THEM – Psychedelic Enigma

Trackliste:

01. Ad Rem
02. Catatonia
03. EvilDeed
04. Reverie
05. Remember To Die
06. Silent Room
07. Psychonautic State
08. The Scarlett Remains
09. Electric Church
10. Echoes Of The Forgotten Realm
11. Troubled Minds
12. Delirium

Spielzeit: 56:45 min – Genre: Thrash/Power Metal – Label: Steamhammer/SPV – VÖ: 24.10.2025 – Page: www.facebook.com/thembandofficial

 

Na schau mal einer an, THEM sind wieder da! Die Truppe begleite ich nun schon seit sieben Jahren, als sie mit „Manor Of The Se7en Gables“ mein KING-DIAMOND-Herz berührten. Sieben Jahre später bin ich immer noch am Start, auch wenn die Truppe sich von ihrem augenscheinlichen Idol immer weiter in eine eigene Richtung entwickelt hat. Mehr und mehr ist der Falsett-Gesang verschwunden, mehr und mehr hat man seinen eigenen Stil zwischen Thrash und Power Metal gefunden – und nun „Psychedelic Enigma“ in den Startlöchern.
Drei Jahre sind vergangen seit dem Vorgänger „Fear City“, der mit seinem 80er Setting ein wenig experimenteller (für THEM-Verhältnisse) ausfiel. Ein Jahr mehr, als THEM normal für ein Album benötigen. Ob das Auswirkungen hatte?
Hatte es. Die Produktion ist etwas besser als die des Vorgängers, was auch auf Randy Burns zurückzuführen ist, der am neusten Longplayer der Band geschraubt hat und sonst auch in MEGADETH-Booklets zu finden ist. Der Sound ist gut, nicht brutal herausragend, einfach stabil. Macht nix falsch, also alles gut, weiter geht’s.
Zur Musik an sich: Auf Synthesizer und Experimente verzichtet „Psychedelic Enigma“ vollkommen, setzt nur ganz selten mal ein paar Spooky Sounds und Orchester-Elemente ein, um ein wenig Horror-Atmosphäre zu generieren.
Stattdessen haben sich THEM augenscheinlich darauf fokussiert (und wie gesagt auch ein Jahr mehr Zeit dafür genommen), ihren eigenen Stil weiter auszuarbeiten, zu präzisieren und auf ein Level zu bringen, das absolut ernstzunehmend ist. Da gab es bislang immer einige unfreiwillig seltsame Momente auf THEM-Alben, aber die hat man auf „Psychedelic Enigma“ auf ein absolutes Minimum heruntergeschraubt.
Stattdessen gibt es eine einwandfreie Genremischung aus wirklich ordentlich knallendem melodischen Thrash Metal und Power-Metal-Melodien, die in ihren Kompositionsstrukturen nicht selten als progressiv bezeichnet werden kann – und die einfach funktioniert, mit guten Riffs, guten Übergängen zwischen oft sehr unterschiedlichen aber doch zueinander kompatiblen Parts, stark gespielt und gesungen. Zwischendurch kommen auch noch die KING-Melodien und -Falsettmomente durch, doch insgesamt sind THEM auf „Psychedelic Enigma“ so eigenständig und erwachsen wie nie zuvor.
Angenehm auch die Reihenfolge der Songs, die in der ersten Hälfte des Albums etwas erbarmungsloser ausfallen, bevor in der zweiten Hälfte dann die langen, etwas melodiefokussierteren Tracks mit dem ein oder anderen ruhigen Moment folgen dürfen.

Fazit:
Ihre Variante der Kombination von Thrash und Power Metal haben THEM stetig weiter perfektioniert und sind mit „Psychedelic Enigma“ möglicherweise endgültig in ihrem „eigenen“ Genre angekommen. Das Ding vereint Härte, Melodien und spannendes Songwriting und klingt dabei nicht wie alle anderen. Und das haben wir doch alle immer mal nötig!

Anspieltipps:
„Remember To Die“, „Silent Room“ und „Echoes Of The Forgotten Realm“

Jannis

THEM – Fear City

Trackliste:

01. Excito
02. Flight Of The Concorde
03. Welcome To Fear City
04. Retro 54
05. An Ear For The Action
06. Graffiti Park
07. 191st Street
08. Home Stretch
09. The Crossing Of Hellgate Bridge
10. Death On The Downtown Metro
11. Stay Tuned
12. A Most Violent Year
13. The Deconsecrated House Of Sin
14. In The 11th Hour

Spielzeit: 47:12 min – Genre: Heavy Metal – Label: Steamhammer/SPV – VÖ: 28.10.2022 – Page: www.facebook.com/thembandofficial

 

Wie schön es doch ist, zu sehen, wie die Kleinen erwachsen werden, ihren eigenen Charakter entwickeln und immer mehr herausfinden, wo sie hinwollen, was sie sein möchten. Perfekt beobachtbar ist das über die letzten paar Alben von THEM. Orientierte sich das internationale Projekt anfangs noch sehr am Sound und Stil von KING DIAMOND, ist es doch inzwischen in einem sehr eigenen Sound angelangt, der mit dem KING nur noch seltenen Falsettgesang, kleine Ähnlichkeiten im Melodieführungsgeschmack und Theatralik in den Vocals gemein hat. Dazu kommen natürlich thematische und optische Ähnlichkeiten sowie generell Konzeptalbum-Formate, die sich gleich über mehrere Releases entwickeln.
Aber sonst zeigen THEM auf „Fear City“ klanglich eine hohe Individualität. Thrashiger Heavy Metal mit hoher Grundhärte steht auf dem Programm, der die Doppel-Fußmaschine absolut ausreizt, gerne für thrashiges Humpa (Ihr wisst, was ich meine) zu haben ist und häufig erbarmungslos Vollgas gibt. Das jedoch mit hohem Melodieanteil, der zu auskomponiert ausfällt, als dass man „Fear City“ als Melodic-Thrash-Metal-Album bezeichnen könnte. Und Spaß am Experimentieren hat man ebenfalls. „Fear City“ erzählt die Geschichte der Vorgänger weiter, aber dieses Mal im New York der frühen 80er, was Einsatz von einigen Synthesizern rechtfertigt, und mit „Retro 54“ sogar einen sehr spaßigen Keyboard-angereicherten Hard-Rockigen Track, der leichten GHOST-Spirit transportiert. Mit „The Crossing Of Hellgate Bridge“ gibt es desweiteren einen amtlich vielseitigen Neun-Minüter, mit „Death On The Downtown Metro“ den mit abstand fiesesten Track des Albums, der auch um ein paar Blastbeats nicht verlegen ist, mit „In The 11th Hour“ ein düster-feierliches End-Fast-Instrumental, das die Platte emotional gut beendet, aber auch ein wenige Cliffhanger-Feeling erzeugt – und sonst eben ganz viele Songs, die die gefestigten Trademarks der Band auf hohem Niveau und ordentlich dreschend vereinen. Plus ein paar kurze Intermezzi.

Fazit:
Und mit alldem machen THEM, was sie am besten können und auch in der Vergangenheit durchgängig gemacht haben: nicht enttäuschen. Ordentlich ballern, geil spielen und singen, dabei eine gewisse Grundatmosphäre erzeugen, keine Kompromisse eingehen, souverän unterhalten. Gerne mehr davon!

Anspieltipps:
„Retro 54“, „The Crossing Of Hellgate Bridge“, „Death On The Downtown Metro“ und „ The Deconsecrated House Of Sin“

Jannis

THEM – Return To Hemmersmoor

Band: Them
Album: Return To Hemmersmoor
Spielzeit: 48:43 min
Stilrichtung: Heavy Metal/Thrash Metal
Plattenfirma: Steamhammer/SPV
Veröffentlichung: 30.10.2020
Homepage: www.facebook.com/thembandofficial

KK Fossor und seine deutsch-amerikanischen Freunde kehren also auf Teil drei ihrer Metal-Horrorstory nach Hemmersmoor zurück. Die letzten beiden Alben müssen ganz gute Einnahmen gebracht haben, denn die Rückkehr erfolgt offensichtlich in einem gepanzerten Rennwagen. THEM waren spätestens seit dem Vorgänger “Manor Of The Se7en Gables” eine valide thrashig-härtere Version von KING DIAMOND, woraus man mit dem Auftreten des Frontmanns, dem häufigen Einsatz von Falsett-Gesang, den typischen Hörspielpassagen, dem Storytelling und der düsteren, mit Horrorklängen angereicherten Atmosphäre der Musik auch kein Geheimnis machte – warum auch, immerhin gründete sich die Truppe explizit als Tribute-Band.
Auf dem aktuellen Longplayer “Return To Hemmersmoor” wird die seit “Sweet Hollow” begonnene Steigerung des Härtegrads weiter fortgeführt. Gleichzeitig distanziert man sich zumindest in Sachen Falsett-Gebrauch ein Stück weit von seinem großen Idol, setzt ihn weit weniger exzessiv ein.
Resultat ist ein Album, das im Vergleich zum Se7en-Gables-Album noch ein Stück weit eigenständiger klingt, während die Grundstimmung weitgehend beibehalten wird. Dass der KING-Vergleich immer weniger zieht, zeigt sich nicht unbedingt am Hörspielintro, eher schon an dessen zweiter Hälfte, die bereits ziemlich abgeht, und endgültig zu Anfang von “Age Of Ascension”. THEM geben jetzt offiziell Vollgas, und zwar auf einem nicht geringen Teil des Albums. Thrash- und Härtefaktor wurden noch einmal erhöht, die Vocals pendeln abseits der Hörspielsequenzen zwischen melodisch und ziemlich böse aber ein bisschen melodisch. Langsamere Parts sind selten, reduziert auf In- und Outro sowie auf einige Songteile, beispielsweise den Mittelteil von “Battle Blood”.
Mit dem steigenden Härtefaktor geht eine leichte Verringerung der Eingängigkeit einher. Einen Song der Marke “Witchfinder” findet man auf “Return To Hemmersmoor” nicht (am ehesten käme da noch “Waken” ran) und die Instrumentalfraktion tut ihr Bestes, eingängigere Melodielines angemessen zu vereviln. Das macht die Platte allerdings nicht schlechter. Die Mischung aus Storyparts mit verschiedenen motivierten Sprechern und normalen musikalischen Parts, die mal melodieorientierter und mal knüppeliger ausfallen, oft mit ziemlicher Instrumentaleskalation, funktioniert wunderbar und lässt THEM von einer interessanten und außergewöhnlichen Stilkopie zu einer Band mit Einflüssen, aber mehr Eigenständigkeit werden. Dazu sind die Kompositionen absolut nicht simpel. Der einzige Part, der den Hörer unterfordern mag, ist der leicht tumbe “Battle Blood, Battle Blood”-Refrain von – nun – “Battle Blood”, der jeder Leser dieser Rezension ab sofort als “Bällebad, Bällebad” hören wird, weil er ziemlich genau so klingt.

Fazit:
Aber sonst ist “Return To Hemmersmoor” ein wunderbar hartes, derweil melodisches Album geworden, das den ein oder anderen KING-DIAMOND-Fan vielleicht melancholisch an den Vorgänger zurückdenken lassen wird, dem ein oder anderen Bay-Area-Fan dafür ein paar Freudentränchen in die Augen steigen lässt und insgesamt, auch wenn ich persönlich den Vorgänger noch etwas mehr mochte, eine konsequente und für THEM sicherlich positive Festigung eines eigeneren Stils darstellt. Ein heftiger Ritt, Freunde!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Diluvium
02. Age Of Ascension
03. The Tumultuous Voyage To Hemmersmoor
04. Free
05. Fields Of Immortaility
06. The Thin Veil
07. Waken
08. Memento Mori
09. Hellhounds: The Harbingers Of Death
10. Battle Blood
11. Maestro’s Last Stand
12. Finis

Jannis