LEGIONS OF THE NIGHT – Hell

Trackliste:

01. Who Will Believe In Me
02. Exit
03. Hell
04. Run Faster
05. The Memory Remains
06. Fury
07. Save Us
08. And The World Has Lost This Fight
09. Demons
10. Times Of Despair
11. Our Bleeding
12. When The Crowds Are Gone

 

Spielzeit: 58:40 min – Genre: Power Metal – Label: Pride & Joy Music – VÖ: 04.11.2022 – Page: www.facebook.com/Legions-of-the-Night-102006271677428

 

Gerade mal ein Jahr und drei Monate zwischen erstem und zweitem Albumrelease – LEGIONS OF THE NIGHT legen hier nahezu GRAVE-DIGGER-Geschwindigkeit an den Tag. Der zweite Longplayer der Deutschen nennt sich „Hell“, was ein bisschen böser als das letztendliche Album klingt, und muss durchaus hohe Erwartungen erfüllen, die man mit dem Vorgänger „Sorrow Is The Cure“ gesetzt hat. Ein Teil der Erwartungen erfüllt sich dabei quasi von selbst, wenn man auf den gleichen Tonmeister und die gleiche Besetzung setzt: „Hell“ klingt geil, ist geil gespielt und hervorragend gesungen. An Henning Basses Gesang habe ich dieses Mal tatsächlich einfach gar keine Kritik mehr, der leicht raue Klargesang, die Vocals bei ruhigeren Parts aber auch die Schrei- und Keif-Momente sitzen on point und werden sehr im Sinne der jeweiligen Stimmung des Songabschnitts eingesetzt. Der Promotext eröffnet dabei ganz neue Dimensionen, wenn er Hennings Gesang als „sexceptional“ bezeichnet, was entweder ein Tippfehler war – oder so ziemlich das peinlichste Wortspiel, das man sich an der Stelle hätte erdenken können. Tja, nun ist das Kind in den Brunnen gefallen und ich möchte an dieser Stelle nochmal erwähnen, dass Hennings Stimme echt knallerhand, nahezu perfickt ist, oft wirklich popptimal, bumsagbar gut, und meine absolute Verkehrung hat.
Wo waren wir? Richtig, „Hell“! Kurz und knapp: Wer den Vorgänger mochte, wird auch dieses Album mögen. Der Power Metal von LEGIONS OF THE NIGHT ist nicht dragons, swords und glory, hochmelodiös aber eben dabei nicht offensiv fröhlich. Die Refrains sind ernst, gerne mit eher getragenen Melodien, von denen im Kontext des Albums keine als unpassend heraussticht, viele von ihnen aber auch nicht nach Schema F geschrieben wurden. In Strophe oder Prechorus wird man verstärkt heavy-metallischen Klängen begegnen, oder mal ruhigeren Tönen. Dabei setzen LEGIONS OF THE NIGHT verstärkt auf Klavier – das ist überdurchschnittlich präsent, passt aber gut zum Stil der Truppe und ist natürlich auch nicht ganz verwunderlich bei einer Band, die ihre Alben gerne mit SAVATAGE-Covern beendet.
Einzig die Tendenz, den ersten Refrain nach der Hälfte abzubrechen, könnte man sich sparen. Das ist unbefriedigend und daran vermögen auch Hennings höchst befriedigende Vocals nichts ändern.

Fazit:
Klavier, die Eigenheit der Refrain-Kompositionen, Stimmungswechsel zwischen Heavy und Power plus Hennings „sexeptional“ Vocals – und dazu auch Kreativität hinsichtlich der Strophen- und Mittelteilumsetzung sowie zeitweise Verabschiedung von Standard-Songstrukturen: All das verleiht LEGIONS OF THE NIGHT schon zu diesem frühen Zeitpunkt ihrer Karriere einen eigenen Charakter. Und ihrem neusten Release hoffentlich einige neue Hörer. Verdient wär’s, und der Band wie den Hörern absolute zu wünschen!

Anspieltipps:
„Exit“, „Hell“, „Save Us“ und „Fury“

Jannis

DEVIN TOWNSEND – Lightwork

Trackliste:

01. Moonpeople
02. Lightworker
03. Equinox
04. Call Of The Void
05. Heartbreaker
06. Dimensions
07. Celestial Signals
08. Heavy Burden
09. Vacation
10. Children Of God

 

Spielzeit: 55:59 min – Genre: Progressive Rock/Metal – Label: Inside Out Music – VÖ: 28.10.2022 – Page: www.facebook.com/dvntownsend

 

An die eine Person im Rock-Garage-Leser-Keis, die DEVIN TOWNSEND noch nicht kennt: Du hast jetzt fünf Minuten, um diese Rezension zu lesen, und dann gehst du los und verwendest LIGHTWORK als Einstiegsdroge. Denn nichts anderes ist die neuste Platte des – sagen wir es wie es ist – Genies aus Kanada. Man kennt den Frank Zappa des Progressive Metal einerseits für seinen absoluten Bombast, die mächtigsten Klangwände, die mit den damit einhergehenden Melodien für kompletten Gänsehaut-Overload sorgen, ebenso wie für seine Experimentierfreudigkeit, seine absolut seltsamen Ideen, die allesamt funktionieren, seine unkonventionellen Arrangements, Instrumentierungsentscheidungen, Songstrukturen. Ein gutes DEVIN-Album ist eine bunte magische Wundertüte voller Emotionen, voller Dinge, von denen man zuvor nicht wusste, dass man sie braucht, voller teils überwältigender Positivität, die sich einen feuchten Dreck um Genrekonventionen schert und hochgradig poppige Eingängigkeit düsterem Gedönse gegenüberstellt.
Ach ja, „Lightwork“. Ist genau so ein Album. Die Produktion ist perfekt, die Qualitätsansprüche, die man an DEVIN hat, werden mindestens erfüllt, die Soundauswahl (Band, unterschiedliche Gesangsstile und gelegentliche Gastvocals, elektronische Elemente, Orchester, E-Drums) ist äußerst breit gefächert. Größtenteils ist „Lightwork“ eines der Alben des Ausnahmekünstlers, die kompatibler ausfallen. Einiges an ruhigen Parts, viel Harmonie, eingängige, oft poppige, große Melodien, dicker Bombast, wenig unklarer Gesang und kaum Geknüppel. Positivität überwiegt, lediglich zwei bis drei der Songs fallen düsterer aus. Auch die Experimentsongs (die geil sind, dabei aber weit weniger „konventionell“ als der Rest seiner Songs) sind eher selten. Und man kann es nicht anders sagen, „Lightwork“ ist in jeder Hinsicht perfekt. Die Melodien zünden praktisch zu 100%, der Sound ist gewohnt over the top, und vielleicht etwas mehr als noch auf vorangegangenen Alben spielt DEVIN viel mit den Möglichkeiten der Produktion, um Effekte beim Hörer zu erzielen. Manipulation im besten Sinne. Das Resultat ist eine einstündige, intensive meditative Reise, die den grandiosen Vorgänger „Empath“ subjektiv noch ein wenig übertrifft.

Fazit:
„Lightwork“ ist ein Album, das man einem rock/metallisch komplett ahnungslosen Menschen auf der Straße in die Hand drücken könnte, und es hätte das Potenzial, den Musikgeschmack dieses Menschen nachhaltig zu verändern. DEVIN TOWNSEND schöpft wie wenige andere Musiker unserer Zeit das Potenzial von Musik im Gesamten aus, überwindet Genregrenzen und Konventionen und schafft damit Musik, die letztendlich Balsam für die Seele ist. Und das haben wir doch momentan alle hin und wieder mal nötig.

Anspieltipps:
„Moonpeople“, „Lightworker“, „Dimensions“ und „Heavy Burden“

Jannis

THEM – Fear City

Trackliste:

01. Excito
02. Flight Of The Concorde
03. Welcome To Fear City
04. Retro 54
05. An Ear For The Action
06. Graffiti Park
07. 191st Street
08. Home Stretch
09. The Crossing Of Hellgate Bridge
10. Death On The Downtown Metro
11. Stay Tuned
12. A Most Violent Year
13. The Deconsecrated House Of Sin
14. In The 11th Hour

Spielzeit: 47:12 min – Genre: Heavy Metal – Label: Steamhammer/SPV – VÖ: 28.10.2022 – Page: www.facebook.com/thembandofficial

 

Wie schön es doch ist, zu sehen, wie die Kleinen erwachsen werden, ihren eigenen Charakter entwickeln und immer mehr herausfinden, wo sie hinwollen, was sie sein möchten. Perfekt beobachtbar ist das über die letzten paar Alben von THEM. Orientierte sich das internationale Projekt anfangs noch sehr am Sound und Stil von KING DIAMOND, ist es doch inzwischen in einem sehr eigenen Sound angelangt, der mit dem KING nur noch seltenen Falsettgesang, kleine Ähnlichkeiten im Melodieführungsgeschmack und Theatralik in den Vocals gemein hat. Dazu kommen natürlich thematische und optische Ähnlichkeiten sowie generell Konzeptalbum-Formate, die sich gleich über mehrere Releases entwickeln.
Aber sonst zeigen THEM auf „Fear City“ klanglich eine hohe Individualität. Thrashiger Heavy Metal mit hoher Grundhärte steht auf dem Programm, der die Doppel-Fußmaschine absolut ausreizt, gerne für thrashiges Humpa (Ihr wisst, was ich meine) zu haben ist und häufig erbarmungslos Vollgas gibt. Das jedoch mit hohem Melodieanteil, der zu auskomponiert ausfällt, als dass man „Fear City“ als Melodic-Thrash-Metal-Album bezeichnen könnte. Und Spaß am Experimentieren hat man ebenfalls. „Fear City“ erzählt die Geschichte der Vorgänger weiter, aber dieses Mal im New York der frühen 80er, was Einsatz von einigen Synthesizern rechtfertigt, und mit „Retro 54“ sogar einen sehr spaßigen Keyboard-angereicherten Hard-Rockigen Track, der leichten GHOST-Spirit transportiert. Mit „The Crossing Of Hellgate Bridge“ gibt es desweiteren einen amtlich vielseitigen Neun-Minüter, mit „Death On The Downtown Metro“ den mit abstand fiesesten Track des Albums, der auch um ein paar Blastbeats nicht verlegen ist, mit „In The 11th Hour“ ein düster-feierliches End-Fast-Instrumental, das die Platte emotional gut beendet, aber auch ein wenige Cliffhanger-Feeling erzeugt – und sonst eben ganz viele Songs, die die gefestigten Trademarks der Band auf hohem Niveau und ordentlich dreschend vereinen. Plus ein paar kurze Intermezzi.

Fazit:
Und mit alldem machen THEM, was sie am besten können und auch in der Vergangenheit durchgängig gemacht haben: nicht enttäuschen. Ordentlich ballern, geil spielen und singen, dabei eine gewisse Grundatmosphäre erzeugen, keine Kompromisse eingehen, souverän unterhalten. Gerne mehr davon!

Anspieltipps:
„Retro 54“, „The Crossing Of Hellgate Bridge“, „Death On The Downtown Metro“ und „ The Deconsecrated House Of Sin“

Jannis

DRAGONLAND – The Power Of The Nightstar

Trackliste:

01. The Awakening
02. A Light In The Dark
03. Flight From Destruction
04. Through Galaxies Endless
05. The Scattering Of Darkness
06. A Threat From Beyond The Shadows
07. Aphelion
08. Celestial Squadron
09. Resurrecting An Ancient Technology
10. The Power Of The Nightstar
11. Final Hour
12. Journey’s End
13. Oblivion

Spielzeit: 66:38 min – Genre: Power Metal – Label: AFM Records – VÖ: 14.10.2022 – Page: www.facebook.com/dragonlandband

 

Man kann sich trotz spektakulärer Pandemiemaßnahmen wie „Lass mal ab 9 keinen mehr vor die Tür gehen lassen“ oder „Man sollte 3G parallel zu kostenpflichtigen Tests einführen“ gewissermaßen dankbar schätzen in unserer aktuellen Situation, denn offenbar leitete die Regierung von DRAGONLAND den flächendeckenden und jahrelangen Lockdown schon im Jahr 2011 ein. So lange ist es nämlich her, dass die schwedischen Power-Metaller ihr letztes Album veröffentlicht haben – nachdem man davor gerade einmal zehn Jahre existierte und in denen direkt mal fünf Alben exportierte.
Nu – da sinnse wieder. Mit „The Power Of The Nightstar“, das laut Promotext im Vergleich „mehr elektronische Elemente“ beinhaltet als die Vorgänger. Anlass zur Sorge, dass aus dem individuellen neoklassisch inspirierten, orchestral angereicherten und komplexen Power Metal der Truppe digitales GLORYgeHäMMER gemacht hat (nichts gegen GLORYHAMMER, aber muss ja nicht jeder so klingen), bleibt unbegründet. Orchester gibt es nach wie vor reichlich – aber sinnhaft eingesetzt – und es klingt absolut auf der Höhe der Zeit. Die elektronischen Elemente sind tatsächlich ziemlich präsent, aber Album Nr. 6 ist eben auch ein Konzeptalbum über Sachen im Weltraum, und da sind elektronische Elemente schon von Vorteil, wenn man sich über Sounds und Einsatz Gedanken macht (machte man!).
Nebenbei: Die ganze Platte klingt geil, in Sachen Produktion wie Bandleistung, und die Trademarks von DRAGONLAND sind da; fixes (Space)Cembalo-Geshredde, Ahnung von klassischer Musik, ohne „Für Elise“ raushängen lassen zu müssen, und als Grundstil Power Metal, der das macht, was man auch von diversen anderen Genrevertretern kennt, aber eben oftmals in kompositorisch intelligenter – ohne dabei abgehoben zu wirken, sondern einfach, weil es Mehrwert bietet.
Konzeptalbum ist dabei fast eine Untertreibung. „The Power Of The Nightstar“ bietet nicht selten songwritingtechnisch Musical/Space-Opera-Flair. Klar, da sind klassische straighte Uptempo-Nummern, und davon nicht wenige, aber man will (und erreicht) eben doch etwas mehr als einfach nur „ein Album mit 12 Songs“, lässt Songs stimmungsvoll durch Orchester ineinander übergehen, bringt immer wieder unerwartete kreative Parts und setzt derweil nichtsdestotrotz die Atmosphäre der Texte musikalisch um, ohne aus dem Genre zu fallen. In seinem Verlauf wird „TPOTNS“ immer mehr zu einem Gesamtkunstwerk, bei dem einzelne Stellen zwar auch mal klassisch „normaler“ ausfallen, das aber auch beim konzentrierten Hören wirklich zu unterhalten vermag.

Fazit:
„Oh nein, der Refrain ist jetzt aber näher am Durchschnitt als der Rest“ ist so ziemlich die dramatischste Kritik, die ich zeitweise äußern konnte. „The Power Of The Nightstar“ ist eine fette, smarte, professionelle, detailverliebte Rückkehr einer Band, die mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.

Anspieltipps:
„The Power Of The Nightstar“, „Final Hour“, „Celestial Squadron“ und „Through The Galaxies Endless“

Jannis

MIDNIGHT RIDER – Beyond The Blood Red Horizon

Trackliste:

01. Beyond The Blood Red Horizon
02. Majestic Warfare
03. No Man’s Land
04. Time Of Dying
05. Intruder
06. No Regrets
07. Rising Dawn
08. Demons
09. Your Parole
10. Always Marching On

 

Spielzeit: 41:21 min – Genre: Classic Heavy Rock – Label: Massacre Records – VÖ: 07.10.2022 – Page: www.facebook.com/midnightrider.officialband

 

Im festen Glauben daran, seine Rezension über MIDNIGHT RIDER mit den Worten „MIDNIGHT RIDER aus den USA“ zu beginnen, checkt man kurz die Herkunft der Truppe auf der Encyclopaedia Metallum und darf erstaunt feststellen, dass das Quartett keine 50 Kilometer entfernt von einem in Koblenz sitzt. Nun, hallo Nachbarn!
Also: MIDNIGHT RIDER aus den USA aus Koblenz haben jüngst ihr zweites Album „Beyond The Blood Red Horizon“ veröffentlicht und Cover sowie Band- und Albumname lassen entweder auf Synthwave oder Retro Heavy Metal schließen. Letzteres ist der Fall und der wird auf der Platte über eine knappe Dreiviertelstunde und zehn Songs zelebriert. Als 70es-orientiert beschreibt man sich im Promotext, nennt Einflüsse wie BLACK SABBATH, LED ZEPPELIN aber auch JUDAS PRIEST und RAINBOW. Das trifft’s ziemlich gut. MIDNIGHT RIDER verbinden die psychedelisch/stonerig/bluesig/doomigen Trademarks der ersten beiden Bands mit dem straighten Rockanteil der letzteren beiden, immer schön rifforientiert und getrieben von Sänger Waynes beachtlichen und sehr passenden Vocals. Schwerpunkte fallen ja nach Song unterschiedlich aus: Während „Time Of Dying“ die SABBATH-Seite der Band präsentiert und über größere Teile sehr zurückhaltend stimmungsvoll ausfällt, gibt es bei „Demons“ klassischen Hard Rock in Reinform. Kompositionstechnisch sind MIDNIGHT RIDER absolut souverän in den gewählten Genres unterwegs, wissen, welche Art von Riffs zu welchem Beat und mit welcher Bassuntermalung auf welchen Melodien wie und in welchen Strukturen eingesetzt werden muss, um die härtere Musik der 70er authentisch umzusetzen. In der ersten Hälfte von „BTBRH“ dominiert dabei der SABBATH/ZEPPELIN-Faktor etwas mehr, mit meditativ ausrastenden Gitarrensoli und allem, was dazugehört, und macht die Hälfte des Albums subjektiv etwas stärker, weil vereinnahmender.
In der zweiten Hälfte fehlt teils verstärkt der Faktor des Neuen, hier verlassen sich MIDNIGHT RIDER etwas zu sehr auf das Authentizitäts-Verkaufsargument, aber im Mindesten authentisch umgesetzt sind auch diese Songs – und immer wieder auch mehr als das, siehe besagtes „Demons“.
Die Ambition, zur weiteren Authentisierung (sagt man das so?) ausschließlich analoge Aufnahmemethoden zu verwenden, ist in Zeiten absoluter Digitalisierung spannend, allerdings hätte der Sound von „BTBRH“ durchaus noch ein wenig Feinschliff vertragen können, fällt er doch bei höheren Hörlautstärken ein wenig beißend aus, während die Bassdrum hinter dem Rest tendenziell untergeht – mehr, als sie es bei einem 70er-Rock-Album eigentlich tun würde.

Fazit:
Durchgängig hoher, gut umgesetzter Retro-Faktor, starke erste (und immer noch hochwertige zweite) Hälfte, respektable Aufnahme-Umstände – für die, die es gerne explizit oldschool mögen und dabei über kleinere Schwächen gerne hinwegsehen, ist „Beyond The Blood Red Horizon“ ein Album, von dem man sich selbst mal ein Bild machen sollte!

Anspieltipps:
„No Man’s Land“, „Time Of Dying“ und „Demons“

Jannis

UNCHAINED HORIZON – Fallen Kingdom

Trackliste:

01. Warrior’s Speech
02. Stranger
03. Beneath The Ice
04. Lost Words
05. The Marksman
06. Through The Storm
07. Fallen Kingdom
08. Beast Within
09. Bridge To Nowhere

 


Spielzeit:
39:31 min – Genre: Heavy Metal – Label: Pure Steel Records – VÖ: 30.09.2022 – Page: www.facebook.com/UnchainedHorizon

 

Der erste Eindruck ist der ausschlaggebende, so sagt man. Und weil darin durchaus Wahrheit liegt, möchte ich an dieser Stelle den dringenden Rat äußern, das Intro „Warrior’s Speech“ des neuen Albums von UNCHAINED HORIZON ganz am Ende zu hören, denn ansonsten erwartet man von der Platte den klischeehaft-kitschigsten pathoslastigen „True mighty glory of the power sword of steel“-Metal in seiner schlimmsten Form und muss erst wieder lernen, sie als das zu sehen, was sie ist. Hören sollte man „Warrior’s Speech“ aber dennoch, denn es ist einfach beeindruckend over the top und es tut mir leid, wenn ich es noch ein paar Male erwähne, es hat einfach nachhaltiges Amüsierungs-Potenzial.
Doch was ist der zweite Longplayer der Wilhelmshavener denn nun eigentlich? Nun, an sich schöner klassischer Heavy Metal, der in Sachen (gelungene) ruhige Intros, Gesang, Leadgitarrenmotive und Melodieführung immer mal gerne an IRON MAIDEN denken lässt, dabei aber zweifelsohne seinen eigenen Charakter behält. Sänger Sascha kann insbesondere dann, wenn er in den Refrains lauter und ein bisschen angefettet werden darf, echt überzeugen, während er an anderen (überschaubaren) Stellen ein wenig so wirkt, als hätte er sich aufgrund der langen Schlange vor der Aufnahmekabine etwas mehr beeilen müssen und eben nicht mehr auf den letzten Tropfen achten können. Aber generell starke Leistung.
Musikalisch ist „Fallen Kingdom“ echt ziemlich geil. Spätestens „Beneath The Ice“ kann dahingehend das Eis brechen, das nach einem guten ersten Drittel noch ein ungeahntes Maß an Neuem auffährt und die kompositorische Interessantheit entwickelt, die ich von dem Album nach „Warrior’s Speech“ nicht erwartet hatte. Und ja, das bleibt so. Zeitweise (so bei „Bridge Of Nowhere“) baut man die mächtig-epischen Gitarrenwände auf, nimmt sich aber immer auch Zeit für ruhigere Parts, schafft Atmosphäre, macht spannende Dinge (wenn beispielsweise der Gesang auf den ruhigen Parts des Titeltracks ab und an emotional „ausbricht“).
Kritik? Jaaah. Kommen wir nochmal zurück zur Studiozeit, die mir für die Aufnahmen und Produktionsprozesse knapp bemessen vorkommt. Bei „Through The Storm“ sind die Drums in Teilen nicht im Groove, da müsste eigentlich was ein bisschen mehr swingen. Und die Anwesenheit von gleich drei Gitarren kommt oft zwar geil. Aber gerade, wenn keine von ihnen clean ist und jede von ihnen etwas anderes macht, kann man sie nicht mehr wirklich auseinanderhalten. Hier wäre weniger gegebenenfalls mehr. Nur eine Rhythmus-Gitarre, der man aber mehr Frequenzen gönnen kann und die dafür richtig puncht, ist manchmal besser als zwei, die beide nicht so ganz durchkommen. Oder man muss die zwei eben nochmal fokussierter abmischen und nicht im gleichen Sound einfach die eine mehr nach rechts und die andere mehr nach links legen.

Fazit:
Die drei Gitarren verwässern einige Parts des Albums, der Gesang kommt hin und wieder „Erster Take“-mäßig rüber. Das ändert nichts daran, dass „Fallen Kingdom“ über weite Teile mehr ist, als nur ein Album „für Fans von Iron Maiden“. Es ist auch ein Album für Fans frischen wie klassischen Heavy Metals mit dem Anspruch an sich, eben mehr als nur Heavy und Metal (\m/) zu sein!
Und im Fall von „Warrior’s Speech“ ist es sogar auch ein bisschen ein Album für Fans von NANOWAR.

Anspieltipps:
„Beneath The Ice“, „The Marksman“ und „Fallen Kingdom“ (und „Warrior’s Speech“)

Jannis

STATEMENT – Dreams From The Darkest Side

Trackliste:

01. Don’t You Hide It
02. The Reaper
03. Dreams From The Darkest Side
04. Sacrifice
05. Lifeline
06. Here I Am
07. Beyond Control
08. Escaped
09. Indestructible
10. Fade Away

 

Spielzeit: 46:27 min – Genre: Heavy Rock – Label: Mighty Music – VÖ: 07.10.2022 – Page: www.facebook.com/StatementDK

 

Sparen wir uns einen billigen Eingangsgag der Marke „Das Album ist mal ein ziemliches STATEMENT“ – naja, nun ist es doch irgendwie passiert.

Okay, neuer Versuch.

STATEMENT sind eine dänische Heavy-Rock-Band, die ich bislang nicht auf dem Schirm hatte, nach kurzem Antesten des schön melancholischen und edel geschriebenen „Dreams From The Darkest Side“ aber gerne zum Rezensieren übernahm. Viel falsch machen konnte man bei dem ersten Eindruck eigentlich nicht (Der Track ist mit seinem Mix aus cleanen Gitarren, harten Parts, seinen schönen Melodien und seiner dichten Atmosphäre schonmal ein klarer Anspieltipp). Die Vocals klingen genau so, wie man sie von einer guten schwedischen Hard/Heavy-Rock-Band erwartet, der Sound sitzt bestens und die Komposition ist nicht 08/15.
Überraschung: Das ist beim Rest des Albums nicht anders. Seit 2014 hat das Quintett nun insgesamt vier Alben veröffentlicht und eine mächtige Professionalitätsstufe erreicht, ohne seine Frische dabei zu verlieren. Ganz ohne Keyboards (so ich nichts überhört habe) und nur ganz selten mal mit ergänzenden Instrumenten unterwegs (Streicher bei „Sacrifice“ oder ein Tamburin) liefert man ziemlich genau das, was ein abwechslungsreiches melodielastiges Hard/Heavy-Rock-Album ausmacht.
Dabei ist „Don’t You Hide It“ als Opener noch einer der gewöhnlicheren Songs, der aber bereits gut Bock auf mehr zu machen vermag. „The Reaper“ kommt im Anschluss erfreulich stumpf (die geile Art von stumpf) daher und „Sacrifice“ wirkt ein bisschen so, als hätten THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA einen Song gemacht, der klingen soll, als sei er aus dem Jahr 2022. „Lifeline“ packt die poppigeren AOR-Vibes im Chorus aus, „Beyond Control“ überzeugt mit smoother, sehr gelungener Strophe und hartem Kontrastrest, „Fade Away“ ist die gänsehautige Feuerzeugschwenk-End-Ballade mit viiieel Emotion – praktisch jeder Track auf „Dreams From The Darkest Side“ hat seinen individuellen Charakter, ohne aus dem Album herauszufallen. Das Songwriting ist absolut im Sinne des Genres, bedient sich dabei aber einer großen Menge von Optionen, der Härtegrad schwankt zwischen entspannt rockig und ziemlich heavy. Alles Dinge, für die man STATEMENT echt loben kann.

Fazit:
Und groß kritisieren will ich gar nicht. Das ist die Rock Garage hier. Die Leute, die das hier lesen, mögen Hard Rock und Heavy Metal und „Dreams From The Darkest Side“ ist ein Album, das Euch eine gute Zeit bereiten wird. So einfach ist das!

Anspieltipps:
„Dreams From The Darkest Side“, „Sacrifice“, „Lifeline“ und „Beyond Control“

Jannis

DAMN!ESCAPE – Devil’s Friend

Trackliste:

01. Flagship
02. Brother
03. Devil’s Friend
04. Bang Bang
05. Winner
06. Runaways
07. If I Had A Gun
08. Watch Me Rise
09. Fighting Dog
10. Hero

 

Spielzeit: 37:10 min – Genre: Hard Rock – Label: Eigenveröffentlichung – VÖ: 14.10.2022 – Page: www.facebook.com/damnescape

 

Immer wieder mal flattert eine Bewerbung von einer Band in die Garage, die ggf. noch nicht einmal ein erstes Album draußen hat, aber bereits sehr vielversprechend rüberkommt. MULBERRY SKY wären so ein Beispiel, die kürzlich noch gemeinsam mit DAMN!ESCAPE auftraten, die – ebenfalls so ein Beispiel sind. Zwei EPs hat das Quartett aus Lüneburg bereits veröffentlicht, dazu ein paar Singles und Videos. Nun ist es Zeit für das erste richtige Album, „Devil’s Friend“. Großer Respekt muss dabei schon einmal für die Produktion verteilt worden, für die sich Lasse Lammert von den LSD Studios verantwortlich zeigt. Hat Druck, ist klar, sauber aber angemessen dreckig produziert, mit gut gemachten Vocals – gar nix zu meckern.
Weiterer Respekt für die Arbeit der einzelnen Musiker. Die Gitarrenriffs sind simpel klassisch, aber mit Charakter und mit Liebe erarbeitet, Bass und Drums agieren absolut im Sinne des Spirits der einzelnen Songs und der Gesang ist raus und on Point.
Dazu kommen Kompositionen, die nahelegen, dass das Quartett eine einige und langjährige Beziehung zu Classic und Hard Rock hat – und damit ist „Devil’s Friend“ zweifelsohne schonmal ein echt schönes klassisches Rockalbum.
Hervorstechende Songs: Zum einen das vergleichsweise balladige „Runaways“, das gefühlvoll nachdenklich daherkommt und dann mit toller Melodieführung im Chorus fett-feierlich für Gänsehaut sorgt. Radiohit im besten Sinne. „If I Had A Gun“ ist mit über sechs Minuten der längste Track des Albums und mit seinen Brüchen in Tempo und Stimmung äußerst unterhaltsam. In eine ähnliche Kerbe schlägt das detailverliebte finale „Hero“, das leicht nachdenklich ein würdevolles Ende von „Devil’s Friend“ darstellt. Und vom biestigen „Flagship“ kann man sich direkt hier weiter unten selbst überzeugen, wenn man sich denn für imstande hält, dieses Maß an Coolness zu verkraften.
Einige andere der Songs auf der Platte sind straighter und simpler gehalten, so dass es mir ab und an doch mal am nötigen Bonusquäntchen Substanz fehlt. Klar braucht dieses Genre keine progressiven Melodieführungen, aber gerade bei den vier eben genannten Songs haben DAMN!ESCAPE durchaus bewiesen, dass sie ein wenig mehr Komplexität echt gewinnbringend einzusetzen vermögen. Aber das ist natürlich auch ein Ding der Erwartungshaltung, die man an „Devil’s Friend“ hat.

Fazit:
Und als klassisches No-Bullshit-Rockalbum mit mächtig Groove, Löchern in den Jeans und ohne jeglichen Rollkragenpullover macht das Debüt von DAMN!ESCAPE einen absolut sauberen Job – ohne auch nur ansatzweise den Eindruck zu machen, es handele sich hierbei um ein Debüt!

Fazit:
„Runaways“, „If I Had A Gun“, „Hero“ und „Flagship“

Jannis

HAMMERSTAR – Hammerstar

Trackliste:

01. Heart Of Stone
02. Power Of Metal
03. Midnight Ride
04. Burned Alive
05. Path Of The Brave
06. Soul Reaper
07. Rise Above The Skies
08. Divide And Conquer
09. Hymn Of The Viking
10. What I Have Become

 

Spielzeit: 45:20 min – Genre: Heavy Metal – Label: Pure Steel Records – VÖ: 30.09.2022 – Page: www.facebook.com/people/Hammerstar-Band/100083970310931

 

Dann also jetzt HAMMERSTAR, der neuste Stern am Classic-Heavy-Metal-Himmel, der ja durchaus bereits ordentlich sternenbedeckt ist. Die Truppe aus den USA hat mit „Hammerstar“ nun ihr Debütalbum veröffentlicht, dessen Name in Kombination mit dem gleichnamigen Bandnamen und dem Coverartwork nun wirklich sehr klassisch und true anmutet – ein Eindruck, der durch einen Blick auf die Songtitel weiter bestärkt wird, die den eindeutigen Eindruck hinterlassen, jemand habe den Metal-Songtitel-Generator in der teuerstmöglichen Deluxe-Edition bemüht.
Dazu kommt das Ding bei Pure Steel Records raus, Gitarrist ist Johnny Frankenshred (Dieser Name… u.a. EXILED) und die erste Single heißt „Power Of Metal“.
Experten würden an dieser Stelle die Frage nach dem Innovationsgehalt der Platte fröhlich und zurecht über Bord werfen und sich stattdessen auf die nach der Gelungenheit der Umsetzung von sehr klassischem Metal fokussieren. Das tun wir also auch und, kurz und knapp: Die Umsetzung ist gelungen. Sänger Quimby Lewis bringt eine reibigere IRON-MAIDEN-Stimme mit, die nicht nur sehr gut zum Genre passt, sondern auch inklusive Backing Vocals astrein dafür produziert wurde. Überhaupt ist die Produktion überzeugend, sehr handgemacht und oldschool, aber druckvoll und klar. Der Rest der Band konsumiert wie Quimby offensichtlich Metal als Grundnahrungsmittel, gerne auf Uptempo-Level und erfreulicherweise auch immer mal wieder mit ein paar schönen, kalkuliert-chaotischeren Momenten, wie man sie aus der „Ram It Down“-Zeit von PRIEST kennt und liebt. Explizit schleppend und ein wenig doomig fällt lediglich „Rise Above The Skies“ aus, das im letzten Drittel aber ebenfalls gut Fahrt aufnehmen darf.
Misst man „Hammerstar“ eben an seinem Stil und dem, was es sein will, kann man dem Teil kaum etwas ankreiden. Mit Sicherheit braucht es nicht jedes der unzähligen Classic-Heavy-Metal-Alben, die in den letzten Jahren auf den Markt geworfen wurden, doch wo „Hammerstar“ etwas zu unoriginell ausfällt, macht es das doch durch starkes Handwerk und ein hohes Maß an Authentizität wieder wett. Es wäre allerdings von Vorteil gewesen, einige der Tracks um eine halbe Minute zu kürzen, da so mancher der Über-vier-Minüter nicht so ganz zu wissen scheint, wann gut ist, wann es die Hörer einfach verstanden haben. Und die Texte… nun, ihr könnt Euch vorstellen, in welche Richtung sie gehen.

Fazit:
Melodisch simpel, manchmal längentechnisch ein wenig drüber und textlich etwas sehr standard, aber Metal wie sonstwas: HAMMERSTARs „Hammerstar“ ist insgesamt doch ein sehr gelungenes Schnittmengenalbum für Campingplatz-Playlists der Metaller, die nur ein PRIEST-Shirt tragen und derer, die sich nur die undergroundigsten True-Metal-Patches auf ihre Kutten schmieden. Haare auf, Gabeln hoch!

Anspieltipps:
„Heart Of Stone“, „Midnight Ride“ und „What I Have Become“

Jannis

TALENSCHMIEDE: Matter Of Time

Band:
Matter of Time

Gegründet:
2010

Herkunft:
Solingen

Mitglieder:
Timo Deitz, Marcel Jaspert, Moritz Hartung

Stil:
Harmonic Metalcore

Veröffentlichungen:
New Horizons EP (2018)

Einflüsse:
Als wir 14 waren, haben wir damit angefangen, Songs von Green Day, Linkin Park und Rise Against zu covern. Nachdem wir dann auf dem Schülerrockfestival in Wuppertal Electric Callboy erlebt haben, sind wir kontinuierlich härter geworden 😀 Jetzt hören wir alles zwischen David Bowie und Meshuggah.
Unsere eigene Musik ist wohl vor allem etwas für Leute, die auf Bands wie Bring Me The Horizon, Enter Shikari, aber auch Muse oder Linkin Park stehen.

Was wir die nächsten fünf Jahre erreichen möchten:
Unser Debüt-Album herausbringen und viele Festivals spielen.

Was als nächstes kommt:
Wir haben uns über die Corona-Zeit zurückgezogen und insgesamt drei EPs aufgenommen, die wir veröffentlichen wollen. Über den Herbst und Winter gibt es außerdem ein paar schöne Shows in der Umgebung.

Unsere beste Erfahrung bis jetzt:
Oh das ist wirklich schwierig, wir haben echt viele Momente erlebt. Ein Highlight war auf alle Fälle unser erstes Releasekonzert, wo wir einfach eine Mega-Party mit Freunden, Familie und Fans hatten.

Unser peinlichster Moment:
Unser kürzestes Konzert dieses Jahr dauerte genau zehn Minuten, dann wurde es wegen Ruhestörung vom Ordnungsamt abgebrochen 😀

Mit wem wir gerne ein Bierchen trinken würden und warum:
Wer immer das hier gerade liest: Sprecht uns an und vielleicht sehen wir uns auf der nächsten Show. Wir freuen uns immer zu erfahren, was unsere Musik mit anderen Leuten macht!

Wenn wir uns eine Band aussuchen könnten, mit der wir auf Tour gehen dürfen:
Bring Me The Horizon oder Architects.

Das Beste daran, in einer Band zu spielen:
Sich selber musikalisch auszudrücken und viele Menschen kennenzulernen.

Das Schlimmste daran, in einer Band zu spielen:
Viele Kilometer fahren, schwere Kisten schleppen und wenig Schlaf. 😀

Online:
Website: www.matteroftime.de
Instagram: www.instagram.com/matteroftime_official
Facebook: www.facebook.com/matteroftimeband

Musik:
Spotify: www.open.spotify.com/artist/375QyvQYswhvcun7zjDPEW
Youtube: www.youtube.com/c/MatterofTime/featured

Live-Dates:
5.11. LCB Wuppertal
13.01. Campus Metal Festival Wuppertal