VICTORIOUS – Dinosaur Warfare Pt. 2 – The Great Ninja War

Trackliste:

01. Saurus Invictus Lazerus
02. Victorious Dinogods
03. Mighty Magic Mammoth
04. Jurassic Jetfighters
05. Dinos And Dragons
06. Katana Kingdom Rising
07. God Of Roar
08. Night Of The Nuclear Ninja
09. Triceps Ceratops
10. Tyrannosaurus Steel
11. Shadow Of The Shinobi
12. Powerzord

Spielzeit: 46:17 min – Genre: Power Metal – Label: Napalm Records – VÖ: 24.06.2022 – Page: www.facebook.com/victoriusmetal

 

Der Tag der Rezensionen zu Alben mit tiefgründigen und nachdenklichen Lyrics: ALESTORM und VICTORIOUS. Wagen wir uns mal an letzteres mit dem aussagekräftigen Titel „Dinosaur Warfare Pt. 2 – The Great Ninja War“. Okay. Worum es inhaltlich in diesem Konzeptalbum geht, verrät uns der Promotext: Es „erheben sich die mächtigen Dinosaurier, um gegen den bösen Weltraum-Ninja-Clan Sunbladers zu kämpfen. Angeführt von einem magischen Mammut vereinen die Laser-Dinos ihre Kräfte auf der Erde und in der Luft, um den zweiten Versuch der Ninjas, die Menschheit zu versklaven zu stoppen!“ Klare Sache!
Haken wir zuerst mal ab, für wen das Album gemacht ist. Für Fans von ziemlich gut produziertem fetten Power Metal zwischen HAMMERFALL und DRAGONFORCE mit viel Cheese, hymnisch-heroischen Melodien, Orchester- und Synth-Bombast. Außerdem für Freunde von Humor der Marke „Kung Fury“ und „Iron Sky“, denn, seien wir ehrlich: Textlich ist „DWP2-TGNW“ absolut abstrus, oftmals aufgebaut auf witzigen Wortspieltiteln und eben auf „Lass mal random Dinosaurier, Atom-Ninjas, magische Mammuts, Roboter, Laser, Tom Cruise (!) und absolut klischeehaften Power-Metal-Wortschatz-Overkill zusammenführen“. Führt dann zu lyrischen Ergüssen wie „Holy Power Immortality Glory Kingdom Tyrannosaurus Steel!“ und das ist ohne Spaß ein zusammenhängender Textausschnitt. Dabei muss man sagen, dass mich „Triceps Ceratops“ als Liedname schon gekriegt hat.
Textlich ist das Geschmackssache und wie ALESTORM wohl am besten nicht nüchtern zu genießen. Mein Humor ist es nicht, aber kann ja jeder halten, wie er mag, ist auf jeden Fall angenehm drüber.
Musikalisch ist man leider weitestgehend standard und vorhersehbar unterwegs, hat das Problem neuerer DRAGONFORCE, denn bei dieser Art von Power Metal läuft man Gefahr, irgendwann nicht mehr das Genre zu bedienen, sondern von ihm bedient zu werden. Die Harmoniefolgen und Melodien hat man einfach so schon echt häufig gehört und auf musikalischer Ebene trägt „DWP2-TGNW“ eben nichts Neues bei, wenngleich es die klassischen Power-Metal-Elemente professionell zusammenfügt. Es wäre schön, hätte man hier kreativer agiert, denn der Charakter, die Individualität, die man den Texten zusprechen kann, hätte viel Potenzial, auch im Klang des Albums integriert zu werden. Ganz ernst nehmen VICTORIOUS sich sowieso nicht, warum nicht dann zum Beispiel den Humor auch auf die Musik übertragen, wie zumindest beim Mammut-Trompetensound bei „Mighty Magic Mammut“ geschehen?

Fazit:
Wo VICTORIOUS textlich humoristisch-bescheuerte Individualität erlangt haben, mangelt es an Individualität auf der musikalischen Ebene. Wer mit dem Anspruch an „DWP2-TGNW“ geht, ein witziges Klamauk-Konzeptalbum zu hören, bei dem musikalisch primär wichtig ist, dass es Power Metal ist und gut Druck macht, der kann mit der Platte bei Humor-Kompatibilität zweifelsohne eine gute Zeit haben. Wer musikalisch überrascht werden und möglichst wenig standardisiertes Songwriting möchte, der wird von der Ebene des Albums aber vermutlich enttäuscht.

Anspieltipps:
„Katana Kingdom Rising“, „Shadow Of The Shinobi“ und „Mighty Magic Mammoth“

Jannis

ALESTORM – Seventh Rum Of A Seventh Rum

Trackliste:

01. Magellan’s Expedition
02. The Battle Of Cape Fear River
03. Cannonball
04. P.A.R.T.Y.
05. Under Blackened Banners
06. Magyarország
07. Seventh Rum Of A Seventh Rum
08. Bite The Hook Hand That Feeds
09. Return To Tortuga
10. Come To Brazil
11. Wooden Leg (Part III)

Spielzeit: 42:49 min – Genre: Pirate Metal – Label: Napalm Records – VÖ: 24.06.2022 – Page: www.facebook.com/alestormband

 

Widmen wir uns in der heutigen Werksbeschau also dem aktuellen Opus von ALESTORM. Bereits beim Blick auf den Titel „Seventh Rum Of A Seventh Rum“ wird ersichtlich, dass hier eine problematische Glorifizierung von Alkoholkonsum stattfindet, was selbstverständlich bereits im Vorfeld jeden Kritiker gesunder Musikkultur davon abhält, die siebte Langspielplatte der Herren aus Großbritannien weiterzuempfehlen.
Das erzeugt erquickenderweise kein Dilemma, denn musikalisch gestaltet sich diese Album-gewordene Aufforderung zu einem unangebrachten Lebensstil erstaunlich primitiv. Von der großen Kunst ihrer Landsmänner wie Benjamin Britten, Henry Purcell und Sir Edward William Elgar ist bei ALESTORM nur ein wenig von der Instrumentierung übriggeblieben (so die Bläser, oft in qualitativ minderwertiger Fanfarenform). Stattdessen bedient man sich bei romantisierten Formen von Musik einfacher – und krimineller – Menschen aus dem Seefahrerbetrieb; neben der Glorifizierung von Alkoholkonsum die zweite problematische Facette des Albums, das in seinen beiden Grundthematiken (Drogen und Kriminalität) auf unsere Jugend einen ähnlich schädlichen Einfluss haben dürfte wie ein Deutschrap-Album. Man möchte sich gar nicht vorstellen, wie „Konzerte“ dieser Band aussehen mögen.
Die Stimme von Christopher Bowes lässt emotionale Subtilität vermissen, dann wiederum ist der lyrische Anspruch der Texte ohnehin niedrig, insbesondere der Kehrvers von „Cannonball“ ist derartig obszön, dass er an dieser Stelle nicht wiedergegeben werden und keinesfalls angehört werden sollte.
Man muss sich wirklich fragen, wie die Menschheit an einem Punkt landen konnte, an dem die Schönheit, die Reinheit und Eleganz der Kunst in einem so dramatischen Maße entwichen ist; an dem die Kulturinteressierten ein Konzerthaus besuchen und fest davon überzeugt sind, ALESTORM sei die Krone der musikalischen Schöpfung. Dies ist Kunst für das gemeine Fußvolk – schädliche, wohlgemerkt – und sollte von jedem Freund großer Werke der Musik und Lyrik mit Missachtung gestraft werden.

Fazit:
Besoffen macht’s aber Spaß und live mit Sicherheit nochmal mehr. Yo ho!

Anspieltipps:
„P.A.R.T.Y.“, „Come To Brazil“, „Wooden Leg (Part III)“ und „Under Blackened Banners“

Jannis

CHAOS FRAME – Entropy

Trackliste:

01. The Timepiece Shatters (Entropy Pt I)
02. To Reap And Never Sow
03. Skyscraper
04. Solaire
05. Voluntary Extinction
06. Always Looking Down
07. The Late Goodbye
08. Forever Is Nothing (Entropy Pt II)

 

 

Spielzeit: 43:34 min – Genre: Progressive Metal – Label: Pure Steel Records – VÖ: 24.06.2022 – Page: www.facebook.com/chaosframe

 

Könnte man Musikgenres im Restaurant bestellen, wären CHAOS FRAME ein „All you can eat“-Buffet, an dem eine größere Anzahl von Mitarbeitern steht, die einem unterschiedliche sehr wohlschmeckende Gerichte erbarmungslos auf den Teller schaufelt. „Hier, nehmen Sie doch auch noch ein paar Black-Metal-Blastbeats. Schmecken wunderbar mit Jazz-Harmonien, hier, bitte! Etwas Power Metal dazu? Moment, noch nicht gehen, da fehlt doch noch eine dicke Kelle Progressive Soup über dem ganzen Gemisch!“
Dann geht man mit seinem Plattenteller zurück an seinen Tisch, vernichtet diese dicke bunte Portion und ist dabei und danach überfordert, aber auch sehr glücklich.
Man kann es nicht anders sagen, „Entropy“, das dritte Album der Truppe aus den Staaten, ist von Anfang bis Ende eine Achterbahnfahrt. Progressive Metal bildet hier Fundament und Rechtfertigung, mehr oder weniger alles mal zu machen, was sich in der melodischen Variante dieses Genres umsetzen lässt (und ein paar Growls gibt es natürlich auch). Orchester, Chor und Blastbeats alleine im furiosen Opener, abgerundet von unkonventionellen Songstrukturen und mehrstimmigen Vocals. Dann plötzlich verstärkte AOR-Vibes und Synthesizer im anschließenden „To Reap And Never Sow“, das ebenfalls mit zeitweiser Blastbeat-Anwendung bei gleichzeitiger Harmonielastigkeit leichte DEVIN-TOWNSEND-Assoziationen wecken könnte. „Skyscraper“ kommt mit teils ruhigeren Tönen, entspanntem E-Piano, sehr cooler Strophe und Partymodus-Drums, mit Harmoniearbeit irgendwo zwischen Power Metal und Jazz und im Verlauf einer sauberen Menge Druck. Und so geht der Spaß weiter, die Tendenz dürfte hiermit ungefähr klar sein. Sounddesign-Elemente spicen die ganze Sache noch zusätzlich an, die makellose Ausführung vonseiten aller Beteiligten tut ihr übriges. Was den Sound angeht, hätte man noch eine letzte halbe Stunde Studioarbeit in die Präzisierung der Frequenzverteilung stecken können, und die Drums gehen bei überladeneren Parts ab und an mal ein wenig unter. Das sollte aber nicht davon abhalten, der Platte mal ein Ohr zu leihen, denn so geht melodischer Progressive Metal, der intelligent ist und gleichzeitig sehr gut zu unterhalten weiß, der modern aber nicht zu modern ist und bei allem was abgeht nicht vergisst, dass purer Overload an Eindrücken alleine noch kein gutes Album ausmacht.

Fazit:
„Entropy“ ist allemal als Album für den klassischen „Ohrensessel, Kamin und Tee“-Abend, ebenso wie für alle anderen Situationen, in denen man eine Platte bewusst genießen kann. Wenn man das wahrnimmt, dürfte man ein Entertainmenterlebnis haben, das einem actionreichen Hollywood-Blockbuster in nichts nachsteht.

Anspieltipps:
„Skyscraper“, „Solaire“, Always Looking Down“ und „The Timepiece Shatters (Entropy Pt. I)“

Jannis

MONARCHIST – Cosmos

Trackliste:

01. Feeding Time
02. Niche
03. Crystallized
04. A Closer Moon
05. Swarm Intelligence
06. Days Of The Sun
07. Shedding Skin
08. Mass Appeal
09. Amber Room
10. Cosmos

 

Spielzeit: 49:18 min – Genre: Heavy Rock – Label: Eigenveröffentlichung – VÖ: 01.07.2022 – Page: www.facebook.com/Monarchistband

 

Ach, Debutalben… Irgendwann muss da jede Band mal durch und kann nur inständig hoffen, dass man den Startschuss der Karriere nicht irgendwann gerne an einem dunklen Ort vergraben möchte, um seine unbeholfenen ersten Schritte in der Öffentlichkeit möglichst vor seinem zukünftigen Publikum zu verstecken. Ein Problem, das MONARCHIST erfreulicherweise nicht haben, denn, damn, ihr Erstwerk „Cosmos“ kann sich aber sowas von sehen lassen. Zehn Songs beinhaltet die Platte des jungen Düsseldorfer Quartetts, sauber produziert und eingespielt – nicht mit dem High-End-Drucklevel, dass ein Oberklasse-Studio hätte hineinpacken können, aber nicht dramatisch weit davon entfernt.
Sänger René hat eine Stimme, die man intuitiv im Doom Metal erwarten würde, die er jedoch dem Stil von MONARCHIST angemessen einzusetzen weiß. Getragen, würdevoll und etwas tiefer als erwartet (Bariton, wie ein Mensch mit Hornbrille sagen würde) ist er für einen individuellen Sound eine hervorragende Wahl, die „Cosmos“ von vielen anderen Rock- und Metal-Veröffentlichungen abhebt.
Doch was ist der Sound, der Stil von MONARCHIST eigentlich? Die Band bezeichnet es als Heavy Rock, dem kann man sich in Ermangelung besserer Ideen anschließen. Metallische Elemente sind zweifelsohne vorhanden (Doom-Metal-Anleihen im Opener, Power Metal im Solo von „Crystallized“, einiges an Heavy Metal im Grundsound), ebenso aber auch Alternative Rock und Hard Rock. Dass „Cosmos“ sich so wenig in Schubladen stecken lässt, liegt wohl vor allem an der Kombination von außergewöhnlichem Gesang, teils wirklich gemeinen Riffs (Wer beim Riffeinsatz von „Shedding Skin“ nicht zumindest ein bisschen das Gesicht verzieht, ist zu cool für diese Welt) und Melodien, die gerade in den Refrains tatsächlich eingängig – im Sinne von: mit gutem Ohrwurmpotenzial – daherkommen, was inzwischen gar nicht unbedingt mehr die Regel ist. Beim Schreiben dieser Melodien hat man sich offenbar kaum Gedanken gemacht, ob sie nun genrekonform sind oder nicht, ist nicht mit einem speziellen Genre im Kopf an die Sache herangegangen, sondern hat das gemacht, worauf man eben Bock hatte – und damit bereits jetzt einen eigenen Stil mit Wiedererkennungswert geschaffen, der starkes Entertainmentpotenzial hat. Ein witzig asozial stumpf endendes Riff direkt im Opener? Ein Zitat von Bachs Menuett in G-Dur? Ein bisschen melancholisch-skandinavisches Feeling zwischendurch? Klar, wenn’s passt, immer rein damit!
Gut, einen hörbaren Einfluss sollte man schon nennen, nämlich GHOST, die Sänger René seinen zahlreichen YouTube-Covervideos der Band zufolge sehr gerne hat, und die ein wenig Impact auf so einige der Songs, hinsichtlich von Harmonien, Melodielines und Kompositionsstrukturen, hatten. Ebenso hinsichtlich der Instrumentierung bei seltenem Orgel- oder Chor-Einsatz. Was geil ist, hört man halt sonst echt nicht häufig und bleibt Inspiration, ohne abkupfernd zu wirken.
Kritik? Joah. Der Titeltrack ist als Klavier-Instrumental gehalten und fällt ein wenig aus dem Gesamtwerk heraus. Hier hätte man beispielsweise einige Motive aus dem vorangegangenen Album noch einmal unterbringen können. Dazu kommt der Chorus von „Amber Room“ etwas zu simpel für den Rest des Songs und „Mass Appeal“ ist eigentlich ein Maximal-Drei-Minuten-Song, der aber vier Minuten einnimmt. Und ab und an wollen die Texte subjektiv nicht so ganz zur Stimmung der Musik passen („Imma gonna keep it real“ will ich nicht als Refrainzeile in einem solchen Album). Aber…

Fazit:
Aber als Ganzes genommen ist „Cosmos“ nicht geil dafür, dass es ein Debutalbum ist; es ist einfach ein geiles Album mit teils erfrischender Unbedarftheit, teils absoluter Seriosität, durchgehender Professionalität und praktisch ohne Leerlauf. Kann ich jedem ans Herz legen, der kompositorisch mal Bock auf Musik abseits der gewohnten Genre-Songwriting-Floskeln hat, der es nicht aus Prinzip immer ultra-heavy braucht und der genießt, wenn ein Album kein Flickenteppich aus bereits Dagewesenem ist, sondern einfach der Kreativität einer musikalisch zweifelsohne gebildeten Truppe entspringt.

Anspieltipps:
„Shedding Skin“, Days Of The Sun“, „Feeding Time“ und „A Closer Moon“

Jannis

TALENTSCHMIEDE: Banquo

Band:
Banquo

Gegründet:
2018

Herkunft:
Köln/Düsseldorf

Mitglieder:
ja

Stil:
Alternative Indie Progressive Rock

Veröffentlichungen:
EP „Humaniac“ 2018, EP „Bad Times Good Friends” 2022

Einflüsse:
Thrice, Oceansize, Editors, Sleep Tolken, Enter Shikari, Sting

Was wir die nächsten fünf Jahre erreichen möchten:
Es steht auf jeden Fall ein Full-Length-Album an und viele schöne Gigs auf kleinen bis großen Bühnen.

Was als nächstes kommt:
Die Energie unserer neuen Songs muss jetzt endlich auf die Bühne. Wir haben aber auch schon neue Songs, die gerade in der Mache sind, und ab Sommer wird aufgenommen!

Unsere beste Erfahrung bis jetzt:
Live war’s, als das Publikum auf dem letzten Quasilectric Festival uns tierisch abgefeiert hat, obwohl keiner uns kannte. Generell ist bei Gigs in kleinen Kellern an die Grenze gehen immer großartig. Bei der letzten CD-Produktion war der Moment aber auch magisch, als alle Teile fertig zusammenkamen und alle schweigend mit breitem Grinsen da standen.

Unser peinlichster Moment:
Als wir als Support angefragt wurden und dann doch nur vor Möbeln spielten.

Mit wem wir gerne ein Bierchen trinken würden und warum:
Bierchen weniger, mit Sting würden wir gerne einer seiner komischen Weine in Italien trinken. Alternativ am Strand Eimersaufen mit Till Lindemann. Äh, Grund? Weil wir es dann geschafft hätten.

Wenn wir uns eine Band aussuchen könnten, mit der wir auf Tour gehen dürfen:
Thrice, Twenty One Pilots, Fall Out Boy, Sting

Das Beste daran, in einer Band zu spielen:
Mindestens einmal die Woche das Haus zu verlassen, um mit Kumpels Musik zu machen. Ob Proberaum oder Live, beides muss sein.

Das Schlimmste daran, in einer Band zu spielen:
Mindestens einmal die Woche das Haus zu verlassen um mit Kumpels Musik zu machen. – Nee, natürlich nicht. Aber manchmal nimmt der administrative und Promo-Aufwand ums Musikmachen herum etwas überhand und wir würden dann doch lieber Musik machen 

Online:
Website: www.banquo.band
Instagram: www.instagram.com/banquoband
Facebook: www.facebook.com/BanquoBand

Musik:
Neue EP auf allen Streaming-Plattformen: www.orcd.co/bad-times-good-friends
Spotify: www.open.spotify.com/artist/0kZ2E8wRWiZFGe38GAtFoi?si=LtMp5F5OR3SKnrA-Evrzug
Youtube: www.youtube.com/channel/UCATEtbhi-6PL9dyzRV6uUUQ/featured
Soundcloud: www.soundcloud.com/banquoband

 

VALLEY OF THE SUN – The Chariot

Trackliste:

01. Sweet Sands
02. Images
03. Devil I’ve Become
04. The Chariot
05. Headlights
06. As We Decay
07. Running Out Of Love
08. Sunblind
09. The Flood
10. Colosseum


Spielzeit:
46:39 min – Genre: Stoner Rock – Label: Fuzzorama Records – VÖ: 17.06.2022 – Page: www.facebook.com/valleyofthesun

 

Freitag Nachmittag: Ich sitze in meiner Dachgeschosswohnung und kann dank des Sommergewitters nicht einmal das Fenster aufmachen, ohne das Wohnzimmer geflutet zu bekommen. Gefühlt 38°C, ich komme mir vor wie Tunfisch (im eigenen Saft) und an einer Stelle tropft es durch das geschlossene Fenster leicht auf mein Sofa. Zeit für was Extra-Trockenes, warum also nicht die neue VALLEY OF THE SUN? Die Truppe aus Ohio macht die Art von Musik, die klingt, als habe man die Gitarren authentisch in der Mitte einer Wüste aufgenommen und den Sand im Verstärker als klangliche Eigenart verwendet. Desert Rock, Southern Rock (ein bisschen), Stoner, Hard und Psychedelic Rock werden auf dem vierten Album „The Chariot“ vermengt zu einem Ganzen, das im mindesten angenehm cool und nicht selten wunderbar mitreißend ist.
Der Sound passt bestens zum Stil von VOTS, trocken, staubig aber klar und authentisch handgemacht. Vielleicht minimal zu viel Lautstärke in den Gitarren, aber auch nur vielleicht. Die Vocals passen nicht minder zu besagtem Stil und kleine Extras wie eine E-Orgel und zusätzliche Percussion-Elemente wurden konstruktiv eingesetzt.
Musikalisch ist man oft sehr rifforientiert unterwegs, hat dafür aber auch entsprechend biestige Riffs auf Lager, die man auch schonmal zwei Minuten lang am Stück ausreizt (siehe „Devil I’ve Become“), erfreulicherweise nicht mit langweilendem sondern mit hypnotischem Effekt. Insbesondere von Track drei bis Track sechs geht „The Chariot“ dabei stimmungstechnisch aufs Ganze, bemüht verstärkt ruhigere, zum Teil psychedelischere Parts und vermag mit diesen Songs wirklich zu vereinnahmen, nachdem die ersten beiden Tracks gut, aber mit leicht Luft nach oben ausfielen. Doch auch Songs, die nicht in dem Maße zünden, machen zweifelsohne Spaß, wenn man Freund dieser oftmals monoton anmutenden Musikrichtung ist und ebenjene Stilistik mag. Der Groove-Faktor ist durchgängig hoch, die Melodien nach allen Regeln der Stoner-Rock-Kunst geschrieben und intoniert – und auch wenn „The Chariot“ nicht der ultimative Genrevertreter ist, hilft es doch absolut effektiv über die Zeit bis zum nächsten Freak Valley Festival oder Desertfest hinweg!

Fazit:
Lässig, trocken, cool und immer mal wieder seine hypnotischen Phasen zelebrierend, schön gespielt und im Sinne des Genres komponiert – „The Chariot“ ist, romantisiert ausgedrückt, ein sauberes Sommeralbum für alle, die ihren Sommer weniger am Pool und in Cabrios und eher mit Rauschebart am Truckstop verbringen.

Anspieltipps:
„Devil I’ve Become“, „The Chariot“, „Headlights“ und „As We Decay“

Jannis

GALAXY – Runaway Men

Trackliste:

01. Answers
02. Look Into My Eyes
03. Never The Same
04. In Her Head
05. Lady On Fire
06. Talk To Me
07. Gallery Play
08. Runaway Man

 

 

Spielzeit: 48:17 min – Genre: Progressive Rock – Label: Shaded Moon Entertainment/Bertus – VÖ: 27.05.2022 – Page: www.facebook.com/RunawayMen

 

Ach was war das damals für eine Entdeckung, als der Chef bei einem kleinen Label, bei dem ich ein Praktikum machte, auf der Suche nach dem nächsten Album, das man während der Arbeit hören könnte, zu IQs „Dark Matter“ griff und mich damit behutsam in die Welt des Neo Prog Rock einführte. Gut gemacht wohnt dieser Musik nicht selten etwas extrem Ausdrucksstarkes, positiv-Friedliches inne, und das Potenzial der Schönheit von Musik wird in einer Weise umgesetzt, die für mich wohl ähnlich zündet, wie ein Eichendorff-Gedicht für Leute in der Romantik. Das ist jedoch alles andere als einfach, denn viele Faktoren müssen dafür stimmen: die Produktion (nicht zu hart aber voll und klar), die Vocals (wandelbar, ebenfalls klar, mit Ausdruck), der Skill der Instrumentalfraktion (besser als für das Album akut benötigt) und vor allem das richtige Gefühl für die Musik, die entstehen soll; Ahnung, wie man das Gefühl musikalisch umsetzt, ein Händchen für vereinnahmende Arrangements und eine tiefgehende Beziehung zwischen Komposition und Lyrics.
Und damit hätte man GALAXYs „Runaway Men“ soweit beschrieben. Wie macht man sowas aber heutzutage als Debutalbum, in einer Zeit, in der Neo Prog hauptsächlich von den alten Größen des Genres am Leben erhalten wird und die Nachwuchsszene kaum existent ist? Nun, indem man das Album einfach bereits 1997 aufnimmt, nie fertig produziert, dann irgendwie mit anderen Sachen beschäftigt ist (zum Beispiel als Frontmann von KAYAK), und irgendwann hört mal wer in die Rohfassungen rein, findet, das Ding müsse veröffentlicht werden, und dann beginnt die große Suche, wo man die Songs überhaupt hat.
Die Suche hat sich gelohnt, denn hier ist es nun, „Runaway Men“ von GALAXY, das seit 25 Jahren im Keller wartende Album, das in Sachen Komposition und Spirit nicht authentischer nach herrlich positivem, Klavier-, Synth- und Orgel-angereichertem 90er-Prog klingen könnte. Die richtige Menge an unkonventionelleren Taktarten, erwartungsgemäß starke Vocals, kaum Kritikpunkte an der Produktion und vielseitig. Mal gibt es mit „Never the Same“ verstärkte AOR-Vibes, dann mit „In Her Head“ balladige Gänsehaut mit geringem Kitschfaktor, mit „Lady On Fire“ Seriosität mit nahezu QUEENSRYCHE-Feeling und mit „Gallery Play“ ein funkig-freshes Instrumental. Plus andere Songs mit eigener Identität, die als Albumeinheit bestens miteinander funktionieren.

Fazit:
Wir haben den Stil der Truppe geklärt und die Qualität des Albums. Wer von sich denkt, mit dem Stil Spaß zu haben, der betrachte diese Rezension als klare Hör-Empfehlung für ein absolut authentisches Wohlfühl-Hörerlebnis, das ein Vierteljahrhundert in perfekter Frische konserviert worden ist. Gut für die Seele, und das kann ja im Jahr 2022 nun wirklich nicht schaden!

Anspieltipps:
Einfach bei Track 1 beginnen und, falls Ermüdung eintreten sollte, ab Track 5 weiterhören!

Jannis

NEWS: damn!escape mit neuer Video-Single „Runaways“

Wie die für den Bandnamen verantwortliche Maus in DAMN!ESCAPEs Studio lässt auch das Quartett aus Lüneburg aktuell wenig Ruhe. Nach ihrer letzten Video-Single „Winner“ gibt es nun erneut frisches Futter für Augen und Ohren, das die Vorfreude auf ihren ersten Longplayer „Devil’s Friend“ nach oben treibt. Am 24. Juni erschien „Runaways“, inklusive sympathisch-persönlichem Studio-Videoclip dazu. „Runaways“ stellt die nachdenklichere Seite von DAMN!ESCAPE in den Vordergrund, beginnt vergleichsweise zurückhaltend, mausert sich aber im Chorus zu einer absoluten Hymne mit schöner Melodieführung, Gänsehaut-Backing-Chören und Stadion-Feeling, die eigentlich ein bisschen zu krass für eine Band dieser Größe ist. Bis zum Albumrelease am 14.10. ist es noch ein wenig Zeit, aber „Runaways“ verträgt zweifelsohne auch ein paar mehr Hördurchgänge!

Website: www.damn-escape.de

NEWS: Monarchist mit erster Videosingle „Crystallized“

In der heutigen Flut an Informationen und Desinformationen ist es nicht immer leicht, den Überblick zu behalten. Wissen auch MONARCHIST aus Düsseldorf, die dem Thema ihre erste Video-Single „Crystallized“ widmen, als finaler Vorbote ihres Debutalbums „Cosmos“, das am 01. Juli das Licht der Welt erblicken wird. Das Video: Humorvoll low budget, was kompensiert wird durch eine sichtbare Menge Spaß bei der Planung und beim Dreh (und optisch professionell ist das Ding allemal). Musikalisch bewegt sich das junge Quartett mit „Crystallized“ in weniger konventionellen aber höchst unterhaltsamen Gefilden. Eingängig aber nicht primitiv, zu metallisch für Rock, zu unbeschwert für Metal, aber zwischen diesen Stühlen hörbar zuhause auf ihrem eigenen Thron. Abgerundet wird die Sache durch die angenehmen, mittig angesiedelten Vocals von Sänger René, die dem Stil des Quartetts auch klangliche Individualität verleihen, und durch dezenten E-Orgel-Einsatz. Gute Vorzeichen für „Cosmos“ und eine saubere erste Video-Meldung!

CIVIL WAR – Invaders

Trackliste:

01. Oblivion
02. Dead Man’s Glory
03. Invaders
04. Heart Of Darkness
05. Andersonville
06. Carry On
07. Soldiers And Kings
08. Warrior Soul
09. Slaughterhouse 5
10. Battle Of Life
11. Custers Last Stand

Spielzeit: 51:36 min – Genre: Power Metal – Label: Napalm Records – VÖ: 17.06.2022 – Page: www.facebook.com/Civilwarsweden

 

POWERWOLF, SABATON, BATTLE BEAST – seit Anfang des Jahrtausends hat sich eine Form von Power Metal entwickelt, die heute als Headliner von großen Festivals nicht mehr wegzudenken ist: eingängig wie sonst was, gerne mal mit partytauglichem BummZapp-Rhythmus unterwegs, angereichert mit Synthesizern, die man auch in aktueller Club Music finden würde und mächtig druckvoll produziert. Wem eine der Bands gefällt, dem gefallen vermutlich auch andere und aller Wahrscheinlichkeit nach auch CIVIL WAR, der kleine Ableger von SABATON mit Ex-Mitgliedern der schwedischen Formation. Die haben soeben ihr viertes Album „Invaders“ auf den Markt geschossen, es geht um unterschiedliche Kriegssituationen (wer hätte es gedacht) und alle oben angeführten Voraussetzungen für ein Album dieser Gattung werden erfüllt. Kelly Sundown Carpenter hat dafür amtliche kraftvoll-roh-melodische Vocals auf Lager, die Synthesizer sind durchaus cheesy-präsent aber schon recht angenehm auf der Höhe der Zeit und durch weitere Sounddesign-Elemente ergänzt. Dazu Chöre, orchestrale Sounds, all das in ordentlich knallend.
Auf die einzelnen Songtexte ist man teils in der Klanglichkeit der Musik eingegangen, gestaltet beispielsweise „Dead Man’s Glory“ ein wenig Irish-Folk-artig (ohne wirklich in die Nähe von Folk Metal zu geraten). Die Power-Ballade ist mit „Andersonville“ vertreten, der Partysong mit „Carry On“, der Midtempobanger mit „Slaughterhouse 5“ und „düsteres“ Uptempo mit dem Titeltrack. Was will man mehr?
Im Grunde genommen wenig. Die Bedürfnisse, die „Invaders“ erfüllen will, erfüllt es souverän und kompositorisch ist man doch oft über Standard-Niveau, was nicht unbedingt gegeben sein muss, da sich doch so einige Vertreter des Genres ganz wohl damit fühlen, mangelnde Songwriting-Kreativität durch fette Aufmachung zu kompensieren.
Aber das geht bei CIVIL WAR auf jeden Fall klar, gerade wenn man die kleinen Details bedenkt, beispielsweise den Percussion-Einsatz in „Heart Of Darkness“, der klanglich einiges an Mehrwert bietet. Und wenn man sich damit abfinden kann, dass spaßige Synth-Sequencer, die im Hintergrund Party machen, offenbar perfekt geeignet für die Untermalung von Kriegserzählungen sind.

Fazit:
Kompositorisch jetzt nicht das Tiefgründigste vom Ei, aber als teils musikalisch ein wenig belangloses, teils aber auch sehr anständiges Album mit krasser Produktion, heroischen Melodien, Keyboard-Spaß und Eingängigkeit kann sich „Invaders“ absolut sehen lassen, ohne sich hinter den großen Vertretern des spezifischen Subgenres verstecken zu müssen.

Anspieltipps:
„Invaders“, „Heart Of Darkness“, „Carry On“ und „Slaughterhouse 5“

Jannis