiner Meinung nach von guter Umsetzung zeugt), die Vocals pendeln zwischen cleanen, sehr reinen Vocals und Shouts und sonstigem unklaren Gesang. Die Gitarren sind bei heftig asozialen Lines genau so überzeugend wie bei ruhigen Akustik-Parts, der Rest der Instrumente fügt sich diesem Wahnsinn und adaptiert ihn.
Und als wäre das nicht genug, kann (ebenfalls ausnahmslos) jeder Track mit besonderem Charakter, kleinen intelligenten und stimmig eingesetzten Akzenten punkten (exemplarisch hier einfach mal der Frauenchor in “When I Die”, das ansonsten verhältnismäßig aggressiv straight und im Chorus ordentlich fett ausfällt; geile Chorus-Melodien ham die Jungs eh drauf). Wenn man sich zwischendurch eine kleine Atempause wünscht, kommt verlässlich ein eher balladiger Track daher, angereichert mit Streicher-Keyboards, der mit Sicherheit nicht kitschig ausfallen wird, oder ein Instrumental oder ein Power-Metal-Track zum Ende.
Titelgebende in Trümmern liegende Regeln sind auf diesem Album in Trümmern liegend, weil sich schlicht nicht an sie gehalten wird. Wenn es geil ist, lass es umsetzten – das scheint das Motto dieses Albums zu sein, das moderne Metal-Töne ebenso wie Thrash mit grandioser Intensität und durchaus auch Emotionen umzusetzen weiß.
Nein, ich wurde nicht von WICKED DISCIPLE bestochen, auch wenn das unglaubwürdig anmuten mag, weil ich außer dem etwas peinlichen deutschen Part auf “Through Cellphone Plane” keine nennenswerte Kritik habe. Bitte vertraut mir.

Fazit:
Und so ist “Rules In Debris” nicht nur ein saustarkes Album dafür, dass es erste das zweite Album einer kleinen Undergroundband ist – es ist ganz einfach ein saustarkes Album. Von vorne bis hinten (auch die Bonustracks) ist das Ding einfach nur hörenswert: roh, durchdacht, unverbraucht, aggressiv, emotional, knüppelnd, balladig, progressiv, fett, dissonant asozial, konsonant schön, gut produziert, top intoniert. Das Geld, das man momentan nicht in Konzerte investieren kann, sollte man zumindest teilweise durch einen Albumkauf in das Fortbestehen von WICKED DISCIPLE investieren.

Anspieltipps:
“Salvation Or Decline”, “Tumbleweed Lullabies”, “When I Die”, “Rollercoaster To Hell” und “…And Jaundiced The King Was Slained”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. …And Jaundiced The King Was Slained
02. Salvation Or Decline
03. Through Cellphone Pane (Pessimist)
04. Bite On My Tongue
05. Tumbleweed Lullabies
06. Rollercoaster Into Hell
07. All Love Steel
08. Never Surrender
09. When I Die (2020)
10. Neither Astronaut Nor Viking
11. Blind Parrot’s Opinion (2020, Bonus Track)
12. Tumbleweed Acoustic Lullabies (Bonus Track)
13. Theia Collides With Planet Earth (Bonus Track)
14. Waiting For Redemption (Bonus Track)

Jannis

TALENTSCHMIEDE: Wicked Disciple

Band:
Wicked Disciple

Gegründet:
5. Dezember 2014

Herkunft:
NRW (Bottrop & Duisburg)

Mitglieder:
Patrick „Ted“ Donath (Vox, Guitar)
Mike Neugebauer (Guitar, bass, Keys)
Alex Knauf (Drums)

Stil:
Alternative, Open-Minded Crossover

Veröffentlichungen:
1) Traveler In Time (Demo 2015)
2) Salvation Or Decline (2017)
3) Vinyl Picture 7“ Part I – Stupid Working Bee (2018)
4) Vinyl Picture 7“ Part II – Waste Of Time & Gasoline (2019)
5) Rules In Debris (VÖ 07.07.2020)

Einflüsse:
Faith No More, Disturbed, Godsmack,Mucky Pup sowie Beatles, ELO, Kiss & Metallica

Was wir die nächsten fünf Jahre erreichen möchten:
Dass wir plus/minus Null mit unserer Musik machen und sich so viele Menschen wie möglich unsere Musik anhören

Was als nächstes kommt:
Aufgrund der Corona-Krise ist das schwer zu sagen, da wir aber bisher ein reines Studioprojekt sind, haben wir so gut wie keine Auswirkungen davon zu spüren bekommen.
Erst einmal versuchen wir, die neue CD „Rules In Debris“ (VÖ 7.7.20) so gut wie möglich zu promoten. Da wir aber schon eine enorme Riff-Sammlung in der Hinterhand haben, geht es ab Oktober bestimmt für die erste Session wieder ins Studio.

Unsere beste Erfahrung bis jetzt:
Für unsere erste CD „Salvation Or Decline“ haben wir durchweg acht bis sogar zehn Punkte und eine Menge Lob erhalten – das Größte war „machen Ihr eigenes Ding“! Die ersten drei Reviews für das neue Album gehen schon wieder in diese Richtung!

Unser peinlichster Moment:
Also meine drei peinlichsten Versinger sind ja als Intro des letzten Bonustracks für jeden zu hören!

Mit wem wir gerne ein Bierchen trinken würden und warum:
Mike Patton & Faith No More (geilster Sänger), mit dem ich das sogar schonmal Backstage (1989?) getan habe, aber da war ich jung und hab vor Ehrfurcht das Maul nicht aufbekommen, obwohl die Jungs super nett waren. Ansonsten James Hetfield, mein Songwriting- und Charisma-Vorbild, aber leider darf er ja nicht mehr…

Wenn wir uns eine Band aussuchen könnten, mit der wir auf Tour gehen dürfen:
Gut, es sind drei – Faith No More, Metallica oder Godsmack

Das Beste daran, in einer Band zu spielen:
Wir sind ja eigentlich keinen Band im eigentlichen Sinne, sondern eher ein Studio/Soloprojekt. Ich hab in einer Band klare Vorstellungen und wenn es aus meiner Sicht nicht funzt, hab ich schnell keinen Lust mehr. Ich bin eher ’n schwieriger Typ und nicht so kompromissbereit. Da ich weder verheiratet bin noch Kinder habe, hab ich natürlich ein flexibleres Zeitmanagement als die meisten, daher lass ich es gerne so, wie es ist.

Das Schlimmste daran, in einer Band zu spielen:
Wenn man sich die Lyrics durchliest, wird man zumindest in „…And Jaundiced King Was Slained“, „Bite On My Tongue“, „Blind Parrot Opinion“
und „Waiting For Redemption“ meine Sicht der Dinge gut herausfinden können! \m/ 😀 \m/

Online:
facebook.com/wicked.disciple.de/

Musik:
Bandcamp: wickeddisciple.bandcamp.com/follow_me
Spotify: open.spotify.com/artist/1dZQONGU1vMfRRfoI3HXgC
Youtube: youtube.com/user/MeTeddyCa
Soundcloud: soundcloud.com/wicked-disciple

Live-Dates:
keine (Woran mag’s liegen?)

MIKE LEPOND’S SILENT ASSASSINS – Whore Of Babylon

Band: Mike Lepond’s Silent Assassins
Album: Whore Of Babylon
Spielzeit: 54:00 min
Stilrichtung: Heavy/Thrash Metal
Plattenfirma: Silver Lining Music
Veröffentlichung: 26.06.2020
Homepage: www.facebook.com/mikelepondssilentassassins

Von MIKE LEPOND’S SILENT ASSASSINS habe ich bereits “Pawn And Prophecy” rezensiert und im Nachhinein irgendwie unter “Guter Thrash Metal” verortet. Mit dementsprechender Erwartung ging ich demnach auch an “Whore Of Babylon” heran, das dritte Album der Truppe um SYMPHONY-X-Basser Mike LePond, der auf der Platte außerdem Rhythmus- und Akustikgitarren eingespielt hat. Nun, der Opener kam nicht allzu überraschend. Fix, angereichert mit ein paar epischeren Tönen im Chorus und absolut hallfreien Hörnern im Mittelteil, zwischen aggressiverem Heavy Metal und melodischem Thrash Metal, angemessen intoniert von WATCHTOWER’s Ex-Frontkeifer Alan Tecchio. Ist auf jeden Fall ein stabiler Einstieg, am Sound lässt sich auch nur wenig bemängeln.
Dann kommen allerdings “Ides Of March” und “Tell Tale Heart” mit astreinen Power-Metal-Refrains, stärkerer Midtemposchlagseite und (im Fall der Ides) spannendem Bass-Part in der Mitte und (im Fall des Hearts) entspannt-jazzigem Klavier am Ende daher und sind gar nicht mehr das, was man erwartet hat (also ich), aber ziemlich geil.
Das kann man mit leichten Abstrichen auch von den folgenden beiden Songs behaupten: “Night Of The Long Knifes” ist ohne Zweifel kompletter Folk-Metal und zwar nicht besonders heavy, und “Champion” ist eine geflötet eingeleitete Ballade mit Sarah Teets von MINDMAZE als Gastsängerin, die den Track allerdings nicht davor bewahren kann, eher standard-Gänsehaut-Power-Metal zu sein – inklusive “Nanananananana – ooh”-Part. Das ist außerdem der einzige Track, der auf meinen Kopfhörern massiv gekrisselt hat.
“Ironborn” drückt dafür im Anschluss wieder auf die Tube, mit souveränem Midtempo-Switch im Mittelteil, und “Lady Bathory” ist pissig, simpel, straight, mit netten Aussetzern der Band. Was noch folgt, ist mit “Power Of Steel” der MANOWAR-Trueness-Floskeltrack, der mit seinem rock’n’rolligen Prechorus aber auch noch einen kleinen witzigen Twist im Ärmel hat; außerdem der Titeltrack, der mit östlichen Vibes und nicht wirklich metallisch doch sehr atmosphärisch und beruhigend ausfällt. Und einen Über-Acht-Minüter gibt es auch noch: “Avalon”, nochmal mit leichtem Folk-Faktor, der sich aber sehr in Grenzen hält, Bass-Eskalation, mehr Power Metal im Chorus, Orgel, Chor und all solchen schönen Dingen.
Kritik habe ich ab und an mal an Soundentscheidungen, an der eher belanglosen Ballade und dem etwas uninspiriert platten “Power Of Steel”. Bleiben aber noch acht von zehn Tracks, die sich doch absolut lohnen.

Fazit:
Nicht der reine Thrash, den ich aus falschen Erinnerungen erwartet habe, dafür doch an vielen Stellen überraschend, mit unterhaltsamen Twists, aufgehenden Songkonzepten und natürlich komplett fähigen Musikern. Viel mehr kann man nicht verlangen!

Anspieltipps:
„Tell Tale Heart“, „Lady Bathory“, „Whore Of Babylon“ und „Ides Of March“.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Dracul Son
02. Ides Of March
03. Tell Tale Heart
04. Night Of The Long Knives
05. Champion
06. Ironborn
07. Lady Bathory
08. Power Of Steel
09. Whore Of Babylon
10. Avalon

Jannis

BLACK KNIGHT – Road To Victory

Band: Black Knight
Album: Road To Victory
Spielzeit: 44:10 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Pure Steel Records
Veröffentlichung: 26.06.2020
Homepage: www.facebook.com/Black-Knight-143989225677932/

Ja krass. Da führt man sich BLACK KNIGHT’s “Road To Victory” zu Gemüte, tippt auf eine junge frische Band, die schön authentischen 80er Heavy Metal spielt, und dann gibt es die Truppe einfach mal schon seit 1981. Mit Einschränkungen, muss man dazusagen, schließlich ist nur noch ein Gründungsmitglied, Drummer Rudo Plooy, und mit Gert Jan Vis noch ein Mitglied aus den Neunzigern dabei. Viel Output kann das Niederländer Quartett bislang trotz seiner langen Lebensdauer nicht vorweisen (drei Demos, zwei Alben), umso wichtiger, dass man nun mal ein drittes Album hervorbringt. Hiermit geschehen, doch was ist drin?
Zuerst einmal ist eine sehr exquisite Vocal-Produktion drin. Leichter Choruseffekt, sinnig eingesetzte Backing Vocals und Chöre, all das mit einem Sänger, der treffsicher und absolut heavy-metallig klingt und in höheren Sphären auch schonmal HALFORD-Scream-Qualität erreicht (also fast, sonst würde diese Aussage wohl als Blasphemie gelten). Ansonsten ist die Produktion ziemlich geil ausgefallen, lediglich die Basedrum klingt ein bisschen patschig.
Die acht Tracks (ist wenig, geht bei einer Dreiviertelstunde Spieldauer aber absolut klar) sind zuerst einmal klassischer Heavy Metal, der mal mehr nach PRIEST, HAMMERFALL und mal nach IRON SAVIOR klingt, dabei das ein oder andere Mal auf hörbaren und geilen Bass setzt, einige starke Riffs am Start hat, und natürlich keine Keyboards.
Track eins bis drei sind in diesem Sinne sehr gelungen und liefern alles, was man nach dieser Beschreibung erwarten würde. Ebenso Track sieben und acht. Neben ihrem Classic-Faktor kommt auch eigentlich jeder der Songs mit irgendeiner Besonderheit, sei es eine unkonventionelle Strophe, eine smarte Mittelteilidee oder eine sonstige Wendung, die “Road To Victory” über Standardniveau hebt.
Track vier bis sechs legen nochmal eine Schippe drauf. “Crossing The Rubicon” ist am ehesten die Ballade des Albums, wird aber nach anfänglichen leichten Startschwierigkeiten noch beeindruckend fett und intensiv. “My Beautiful Daughters” bestreitet seine Tonartwechsel nach allen Regeln der Heavy-Metal-Kunst (Ganz wie bei der Thematik des Songs kann auch in der Hinsicht Vertrautes oftmals am Schönsten sein), wartet mit unerwartet lässigem Solopart auf und darf gegen Ende nochmal gut abgehen. Und “Thousand Faces” beginnt düster, wird Midtempo mit starker Strophe und anschließend auch ziemlich mächtig.
Jut, in dem Genre gibt es halt kaum etwas, was nicht schon 20mal gemacht wurde. Das entschuldigen BLACK KNIGHT durch gar nicht mal so simples Songwriting, Hammer-Vocals und ein ordentliches Wissen darüber, wie man einen Song so gestaltet, dass nicht ab der Hälfte keiner mehr Bock drauf hat. Ach, und live-kompatibel ist das Material auch.

Fazit:
Und so halten wir mit “Road To Victory” ein Album in den Händen, das praktisch keine Tiefpunkte hat, Heavy-Metal-Ultras wohl auch nicht besonders überraschen würde, aber ein starkes, gut gespieltes, klassisches Metalalbum mit einigen kleinen Perlen ist. Und was anderes war wohl auch nicht der Anspruch an die Platte.

Anspieltipps:
“Thousand Faces”, “My Beautiful Daughters” und “Crossing The Rubicon”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Road To Victory
02. Legend
03. Pendragon
04. Thousand Faces
05. My Beautiful Daughters
06. Crossing The Rubicon
07. Primal Power
08. The One To Blame

Jannis

NEVERDREAM – Figli Dell’Alba

Band: Neverdream
Album: Figli Dell’Alba
Spielzeit: 67:54 min
Stilrichtung: Progressive Metal
Plattenfirma: Elevate Records
Veröffentlichung: 22.05.2020
Homepage: www.facebook.com/neverdreamprog

NEVERDREAM hätten sich auf tragisch-ironische Weise kaum einen besseren Zeitpunkt für den Release ihres fünften Albums “Figli Dell’Alba” aussuchen können – schließlich behandelt die Platte der Progressive-Metal-Band aus Italien die Themen Rassismus und Sklaverei und ist damit nicht nur in Sachen Release-Datum aktuell. Gut, viel bekommt man davon nicht mit, schließlich ist die Platte komplett auf italienisch, aber damit auch in einer Sprache verfasst, die für melodiösen Power/Progressive Metal eine der schönsten ist, die man sich denken kann.
Mit über einer Stunde Spieldauer und 13 Tracks ist das Album dabei schonmal ziemlich üppig ausgefallen. Produktionstechnisch ist man ebenfalls im grünen Bereich. Ein bisschen mehr Tiefen hätten “Figli Dell’Alba” zwar ganz gut getan, aber darüber lässt sich locker hinwegsehen. Schließlich klingt das Resultat echt interessant – mehr oder weniger wie eine Mischung aus Neo Prog Rock und gar nicht mal unhartem Power Metal. Sprich, neben viiiiieeeel Harmonie, vielen feierlichen fetten Refrains, durlastigen Passagen, ruhigen Parts, E-Orgel, Klavier und delikaten Solo-Synthesizern gibt es doch nicht selten auch mal ordentlich voranpreschende Doublebase und für das Genre doch einen sehr harten Gitarrensound. Das macht auf jeden Fall Freude, zumal auch die Vocals mit Talent und Emotion daherkommen. All dies wurde verpackt in einer sehr unaufdringlichen Art von Progressive Metal. Kaum Momente, die einfach nur aufgrund des dringenden Wunsches, seine Kompositions-, Takt- oder Spiel-Skills zu demonstrieren, im Gegenteil eher bewusst simple Parts zwischendurch.
Ohrwürmer gibt es dabei nur wenige auf “Figli Dell’Alba”, dabei funktioniert die Platte während des Hörvorgangs bestens. Alleine schon das fast zwölf Minuten lange “Barnum” überzeugt durch Vielseitigkeit über den kompletten Track hinweg (lediglich mit der Backgroundsängerin werde ich nicht ganz warm, da ihre Aufgabe größtenteils daraus besteht, alleine “Aaaaaaaah”-Parts zu singen), “Pioggi Di Catene” setzt durchgängig auf E-Drums und ist in seiner Unkonventionalität doch ein verdammt starker Track. “Grimorio” und “La Clessidra Nel Vento” lassen mehr Härte zu und sind so böse, wie es Stil und Band eben vertreten können (also nicht allzusehr).
Der einzige seriöse Kritikpunkt, den ich an “Figli Dell’Alba” habe, sind seine zumindest teilweise recht vorhersehbaren (wenngleich sehr schönen) Melodien, die außerordentlich häufig sehr feierlich-emotionalen Charakter haben, aber eben auch immer den selben. Der Anteil an dieser Art von Melodien ist wirklich hoch und sorge bei einem 67-Minuten-Album dafür, dass man doch ab Minute 50 langsam die Nase voll von ihnen hat. Die beste Option zur Vermeidung dessen wäre wohl, nach der ersten Albumhälfte ’ne Hörpause einzulegen und sich zwei Stunden lang mental zu entfeierlichen, aber das ist auch ein wenig schade bei einem Konzeptalbum.

Fazit:
Aber mit anderem Framing wäre (neben den teils vorhersehbaren Melodien) meine Hauptkritik damit, dass das Album zu lang ist. Das lässt sich verschmerzen und abseits dessen haben NEVERDREAM mit der Platte ein wirklich schönes, emotionales und absolut hörenswertes Italo-Prog-Metal-Werk abgeliefert!

Anspieltipps:
“I Figli Dell’Alba”, “Pioggia Di Catene” und “Barnum”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Fuga Da un sogno
02. I Figli Dell’Alba
03. Onde Scure
04. Pioggia Di Catene
05. Il Prezzo Della Libertà
06. Grimorio
07. Versi Di Speranza
08. Barnum
09. Venere
10. Danza Del Fuoco
11. Dentro Una Divisa
12. La Clessidra Nel Vento
13. Il Mare Dei Sogni

Jannis

OPERUS – Scores Of Nightmares

Band: Operus
Album: Scores Of Nightmares
Spielzeit: 50:27 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Pride & Joy Music
Veröffentlichung: 19.06.2020
Homepage: www.facebook.com/Epic.Operus

OPERUS – Das klingt nach einer kleinen Power-Metal-Band, die gerne einen klassischen Musikstil plus eine Endung der Marke “ity” oder “ica” zu einem coolen Bandnamen kombinieren wollte und dies auf seltsam-originelle Weise tat. Tatsächlich ist die Truppe aber gar nicht mal so klein, beheimatet sie doch unter anderem Mitglieder aus den Häusern TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA, ANNIHILATOR und SKULL FIST sowie aus Theater- und Musicalproduktionen. Das ist ein amtliches LineUp und dementsprechend hochprofessionell klingt auch OPERUS’ nunmehr drittes Album “Scores Of Nightmares”.
Zweifelsohne: Insbesondere die orchestralen Elemente klingen wunderbar und entweder nach echten Instrumenten oder zumindest arschguter und sehr, sehr teurer Software, wovon man sich beispielsweise beim Intro von “Lost” mit seinen tiefen Streichern überzeugen kann. Die Stimmung ist praktisch durchgängig und ziemlich penetrant Musical und die Vocals sind top auf den Stil der Band abgestimmt, mal straighter, aber beispielsweise bei “The Mirror” auch sehr theatralisch und vielseitig – dabei immer sitzend.
Zurück zum Stil: Jeder kennt diese klassisch-TIM-BURTONig-gruselig-wahnsinnig-spaßige Atmosphäre und eine solche vermittelt OPERUS’ “Score Of Nightmares”, ergänzt um eine teils ordentlich dreschende Metalband-Instrumentalfraktion. Das funktioniert auch soweit sehr gut. “Phantasia” legt nach orchestralem Cinematic Intro mit recht humorvollem Riff und gutem Ausblick auf das, was das Album so zu bieten hat, würdig los, “Dance With Fire” fällt insgesamt etwas melancholischer aus, “Echoes” ist ein ruhiges Klavierintermezzo, dessen Motiv von “Where Falcons Fly” übernommen wird, und “Book Of The Dead” ist verdammt düster. Praktisch immer gibt es dabei jene oben beschriebene Art von Musical-Komposition in Kombination mit klassischem symphonischem Power Metal. Die meisten Songs sind reich an kleinen unterschiedlichen Parts und, und hier beginnt die Kritik, die sind mal sehr gelungen, mal durchschnittlich. Das mag man mit bestem Recht als Komposition abseits der Norm bezeichnen, aber es sorgt auch dafür, dass die wenigsten Songs wirkliche Alleinstellungsmerkmale haben, die im Nachhinein hängen bleiben. Stattdessen gibt es einen Overkill an Dingen, die zum Großteil geil gemacht sind, dabei aber zu viel, ein bisschen wirr und im einzelnen in der Menge untergehend. Dazu kommt die Angewohnheit, jeden kurzen, geil stampfenden Midtempo-Part, von denen es durchaus einige gibt, vonseiten der Drums aus erst auf doppelte Geschwindigkeit und anschließend auf Doublebase-Niveau zu heben, gefühlt jedes Mal. Und auch Tempo definiert das Gefühl des Hörers zu einem Song, womit die meisten Tracks auf “Scores Of Nightmares” auch dahingehend leider fehlende Individualität aufweisen.

Fazit:
Darum auch ein langes Fazit: Ich erkenne die Leistung hinter diesem starken und echt schön wahnsinnig anmutendem Album absolut an und hab es gerne rezensiert. „Scores Of Nightmares“ klingt bis auf wenige Stellen Bombe, verbindet die gewählten Genres sehr gut und überzeugt auch mit starkem Orchestersound. Und klar, wenn man Wahnsinn und Albträume mit Power Metal, Orchester und Musical-Feeling kombinieren will, dann ist ein gewisses kontrolliertes Chaos vonnöten. Ein bisschen mehr Struktur innerhalb der einzelnen Songs, also nicht ein bisschen von allem in jedem Track, hätte den Wiedererkennungswert und innerhalb des Albums auch die Originalität der Songs allerdings wesentlich erhöhen können. Nichtsdestotrotz: Während des Hörens macht die Platte ordentlich Spaß und alleine der doch sehr spezielle Stil der Truppe ist ein Grund für jeden Symphonic-Power-Metal-Fan, hier mal ein Ohr reinhängen zu lassen!

Anspieltipps:
„Phantasia“, „Dance With Fire“ und „Book Of The Dead“

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Overture Of Madness
02. Phantasia
03. Lost
04. Dance With Fire
05. Echoes
06. Where Falcons Fly
07. Nightmares
08. Book Of Shadows
09. The Mirror
10. Ruin
11. La Llorona

Jannis

 

SHAPE OF WATER – Great Illusions

Band: Shape Of Water
Album: Great Illusions
Spielzeit: 46:56 min
Stilrichtung: Electronic Rock
Plattenfirma: Eclipse Records
Veröffentlichung: 12.06.2020
Homepage: www.facebook.com/shapeofwatermusic

Es gibt zwei Arten von synthlastigen Rock/Metalbands: die, die sich in leicht verdaulichem, dick angereichertem BummZapp-Metal auf der sicheren Seite wähnen und ihren Erfolg größtenteils der Erwartungserfüllung durch maximal geringe Weiterentwicklung verdanken, und die, die mit elektronischen Mitteln einen eigenen Stil erschaffen und wirklich noch mit dem Wunsch, etwas Neues zu erschaffen, ans Werk gehen. EVERFROST und JD MILLER wären Beispiele für letztere Kategorie und seit neustem auch SHAPE OF WATER. “Alternative Art Rock” sollten man 2020 natürlich generell mit Vorsicht begegnen, doch ist ein Deal bei Eclipse Records auch immer ein Gütesiegel und genau bei dem Label hat sich das Duo (ursprünglich aus Italien, nun verortet in Manchester) neben Größen wie HAKEN eingenistet.
Auf dem Programm steht gut produzierter und makellos gespielter und gesungener melancholischer synth-angereicherter Rock mit teils progressiven, teils metallischen, teils Synthpop- und teils modernen elektronischen Elementen, den sich entgehen zu lassen eine einigermaßene Schande darstellen würde. Allein schon wegen “Mars-X”, das ruhig mit Klavier und Gesang beginnt, dann einen pulsierenden Bass und die Basedrum draufhaut, und vor dem unerwarteten recht biestigen Metal/Alt-Rock-Part natürlich noch ein warmes Pad beisteuert. Grandioser Opener vor grandiosem “Scar”, das beschwingt-treibender ausfällt und mit dem Arpeggiator im Chorus den Vogel locker abschließt. “Perfect Love” ist weniger balladig als der Titel vermuten lässt, mit wunderschön getragenen Melodien vor recht poppigem Background, und “Still Karma” tut der Qualität der vorangegangenen Songs ebenfalls keinen Abbruch. “The World Is Calling Me” kommt unerwartet psychedelisch/stonerig und “Not All The Things” ist in der Strophe purer Synthpop mit im Vergleich ein wenig schwächelndem Refrain. Und “A Silvia” ist locker mal neun Minuten lang, in seiner Gesamtheit ein wenig zurückhaltender. Nimmt sich Zeit und weiß sie bestens zu nutzen.
Was “Great Illusions” zu einem kleinen Gesamtkunstwerk macht, ist die Homogenität, die trotz stilistischer Experimente jederzeit klar vorhanden ist; die melancholisch-traurig-fröhliche Stimmung, die sich durch das komplette Album zieht; die Qualität der Kompositionen. SHAPE OF WATER setzen Synthesizer nicht ein, um simple Tracks zu pimpen, das sind intelligente hammerscchöne Songs, denen man keinerlei Überheblichkeit anhört. Ohne Frage, dieses Album vermittelt Emotionen, wie man es von einem Debut kaum besser erwarten könnte, in einer Professionalität, die andere Bands in 20 Jahren nicht erreichen. Die wenigen schwächeren Parts fallen kaum ins Gewicht, man sollte aber bedenken, dass man keinen aussagekräftigen Einblick in die Platte bekommt, wenn man sich nur mal eben die beiden ersten Singles anhört, von denen insbesondere “Not All The Things” doch zu dem 30 schwächsten Prozent der Songs gehört.

Fazit:
SHAPE OF WATER machen auch so ziemlich das, worauf sie Bock haben, und das ist das beste, was eine Band machen kann. Und wenn sie dazu noch Bock auf diese Art von Musik haben, ist das Ding für jeden, der auf smartes Songwriting, geschmackvolle Synths und Atmosphäre hoch zehn steht, ein Pflichtkauf. Bleibt nur zu hoffen, dass diese Offenheit, diese Unvoreingenommenheit auf den nachfolgenden Alben erhalten bleibt.

Anspieltipps:
In einem Durchgang zu Gemüte führen, ansonsten einfach mal in die ersten drei Tracks reinhören.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Mars-X
02. Scar
03. Perfect Love
04. Still Karma
05. In Your Arms
06. A Silvia
07. Not All The Things
08. Five Days To Shine
09. The World Is Calling Me
10. Great Illusion

Jannis

GREYHAWK – Keepers Of The Flame

Band: Greyhawk
Album: Keepers Of The Flame
Spielzeit: 44:24 min
Stilrichtung: Heavy/Power Metal
Plattenfirma: Fighter Records
Veröffentlichung: 16.06.2020
Homepage: www.facebook.com/Greyhawkmetal

Promosheet: “GREYHAWK now set out to bring their brand of classic Heavy Metal and incendiary live show to the unsuspecting Metal masses.” Letzteres nö (Corona), ersteres können sie guten Gewissens tun. Aber von wem reden wir hier eigentlich? Nun, von GREYHAWK, die sich 2018 in den USA gegründet und dem traditionellen Metal verschrieben haben. Unter anderem ist Darin Wall von SKELATOR mit dabei, auch einige andere Bandmitglieder durften bereits in kleineren Truppen Banderfahrung sammeln. Nun steht nach einer EP das Debutalbum namens “Keepers Of The Flame” an, was sehr true klingt. Das Cover ist ebenfalls sehr true und sieht angemessen underground-oldschool-daneben aus und Einflüsse hat man, angesichts von Titel, Tracklist und Cover wenig überraschend, unter anderem in DIO, YNGWIE MALMSTEEN, MANOWAR und JUDAS PRIEST gefunden.
Was man hingegen nicht gefunden hat, ist Geld für eine wirklich gute Produktion. Der Gesamtsound wirkt nicht ganz definiert, daran gewöhnt man sich aber innerhalb des ersten richtigen Tracks (Track 1 ist ein keyboardlastiges Intro). Auch die Produktion der Vocals ist nicht besonders Highend. Ein bisschen Reverb oder ein Echoeffekt hätte ihnen gut getan und meine Probleme mit den Vocals fast komplett beseitigt, denn singen kann der Taylor auf jeden Fall, trifft nicht nur die Töne sondern verleiht den Tracks auch nochmal eine Portion Charakter. Lediglich die leicht opernhafte Art von Gesang, die er beispielsweise bei “Black Peak” zum besten gibt, passt in Teilen doch nicht so ganz – aber jut, beim Debutalbum probiert man eben auch noch ein bisschen rum und stören tut sie auch nicht.
So, Zeit für die Musik an sich, und hier machen GREYHAWK doch einiges umso richtiger. Die Einflüsse sind genannt, YNGWIE zeigt sich insbesondere beim Instrumental “R.X.R.O”, “Keepers Of The Flame” ist der langsam-würdevolle sowie feierlich-epische Endtrack mit wirklich starker Harmoniearbeit, den MANOWAR mal komponieren sollten (aber können sie nicht). “The Rising Sun” ist anfangs fast eine Gothic-Ballade, wird dann zu einem stampfenden Midtempotrack und im Verlauf immer intensiver, ansonsten gibt es eine gute Mischung aus mal schnellerem, mal langsamerem Heavy/Power Metal, dem man tatsächlich neben seiner Traditionalität doch ein Gespür für Melodien abseits der Norm attestieren kann. Gerade die Refrains, in denen oft auf gelungene Backing Vocals zurückgegriffen wird, machen echt Laune in ihrem kreativen Umgang mit den klassischen Heavy-Metal-Normen.

Fazit:
Wenn man sich denn an die Produktion gewöhnt hat, offenbart “Keepers Of The Flame” doch ordentlich Charme. Wesentlich vielseitiger als die ersten beiden Tracks (abseits des Intros) vermuten ließen, unverbraucht und mit teils sehr guten Ideen. Ein bisschen muss man noch an der Professionalität des Ganzen arbeiten, aber bei Beibehaltung und Ausarbeitung des aktuellen Stils sollten GREYHAWK eine Classic-Heavy-Metal-Band bleiben, die trotz großer Konkurrenz allemal ihre Existenzberechtigung hat.

Anspieltipps:
“Halls Of Insanity”, “The Rising Sun”, “Don’t Wait For The Wizard” und “Keepers Of The Flame”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Gates Of Time
02. Frozen Star
03. Drop The Hammer
04. Halls Of Insanity
05. The Rising Sign
06. R.X.R.O
07. Don’t Wait For The Wizard
08. Black Peak
09. Masters Of The Sky
10. Ophidian Throne
11. Keepers Of The Flame

Jannis

EISENHAUER – Blessed Be The Hunter

Band: Eisenhauer
Album: Blessed Be The Hunter
Spielzeit: 49:35 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Rafchild Records
Veröffentlichung: 06.06.2020
Homepage: www.facebook.com/eisenhauermetal

Ganz im Ernst: Man weiß ungefähr, was man zu erwarten hat, wenn man ein Album rezensiert, dessen Promosheet die Zusammenfassung der Lyrics mit den Worten “Blessed Be The Hunter – gesegnet seien Liebe, Leben, Leidenschaft und Tod. Lasst den Stahl singen!” schließt. Und vertraut mir, was davor kommt ist nicht weniger brachial true. Die Rede ist von “Blessed Be The Hunter”, dem zweiten Album der 2007 gegründeten Kaufbeurener (Kaufbeurer?) Band EISENHAUER. Die alles entscheidende Frage: Ist die Platte echt so stumpfer True Heavy Metal nach dem Lehrbuch, wie man annehmen mag? Erfreulicherweise ist die Antwort darauf nicht nur “Nein!”, sondern viel expliziter noch “Die Platte ist eigentlich ziemlich charakterstarker und individueller Heavy Metal mit einigen wertvollen Alleinstellungsmerkmalen!” Zu denen gehört zuerst einmal auch die Produktion, die gleichermaßen druckvoll und schroff ausfällt, kein bisschen poliert aber auch kein bisschen unprofessionell klingt. Auch Christian ‘Waxe’ Wagners Vocals sind herausragend, sehr klar, ziemlich tief und auf würdevolle Weise unaufgeregt. Hört man so oder so ähnlich im Heavy Metal sehr selten (als ansatzweise vergleichbar würden die Vocals von FALCONERs Mathias Blad durchgehen), hat aber eine spezielle und irgendwie erhaben wirkende Note, auch wegen der sinn- und wirkungsvollen zeitweisen Zweistimmigkeit. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal wären Songstrukturen und Kompositionsweisen. Die Tracks pendeln sehr häufig zwischen schleppendem Doomtempo und höherer aber nur selten sehr hoher Geschwindigkeit. Umso häufiger sind radikal langsame Parts, die aber funktionieren in der Art der Melodieschreibung und der vokalen Umsetzung. Das Ergebnis ist intensive wie, und das ist ein Kompliment, beruhigend. Was die Melodien angeht, finden sich schon einige Wendungen, die häufiger auftauchen und dafür sorgen, dass man die einzelnen Tracks nicht unbedingt alle nach dem ersten Hördurchgang auseinanderhalten kann. Größtenteils aber schon: “Sun Under My Breast” (Cleane E-Gitarren) und “Tyrannus” (volle Instrumentalfraktion) sind Instrumentals, “Priestess Of Delight” ist ein starker Opener mit schöner Triolisierung im Chorus, “Ghost Warrior” beginnt schon recht fix und erfährt eine zunehmende Geilheitssteigerung, “Ode To The Hammer” ist textlich echt drüber aber musikalisch umso mitreißender.
Das alles findet natürlich ohne Keyboards statt, mit der Besetzung, die man halt mindestens nötig hat, und entgegen der Sword-and-Glory-Klischees überraschend intelligent – zumindest auf musikalischer Ebene, die Texte lasse ich mal außen vor.

Fazit:
Und somit ist „Blessed Be The Hunter“ ein Album, das man als Nicht-Kenner von EISENHAUER auch dann mal testweise anspielen sollte, wenn man auf MANOWAR und Konsorten wenig Bock hat. Das ist klassischer „True“ Heavy Metal, aber eben auch doomig, toll gespielt und gesungen und auf zurückhaltende, unaufgeregte Weise sehr beeindruckend!

Anspieltipps:
“Priestess Of Delight”, “Ghost Warrior” und “Ode To The Hammer”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Priestess Of Delight
02. Gods Of Pain
03. Release The Beast
04. Sun Under My Breast
05. Wild Boar Banner
06. Ghost Warrior
07. Ode To The Hammer
08. Mountain
09. Tyrannus
10. Cult

Jannis

GRAVE DIGGER – Fields Of Blood

Band: Grave Digger
Album: Fields Of Blood
Spielzeit: 54:48 min
Stilrichtung: Teutonic Scotish Heavy Power Metal
Plattenfirma: Napalm Records
Veröffentlichung: 29.05.2020
Homepage: www.grave-digger-clan.de

Auf die Frage “Was gibt’s Neues?” kann man eigentlich immer guten Gewissens antworten “Ein GRAVE-DIGGER-Album”. So auch momentan, und nicht irgendeins: Der dritte Teil der (somit) Schottland-Trilogie steht ins Haus und dank “Tunes Of War” und “The Clans Will Rise Again” ist für wahrscheinlich zu halten, dass es ziemlich stark wird. So ist dem auch. Gut, die bisherigen Singleveröffentlichungen verkaufen “Fields Of Blood” unter Wert. “All For The Kingdom” ist fett und mit besten DIGGER-Highland-Trademarks angereichert, aber nicht ganz unter den besten Tracks. “Lions Of The Sea” lässt beim Refrain die Sorge aufkommen, dass die anderen Kompositionen doch eher platt ausfallen könnten (aber dem ist nicht so), wobei schon zwei weitere Silben beim zweiten und vierten “Lions Of The Sea” im Chorus eine Menge verbessert hätten (geiles Riff übrigens, Axel Ritt ist wie immer eine krasse Bereicherung). Und “Thousand Tears” ist eine klassische Gänsehaut-DIGGER-Ballade, bei der Noora von BATTLE BEAST zumindest gegen Ende noch ihr volles Potenzial raushauen kann und man sich fragt, warum die Frau immer nur für Balladen gastsingen darf. So, genug des Meckerns (vorerst). “Fields Of Blood” hat nämlich umso mehr komplette Knaller auf Lager, die mit zum Besten gehören, das GRAVE DIGGER seit dem letzten Schottland-Release veröffentlicht haben. “Freedom” zum Beispiel, mit seinem knallenden Start, dem geilen runtergebrochenen Prechorus und dem simplen aber in seiner Harmoniefolge doch noch nicht oft gehörten Chorus. Auch “Heart Of Scotland” muss man anführen: Mit Dudelsäcken, starken Drums (übrigens ist die Drumarbeit von Neudrummer/Ex-Reaper Marcus Kniep GRAVE DIGGER absolut würdig), asozialem Switch zu anderer Tonart und miesestem Downtempo, mit grandiosem Refrain, fröhlich dudelsackigem Mittelteil und, und, und. “My Final Fight” hat den Partybeat, der nur dann auf den Sack geht, wenn man ihn in jedem Song verwendet, hat im Chorus was von RAGE und macht tüchtig Laune. Und auch das eher unepische “Barbarian”, das instrumentale “Requiem To The Fallen”, das tolle instrumentale Intro und “Gathering Of The Clans”, insbesondere dessen feierlicher Mittelteil, sind Treffer und beweisen zum 40jährigen der Band nochmal Kreativität, die bei den letzten Alben ein wenig auf der Strecke blieb. Ganz zu schweigen vom mehrteiligen 10-Minüter-Titeltrack, der auf ganzer Länge einfach alles richtig macht und auch mal den unterbewerteten Klargesang im Gepäck hat.
Kritik: Gut, da gibt es einiges, was doch sehr an “Tunes” und “Clans” erinnert, mal ein Riff, mal ein Refrain. Aber das geht klar. Was nicht klargeht, sind die Texte, die mir zum ersten Mal bei einem DIGGER-Album den Hörgenuss tatsächlich geschmälert haben. Ich kann über Texte generell gut hinweghören, aber jede, also wirklich JEDE Zeile, jetzt Phrase, jeder Reim auf “Fields Of Blood” ist so schonmal auf mindestens einem anderen Album aufgetaucht. Das ist Stillstand und unkreatives Bedienen aus dem Repertoire und ginge wirklich liebevoller. Zumindest ein bisschen, sodass es nicht ganz so aufdringlich offensichtlich einfach nur Aufwärmen ist.

Fazit:
Und ehrlich, ich bin hin- und hergerissen, weil die Platte musikalisch echt ein würdiger Abschluss der Trilogie ist, aber unter der Qualität/der mangelnden Innovation der Texte wirklich leidet. Uneingeschränkte Kaufempfehlung für jeden, der über Texte hinwegsehen und Heavy/Power/Teutonic Metal mit Dudelsäcken auf echt feierlichem Niveau was abgewinnen kann. Wer generell auf Texte achtet, der entscheide selbst, nachdem er sich mal durch die folgenden, musikalisch wunderbaren Anspieltipps durchgehört hat!

Anspieltipps:
“Freedom”, “Heart Of Scotland”, “My Final Fight” und “Fields Of Blood”

WERTUNG:

die Texte ignorierend

 

unter Beachtung der Texte

 

Trackliste:

01. The Clansman’s Journey
02. All For The Kingdom
03. Lions Of The Sea
04. Freedom
05. Heart Of Scotland
06. Thousand Tears
07. Union Of The Crown
08. My Final Fight
09. Gathering Of The Clans
10. Barbarian
11. Fields Of Blood
12. Requiem For The Fallen

Jannis