JACOBS MOOR – Self

Band: Jacobs Moor
Album: Self
Spielzeit: 60:03 min.
Stilrichtung: Power Thrash Metal
Plattenfirma: Bleeding Star Records
Veröffentlichung: 20.10.2017
Homepage: www.jacobsmoor.com

Oh je, ganz vergessen, JACOBS MOOR zu rezensieren. Nun, besser spät als nie widmen wir uns nun mal den fünf Österreichern, die uns bereits am 20.10. mit ihrem zweiten Album beehrt haben. Darauf bewegt man sich stilistisch irgendwo zwischen Thrash, Power, Progressive und Modern Metal und vereint das Ganze tatsächlich zu einem ziemlich harmonischen Gesamtsound. Hinsichtlich der Produktion lässt sich nicht viel meckern. Ein paar mehr Höhen wären schön gewesen, ansonsten klingt das Ganze jedoch durchaus druckvoll und man kann sich gerade hinsichtlich der Tatsache, dass die Band die Produktion selbst in die Hand nahm, überhaupt nicht beschweren.
Bei den einzelnen Songs lässt sich ein gewisses Schema erkennen, das über weite Teile des Albums kompromisslos verfolgt wird: eine Mischung aus unklarem und klarem Gesang, der etwas gewöhnungsbedürftig, dem Sound der Band jedoch durchaus dienlich ist. Dazu tendenziell melodische Refrains, ein Mix aus Midtempogedrumme und knatterndem Doppelbass, gerne garniert mit ein paar Blastbeats. Die Soli lassen selten zu wünschen übrig und die Ausflüge in progressivere Gefilde tun den Jungs aus Wien ebenfalls gut, gerade die kurze Prog-Eskalation im Mittelteil von “Delusion” sei hier lobend hervorgehoben.
Aus dem Schema brechen gerade die letzten zwei Songs aus, von denen ersterer überdurchschnittlich aggressiv, stellenweise beinahe black-metallisch anmutet, und letzterer als überlanger, streckenweise balladesker Track eh aus der Reihe fällt.
Macht das musikalische Konzept von JACOBS MOOR durchaus Spaß, so zeigt sich doch im Verlauf des Albums, dass etwas mehr Eigenständigkeit und Originalität die einzelnen Songs durchaus bereichert hätten. Denn innerhalb ihres speziellen Sounds agieren sie doch ein wenig zu brav, trauen sich oftmals zu wenig und hinterlassen nur als Gesamtkunstwerk einen bleibenden Eindruck. Natürlich, diverse Parts des Albums lassen sich während des Hörens absolut genießen. Der schön schrubbende Gitarrensound von “Watching Atrocities” zum Beispiel, die Gesangsharmonien im Chorus von “Distance”, der Breakdown der Geschwindigkeit im Prechorus von “Neglecting The Path Of The Sun”, um nur einige zu nennen.
Es ist ein gewisses Problem, dass sich JACOBS MOOR hinsichtlich der Findung ihres Stils so experimentierfreudig gezeigt, die Songs an sich aber mit recht wenigen Alleinstellungsmerkmalen versehen haben (von “Hopeless Endeavour” mal abgesehen). Dass sie das nötige Talent dafür hätten, zeigt sich gerade am finalen Track. Der Rest macht Spaß, hinterlässt aber kaum bleibende Eindrücke. Das ist aber nicht schlimm, wenn man beim Kauf von “Self” nicht unbedingt ein Album erwartet, das man sich konzentriert ohne jegliche Ablenkung abends am Kamin geben möchte.

Anspieltipps: “Hopeless Endeavour” und der Rest der etwas stärkeren zweiten Hälfte des Albums

Fazit: Doch, “Self” kann man schon echt machen. Unterhaltsam und stilistisch interessant ist JACOBS MOORs zweiter Longplayer geworden, professionell gespielt und ordentlich produziert. Der ganz große Wurf ist es leider nicht geworden, aber wer Modern-Metal-Melodien und progressive Einflüsse in seinem Geballer mag und sich nach dem neusten Streich von Anette Olzon doch mal wieder die Gehörgänge durchblasten möchte, der sollte hier durchaus mal ein, zwei Ohren riskieren!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. March Of The Flies
02. Watching Atrocities
03. The Absence Of Me
04. Self
05. Falling To Pieces
06. Distance
07. Neglecting The Path Of The Sun
08. Delusion
09. Hate Of A New Kind
10. Hopeless Endeavour

Jannis

BLAZON STONE – Down In The Dark

Band: Blazon Stone
Album: Down In The Dark
Spielzeit: 43:35 min.
Stilrichtung: Pirate Metal
Plattenfirma: Stormspell Records
Veröffentlichung: 05.09.2017
Homepage: www.facebook.com/rockarollasmetal

True Somalian Power Metal made in Sweden. Das sind BLAZON STONE, eine der Bands von Cederick Forsberg, der seit einigen Jahren auf respektablem Niveau mit verschiedenen Bands im Underground umherschippert.
Der Bandname erinnert leicht an das sechste RUNNING-WILD-Album, das Artwork erinnert leicht an RUNNING WILD und schon das Intro des vierten Longplayers der Band bestätigt mit seinem redundanten, langsam intensiver werdenden und von einer wunderbaren W*chsgitarrenmelodie getriebenen Art diesen Einfluss. Die Produktion ebenso.
Störend ist das allerdings nicht, denn was BLAZON STONE auf “Down In The Dark” zum Besten geben, ist erstklassiger melodischer Pirate Metal mit einer derartigen Menge an Spielfreude, dass man davon ausgehen muss, dass diese von 90 Prozent aller aktuell veröffentlichenden Bands erbarmunglos geraubt wurde. Bereits “Into Victory”, der erste richtige Song, treibt sich gnadenlos in jeden Gehörgang, versinkt trotz verhältnismäßig viel Dur nicht in lauwarmen Power-Metal-Kitsch-Gewässern und macht, salopp formuliert, nur Bock.
“Hanged Drawn And Quartered” rudert in bangbarem Midtempo daher, inklusive klassischem Metal-Refrain, der zum Mitgrölen einlädt und göttlich in den anschließenden Gitarrenpart überzugehen weiß. Nach dem folgenden “Eagle Warriors” (Och Leute, bitte), bei dem sich Freude einstellt, weil selbst dieser Song als einer der schwächeren noch ordentlich Spaß macht, kommt dann der mit knapp sechs Minuten längete Track des Albums. “Tavern Of The Damned” ist für Metaller unter 30 zum Mitbangen geeignet und punktet vor allem durch seine Melodien. Wenn selbst der Prechorus schon potenzielles Chorus-Material darstellt, kann man eben nicht anders, als auf Kritik praktisch vollständig zu verzichten. Und sonst? “Merciless Pirate King” kommt im Speed-Metal-Gewand daher, ebenfalls äußerst melodiefixiert und mit herrlich schwachsinnigem “Merciless Merciless Pirate King, Öy”-Chorus, “Rock Out!” ist der obligatorische Rock-Huldigungs-Track und “Bloody Inquisition” wirft die Frage auf, seit wann Piratenschiffe mit Nitro ausgestattet sind. Zu guter Letzt gibt es dann mit “Captain Of The Wild” noch eine geschwinde Piratenversion von “Breaking The Law” in Dur. Inklusive promillekompatiblem Refrain. Inklusive geilem Solopart. Wer danach noch schlechte Laune hat, der sollte darüber nachdenken, sich die Kanonenkugel zu geben.

Anspieltipps:
“Into Victory”, “Hanged Drawn And Quartered”, “Tavern Of The Damned” und “Captain Of The Damned”

Fazit:
Zu viele Köche verderben den Brei. Das hinter diesem Sprichwort Wahrheit steckt, beweisen BLAZON STONE, wenn sie als Zwei-Mann-Crew ein Album auf den Markt werfen, das nicht nur gut produziert und mit Talent gespielt ist, sondern in sich so enorm plausibel klingt, wie es “Down In The Dark” nun einmal tut. Jedes Riff, jeder Fill-In, jede kleine Gitarrenspielerei fügt sich wunderbar in das Konzept des jeweiligen Songs ein. Zum Ende des Jahres haben es BLAZON STONE noch eben so mit Leichtigkeit fertig gebracht, sich dank ihres Gespürs für wunderbare Pirate-Metal-Melodien, ihres kompositorischen und spielerischen Talents und ihrer unüberhörbaren Freude an dem, was sie tun, als Pirate-Metal-Band des Jahres zu bewerben. Yo fuckin‘ ho!

 

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. The Galleon’s Departure
02. Into Victory
03. Down In The Dark
04. Hanged Drawn And Quartered
05. Eagle Warriors
06. Tavern Of The Damned
07. Merciless Pirate King
08. Watery Graves
09. Rock Out!
10. 1478
11. Bloody Inquisition
12. Captain Of The Wild

Jannis

 

THE DARK ELEMENT – The Dark Element

Band: The Dark Element
Album: The Dark Element
Spielzeit: 53:54 min.
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Frontiers Music
Veröffentlichung: 10.11.2017
Homepage: www.facebook.com/TheDarkElement

Was schön ist: dass Ex-NIGHTWISH-Sängerin Anette Olzon und Jani Liimatainen, unvergessener Keyboard-Meister bei SONATA ARCTICA und Kollaborateur von DJ PENETRATOR (kein Plan wer das ist, aber es steht auf Wikipedia) ein gemeinsames Album veröffentlicht haben. Was schade ist: dass die Band unter dem Namen THE DARK ELEMENT und nicht unter dem Namen DIE OLZON-BANDE läuft.
Aber Spaß beiseite. Die stilistische Ausrichtung von THE DARK ELEMENT überrascht wohl keinen unserer Leser: fettestens produzierter Melodic Metal mit einem Haufen modern anmutender Synthesizer, eingängig, oftmals kitschig. Poppig ohne Ende, verhältnismäßig wenig symphonisch, dafür umso mehr Disco. Jeder, den das abschreckt, sollte an dieser Stelle weiterscrollen. Der Rest sollte unbedingt weiterlesen, da er an diesem Ding seine helle Freude haben würde, während er von seinen truen Metallerfreunden angeekelt beäugt wird.
Doch genauer: Schon der Titeltrack, “The Dark Element” auf “The Dark Element” von THE DARK ELEMENT, zeigt, wo der Hammer hängt. Nach einem clubkompatibelen Intro gibt es BATTLE-BEASTIGEN stupiden BummZapp-Rhythmus auf die Ohren, kombiniert mit einem angenehm bösen Gitarrenriff, einem Ohrwurmrefrain des Todes und sehr dominantem Keyboardeinsatz – ein Erfolgskonzept, das im nächsten Lied direkt fortgeführt wird, erfolgreich, muss man zugeben.
Track 3, “Last Good Day”, lässt sich mit knallenden Synths abseits der eher zurückhaltenden Strophen feiern, liefert kaum kritisierbare Arrangements und kann das folgende leicht melancholische “”Here’s To You” in Sachen Partytauglichkeit noch überbieten.
Nach “Someone You Used To Know”, neben “Heaven Of Your Heart” eine der beiden erwartungsgemäß kitschigen (Halb)balladen, geht es angemessen flott weiter mit “Dead To Me” weiter, das im Gesang leichte SABATON-Anleihen offenbart und nach dem Geseiche des vorigen Songs mit angemessener Uptempo-Härte punktet.
“I Cannot Raise The Dead” ist Disco-Metal in seiner schönsten Form und wohl einer der besten Tracks des Albums. Und der letzte Track, “Only One Who Knows Me”, zwingt dem Hörer die Gänsehaut so dermaßen penetrant auf die Pelle, dass es an Körperverletzung grenzt. Egal, kein Grund, böse zu sein.

Anspieltipps;
“The Dark Eement”, “Last Good Day”, “Dead To Me”, “I Cannot Raise The Dead” und “The Only One Who Knows Me”

Fazit:
THE DANK ELEMENT verfolgt ein zugegebenermaßen simples Konzept, das allerdings bei seiner Zielgruppe wunderbar aufgehen sollte: viel Midtempo, im Vergleich zum Rest der Songs eher ruhige Strophen, wie man das beispielsweise von STRATOVARIUS kennt, dazu fette Ohrwurm-Refrains, vorgetragen von einer Anette Olzon in hervorragender Form, saftig produziert, mit wenig Kanten und serviert unter einem dicken Berg moderner Synths.
Das ist nicht wirklich neu, in seiner Form allerdings absolut auf der Höhe seiner Zeit – und es macht kräftig Laune. Ich wette 20 Euro darauf, dass diese Band nächstes Jahr auf dem SABATON Open Air spielt. Wer seinen Metal lieber klassisch und roh mag, sollte von der Bewertung fünf Sterne abziehen. Der Rest kaufe und bange.

 

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. The Dark Element
02. My Sweet Mystery
03. Last Good Day
04. Here’s To You
05. Someone You Used To Know
06. Dead To Me
07. Halo
08. I Cannot Raise The Dead
09. The Ghost And The Reaper
10. Heaven Of Your Heart
11. Only One Who Knows Me

Jannis

 

STARBLIND – Never Seen Again

Band: Starblind
Album: Never Seen Again
Spielzeit: 51:50 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Pure Steel Records
Veröffentlichung: 24.11.2017
Homepage: www.starblind.se

Wo ist Eddy? Ein MAIDEN-Album ohne Eddy auf dem Cover? Wo gibt es denn sowas? Ach richtig, das sind nicht MAIDEN, das sind STARBLIND, die im Promotext ihres dritten Longplayers “Never Seen Again” hemmungslos mit der Aussage untertreiben, sie würden sich “nicht allzu fern auf den Spuren von IRON MAIDEN” bewegen.
Klingt das nach wenig innovativer Stil-Kopiererei? Vielleicht. Denn wirklich neu erfinden die fünf Schweden das eiserne Rad nicht. Aber im Ernst, das ist keineswegs verwerflich, denn das, was die Stockholmer Jungs da auf Platte gepresst haben, ist einwandfreier Heavy Metal auf extrem hohem Niveau und braucht sich vor den Alben seiner britischen Vorbilder nicht zu verstecken.
Über zehn klar und druckvoll produzierte Songs liefern STARBLIND ohne nennenswerte Tiefpunkte genau das, was man von einem MAIDEN-Album erwartet. Schon der erste Track kommt mit “Number Of The Beast”-Tempo, melodischen Gitarrenlines, souveränen Soli, und Melodien, in denen sich jeder Metalfan wohlig vertraut und zuhause fühlt, dahergaloppiert. Nebenbei beweist er gleich noch das spielerische wie kompositorische Talent der Band sowie die stimmlichen Qualitäten von Sänger Marcus Sannefjord Olkerud, der sich perfekt in den Klang der Instrumentalfraktion einfügt und nur in höchsten Höhen ab und an mal zum Quietschen tendiert.
Auch sonst lässt “Never Seen Again” keine Wünsche offen. Da ist die emotionale Halbballade “Eternally Bound”, die sehr ruhig beginnt, zwischendurch sehr episch wird und schließlich mit einer Reprise ihres Intros endet (Überraschung). Da ist “Tears Of A Soldier”, das mit einem schönen getragenen Refrain aufwartet und im Solopart das Temo noch einmal anzieht, und da ist natürlich auch der 6/8el-Track “Never Seen Again”, der den rheinländischen Rezensenten zu leichtem Mitschunkeln bewegt und ein tolles Zusammenspiel von Gesangs- und Gitarrenmelodien bietet.
Und klar, auch ein langer Track am Ende darf nicht fehlen, der ebenso vielseitig wie musikalisch überzeugend ausfällt.
Die einzelnen Bestandteile hat man wohl alle so oder ähnlich bereits gehört, aber STARBLIND wissen sie hervorragend anzuwenden. Jedes Mitglied der Band hat den Stil, mit dem man arbeitet, zu einhundert Prozent verinnerlicht und trägt somit zu einem Gesamtkonzept bei, das herrlich schlüssig wirkt und trotz seiner deutlich erkennbaren Einflüsse absolut überzeugen kann. Von den praktisch durchgängig geilen Melodien fangen wir hier gar nicht erst an. “Never Seen Again” ist zweifelsohne eine der besten Möglichkeiten, sich die (vermutlich eher lange) Wartezeit auf die nächsten Ergüsse von Bruce und seinen Kollegen zu verschönern.
Reinhören ist Pflicht!

Anspieltipps:
“Never Seen Again”, “Tears Of A Soldier”, “Eternally Bound”, “The Everlasting Dream Of Flight” und “Demon Rider”

Fazit:
STARBLIND machen Heavy Metal in seiner klassischsten Form und haben mit “Never Seen Again” ein Abum veröffentlicht, das trotz seiner deutlich erkennbaren Einflüsse nicht nur genug Eigenständigkeit aufweist, sondern auch ein durchgehend unterhaltsames und toll umgesetztes Hörerlebnis liefert. Falsch machen kann man mit einem Kauf des Albus wohl nichts. Für Fans von… Ach, Ihr wisst schon.

 

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. The Everlasting Dream Of Flight
02. The Shadow Out Of Time
03. Pride And Glory
04. Eternall Bound
05. Tears Of A Soldier
06. Never Seen Again
07. Avarice (The Fourth Circle)
08. Demon Rider
09. Insanity And Genius
10. The Last Stand

Jannis

 

SILVER WIND – Legion Of The Exiled

No Remorse records 2017

Band: Silver Wind
Album: Legion Of The Exiled
Spielzeit: 39:02 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: No Remorse Records
Veröffentlichung: 13.11.2017
Homepage: www.facebook.com/pg/silverwind.groupemetal

Jedes Mal, wenn man als Rezensent liest, dass das nächste zu besprechende Album ein Debutalbum sein wird, gerät man in eine Art Wechselbad der Gefühle. Betend, dass man hier als einer der ersten ein Werk rezensiert, das in zwanzig Jahren mal Legendenstatus hat, aber eher davon ausgehend, dass man am Ende des sicherlich interessanten aber wohl eher schwach produzierten und noch nicht wirklich ausgereigt klingenden Machwerks wohl vorschlagen muss, die Band auf Dauer mal im Auge zu behalten, legt man, in diesem Fall, SILVER WINDs “Legion Of The Exiled” auf – und hat über 40 Minuten eine beachtlich gute Zeit.
Gut, Legendenstatus wird das Ding vermutlich auch nicht erreichen. Doch auf ihrem ersten Longplayer hauen SILVER WIND sehr selbstbewusst gar nicht üblen Heavy Metal mit leichter Folk/Pirate- und stärkerer Power-Schlagseite heraus, der nun wirklich nicht schlecht produziert und dazu musikalisch keinesfalls belanglos ist. Die Franzosen sind allerdings nun auch wahrlich keine Anfänger mehr, erschien ihre erste EP doch bereits 2005. Sänger Antoine trifft seine Töne und passt mit seiner leicht rauen Art sehr gut zum Rest der Musik. Auch die anderen Mitglieder der Band machen ihren Job ziemlich gut und beherrschen weit mehr als nur die nötigen Standardskills, die man für ein Heavy-Metal-Album mindestens haben sollte.
Das wird bereits beim RUNNING-WILDigen Opener und Titeltrack deutlich, dessen Strophe leicht an HAMMERFALL erinnert und dessen Chorus partytauglich und spaßig komponiert ist. Einziger Kritikunkt: Wer ist Lee Burty? Falls Ihr “Liberty” sagen wollt – das spricht man so nicht aus.
Mit “Miracle Steel” geht es dann direkt stark weiter, geschwinder Doppelbass, ein Chorus, der klingt wie Power Metal mit leichten Stoner-Anleihen, nur schneller. Dazu ein Mittelteil mit runtergeschraubtem Tempo vor solidem Uptempo-Solo – macht Spaß, wird wohl nicht zum letzten Mal aus des Rezensenten Sperrmülboxen tönen. Während das anschließende “Fight For Glory” auf CD eher unspektakulär nett ausfällt, live dafür aber vermutlich umso stärker, gibt es am folgenden fixen True-Metal-Song “ Steel Against Steel” wieder kaum etwas aussetzen, genauso wie am ebenfalls flotten Folgetrack.
“Revenge” ist schnell und ballert, wie man das von einem Track mit diesem Namen erwartet, legt aber aber auch Wert auf Melodien außerhalb des 08/15-Spektrums (und auf die falsche Aussprache von “Revenge”). Dazu ein kleiner 5/4el-Part im Solo – läuft, macht Laune, und das nicht zu knapp. Damit sind wir auch schon beim vorletzten Track, einem Cover von MEDIEVAL STEEL, das anstelle einer Ballade zwar gemäßigt und miminmal melancholisch daherkommt, aber stets genug Druck macht und ebenfalls überzeugen kann. Und “Sword Of The Snow”? Joah, auch voll im Rahmen, mit ein bisschen zu viel Leerlauf zwischen den einzelnen Textzeilen, dafür aber coolem 5/4el-Chorus. Kann man gut machen.

Anspietipps:
“Revenge”, “”Medieval Steel”, “Legion Of The Exiled”, “Miracle Steel” und “Steel Against Steel”

Fazit:
“Legion Of The Exiled” ist erfreulicherweise ein Album, dem man kaum anmerkt, dass es das Debut der Band ist. Über etwas zu kurze 40 Minuten hinweg gibt es hier für den Freund guten, erdig produzierten Heavy/Power-Metals einen kleinen Leckerbissen, dem man durchaus mal eine Chance geben sollte. Und ja, SILVER WIND sollte man definitiv im Auge behalten.

 

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Intro
02. Legion Of The Exiled
03. Miracle Steel
04. Fight For Glory
05. Steel Against Steel
06. Lord Of The Last Rampart
07. Revenge
08. Medieval Steel (MEDIEVAL STEEL Cover)
09. Sword Of The Snow

Jannis

 

MASTERS OF DISGUISE – Alpha/Omega

Band: Masters Of Disguise
Album: Alpha/Omega
Spielzeit: 54:18 min
Stilrichtung: Speed Metal
Plattenfirma: Limb Music
Veröffentlichung: 20.10.2017
Homepage: www.masters-of-disguise.com

Einige Metaller werden das kennen: Man geht über die Straße, ohne vorher nach rechts und links zu schauen, und wird umgehend von den MASTERS OF DISGUISE überfahren, die sehr schnell unterwegs sind. Besser als diese Einleitung ist deren mittlerweile drittes Studioalbum “Alpha/Omega”, auf dem die Instrumentalisten der NWOBHM-Tribute-Band ROXXCALIBUR zusammen mit Goldkehlchen Alexx Stahl einwandfreien Eighties Speed Metal im leicht modernisierten Gewand verewigt haben. Produziert von Gitarrist Kalli Coldsmith und Rolf Munkes, der schon am Klang von CREMATORY, MAJESTY und DRAGONSFIRE geschraubt hat, klingt “Alpha/Omega” erfrischend klar und druckvoll, hütet sich jedoch davor, in kantenlos überproduziertem Gummisound unterzugehen. Neben dem Artwork ist also auch die Produktion jeglicher Kritik erhaben.
Gute Nachricht: Auch über die Songs an sich gibt es nicht wirklich viel zu meckern. Lediglich drei der elf Songs (unter anderem der Bonustrack “Blackwitch”, ein EXCITER-Cover) sind nicht im Uptmepobereich angesiedelt, der Rest gibt ordentlich Gas. Das Tempo des Albums ist dabei nicht das Alleinstellungsmerkmal von “Alpha/Omega”, denn tatsächlich ist das Ding nicht nur schnell, sondern auch melodiös. Songs wie “Demons From The Past” oder der Titeltrack zeigen, dass die MASTERS keine der unzähligen “Ein Grundakkord pro Strophe”-Bands sind, sich ganz im Gegenteil ordentlich Mühe beim Songwriting geben.
Klar, progressive Melodieführung darf man von den Jungs nicht erwarten, schließlich muss die Komposition mit dem auserkorenen Untergenre kompatibel sein. Und ja, es gibt auch weniger melodieorientierte Tracks, zum Beispiel der aggressive “Witchhammer” mit seinen interessanten und außergewöhnlichen Harmonien im Refrain. Doch auch bei den melodisch weniger ausgeprägten Songs hat man sich erheblich Mühe gegeben, um interessant zu bleiben.
Mal arbeitet man mit Spoken-Word-Parts (“Alpha/Omega” – Offenbarung 20, Vers 1-3 und 5, oder “Knutson III”), mal mit spezielleren Gitarrensounds oder ruhigen Introparts (“Shadows Of Death”). Langweilig wird “Alpha/Omega” fast nie und die Kritikpunkte sind stark limitiert. Klar, ab und an findet sich ein Part, den man etwas hätte kürzen können, mal ein Track, der den anderen anfangs doch etwas zu sehr ähnelt. Die Dame am Ende von “Knutson III”, die doch eher deplaziert und unfreiwillig komisch wirkt oder der Gesang, der in höheren Sphären ab und an ein klein wenig dünn wird, könnte man auch noch anführen, doch im Ernst – wirklich unverzeihlich ist das alles nicht und schmälert auch das Hörvergnügen nur minimal.
Letztendlich ist “Alpha/Omega” einfach ein viel zu gutes melodisches Stück Oldschool Speed Metal, als dass man sich über derartige Kleinigkeiten echauffieren müsste.

Anspieltipps:
“Alpha/Omega”, “Demons From The Past”, “Sign Of The Cross”, “Witchhammer” und “Blackwitch”

Fazit:
Eine sympathische Truppe, die kräftig abgehenden Speed Metal mit einer ordentlichen Menge an Kreativität, Spielfreude und Professionalität praktiziert. Das macht auf CD und bestimmt auch live Spaß und kann an dieser Stelle bedenkenlos empfohlen werden. Wer nach ein wenig Reinhören das Album gerne hätte, dem sei die CD-Version ans Herz gelegt. Der Bonussong lohnt sich!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. The Rise (And Fall) Of Kingdoms
02. Sacrifice
03. Demons From The Past
04. Shadows Of Death
05. Killer’s Redemption
06. Sign Of The Cross
07. Alpha/Omega
08. Witchhammer
09. Knutson III: Nemesis (I Am The Law)
10. The Leech
11.Blackwitch (Bonus Track)

Jannis

NOTURNALL – 9

Band: Noturnall
Album: 9
Spielzeit: 41:37 min
Stilrichtung: Progressive Power Metal
Plattenfirma: Voice Music
Veröffentlichung:
Homepage: www.facebook.com/noturnallband

Ist doch immer schön, wenn zwischendurch mal eine Band rezensiert werden muss, die nicht aus Deutschland, Skandinavien oder den USA kommt. Zum Beispiel NOTURNALL aus Brasilien, genauer gesagt, Sao Paulo. Eigenen Angaben zufolge bekommt man von denen Heavy und Progressive Metal zu hören was so auch weitestgehend unterschrieben werden kann.
“9”, das dritte Album der Jungs, kommt unter dem Deckmantel der Progressivität mit ganz schön vielen Einflüssen daher. Moderner technischer Metal, klassischer Power Metal, Rock, gerne mit unkonventionellem Synth-Einsatz, und in den Soloparts gibt’s auch mal Ausflüge in Richtung Jazz.
Das ist an sich löblich und klingt nach Abwechslung, doch leider meinen NOTURNALL es ein wenig zu gut. Viele der Songs leiden darunter, dass man Kurzweiligkeit und den Prog-Faktor durch etliche verschiedene Ideen, Stilbrüche und Klangspielereien zu erstreiten suchte, letztendlich damit aber nur erreicht hat, dass die Songs in sich nicht ganz schlüssig und ein wenig willkürlich zusammengesetzt erscheinen. Als habe man in der Progressive-Metal-Zutatenkiste gekramt und viele coole Sachen gefunden, die dann irgendwie zusammengesetzt wurden. Ja, die jazzige E-Orgel im Mittelteil von “Hey!” ist cool, die Synths im Solo von “Change” auch interessant, die Roboterstimme am Ende des Solos von “Shadows” nett umgesetzt, genau wie das Klaviersolo auf “What Are You Waiting For”, aber in sich harmonisch ist das ganze nicht wirklich. Zudem lässt “9” die für powerlichen Progressive Metal so unumgänglichen kreativen Melodien doch eher schleifen, arbeitet mit generell recht modern klingenden aber schon häufiger gehörten Melodien und legt darauf dann Texte, die ebenfalls nicht die Klasse größerer Prog-Metal-Bands erreichen können, da sie eher “Wach‘ endlich auf und kämpfe für deine Träume”-Niveau aufweisen.
Das klingt jetzt so, als ließe sich für “9” kein gutes Wort finden. Doch tatsächlich machen NOTURNALL auch Einiges richtig, gerade auf den mittleren Tracks, bei denen man sich anscheinend etwas stärker festgelegt hat, was man da eigentlich machen will. “Moving On” macht Spaß mit seinem 6/8el-Takt-Gesang auf der 4/4tel-Strophe und dem druckvollen Chorus. “Mysterious” ist ein fast lupenreiner Power-Metal-Track, der mit dem zeitweise sehr Sammetig klingenden Sänger in fixem Tempo und mit sehr guter Laune daher-AVANTASIAt. Das anschließende “Hearts As One” ist zwar sehr radiokompatibel und klingt, als sollte es bei einem viralen Gänsehaut verursachenden Werbespot als Soundtrack eingesetzt werden, ist aber auf Guilty-Pleasure-Ebene wirklich gelungen.
Im Endeffekt hinterlässt “9” einen gemischten Eindruck; Mit einigen Songs, die durchweg Hörvergnügen bereiten und einigen, die in der einen Sekunde mit tollen Ideen glänzen, in der nächsten jedoch verwirren.
Ein wenig smarter ausgearbeitete Texte und Melodien, ein bisschen weniger erzwungene Vielseitigkeit, die auf Kosten der Schlüssigkeit des Gesamten geht, ein paar mehr Songs wie 4-6 – das sollte für die Zukunft möglich sein. Und dass NOTURNALL geile Sachen schreiben können, haben sie auf Teilen von “9” bereits unbestreitbar bewiesen.

Anspieltipps: Mit Track vier bis sieben, eigentlich bis acht, seid Ihr gut bedient!

Fazit: Von eher schwachen bis hin zu sehr starken Songs ist auf “9” alles vertreten. Während die erste Hälfte, grob gesagt, eher das Monster Frankensteins in Musikform repräsentiert (Zusammengesetzt aus viel Kram, funktioniert irgendwie), geht die Songqualität auf der zweiten Hälfte steil bergauf. Reinhören lohnt sich allemal und über einen Albumkauf könnte man angesichts des Spaßfaktors einiger Songs durchaus mal nachdenken!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Hey!
02. Change
03. Wake Up!
04. Moving On
05. Mysterious
06. Hearts As One
07. What You Waiting For
08. Shadows
09. Pain

Jannis

MINOTAURO – Apocalyptic Sense

Band: Minotauro
Album: Apocalyptic Sense
Spielzeit: 44:43 min
Stilrichtung: Progressive Power Metal
Plattenfirma: 7Hard
Veröffentlichung: 13.10.2017
Homepage: www.minotauro-band.com

Wer kennt ihn nicht, den Mythos des Minotaurus? Minos, Sohn des Zeus, bat seinen Onkel Poseidon, ihm zur Erlangung der Königswürde ein Wunder zu gewähren und gelobte, ihm zu opfern, was immer er aus dem Meer entsteigen ließe. Poseidon ließ daraufhin DIMMU BORGIR aus dem Meer entsteigen und Minos opferte sie nicht, weil er sie einfach für zu wegweisend für den orchestralen Black Metal erachtete, wurde jedoch trotzdem König von Kreta. Poseidon war deshalb sehr wütend und ließ Minos‘ Frau namens IRON MAIDEN in ein DIMMU-BORGIR-Kostüm stecken, woraufhin sie von DIMMU BORGIR geschwängert wurde. Sie gebar MINOTAURO, die Minos zurecht für dermaßen geil hielt, dass er sie, um sie für sich allein zu haben, im Labyrinth des Underground Power Metal versteckte, wo sie jedoch von einigen rastlos nach neuen Bands suchenden Metallern und von rock-garage.com gefunden wurden.
Lange Rede, kurzer Sinn: MINOTAURO haben ihr zweites Album veröffentlicht. Gemastert und gemixt von Achim Köhler (PRIMAL FEAR, AMON AMARTH, MAJESTY) und einfach mal mit einem kompletten kroatischen Orchester am Start: Die Kollegen aus Kroatien, Slowenien und Italien machen keine halben Sachen. Und Junge, hat sich der Einsatz gelohnt.
Über eine Dreiviertelstunde schallen MINOTAURO fetten, klar produzierten, apokalyptisch-orchestralen Progressive Power Metal durch ihr Labyrinth, dass einem Hören und Sehen vergeht. Klingt die Orchestrierung während des Intros noch leicht syntethisch billig, so gibt sich das spätestens beim Einsatz der Band. Orchestrale Klänge und erbarmungslos treibender Metal gehen hier Hand in Hand und funktionieren unfassbar gut zusammen. Während die Orchestrierung stark an DIMMU zu “Progenies”-Zeiten erinnert, muss sich Bruce Dickinson wohl fragen, ob er in den letzten Monaten nicht zufällig “Apocalyptic Sense” komponiert und eingesungen hat. Denn tatsächlich lässt sich der zweite Album von MINOTAURO wohl am ehesten als MAIDEN in progressiv mit massig DIMMU-Orchester beschreiben, huldigen die Melodielinien der Italiener doch intensiv den besseren Zeiten der NwoBHM-Urgesteine (von der stimmlichen Ähnlichkeit ganz zu schweigen).
Über neun Songs wird der Hörer hier mit einer Masse an tollen Arrangements, Melodien und Spiel/Sangeskünsten konfrontiert, die ihresgleichen sucht. Dazu kommt eine hervorragende Motivarbeit (Da hat irgendwer in der Band Musik studiert, hm?), eine Top-Produktion (Die Streicher bei “All Seeing Eye” sind böser als die, die einem die Wohnzimmerwände zuhause aus Spaß pink anmalen) und Kurzweiligkeit in ihrer reinsten Form.
Man muss hier gar nicht auf die einzelnen Songs eingehen. Von vorne bis hinten ist “Apocalyptic Sense” ein Volltreffer und der Himmel für jeden, der keinen Bock mehr auf lustlos in den Background gematschte Synth-Streicherwände hat.
Immer noch unschlüssig, ob sich der Kauf des Albums echt lohnt? Okay, hier ein finales Kaufargument: Es gibt eine düstere orchestral-metallische Version von “Easy Livin’” als Bonustrack. Ja, Ihr habt richtig gelesen. Von “Easy Livin’”.

Anspieltipps:
“”Braindigger”, “Apocalyptic Sense”, “Landless Soldiers”, “Fields Of Symphobia” und “Graveyard Symphony”

Fazit:
Muss das noch deutlicher? Alle Metaller, die IRON MAIDEN mögen (also alle) und die gerne mal wüssten, wie die eigentlich mit mehr Orchester und in progressiv klingen würden, sollten hier zuschlagen. Alle, die kräftig Druck machenden Power Metal mit Charakter mögen, auch. An dieser Stelle endet die Rezension, weil ich nochmal “Graveyard Symphony” hören gehen muss. Sonst würde ich noch ein paar dutzend Zeilen lang hypen.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Landless Soldiers
02. Fields Of Symphobia
03. Seven
04. All Seeing Eye
05. Braindigger
06. Apocalyptic Sense
07. Son Of A Witch
08. Graveyard Symphony
09. Easy Livin‘

Jannis

 

ARIDA VORTEX – Wild Beast Show

Band: Arida Vortex
Album: Wild Beast Show
Spielzeit: 53:39 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: IceWarrior Records
Veröffentlichung: 10.06.2017
Homepage: www.facebook.com/ARIDA.VORTEX.BAND

Ein Blick auf das Coverartwork lässt vermuten: ARIDA VORTEX sind so etwas wie Deine Mutter in Bandform, die Dir damals immer gesagt hat, dass Du zu oft am Handy hängst. Doch lassen wir diese 08/15-Gesellschaftskritik mal außer acht, wir wollen uns ja schließlich nicht über gute Bands lustig machen. Von vorne: Die Band existiert bereits seit 1998, hat inzwischen sieben Alben veröffentlicht und kommt aus Moskau. Ihr Name bedeutet meinen traurigen Übersetzungsversuchen nach “Trockener Wirbel” (belehrt mich gerne eines Besseren), geht aber immerhin leicht von der Zunge. Nachdem das an dieser Stelle rezensierte Werk in Russland bereits 2016 erschienen war, entschloss man sich 2017, auch den Rest von Europa mit “Wild Beast Show” zu beehren, mit immerhin stolzen 300 veröffentlichten Exemplaren.
Entgegen der Erwartungen, die angesichts der Selbstbeschreibung der Band als “Moscow’s Melodic Power Metal Band Nr. 1” eher niedrig ausfielen (klingt halt so ein wenig nach lokaler Berühmtheit mit limitiertem Können), haben die fünf Jungs durchaus was auf dem Kasten.
Der kleinste gemeinsame Nenner der zwölf Songs des Albums ist, dass sie allesamt gut produziert sind und ordentlich rocken – korrekter Heavy Metal mit ordentlichen Power-Metal-Anleihen.
Doch tatsächlich sind die meisten davon echt nicht von schlechten Eltern. So ist schon das dudelsacklastige Intro zwar redundant, redundant und redundant, setzt sich aber irgendwie trotzdem fest und erhöht die Vorfreude auf das, was da noch kommen möge. Und tatsächlich: “Ghost Rider”, das erste richtige Lied des Albums, gibt gut Gas, demonsirtiert das Können der Band und des okay aber nicht überragend produzierten Sängers und punktet mit seiner musikalischen GRAVE-DIGGER-Attitüde. “Strangers In Space” klingt vom Namen her nach GAMMA RAY und erfüllt diese Erwartung, gerade im Refrain mit seiner liebevoll eingebrachten Dur-Kadenz. Das anschließende “Tons Of Metal” jagt auf textlicher Ebene zwar Kitschschauer über Rücken von Metallern mit Niveau, macht aber musikalisch so unendlich viel Spaß mit seinem HELLOWEEN-”Asshole”-Spirit, dass man versucht ist, es einfach auf Dauerschleife zu schalten.
Als mit über sechs Minuten Spieldauer längster Track weiß auch “Wild Beast Show” zu begeistern, dessen Vorzüge klar im Intro, Outro, Taktwechsel im Chorus und der bösen Riffarbeit liegen. “The World Is Ours” bringt im Intro leicht folkige Ansätze ins Spiel, die im Refrain sehr gut vom Sänger umgesetzt werden und leicht an DREAMTALE oder STRATOVARIUS erinnern. Das Niveau können auch “I Am The Law” und der im Refrain äußerst massive Bonustrack “Hail To Rock” ohne Probleme halten. Und auch die an dieser Stelle nicht erwähnten Tracks machen Spaß und bieten souverän gespielten und qualitativen, leicht deutsch powermetallisch angehauchten Metal, der auf Festivalcampingplätzen auf keinen Fall für Beschwerden vonseiten der Nachbarn sorgen würde. “Wild Beast Show” mag kein Klassiker werden – aber mit Sicherheit auch in zehn Jahren nicht in Vergessenheit geraten sein.

Anspieltipps:
“Tons Of Metal”, “”Strangers In Space”, “The World Is Ours” und “”Wild Beast Show”

Fazit:
Deutscher Power Metal made in Russia, mit sparsamem Keyboard-Einsatz, ein paar Klischees, beachtlicher Professionalität und großer Spielfreude. “Wild Beast Show” braucht sich hinter bekannteren Bands nicht zu verstecken und sollte eure nächste Metalparty auf jeden Fall bereichern. Und jetzt weg vom Bildschirm und raus an die frische Luft. Hört auf Mama ARIDA.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Escaping From Hell
02. Ghost Rider
03. Dance Of The Walking Dead
04. Strangers In Space
05. Tons Of Metal
06. Higher
07. Raise Your Head
08. Gambler With The Fortune
09. Wild Beast Show
10. The World Is Ours
11. I Am The Law
12. Hail To Rock (Re-Recording 2017, Bonustrack)

Jannis

 

RAGE – Execution Guaranteed

Band: Rage
Album: Execution Guaranteed
Spielzeit: 113:55 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Dr. Bones Lethal Recordings
Veröffentlichung: 30.06.2017
Homepage: www.rage-official.com

RAGE, die dritte. Aufmerksame Leser unserer neuen Reviews dürften bereits informiert sein. Für alle anderen hier nochmal die Kurzform: Die Herren aus Herne haben sich entschieden, ihre drei ersten Alben noch einmal zu veröffentlichen, jeweils mit Bonus-Disc und neuem Mastering durch die aktuelle Gitarrenfachkraft Marcos Rodriguez. Dieser beweist auch auf dem dritten Longplayer „Execution Guaranteed“, dass sich ein zeitgemäßes Mastering und gleichzeitige Beibehaltung des doch eher rohen und unpolierten Sounds des Originals nicht ausschließen und kleidet den RAGE-Klassiker in ein ihm absolut angemessenes Soundkostüm.
Zum Vergleich bietet die Bonus-CD die Originalaufnahme des Albums (und einen über 23 Minuten langen bislang unveröffentlichten Jam), die auch die Authentik-Oldschool-Sound-Anhänger zufrieden stellen dürfte.
Musikalisch hat man im Vergleich zum Vorgänger „Reign Of Fear“ den Härtegrad minimal (also wirklich minimal) zurückgefahren, legt verstärkt Wert auf Melodien. Dennoch ballert „Execution Guaranteed“ mit Schmackes aus den Boxen. Das Ganze astrein auf den Punkt gespielt mit Oberklasse-Soli und einer Menge Abwechslung. Insgesamt klingt das schon ein bisschen mehr nach den aktuellen RAGE, beinhaltet düster-atmosphärisches Material inklusive dezent unterstützendem Keyboardeinsatz („Streetwolf“), erfreulich fix holzende Uptempo-Tracks mit seltsamen Soundeffekten („Deadly Error“), hohe Speed-Metal-Vocals („Hatred“) und sogar einen Instrumental-Track („Grapes Of Wrath“).
Peavy beglückt abermals mit stimmlicher Vielseitigkeit, die Instrumentalfraktion wurde, wie erwähnt, um einige Synths erweitert, die „Execution Guaranteed“ durchaus aufwerten und Gott sei Dank an keiner Stelle für kitschige Versoftung sorgen.
Die Hitdichte des ursprünglich 1987 veröffentlichten Albums ist enorm. „Execution Guaranteed“ sollte eigentlich bei keinem Konzert ungespielt bleiben und auch die restlichen Songs werden wohl gerade bei langjährigen Fans nostalgische Erinnerungen an Nackenschmerzen in den Achtzigern hervorrufen. Jüngere Fans klassischen speedig angehauchten Heavy Metals bekommen hier das geboten, was so viele Bands der aktuellen Retro-Metal-Welle mal mehr, mal weniger erfolgreich praktizieren: guten alten echten Ruhrpott-Metal, der in keiner ernstzunehmenden Plattensammlung fehlen sollte.

Anspieltipps:
„Down By Law“, „Execution Guaranteed“, „Streetwolf“, „When You’re Dead“

Fazit:
Kurz und knapp auf den Punkt: „Execution Guaranteed“ ist das bis dato musikalisch ausgefeilteste Werk der Kollegen um Peavy Wagner. Musikalisch vielseitig, ohne nennenswerte Lückenfüller und dann jetzt auch noch hervorragend remastered. Ohne Frage ein exzellenter Zeitvertreib bis zum nächsten RAGE-Album, das, wie man es von der Truppe gewohnt ist, vermutlich in nicht allzu ferner Zukunft erscheinen dürfte.

 

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

Disc 1:
01. Down By Law
02. Execution Guaranteed
03. Before The Storm (The Secret Affair)
04. Streetwolf
05. Deadly Energy
06. Hatred
07. Grapes Of Wrath
08. Mental Decay
09. When You’re Dead

Disc 2:
Beinhaltet die Originalaufnahme des Albums sowie den Bonustrack „The Execution Jam“

 

Jannis