CRISTIANO FILIPPNI’S FLAMES OF HEAVEN – The Force Within

Band: Cristiano Filippini’s Flames of Heaven
Album: The Force Within
Spielzeit: 62:51 min
Stilrichtung: Epic Symphonic Power Metal
Plattenfirma: Limb Music
Veröffentlichung: 20. November 2020
Homepage: www.facebook.com/cristianofilippinisflamesofheaven

Der Promotext bezeichnet CRISTIANO FILIPPINI’S FLAME OF HEAVENSs “The Force Within“ als “alles alles andere als kitschig. Das Album also eines Mannes, der vor seiner neu angebrochenen Zeit im Power Metal “Epic Symphonic Opera” Music komponiert hat und dessen Metal-Debüt Songs mit Titeln wie – nun, werft einfach einen Blick auf die Trackliste, dann wisst Ihr, was ich meine – beinhaltet. Alles andere als kitschig. Gut, man muss sowas in einen Promotext eines höchst Orchester-, Synthesizer- und harmonielastigen italienischen Power-Metal-Albums schreiben, aber alleine die drei klavier- und streicherreichen Balladen “Always With You”, “Finding Yourself” und “Missing You”, die in ihren Intros Schlagerballaden verdächtig nah sind und im Verlauf so richtig mächtig, emotional und harmonietriefend werden, bestätigen das Ganze als Fake News (und die Akustikversion der letzten Ballade ist noch gar nicht eingerechnet).
Dann wiederum: Wer das Albumcover gesehen und sich dann gedacht hat “Och, das interessiert mich aber”, der weiß auch mehr oder weniger, was ihn erwartet. Emotionen, Pathos, Feierlichkeit, große Melodien, Bombast. In gut produziert, kann an dieser Stelle hinzugefügt werden, von STRATOVARIUS‘ Matias Kupiainen und ika Jussila (u.a. NIGHTWISH). Das Orchester klingt nicht zu 100% echt, aber wertig, Sänger Marco Pastorino geht nicht ganz so hoch, wie man vielleicht erwarten würde, klingt in seinen Sphären aber sehr stark und wird unterstützt durch nicht minder starke und klug konzipierte Backing Vocals.
Damit ist eigentlich fast alles gesagt. Über eine Stunde Spieldauer feierlicht das Projekt durch “The Force Within”, lässt dabei kaum eine klassische Symphonic-Power-Metal-Wendung aus, macht dabei aber auch abseits der nicht besonders großen Experimentierfreudigkeit aber auch nicht besonders viel falsch.
Heraus ragen das verhältnismäßig undurige “Against The Hellfire” mit seinen freshen Synthesizern, dem abgehackten Prechorus und dem gelungenen Chorus, und “Lightning in The Night”, das kräftig abgeht, durchgängig unterhält und im Chorus nicht ganz den erwarteten Weg geht. Ansonsten gibt’s mal langsamere Feierlichkeit (“The Angel And The Faith”), mal 2000er Power Metal (“Far Away”), besagte Balladen und einiges dazwischen.
Insgesamt ist “The Force Within” der fette Gänsehauterzeuger, den man angesichts seiner Aufmachung erwartet, technisch gut, kompositorisch zweckmäßig, ohne groß hängenbleibende Melodien, wovon aber der Bombastfaktor gut abzulenken vermag.

Fazit:
Nee, die Platte ist nichts für Leute mit Keyboardallergie. Auch nichts für Leute, die gerne ein gewisses Maß an Aggression in ihren Metal integriert haben wollen. Wem aber der Sinn nach einem Album mit allen Zutaten symphonischen Power Metals in unkritisierbar umgesetzt steht, der gebe Cristiano gerne mal eine Chance.

Anspieltipps:
“Against The Hellfire”, “Lightning In The Night” und Moonlight Phantom”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. The Force Within
02. We Fight For Eternity
03. Far Away
04. Against The Hellfire
05. Always With You
06. Dying For Love
07. Finding Yourself
08. Lightning In The Night
09. Missing You
10. Moonlight Phantom
11. The Angel And The Faith
12. Ab Angelis Defensa
13. Missing You (Acoustic Version, Bonus Track)

Jannis

VOLSTER – Arise

Band: Volster
Album: Arise
Spielzeit: 53:43 min
Stilrichtung: Melodic Rock
Plattenfirma: ROAR! – Rock Of Angels Records
Veröffentlichung: 13.11.2020
Homepage: www.facebook.com/volsterband

Als VOLSTER 2018 ihr Debutalbum veröffentlichten, waren sie bereits eine kleine Überraschung. In ihrem satten Rock doch gar nicht mal anfängerhaft klingend, mit netten kleinen Experimenten, durchgängig unterhaltsam, auch wenn der eigene Stil vielleicht noch nicht so ganz gefunden war.
Letzteres hat sich 2020 offensichtlich geändert (und ich rede hier nicht von der POWERWOLFschen Art der Stagnation auf einer guten Stilidee). Aber von vorne: VOLSTER sind ein schwedisches Duo, bestehend aus Sänger und Gitarrist Ulf Anderson und Bassist Henrik Lundberg, zeitweise unterstützt von Andreas Langen (Gitarren) und Drummer Mattias Erikson. VOLSTER sind außerdem ziemlich gute Soundmixer und Bekannte von Thomas “Plec” Johansson, der sehr gut mastern kann. Nicht zuletzt haben VOLSTER Gitarrenmusik mit der Muttermilch aufgenommen und haben. Richtig. Bock.
Bock auf Weiterentwicklung, Bock auf Etablierung eines eigenen Stils und Sounds, und das haben sie auf ihrem jüngst releasten zweiten Streich “Arise” absolut geschafft. Glücklicherweise lebt der eigene Stil/Sound allerdings durch seine Vielseitigkeit und Unvorhersehbarkeit innerhalb des gewählten, melodieorientierten Grundstils. Weggefallen sind die Stoner-Nuancen, die auf dem Vorgänger insbesondere bei “Babylon” zum Vorschein kamen. Neu hinzugekommen sind hingegen Prog- und (hinhören, liebe Garagen-Freunde), AOR-Akzente. Gut, AOR kann jeder, der die vier immer gleichen Grundakkorde kennt und die dicken Synth-Chords parat hat, die einzigen Zutaten so manchen AOR-Albums. Prog kann jeder mit ’nem Orgelsound, der in seinen Track nachträglich einen Schlag pro Takt mehr reinpackt. VOLSTER reichen die Basics allerdings nicht, wie sich bereits beim Opener “Revolution” zeigt. Ja, der Chorus ist fröhlich und tendiert ziemlich gen AOR, überzeugt allerdings mit smarter Harmoniefolge, und die Strophe ist straight rockig gehalten mit wenig Cheese und stärkerer Modern-Rock-Schlagseite.”Arise” schlägt anschließend in die Prog-Kontrastkerbe, mit E-Orgel (jahaa…) und einem Stil, den ich persönlich instinktiv mit SYMPHONY X‘ “V – Mythology Suite” vergleichen würde. Plus starker Solopart. “Hanging On” liefert elektronisch-melodischen AOR, abermals mit guten Melodien, Glöckchensynths und “Mad World”-Gedenkstrophe, bevor “Come Undone” das Haarspray über einem freshen Hard-Rock-Track verteilt. “Gravity” bestätigt erneut, dass VOLSTER keine der Bands ist, die sich bei Strophenkompositionen denkt “Ach scheiß drauf, machen wir auf einem Ton und denken uns dann frühestens im Prechorus was Interessantes aus” und “I Wish” kommt mit ganz guter Laune, 7er-Takt und schöön kraftvollem Chorus – und ohne explizit auf den Text zu achten, habe ich sympathischerweise doch die Worte “Midlife crisis” vernommen. Angesichts der zunehmenden Länge hier ein Verzicht auf die Beschreibung der restlichen Tracks, die man sich genauso gut einfach selbst anhören könnte, ohne Verschwendung seiner Zeit zu riskieren.

Fazit:
Warum auch? “Arise” ist ein Album geworden, mit dem sich seine Erschaffer hörbar einfach arschwohl fühlen. Und man kann es ihnen nicht verübeln. Entertainend, schlüssig, derweil ungezwungen vielseitig: Die Jungs machen die Musik, die sie mögen – sehr gut, nebenbei – und werden vermutlich keinen Freund melodischen Rocks enttäuschen. Empfehlung? Absolut. Und nochmal mehr für die Rock-Garage-Community!

Anspieltipps:
“Arise”, “I Wish”, “Turn The Tide” und “Come Undone”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Revolution
02. Arise
03. Hanging On
04. Come Undone
05. Turn The Tide
06. End Of The World
07. Gravity
08. I Wish
09. Follow You
10. Signs Of The Times
11. Highroad To Nowhere
12. Till The End Of Time

Jannis

TALENTSCHMIEDE: Mulberry Sky

Band:
Mulberry Sky

Gegründet:
Februar 2019

Herkunft:
Bruckmühl, Oberbayern

Mitglieder:
Dom Raygun (Gitarre), Lucky Lerchl (Bass), Simon Petrosa (Drums), Catherine van Bruce (Vocals)

Stil:
Blues-getränkter Rock

Veröffentlichungen:
Knock, Knock! (EP, April 2020); Golden Suit Problems (Single, Oktober 2020)

Einflüsse:
Das ist tatsächlich total schwer zu sagen. Da kommt vieles zusammen, da wir vier auch ganz unterschiedliche Musik hören – und das auch noch ganz breit gefächert. Das fängt irgendwo bei den Rolling Stones an, wandert über Led Zeppelin, Jimi Hendrix, Michael Jackson und Queen bis hin zu John Mayer, Stone Sour, In Flames oder Linkin Park (nur ein Auszug). Wir versuchen alle, unsere eigenen Einflüsse möglichst so zu filtern, dass wir sie später vereinen können – möglichst ohne, dass es sich zusammengewürfelt anhört oder unnatürlich wirkt.

Natürlich ist da viel Rock dabei, aber nicht unbedingt nur Blues Rock sondern durchaus auch modernere Produktionen. Unsere Musik entsteht sehr intuitiv, wir nennen das gern unsere „Magic Moments“ – und da sind wir erstmal offen für alles (oder vieles).

Was wir die nächsten fünf Jahre erreichen möchten:
Den Soundtrack für einen Tarantino liefern! (Man wird ja noch träumen dürfen…)

Klar ist, dass wir sehr ehrgeizig sind und in unserer Musik voll aufgehen. Für 2020 war das Ziel, mindestens zehn Konzerte zu spielen. Für eine komplett neue und unbekannte Band gar nicht so ohne! Im März hatten wir schon sieben feste Zusagen – alles wirklich tolle Gigs, auf die wir uns sehr gefreut haben. Leider hat uns dieses Corona dann ein Schnippchen geschlagen. Das hat aber auch zur Folge, dass wir nur „noch mehr“ auf die Bühne wollen. Ziel ist also auf jeden Fall, so oft wie möglich live zu spielen und uns eine Fanbase aufzubauen.

Wir produzieren unsere Musik selbst, haben unsere EP „Knock, Knock!“ komplett in Eigenregie aufgenommen, gemixt, gemastert und auch das Artwork selbst gestaltet. Fünf Songs haben es auf die CD „geschafft“ – aber es gibt noch so viele mehr! Daher werden wir uns nun auch an die Produktion eines Albums machen. Dafür haben wir zwar schon einige Songs fertig, wollen aber nochmal Feder und Papier zücken, um noch ein paar weitere „Magic Moments“ einzufangen.

Für die nächsten fünf Jahre wollen wir weiter auf uns aufmerksam machen, noch tiefer in den Ozean des Musikbusiness eintauchen und so viele Erfahrungen – live als auch im Studio – wie möglich sammeln. Wenn Fortuna dann noch ein bisschen mitspielt, wer weiß, was sich dann ergibt…

Was als nächstes kommt:
Gerade haben wir unsere neue Single „Golden Suit Problems“ veröffentlicht und arbeiten an einer weiteren Single, die voraussichtlich im Januar erscheinen wird. Man darf gespannt sein! Ab sofort schreiben wir auch neue Songs für unser Album, für dessen Produktion wir uns dann im Jahr 2021 Zeit nehmen wollen. Was dann als nächstes kommt? Who knows.

Unsere beste Erfahrung bis jetzt:
Erstmal ist jeder Release – egal ob EP oder Single – etwas ganz Besonderes und wahnsinnig aufregend. Wir haben so tolles Feedback für unsere Musik bekommen und wissen oft gar nicht, wohin mit unseren Emotionen. Eine ganz tolle Erfahrung: Trotz Corona durften wir im Backstage Werk in München ein „Abstandskonzert“ spielen. Unser dritter Gig ever, im Backstage München. Wir sind immer noch ganz schön geflasht und hoffen, dort bald nochmal spielen zu können. Aftermovie: https://youtu.be/-irCBJvk4n4

Unser peinlichster Moment:
Eigentlich ist uns so gut wie nichts peinlich. Wir sind vier Menschen, die sich alle nicht so ganz ernst nehmen – das macht das gemeinsame Werkeln an Songs sehr angenehm und ist auch immer wieder witzig. Mal sehen, ob uns mal etwas richtig Peinliches passiert, wenn wir mehr live spielen. Da kann einfach am meisten schief gehen! Sängerin Catherine hatte bei unserem Gig im Backstage in München einen schwarzen Rock mit Schleppe an und hätte beinahe einen Bauchplatscher gemacht, als sie sich selbst mit ihren Schuhen darin verfangen hatte. Hat aber keiner gemerkt. Das wäre dann wohl etwas peinlich – bzw. schwer zu vertuschen – gewesen.

Mit wem wir gerne ein Bierchen trinken würden und warum:
Wir trinken tatsächlich total gern Bierchen. Am liebsten mit uns und unseren Liebsten, also Family & Friends. Bestimmt wären aber auch ein, zwei Bier mit den Rolling Stones mal ganz witzig.

Wenn wir uns eine Band aussuchen könnten, mit der wir auf Tour gehen dürfen:
Ganz egal! Hauptsache live spielen!

Das Beste daran, in einer Band zu spielen:
Der Spaß, die gute Laune, das Vergessen der Welt um uns herum. Da gibt’s erstmal nur uns und die Musik, wenn wir proben – und das ist wunderbar!

Das Schlimmste daran, in einer Band zu spielen:
Wenn man zu wenig Zeit für die Band hat. Immerhin haben wir alle einen „richtigen“ Job, eine Familie, Freunde. Da muss man viel organisieren, damit man sich gleichzeitig Zeit für Proben und Songwriting nehmen kann. Zum Glück stehen unsere Familien, Partner/innen und Freunde/innen da komplett und geschlossen hinter uns und halten uns den Rücken frei.

Online:

www.mulberry-sky.com
www.facebook.com/mulberryskyband
www.instagram.com/mulberryskyofficial

 

Musik:

Spotify: www.open.spotify.com/artist/1TB6zbRi5QGU9cN6qi9MID?si=W7TgT_rbRPC2WaANNyVYrg

Youtube: www.youtube.com/channel/UC0Wxw6ZIUO_-B5vlvFB6A8Q

Live-Dates: www.mulberry-sky.com/termine

GARAGEDAYS – Something Black

Band: Garagedays
Album: Something Black
Spielzeit: 45:54 min.
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: El Puerto Records
Veröffentlichung: 13.11.2020
Homepage: www.garagedays.at

Es gibt so gewisse Alben, die muss man einfach rezensieren. Beispielsweise dann, wenn man die Rock Garage ist und GARAGEDAYS ins Postfach flattern. GARAGEDAYS kommen aus Österreich, haben mit “Something Black” ihr nunmehr viertes Album in den Startlöchern und lassen laut Promotext “nichts unversucht, was bei den ‚Großen‘ der Szene nicht unbeachtet bleibt.” Das klingt hart nach Stil-Zusammengeklaue, ist es aber nicht, wie an dieser Stelle schonmal beruhigend klargestellt werden kann. Gut, so ganz frei von Einflüssen ist das Quartett nicht, METALLICA, MOTÖRHEAD und ACCEPT stecken auf jeden Fall mit drin (insbesondere letztere), aber welche Band könnte das von sich behaupten? Hauptsache, man macht etwas aus den Einflüssen, fügt ihnen eine eigene Note hinzu. Bevor wir genauer schauen, ob GARAGEDAYS das geschafft haben, zunächst zum Drumrum: Mit Andy LaRoque als Produzent kann sich der Sound von “Something Black” ohne Zweifel hören lassen, mit einer Dreiviertelstunde Spieldauer über zehn Songs ist die Albumlänge absolut angemessen und die Band leistet durchgängig gute Arbeit. Sänger Marco Kern hat eine schön kratzige Stimme, mit der er kontrolliert, je nach Stimmfärbung, entscheidenden Einfluss auf die Stimmung des Albums ausübt. Damit steht und fällt die Sache nur noch mit den Kompositionen.
GARAGEDAYS sind eine der Bands, die vordergründig melodisch sehr simpel arbeiten, kein Problem damit haben, ein komplettes Lied auf zwei Grundtönen aufzubauen, und in Sachen Ohrwurmqualität nicht besonders viel bieten. GARAGEDAYS sind aber auch eine der Band, die simple Melodien mit höchst unterhaltsamem Kontext versehen: mit arsch-, also wirklich arschguter Riffarbeit, mit einem guten Gespür für zündende Dynamik und Kreativität hinsichtlich der Frage, was man nun in welcher Struktur mit was kombiniert. Und all das passiert mit Fingerspitzengefühl, nicht mit dem Brechhammer. Der minimal feierliche Chorus des Titeltracks, der gerade aufgrund der nur gaaaanz dezenten Feierlichkeit den Track viel interessanter hält, als wenn man ausgeprägter melodisch agiert hätte; Das brutal runtergeschraubte “Out Of Control”, das an ROB ZOMBIE erinnert und dessen Doppelbass-Einsatz die Sache noch einmal einigermaßen gemein umdeutet; die leicht theatralischen Vocals bei “New Home”; der hypnotische Ein-Grundton-Mittelteil von “The Walking Dead”; der ein bisschen humorvoll-selbstreferenzielle Chorus von “And Again”, der aus der stetigen Wiederholung des Titels basiert – die Liste der kleinen Höhepunkte könnte problemlos noch fortgeführt werden, und sie finden umgeben von variationsreich groovenden Instrumentalparts und besagten geilen Riffs (keine Ahnung, ob das von “And Again”, das von “The Calling” oder das von “New Home” oder vielleicht noch ein anderes das beste ist. Es gibt einfach zu viele Kandidaten) statt. Mit “My Own Way” und “To My Soul” gibt es zudem noch zwei ziemlich gelungene Balladen, die nicht schmalzig und nicht wirklich standard sind, stattdessen mit schönem Songwriting und Emotionen abseits der klassischen “HAB GÄNSEHAUT, DU SAU”-Metalballaden überzeugen.

Fazit:
Manche Progressive-Metalband drischt einem über achtzig Minuten Belanglosigkeit in 7/8el-, 5/19tel- und 3,94/4er-Takt-Gewand um die Ohren und beleidigt selbige mit hochmelodiöser Seelnlosigkeit. GARAGEDAYS gehören zu denen, die das komplette Gegenteil machen: Straight, heavy und vordergründig primitiv eröffnet sich dem Hörer mit “Something Black” ein über weiteste Teile substanzvolles Heavy-Metal-Album, das die Bestandteile des Genres auseinandernimmt, mit hoher Qualität neu zusammensetzt und etwas Eigenständiges damit erschafft.

Anspieltipps:
“And Again”, “Out Of Control”, “My Own Way” und “The Calling”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Back In Line
02. Something Black
03. And Again
04. I’ll Be There
05. Out Of Control
06. My Own Way
07. The Calling
08. To My Soul
09. New Home
10. Walking Dead

Jannis

THRUST – The Helm Of Awe

Band: Thrust
Album: The Helm Of Awe
Spielzeit: 50:29 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Pure Steel Records
Veröffentlichung: 20.10.2020
Homepage: www.facebook.com/ThrustBandOfficial

Musikalisch konservativ zu sein ist im Metal immer etwas, woran sich die Geister spalten. Denjenigen, die ihre Musik gerne in zeitgemäß produziert und eingespielt mögen, stehen die gegenüber, denen es kaum roh, unpoliert und authentisch genug sein kann, um mal in härteren Stereotypen zu denken. Letztere sind die Zielgruppe von THRUST, die seit 1984 vier Alben veröffentlicht haben und nun mit “The Helm Of Awe” zum fünften Axtschlag ausholen. In Sachen authentische Aufnahme macht den Amerikanern so schnell keiner was vor. Mir persönlich ist die Unpoliertheit in der Form ein bisschen zu viel des Guten, denn sie äußert sich auch in häufigeren hörbaren Temposchwankungen und Ungenauigkeiten, was einem eher rhythmusorientierten Track wie “Still Alive” ein Stück weit die nötige Definiertheit nimmt, und der Platte ein wenig den nötigen Groove. Die Produktion ist ansonsten im Rahmen, die Vocals pendeln zwischen ziemlich gut und leicht daneben, aber das ist im Sinne des Authentizitätsfaktors kein Problem.
Musikalisch ist “The Helm Of Awe” über weite Teile hinweg etwas zu simpel für meinen Geschmack. Kaum eine Strophe, die nicht aus viermal derselben Melodieline besteht, dafür einige, die über maximal drei unterschiedliche Gesangstöne nicht hinauskommen. Simple Refrains, ab und zu mal ein ruhiger Mittelteil, ein Tempowechsel nach dem kurzen Songintro, oder einer zum Solopart. Melodisch stechen wenige Stellen wirklich hervor und die Songstrukturen sind weitgehend vorhersehbar.
Am besten sind THRUST, wenn sie in der generell besseren zweiten Hälfte ab Track 5 auch mal länger in langsamere schwere Songs oder Songteile investieren. Dann entwickeln sie gerne mal eine erfrischende Doom-Schlagseite, die Sänger Eric subjektiv auch noch um einiges intensiver auszufüllen weiß, als den True Heavy Speed Metal, den man ansonsten bedient. Insbesondere “Killing Bridge” sticht hier herovr, mit über sieben Minuten der längste Track des Albums, stimmungsvoll und mit vergleichsweise unkonventioneller Harmoniearbeit. “The Traveler” schlägt in eine ähnliche Kerbe, ist zudem der einzige Song mit leichterem Keyboardeinsatz und einer der Tracks, deren Strophe doch eine kleine Entwicklung vollzieht. “Crucifixion” ist im Gegensatz dazu mit sickem Riff ausgestattet und kommt mit seinen unklaren Vocals im Chorus im treibenden unteren Uptempo angenehm böse. Und beim finalen Titeltrack werden sogar black-metallige Vocals ausgepackt, der Bosheitsfaktor noch einmal leicht erhöht. Mieser Track, im positiven Sinne.

Fazit:
Somit ist auch der Nachfolger on “Harvest Of Souls” eine Platte, die hauptsächlich die Hörerschaft anspricht, die sich bei meiner Kritik denkt “Was hat der Typ, sowas ist doch geil!” Diejenigen (wenn Ihr nicht sicher seid, ob Ihr darunterfallt: Wenn Ihr eine zerlebte Kutte Euer eigen nennen könnt, seid Ihr tendenziell schonmal Zielgruppe) können gerne mal ein Ohr riskieren. Wer seinen Metal aber eher auf den Punkt, melodisch ausgefeilter und ein bisschen high-end-produzierter mag, der wird vermutlich weniger mit “The Helm Of Awe” anfangen können, obgleich man sich im Allgemeinen durchaus einen halben Punkt nach oben entwickelt hat.

Anspieltipps:
“Killing Bridge”, “The Traveler” und “Crucifixion”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Black River
02. Blood In The Sky
03. Purgatory Gates
04. Still Alive
05. Killing Bridge
06. Battle Flag
07. Ghost In Me
08. The Traveler
09. Crucifixion
10. Helm Of Awe

Jannis

WOLVERINE – A Darkened Sun

Band: Wolverine
Album: A Darkened Sun
Spielzeit: 27:57 min
Stilrichtung: Progressive Rock/Progressive Metal
Plattenfirma: Eigenveröffentlichung
Veröffentlichung: 31.10.2020
Homepage: www.wolverine-overdose.com

WOLVERINE haben spätestens seit ihrem überragenden “Cold Light Of Monday”-Album einen besonderen Platz in meinem Herzen. Progressive Rock, Progressive Metal, irgendwo dazwischen ist die für das Genre sehr unfrickelige, atmosphärische, meist melancholisch-intensive Musik der Schweden angesiedelt, mit außergewöhnlichem Wert auf Lyrics, Melodien und eigentlich alle Komponenten der Alben.
Diese Komponenten wurde beim neuen Album “A Darkened Sun” noch einmal um eine erweitert. Zwar ist das gute Stück gerade mal 28 Minuten lang, das Nörgeln vergeht allerdings akut, wenn man erfährt, dass es sich um ein audiovisuelles Album handelt, mit dazugehörigem in schwarz-weiß aufgenommenem/bearbeitetem Film und Story. Und Tatsache, auch diese Komponente ist mit wahnsinnig viel Liebe und Aufwand realisiert worden und ist mit der klanglichen Ebene absolut in Einklang. Die Sorge, ein solch ambitioniertes Projekt einer doch eher kleinen Band ohne große finanzielle Mittel könnte im schlimmsten Fall sogar peinlich ausfallen, erweist sich bei “A Darkened Sun” eh als unbegründet, doch mehr noch: Optik, Stilistik, Schnitt, Umsetzung der Handlung – Bassist Thomas Jansson hat hier im Alleingang hervorragende, unter die Haut gehende Arbeit geleistet und die nicht ganz neue Thematik des in der Masse der Gesellschaft untergehenden und „verarbeiteten“ Individuums mit viel Kreativität und Ernsthaftigkeit, starker Bildsprache, toller Kameraarbeit und nicht zuletzt einer ernstzunehmenden Hauptdarstellerin umgesetzt. Nicht wirklich mit Budget, versteht sich, aber effektiv ohne Ende und absolut professionell.
Musikalisch geht es mit recht elektronisch anmutendem Basssound auf leicht stolperndem Midtempo los, als Intro zu “Chapter 1 – Phoenix Slain”, das wunderschön leicht, unheavy beginnt und bereits andeutet, dass “A Darkened Sun” das Gegenteil von einem Partyalbum wird. Ja, solche Strophen können WOLVERINE, genau wie die dicht-intensiv-verzweifelten Parts, von denen einer besagter Strophe als Chorus folgt. Ein elektronischerer düsterer Part dabei, alles auf hoher Qualität und bestens abgestimmt auf die tolle visuelle Ebene. Poah. Schon zum ersten Track hat man sich offensichtlich mehr Gedanken gemacht, als andere Bands zu ihrem kompletten Album. Und vom treibenderen Part des Tracks habe ich noch gar nicht geredet. Machen wir es an dieser Stelle kurz und spoilerfrei: Es bleibt so geil. Mit Erste-Sahne-Komposition und -Umsetzung, mitreißend, mal hypnotisch, mal aufwühlend, visuell mal offensiver erzählend, häufiger höchst (und höchst gelungen) stilisiert, musikalisch höchst emotional und erwachsen. Düster ab und an, mit kleinen Schimmern von Hoffnung, tollem Songwriting, starker Bandleistung und großartigen Vocals. Keine Kritik.

Fazit:
WOLVERINE schaffen es wie nur wenige andere Bands, mit ihrer Musik Emotionen, Stimmungen zu vermitteln, bereit, dafür eine heftige Menge an Arbeit zu investieren. Und sie haben das dank Thomas Jansson, dem Mann für’s Visuelle und die tiefen Töne, auf die nächste Ebene gehoben. Ernsthaft, nehmt Euch die halbe Stunde, wenn Ihr mitreißende Musik liebt, die noch wirklich etwas zu transportieren vermag (geht sogar offiziell gratis). Das konnten WOLVERINE seit jeher, das können sie auf “A Darkened Sun”, und mit der visuellen Komponente wird der Release ein einmaliges Gesamtkunstwerk. Volle Punktzahl, ohne Frage.

 

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Chapter 1 – Phoenix Slain
02. Chapter 2 – The Breach
03. Chapter 3 – Dead As The Moon
04. Chapter 4 – Hibernator

Das komplette audio-visuelle Album steht auf www.wolverine-overdose.com kostenlos (gegen eine freiwillige und berechtigte Spende) zur Verfügung.

Jannis

GLACIER – The Passing Of Time

GLACIER

Band: Glacier
Album: The Passing Of Time
Spielzeit: 40:11 min
Stilrichtung: Heavy/Power Metal
Plattenfirma: No Remorse Records
Veröffentlichung: 30.10.2020
Homepage: www.facebook.com/GlacierMetal

Während überall auf der Welt die Gletscher verschwinden, gibt es einen, der tatsächlich gerade zurückkehrt: der, der schonmal Ende der 70er in Portland, Oregon erschien und sich, wie so viele Bands in der Zeit, nach ein paar Demos auflöste. Ja nun, zu jeder undergroundigen Heavy-Metal-Band gibt es eine noch undergroundigere Coverband, im Fall von GLACIER namens DEVIL IN DISGUISE, die mit Michael Podrybau immerhin den originalen Gründungssänger ihren Leader nennen durften. Seit 2015 ein paar Auftritte, dann das offizielle okay der verbliebenen Originalmitglieder, die Tribute-Band als offizielle GLACIER fortzuführen, jetzt das Debutalbum “The Passing Of Time”. So kann es gehen. Stellt sich nur die Frage, ob das Ding auch tau(g)t.
Produktionstechnisch und spielerisch auf jeden Fall. Der Sound von “The Passing Of Time” ist klar, organisch und trotz angemessener Härte irgendwie gemütlich warm. Michaels Stimme sollte der Metalwelt zuliebe eigentlich auf mehr Alben auftauchen, er ist ein großartiger Sänger mit starker, unklischeehafter Heavy-Metal-Stimme und Ausdrucksstärke. Die Instrumentalfraktion ist erwartungsgemäß on Point und agiert im Sinne der Musik. Man braucht nicht immer zwei dicke Gitarren, wenn der Bass eine übernehmen kann und der Sound damit etwas hard-rockig oldschooliger wird. Man kann sie aber natürlich auch auf Lautstärke 11 so richtig schön asozial trocken schrubben lassen (“Valor”). Man braucht keine Keyboards, um eine vollen, harmonischen und dichten Sound hinzukriegen und auch kein Solosynth, wenn man stattdessen mit einigen schönen Gitarreneffekten arbeitet, die den Soloparts mehr klangliche Vielseitigkeit verleihen. Und man braucht kein halsbrecherisches Gefrickel, wenn man seinen Heavy Metal mit Power-Metal-Anleihen (beispielsweise beim herrlich betitelten und ziemlich fröhlichen “Eldest And Truest”) nicht nur professionell sondern auch mit Liebe zum Detail und durchdachter Komposition erschafft. Klischees darf man dabei natürlich verwenden (“Live for the whip, die by the sword!” mit NwoBHMig ausschlagenden Vocals), sind aber selten. Stattdessen verlässt man sich auf die Wirkung der Komposition und der Bandleistung, was zu kleinen Highlights wie “Ride Out” mit seinem Sechser-Takt in der Strophe und dem trockenen Kontrastriff im Vierer-Takt-Rest führt, zum unkonventionellen Chorus in “Infidel”, dessen Geschwindigkeit am Ende nochmal runtergebrochen wird (was immer geil kommt), und zum simplen Uptempo-Ausreißer “Into The Night”.
Die Songs an sich sind lange nicht so einfach, wie man es von Songs alter aufgelöster und nun erneut aktiver Metal-Bands erwarten könnte, wenn auch die Komplexität sich kein bisschen aufdrängt und lediglich im Unterhaltungsfaktor bemerkbar macht. Und das ist eigentlich das, was ein schön geschriebenes Heavy-Metal-Album zu einem nicht geringen Teil ausmacht!

Fazit:
Ich hätte die Truppe dem Sound nach in England verortet und mit ihrem melodieorientierten kreativen Heavy Metal erinnern sie ein Stück weit an jüngst rezensierte und ebenso großartige DARK FOREST in weniger folkig und mehr true. Und ganz klar, authentischer Heavy Metal mit Fantasie, Kreativität, edler Produktion und feiner Bandleistung: Ich weiß nicht, ob es insgesamt einen Fan der großen Genre-Klassiker gibt, der an “The Passing Of Time” keinen Spaß hätte.

Anspieltipps:
“Infidel”, “Valor”, “Ride Out” und “Eldest And Truest”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Eldest And Truest
02. Live For The Whip
03. Ride Out
04. Sands Of Time
05. Valor
06. Into The Night
07. Infidel
08. The Temple And The Tomb

Jannis

TORCH – Reignited

Band: Torch
Album: Reignited
Spielzeit: 42:10 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Metalville
Veröffentlichung: 25.09.2020
Homepage: www.facebook.com/torchrocknroll

Corona, nasses Wetter, keine Konzerte – Kann diese Zeit noch mieser werden? Ja, mit einem Flache-Wortwitze-Review zum sonst auf jeden Fall stabilen “Reignited” von TORCH, das sie mit dem Namen ihres Comeback-Albums aber auch provoziert haben. Bei der ursprünglich 1981 gegründeten und 1986 wieder aufgelösten schwedischen Truppe entflammte 2013 der Wunsch nach gemeinsamem Musizieren erneut und ohne lange zu fackeln entschied man sich für ein Comeback. Ende September 2020 dann die Feuertaufe der neuen TORCH, mit insgesamt neun Songs und einer knappen Dreiviertelstunde Spielzeit.
Wen brennend interessiert, wie sich die Herren knapp vierzig Jahre nach ihrer Gründung so machen, dem sei an dieser Stelle ein wenig Licht ins Dunkel gebracht: “Reignited” ist, grob gesagt, eines der Alben, die eine früh aufgelöste 80er-Heavy-Metal-Band veröffentlicht, in der über all die Jahre die Leidenschaft für ihr Ding noch nicht erloschen ist und die an sich selbst nicht den Anspruch hat, eine musikalische Erleuchtung zu sein, sondern einfach nochmal Bock auf Metal machen hat. In keineswegs schlecht, muss man dazu sagen, aber eben auch nicht revolutionär.
Die Produktion verleiht “Reignited” schonmal ordentlich Feuer unterm Hintern: organisch, heavy, produziert von Jacob Hansen (VOLBEAT, U.D.O. Etc); kein Grund zur Kritik an dieser Stelle.
Der Opener zündet bereits amtlich und macht klar, wohin die Reise geht: Dan Darc hat eine schön dreckige Rock/Metal-Stimme, der Chorus ist simpel, der Track geht gut nach vorne und ist in sich absolut schlüssig. Dieses Konzept zieht sich über das Album weitgehend hinweg. Mal ist man eher im Hard-Rock-Bereich unterwegs (beim raschen “Feed The Flame” oder dem stampfenden “Cradle To Grave”), häufig metallisch (“Collateral Damage”). Seltener finden sich ruhige Parts, vor allem in Strophen (“In The Dead Of Night”, starker Chorus aßerdem und gutes Riff), und mit “To The Devil His Due” gibt es sogar einen kurzweiligen +7-Minüter.
Das lässt sich insgesamt gut firen, auch wenn für meinen persönlichen Geschmack “Reignited” in einigen Punkten doch etwas zu simpel ist. Die Menge an Refrains, die hauptsächlich aus der wiederholten Intonierung des Titels bestehen, ist verhältnismäßig hoch, die Harmoniearbeit verlässt sich auf den Effekt der Nutzung weniger Grundtöne und höhepunkttechnisch läuft das Album ein wenig auf Sparflamme.
Unter der Prämisse, dass der Anspruch der Leser an die Platte wohl eher der ist, TORCH nochmal mit neuem Material zu erleben oder einfach klassischen, gut gespielten Heavy Metal ohne Schwachpunkte zu hören, kann man “Reignited” aber doch auf jeden Fall empfehlen.

Fazit:
Nein, ihr Licht unter den Scheffel stellen müssen TORCH mit “Reignited” nun wirklich nicht. Ihre Fans werden angesichts des authentischen Heavy Metals eh Feuer und Flamme sein und bei Freunden klassischen Metals nach allen Regeln der Kunst sollte der Funke auch überspringen. Willkommen zurück, Freunde! Und Entschuldigung an die Leser, die bis hierhin durchgehalten haben.

Anspieltipps:
“In The Dead Of Night”, “Collateral Damage” und “Feed The Flame”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Knuckle Duster
02. Collateral Damage
03. All Metal, No Rust
04. Feed The Flame
05. In The Dead Of Night
06. Cradle To Grave
07. Snake Charmer
08. Intruder
09. To The Devil His Due

Jannis

THEM – Return To Hemmersmoor

Band: Them
Album: Return To Hemmersmoor
Spielzeit: 48:43 min
Stilrichtung: Heavy Metal/Thrash Metal
Plattenfirma: Steamhammer/SPV
Veröffentlichung: 30.10.2020
Homepage: www.facebook.com/thembandofficial

KK Fossor und seine deutsch-amerikanischen Freunde kehren also auf Teil drei ihrer Metal-Horrorstory nach Hemmersmoor zurück. Die letzten beiden Alben müssen ganz gute Einnahmen gebracht haben, denn die Rückkehr erfolgt offensichtlich in einem gepanzerten Rennwagen. THEM waren spätestens seit dem Vorgänger “Manor Of The Se7en Gables” eine valide thrashig-härtere Version von KING DIAMOND, woraus man mit dem Auftreten des Frontmanns, dem häufigen Einsatz von Falsett-Gesang, den typischen Hörspielpassagen, dem Storytelling und der düsteren, mit Horrorklängen angereicherten Atmosphäre der Musik auch kein Geheimnis machte – warum auch, immerhin gründete sich die Truppe explizit als Tribute-Band.
Auf dem aktuellen Longplayer “Return To Hemmersmoor” wird die seit “Sweet Hollow” begonnene Steigerung des Härtegrads weiter fortgeführt. Gleichzeitig distanziert man sich zumindest in Sachen Falsett-Gebrauch ein Stück weit von seinem großen Idol, setzt ihn weit weniger exzessiv ein.
Resultat ist ein Album, das im Vergleich zum Se7en-Gables-Album noch ein Stück weit eigenständiger klingt, während die Grundstimmung weitgehend beibehalten wird. Dass der KING-Vergleich immer weniger zieht, zeigt sich nicht unbedingt am Hörspielintro, eher schon an dessen zweiter Hälfte, die bereits ziemlich abgeht, und endgültig zu Anfang von “Age Of Ascension”. THEM geben jetzt offiziell Vollgas, und zwar auf einem nicht geringen Teil des Albums. Thrash- und Härtefaktor wurden noch einmal erhöht, die Vocals pendeln abseits der Hörspielsequenzen zwischen melodisch und ziemlich böse aber ein bisschen melodisch. Langsamere Parts sind selten, reduziert auf In- und Outro sowie auf einige Songteile, beispielsweise den Mittelteil von “Battle Blood”.
Mit dem steigenden Härtefaktor geht eine leichte Verringerung der Eingängigkeit einher. Einen Song der Marke “Witchfinder” findet man auf “Return To Hemmersmoor” nicht (am ehesten käme da noch “Waken” ran) und die Instrumentalfraktion tut ihr Bestes, eingängigere Melodielines angemessen zu vereviln. Das macht die Platte allerdings nicht schlechter. Die Mischung aus Storyparts mit verschiedenen motivierten Sprechern und normalen musikalischen Parts, die mal melodieorientierter und mal knüppeliger ausfallen, oft mit ziemlicher Instrumentaleskalation, funktioniert wunderbar und lässt THEM von einer interessanten und außergewöhnlichen Stilkopie zu einer Band mit Einflüssen, aber mehr Eigenständigkeit werden. Dazu sind die Kompositionen absolut nicht simpel. Der einzige Part, der den Hörer unterfordern mag, ist der leicht tumbe “Battle Blood, Battle Blood”-Refrain von – nun – “Battle Blood”, der jeder Leser dieser Rezension ab sofort als “Bällebad, Bällebad” hören wird, weil er ziemlich genau so klingt.

Fazit:
Aber sonst ist “Return To Hemmersmoor” ein wunderbar hartes, derweil melodisches Album geworden, das den ein oder anderen KING-DIAMOND-Fan vielleicht melancholisch an den Vorgänger zurückdenken lassen wird, dem ein oder anderen Bay-Area-Fan dafür ein paar Freudentränchen in die Augen steigen lässt und insgesamt, auch wenn ich persönlich den Vorgänger noch etwas mehr mochte, eine konsequente und für THEM sicherlich positive Festigung eines eigeneren Stils darstellt. Ein heftiger Ritt, Freunde!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Diluvium
02. Age Of Ascension
03. The Tumultuous Voyage To Hemmersmoor
04. Free
05. Fields Of Immortaility
06. The Thin Veil
07. Waken
08. Memento Mori
09. Hellhounds: The Harbingers Of Death
10. Battle Blood
11. Maestro’s Last Stand
12. Finis

Jannis

DEFECTO – Duality

Band: Defecto
Album: Duality
Spielzeit: 47:34 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Black Lodge Records
Veröffentlichung: 23.10.2020
Homepage: www.facebook.com/defectoband

 

Holy Shit.

 

 

WERTUNG:

 

 

 

(Okay, ich hab dann doch noch eine ausführlichere Version für alle, die es genau wissen wollen.) Hier geht’s weiter