ELECTRIC HAZE – Get In Line

Band: Electric Haze
Album: Get In Line
Spielzeit: 36:61 min
Stilrichtung: Classic Rock
Plattenfirma: Idle North Records
Veröffentlichung: 25.06.2021
Homepage: www.facebook.com/electrichazemusic

Man muss sich so langsam fragen, ob es überhaupt Schweden gibt, die nicht in Hard/Classic-Rock-Bands sind. Wenn ja, werden es stetig weniger. ELECTRIC HAZE sind eine dieser Bands, bestehend seit 2014, mit Musik in der Öffentlichkeit seit 2016 und seit Juni auch mit einem vollwertigen, wenngleich recht kurzem Album namens “Get In Line”, das für eine Platte über Depression, Angststörung und andere düstere verwandte Themen erstaunlich gut gelaunt beginnt.
Falsch macht “Get In Line” dabei fast nichts, richtig macht es so einiges und der Rest ist gute Classic-Rock-Kost, die von Anton Ekströms klaren Vocals absolut angemessen getragen und vom Rest der Band sauber umgesetzt wird. Die Produktion ist schnörkellos und organisch, die kleinen Bonusinstrumente wie vereinzelte Klavier-, Orgel und Streicherelemente kommen gut durch und fügen sich in den Gesamtkontext ein.
Musikalisch gibt es einige hervorstechende Tracks: “WOAH!” packt im Chorus das Rock’n’Roll-Klavier aus, dazu Cowbell und Schellen und macht bestens Laune. Der ruhige Prechorus vom Titeltrack zündet ebenfalls, der Sänger darf auch mal ein bisschen kreischen und im Chorus kommt zum ersten Mal leichtes “Kashmir”-Feeling auf, bevor “All I Ask For” nach einer Zeit des hibbeligen nicht in die Gänge Kommens einfach mal einen klassischen Discobeat auffährt. “Cavern Of Pain” ist die typische Ballade, die ganz ruhig beginnt, langsam intensiver wird, im Mittelteil kurz wieder einen Gang runterkommt und zum Schluss nochmal gut aufdreht. Tempo hoch mit “Lest We Forget”, seriösere Töne, feiner Groove und vielleicht minimal zu viel “Wuhuu” und “Yahaa” am Ende bei “To Close To The Truth” und als krönender Abschluss der einzige Track über fünf Minuten: “Cryin’” leistet sich mit die härtesten Töne des Albums, serviert direkt im Anschluss ganz ruhige, die von einer sehr schönen Bassline geführt werden, wird zeitweise abermals “Kashmir”, aber ist halt auch geil, steigert sich zu feierlich-voller Schönheit hoch und liefert dann noch ein hypnotisches und effizientes Outro mit genau richtiger Länge.
Doch, “Cryin’” schießt den Vogel ab. Andere Tracks schaffen das nicht (mit “Succuba” wurde einer der schwächsten Tracks zum Opener erklärt), aber Liebe zur Musik und der Wille, die einzelnen Songs mit unterschiedlicher Stimmung, aufwertenden kleinen Rhythmus-Spielereien und Charakter bei gleichzeitiger Wahrung der klassischen Genrebestandteile anzureichern, ist vorhanden. Die Zahl der Stellen, an denen man wirklich meckern könnte, ist äußerst gering, die Zahl der absoluten Höhepunkte minimal höher und der Rest ist mal mehr, mal weniger über dem Durchschnitt, aber praktisch immer zumindest ein bisschen darüber.

Fazit:
“Cryin’” hat seine zehn Punkte verdient. Dazu ein Großteil der Songs, der sich im Acht-Punkte-Spektrum bewegt, keinen Classic-Rock-Fan enttäuschen aber sein Leben auch nicht grundlegend verändern wird, und ein bis zwei, die im Vergleich etwas schwächer ausfallen aber immer noch locker klargehen. Verdiente acht Punkte und Reinhörempfehlung für diejenigen, denen es es eher um klassischen Sound und ein bisschen liebevoll erzeugtes Retro-Feeling als um Härte und überfette Produktion geht.

Anspieltipps:
“Cryin’”, “WOAH!”, “Too Close To The Truth” und “All I Ask For”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Succuba
02. WOAH!
03. Get In Line
04. All I Ask For
05. Cavern Of Pain
06. Lest We Forget
07. Too Close To The Truth
08. Clenched Fist
09. Cryin‘

Jannis

INNER STREAM – Stain The Sea

Band: Inner Stream
Album: Stain The Sea
Spielzeit: 39:52 min
Stilrichtung: Modern Melodic Metal
Plattenfirma: Frontiers Music s.r.l.
Veröffentlichung: 16.07.2021
Homepage: www.facebook.com/InnerStreamOfficial/

Zeit für polierte Power, es gibt neuen Modern Metal aus Argentinien – hat man auch nicht so häufig, Spannung steigt also. INNER STREAM haben sich bereits 2008 gegründet, ein bisschen mit Demos experimentiert, mit der Zeit ihren eigenen Stil gefunden, und kommen jetzt per Frontiers mit ihrem Debut “Stain The Sea” an die Oberfläche.
Das Resultat hat so einiges an Licht, das die durchaus ebenfalls vorhandenen Schatten zu großen Teilen zu überdecken vermag. Die Schattenseiten haken wir zuerst ab, beschränken sie sich doch mehr oder weniger darauf, das man durchgängig nach Schema agiert, Melodien präsentiert, die für den Moment emotional wirken, dabei aber oft eher belanglos sind und nicht besonders hängenbleiben. Dazu kommt ein kleiner Faktor, nämlich die Tendenz, fett bratende Gitarren und dicke Drums mit einer hohen einzelnen träumerischen Klavierline zu hinterlegen, was scheinbar immer noch als modern angesehen wird (und ja an sich auch eine gute Option ist, um dem Song eine zusätzliche Ebene zu geben), obwohl es seit Jahren exzessiv im Gothic, Symphonic und Melodic Metal praktiziert wird. Und eben auch auf “Stain The Sea”, bei gefühlt mindestens der Hälfte aller Songs. Ermüdet irgendwann ein bisschen, aber jut.
Das war es soweit mit den Schattenseiten. Was hingegen absolut on top ist, ist die Produktion der Platte, absolut sauber, knallend, klar, massiv. Genau so muss 2021 ein Album klingen, das oben genannte Genres kombiniert, und das liegt auch nicht zuletzt an Sängerin Inés, die nicht besonders agressiv aber auch nicht pseudo-operesk agiert und die Platte gekonnt und bereichernd trägt.
Und, was man ebenfalls lobendst erwähnen sollte, ist das Sounddesign. Man gebe sich dazu einfach mal “Massive Drain”. Die elektronischen Elemente ergänzen die Musik perfekt, das sind sehr hochwertige Sounds und Effekte, klug ausgewählt, geschmackvoll eingesetzt, präsent aber nicht aufdringlich. “Stain The Sea” ist sehr elektronik-lastig, setzt auch auf unüblichere Sounds für das Genre, die es sich, ebenso wie so manche Rhythmen, aus corigeren Genres leiht, trifft mit denen aber voll ins Schwarze, weil es eben gewisse Grenzen überschreitet, dabei aber nicht übertreibt oder einzelne Sounds nur reinnimmt, weil sie auffallen.
Ist INNER STREAMs Album nun dickes Optik-Tuning und schrottiger Melodiemotor? Nee, im Endeffekt nicht. Der Motor ist standard, gut in Schuss und schafft seine 150 mit ein bisschen Mühe, und die grandiose Optik, die technische Umsetzung, macht die Tatsache wett, dass man Melodiefetischisten nicht mit 200 überfahren kann. Man kann das böswillig als viel Aufmachung mit durchschnittlich viel Substanz bezeichnen, aber muss sich halt auch eingestehen, dass “Stain The Sea” seine mangelnde Melodietiefe durch gutes Spiel, gute Arrangements und extrem kurzweilige Umsetzung doch hochgradig anständig wettzumachen vermag.

Fazit:
Was soll man sagen: Wenn die Scheibe entertaint, ist sie gut. Und das tut sie. Ein bisschen mehr Melodiequalität, ein bisschen weniger hohe Soloklavierlines, das wäre was für die Zukunft, aber ein geiles und vielversprechendes erstes Lebenszeichen ist “Stain The Sea” allemal!

Anspieltipps:
Anfangen mit “Massive Drain”, danach einfach mal durchchecken!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Massive Drain
02. Fair War
03. Hunt You
04. Aftermath
05. Dance With Shades
06. Drown Me
07. If You Dare
08. Stain The Sea
09. The Bridge
10. Last Drink
11. Real

Jannis

TALENTSCHMIEDE: Horizis

Band:
Horizis

Gegründet:
Februar 2018

Herkunft:
Aachen, Deutschland

Mitglieder:
Bastian Seidensticker
Christian Fileti
Daniel Pals
Gianni Di Biase
Martha Wingen
Ramón Pfeiffer

Stil:
Nerd Metal

Veröffentlichungen:
Heavy Lies The Crown (EP, 2019), Oceans (Single, 2020), All Those Moments (Single, 2020), Knightfall (Single, 2021).

Einflüsse:
Neben klassischen Einflüssen durch andere Bands von Bring Me The Horizon bis Iron Maiden ist die Geek-Kultur, wie Videospiele und Filme, unser größter Einfluss.

Was wir die nächsten fünf Jahre erreichen möchten:
Auf Wacken spielen und ein offizielles „Magic: The Gathering Secret Layer: Horizis Edition“-Set herausbringen. Ok, eigentlich sind wir froh, wenn wir jemals wieder eine Bühne sehen.

Was als nächstes kommt:
Am 07.05.2021 erschien unsere Dark-Souls-Hymne: „Into The Abyss & Knightfall“. Wir planen noch zwei Singles und den Rest unseres Albums später im Jahr.

Unsere beste Erfahrung bis jetzt:
Unser Live-Auftritt beim PUSH Festival in Hilchenbach. Einfach super Technik und Menschen, die versuchen, auch wenn man zu Hause bleiben muss, noch Leuten eine gute Live Show zu bieten.

Unser peinlichster Moment:
Definitiv, wenn Basti live auf der Bühne den Namen der nächsten Band, der Location oder allgemein, wer und wo er ist, vergisst.

Mit wem wir gerne ein Bierchen trinken würden und warum:
mit Artorias dem Abgrundschreiter und seinem Wolf. Die beiden haben echt viel durchgemacht und vielleicht freuen sie sich ja über unseren Song über die beiden. Nee, Spaß, aber ich denke unsere Lieblingsbands zu treffen und mit ihnen Bier zu trinken wäre schon wirklich großartig.

Wenn wir uns eine Band aussuchen könnten, mit der wir auf Tour gehen dürfen:
Ideal wäre eine Brütal Legendäre Tour mit Jack Black, ach ich meine Eddie Riggs, Lemmy Kilmister, Rob Halford, Ozzy Osbourne und Lita Ford. Da Horizis die perfekte Supportband ist, nehmen wir unsere Freunde von Hostage als Tank, Torrential Rain als Damage Dealer und Lifespark als Healer mit.

Das Beste daran, in einer Band zu spielen:
Sich kreativ ausdrücken zu können und unglaublich viele großartige Menschen kennenlernen zu können. Außerdem ist es schön, auch so eng befreundet zu sein und durch die Band noch mehr Zeit zusammen mit nerdigen Dingen verbringen zu können.

Das Schlimmste daran, in einer Band zu spielen:
Mit sechs erwachsenen Menschen bis zu drei Mal die Woche gemeinsame Termine finden zu müssen.

Online:
www.horizis.com

Musik
Spotify: www.open.spotify.com/artist/5y2H2SZY4l4g3GQBYNSJGi?si=HyOM5brISTCgb-Nqps2CCQ&nd=1
Youtube: www.youtube.com/horizis
Soundcloud: www.//soundcloud.com/horizis
Live-Dates: Well…

SEASON OF DREAMS – „Heroes“

Band: Season Of Dreams
Album: Heroes
Spielzeit: 55:09 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Pride & Joy Music
Veröffentlichung: 18.06.2021
Homepage: www.facebook.com/seasonofdreamsofficial

Frei übersetzt aus dem Promotext: Der Song “Heroes” ist eine Würdigung des medizinischen Personals, das so wahnsinnig gut im Kampf gegen Corona geholfen hat. Das fantastische Artwork von Stan W. Decker zeigt einen Warrior-Doktor in einer Fantasywelt, der gegen ein Virusmonster kämpft. – Okay, das ist ganz ehrlich schon sehr geil. Und nicht minder geil liest sich die Liste der Gastmusiker auf SEASON OF DREAMS‘ zweitem Album “Heroes”, die unter anderem Mitglieder von FALCONER, CRYSTAL EYES, T.A.N.K, HEAVENLY und PERSUADER beinhaltet.
Was haben die Schweden/Franzosen von SEASONS OF DREAMS da nun angestellt? Nun, “Heroes” ist Power Metal mit billigen Orchestersounds und synthetischen Synth-Sounds, mit Pathos, Feierlichkeit und großen Emotionen. Außerdem mit, muss man dazu sagen, nicht allzu guter Produktion, die das Hörerlebnis doch etwas schmälert. Gerade die Drums fallen recht kraftlos und klangtechnisch flach aus, dazu gibt es Entscheidungen wie die, das SABATON-Gedenkriff bei Heroes, das beim Refrain eigentlich voll knallen müsste, auf fast unhörbar in den Hintergrund zu mixen, so als ein Beispiel.
Musikalisch ist die Platte ein bisschen HELLOWEEN, ein bisschen MANOWAR, ein bisschen SABATON, ein bisschen DREAMTALE und Konsorten. Das klappt an sich soweit ganz gut, arbeitet aber doch recht ausgeprägt mit Melodien, die ihren Zweck erfüllen, dabei aber nicht besonders hängenbleiben oder aus der Masse herausstechen. Lobenswerte Ausnahme ist da “Princess Of The Dark”, wohl der charakterstärkste Track auf “Heroes”, der aus fast jedem Songpart etwas Individuelles macht und sich damit vom Rest der Tracks, auch ein Stück weit in seinem Grundstil, abhebt.
Doch, die mixingtechnischen Unzulänglichkeiten werden durch die günstig klingenden Synthsounds noch einmal in einen anderen Kontext gesetzt, denn in Kombination ist das Ganze eben oldschool-undergroundiger Symphonic Power Metal, quasi das cheesy Äquivalent zu den ganzen Retro-Speed-Metal-Bands, die in den letzten Jahren entstanden sind. Dabei fällt dann auch nicht ganz so stark ins Gewicht, dass die meisten Songs eben die typischen Genremelodien auffahren und nebenbei lässt sich die Platte auf jeden Fall gut hören. Ausbaubedarf ist jedoch vorhanden, gerade da der Kompositionsprozess oft mit der wiederholten Frage “Was kann man da jetzt noch draufpacken” einherzugehen schien, was dann dazu geführt hat, dass auf einen korrekten Track noch irgendwelche drei Synth- oder Orchester-Spuren draufgepackt wurden, die anfetten aber wenig aussagen.

Fazit:
Klares Kann-man-machen-Album, für die Underground-Symphonic-Metal-Fraktion auch eine Reinhörempfehlung, aber sowohl sound- als auch kompositionstechnisch wäre hier doch mehr dringewesen.

Anspieltipps:
“Princess Of The Dark”, “Heroes”, “Eternity” und “To The Glory”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Shadowreaper
02. Heroes
03. Legions Of The Werewolves
04. Princess Of The Dark
05. Season Of Dreams
06. Light Comes Form The Darkness
07. Reign Of Wisdom
08. If I Die Tomorrow
09. To The Glory
10. Eternity

Jannis

SOCIAL DISORDER – Love 2 Be Hated

Band: Social Disorder
Album: Love 2 Be Hated
Spielzeit: 38:01 min
Stilrichtung: Hard Rock
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 18.06.2021
Homepage: www.facebook.com/OficialSocialDisorderSweden

Ist es, weil Bands mangels Tourgelegenheiten gerade so viel Zeit für die Produktion von Alben haben, oder ist es, weil mir mangels der schönen Dinge im Leben das verbleibende Schöne gerade umso genießbarer erscheint, dass ich in letzter Zeit so viele gute Alben auf dem Rezensionstisch finde? Man weiß es nicht, ich tendiere aber zu ersterem, schließlich kann man bei einer Platte mit so interessanter Besetzung davon ausgehen, dass sie auch tatsächlich was zu bieten hat. Gestatten, SOCIAL DISORDER, mit ihrem Debutalbum “Love 2 Be Hated”. Schade, dass der Albumtitel so unfresh ausfällt, mindestens “Luv 2 B H8id” hätte drin sein müssen. Well letz gat 2 da reviewz. Anders Rönnblom hat einen amtlichen Haufen von Musikern um sich versammelt, die man unter anderem von OZZY OSBURNE, WHITESNAKE, RAINBOW und MERCYFUL FATE kennen könnte, dazu Sänger Thomas Nordin, der klingt, als sei er von Hard Rock Vocalists Inc. hergestellt worden, und ein kurzes und kurzweiliges Hard-Rock-Album der angenehm unmodernen Sorte aufgenommen. Soundtechnisch gibt’s nichts auszusetzen, eine schön altmodische E-Orgel ist immer mal wieder vorhanden, um den Sound anzufüllen und -wärmen, ebenso wie gut gemachte breite Backing Vocals, also kein Grund zur Kritik an dieser Stelle. Der Start erfolgt sehr ruhig mit dem Intro zu “Windy Road”, wird dann fett feierlich langsam und kriegt auch noch ein bisschen Geschwindigkeit in seinem Verlauf. “Dreaming” ginge fast als Power Metal durch und überzeugt insbesondere in seinem Chorus, der genau weiß, was und wohin er will. “Scars” ist Gute-Laune-Midtempo-Hardrock, “Raise A Glass” lädt zum Wohlfühlen ein und “Sail Away” ist in Teilen schleppend intensiv mit schönem Riff, in Teilen zunehmend emotional.
Soweit hat “Love 2 Be Hated” schonmal den krassen Vorteil, dass es eines der perfekten Alben ist, wenn man mit Leuten ohne Rock/Metal-Verständnis rumhängt und gerne musikalische Untermalung hätte. Im Ernst, das könnte Mainstream-Mucke sein, wenn man sie mal der großen Öffentlichkeit präsentieren würde, und das ist ein Kompliment.
Einziger wirklicher Kritikpunkt: 38 Minuten Spieldauer sind jetzt nicht die Überlänge und darin enthalten sind zwei Tracks (die letzten beiden), die wirken, als seien sie eher dabei, um die Platte guten Gewissens als Album mit mehr als 30 Minuten Spieldauer verkaufen zu können. Ja, “Wings Of Serenity” ist ein nettes Instrumental, hätte aber mir seiner zwischenzeitlichen Piratigkeit und kleinen neoklassischen Elementen eher auf ein anderes Album gepasst; ebenso die Ballade “The One”, komplett drumfrei, dafür mit Klavier und ein paar Streichern und ebenfalls nicht die Art von Ballade, die sich in den Kontext der ersten acht Songs tatsächlich einfügen könnte.

Fazit:
Eine halbe Stunde feinstes Hard-Rock-Vergnügen, das nicht irgendwelchen Trends hinterherrennt, sondern einfach durchgängig Laune macht. Plus zwei nette Songs, die nicht so ganz ins Schema passen, aber das wertet ja die erste halbe Stunde nicht ab!

Anspieltipps:
“Windy Road”, “Dreaming” und “Sail Away”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Windy Road
02. Dreaming
03. Scars
04. Love 2 Be Hated
05. Raise A Glass
06. Sail Away
07. Down On My Knees
08. Out Of Love
09. The One
10. Wings Of Serenity

Jannis

SUIDAKRA – Wolfbite

Band: Suidakra
Album: Wolfbite
Spielzeit: 45:52 min
Stilrichtung: Melodic Folk Death Metal
Plattenfirma: MDD
Veröffentlichung: 25.06.2021
Homepage: www.facebook.com/Official.SuidAkrA

Ich bin immer noch beeindruckt, wie ich SUIDAKRA vor ca. sechs Jahren als Vorband von irgendwem das erste Mal sah und fest davon überzeugt war, dass das eine frische und aufstrebende “neue” Band ist, die nicht mehr als, sagen wir drei Alben veröffentlicht hat. Well… 1994 gegründet, also beinahe so alt wie ich, mit “Wolfbite” nun insgesamt 15 Alben auf dem Markt und allgemein so eine der Truppen, denen man ihr Alter anhand von Ermüdungserscheinungen überhaupt nicht anmerkt.
So auch auf dem aktuellen Longplayer, der unter anderem von Aljoscha Sieg gemixt und gemastert wurde, den man eigentlich eher in der ESKIMO-CALLBOY-Ecke verortet. Auf den Stil von SUIDAKRA hatte das glücklicherweise keinen Einfluss (mal abgesehen von der trailersoundtrack-artigen und von einem Rise-Sound unterlegten Eskalation in der Mitte von “Crossing Over”, die absolut geil ist), und der Sound der Platte ist von vorne bis hinten Brett.
Erster der neun Tracks auf “Wolfbite” ist “A Life In Chains”, gefolgt von “The Inner Wolf”. Beide sehr sauber, durchgängig gut gemacht und knallend, aber verhältnismäßig höhepunktarm bei durchgängig soweit stabiler Grundqualität. Beide bestechen eher durch Groove, Härte und Umsetzung als durch herausragende Melodien und wirkliche Eigenständigkeitsmerkmale, was sich aber ab Track drei (“Darcanian Slave”) mit der wunderbaren Gaststimme von Tina Stabel und einem ausgewogenen Mix aus Härte und verstärkt folkigen Tönen ändert. “Faoladh” fährt einen Dudelsack, beeindruckende Instrumentalarbeit und viel Druck auf, bevor mit “Crossing Over” ein +6-Minüter daherkommt, der bis auf ein bisschen Geflüster rein instrumental gehalten und äußerst vielseitig gestaltet ist, mit atmosphärischen, harten, voll eskalierenden, moderneren, düsteren und folkigen Parts, der aber nicht zusammengefrankensteint wirkt, sondern im Gegenteil voll zündet. Anschließend wieder Raw Power mit “Vortex Of Carnage”, Folk und Geknüppel mit “Resurgence” und ein tendenziell ruhiger-feierliches Finale mit vielen Clean Vocals, 6er-Takt und Emotion.
Insgesamt ist das Folk-Level auf “Wolfbite” ein wenig in den Hintergrund gerückt, SUIDAKRA klingen etwas moderner, dazu verstärkt Death- und ein wenig Black-Metal-lastig, Präsente Folk-Elemente werden auf einen Teil der Songs reduziert, wo sie dann aber auch ein gutes Maß an Präsenz haben. Mag man als Fan gut oder weniger gut finden, ich finde die verschiedenen Anteile persönlich recht gut gesetzt, auch wenn ein bisschen mehr Folkigkeit bei den ersten beiden Tracks nicht geschadet hätte.

Fazit:
Mächtig Druck hinter der Binde, schön aggressiv und doch auch immer mal gut atmosphärisch, mit ordentlich Testosteron, Virtuosität und Freude an der Sache dargeboten und soundtechnisch äußerst fett – und für Freunde der folkigen/celtigen wie der deathigen SUIDAKRA ist was dabei. Feine Sache mit etwas die Erwartungen senkendem Anfang!

Anspieltipps:
“Darcanian Slave”, “Crossing Over”, “Vortex Of Carnage” und “A Shrine For The Ages”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. A Life In Chains
02. The Inner Wolf
03. Darcanian Slave
04. Faoladh
05. Crossing Over
06. Vortex Of Carnage
07. Resurgence
08. Redemption
09. A Shrine For The Ages

Jannis

HAMMER KING – Hammer King

Band: Hammer King
Album: Hammer King
Spielzeit: 45:43 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Napalm Records
Veröffentlichung: 11.06.2021
Homepage: www.facebook.com/thehammerking

Gut, ich gebe mir gar nicht die Mühe, zu versuchen, diese Rezension in einem seriösen Ton zu schreiben, es ist einfach zu geil. HAMMER KING aus Kaiserslautern haben seit 2015 drei Alben veröffentlicht, unter anderem “Kingdom Of The Hammer King” und “King Is Rising”. Die sind prall gefüllt mit truen Power-Metal-Songs wie “Kingdom Of The Hammer King”, “I Am The King”, “I Am The Hammer King”, “We Are The Hammer”, “Glory To The Hammer King”, “King Is Rising”, “For God And The King”, “Kingbrother”, “The Hammer Is The King”, “Viva La King”, “The King Is A Deadly Machine”, “7 Days And 7 Kings” und “Where The Hammer Hangs”. Und seit neustem ist Album Nr. 4, “Hammer King”, auf dem Markt, mit zehn neuen True-Power-Metal-Hymnen wie “Baptized By The Hammer”, “Hammerschlag”, “We Are The Kingdom”, “In The Name Of The Hammer” und “King Of Kings”, die Texte wie “The Glory, the Hammer, the King! To live in the name of the Hammer, to die in the name of the King” beinhalten.
Klingt lustig, ist aber eigentlich ziemlich seriös, angefangen schon bei der Produktion, die schlichtweg der Hammer ist. Von der knallend-klar-druckvollen Rhythmusfraktion über die sauberen Vocals und Backing Vocals und die voll-definierten Gitarren stimmt hier alles und wird von kompletten Profis wie ex-ROSS-THE-BOSS-Sänger Titan Fox V (großartige Stimme, starke Leistung) und ex-SALTATIO-MORTIS-Drummer Dolph A. Macallan bestens genutzt. Gino Wilde an der Lead-Gitarre und Gladius Thundersword (!) am Bass, sollte man auch lobend erwähnen. Zudem Gastauftritte von TANKARDs Gerre, EPICAs Isaac und WARKINGs The Crusader.
Stilistisch liegt die Vermutung nahe, dass beim ein oder anderen Mitglied von HAMMER KING auch das ein oder andere SAXON- oder HAMMERFALL-Poster in der Kammer Hing, die wohl am offensichtlichsten geeigneten Bands für die “Für Fans von”-Rubrik.
Okay, textlich ist HAMMER KINGs “Hammer King” praktisch mit der heftig reduzierten Gratis-Demo der MANOWAR-Schreibmaschine verfasst worden, musikalisch ist die Platte allerdings seriöser truer Power Metal ohne Keyboards, ohne Orchestergeschwulste, ohne kitschigen Pathos und ohne eine Balladenversion von “Stille Nacht”. Tatsächlich ist man hier nicht nur ernstzunehmend, sondern innerhalb des Genres auch sehr kurzweilig unterwegs, hält sich zwar jederzeit innerhalb der Stil-Grenzen auf, setzt die gegebenen Mittel aber über die Dreiviertelstunde durchgängig unterhaltsam um. Klar, alle klassischen Zutaten sind vorhanden, aber die Riffs machen Spaß, die Höy-Warriorgang-Shouts sind druckvoll und um so manche der Melodien würden HAMMERFALL HAMMER KING beneiden. Innovation bleibt aus, war aber auch hörbar nicht der Anspruch der Band an sich selbst und sollte auch nicht der der Hörerschaft sein.

Fazit:
Nein, “Hammer King” ist musikalisch einfach äußerst gut gemachter True Power Metal ohne Macken, fett produziert, bestens gespielt und gesungen und qualitativ ohne Frage ein Genrebeitrag mit absoluter Existenzberechtigung, der jedem Fan der anderen Größen in dem Business exakt das präsentiert, was er sich wünscht. Freuen wir uns auf HAMMER KINGs nächsten Release “The King’s Hammer” mit zukünftigen True-Metal-Hymnen wie “The Hammer King’s Hammer”, “2 King 2 Hammering”, „Hammer Smashed King“ “Big King With Extra Hammer”, “Kingsize Hammer”, “Half Hammer, Half King” und “King of the Party: Let’s Get Hammered”.

Anspieltipps:
„Atlantis (Epilogue)“, „King Of Kings“, „Awaken The Thunder“ und „In The Name Of The Hammer

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Awaken The Thunder
02. Baptized By The Hammer
03. Onward To Victory
04. Hammerschlag
05. Atlantis (Epilogue)
06. We Are The Kingdom
07. Into The Storm
08. Ashes To Ashes
09. In The Name Of The Hammer
10. King Of Kings
11. Holy (Outro)

Jannis

TALENTSCHMIEDE: Dangerous Times For The Dead

 

Band:
Dangerous Times For The Dead

Gegründet/active since:
2018

Herkunft/Origin:
Den Dolder, The Netherlands

Members:
BJØRN CIGGAAR – Vocals
Jeroen Vermeer – Drums
Thijs Bouwman – Guitar
Dave Pilon – Guitar
Gerrit Procée – Bass.

Genre:
Heavy Metal (NWoTHM)

Veröffentlichungen/Releases:
Neuste Veröffentlichung/Latest release: http://tiny.cc/DT4TD-Latest
Vorherige Veröffentlichungen/Previous releases: http://tiny.cc/DT4TD-PreviousReleases

Einflüsse/Influences:
Dio, Black Sabbath, Iron Maiden, Judas Priest

(English version below)

Was wir die nächsten fünf Jahre erreichen möchten:
Wir möchten unsere ersten beiden Alben veröffentlichen und mal wieder live auftreten, nachdem unsere Tour coronabedingt abgesagt werden musste.

Was als nächstes kommt:
Geplant für Juli: unsere nächste Single, „Father Time“!

Unsere beste Erfahrung bis jetzt:
Seit wir uns 2018 zusammengefunden haben und Covid 2019 veröffentlicht wurde, stecken wir einfach sehr viel Hingabe in die Band und das ist etwas Besonderes. Unser Livestream im März war großartig! Endlich wieder auf die Bühne, und nach sechs Monaten Abstinenz war das einfach pure Magie! Wir haben bereits so viele Songs geschrieben, worauf wir nebenbei auch stolz sind. Es wäre toll, wieder ins Studio zu ziehen und all diese Songs fertigzustellen und zu veröffentlichen – wenn die Regierung das Okay dafür gibt.
Auch einer der besten Momente als Band: Wenn deine Musik in Playlists oder Podcasts erscheint, reviewt wird, etc.
Und die Veröffentlichung von „Queen Of The Night“ war auch ziemlich edel. So eine Sache, wo alle Stücke des Schaffensprozesses wunderbar zusammenkommen. Der Track (am 14. Februar 2021 erschienen) geht an die Unangepassten, die Missverstandenen, die, die nicht in den Standard passen; die, die es wagen, anders zu sein, oder die es ungewollt sind, die sich nicht adaptieren können oder wollen – ein Gefühl, das viele Leute kennen. Auf dem Cover ist Malin Kvitblik aus Norwegen. Malin hat Autismus und wurde deswegen gemobbt. Aber „see what she’s done, look at her now“, 45.000 (!) Instagram-Follower als Tattoo-Model.
Wir sind Malin sehr dankbar dafür, dass sie ihre Geschichte geteilt und ein Teil dieses Songs ist. Außerdem ist dieser Moment eine gute Widerspiegelung der aktuellen Covid-Situation: Wir haben unseren Hauptaugenmerk auf Online-Präsenz gelegt und haben Instagram verwendet, um potenzielle Cover-Models für den Song zu finden. Ein paar von denen sind auch Teil unseres Musikvideos, große Dankbarkeit dafür!

Unser peinlichster Moment:
Hatten wir noch nicht, aber unser Drummer hat sich bei einem Auftritt mit seiner letzten Band mal seinen Hocker zerstört.

Mit wem wir gerne ein Bierchen trinken würden und warum:
Oh Himmel, mit so Vielen! Wir könnten sagen, mit einer der Bands, die uns inspiriert hat, das wäre super. Aber wir sagen wohl alle, dass wir Live-Auftritte nicht mehr erwarten können und dann unsere Wahl auf unsere Fans fiele.Nach der Show (und während der Show), und gerne auch nochmal auf einem Festival mit anderen Bands.

Wenn wir uns eine Band aussuchen könnten, mit der wir auf Tour gehen dürfen:
Da hat wohl jedes Bandmitglied eine andere Antwort. In dieser Situation, nach all den Monaten, wollen wir aber letztendlich alle einfach nur spielen, haben kein Problem mit Bands jeglicher Genres und stehen einfach auf der Matte, wenn uns jemand fragt. Mein (Jeroens) Traum wäre aber an sich ein Support-Slot für Judas Priest.

Das Beste daran, in einer Band zu spielen:
Die Energie, auf der Bühne zu stehen, Leute, die deine Musik live hören und sogar noch Merch und CDs kaufen wollen, das ist unbeschreiblich! Das Schreiben von Songs ist schwer zu beschreiben, manchmal hängst du an einem Song über Monate, manchmal schreibt sich einer in ein paar Stunden wie von selbst. Diese Prozesse in dieser Band sind einzigartig und ist unter den schönsten Sachen (vielleicht sogar die schönste) daran, Teil von Dangerous Times zu sein.

Das Schlimmste daran, in einer Band zu spielen:
Ganz ehrlich, sowas gibt es nicht. Teil einer Gruppe sein, Magie durch Musik schaffen, live spielen – es ist einfach geil, und uns geht es nicht um den Ruhm, es geht um die Leidenschaft, die darin steckt!

Website:
www.dangeroustimesforthedead.com
Social Media:
www.instagram.com/dangertimedead
www.facebook.com/dangertimedead
www.twitter.com/dangertimedead

Music: www.dangeroustimesforthedead.bandcamp.com/
Spotify: www.open.spotify.com/artist/3oYyw3Wy4IuN27X2eIFVWD
Youtube: www.youtube.com/channel/UCjAdDs6dyJIXvdvP0IzWgYg
AppleMusic: www.music.apple.com/nl/artist/dangerous-times-for-the-dead/1490233819
Live-Dates: www.dangeroustimesforthedead.com/events/

English version:

Our goals for the next five years:
Releasing our first and second album. Performing live after our tour cancelled in the covid period

Coming next:
Expected in july 2021: our next Single, „Father Time“!

Greatest experience as a band until now:
Since we came together in 2018 and covid dropped in in 2019, we could say that in this short period we are really dedicated to this band and that’s special. Our live stream in march was great! Finally hitting the stage again and after six months of not playing together it felt like magic! We have written so many songs already, something we’re proud of as well. It would be great (when the government allows us to) to get back into the rehearsal studios to finish and release all of these songs!

One of the great moments as a band:
Clearly when your music has been picked up on playlists, podcasts, by reviewers etc.
The release of „Queen of the Night“ was also pretty great. Something where all pieces in the process came together. Our track “Queen of the Night” (released 14th of February 2021) is about the misfits and misunderstood; those who dare to be different (or just are different). Those who don’t fit in or don’t want to. A thing many people are familiar with and can connect to. On the cover of the single you see Malin Kvitblik from Norway. Malin has autism and was bullied for being different. But “see what she’s done, look at her now”; 45.000 (!) followers on Instagram as a tattoo model.
We are really grateful to Malin to share here story and being a part of this song. Also, this moment is a great reflection of the situation now during covid. We have been focussing on online presence and used instagram to get in touch with ladies who wanted to be on our cover. A few of them are also part of our videoclip. Big shout out to them!

Most embarrassing moment as a band:
Haven’t had one yet, but our drummer broke his drumseat during a performance with his previous band.

Who we would like to drink a beer with and why:
Wow, so many people. We could say one of the bands that inspired us, and that would be awesome, but I think we would all say that we can’t wait to perform live and drink one with our fans after (and during) the show, and drink some beers on a festival with other bands.

The band we would love to go touring with the most:
“Jeroen” I think all of our members have a different answer to that question. In this situation after all those months, we just wanna play, and we respect all kinds of bands. Just let us know, we’ll be there. My dream would be playing as a support for Judas Priest.

The best thing about playing in a band:
The energy, being on stage, people that want to listen to your music and even buy your merch and albums, that’s indescribable.
Writing songs is something difficult to explain, sometimes you have songs you work on for months, sometimes you write songs in a couple of hours. The process in this band is unique and makes it one of the best things (maybe even the best) about Dangerous Times.

The worst thing about playing in a band:
There are no such things as worst things playing in a band. Being part of group, making magic happen musically and performing on stage. It’s just awesome and we’re not in for the fame, it’s our passion!

HELLOWEEN – „Helloween“

Band: Helloween
Album: Helloween
Spielzeit: 65:10 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 18.06.2021
Homepage: www.facebook.com/helloweenofficial

HELLOWEEN sind eine deutsche Power-Metal… Ach, sparen wir uns das. HELLOWEEN sind wieder da!! “Ja gut”, wird der ein oder andere Bewohner eines Hohlraumes unter einem Stein sagen, “entspann dich, andere Bands bringen auch nur alle sechs Jahre ’n Album raus.” Diesen Menschen sei an dieser Stelle vorsichtig nahegelegt, dass “Helloween” aber nicht unbedingt ein normales HELLOWEEN-Album ist, sondern mit Michael Kiske, Andi Deris und Kai Hansen (letzterer auch an den Gitarren) gleich drei HELLOWEEN-Sänger und mit Kai, Michael Weikath und Sascha Gerstner auch drei Gitarristen vertreten sind. Dazu Markus Grosskopf am Bass und Daniel Loeble an den Drums und die Seven Keepers of the Keys sind als Besetzung der feuchte Traum jedes Power-Metallers. Die Erwartungen an diese Pumpkin Spiced Platte vonseiten der Fans waren hammerhart. Gibt “Helloween” genug Süßes, oder muss es Saures kassieren?
Entwarnung sei gegeben, das Warten hat sich gelohnt. Über eine Stunde Spieldauer (ohne Bonustracks), alles dabei vom knackigen 3,5-Minüter bis zum +12-Minuten-Opus und Hamburger Metal in seiner schönsten Form, zu dem jedes Mitglied der Truppe seine Einflüsse beigetragen hat. Und ganz ehrlich: Die HELLOWEEN/GAMMA-RAY-Fraktion mag Inspiration für unzählige Power-Metal-Bands gewesen sein, doch alleine an diesen Kompositionsstil kommt nahezu keine von ihnen ran. Die Spiel- und Lebensfreude, die dieser Musik entspringt, kann nicht kopiert werden, sie muss mitgebracht und in einem Gewand verpackt werden, das teils ziemlich harten Power Metal mit Melodien versieht, die immer wieder mal gewisse Nähe zu QUEEN und meinem Hörgefühl nach durchaus auch mal zu Musical-Kompositionen und vielleicht auch ein bisschen ABBA zeigen. Im Ernst, 90 Prozent heutiger Power-Metal-Bands haben überhaupt nicht mehr auf dem Schirm, dass man Songs auf diese Weise schreiben kann, dass es nicht nur darum geht, einen Text auf platt majestätische Melodien zu schreiben, die immer die selbe Stimmung vermitteln wollen und immer die selbe Kompositionsstruktur innerhalb der einzelnen Teile verwenden. “Helloween” bietet genau diese Liebe zur Musik, die auf der einen Seite ungeheuer nostalgisch ist, auf der anderen Seite aber auch genug Einfluss haben mag, um ein paar anderen Bands zu zeigen, wie Power Metal auch geht. Was nicht bedeutet, dass nicht auch ein paar straighte rockige Songs ihren Weg auf “Helloween” gefunden haben. Die Truppe kann nur eben halt beides, und das ist wiederum auf die Vielzahl unterschiedlicher Musiker mit unterschiedlichen wie funktionierenden Songwriting-Stilen zurückzuführen, deren Mix die Platte musikalisch so vielseitig macht, wie sie letztendlich ist.
Hoffen wir, dass HELLOWEEN in dieser Form kein einmaliges Projekt sind. Denn was könnte es Schöneres geben als einen Aufstieg der NWoHPM (New Wave of Hamburger Power Metal), vor allem in einer so spaßigen Überraschungstüte, wie “Helloween” sie geworden ist?

Fazit:
Geil! Kaufen!

Anspieltipps:
“Best Time”, “Skyfall”, “Fear Of The Fallen” und “Mass Pollution”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Out For The Glory
02. Fear Of The Fallen
03. Best Time
04. Mass Pollution
05. Angels
06. Rise Without Chains
07. Indestructible
08. Robot King
09. Cyanide
10. Down In The Dumps
11. Orbit
12. Skyfall

Jannis

FLOTSAM AND JETSAM – Blood In The Water

Band: Flotsam And Jetsam
Album: Blood In The Water
Spielzeit: 53:42 min
Stilrichtung: Melodic Thrash Metal
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 04.06.2021
Homepage: www.facebook.com/flotsamandjetsam.official

Für jüngere Metalfans (zu denen ich mich an dieser Stelle mal zähle) ist die Welt ihres Lieblingsgenres doch noch voller Wunder und Überraschungen. So findet man beispielsweise 13 Jahre nach seinem ersten Kontakt mit harter Musik, vielen verschlungenen Metal-Zeitschriften und nicht zuletzt einigen Jahren der Mitarbeit bei der Rock Garage heraus, dass FLOTSAM AND JETSAM nicht so eine Märchenonkel-Folk-Metal-Band sind, wie man sie aufgrund ihres komplett falsch gedeuteten Namens jahrelang persönlich abgespeichert hatte.
Falls es sonst noch wen gibt, an dem die Truppe bislang mysteriöserweise vorbeigegangen ist: FLOTSAM AND JETSAM machen, zumindest auf ihrem neusten Output “Blood In The Water”, melodischen Thrash Metal der fetten Sorte, der sich ab und an auch vor ein paar Orchestersounds und ausgeprägteren Melodien nicht scheut, zu 90% voll auf die Zwölf geht und eine amtlichste Produktion mit sich bringt.
Neben der Produktion begeistert die Instrumentalfraktion mit virtuosem Spiel, dem Hang zu technischeren, komplexeren Spielarten, die der Straightheit (?) der Musik nicht im Weg stehen, sondern sie unterstützend anreichern. Würde doch jetzt mal noch der Gesang stimmen… Und, hier die frohe Botschaft, das tut er in vollstem Ausmaße. Eric A.K. Hat ein Wahnsinnsorgan (und auch eine gute Stimme), aggressiv, treffsicher, zu einhundert Prozent Metal. Braucht die Platte also nur noch Substanz in Sachen Songwriting, und auch die hat sie.
Der Titeltrack und Opener beginnt ohne großes behutsames Eingeführe, packt stattdessen die komplette Breitseite aus und lässt im Chorus zum ersten Mal die leicht Power-Metal-artigen Melodielines aus dem Sack – in nicht kitschig und nicht fröhlich, versteht sich. “Burn The Sky” festigt die Vermutung, dass Ausflüge in melodischere Gefilde mit einer Menge Sorgfalt hinsichtlich der Komposition getätigt wurden. Kein melodielastigerer Part, der irgendwie als Fremdkörper verstanden werden könnte, alles im Sinne der restlichen Musik. “Brace For Impact” kommt melodisch simpler und mit klassisch thrashigem Humpa, “Walls” huldigt MAIDEN und wenn es mal ruhiger wird (bei der “Ballade” “Cry For The Dead” zum Beispiel), dann nicht für lange.
Lückenfüller finden sich kaum auf “Blood In The Water”, letztendlich hat jeder Part seine Existenzberechtigung und die Songs, die an dieser Stelle nicht aufgeführt wurden, wurden außenvor gelassen, da sie schon allesamt ähnliche Attribute in sich vereinen, nämlich fett, dicht, aggressiv, schnell, melodisch und böse sind – auf einem hervorragenden Level.

Fazit:
Nein, FLOTSAM AND JETSAM hat nichts mit Hänsel-und-Gretel-Metal zu tun, wie mir inzwischen klar ist. Stattdessen ist das neuste Werk des Quintetts herrlich energiegeladen, stark geschrieben, nicht minder stark gespielt, gesungen und produziert und in seiner Gesamtheit einfach ein ziemliches Brett. Wollte eigentlich heute auch noch das erste Mal in BATTLE BEAST reinhören, aber nach einer so kraftvoll abgehenden Platte brauche ich wohl heute doch keinen Death Metal mehr.

Anspieltipps:
“7 Seconds”, “Blood In The Water”, “Too Many Lives” und “Reagression”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Blood In The Water
02. Burn The Sky
03. Brace For Impact
04. A Place To Die
05. Walls
06. Cry For The Dead
07. Wicked Hour
08. Too Many Lives
09. Dragon
10. Reagression
11. Undone
12. 7 Seconds

Jannis