ARGUS – From Fields Of Fire

Band: Argus
Album: From Fields Of Fire
Spielzeit: 55:03 min
Stilrichtung: Heavy/Doom Metal
Plattenfirma: Cruz Del Sur Music
Veröffentlichung: 08.09.2017
Homepage: www.facebook.com/argusmetal

„From Fields Of Fire“, der vierte Langspieler der fünf Herren von ARGUS aus Pennsylvania ist, lapidar ausgedrückt, schon etwas Besonderes. Irgendwo zwischen Heavy und Doom Metal angesiedelt ist es fast unmöglich, dieses Album vernünftig zu bewerten, denn „From Fields Of Fire“ kombiniert diese beiden Genres nicht nur, es durchläuft sie gewissermaßen, und das mit deutlichen Qualitätsschwankungen.
Die Produktion des Albums ist sehr authentisch ausgefallen. Kaum etwas wurde im Nachhinein digital zurechtgerückt, und so findet sich auch schonmal ein Ton oder Drumschlag, der ein klein wenig zu früh oder zu spät erklingt. Darüber kann man unterschiedlicher Meinung sein, doch zum Sound von Argus passt diese Produktionsweise viel besser, als digital glattgelutschte Perfektion.
Zu den Songs: Man kann wohl behaupten, dass „From Fields Of Fire“ in seinem Verlauf einen schleichenden Wechsel von Heavy zu Doom Metal vollzieht, obgleich sich natürlich auch in den ersten Tracks bereits deutlich doomige Elemente finden lassen, allen voran der schwere langsame Anfang des ersten richtigen Songs, „Devil Of Your Time“.
Leider, so scheint es, können ARGUS Doom Metal wesentlich besser als Heavy Metal. Die ersten vier (Intro nicht eingerechnet) Tracks sind solider Heavy Metal im unteren bis oberen Midtempo mit einigen Doom-Einflüssen, der ohne sonderliche Höhen oder Tiefen, und somit eben auch ohne viel Hitpotenzial oder Wiedererkennungswert am Hörer vorbeiholzt. Hat ein paar schöne Momente, kann man sich geben, ist aber realistisch betrachtet eher im sechs- bis sieben-Punkte-Bereich, auch wenn im Laufe der Lieder eine kleine Qualitätssteigerung stattfindet. So kann „You Are The Curse“, der fünfte Track, mit seinem schönen Mitsingrefrain, dem coolen Solopart und seiner Uptempo-Bangbarkeit durchaus überzeugen und wäre ein klarer Kandidat für eine Live-Darbietung. Pluspunkt ist hier wie beim Rest des Albums vor allem der Sänger, der nach einer Mischung aus CANDLEMASS, SYMPHONY X und POWERWOLF zu „Return In Blood Red“-Zeiten klingt und einen wirklich guten Job macht.
Dann kommt „Infinite Lives Infinite Doors“, und ab diesem Zeitpunkt geht es hinsichtlich der musikalischen Kreativität radikal aufwärts. Das über elf Minuten lange Werk liefert sehr gute Arbeit in den Strophen und im Refrain, einen leicht hypnotischen ruhigen Mittelteil und allgemein hohe Vielseitigkeit im Vergleich zu den Songs davor. „Hour Of Longing“ kommt mit Texten aus dem Doom-Lehrbuch und einem getragenen, wunderbar gefühlvollen Solo im Mittelteil. Vielleicht hätte der Song langsamer noch mehr Wirkung entfaltet, kann sich aber auf jeden Fall auch so hören lassen, wie er ist.
„No Right To Grieve“ kann getrost als krönender Abschluss des Albums gewertet werden. Balladesk mit leichten Streicherkeyboards im Hintergrund anfangend steigert sich dieses kleine Doom-Meisterwerk immer mehr, gewinnt an Druck, Tempo und Intensität. Der Sänger leidet auf ganzer Linie überzeugend und kurbelt den Gänsehautfaktor noch einmal hoch. Großartig! Genau so muss das.

Anspieltipps:
Ab „You Are The Curse“ eigentlich alles, insbesondere „Infinite Lives Infinite Doors“ und „No Right To Grieve“.

Fazit:
Bedingungslos empfehlen lässt sich „From Fields Of Fire“ nicht. Es ist wohl ratsam, vor dem Kauf des Albums in „Devil Of Your Time“ und „No Right To Grieve“ reinzuhören, um sich über das musikalische Spektrum bewusst zu werden, in dem sich ARGUS‘ neuster Streich bewegt. Der weniger starken ersten Albumhälfte steht eine wirklich starke zweite gegenüber, womit die Wertung hier eher eine Art Kompromiss darstellt. „From Fields Of Fire“ hat einige Songs in petto, die weit mehr als 7,5 Punkte verdient hätten – aber eben auch einige, die eher auf sechs-Punkte-Niveau herumdümpeln. Reinhören ist Pflicht! Nicht nur, weil eine Rezension immer eine subjektive Einschätzung ist, sondern auch, weil dem einen oder anderen, der dieser Rezension zustimmt, die absolut gelungene zweite Hälfte des Albums Kaufgrund genug sein dürfte.

 

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Into The Fields Of Fire
02. Devil Of Your Time
03. As A Thousand Thieves
04. 216
05. You Are The Curse
06. Infinite Lives Infinite Doors
07. Hour Of Longing
08. No Right To Grieve
09. From The Fields Of Fire

Jannis

BLAZING RUST – Armed To Exist

Band: Blazing Rust
Album: Armed To Exist
Spielzeit: 48:26 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Pure Steel Records
Veröffentlichung: 28.07.2017
Homepage: www.facebook.com/blazingrust/

„Armed To Exist“ von BLAZING RUST – ein weiteres Debutalbum einer jungen Band, die auf der klassischen Heavy-Metal-Welle reitet. Gab es in den letzten Jahren häufiger und es stellt sich zwangsläufig die Frage, ob die Welt tatsächlich noch eine weitere dieser Bands braucht. Diese Frage kann man getrost mit einem klaren „Ja!“ beantworten, denn die fünf Russen gehen auf ihrem ersten Albumrelease mit einer Spielfreude ans Werk, die ihresgleichen sucht. Dabei schaffen es BLAZING RUST konsequent, ihren Helden zu huldigen, ohne in belanglose Zitiererei abzudriften.
Dass das Gesamtpaket der Sankt-Petersburger stimmt, zeigt sich schon am Opener „Hellbringer“. Sänger Igor Arbuzow beweist stimmliches Talent und presst ein paar feine Rob-Halford-Falsett-Passagen heraus (nicht die einzige an PRIEST erinnernde Komponente in diesem Lied). Die Produktion ist für ein Erstlingswerk wirklich gut geworden, kraftvoll aber nicht überproduziert, und gerade die Drums klingen fantastisch.
„Blazing Rust“ erweist sich als würdige Uptempo-Bandhymne mit kleinen MAIDEN-Solo-Anleihen, und „Dying World“ überzeugt durch sein Hard-Rock-Riff und durch seinen treibenden Refrain. „Blindfold“ könnte nicht nur aufgrund der verdächtig nach Dave Mustaine klingenden Vocals als melodischerer MEGADETH-Song durchgehen, und mit „Witch“ wagt man sich sogar in Doom/Stoner-Rock-Gefilde mit leichtem Holy-Diver-Einfluss und dezenter Hammond-Orgel hinein, bevor der Track ab der Hälfte kräftig an Tempo gewinnt und auch der Falsett-Gesang wieder ausgepackt wird. Ein Track namens „Witch“ plus Falsett? Der King lässt grüßen!
Krönender Abschluss des Albums ist „Under The Spell“, das den Hörer mit seinen ungewöhnlichen und vergleichsweise komplexen Arrangements wortwörtlich in seinen Bann zu ziehen vermag. Abgesehen von dem Kritikpunkt, dass man den letzten Track des Albums doch bitte würdig beenden möge und nicht einfach stupide ausblendet, ein absolutes Highlight auf „Armed To Exist“.

Anspieltipps:
„Shimmering Dawn“, „Dying World“, „Witch“, „Blindfold“ und „Under The Spell“

Fazit:
Bei vielen jungen Bands, die sich an klassischem Heavy Metal versuchen, wirken die allzu deutlich hörbaren Einflüsse gerne mal störend. Nicht so bei BLAZING RUST. Die einzelnen Songs sind herrlich liebevoll ausgearbeitet, Melodielinien, Gitarren und insbesondere die Drums arbeiten allermeistens weit über 08/15-Niveau und die Produktion kann sich absolut sehen lassen. Häufig scheint bei der Arbeit an „Armed To Exist“ die Frage „Wie kann man diesen Part noch individueller und interessanter gestalten?“ im Raum gestanden zu haben, und BLAZING RUST haben die Antwort eindeutig gefunden zu haben. „Armed To Exist“ ist ohne Frage ein würdiges Debutalbum geworden. Fans der großen Helden des klassischen Metals sei dieses Werk wärmstens ans Herz gelegt!

 

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Hellbringer
02. Shimmering Dawn
03. Blazing Rust
04. Dying World
05. Blindfold
06. Almighty Lord
07. Witch
08. Time Of The Brave
09. Under The Spell

Jannis

 

 

TOJA – V

Band: ToJa
Album: V
Spielzeit: 45:01 min 
Stilrichtung: Hard Rock
Plattenfirma: Pure Rock Records
Veröffentlichung: 14.07.2017
Homepage: www.toja-rock.com

Gut, Kreativität bezüglich des Bandnamens und des Titels ihres aktuellen Albums sucht man bei TOJA vergeblich. Während die Band schlicht nach den Anfangsbuchstaben der Namen der Gründungsmitglieder Tommy und Jan benannt ist, betont der Albumtitel “V“, dass es sich um den fünften Release der Mühlheimer handelt. 
Die Musik der vier Jungs ist hingegen um einiges kreativer. Melodischer Hard Rock steht auf dem Programm und TOJA arbeiten dieses Programm mit viel Liebe zum Detail ab. Schon der Opener, „Tears Of Fire“, beginnt genau so, wie man es erwartet. Drumintro: check. Gitarre drauf: check. Gitarre doppeln: check. Alle an Bord? Ab geht’s. Dabei wandeln TOJA gerne auf gewohnten Hard-Rock-Pfaden, mit dezenten Gitarren während der Strophe, einem druckvollerem Prechorus und einem Chorus, der aus drei Wörtern besteht und/oder amtliche Backing Vocals auffährt. Dazu ein Solo, Klischeetexte („I got a six string on my back“) und vielleicht ein paar Keyboards im Hintergrund. So weit, so vertraut, so sechs Punkte Gesamtwertung. 
Doch zeigt sich immer wieder, dass TOJA mehr sind, als nur irgendsoeine Hard-Rock-Band. So startet „She's A Rebel“ mit freshen (Verzeihung, ein anderes Wort fiel mir dazu nicht ein) Keyboards, um anschließend während der Strophen trotz des eher langsamen Tempos mit spaßig-zappeliger Drumarbeit positiv zu verwirren.
„Forever Rock“ stampft, leicht an „Operation Mindcrime“ erinnernd, aus den Boxen und würde wohl vor allem live dank des Mitsing-Refrains erfreuen. „Run For Cover“ atmet Hard Rock durch jedes geeignete Loch, inklusive Schellenkranz im Chorus. Und „Don't Let Me Go“ ist eine absolut gelungene Stadion-Rock-Halbballade, die man so in der Art auch auf ALICE COOPERS „The Last Temptation“ hätte erwarten können.
Klar, nicht jeder Song auf „V“ ist ein Volltreffer. „Ballad For A Friend“ ist eine nette Ballade mit respektablem gefühlvollen Gesang, dudelt aber wie auch das Instrumental „Senza Cantata“ eher unspektakulär am Hörer vorbei. Aber nicht so schlimm. Hat man sich mit der partiell eher etwas kraftlosen Produktion angefreundet, kann man mit „V“ durchaus seine nostalgische Freude haben.

Anspieltipps: 
„Love Is Like A Sin“, „Where's My Home“, „Run For Cover“, „Ashes To Ashes“ und „Don't Let Me Go“

Fazit:
Ja, „V“ hat ein paar (wenige) schwächere Tracks. Ja, „V“ ist auch eher mäßig produziert worden. Ja, die Tracks sind oft sehr ähnlich aufgebaut. Und es gibt keine Cowbell. Wer vergisst bei so einem Album die Cowbell? (Korrigiert mich, wenn Ihr eine findet.)
Aber im Ernst: Abgesehen von diesen kleinen Kritikpunkten haben TOJA ein echt nettes Genre-Buffet zubereitet. Was man von einem Hard-Rock-Album erwartet, ist drin, und noch ein bisschen mehr. Wenn beim nächsten Release die Produktion besser ist, dann wird „VI“, sollte es denn so heißen, seine 8,5 von mir gerne bekommen. An der Musik an sich wird es nicht scheitern!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Tears Of Fire
02. She's A Rebel
03. Forever Rock
04. Love Is Like A Sin
05. Modern Times
06. Ballad Of A Friend
07. Where's My Home
08. Run For Cover
09. Don't Let Me Go
10. Senza Cantata
11. Ashes To Ashes

Jannis

THE PRIVATEER – The Goldensteen Lay

Band: The Privateer
Album: The Goldsteen Lay
Spielzeit: 53:17 min
Stilrichtung: Pirate Folk Metal
Plattenfirma: Noise Art Records
Veröffentlichung: 28.07.2017
Homepage: www.the-privateer.com


Warum können Seeräuber keinen Kreis berechnen? Die Antwort ist nicht, wie man vielleicht erwarten könnte, weil sie Pi raten. Nein, sie sind einfach zu beschäftigt mit der Arbeit an großartigen Alben, wie man an der dritten Veröffentlichung von THE PRIVATEER erkennen kann, die uns pünktlich zu ihrem zehnten Bandjubiläum „The Goldsteen Lay“ um die Ohren kanonen. Und man kann ohne Zögern sagen: Geklautes findet sich wider Erwarten auf dem Release kaum, obgleich man sich zwischendurch möglicherweise ein wenig an BLIND GUARDIAN, ORDEN OGAN, FALCONER oder RUNNING WILD erinnert fühlen mag. Die sechs Freibeuter(innen) halten einen aus Death, Power, Heavy, Pirate und Folk Metal bestehenden Schatz in ihrer Truhe bereit und segeln mit frischem Pirate-Metal-Wind in den Segeln direkt in die Herzen der Freunde kraftvollen Folk Metals. Doch genug der blöden Witze, werfen wir einen genaueren Blick auf die Songs.
Nach einem episch-orchestralen Intro weit über Standard-Intro-Niveau demonstrieren THE PRIVATEER mit „Where Fables Are Made“ direkt mal, was den Hörer erwartet. Dominante Violinen, ein angenehmes Wechselspiel von klaren und unklaren Vocals und Chorusarbeit auf hohem Niveau.
Musikalisch erweisen sich THE PRIVATEER als erstaunlich kreativ. Mal erwartet den Hörer moderne Riffarbeit („Wide In The Open“), mal ein Refrain, dessen Melodieführung man durchaus auch von einer 80er-Gothic-Band erwarten könnte („Arrival“). „Draft Of The Strange“ wartet mit einem feinen Mitschunkel-Chorus im Dreivierteltakt auf und die Violine verirrt sich zu keinem Zeitpunkt in belangloses Gefiedel. Keyboards werden sparsam eingesetzt, finden sich unter anderem im fetten Mittelteil von „Gunpowder Magic“ und im finalen Track, dem episch ausufernden  „The Island, It's Calling“. Aber keine Sorge: Neben ihrer Vorliebe für Violinen, ruhige Mittelteile und melodische Melodieführung erfreuen sich THE PRIVATEER auch immer daran, ihre Songs mit teilweise Black-Metalesken Vocals aufzufrischen, und haben keine Angst vor bösem Gedresche. Die Doppelbass-Maschine läuft wie geschmiert (hin und wieder auch im Blastbeat-Modus). Vielseitigkeit ist Programm bei den Freibeutern – Vielseitigkeit auf musikalisch hohem Niveau!

Anspieltipps:
„Where Fables Are Made“, „Arrival“, „Draft Of The Strange“, „Derelict“ und „The Island, It's Calling“

Fazit:
„The Goldsteen Bay“ ist fernab des normalen Piraten-Party-Humpa-Metals. THE PRIVATEER nehmen ihre Arbeit durchaus ernst, was jedoch nicht bedeutet, dass man ihnen die Spielfreude nicht jederzeit anhören würde. Die Mischung verschiedener Metal-Genres mit viel Violineneinsatz wirkt äußerst stimmig, und der kompositorische Ideenreichum sowie das musikalische Können der Band sorgt dafür, dass man „The Goldsteen Bay“ nicht mehr so schnell aus dem CD-Player nehmen möchte. THE PRIVATEER gehören zweifelsohne zum besten, was Pirate Metal seit langer Zeit hervorgebracht hat. Wir drehen, hart Backbord, in Richtung des nächsten Plattenladens!

WERTUNG: 

 

 

Trackliste:

01. Preamble
02. Where Fables Are Made
03. Draft Of The Strange
04. Wide In The Open
05. Arrival
06. As We Saw Some Path
07. Ocean Of Green
08. Survival Of The Quickest
09. Gunpowder Magic
10. Derelict
11.The Island, It's Calling

Jannis

LIONSOUL – Welcome Storm

Band: Lionsoul
Album: Welcome Storm
Spielzeit: 46,34 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Limb Music
Veröffentlichung: 23.06.2017
Homepage: http://www.lionsoul.it/

Sie sind majestätisch und erhaben, würdevoll und edel. Sie haben lange haarige Schwänze und sind normalerweise von einer größeren Anzahl ihnen unterwürfiger Damen umgeben. Die Rede ist natürlich von MANOWAR Löwen. Ein weiterer wissenswerter Fakt: Männliche Löwen schlafen pro Tag bis zu 20 Stunden. In den verbleibenden vier Stunden bleibt der Löwenseele, so muss man leider sagen, nur wenig Zeit zum Schreiben außergewöhnlicher Power-Metal-Songs, wie beim zweiten Longplayer der Italiener von LIONSOUL, „Welcome Storm“, des Öfteren deutlich wird. 
Dabei sind die Voraussetzungen für ein gelungenes Metal-Album allesamt vorhanden. Die Produktion bietet keinen Anlass zum Meckern, die Musiker beherrschen ihre Instrumente und Sänger Ivan Castelli klingt, als sei er von Kai Hansen und ZP Theart gezeugt worden, und erweist sich als absolut treffsicher.
Und die Songs? Man kann sie durchgängig als solide bezeichnen, einige, wie das treibende und hochmelodische „Gatling Light“, sogar als Volltreffer. So richtig spektakulär sind hingegen die wenigsten Tracks, obgleich man generell bei jedem zumindest einen Part findet, der richtig gefällt. Die Strophen und der Zwischenteil von „Iron Whispers“, der Refrain des hurtigen „Bright As Light“, das rhythmische Intro von „The Thunder Master“, die Gitarren im Chorus von „A Common Forever“, der epische Prechorus von „The Principal Warrior“ und so weiter…
Doch ist „Welcome Storm“ an vielen Stellen einfach sehr generischer Power Metal aus dem Lehrbuch, dem es augenscheinlich an etwas Mut zur Kreativität mangelt. Als Soundtrack für die nächste kleine Power-Metal-Party hervorragend geeignet. Zum bewussten, konzentrierten Hören jedoch weniger.

Anspieltipps:

„The Principal Warrior“, „Bright As Light“, „Gatling Light“ und „Iron Whispers“

Fazit:

Soll diese Rezension dem potenziellen Käufer nun von „Welcome Storm“ abraten? Nein, denn LIONSOUL liefern auf ihrem neusten Streich durchaus souverän komponierten, gespielten und produzierten Power Metal ab, der immer wieder seine Momente hat und zeigt, dass die Jungs aus Bergamo zweifelsohne was drauf haben. Wenn man Interesse an melodischem, leicht nach Hamburg klingendem Metal mit dezentem Keyboard-Einsatz und ohne viele Ecken und Kanten hat, sollte man „Welcome Storm“ auf jeden Fall eine Chance geben – aber halt nicht zehn kleine Meisterwerke erwarten. Wir behalten LIONSOUL im Auge. Schließlich sagt eine alte Bauernweisheit: „Ob aus einer Metalband etwas Großes wird, zeigt sich auf ihrem dritten Album.“ Ein bisschen mehr Kreativität beim Songwriting und wir sind dahingehend sehr guter Dinge! 


WERTUNG: 

 

Trackliste:

01. Beyond Dusk
02. The Principal Warrior
03. Next Genisis
04. Gatling Sight
05. Bright As Light
06. Iron Whispers
07. The Thunder Master
08. A Common Forever
09. Welcome Storm (Eternal Quest)
10. Lion's Throne

Jannis

TABERAH – Sinner’s Lament

Band: Taberah
Album: Sinner's Lament
Spielzeit: 55:56 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Killer Metal Records
Veröffentlichung: 30.06.2017
Homepage: www.facebook.com/taberahofficial

Gute aktuelle Metal-Alben sind weiß Gott keine Seltenheit. Bands, die es schon auf ihrem dritten Album geschafft haben, einen unverwechselbaren Sound und Stil zu entwickeln, sind hingegen schon weitaus schwerer zu finden. TABERAH haben genau das vollbracht. Die Australier, die unter anderem schon als Vorband von MOTÖRHEAD und BLIND GUARDIAN unterwegs waren, spielen eine unkonventionelle Mischung verschiedener Metal-Genres und sind am ehesten anzusiedeln im Oldschool-Speed- und Heavy Metal – was nicht bedeutet, dass die 2004 gegründete Band nicht auch Ausflüge in Classic- oder Glam-Rock-Gefilde wagen würde. 
Markenzeichen von TABERAH, die ihre Einflüsse unter anderem in IRON MAIDEN, BLACK SABBATH und QUEEN sehen, sind eine recht einfache, erdige Produktion mit heavy-staubigem Gitarrensound und, als Kontrast, dicken, warm anmutenden Backing Vocals. 
Dies offenbart sich bereits beim Titeltrack des aktuellen Longplayers, „Sinner's Lament“: Eine kräftig Gas gebende erste Liedhälfte macht unerwartet einem ruhigen Mittelteil (inklusive weiblicher Gast-Vocals) Platz, der schließlich in einem kraftvollen Endpart mit ordentlich Keyboardeinsatz mündet. „Hartlott“, der dritte Song des Albums, zeigt bereits deutlich, dass TABERAH sich nicht gerne in Genreschubladen stecken lassen möchten. Der klassisch anmutende Midtempo-Rocker offenbart im Refrain feinste Glam-Rock-Qualitäten, bevor man sich bei „Horizon“ auf guten, sich an der Hamburger Schule orientierenden, Power Metal besinnt. „Dance Of The Damned“ wühlt mit seinem ruhigen Intro und dem leicht melancholischen Refrain beste Bestandteile aus der Classic-Rock-Kiste hervor, die das anschließende „Crypt“ mit seinem bösen Eingangsriff gekonnt kompensiert. Ach ja, und es gibt eine Speed-Metal-Version von „Hotel California“. Noch Wünsche?

Anspieltipps:

„Sinner's Lament“, „Harlott“ und „Dance Of The Damned“.

Fazit:

TABERAH sind (hoffentlich keine, aber vermutlich eine) Band, die keine große Zielgruppe finden wird. Der Sound der Australier ist nun einmal kaum generisch und das Cover dürfte wohl auch falsche Erwartungen an ihr neustes Werk wecken. Lässt man sich jedoch auf das klangliche und kompositorische Gesamtkonzept der Band ein, so kann man an ihrem neusten Streich eine Menge Freude haben. TABERAH wissen, was sie tun. Sie setzen sich über Genrekonventionen hinweg und vereinen verschiedenste Einflüsse zu einem faszinierenden Gesamtkonzept, das jederzeit einen durchdachten und schlüssigen Eindruck macht. Aus einigermaßen einfachen Grundkomponenten fertigen TABERAH einen eindrucksvollen Metal-Bastard, der in den CD-Playern musikalisch offener Metal-Fans nach einer kurzen Eingewöhnungsphase per Dauerrotation strapaziert werden dürfte. Bands wie diese braucht der Metal. Sie halten ihn am Leben – auch wenn dies auf den ersten Blick vielleicht nicht so erscheinen mag.

WERTUNG: 

 

 

Trackliste:

01. Sinner's Lament
02. Wicked Way
03. Harlott
04. Horizon
05. Child Of Storm
06. Dance Of The Damned
07. Crypt
08. The Final March Of Man
09. Heal Me
10. Hotel California

Jannis

EXCALION – Dream Alive

Band: Excalion
Album: Dream Alive
Spielzeit: 61.22 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Scarlet Records
Veröffentlichung: 07.07.2017
Homepage: www.excalion.com

Jeder Power-Metal-Fan kennt das Problem: Man wacht mitten in der Nacht schweißgebadet auf, weil man geträumt hat, dass finnischer Power Metal plötzlich nicht mehr großartig ist. Als wirksames Heilmittel gegen diese Schlafstörungen empfiehlt Dr. R. Garage das neue Album von EXCALION. 
„Dream Alive“, der vierte Release der Finnen, liefert fröhlichen Keyboard-dominierten Power-Metal-Spaß in Reinform. Die elf von Tuomas Kokko gemixten und von Brett-Caldas Lima gemasterten Tracks hämmern sich klar und druckvoll in die Gehörgänge all derer, die sich vor Metal mit exzessivem Synthesizergebrauch nicht im Keller verstecken, und sind ausnahmslos Gründe für den Kauf der neuen Platte der Herren aus Konnevesi.
Natürlich muss man als Power-Metal-Band aus Finnland immer damit rechnen, mit STRATOVARIUS verglichen zu werden, was bei „Dream Alive“ recht naheliegend ist – die Parallelen sind oft unüberhörbar. Doch seien wir an dieser Stelle gnädig und schauen darüber hinweg, denn „Dream Alive“ macht einfach zu viel Spaß, als dass man sich an solchen Lappalien aufhängen sollte. Schon der Opener, „Divergent Falling“, zaubert Freunden melodiösen Synthesizer-Gedudels und eingängiger Refrains ein breites Grinsen ins Gesicht, und Marcus Lång, Neuzugang am Mic, erweist sich als würdiger Nachfolger von Jarmo Pääkkönen. „Centenarian“ und „Amelia“ geben kräftig auf die Zwölf, letzterer Song liefert zudem einen wunderbaren Solo-Schlagabtausch zwischen Gitarren und Keyboards. Mit „Deadwater Bay“ und „The Firmament“ haben des Weiteren zwei vergleichsweise kitschfreie und kraftvolle Balladen ihren Weg auf „Dream Alive“ gefunden.
„One Man Kingdom“ erweist sich als sehr bangbarer Uptempo-Track, der live ohne Frage für hervorragende Stimmung sorgen würde, und mit „Portrait On The Wall“ hauen EXCALION am Ende des Albums dann noch ein über elf Minuten langes Epos raus; mit Bombast, ruhigen Parts, aggressivem Geknatter und einem beachtlich fetten Chorus – Metallerherz, was willst du mehr?

Anspieltipps:

„Divergent Falling“ (diese Keyboards), „Amelia“, „One Man Kingdom“ und „Portrait On The Wall“. Aber eigentlich auch jeder andere Track des Albums.

Fazit:

Ignorieren wir mal die eindeutigen Einflüsse von EXCALION und bringen es auf den Punkt: „Dream Alive“ ist allerfeinster melodischer Power Metal, der sich hinter bekannteren Vertretern des Genres nicht verstecken muss. Die Produktion ist druckvoll, das musikalische Talent der Band unbestreitbar und die Kompositionen weit über 08/15-Niveau. Abgesehen von einigen kleinen Redundanzen im Aufbau der Songs haben EXCALION es geschafft, ein kleines Power-Metal-Juwel des Jahres 2017 zu erschaffen. Mehr davon!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Divergent Falling
02. Centenarian
03. Marching Masquerade
04. Amelia
05. Release The Time
06. One Man Kingdom
07. Deadwater Bay
08. The Firmament
09. Man Alive
10. Living Daylights
11. Portrait On The Wall

Jannis 

AGE OF DISCLOSURE – To The Universe

Band: Age Of Disclosure
Album: To The Universe
Spielzeit: 55:59 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: kunz soundcorp.
Veröffentlichung: 26.05.2017
Homepage: www.facebook.com/ageofdisclosure

AGE OF DISCLOSURE liefern den Beweis: Aus der Schweiz kommt viel mehr als nur Käse. Das Debutalbum des 2015 von Gitarrist Ben Sollberger gegründeten Projekts, „To The Universe“, bringt Heavy Metal in Reinform an den Metaller und schämt sich dabei nicht, seine Einflüsse nicht nur offenzulegen, sondern ihnen in höchsten und harten Tönen zu huldigen.
Schon der instrumentale Opener „Age Of Disclosure“ zeigt, wo es langgeht: Mal stampfend, mal eher balladesk, mal böse lassen AGE OF DISCLOSURE keinen Zweifel daran, dass sie wissen, wie Metal funktioniert. „Already There“ galoppiert fröhlich auf MAIDEN-Pfaden umher, und Jvo Julmy, einer der vier (!) auf dem Album vertretenen Sänger, beweist sein Talent gerade auf höheren Gesangsebenen.
„Beautiful“ kommt als kraftvolle Ballade, die absolut kitschfrei gehalten ist und, auch dank Orlando Skrylls' Gesangsleistung, auf einem ICED EARTH-Album positiv aufgefallen wäre. 
Mit „Black-Hearted Man“ geht es dann wieder fixer zur Sache, es darf sogar ein bisschen gegrowlt werden. Während bei „Bliss For You And Me“ (höre ich da etwa QUEENSRYCHE?) und „Committing A Crime“ das Tempo wieder etwas heruntergefahren wird, gibt „I Am Forever“ nach einem stimmungsvollen Intro mit Kirchenglocken ordentlich Gas. Auch hier lassen ICED EARTH hörbar grüßen, aber ein bisschen ICED EARTH hat ja bekanntlich noch niemandem geschadet. „In Your Eyes“ punktet mit einem bösen Riff nach der ersten Strophe und einem schönen Refrain. 
Sollte der Vogel bis jetzt überlebt haben, so wird er bei „Off The Cross“ endgültig abgeschossen. Roman Burri haut eine souveräne Gesangsleistung raus, der Refrain ist druckvoll und vergleichsweise episch, und am Ende gibt es sogar den obligatorischen Oooohoooh-Mitsing-Part (was wäre Metal ohne ihn?). „Though I Don't Know You“ beginnt mit einem ruhigen Gitarrenintro, entwickelt sich dann jedoch zu einem im Vergleich zum Rest des Albums fast experimentellen Track. Cleane Gitarren, gefühlvoller Gesang, wuchtige Gitarrenwände mit Mut zur Lücke – plus ein Solo, wie es sein sollte. Ein würdiger letzter Track!

Anspieltips:

„Off The Cross“, „Beautiful“, „I Am Forever“ und „Though I Don't Know You“

Fazit:

AGE OF DISCLOSURE haben mit „To The Universe“ ein amtliches Debut abgeliefert. Die Schweizer wissen, wie Heavy Metal geht, und verpacken ihr Wissen in runde, durchdachte Songkonzepte. Als Kritikpunkte seien an dieser Stelle kleinere Schwankungen in der Qualität der Vocals und der Produktion, sowie etwas zu wenig eigene Handschrift genannt. Auf dem nächsten Album ein bisschen weniger Bedienung bei den Großen, ein bisschen mehr Mut zu eigenen Ideen, ein bisschen mehr Experimentierfreude  – das Potenzial ist ohne Frage vorhanden!

WERTUNG: 


 

Trackliste:

01. Age Of Disclosure
02. Already There
03. Beautiful
04. Black-Hearted Man
05. Bliss For You And Me
06. Committing A Crime
07. I Am Forever
08. (In Your Eyes (Little Girl)
09. Love Solution
10. Off The Cross
11. Peace Requires No War
12. Rumour
13. Though I Don't Know You


Jannis