STRATOVARIUS – Survive

Trackliste:

01. Survive
02. Demand
03. Broken
04. Firefly
05. We Are Not Alone
06. Frozen In Time
07. World On Fire
08. Glory Days
09. Breakaway
10. Before The Fall
11. Voice Of Thunder

Spielzeit: 58:05 min – Genre: Power Metal – Label: earMusic – VÖ: 23.09.2022 – Page: www.facebook.com/stratovarius

 

Ich muss ja zugeben: Wenn in meinem Freundeskreis von STRATOVARIUS die Rede ist, dann beschränkt sie sich generell auf ein klischeehaft interpretiertes „HEEAAAAART OOOF AAN EEEAAAGLE“, und wenn sie auf einem Festival live auftreten, geht man hin, aber halb ironisch. Damit tut man den Finnen ein Stück weit Unrecht, denn eigentlich müsste man ihnen dankbar sein dafür, wie prägend sie für ein großartiges Untergenre sind und waren, und dass sie eben mehr sind, als „Eagleheart“-Kitsch-Regenbogen-Party. Die Dankbarkeit ließ ich dann walten, indem ich die Rezension für das neue Album der Power-Metal-Institution übernahm, und was soll ich sagen?

Was. Ein. Brett.

Ernsthaft, „Survive“ ist das erste Album der Truppe seit sieben Jahren, und das ist womöglich gut so. Schließlich hatte man sieben Jahre Zeit, Ideen zu sammeln, auszuarbeiten, reifen zu lassen, neu zu fokussieren, hammerhart detailliert aufzunehmen und offenbar die Aufnahmen mit einem Team von absolut geisteskranken Profis ein halbes Jahr in ein Studio zu sperren, wo man dem Ding mehr Druck auf den Leib produziert hat, als ihn momentan Robert Habeck bei seiner AKW-Entscheidung erfährt.
Halten wir es allgemein: „Survive“ sind moderne, hungrige STRATOVARIUS die nach sieben Jahren endlich wieder von der Leine gelassen werden dürfen. Die Trademarks sind allesamt vorhanden (wobei der Grundsound der Platte aber ernst und weniger Feelgood-Power-Metal ist), aber keineswegs so präsent, dass man die Rezension mit „Ist ein klassisches STRATOVARIUS-Album“ zusammenfassen könnte – so taucht beispielsweise die erste klassische STRATOVARIUS-Strophe mit Einsatz der Gitarre erst in der zweiten Strophenhälfte erst beim fünften Track erstmalig auf.
Ansonsten ist das Ding einfach nur fett, mächtig, ohne Ende druckvoll und dabei noch wirklich kreativ. So viele Alben erblicken das Licht der Welt, die halt aus genau den Power-Metal-Bestandteilen bestehen, die eben gängig sind, aber „Survive“ beweist Experimentierfreude, Drang zur konstruktiven Innovation (wobei es natürlich auch klassischere Tracks gibt), ohne den Spirit der Band, aufgrund dessen man sie mag, zu vernachlässigen. Klar, manche Songs zünden subjektiv etwas weniger als andere, aber ehrlich:

Fazit:
So geht eine Rückkehr nach so langer Zeit. So stellt man auch nach so langer Bandkarriere klar, dass die Metalwelt einen nach wie vor braucht. So macht man ein Album, das so manchem Hörer nach langer Zeit nochmal das Staunen und die Überwältigung bescheren kann, das man beim ersten Kontakt zu Power Metal empfand. Dies ist eine Reinhörempfehlung!

Anspieltipps:
„Survive“, „Broken“, „Voice Of Thunder“ und „We Are Not Alone“

Jannis

ETERNAL FLIGHT – SurVive

Band: Eternal Flight
Album: SurVive
Spielzeit: 49:28 min
Stilrichtung: Heavy/Power Metal
Plattenfirma: Metalapolis Records
Veröffentlichung: 17.09.2021
Homepage: www.facebook.com/ETERNALFLIGHT.BAND

Nachdem schon ALCATRAZZ in einem Anflug spontaner Überkreativität ihr fünftes Album kürzlich unter dem Namen “V” rausgebracht haben, gehen ETERNAL FLIGHT nun weiter und betiteln ihren fünften Streich als “SurVive”. Mit großem V. Obwohl man das Wortwitzlevel mit “SurFive” noch einen Ticken hätte anheben können. Egal, wir kommen vom Thema ab.
Die Franzosen um Gerald Fois (DREAM CHILD) machen mehr oder weniger eine Mischung aus Heavy und Power Metal mit insbesondere PRIEST- und ICED-EARTH-Feeling und US-Power-Metal-Produktion. Letztere ist bekanntermaßen recht definiert und basic, was auf “SurVive” auch funktioniert, dabei aber unter anderem bei den Drums etwas an Druck missen lässt. Ist letztendlich aber ein klarer Fall von “Nach dem ersten Song hat man sich dran gewöhnt” und ansonsten sitzt die Produktion soweit. Okay, bei “Hear The Call” ist der Stereoeffekt ein bisschen seltsam gelegt, der linke Kopfhörer liefert ungleich mehr tiefere Rhythmusgitarren, aber sei’s drum.
Die Vocals von Gerald, die beim Vorgänger “Retrofuture” ein Kritikpunkt waren, kommen auf “SurVive” besser, funktionieren auch im Falsett sehr gut.
Musikalisch ist die Platte auf positive Weise eigentümlich und hat in ihrer reduzierten Klanglichkeit doch einiges zu bieten, das man nicht unbedingt erwarten würde. So kleidet man im Opener einen Power-Metal-Chorus in ein US-Metal-Gewand und fährt nebenbei eine arpeggioreiche Strophe auf, die in ihrer ruhigen Form beim ersten Mal ebenso passt wie in der fixeren beim zweiten Mal. “Legions” kommt mit ungewöhnlichem aber unterhaltsamem Riff und schöner Mehrstimmigkeit in den Vocals, und “The Promise” bietet einen verstärkt auf Harmonien und klangliche Dichte ausgerichteten und ziemlich geilen Refrain. “Evolution, Revolution” holt sich mit den runtergebrochenen Parts, dem E-Orgel-Einsatz, dem coolen Mittelteil und dem leicht angedurten Chorus einen verdienten Platz auf der Favoritenliste, ebenso wie das knackig-flotte “You And I”, das neben gelungener Komposition auch eine stabile Rhythmusarbeit und ein Basssolo vorweisen kann. Und “Children Of The Earth” ist der feierliche Abschlusstrack, dessen Feierlichkeit aber immer mal wieder durch biestigere Nuancen und Parts gebrochen wird.
Ein paar Standardphasen gibt es natürlich auch, doch allgemein scheint man sich nach dem Vorgänger noch einmal verstärkt Gedanken gemacht zu haben, was man tut, wie man sein und klingen will. Damit hat man die Zahl der merkwürdigen Momente praktisch auf Null reduziert, ist ein wenig individueller geworden und macht im schlimmsten Fall etwas durchschnittlich, aber nichts schlecht.

Fazit:
Jetzt ist die Produktion, wie bei “Retrofuture”, immer noch ausbaubar und die Klangdichte zum Teil echt sehr reduziert, aber in Sachen musikalischer Identität und Qualität hat man noch ein Schippchen draufgelegt. Kann man guten Gewissens auf die sieben Punkte von letztem Mal noch einen addieren!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Will We Rise Again
02. Hear The Call
03. Legions
04. The Promise
05. Is This The End
06. Mysterious Kings
07. Evolution, Revolution
08. You And I
09. Children Of The Earth

Jannis