IMMORTAL GUARDIAN – Psychosomatic

A bronze sculpture with a hanged brain

Band: Immortal Guardian
Album: Psychosomatic
Spielzeit: 52:06 min
Stilrichtung: Progressive/Power Metal
Plattenfirma: M-Theory Audio/Rock’N’Growl Promotion
Veröffentlichung: 21.02.2021
Homepage: www.facebook.com/igmetal

Gabriel Guardian – wer so heißt, ist ab dem ersten Atemzug dazu prädestiniert, Power-Metal-Musiker zu werden. Seinem Schicksal nachgebend hat Gabriel genau das getan und mit seiner Band IMMORTAL GUARDIAN nun sein zweites Album “Psychosomatic” bereit zum Abflug. Die Aufnahmen waren coronabedingt von extremem Sicherheitsabstand geprägt: Gabriel nahm in Las Vegas auf, Sänger Carlos in Brasilien, Drummer Justin in Montreal und Bassist Joshua in Texas. Herausgekommen sind gut 50 Minuten Progressive Power Metal mit hohem Shred- und damit einhergehend leichtem Neoclassic-Faktor, einer guten Menge an Keyboards und einem Mix aus Gefrickel und ausgeprägten Melodien.
Apropos Mix: Der kann sich durchaus hören lassen, ist entsprechend der Gefrickel-Parts ein wenig technisch-polierter, aber in annehmbarem Rahmen. Lediglich durch ein paar kleinere Unausgewogenheiten in Lautstärkeverhältnissen könnten ein oder zwei Songs Eingewöhnung nötig sein. Sind die vorüber, so erweist sich IMMORTAL GUARDIAN als äußerst fähige Truppe mit starken Leistungen jedes Beteiligten.
Musikalisch ist man ebenfalls soweit stabil drauf, muss sich aufgrund des Labels “Progressive” aber auch noch einmal nach anderen Maßstäben beurteilen lassen. Und unter diesen Maßstäben hat “Psychosomatic” die Problemchen, die viele Prog-Power-Metal-Bands haben: Arrangiert ist das ganze top, nicht zu überheblich clever, aber rhythmisch und spielerisch korrekt vielseitig. Die Melodieführungen entsprechen allerdings oft eben den klassischen Progressive-Power-Lines und naja, wenn jeder das so macht, dann ist das im wörtlichen Sinne halt nicht mehr ganz so progressiv aka fortschrittlich. Aber an dieser Stelle auch ein bisschen Entwarnung. Wo die Melodien nicht vergleichsweise guter Durchschnitt sind, sind sie besser als das. Erstmals sind sie das explizit bei “Read Between The Lines”, das mal leichtgängig, mal fast corig ausfällt, mit humorvoll-smoothem Part im Mittelteil und schöner Gesangsmelodie, die wie viele andere von den mehrstimmigen Vocals noch einmal profitiert.
“Clocks” wechselt sinnhaft zwischen zwei verschiedenen Geschwindigkeiten und setzt sich sehr schön im Gedächtnis fest, mit ordentlicher Portion Dramatik. Und “Candlelight” und “Find A Reason” arbeiten ein Stück weit zusammen mit Wiederaufnahme von Motiven, größeren (aber insgesamt nach wie vor kleinen) balladesken Parts, unterschiedlichen Emotionen und dichter Atmosphäre.
Der Rest der Songs ist ein wenig uneigenständiger, bereitet an der ein oder anderen Stelle auch mal das Gefühl, da hätte man noch etwas mehr herausholen können, überzeugt an solchen Momenten aber immerhin in technischer Hinsicht.

Fazit:
“Psychosomatic” kann als Zweitwerk auf jeden Fall überzeugen. Allerdings sollten IMMORTAL GUARDIAN in den nächsten Jahren noch ein wenig an einem eigeneren Sound arbeiten, insbesondere hinsichtlich der Komposition der Melodien. Dass sie dafür zweifelsohne das Potenzial haben, beweisen gerade die oben genannten Tracks, hinter denen gefühlt mehr Kompositionsleidenschaft steckt, als hinter denen, die guten melodischen Durchschnitt durch Handwerk kaschieren. Und technisch haben IMMORTAL GUARDIAN es unbestreitbar jetzt schon mächtig drauf.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Psychosomatic
02. Read Between The Lines
03. Lockdown
04. Phobia
05. Clocks
06. Self-Isolation
07. Goodbye To Farewells
08. Candlelight
09. Find A Reason
10. New Day Rising

Jannis

SIMULACRUM – Genesis

Band: Simulacrum
Album: Genesis
Spielzeit: 61:23 min
Stilrichtung: Progressive Metal
Plattenfirma: Frontiers Music s.r.l.
Veröffentlichung: 12.02.2021
Homepage: www.simulacrum.fi

Offenbar verhelfen Lockdowns Metalbands zu mehr Zeit, um über ihr Songwriting nachzudenken, zumindest würde das die Menge an Progressive Metal erklären, die ich in letzter Zeit auf den Tisch gelegt bekomme. Eine von ihnen ist SIMULACRUM aus Finnland, die bereits 1999 gegründet wurde (womit sich die These dann auch wieder erledigt hätte) und gerade einmal 13 Jahre später ihr Debut veröffentlichte. Nun gibt’s Album Nr. 3, “Genesis”, das über eine Stunde lang ist, zur Hälfte, wie sich das gehört, aus einem Konzeptpart besteht und ein klassisch spirituelles Albumcover inklusive Planeten, Schneidersitz, Dreieck und Yin&Yang-Symbol vorweisen kann. So weit, so gut.
Die Produktion ist stabil, das Konzept mit zwei Sängern funktioniert bestens, gerade weil sie nicht im altbekannten “Einer lieb, einer growlt”-Schema agieren und die Truppe kennt sich zweifelsohne mit der Funktionsweise von Musik aus.
“Genesis” ist an sich melodisch, unklare Vocals sind selten. “Genesis” ist aber auch eins der Alben, die über weite Teile “Progressive” gerade in Sachen Arrangements in gigantischen Lettern auf der Fahne stehen haben. Gut, Ausnahmen gibt es da schon, beispielsweise das unmetallische klavierbasierte “Genesis Part 3: The Human Equation” oder das relativ straighte “Scorched Earth”, das etwas Dur-lastiger ausfällt als erwartet, mit geiler Gitarrenarbeit im Solopart und unkonventionell-nachvollziehbarem Chorus. Auch “Like You, Like Me” mit seinem ruhigen Retro-Beginn und dem HAKENschen Bombastfülleharmoniegefeierlichkeite schlägt in diese Kerbe – das war es dann aber auch schon. Nicht, dass das unbedingt schlimm wäre. Genug tolle Bands zimmern sich ein heftig komplexes Ding ohne jegliche Eingängigkeit zusammen und es ist durchweg grandios anzuhören.
Doch hier ist der Kritikpunkt (der zugegebenermaßen mehr Raum in der Rezension einnimmt, als vielleicht verdient). Bei SIMULACRUM hat man leider das Gefühl, man habe beides gewollt und habe somit entweder seine schönen Melodien zerprogt oder sein komplexes Gefrickel verharmonisiert. Da tauchen dann Melodien auf, die durchaus eingängig und ausgefallener sein könnten, wenn man sie nicht auf Teufel komm raus durch den Progressive-Wolf gedreht hätte, wofür ich mir keinen anderen Grund vorstellen kann, als dass man sich seinem Genre zu verpflichtet gefühlt hätte. Nicht falsch verstehen, das ist handwerklich und kompositorisch bestimmt sehr gut und intelligent gemacht, wirkt aber für uns primitive Nicht-Musikstudenten häufig ein wenig willkürlich. Sein Zenit erreicht diese Problematik bei “Genesis Part 1: The Celestial Architect”, dessen Gesang zeitweise nicht mehr wirklich erkennbar etwas mit der zweifelsohne komplex agierenden Instrumentalfraktion zu tun hat. “Ihr spielt das eine Lied, ich sing das andere. Dann legen wir das übereinander und verkaufen es als Progressive Metal!” Wüsste man es nicht besser, könnte man diesen Kompositionsprozess ungefähr so geschehen vermuten. Noch einmal: Bestimmt gibt es unter Freunden progressiven Metals so einige, die mit “Genesis” genau deshalb etwas anfangen können, aber man hätte melodische und chaotisch-härtere Elemente wohl effektiver verbinden können, auf Kontrastwirkung hinarbeiten statt über weite Teile beide Elemente zusammenzurühren.

Fazit:
Einige Songs auf “Genesis” zünden absolut, andere kränkeln an den sehr hohen Ambitionen hinsichtlich der technischen Progressivität der Platte. Technisch eine gerechtfertigte 9/10, kompositorisch eine 8/10, in Sachen Subtilität und, so seltsam das bei einer solchen Rezension wirken mag, Mut zur stilistischen Variation, zur zeitweisen als Kunstgriff eingesetzten Deproggisierung oder Demelodisierung, leider nur eine 5/10. Vom Reinhören sollte das aber gerade Freunde von technischerem Progressive Metal nicht abhalten.

Anspieltipps:
“Arrhythmic Distortions”, “Like You, Like Me”, “Scorched Earth” und “Genisis Part 1: The Celestial Architect”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Traumatized
02. Nothing Remains
03. Arrhythmic Distortions
04. Like You, Like Me
05. Scorched Earth
06. Genesis Part 1: The Celestial Architect
07. Genesis Part 2: Evolution Of Man
08. Genesis Part 3: The Human Equation
09. Genesis Part 4: End Of Entropy

Jannis

BLACK & DAMNED – Heavenly Creatures

Band: Black & Damned
Album: Heavenly Creatures
Spielzeit: 58:30 min
Stilrichtung: Heavy/Power Metal
Plattenfirma: ROAR! Rock Of Angels Records
Veröffentlichung: 29.01.2021
Homepage: www.blackanddamned.com

Es gibt doch wenig Schöneres als eine Band, die kaum ein Jahr offiziell aktiv ist und dann mit ihrem Debutalbum direkt mal eine saftige Ansage bringt, wie man sie sich von vielen etablierteren Truppen schon länger mal wieder wünschen würde. Ladies and Gentlemen, introducing BLACK & DAMNED, ein deutsches Duo bestehend aus Michael Vetter (Ex-PUMP) an der Gitarre und Roland “Bobbes” Seidel als Sänger. Die haben sich zur Verstärkung MASTERPLANs Axel Mackenrott an die Tasten, Aki Reissmann (ebenfalls bekannt durch PUMP) an die zweite Gitarre und Ali Gözübüyük (BIONIC ANGELS) an den Bass geholt, dazu Axel Winkler (IHRESGLEICHEN) an die Drums. Man nehme dieses Sextett, gebe ihm eine gute Menge an Lockdownzeit zum Songwriting und heraus kommt – “Heavenly Creatures”, eine stolze 58 Minuten lange erste Meldung, die sich aber sowas von sehen lassen kann. Stilistisch ist die Platte irgendwo zwischen Heavy und Power Metal angelegt, mit gut knallender und natürlich-harter Produktion, kaum bis gar keinem Kitsch und einem ausgewogenen Verhältnis aus wirklich guten melodiösen und wirklich guten ballerigen Passagen. All das in überzeugend vielseitig und liebevoll ausgearbeitet. BLACK & DAMNED sind keine der Bands, bei denen die Aussage “Ach, lass uns das doch einfach so machen” beim Songwriting eine relevante Rolle gespielt hat, wie ein Blick auf die einzelnen Tracks offenbart. Los geht’s mit “Salvation”, einem würdigen Opener, der die harte Seite der Band in den Vordergrund stellt. Mit “Liquid Suicide” wird es dann ein wenig power-metalliger, bevor sich “Born Again” dann so richtig gehen lässt. Was ein smarter Prechorus, der perfekt in den nicht minder geilen Chorus überleitet, was für schön oktavierte Vocals – Anhänger der Hamburger Power-Metal-Fraktion werden an dem Ding ihre helle Freude haben. “The Wardress” traut sich ein paar mehr Synthesizer im Chorus, fällt in der Strophe minimal softer aus und hält das aufgebaute Niveau weiterhin oben. Mit “War Is Just Another Word For Hell” wird es dann eine ganze Ecke ruhiger, bis mit einem amtlichen “WWAAAARRRR!!!!” der Chorus reinbricht und Gänsehaut verteilt (aber nicht auf die billige Art). Und so gut geht es einfach mal weiter. “A Whisper In The Dark” hat einen wunderbaren Groove, einen leicht doomigen Chorus mit schöner Power-Metal-Wendung und zwischendurch viel kräftigem Gezimmer und “Decide On Your Destiny” trägt ebenfalls balladige Züge, kombiniert mit dem nächsten Überchorus (und ist ein sehr guter Grund, warum man auch zur CD-Version greifen sollte, da die Vinyl-Edition diesen Track nicht beinhaltet).
Die inzwischen so omnipräsenten Disco-Synthesizer als “Alleinstellungsmerkmal” haben BLACK & DAMNED nicht nötig, um Eigenständigkeit zu entwickeln. Gut, ’n paar Synthesizer gibt es, aber wenig aufdringlich und nicht zu synthetisierend. Und die Streicher könnten teurer klingen. Aber die sind auch quasi der einzige Kritikpunkt. Abseits dessen bietet “Heavenly Creatures” in seinen schwächsten Phasen 8/10-Tracks und in seinen besten lockere 10/10er-Tracks – und das passiert locker fünf- oder sechsmal.

Fazit: Genau wegen solchen Bands macht man als Rezensent seinen Job so gerne. Diese kleinen Truppen, von denen man nie etwas mitbekommen hätte, wenn sie nicht irgendwann ins Postfach geflattert wären, die handgemachte Musik auf einem so wunderbaren Niveau, mit so viel Inspiration und Unverbrauchtheit machen – Heavy- wie Power-Metal-Fans sei dringend zum Reinhören geraten. Wenn sich die Dinge gut weiterentwickeln, könnten BLACK & DAMNED in ziemlich kurzer Zeit eine Karriere hinlegen, die beispielsweise mit der von den etwas weniger harten aber musikalisch ähnlich guten THE UNITY vergleichbar wäre. Und ich würde es ihnen aus ganzem Herzen gönnen!

Anspieltipps:
Insbesondere Track 3 bis 8, dazu “Heavenly Creatures”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Salvation
02. Liquid Suicide
03. Born Again
04. The Wardress
05. War Is Just Another Word For Hell
06. A Whisper In The Dark
07. The 13th Sign
08. Decide On Your Destiny
09. The World Bleed
10. Dreams To Stay Alive
11. We Are Warriors
12. Heavenly Creatures

Jannis

THE DEAD DAISIES – Holy Ground

Band: The Dead Daisies
Album: Holy Ground
Spielzeit: 48:09 min.
Stilrichtung: Hard Rock
Plattenfirma: Spitfire Music (SPV)
Veröffentlichung: 22.01.2021
Homepage: www.facebook.com/TheDeadDaisies

Es gibt Reviews, die fallen dermaßen überraschungsarm aus, dass man sich als Rezensent fragt, warum man sich die Mühe überhaupt macht. Als würde man an die Bäume in seiner Nachbarschaft jeweils das Wort “Baum” schreiben oder alles in Erzählerform kommentieren, was eine anwesende Person gerade so tut.
Eines dieser Reviews ist das zu “Holy Ground” von THE DEAD DASIES. Gut, erwähnen könnte man noch, dass Glenn Hughes (DEEP PURPLE) für Gesang und Bass verantwortlich ist, Doug Aldrich (WHITESNAKE, DIO) und David Lowy (RED PHOENIX) für die Gitarren und Deen Castronovo (JOURNEY) für die Drums. Auch wäre wohl relevant, dass Ben Grosse der Mann für den Sound war, was er angesichts seiner Leistungen für DREAM THEATER, DISTURBED, ALTER BRIDGE und andere zurecht der Fall war.
Hier kommen also die erstaunlichen Fakten, die Ihr garantiert noch nicht über “Holy Ground” wusstet. Die Platte ist klassischer Hard Rock von Leuten, die diese Musik nicht nur komplett verinnerlicht sondern genau genommen auch mit erfunden haben. Der Sound ist warm, druckvoll (krasse Snare), klar und durchaus angenehm hart. Die Instrumentalfraktion ist reduziert auf die klassischen Hard-Rock-Instrumente, wobei die Oldschool-Bestandteile Schellenkranz, Shaker, Cowbell und Hammond-Orgel natürlich nicht fehlen dürfen. In der finalen Halbballade gibt es zudem ein bisschen sinnig eingesetztes Orchester zu hören. Die Vocals sind okay (Spaß, die Vocals sind natürlich top).
Joah. Ansonsten ist “Holy Ground” nach allen Regeln der Kunst ausgearbeitet, mit ordentlich Groove, prototypischem Aufbau der einzelnen Songs und Songteile, feiner Instrumentalarbeit aller Beteiligten. Tiefpunkte sucht man vergeblich, der schwächste Teil des Albums ist subjektiv betrachtet noch der eher lieblose Chorus von “My Fate”. Dafür kommt oben erwähnte Halbballade “Far Away” sehr eindrucksvoll, eher nachdenklich melancholisch als kitschig in den ruhigeren Parts und gegen Ende erfreulich eskalativ. “Like No Other (Basslines)” beglückt durch seine – Trommelwirbel – Basslines, “Come Alive” ärgert den Hörer augenzwinkernd mit seinem umgestülpten Strophenrhythmus, “Saving Grace” serviert guten Groove und eine schöne Chorusmelodie, und so weiter.
Wir alle wissen, worauf wir uns bei einem Album einer solchen Supergroup in einem fortgeschrittenen Stadium der Karrieren ihrer Mitglieder einlassen; dass hier kein Rad neu erfunden wird sondern verlässlich das gemacht wird, was eben der gemeinsame Nenner der Mitglieder ist. Und das Resultat klingt demnach null innovativ, aber frisch, unterhaltsam und sauprofessionell.

Fazit:
Schönes Album, intellektuell nicht fordernd aber in seinem wenig komplexen Stil doch smart gemachtes Entertainment, hinter dem eine Menge Erfahrung steckt. Nicht der nächste Klassiker aber ohne Frage ziemlich genau das, was man sich als Hard-Rock-Fan von einer solchen Truppe wünscht.

Anspieltipps:
“Like No Other (Basslines), “Saving Grace” und “Far Away”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Holy Ground (Shake The Memory)
02. Like No Other (Bassline)
03. Come Alive
04. Bustle And Flow
05. My Fate
06. Chosen And Justified
07. Saving Grace
08. Unspoken
09. 30 Days In The Hole
10. Righteous Days
11. Far Away

Jannis

TALENTSCHMIEDE: Torrential Rain

Band:
Torrential Rain

Gegründet:
2011

Herkunft:
Nürnberg, Bayern, Deutschland

Mitglieder:
Christopher Danner (Vocals, Guitar)
Dominik Grauvogl (Bass)
Dario Trennert (Drums)
Gordian Golder (Guitar)

Stil:
Progressive Metalcore

Veröffentlichungen:
Alben:
To Rise Above It All (2012)
Transitions (2018)

Singles:
Home Alone (04/2020)
Strung Out (07/2020)
Deaf Ears (10/2020)
Left Outside (12/2020)

Einflüsse:
Periphery, Trivium, Architects, Bring Me The Horizon, Polaris

Was wir die nächsten fünf Jahre erreichen möchten:
Raus aus Deutschland, raus aus Europa… also die Weltherrschaft selbstverständlich. 😉 Einfach weiterhin Musik gemeinsam machen und einen Song nach dem anderen veröffentlichen!

Was als nächstes kommt:
Single Nr. 5 ist gerade in Arbeit.

Unsere beste Erfahrung bis jetzt:
Auch wenn das Jahr 2020 durch COVID 19 ein totales Chaos war, war es für uns und unsere neue Herangehensweise in Bezug auf Veröffentlichungen wirklich unglaublich. Wir hätten am Anfang des Jahres niemals gedacht, dass unsere Single HOME ALONE mit über 220.000 Streams auf Spotify so viral geht.

Unser peinlichster Moment:
Bei einer Liveshow ist Dario das Bassdrumfell gerissen. Chris hat das am Mikro vorne nicht mitbekommen und das Publikum auf die Zugabe heiß gemacht. Leider konnten wir diese nicht spielen und das kam nach einer gefühlten Ewigkeit und einer recht witzigen Unterhaltung zwischen Chris und Dario raus. Das war dann doch ein peinlicher Abgang.

Mit wem wir gerne ein Bierchen trinken würden und warum:
Selbstverständlich mit dem CEO des Zirndorfer Brauhauses und wenn wir schon dabei sind: Zirndorfer, das Bier unseres Vertrauens! #NOCHunbezahltewerbung

Wenn wir uns eine Band aussuchen könnten, mit der wir auf Tour gehen dürfen:
Dann würde unsere Wahl auf Periphery fallen, da sie uns alle in der Band sehr inspiriert haben.

Das Beste daran, in einer Band zu spielen:
Das beste in einer Band zu spielen ist, dass Menschen auf der ganzen Welt die Möglichkeit haben, deine Musik zu hören. Das ist uns erst so richtig bewusst geworden, als die Spotify-Statistik uns gezeigt hat, dass wir in über 80 Ländern gehört werden.

Das Schlimmste daran, in einer Band zu spielen:
Naja, wir werden uns selbst nie so richtig live anschauen können. Das wäre mal interessant! 😊

Online:
www.torrentialrain.de

Soziale Medien:
Facebook: www.facebook.com/TorrentialRainBand
Twitter: www.twitter.com/torrentialrain6
YouTube: www.youtube.com/c/TorrentialRain/featured
Instagram: www.instagram.com/torrential_rain_band
TikTok: www.tiktok.com/@torrentialrain

WINTERAGE – The Inherence Of Beauty

Band: Winterage
Album: The Inherence Of Beauty
Spielzeit: 63:21 min
Stilrichtung: Symphonic Power Metal
Plattenfirma: Scarlet Records
Veröffentlichung: 15.01.2021
Homepage: www.facebook.com/winterage

Es gibt, grob vereinfacht ausgedrückt, zwei Arten von Symphonic-Power-Metal-Bands: die, die auf mehr oder weniger realistische Orchester-Samples zurückgreifen und am Mischpult einen Gänsehaut-Button haben, und die, die in ihre Alben massiv mehr Arbeit hineinstecken, um ein besseres Resultat zu erzielen, obgleich das zusätzliche Maß an Arbeit sich in den Augen des ein oder anderen vielleicht nicht lohnen würde. Damit mag der ein oder andere jedoch falsch liegen, wie an Alben wie WINTERAGEs “The Inherence Of Beauty” deutlich wird.
Daher erstmal zu dem, was am zweiten Longplayer der Italiener objektiv geil ist. Das ist zuallererst der nicht bemängelbare Sound. Das ist des weiteren die Bedienung der Instrumente und der Einsatz der Solo-Vocals: Sänger Daniele Barbossa hat eine klare und powermetallige Stimme, die wie angegossen zur Musik passt. Vittoria Leoni kommt als Solo-Sopranistin dazu und klingt schwer nach professioneller Ausbildung, lediglich die unklaren Vocals im letzten Track wirken deplatziert.
Dann ist da die Truppe an Beteiligten: Neben der Band wäre da ein 21köpfiges Orchester, drei Folk-Musiker und um die 15 Chorleute. Gut, man hat in der Vergangenheit auch schon wesentlich dickere Orchester und Chöre auf Metalalben gehört, aber gerade die Übersichtlichkeit macht einen absoluten Reiz auf “TIOB” aus. Denn die Platte klingt trotz absoluter Symphonic-Power-Metalligkeit kaum überladen, rückt stattdessen immer wieder einzelne klassische Instrumente in den Vordergrund und verwendet Orchester und Chor letztendlich so, wie man es tun sollte: nicht nur als Klangteppich und unter Ausreizung aller Facetten (alleine schon ein paralleler Einsatz eines kleinen Männer- und eines kleinen Frauenchors mit Lyrics abseits von pseudo-lateinischen Lautäußerungen ist auch im Symphonic Power Metal eher die Ausnahme, obwohl es echt scheißgut kommt). Auch die Melodien, so genrekompatibel sie doch sein mögen, entsprechen nicht dem Klischee-Standard, versuchen sich oft erfolgreich an Eigenständigkeit. Und damit ist “TIOB” schonmal ein Album, das bei mir harte Sympathiepunkte einfährt, denn mit starken und außergewöhnlichen Kompositionen und liebevollen Arrangements steht und fällt ein solcher Release.
Wichtig zu erwähnen: die deutliche Folk-Schlagseite des Albums. Das kann man mögen oder nicht mögen, insbesondere den Einsatz einer Geige als festen Bandbestandteil. Ich mag’s weniger, würde es aber mögen, wenn ich weniger Folk-Abneigungen hätte, denn auch die folkigeren Parts fallen an sich sehr überzeugend und nicht allzu Thekenmädchen-lastig aus. Kein Abzug dafür, ebenfalls kein Abzug für die kitschige Thematik des Albums, die man im Power Metal halt erwarten muss (The inheritance of real beauty is hidden in the essence of human beings und so – Kübel bereitstellen, wer auf sowas allergisch reagiert). Punkteabzug allerdings guten Gewissens für “The Toymaker”. Als 16minüter wirkt das Ding erstmal verlockend, besteht aber aus minutenlangem Disney-Narrator-Gerede der übelsten Sorte, aus leichtgängig-nervigem Musical-Gedönse und einigen anderen Fehlgriffen. Lobenswert daran ist hauptsächlich, dass man es geschafft hat, 95% aller schlechten Ideen in einem Lied zu konzentrieren, das hält das hohe Niveau der restlichen immerhin mehr als 45 Minuten Spieldauer hoch.

Fazit:
Abgesehen von dem Track ist “TIOB” ein Album, das man Freunden orchestralen Power Metals mit Folk-Faible bedenkenlos empfehlen kann, denn in dieser Genre-Kombination machen WINTERAGE echt alles richtig; angefangen schon beim liebevoll komponierten Intro, das tatsächlich mal seine Existenzberechtigung im Kontext des restlichen Albums hat. WNTERAGE demonstrieren jedenfalls eindrucksvoll, was für ein Ergebnis man auch (und vielleicht gerade) mit einem kleineren, aber dafür echten Orchester erzielen kann, wenn man ambitioniert ist, auch in Sachen Songwriting nicht immer nur die selben ausgelatschten Pfade zu betreten. Kleine Band, großes Ding!

Anspieltipps:
“Chain Of Heaven”, “Oblivion Day” und “Orpheus And Eurydice”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Ouverture
02. The Inheritance Of Beauty
03. The Wisdom Of Us
04. Of Heroes And Wonders
05. The Mutineers
06. Orpheus And Eurydice
07. Chain Of Heaven
08. La Morte Di Venere
09. Oblivion Day
10. The Amazing Toymaker

Jannis

FOREIGN – The Symphony Of The Wandering Jew Part II

Band: Foreign
Album: The Symphony Of The Wandering Jew Part II
Spielzeit: 72:52 min
Stilrichtung: Progressive-Rock/Metal-Oper
Plattenfirma: Pride & Joy Music
Veröffentlichung: 04.12.2020
Homepage: www.facebook.com/foreignrockoperafrance

Es ist menschlich schon nachvollziehbar: Da schleppst du dich mit deinem Kreuz den Berg zu deiner eigenen Hinrichtung hoch, fragst irgendwen am Straßenrand nach was zu trinken und kriegst leider nichts. Verhältnismäßigkeit hin oder her: Auch als Jesus verliert man in so einer Situation manchmal die Nerven und belegt den verdammten Wasser-Verweigerer dann eben mit einem Unsterblichkeitsfluch. Zweitausend Jahre später erzählt der arme Kerl seine Geschichte dann Ivan Jaquin und der denkt sich “Kann man eigentlich ganz gut in einer Rockoper verarbeiten”. Das wurde 2014 dann realisiert und 2020 geht die Geschichte weiter, überbracht von einer illustren Truppe: Leo Margarit (PAIN OF SALVATION) an den Drums, Mike LePond (SYMPHONY X) am Bass, Zak Stevens (SAVATAGE, TSO), Andy Kuntz (VANDEN PLAS), Tom Englund (EVERGREY) und Amanda Lehmann (STEVE HACKETT BAND) am Mic. Dazu ein Chor und weitere Musiker mit teils eher ungewöhnlichen Instrumenten, Keyboards, eine Produktion von Markus Teske (VANDEN PLAS, MOB RULES) und wir sind uns einig, dass wir über die interpretatorische und klangliche Qualität keine weiteren Worte mehr verlieren müssen. Daher schnell zur Musik:
“The Symphony Of The Wandering Jew Part II” ist über weite Teile eine gelungene Mischung aus Progressive Rock, Progressive Metal und Symphonic Metal. Die symphonischen Elemente sind dabei verhältnismäßig unbombastisch, was der Geschichte des Konzeptalbums aber durchaus zugute kommt, da die Musik somit (abseits der Metalkomponente) näher an der Realität des Albums liegt und es nicht zu einer Hollywooderzählung der besagten Story verkommen lässt. Die Orchesterinstrumente klingen gut, leiden nur selten unter fehlendem Hall. Und sie sind durchaus präsent, zusammen mit den anderen Metal-fremden Instrumenten. Tatsächlich schafft man es ab Track 3, dem “Bard’s Song”igen “Mariner Of All Seas”, dem Hörer über 13 Minuten ohne eine E-Gitarre, Drumset und Bass zuzumuten oder zu gewähren, das ist Ansichtssache. Musikalisch ist dies durchaus dem Storytelling zuzuschreiben, das eben nicht nur auf textlicher Ebene geschieht. Die Platte vollzieht einen Wandel, von nah-östlichen Klängen hin zu westlich-progressiverem Stil, was einen Einzug von Synthesizern und eine durchaus offensive Änderung des Stils ab “Mysteries To Come” bedeutet. In seiner Erzählweise und somit auch in seiner besten Hörweise erinnert “TSOTWJPII” an die neusten ELOY-Veröffentlichungen, auch wenn es musikalisch natürlich in eine andere Richtung geht: Das Album versucht nicht, Ohrwürmer zu produzieren, obgleich es absolut melodieorientiert ist. Als selbsternannte Rock/Metal-Oper muss es das aber auch nicht unbedingt, beschränkt sich doch auch bei normalen Opern der Ohrwurmanteil generell auf einen kleineren Teil des Gesamtwerks (außer natürlich “Carmen”). Stattdessen fließt das Ding über mehr als 70 Minuten seelen- und ohrenschmeichelnd über den entspannten Hörer hinweg, mit vertretbaren Kitschmomenten aber auch einer erstaunlichen Kurzweiligkeit, die durch vielseitige und auch in Bezug auf das Gesamte zuende gedachte Kompositionen und starke Leistung der Instrumental- und Gesangsfraktion zustande kommt. An dieser Stelle muss ich allen, die Schilderung der Erlebnisse des Wanderjuden interessant finden, übrigens den Film “The Man From Earth” empfehlen, der thematisch in eine nicht unähnliche Richtung geht und sehr großartig ist.

Fazit:
Anspieltipps lassen wir mal weg. Wer “TSOTWJPII” eine Chance geben sollte (und das sollte jeder, der Orchester, Einsatz von Instrumenten unterschiedlicher Kulturkreise, natürlichen Sound und schön geschriebene Konzeptalben mag – präsentiert von einer ziemlichen Supergroup), beginnt am Anfang und schaut, ob es zündet. Und vermutlich tut es das, denn der Release ist ziemlich genau das Richtige, um sich in dieser kalten Scheißzeit ein bisschen Wärme ins Herz spielen zu lassen.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Yerushalim
02. Rise 1187
03. Mariner Of All Seas
04. Holy Lands
05. Eternity Part III
06. Running Time
07. The Fountain
08. Mysteries To Come
09. Secrets Of Art
10. Symphonic Caress
11. Eternity Part IV
12. Revolutions
13. Witness Of Changes

Jannis

IRON SAVIOR – Skycrest

Band: Iron Savior
Album: Skycrest
Spielzeit: 56:27 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 04.12.2020
Homepage: www.facebook.com/ironsavior1996

Bedingungslose Hingabe für die Sache: Anders kann man IRON SAVIORs “Skycrest” nicht erklären, kam doch 2019 erst der Vorgänger “Kill Or Get Killed” raus und zwischen beiden Alben liegt nicht nur der klassische Kompositionsprozess, sondern direkt auch mal eine Krebs-Erkrankung von Bassist Jan. Nun ist der sympathische unverzichtbare Bestandteiljung gesundet und wieder voll dabei, (an dieser Stelle ein erleichtertes “Willkommen zurück!” vom Garageteam), liefert wie eh und je und hat zur sehr schönen Ballade “Ease Your Pain” auch noch die Vocals beigesteuert. Keine Kompromisse.
Keine Kompromisse gibt es wie gewohnt auch weder in Sachen Produktion noch in Sachen Instrumental- und Gesangsskill. SAVIOR-Platten haben seit “The Landing” ein konsequentes Level an Fettheit, mit gleichbleibend mächtigem Sound, der nicht wenig zum Klang der Band beiträgt (Alleine die Produktion der Vocals ist absolut prägend für den Sound der Hamburger). Piets Stimme: ohnehin grandios. Kurz: Das Gesamtpaket stimmt und könnte lediglich durch absolut uninspirierte Kompositionen noch geschmälert werden.
Und hier kommt direkt die gute Nachricht: IRON SAVIOR sind weiterhin inspiriert. Natürlich, wie man das von der Truppe kennt, auch von ihren bislang veröffentlichten Alben: Die Trademark-Melodiewendungen sind nach wie vor vorhanden, der Grundbaukasten ist derselbe wie der der letzten Alben. Dabei legt “Skycrest” aber Wert darauf, nicht zu stumpf den immer gleichen Stil zu bringen, am ehesten gehen noch “There Can Be Only One” und “Silver Bullet” als etwas zu wenig individuell und standard SAVIOR durch. Dann wiederum gibt es mit “The Guardian” nochmal ein schönes space-Synth-Instrumental-Intro im Sinne von „Dark Assault“ und mit dem Titeltrack ein äußerst positives Ding mit viel Dur und groooßer Refrain-Melodie, dem man die Beschissenheit des Jahres (Für die Band natürlich nochmal besonders) kein bisschen anmerkt.
“Our Time Has Come”s Chorus fällt verhältnismäßig unSAVIORig aus (und geil), ebenso der der Ballade “Ease Your Pain”. “Hellbreaker” und “Welcome To The New World” fahren ein paar freshe Synth-Arps in den Strophen auf, was förderlich ist; ersterer mit fettem und gutem, letzterer mit recht simplem (und auch geilem) aber dadurch etwas Abwechslung ins Spiel bringendem Chorus. “Souleater” ist typisch späte 90er/frühe 2000er SAVIOR, “Ode To The Brave” ist ein starker, gut feierlicher Endtrack mit Best-Of-SAVIOR-Vokabular und bei “End Of The Rainbow” hat man sich nochmal an eine poppigere Komposition gewagt, die herrlich funktioniert und in seiner Andersartigkeit ebenfalls eine willkommene Abwechslung darstellt.
Kritik: Als regelmäßiger Hörer der Gruppe sind mir die Markenzeichen des Albums mal wieder ein klein bisschen zu präsent. Klar, ein eigener Songwriting-Stil ist das Beste, was eine Band entwickeln kann, Doch ist dieser Songwriting-Stil auf den Alben nach “The Landing” immer ein bisschen sehr dominant und sorgt dafür, dass doch so manche Kniffe sich zu offensichtlich wiederholen.

Fazit:
Womit meine Kritik, anders geframed, wäre, dass die Platte ein bisschen zu SAVIOR ist. Das ist allerdings eine Kritik, die anderen Fans der Jungs vermutlich aber eher als Bonuspunkt vorkommen würde. Und letztendlich ist es auch nicht dramatisch. Der größte Teil der Tracks überzeugt mit eigenem Charakter, melodisch wagt man sich durchaus ab und an aus der Komfortzone raus, und wenn man drin bleibt, bewegt man sich halt immer noch in einer hammergeilen Komfortzone. So oder so zementiert “Skycrest” ohne Frage den Status der Band als beste Science-Fiction-Power-Metal-Band, von der man aktuell und seit vielleicht immer was mitbekommt. Starke Platte, anhören!

Anspieltipps:
“Skycrest”, “End Of The Rainbow”, “Hellbreaker” und “Welcome To The New World”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. The Guardian
02. Skycrest
03. Our Time Has Come
04. Hellbreaker
05. Souleater
06. Welcome To The New World
07. There Can Be Only One
08. Silver Bullet
09. Raise The Flag
10. End Of The Rainbow
11. Ease Your Pain
12.Ode To The Brave

Jannis

ARRAYAN PATH – The Marble Gates To Apeiron

Band: Arrayan Path
Album: The Marble Gates To Apeiron
Spielzeit: 46:07 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Pitch Black Records
Veröffentlichung: 27.11.2020
Homepage: www.facebook.com/arrayanpath

ARRAYAN PATH machen outputtechnisch GRAVE DIGGER noch Konkurrenz. Locker jedes Jahr ’n Album, manchmal ein Doppelalbum, und das Ganze tatsächlich auf praktisch gleichbleibend hohem Niveau. Nun, 2020 neigt sich dem Ende entgegen, Zeit für “The Marble Gates To Apeiron”, dessen Titel schonmal verdächtig nach klischeehaftestem Power Metal klingt, während die Platte erwartungsgemäß ebendies nicht ist. Schließlich ist das eins der Alleinstellungsmerkmale von ARRAYAN PATH: Power Metal machen, aber nicht so, wie Power Metal normalerweise ist. Das beginnt bei den Melodien: ARRAYAN PATH haben einen absolut eigenen Kompositionsstil. Mal sind die Melodien in ihrer Führung sehr unkonventionell, haben nichts zu tun mit den klassischen Harmoniefolgen, die einem zur verlässlichen Gänsehauterzeugung auf Alben anderer Power-Metal-Bands um die Ohren geschmeichelt werden; mal haben sie eine sehr emotionale Stimmung mit sehr individueller Melodieführung inne, mit der ihre Vorzüge jedoch nicht enden. ARRAYAN PATH legen nämlich zudem Wert auf auskomponierte Melodien, setzen selten bis nie auf eine stumpfe Wiederholung von zwei oder vier Takten, um eine Strophe oder einen Chorus zu füllen. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal: die Unvorhersehbarkeit. Auf anderen Alben der Jungs aus Zypern mag dies noch ein wenig ausgeprägter gewesen sein, doch auch auf “Marble Gates” findet sich kein Song, der keine Überraschungen bietet. Da folgen simpel-trockene Parts auf warm-orchestrale oder ziemlich asozial dissonante auf ein bis dahin sehr harmonielastiges Lied. Es hat beinahe den Anschein, als würden ARRAYAN PATH extra darauf achten, Sachen nicht so zu machen wie andere, klassischere Power-Metal-Bands, doch wirkt dies in keinster Weise als zwanghaft eingesetztes Mittel zur Abgrenzung, sondern in sich sehr schlüssig.
Soweit zu dem, was die Truppe immer und auch auf ihrem neusten Release macht. Auf jenem ist man in seiner Gesamtheit doch etwas schneller unterwegs, holt bei einem Großteil aller Songs das zweite Basedrum-Pedal raus, das die getragenen Melodien anzutreiben vermag. Ausfälle: nein. Dafür jede Menge hörenswerte, hintergründig unkonventionelle Höhepunkte wie das kraftvolle, stark komponierte “Virus”, das leicht sakral angehauchte “The Cardinal Order”, die erste Ohrwurm-Single “A Silent Masquerade”, “The Mask Of Sanity” mit wunderbarem Chorus…
Die Liste würde in Gänze praktisch alle Tracks umfassen, also sparen wir uns das.
Kritikpunkte? Bis auf kleine – das Orchester geht im Opener etwas unter, der kurze balladige Part bei “The Mask Of Sanity” zündet gesangstechnisch nicht so richtig – eigentlich nein. Man muss eben ein bisschen Offenheit mitbringen, um ARRAYAN PATHs Qualitäten zu erkennen. Nicht jede Power-Metal-Melodie muss auf einem dicken Grundton enden, nicht jeder Part Gänsehaut provozieren.

Fazit:
Denn letztendlich machen ARRAYAN PATH Power Metal mit Anspruch auf Individualität, mit Köpfchen und ohne Lehrbuchvorgaben. So etwas wird im Metal wohl niemals Mainstream, ist aber an sich der frische Wind, den das Genre auch mal gebrauchen kann, führt es doch zu verdammt guten Songs (und um das klarzustellen: auch verlässlich mit fetten Melodien, vollen Orchestersounds und ordentlich Emotion), die teils massives Ohrwurmpotenzial haben und in ihrem andersartigen und zugleich sehr charakteristischen Stil vielleicht einmalig sind.

Anspieltipps:
„Virus“, „The Mask Of Sanity“, „The Cardinal Order“ und „A Silent Masquerade“

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. The Marble Gates To Apeiron
02. Metamorphosis
03. Virus
04. The Mourning Ghost
05. To Live Another Day
06. The Mask Of Sanity
07. The Cardinal Order
08. A Silent Masquerade
09. Black Sails (The Nemean Ode)

Jannis

ETERNAL CHAMPION – Ravening Iron

No Remorse records 2020

Band: Eternal Champion
Album: Ravening Iron
Spielzeit: 37:23 min
Stilrichtung: Epic Heavy Metal
Plattenfirma: No Remorse Records
Veröffentlichung: 20.11.2020
Homepage: www.facebook.com/eternalchampion

Ich will nun schon seit 15 Minuten mit dem Schreiben der Rezension anfangen, aber irgendwas am Cover lenkt mich ab. Hm… Das Problem könnte sein, dass die Damen keine Masken tragen. Oder, dass es von Ken Kelly ist, der unter anderem für MANOWARs “Kings Of Metal”-Cover verantwortlich ist. Wie auch immer. ETERNAL CHAMPION: Amerikaner, erstes Lebenszeichen eine EP im Jahr 2013, Auftritte auf dem Keep It True und dem Up The Hammers – man weiß schon ungefähr, woran man ist, insbesondere angesichts des “Epic”, das das Heavy-Metal-Label des Quartetts schmückt.
Epic Metal kann wahlweise durch sehr matschige oder klarere vergleichsweise unepische Produktion auffallen, letzteres ist bei “Ravening Iron” der Fall. Man verlässt sich auf die Basics, packt nur ab und an mal vorsichtig eine Orgel oder gaaaanz dezente Streicher dazu (und einen dicken spärischen Pad-Teppich beim kurzen Instrumental “The Godblade”). Abseits dessen kommt “Ravening Iron” ziemlich klar und kompakt aus den Boxen und passend dazu ist Sänger Jason Tarpey kein Freund langgezogener Wortendungen. Sein Gesangsstil ist sehr klar, trifft jeden Ton exakt und wurde mit einem wohltuenden Epic-Metal-typischen Hall-Effekt auf echt bereichernd gepumpt.
Das und die korrekte Instrumentalarbeit sorgen mit dafür, dass die Platte mit knapp 38 Minuten auch abseits ihrer geringen Länge kurzweilig wirkt. Ebenso trägt dazu die Tatsache bei, dass mit dem Label “Epic” auch eine im Vergleich zu normalem Heavy Metal eine etwas ausgeprägtere Komplexität hinzukommt, die trotz aller erfüllten Klischees auch für den ein oder anderen Überraschungsmoment sorgt. Zwischen traditionell und individuell pendelt bereits der starke Opener “A Face In The Glare”. Anfangs treibend und mittelschnell, mit dazukommendem Solo (man muss sich ja erstmal ein bisschen abreagieren), dann der Break, das “Uh”, das jedes Album haben sollte und dann radikaler langsamerer Midtempoeinsatz. Das befriedigt auf jeden Fall, und die folgende unerwartete Durwendung im Prechorus kommt überraschend und gut. “Ravening Iron” wirkt ein bisschen piratig/folkig, ist es aber nicht, überzeugt durch das Zusammenspiel von Gesang und Gitarre und durch ausgeprägte Melodiearbeit. “Skullseeker” vereint getragen-schnelle, groovende und stampfende Parts, “Coward’s Keep” drückt anfangs sehr positiv, weist im Chorus starke Mehrstimmigkeit und danach stumpf hackiges Kontrastgeschrubbe auf und “Worms Of The Earth” ist melodisch simpel, dafür häufiger mal schön zappelig schnell. Hätte man das Unterhaltungsniveau der ersten beiden Songs konsequent hochgehalten und wäre nicht ab und an doch in simple Ausweichlösungen übergegangen, hätte man die Platte etwas länger gemacht und sich ein bisschen weniger noch auf die Regeln verlassen, hätte ich locker noch einen Punkt draufgepackt.

Fazit:
Aber so sind es ja immer noch acht. Doch, die neue ETERNAL CHAMPION sollte an Metaller mit dem Hang zur Trueness und einer gewissen Vorliebe für etwas ausgeklügeltere Unstumpfheit nicht verschwendet sein. Das Gesamtbild stimmt und ein leichter Qualitätsabfall nach den ersten beiden Songs ist angesichts ihrer Stärke auch kein Drama. Reinhören!

Anspieltipps:
“A Face In The Glare”, “Ravening Iron” und “Coward’s Keep”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. A Face In The Glare
02. Ravening Iron
03. Skullseeker
04. War At The Edge Of The World
05. Coward’s Keep
06. Worms Of The Earth
07. The Godblade
08. Banners Of Arhai

Jannis