FOREIGN – The Symphony Of The Wandering Jew Part II

Band: Foreign
Album: The Symphony Of The Wandering Jew Part II
Spielzeit: 72:52 min
Stilrichtung: Progressive-Rock/Metal-Oper
Plattenfirma: Pride & Joy Music
Veröffentlichung: 04.12.2020
Homepage: www.facebook.com/foreignrockoperafrance

Es ist menschlich schon nachvollziehbar: Da schleppst du dich mit deinem Kreuz den Berg zu deiner eigenen Hinrichtung hoch, fragst irgendwen am Straßenrand nach was zu trinken und kriegst leider nichts. Verhältnismäßigkeit hin oder her: Auch als Jesus verliert man in so einer Situation manchmal die Nerven und belegt den verdammten Wasser-Verweigerer dann eben mit einem Unsterblichkeitsfluch. Zweitausend Jahre später erzählt der arme Kerl seine Geschichte dann Ivan Jaquin und der denkt sich “Kann man eigentlich ganz gut in einer Rockoper verarbeiten”. Das wurde 2014 dann realisiert und 2020 geht die Geschichte weiter, überbracht von einer illustren Truppe: Leo Margarit (PAIN OF SALVATION) an den Drums, Mike LePond (SYMPHONY X) am Bass, Zak Stevens (SAVATAGE, TSO), Andy Kuntz (VANDEN PLAS), Tom Englund (EVERGREY) und Amanda Lehmann (STEVE HACKETT BAND) am Mic. Dazu ein Chor und weitere Musiker mit teils eher ungewöhnlichen Instrumenten, Keyboards, eine Produktion von Markus Teske (VANDEN PLAS, MOB RULES) und wir sind uns einig, dass wir über die interpretatorische und klangliche Qualität keine weiteren Worte mehr verlieren müssen. Daher schnell zur Musik:
“The Symphony Of The Wandering Jew Part II” ist über weite Teile eine gelungene Mischung aus Progressive Rock, Progressive Metal und Symphonic Metal. Die symphonischen Elemente sind dabei verhältnismäßig unbombastisch, was der Geschichte des Konzeptalbums aber durchaus zugute kommt, da die Musik somit (abseits der Metalkomponente) näher an der Realität des Albums liegt und es nicht zu einer Hollywooderzählung der besagten Story verkommen lässt. Die Orchesterinstrumente klingen gut, leiden nur selten unter fehlendem Hall. Und sie sind durchaus präsent, zusammen mit den anderen Metal-fremden Instrumenten. Tatsächlich schafft man es ab Track 3, dem “Bard’s Song”igen “Mariner Of All Seas”, dem Hörer über 13 Minuten ohne eine E-Gitarre, Drumset und Bass zuzumuten oder zu gewähren, das ist Ansichtssache. Musikalisch ist dies durchaus dem Storytelling zuzuschreiben, das eben nicht nur auf textlicher Ebene geschieht. Die Platte vollzieht einen Wandel, von nah-östlichen Klängen hin zu westlich-progressiverem Stil, was einen Einzug von Synthesizern und eine durchaus offensive Änderung des Stils ab “Mysteries To Come” bedeutet. In seiner Erzählweise und somit auch in seiner besten Hörweise erinnert “TSOTWJPII” an die neusten ELOY-Veröffentlichungen, auch wenn es musikalisch natürlich in eine andere Richtung geht: Das Album versucht nicht, Ohrwürmer zu produzieren, obgleich es absolut melodieorientiert ist. Als selbsternannte Rock/Metal-Oper muss es das aber auch nicht unbedingt, beschränkt sich doch auch bei normalen Opern der Ohrwurmanteil generell auf einen kleineren Teil des Gesamtwerks (außer natürlich “Carmen”). Stattdessen fließt das Ding über mehr als 70 Minuten seelen- und ohrenschmeichelnd über den entspannten Hörer hinweg, mit vertretbaren Kitschmomenten aber auch einer erstaunlichen Kurzweiligkeit, die durch vielseitige und auch in Bezug auf das Gesamte zuende gedachte Kompositionen und starke Leistung der Instrumental- und Gesangsfraktion zustande kommt. An dieser Stelle muss ich allen, die Schilderung der Erlebnisse des Wanderjuden interessant finden, übrigens den Film “The Man From Earth” empfehlen, der thematisch in eine nicht unähnliche Richtung geht und sehr großartig ist.

Fazit:
Anspieltipps lassen wir mal weg. Wer “TSOTWJPII” eine Chance geben sollte (und das sollte jeder, der Orchester, Einsatz von Instrumenten unterschiedlicher Kulturkreise, natürlichen Sound und schön geschriebene Konzeptalben mag – präsentiert von einer ziemlichen Supergroup), beginnt am Anfang und schaut, ob es zündet. Und vermutlich tut es das, denn der Release ist ziemlich genau das Richtige, um sich in dieser kalten Scheißzeit ein bisschen Wärme ins Herz spielen zu lassen.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Yerushalim
02. Rise 1187
03. Mariner Of All Seas
04. Holy Lands
05. Eternity Part III
06. Running Time
07. The Fountain
08. Mysteries To Come
09. Secrets Of Art
10. Symphonic Caress
11. Eternity Part IV
12. Revolutions
13. Witness Of Changes

Jannis