LORDI – Recordead Live – Sextourcism In Z7

Band: Lordi
Album: Recordead Live – Sextourcism in Z7
Spielzeit: 122:15 min + Bonus
Stilrichtung: Hard Rock/Heavy Rock
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 26.07.2019
Homepage: www.lordi.fi

Im Ernst jetzt: Ich bin gewillt, direkt ’nen Punkt abzuziehen, weil man aus irgendeinem Grund die Chance ungenutzt ließ, die Tour zum Album “Sexorcism” als “Sextourism” zu betiteln und stattdessen den holprigen Titel “SexTourcism” wählte. Aber simmer mal nicht so. Schauen wir stattdessen mal auf das Material zu LORDIs erster offizieller Live-DVD namens “Recordead” (Wer nach dem Ding auf den Geschmack gekommen ist, suche mal nach der “Bringing Back The Balls To Stockholm”-DVD, ist ebenfalls sehr sehenswert). Das beschränkt sich auf den stolze zwei Stunden langen und nahezu ungecutteten Live-Mitschnitt der 2018er Show im Z7 in Pratteln; dass das Bonusmaterial, eine Doku über einen Tag im Tourleben der Band sehenswert sein wird, muss an dieser Stelle spekuliert werden, ist aber angesichts des Unterhaltungsfaktors der fünf Finn(inn)en wahrscheinlich. Dazu gibt es alle Videoclips, die bekanntermaßen ebenso sehenswert sind.
Der Sound des Mitschnitts ist klar und stabil, die leichte Verheavyung, die der Klang der Truppe live erfährt, kommt gut rüber. Videotechnisch hätte man ein bisschen mehr rausholen können. Das Bild ist an einigen Stellen doch etwas hell, ein wenig mehr Bewegung wäre korrekt gewesen und die kleinen Showeinlagen hätte man partiell ebenfalls etwas besser einfangen können (Der Jumpscare-Geist bei “Missing Miss Charlene“ war beispielsweise live echt gelungen, auf DVD jedoch nicht besonders beängstigend gefilmt).
Das war’s dann aber auch mit der Kritik. LORDI sind eine bombastische Live-Band, das geht bei der von Mr. Lordi selbst übernommenen Gestaltung der Kostüme los, bei den cheesigen Showeinlagen weiter und endet bei weitem nicht bei der wirklich krass liebevollen Bühnengestaltung und den liebenswert-dämlichen Ansagen (“Are you guys alright? Is that a ja?”). Mr. Lordi ist stimmlich bestens drauf und der Rest der Band agiert souverän auf den Takt. Dazu weiß die Songauswahl zu überzeugen. Von jedem Album der Monster ist was dabei, meiner persönlichen Ansicht nach ein bisschen zu wenig altes Material, aber immerhin gibt man nicht den traurigen POWERWOLF-Verdrängungsmove und streicht das erste Album komplett aus dem Live-Repertoire. Dafür gibt es mit “Heaven Sent Hell On Earth” sogar einen Track vom “Demonarchy”-Über-Meisterwerk, mit “Mr. Killjoy” einen selten gespielten Bonustrack und natürlich einen Großteil aller Klassiker der Truppe.
Das Ganze wird mit der von LORDI gewohnten Spielfreude intoniert und erweist sich als verdammt kurzweilig. Ja, LORDI sind live eine Macht. Entweder man gibt der DVD eine Chance, um sich davon zu überzeugen, oder man kauft sie, um das ungeduldige Warten auf die nächste Tour etwas einfacher zu gestalten.

Fazit:
Ton läuft, Kamera ist stabil, auf jeden Fall im Rahmen für eine Band dieser Größe, rechtfertigt aufgrund kleiner Kritikpunkte aber einen Punkt Abzug. Der Rest ist LORDI-Entertainment pur. Sowohl die Show als auch die Songauswahl und der interpretatorische Skill sind top. Fans haben eh zuzugreifen und jeder, der mit einer hammerharten Live-Präsenz, niedlich-gruseligen Showeinlagen und dem von den Finnen bekannten 80er-Hard-Rock/Metal-Stil was anfangen kann, sollte ebenfalls unbedingt sein Portemonnaie mit dieser DVD belasten. Wesentlich unterhaltsamer und als Gesamtkunstwerk inszenierter kann man seine Auftritte wohl nicht gestalten.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Sexorcism
02. Would You Love A Monsterman
03. Missing Miss Charlene/House Of Ghosts
04. Your Tongue’s Got The Cat
05. Heaven Sent Hell On Earth
06. Mr. Killjoy
07. Rock The Hell Outta You
08. Blood Red Sandman
09. It Snows In Hell
10. She’s A Demon
11. Slashion Model Girls
12. Naked In My Cellar
13. Rock Police
14. Hug You Hardcore
15. Evilyn
16. The Riff
17. Nailed By The Hammer Of Frankenstein
18. Who’s Your Daddy
19. Devil Is A Loser
20. Hard Rock Hallelujah

Jannis

NITROGODS – Rebel Dayz

Band: Nitrogods
Album: Rebel Dayz
Spielzeit: 49:59 min
Stilrichtung: Rock N Roll
Plattenfirma: Massacre Records
Veröffentlichung: 21.06.2019
Homepage: www.nitrogods.de

Zwei Jahre nach ihrem letzten Album „Roadkill BBQ“ kehren die NITROGODS mit dem neuen Label Massacre Records wieder zurück und präsentieren uns ihr neues Album „Rebel Dayz“ welches so nahe an deren Livesound sein soll wie noch nie! Da die Jungs bisher schon mächtig Gas gegeben haben und uns den puren Rock N Roll oder Heavy Rock um die Ohren geblasen haben können wir gespannt sein was nun auf uns zu kommt!
Eröffnet wird das gute neue Stück mit dem Opener „Breaking Loose“ wo schnell klar wird das das Trio auch auf dem neuen Album nur eine Richtung kennen, nach vorne und das nur mit Hard Rock.
Die nachfolgenden Songs sind dann eigentlich auch schnell erzählt, flotte Hard Rock Nummern die erdiger und krachender nicht sein könnten! Darunter befinden sich dann so Glanzperlen wie der Videotrack „We`ll Bring the House Down“ der Titeltrack „Rebel Dayz“ oder das von Gitarrist Henry Wolter gesungene „Blind as a Stone“.
Beim letzteren wird es auch mal wieder etwas bluesiger was der Band schon auf dem letzten Album sehr gut zu Gesicht gestanden hat und einfach etwas Abwechslung in den üblichen bandeigenen schnellen Hard Rock Sound bringt!
Was jetzt nicht heißen soll das dieser schlecht ist, man lausche nur dem erdigen „Roadwork Ahead“ und genieße einfach die Spielfreude der Band, aber ein bisschen Abwechslung schadet ja nie.
Im letzten Abschnitt der 14! Songs starken Platten können auf jeden Fall noch das erneut von Henry gesungene „Go Fast“ und das abschließende bluesgeschwängerte „Don`t Call my Name“ überzeugen.

Anspieltipps:

„Breaking Loose“, „We`ll Bring the House Down“, „Rebel Dayz“, „Blind as a Stone“ und „Don`t Call my Name“.

Fazit :

Auch auf ihrem neuen Album präsentieren die NITROGODS ihren Fans das was man von ihnen erwartet, Vollgas Hard Rock mit einer Spur MOTORHEAD drin!
Immer wieder unterbrochen von einigen Blueseinschüben was das Ganze doch merklich auflockert.
Die Idee mit Henry als zweiten Sänger halte ich ebenfalls für genial, sie bietet einen guten Kontrast zum rauchigen Organ von Bassist Oimel!
Fans von Lemmy und Co werden hier ebenfalls nicht enttäuscht und so kann man die neue Scheibe auf jeden Fall jedem Hard Rock und Rock N Roll Fan als Kaufempfehlung ans Herz legen!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Breaking Loose
02. Zoom the Broom
03. We`ll Bring the House Down
04. 415 DV
05. Get Lost
06. It`s not your Rock N Roll
07. Rebel Dayz
08. Blind as a Stone
09. Roadwork Ahead
10. Murder`s a Ritual
11. Walk the Track
12. The Haze
13. Go Fast
14. Don`t Call my Name

Julian

D.A.D – A Prayer for the Loud

Band: D.A.D
Album: A Prayer for the Loud
Spielzeit: 44:32 min
Genre: Hardrock, Melodic Heavy Rock
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 31.05.2019
Homepage: www.d-a-d.dk

Nachdem ich manuell die Tags der Promo mp3 files korrigiert hatte (die waren Kraut und Rüben), konnte der Spass  losgehen und, jepp, die Dänen enttäuschen auch auf Album Nummer 12 nicht. Im Gegenteil. Nach einer für den eingefleischten Fan doch recht lang andauernden Durststrecke, das letzte Album „DIC·NII·LAN·DAFT·ERD·ARK“ liegt nun schon fast satte 8 Jahre zurück, legen D.A.D mit „A Prayer for the Loud“ einen souveränen Kracher vor.

Drumherum scheint schonmal alles zu passen: das „geschmackvolle“ Artwork ist ’n Hingucker und soundtechnisch ist auf „A Prayer for the Loud“ alles im grünen Bereich. Die Scheibe schiebt schön ordentlich aus den Boxen und, ein nicht zu unterschätzender Aspekt, Jesper Binzer (immerhin Baujahr 1965) ist stimmlich immer noch absolut auf der Höhe. Wo Kollegen ab einem gewissen Alter langsam aber sicher abbauen, haut der Frontman seine Hooklines mit einer umwerfenden Selbstverständlichkeit raus. Ein Musterbeispiel hierfür ist der locker lässige Titeltrack. Die typischen Country/Gretsch Gitarren, die „No Fuel left for the Pilgrims“ und „Riskin‘ it all“ zu ihrem eigenständigen Sound verholfen hatten, waren zwar schon bei „helpyourselfish“ (leider) so gut wie verschwunden, tauchen aber hin und wieder, wie in der schönen Ballade „The Sky is made of Blues“, wieder auf und setzen die gewohnten Akzente. Und wenn man sich einen Track wie „Time is a Train“ anhört, könnten einem die Tränen angesichts der heutzutage üblichen selbstgedrechselten Computer-Produktionen kommen. D.A.D stehen auch 37 Jahre nach Ihrer Gründung noch wie ein Fels in der Brandung und zeigen den Möchtegern-Rockern von heute wie handgemachter ROCK geht.

Wer auf das bisherige Oeuvre der Jungs steht, kann hier bedenkenlos zugreifen. Auch wenn D.A.D zwischendurch mal geschwächelt haben, so ist bisher noch kein richtiger Rohrkrepierer auf Ihr Konto gegangen. Und daran ändert sich auch mit der neuesten Scheibe der Truppe nichts. Der plakative, mancher mag sagen infantile, Humor der alten Tage ist einer gewissen subtileren Ironie gewichen. Die Songs auf „A Prayer for the Loud“ können zwar an die absoluten Klassiker der Band nicht ganz heranreichen, sind aber weiterhin ziemlich starker Stoff. Beide Daumen hoch.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Burning Star
02. A Prayer for the Loud
03. Nothing ever changes
04. The Sky is made of Blues
05. The real me
06. No Doubt about it
07. A Drug for the Heart
08. Musical Chairs
09. Time is a Train
10. Happy Days in Hell
11. If the world just

Mario

WHITESNAKE – Flesh & Blood

Band: Whitesnake
Album: Flesh & Blood
Spielzeit: 59.25 min
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 10.05.2019
Homepage: https://whitesnake.com

Lassen wir einmal das „Purple Album“ außen vor, liegt nach langen acht Jahren mit „Flesh & Blood“ das von vielen Fans sehnsüchtig erwartete zwölfte Studioalbum der weißen Schlange im Ausgabegerät.

Nach dem Ausstieg Brian Tichys und dem auf „Forevermore“ noch hauptverantwortlichen Gitarristen Doug Aldrich, geben mit Altmeister Aldridge am Schlagzeug und dem Neuen an der Klampfe, Joel Hoekstra, zwei entscheidende Neuzugänge ihre Arbeitsbescheinigung ab und es sei vorweggenommen, das machen sie in beeindruckender Manier. Wobei man eigentlich auch Reb Beach als weiteren Neuzugang sehen darf, hat der Chef ihm doch einen wesentlich größeren Verantwortungsbereich beim Songwriting zugesprochen, und der aus seinem Dornröschenschlaf wachgeküsste zahlt es mit brillant verknüpften Noten eindrucksvoll zurück.

Das sich WHITESNAKE nach dieser Pause nicht komplett neu erfinden würden, stand außer Frage, trotzdem durfte man gespannt sein, welchen musikalischen Anstrich David Coverdale seinem Vehikel verpassen würde. Traditioneller, knackiger mit viel Blues durchzogener Hardrock, wie es der stark verehrte Klassiker „Slide it in“ zum Besten gab, oder doch eher die etwas mainstreamigere, erfolgversprechendere „1987“ Variante? Vielleicht auch die etwas moderner klingende Ausgabe von „Slip of the tongue“ ? Coverdale und seine Mannen haben sich nicht mit weniger als einfach allem zufriedengegeben, „Flesh & Blood“ ist die perfekte Schnittmenge aus vergangenen Tagen.

Bezeichnenderweise wird der Vorhang mit „Good to see you again“ und „Gonna be alright“ aufgezogen und der Hardrock Fünfer zeigt keine Anlaufschwierigkeiten, offenbart direkt, was in ihm steckt. Gradlinig und sehr druckvoll geht es gleich von Anfang an zur Sache. Coverdales unverwechselbare Stimme ist nicht nur dermaßen Song prägend, dass er Michael Jackson „Beat It“ singen könnte, es würde nach Whitesnake klingen, nein, er weiß auch ganz genau, was er sich zutrauen kann, oder besser lassen sollte. Überraschend unverbraucht und frisch drückt er den weiterhin klischeehaften Texten seiner Songs den Stempel auf. Das vorweg ins Haifischbecken geworfenen „Shut up & kiss me„ brilliert durch sein ebenso einfaches wie geniales Gitarrenriff. Dem Ganzen wird noch ein passender Mitgöhlrefrain verpasst und fertig ist ein dreieinhalbminütiges Hardrock Kleinod. Ein wenig Schema F, aber extrem spassbringend. „Hey you“ schlägt in die gleiche Kerbe und macht nichts anderes, als in der Klammer steht (You make me rock). Nicht ganz überspringen kann der Funke bei „Always&Forever“, einem der wenigen schwächeren Momente des Albums. Auch im Titeltrack des Albums treibt der mittlerweile 67-jährige Bandleader mit einer unbeschreiblichen Power durchs Geschehen, wie es sicherlich die wenigsten noch für möglich gehalten hätten. Etwas ruhiger und getragener geht es in einem weiteren Highlight des Albums zu Werke. „Heart of Stone“ besitzt das typische Whitesnake Feeling, zeigt aber den Facettenreichtum der Band. Ein beeindruckendes Beispiel für einfach gutes Songwriting. Eine akustisch gehaltene Pause vom Griffbrettgewitter bietet das dezente, aber nicht weniger die Gehörgänge streichelnde „After All“ bevor das orientalisch, monumentale „Sands of Time“, welches eigentlich auf einem zweiten Coverdale/Page Album zu Ehren kommen sollte, zum krönenden Abschluss avanciert. Erwähnenswert auch die nicht zu unterschätzende Keyboardarbeit von Luppi, er ist nie vordergründig, sorgt aber für einen satten vollen Sound und bereitet das Spielfeld für die beiden Sechssaiter.

Man merkt der Band zu jedem Zeitpunkt des Albums an, dass sie zurecht mehr als zufriedenen ist, mit dem geschriebenen und darzubietenden Material. Whitesnake nehmen das Beste aus allen Jahrzehnten ihrer Karriere und dieses Gemenge klingt beeindruckend frisch und zeitgemäß.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Good To See You Again
02. Gonna Be Alright
03. Shut up & Kiss Me
04. Hey You ( You Make Me Rock)
05. Always & Forever
06. When I Think Of You ( Color Me Blue)
07. Trouble is Your Middle Name
08. Flesh & Blood
09. Well I Never
10. Heart Of Stone
11. Get Up
12. After All
13. Sands Of Time

Link zu “Shut up & kiss me :

Rüdiger König

GYPSY ROSE – Reloaded

Band: Gypsy Rose
Album: Reloaded
Spielzeit: 47:41 min
Genre: Hardrock
Plattenfirma: ScandiRock Records
Veröffentlichung: 26.04.2019
Homepage: /

Es gibt mittlerweile unzählige Scheiben, die von Ihren Erschöpfern im Monatstakt geschrieben, eingespiel und unters Volk gebracht werden. Qualitätskontrolle ist da Fehlanzeige. Und da das alles ja so einfach und kostengünstig zuhause selber zusammengezimmert werden kann, ist der Ausschuss immens. Klappts mit der einen Scheibe nicht, wird halt gleich die nächste hinterher geschoben. Das sorgt mittlerweile für eine solche Flut an mittelmässigen bis völlig überflüssigen (Heim)Produktionen, dass man schon mal die Lust auf neue Musik verlieren kann. Das Ganze sieht bei der vorliegenden Platte von GYPSY ROSE schon anders aus, denn die Scheibe hat eine beachtliche Entstehungsgeschichte hinter sich. Im beschaulichen Schweden im Jahre 1981 von Håkan Gustafsson und Martin Kronlund gegründet, dauerte es sage und schreibe 25 Jahre, bis das selbstbetitelte Debüt der Jungs im Jahre 2005 (12 Jahre nach der Auflösung der Band!) veröffentlicht wurde. So ganz zufrieden schien man mit dem Endergebnis dann noch nicht zu sein, denn nun liegt eine Neuauflage des Materials (durch ein Remastering sowie einen Bonustrack nochmals aufgewertet und auch optisch mit einem neuen Cover veredelt) unter dem Namen „Reloaded“ vor. Man kauft es der Band daher gerne ab, dass sie von dem Produkt durch und durch überzeugt ist und alles daran setzt es dem geneigten Publikum zugänglich zu machen.

Lange Rede, ich komm auf den Punkt. GYPSY ROSE kredenzen auf Ihrem einzigen Album hochmelodischen Hardrock mit Ecken und Kanten, der von den beiden Eckpfeilern aus starkem Gesang (Håkan Gustafsson) und formidablen Gitarrenparts (Martin Kronlund) getragen wird. Als Anspielltipp bietet sich auch gleich der Opener „When you leave at Night“ an, der alle Stärken der Band auf den Punkt bringt und mächtig Laune macht. Der Rest der genau richtig bemessenen Scheibe steht dem in nichts nach und hat mit „Promise to stay“ oder „You are the one“ noch weitere Hochkaräter in Petto, die jedem Hardrock Jünger Freude bereiten sollten.

Es gibt vermutlich noch eine Menge anderer, ähnlich starker Scheiben, die irgendwo auf Halde liegen und aus den verschiedensten Gründen nie das Licht der Welt erblickten. Glücklicherweise haben GYPSY ROSE einen langen Atem bewiesen und zumindest Ihr „Vermächtnis“ den Genreliebhabern zugänglich gemacht, auch wenn aus der Karriere (zumindest unter dem GYPSY ROSE Banner) dann doch nichts wurde. Fans von den Scorpions oder Bonfire sollten auf jeden ein Ohr riskieren.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. When you leave at Night
02. You drive me crazy
03. Promise to stay
04. Moonlight
05. You are the One
06. Queen of the Night
07. Burning
08. Light up my Way
09. December Night
10. Fender ’59
11. The Look in your Eye
12. Solitude

Mario

TIR – Metal Shock

Band: TIR
Album: Metal Shock
Spielzeit: 44:53 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Gates Of Hell Records
Veröffentlichung: 10.05.2019
Homepage: www.facebook.com/TIR-Heavy-Metal-136007413130869

Es gibt so Bands wie GRAVE DIGGER, bei denen man sich schon sorgt, wenn mal eine Woche kein Album veröffentlicht wird. Dann gibt es so Bands wie BLIND GUARDIAN, von denen man weiß, dass sie ab und an Alben veröffentlichen und dann gibt es Bands wie TIR, die seit knapp 40 Jahren aktiv sind und jetzt auch mal so langsam ihr zweites Album fertig haben. Auf den Namen “Metal Shock” hört das gute Stück, das mit elf kurzweiligen Songs und einer Dreiviertelstunde Spieldauer aufwartet – gesungen komplett auf italienisch, man kommt schließlich aus Rom und die Sprache bietet sich für melodischen Metal an, wie kaum eine andere.
Nicht nur die Sprache passt aber, auch der Sänger dazu kann sich sehen lassen. Sergio Bonelli hat eine 1a-Oldschool-Heavy-Metal-Stimme, klingt dabei aber nicht wie der oder jener, sondern eben schlicht nach Sergio. In jeder Tonlage ist der gute Mann sicher und die sehr auf Harmonie gepimpten Backing Vocals sind ebenfalls sehr gelungen.
Die Produktion geht klar. Ein deutlicher Fall von nicht unglaublich modern, aber jut, das braucht die Musik von TIR eben auch nicht. Genug Druck hat die Scheibe auf jeden Fall, alle Instrumente kommen gut zur Geltung und der Rumpelfaktor ist gering und sympathisch. Härte steht dabei nicht unbedingt im Vordergrund, insbesondere bei den erstaunlich soft produzierten Drums. Dem Material der Jungs, das zum Teil noch aus den 80ern stammt, ist das jedoch dienlich, klingt eben nach Veröffentlichungen aus dieser Zeit.
Musikalisch ist man traditionell metallisch unterwegs, mit einem im Vergleich etwas überproportionalen Dur-Gebrauch und deutlichen Hard-Rock- und Rock’n’Roll-Anleihen in einzelnen Songs. Die Dur-Verwendung sorgt zudem für einen kleinen Power-Metal-Anstrich und in gewisser Weise hat das Resultat eine ähnliche Grundstimmung wie IRON MAIDENs “Seventh Son Of A Seventh Son”.
Balladen gibt es keine, außer man zählt “La Sfida” als solche, dessen erste Hälfte am Balladesken kratzt, dafür in der zweiten tüchtig aufs Gas drückt. Oder natürlich das echt schöne und ruhige “Memoria (Faber)” am Ende, ein rein auf der Akustikgitarre gespieltes Instrumental. Mit “Beat 150” und “Dentro Il Vuoto” sind zwei astreine Hard-Rock-Tracks vertreten und ansonsten gibt es viel klassischen Metal mit ordentlich Doublebass-getriebenem Uptempo und Melodien, die nun vielleicht nicht bahnbrechend ausfallen, aber auch selten langweilen.
Einigen Songs fehlt es dann aber trotzdem ein bisschen an Substanz. Das langsamere “Banche Armate” zieht sich ziemlich höhepunktarm und ist der wohl schwächste Song des Albums. Und sonst gibt es eben zwischendurch immer wieder mal ein wenig Mittelmaß, das aber vorbeigeht und nicht dramatisch ist. Alles in allem: TIR sind eine fast reine Live-Band, aber auch auf Platte wissen die Herren zu überzeugen. Und mit dem Release des inzwischen zweiten Albums steigt auch die Hoffnung, dass nun vielleicht auch mal ein paar Konzerte auf deutschem Boden folgen.

Anspieltipps:
“La Sfida”, “La Luna Nel Cericho”, “Dentro Il Vuoto” und “Beat 150”

Fazit:
Nein, modern oder innovativ ist “Metal Shock” nicht. Spaß macht es aber streckenweise gewaltig. Nicht allzu komplexer traditioneller Metal mit ein bisschen mehr Power Metal und Hard Rock, Fokus auf Melodien und ein bisschen mehr Dur – die Mischung funktioniert und ist praktisch prädestiniert für den Festival-Campingplatz!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Citta In Fiamme
02. La Sfida
03. Banche Armate
04. La Luna Nel Cerchio
05. Crazy Mama
06. Dentro Il Vuoto
07. Lasciateci Fare
08. Metal Shock
09. Beat 150
10. Mitra
11. Memoria (Faber)

Jannis

PULVER – Kings Under The Sand

Band: Pulver
Album: Kings Under The Sand
Spielzeit: 36:17 min
Stilrichtung: Retro Heavy Metal
Plattenfirma: Gates Of Hell Records
Veröffentlichung: 10.05.2019
Homepage: www.facebook.com/PulverHeavyMetal

PULVER – ach, was böte sich der Name dieser Band doch für einen billigen Eingangswitz an. Aber jut, ab und zu muss man sich auch mal zurückhalten. Also ganz klassisch zu Anfang ein paar allgemeine Randinfos. Die fünf Jungs von PULVER kommen aus Aschaffenburg, haben seit ihrer Gründung 2016 bereits eine EP veröffentlicht und legen nun ihren ersten, mit 36 Minuten Spieldauer recht kurzen, Longplayer “Kings Under The Sand” vor. Über acht Tracks inklusive Intro wird dem Hörer darauf nach eigenen Angaben eine Mischung aus NWOBHM und Hard Rock der späten 70er geboten. Dem kann ich soweit zustimmen, ebenso wie der Einschätzung, Sänger Dave Fröhlich erinnere unter anderem an Lemmy. Dabei fallen die Vocals allerdings minimal kraftlos aus und wurden mit einem ordentlichen Hall-Effekt ausgestattet. Das ist gar nicht unbedingt schlecht. Gerade die Tendenz von Fröhlich, häufig etwas unter dem angepeilten Ton zu landen und dann die gesungene Tonhöhe der erwarteten anzugleichen, gibt ihm durchaus etwas lässig-Entspanntes, was an sich gar nicht übel zum Rest der Musik passt, der mit seiner klaren 70es-Hard-Rock-Schagseite doch nicht selten eher zum Mitnicken als zum Bangen einlädt. Ist ein wenig Geschmackssache, ich mag’s.
Die Produktion ist recht Drum- und Bass-fixiert, was Gesang und Gitarren gelegentlich ein wenig in den Hintergrund drängt, anhören lässt sich die Platte allerdings problemlos, wenn man denn über gelegentliches Bassdröhnen (insbesondere bei “Warrior Caste”) und leicht dumpfe Drums hinwegsehen kann.
Musikalisch verlassen PULVER sich auf melodische Riffarbeit, viele Tempowechsel (Durchschnittlich einer pro Song ist Pflicht) und klassische Retro-Rock-Wendungen, wobei auf kleine Extras wie Orgel- oder allgemein Tastensounds praktisch komplett verzichtet wurde. Dafür gibt es ab und an kleine Authentizitäts-Boni wie Gong und Schellenkranz in “Warrior Caste”, das auf ungewöhnliche Harmonieführung baut und im Mittelteil schön zappelt. In Sachen Geschwindigkeit bewegt man sich zwischen schleppend-doomigem Downtempo (Sagt man das so?) und gemäßigtem Uptempo. Eher MAIDEN-Galopp als DRAGONFORCE-Gedresche, wie zu erwarten war. Besagtes Downtempo findet sich insbesondere bei “Blacksmith’s Lament” und “Quarinah”, hält sich angesichts des Faibles der Truppe für Tempowechsel jedoch meist nicht lange. “Alpha Omega” ist instrumental gehalten, letztendlich ein vierminütiges Gitarrensolo, das durchweg zu unterhalten weiß, und im finalen Track “Curse Of The Pharaoh” dürfen sogar ein paar fast black-metallig anmutende Gitarren mitwirken, die dem hypnotisch wirkenden Track in Kombination mit den in den Hintergrund gemischten Schreien eine durchaus besondere Atmosphäre verleihen.
Eine bessere Produktion hätte “Kings Of The Sand” gut getan, etwas ausgefeiltere Kompositionen ebenso. Aber Potenzial ist vorhanden bei PULVER, insbesondere hinsichtlich der Gitarrenarbeit und der doch sehr schönen Kombination von 70er Hard Rock und traditionellem Heavy Metal, bei der der Fokus im Gegensatz zu vielen anderen Bands der momentan so gerne gerittenen Retro-Welle erfrischenderweise eindeutig auf ersterem Stil liegt.

Anspieltipps:
“Kings Under The Sand”, “Curse Of The Pharaoh” und “Phantom Hawk”

Fazit:
Retrofreunde sollten hier ohne Frage mal ein Ohr riskieren. Ein bisschen mehr Ausgereiftheit und eine bessere Produktion (plus ein wenig mehr Mut in Sachen Songstruktur) täte dem Musik-Rezept von PULVER noch gut, aber dass die Jungs spielerisch und durchaus auch kompositorisch was auf’m Kasten haben, lässt sich nicht abstreiten. Das nächste Album würde ich gerne wieder rezensieren!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Rising
02. Phantom Hawk
03. Blacksmith’s Lament
04. Kings Under The Sand
05. Quarinah
06. Warrior Caste
07. Alpha Omega
08. Curse Of The Pharaoh

Jannis

ENFORCER – Zenith

Band: Enforcer
Album: Zenith
Spielzeit: 46:28 min
Genre: Heavy Metal
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 26.04.2019
Homepage: http://www.enforcer.se/

Als grosser Fan aller bisherigen Alben der Schweden ENFORCER war ich natürlich entsprechend gespannt auf die neue Platte der Jungs. Der letzte reguläre Rundling („From Beyond„, 2015) liegt ja nun schon glatte 4 Jahre zurück. Nun, man kann der Truppe jedenfalls keinen mangelnden Entwicklungswillen vorwerfen. Ob die neue Ausrichtung der Fanbasis gefällt muss sich allerdings noch herausstellen – ich zumindest habe an dem Ergebnis, das uns nun in Form von „Zenith“ ins Haus steht, einiges zu knabbern …

So viel vorweg: das Ungestüme, der Speed, die beinahe greifbare jugendliche Ungehobeltheit, die ENFORCER noch bis zum Vorgänger zu Tage legten, ist abgestreift. Stattdessen haben die Wikstrand-Brüder die Zeit genutzt und hörbar Wert auf ausgeklügelte Arrangements gelegt, das verfügbare Klangsortiment aufgewertet (auf „Zenith“ fliegt einem unvermittelt das ein oder andere Keyboard-Solo um die Ohren!) und, zumindest klanglich, Kreide gefressen. Songs wie die mit überflüssigen „Oho“-Chören ausgestattete Vorab-Single „Die for the Devil“ oder „Zenith of the black Sun“ wirken wie eine zwar spürbar gereifte, aber auch Teilen Ihrer bisher bekannten Identität beraubte, Band. Da die Truppe sich nun an den Hardrock Granden der 80er zu orientieren scheint, muss Sänger Olof Wikstrand nun nicht mehr permanent übers Limit kreischen, sondern auch mal dezent und melodiös singen. Und da fällt leider auf, dass der Derwisch durchaus stimmliche Defizite hat. Will sagen: um entspannteres Material tragen zu können, fehlt einfach die stimmliche Autorität. Sobald die Jungs Vollgas geben und mit gewohntem Speed nach vorne rocken („Searching for you“, „Thunder and Hell“) steht die Stimme wie gewohnt wie eine Wand neben den Instrumenten. Wird aber instrumental zurückgefahren, schafft Wikstrand es nicht den Zuhörer zu packen. Das ist bei der Piano-Schlafpille „Regrets“ oder dem Richtung Heart of Cygnus schielenden, aber leider völlig in den Sand gesetzten „Sail on“ besonders auffällig. Das alles macht „Zenith“ zwar noch lange nicht zu einem schlechten Album, denn nach wie vor können ENFORCER gute Songs schreiben (siehe den klasse Midtempo Rocker „One thousand Years of Darkness“) und spielerisch ist eh alles im grünen Bereich. Aber „Zenith“ stellt doch durch das gerüttelt Mass an Mittelmässigeit und den weichgespülten Sound eine herbe Enttäuschung im Vergleich zu den übergrossen Taten der Vergangenheit dar.

Mit „Zenith“ setzen ENFORCER so ziemlich alles auf eine Karte. Geht der Schuss nach hinten los dürfte es das womöglich gewesen sein, denn der Bruch, den die Jungs hier im Vergleich zu ihrem bisherigen Schaffen vollziehen ist auf vielen Ebenen spürbar und schon ziemlich krass. Ich würde es den Jungs wünschen, dass die Kurskorrektur dem Flagschiff der schwedischen Metal Bewegung keine absoluten Schiffbruch beibringt, denn wenn die Truppe sich auf Ihre bisherigen Stärken konzentriert, ist sie immer noch unschlagbar. Ich hoffe daher mal, dass es sich bei „Zenith“ um einen (verzeihbaren) Ausrutscher handelt …

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Die for the Devil
02. Zenith of the black Sun
03. Searching for you
04. Regrets
05. The End of a Universe
06. Sail on
07. One thousand Years of Darkness
08. Thunder and Hell
09. Forever we worship the Dark
10. Ode to Death

Mario

PRISTINE – The Road back to Ruins

Band: Pristine
Album: The Road Back to Ruins
Spielzeit: 47:48 min
Stilrichtung: Hard Rock
Plattenfirma: Nuclear Blast Records
Veröffentlichung: 19.04. 2019
Homepage: www.pristine-music.com

PRISTINE – ROAD BACK TO RUINS
Makelloser Vintage-Bluesrock als Frustbewältigung
Die norwegische Band PRISTINE ist frustriert, zumindest ist aus dieser Gefühlslage heraus der Titel ihres mittlerweile fünften Studioalbums „Road back to Ruins“ entstanden.
Die Scheibe selber hinterlässt beim geneigten Hörer allerdings gänzlich andere Stimmungsmomente. Die für skandinavischen Ursprungs eher untypische Scheibe ist ganz klar im klassischen Hardrock der 70er Jahre angesiedelt, nimmt gekonnt Anleihen bei Led Zepplin auf, allerdings gänzlich ohne die Gefahr, wie ein weiterer Klon des Luftschiffes zu klingen. Stimmlich bewegt sich die grandiose Sängerin Heidi Solheim eher in Gefilden der älteren Heart Stücke und der 37jährige Rotschopf braucht den Vergleich mit Ann Wilson nicht zu scheuen. Wie sie nicht nur dem Song „Cause and Effect“ bluesig dezent ihren unverwechselbaren Stempel aufdrückt, ist aller Ehren wert.
Im treibenden Opener „Sinnerman“ kriegt man die Blueslastigkeit der Band aus Tromsø (ø =ALTTaste und auf Zahlenfeld 155 eingeben) noch gar nicht so mit, denn Gitarrist Espen Elverum Jacobsen, ein wahrer Könner seines Faches, liefert hier hardrockend ordentlich ab.
Das folgende Titelstück des Albums entspricht dann schon mehr dem Leitbild, auch wenn er gegen Ende überraschend mit einem Gitarrenhardrockriff in Reinkultur endet.
„Landslide“ und „Pioneer“ kommen etwas gewöhnungsbedürftig daher und sorgen für die akzeptablen, kleinen Durchhänger auf dem „Road“-Trip, wo hingegen sich „Blindspot“, mit arabischem Intro als Statement versehen, wunderbar im Tempo verschleppt in die Gehörgänge kriecht.
Exemplarisch herausgegriffen sind Songs wie „Aurora Skies“ und speziell „Your Song“ mit schönem Orgelsolo, einfach gute, warm klingende und komplett zeitlos arrangierte Rocksongs, wie sie nicht mehr allzu häufig die Welt erblicken.
„Road Back to Ruin“ lebt von der Vielfältigkeit der unterschiedlichen Songs, klingt, wie moderner 70er Hardrock klingen muss und entführt letztendlich in eine musikalisch ganz eigene Welt.
PRISTINE bieten mit ihrem aktuellen Album ganz sicher keinen Grund frustriert zu sein, liefern sie doch mit diesem Album den Höhepunkt ihrer bisherigen Schaffensphase ab.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Sinnerman
02. Road Back To Ruin
03. Bluebird
04. Landslide
05. Aurora Skies
06. Pioneer
07. Blind Spot
08. The Sober
09. Cause And Effect
10. Your Song
11. Dead End

Link zum Video “Sinnerman” : 

Rüdiger König

STEVE JONES – Mercy / Fire and Gasoline (Re-Releases)

Band: Steve Jones
Album: Mercy / Fire and Gasoline (Re-Releases)
Spielzeit: 46:44 min / 49:37 min
Stilrichtung: Hard Rock
Plattenfirma: Rock Candy Records
Veröffentlichung: /
Homepage: www.rockcandyrecords.com

Als die Sex Pistols im Jahr 1978 das Handtuch warfen und sich nach nur einem regulären Album („Never mind the Bollocks“, 1977) wieder von der musikalischen Bildfläche verabschiedeten, hatte die Band nachhaltig dafür gesorgt, dass ein Umbruch in Rollen kam. Die Punkbewegung in England fegte (nicht nur) über die Insel hinweg und brachte frischen Wind in die sich selbst viel zu ernst nehmende, verknöchErte Musiklandschaft. Einen nicht unerheblichen (musikalischen) Anteil am Erfolg der Sex Pistols hatte dabei Gitarrist STEVE JONES, der immerhin als relativ (im Vergleich zu seinen Bandkollegen) versiert an seinem Instrument galt und einige unvergessliche Riffs den Annalen des Rock beigesteuert hat. Nach dem Ende der Sex Pistols zog es JONES nach Amerika, wo er erst mal einige Jahre seiner Drogensucht frönte bevor er sich eines Besseren besann und sein musikalisches (und berufliches) Glück in einer Solo-Karriere suchte. Herausgekommen sind damals, Ende der 80er Jahre, 2 Alben, die nun über das englische Rock Candy Records Label, wie immer neu gemastert und mit informativen Linernotes versehen, neu aufgelegt werden.

Mercy (1987)

JONES‘ Debüt Album unter eigenem Namen wurde von Bob Rose produziert, der sich zuvor Meriten als Produzent des Miami Vice Soundtracks verdient hatte und auch prompt einen Track des Albums in einer Folge der Serie sowie auf dem Miami Vice II Soundtrack unterbrachte. Indes, diese Schützenhilfe änderte auch nichts daran, dass der erste Gehversuch des Riff-Rockers eher unbeachtet blieb. Für viele Interesseirte dürfte die stilistische Ausrichtung der Scheibe einem kleinen Kulturschock gleichgekommen sein, insgesondere wenn man die Veregangheit von JONES‘ im Hinterkopf hatte. Gleich der Opener und Titeltrack schlurft derart lässig und pop-affin durch die Lautsprecher, dass man sich schwer tut dahinter den langhaarigen Punk aus UK vorzustellen. Auch im weiteren Verlauf klingt das Material oft nach einer Mischung aus Billy Idol und The Cult, allerdings ohne die zwingenden Hooks oder wirklich packende Arrangements. Hier und da wird auch mal etwas kerniger gerockt („Give it up“, „That’s enough“), aber unterm Strich krankt „Mercy“ aber daran, dass JONES keine Hits im Köcher hat sowie weder ein guter Sänger, noch ein wirklich starker Gitarrist ist. Daher wirkt das Ganze dann musikalisch schon recht fade und stellt heute wie damals eine okaye Platte dar, aber kein Must-Have.

Fire and Gasoline (1989)

Für Anlauf Nummero Zwo wurde dann geklotzt und nicht gekleckert. Auf dem Produzentenstuhl nahm diesmal Mark Dearnley Platz, der sich diesen Job mit dem The Cult Sänger Ian Astbury teilte. Vor allem Letzterem ist der nicht zu überhörende Einfluss der britischen Goth Rocker auf „Fire and Gasoline“ zu verdanken, denn Tracks wie der Opener „Freedom Fighter“ hätten auch gut zu Astbury’s Stammband gepasst. Weitere prominente Unterstützung gab es im Studio von Guns N‘ Roses Kreischhals Axl Rose (im Sex Pistols Cover „I did you no wrong“), der dann nochmals eindringlich aufzeigt, wo die stimmlichen Defizite von JONES liegen. Insgesamt ist „Fire and Gasoline“ aber um einiges effektiver geraten als der Vorgänger, was vor allem an der energischen Produktion und der Tatsache liegt, dass hier keine Experimente gemacht, sondern sehr gradelinig die Biker-Rocker Klientel bedient wurde. JONES war in den 2 Jahren seit der ersten Platte immer noch kein besserer Sänger geworden, lies sich aber stimmlich mehr gehen und konnte mangelnde gesangliche Fertigkeiten durch erhöhten Einsatz wett machen. Mit (u.a.) „We’re Not Saints“, dem von einem Billy Duffy (The Cult) angereicherten „Get ready“ oder dem starken „“God in Louisiana“ hat „Fire and Gasoline“ genügend gute Argumente um als starkes (Biker) Rock Album zu bestehen.

Während es bei „Mercy“ nicht wirklich zur uneingeschränkten Kaufempfehlung reicht, sei Freunden von dreckigem Hardrock der Marke The Cult oder Little Caesar der zweite Streich „Fire and Gasoline“ wärmstens ans Herz gelegt. Die vorliegenden Neuauflagen sind wie immer beim Rock Candy Label, mit viel Liebe zum Detail aufbereitet worden – Fans des genres sollten daher zumindest bei der 1989er Scheibe zugreifen.

WERTUNG:

Mercy (1987)

 

 

Fire and Gasoline (1989)

 

 

Trackliste:

Mercy (1987)

01. Mercy
02. Give it up
03. That’s enough
04. Raining in my Heart
05. With you or without you
06. Pleasure and Pain
07. Pretty Baby
08. Drugs suck
09. Through the Night
10. Love Letters

Fire and Gasoline (1989)

01. Freedom Fighter
02. We’re not Saints
03. God in Louisiana
04. Fire and Gasoline
05. Trouble Maker
06. I did you no wrong
07. Get ready
08. Gimme Love
09. Wild Wheels
10. Hold on
11. Leave your shoes on
12. Suffragette City (Bonus Track)

Mario