DEVIN TOWNSEND – PowerNerd

Trackliste:

01. PowerNerd
02. Falling Apart
03. Knuckledragger
04. Gratitude
05. Dreams Of Light
06. Ubelia
07. Jainism
08. Younger Lover
09. Glacier
10. Goodbye
11. Ruby Quaker

Spielzeit: 44:07 min – Genre: Progressive Metal – Label: InsideOut Music – VÖ: 25.10.2024 – Page: www.facebook.com/dvntownsend

 

Ein Blick auf aktuelle Hollywoodstars belegt: Schön und blöd schließt sich nicht automatisch aus. Ein Blick auf die Musik von DEVIN TOWNSEND belegt ebendies ebenfalls regelmäßig. Welcher Musiker schafft es sonst noch, seine Musik so kraftvoll, majestätisch schön zu gestalten, und zwischendurch harmonisch in humorvolles Gedönse überzugehen?
„PowerNerd“ ist da nicht die Ausnahme, aber meist eher schön. Über den Sound muss man bei Alben des Herrn ohne die Haare eh kein Wort verlieren, der ist wie gewohnt ein massives Brett, das jeder Soundanlage zu mehr Selbstbewusstsein verhilft. Mit 45 Minuten Spieldauer und gerade mal einem Song, der an den sechs Minuten kratzt, ist das Ding zudem äußerst kurzweilig und hätte sich an Längen maximal die anderthalb Minuten Atmosounds am Ende genau dieses Tracks sparen können.
Und insgesamt ist die Platte: ein Best Of von all den Dingen, die Devins Musik seit längerer Zeit ausmachen. „PowerNerd“ selbst fällt als Opener dabei ziemlich heavy-metallig aus, natürlich auf höchst Devin’sche Weise, aber nichtsdestotrotz mit einigen Features, die man eher von klassischem Heavy Metal kennt. „Falling Apart“ dreht das Tempo ganz nach unten und erfreut mit den klassischen Kontrasten zwischen ganz sanfter Strophe und mächtigem Druckchorus mit schöner Melodie.
Und dann darf es bei „Knuckledragger“ erstmals auf positive Weise kalkuliert chaotisch doof werden. Dinge passieren, witzige Ideen geben sich die Hand, dazu geil drivender Refrain. Bescheuerter wird es nur bei „Ruby Quaker“ (das ist eine Mottenart), in dem es darum geht, dass Kaffee gut ist. Außerdem gibt es neben Akustik-Projekt-Vibes fröhlichen Südstaaten-Townhall-Rock und natürlich Blastbeats plus weitere Eskalationsstufen.
„Gratitude“ und „Younger Lover“ fallen in die Kategorie „schönere Songs“, sind etwas poppig und ganz hervorragend, insbesondere „Gratitude“, und mit „Jainism“, „Ubelia“ und „Glacier“ gibt es dann noch gut große Melodien, Schwere, Schönheit und Feierlichkeit. Dazu einen stabilen Endtrack mit „Goodbye“, bevor „Ruby Quaker“ dann aufräumen darf.
Kritisierenswert ist hier eigentlich gar nichts. „PowerNerd“ ist ein weiteres Beispiel für die meisterlichen Fähigkeiten des Kanadiers, und schwache Songs zu schreiben gehört da einfach nicht zu.

Fazit:
Erwartungsgemäß Pflichtprogramm für DEVIN-Fans. Und letztendlich für alle, die mit seinem Schaffen noch nicht vertraut sind, denn das sollte man möglichst zeitnah ändern.

Anspieltipps
„Gratitude“, „Knuckledragger“, „Jainism“ und und irgendwie auch „Ruby Quaker“

Jannis

DEVIN TOWNSEND – Lightwork

Trackliste:

01. Moonpeople
02. Lightworker
03. Equinox
04. Call Of The Void
05. Heartbreaker
06. Dimensions
07. Celestial Signals
08. Heavy Burden
09. Vacation
10. Children Of God

 

Spielzeit: 55:59 min – Genre: Progressive Rock/Metal – Label: Inside Out Music – VÖ: 28.10.2022 – Page: www.facebook.com/dvntownsend

 

An die eine Person im Rock-Garage-Leser-Keis, die DEVIN TOWNSEND noch nicht kennt: Du hast jetzt fünf Minuten, um diese Rezension zu lesen, und dann gehst du los und verwendest LIGHTWORK als Einstiegsdroge. Denn nichts anderes ist die neuste Platte des – sagen wir es wie es ist – Genies aus Kanada. Man kennt den Frank Zappa des Progressive Metal einerseits für seinen absoluten Bombast, die mächtigsten Klangwände, die mit den damit einhergehenden Melodien für kompletten Gänsehaut-Overload sorgen, ebenso wie für seine Experimentierfreudigkeit, seine absolut seltsamen Ideen, die allesamt funktionieren, seine unkonventionellen Arrangements, Instrumentierungsentscheidungen, Songstrukturen. Ein gutes DEVIN-Album ist eine bunte magische Wundertüte voller Emotionen, voller Dinge, von denen man zuvor nicht wusste, dass man sie braucht, voller teils überwältigender Positivität, die sich einen feuchten Dreck um Genrekonventionen schert und hochgradig poppige Eingängigkeit düsterem Gedönse gegenüberstellt.
Ach ja, „Lightwork“. Ist genau so ein Album. Die Produktion ist perfekt, die Qualitätsansprüche, die man an DEVIN hat, werden mindestens erfüllt, die Soundauswahl (Band, unterschiedliche Gesangsstile und gelegentliche Gastvocals, elektronische Elemente, Orchester, E-Drums) ist äußerst breit gefächert. Größtenteils ist „Lightwork“ eines der Alben des Ausnahmekünstlers, die kompatibler ausfallen. Einiges an ruhigen Parts, viel Harmonie, eingängige, oft poppige, große Melodien, dicker Bombast, wenig unklarer Gesang und kaum Geknüppel. Positivität überwiegt, lediglich zwei bis drei der Songs fallen düsterer aus. Auch die Experimentsongs (die geil sind, dabei aber weit weniger „konventionell“ als der Rest seiner Songs) sind eher selten. Und man kann es nicht anders sagen, „Lightwork“ ist in jeder Hinsicht perfekt. Die Melodien zünden praktisch zu 100%, der Sound ist gewohnt over the top, und vielleicht etwas mehr als noch auf vorangegangenen Alben spielt DEVIN viel mit den Möglichkeiten der Produktion, um Effekte beim Hörer zu erzielen. Manipulation im besten Sinne. Das Resultat ist eine einstündige, intensive meditative Reise, die den grandiosen Vorgänger „Empath“ subjektiv noch ein wenig übertrifft.

Fazit:
„Lightwork“ ist ein Album, das man einem rock/metallisch komplett ahnungslosen Menschen auf der Straße in die Hand drücken könnte, und es hätte das Potenzial, den Musikgeschmack dieses Menschen nachhaltig zu verändern. DEVIN TOWNSEND schöpft wie wenige andere Musiker unserer Zeit das Potenzial von Musik im Gesamten aus, überwindet Genregrenzen und Konventionen und schafft damit Musik, die letztendlich Balsam für die Seele ist. Und das haben wir doch momentan alle hin und wieder mal nötig.

Anspieltipps:
„Moonpeople“, „Lightworker“, „Dimensions“ und „Heavy Burden“

Jannis