ONEXX – Phase I: Ohne Aufwind (EP)

Trackliste:

01. Fall
02. Halt
03. Zeit

 

 

 

 

 

Spielzeit: 10:17 min – Genre: Nu Metal – Label: Eigenveröffentlichung – VÖ: 11.03.2022 – Page: www.facebook.com/ONEXXtonkunst

 

Ich weiß noch damals, als ich als frisch gebackener kleiner Metaller natürlich sofort auf den „Metal ist das einzig Wahre und, haha, guck mal, diese Rapper, die stottern ja nur“-Zug aufgesprungen bin. Dass andere diese peinliche Phase erfolgreich zu umgehen wissen, offenbart sich unter anderem an Axel Kretschmer und Sascha Grethmann, zwei jungen Bonnern, die den Underground der Region schon länger mit etwas obskurem, aber sehr individuellem und partytauglichem Deutschrap unsicher machen, seit einiger Zeit aber eben auch mit ONEXX, einem deutschsprachigen Alternative/Nu-Metal-Projekt, das von Frank Herchenbach an den Drums komplettiert wird. Und das hat nun mit „Phase I: Ohne Aufwind“ seine inzwischen dritte EP veröffentlicht, die für die Größe der Band wirklich gut produziert ist – obgleich im eigenen Proberaum aufgenommen – und von Michael Haas (Big Easy Studio) gemixt und von Axel gemastert wurde.
Musikalisch ist „Phase I“ angesichts seines Stilmixes angenehm handgemachter Alternative Metal ohne die ganzen elektronischen Elemente, die man aufgrund der Rap-Bestandteile erwarten könnte. Die Tracks sind dem Genre recht angemessen, nicht zu komplex (ein wenig beat-ähnlich simpel muss es ja schon sein), aber auch nicht uninspiriert blöd. Axel macht in seinen Rap-Parts einen sauberen Job, entfernt sich aber von klassischem Nu Metal dadurch, dass er seine Einflüsse eben im deutschen und weniger im US-Rap findet. Das hat Einfluss auf seinen Rapstil und bringt einzelne Rhetorik-Elemente ins Spiel, die man im deutschsprachigen Metal nicht unbedingt erwartet (hat aber nichts mit „Mein AMG ist gold, skurr skurr, Gucchi, du H*rensohn“ zu tun). Unkonventionell im positiven Sinne. Sascha bedient die Shouts, ist sehr kompetent in seinen theatralischeren Parts, schlägt nur für meinen Geschmack etwas zu häufig etwas zu hoch aus (kann gut sein, dass das ein Stilelement ist, dann kenne ich aber seine Bezeichnung nicht). Am besten funktioniert die Kombination, wenn Axel die Strophen und Sascha den Gesang übernimmt (also bei „Halt“ und „Zeit“).
Kritik muss an „Phase I“ eher diffus geäußert werden. Bei den Instrumentals wäre ein wenig mehr eigene Identität wünschenswert, vielleicht auch mal Zeit für das ein oder andere spannendere Solo und etwas mehr Mut zum Experimentieren. Dazu bietet Rap vor einem Metaltrack natürlich auch die Möglichkeit, seinen Flow auf diesen etwas anzupassen (oder den Track auf den Flow) und damit die Möglichkeiten beider Genres noch mehr auszureizen, wobei ebenfalls noch etwas Luft nach oben wäre.

Fazit:
Das ändert jedoch nichts daran, dass das Konzept an sich spannend und über weite Teile gut umgesetzt ist – wenn man denn offen für diese Art von Stil-Kombination ist. Nichts für die Schwerter-Fraktion, auch nichts für die Volles-Haar-und-glitzernde-Weste-Freunde; aber den Lesern, die ab und an auch zu einer kleinen Dosis Sprechgesang nicht abgeneigt sind, seien insbesondere die letzten beiden Tracks durchaus mal ans Herz gelegt.

Jannis