NOVENA – Eleventh Hour

Band: Novena
Album: Eleventh Hour
Spielzeit: 73:03 min
Stilrichtung: Progressive Metal
Plattenfirma: Frontiers Music s.r.l.
Veröffentlichung: 06.03.2020
Homepage: www.novenaband.uk

Da viele von uns ja momentan eh nicht viel zu tun haben und ihren Alltag gewissenhaft auf dem Sofa zuhause verbringen, kann man ja eigentlich auch mal ein längeres Album auf die Playlist setzen. NOVENA’s “Elevent Hour” zum Beispiel? Das wäre mit seinen zehn Songs (drei davon über zehn Minuten) und knapp 75 Minuten Spieldauer schonmal ein geeigneter Kandidat, insbesondere, da neben Ross Jennings, dem Sänger der Prog-Instanz von HAKEN, auch der Rest des LineUps sein Handwerk im Schlaf beherrscht. Produktion passt auch, so weit, so stabil.
Musikalisch zeigt sich bereits ab Track 2 (Track 1 ist ein viel zu leises Intro, in dem Grillen zirpen und jemand geht), dass HAKEN-Fans bei “Eleventh Hour” viele der Trademarks der Band wiederfinden werden, nicht zuletzt den fetten mehrstimmigen A-Capella-Chor am Track-Anfang. Zu den Tracks im einzelnen lässt sich jedoch erstaunlicherweise wenig sagen. Jut, “Sun Dance” ist treibend, straight und sehr angenehm, mit cleanem Gitarren-Strumming und schön-melancholischer Atmosphäre. “Sail Away” ist fast komplett sehr ruhig, “Corazón” hat ein Flamenco-Intermezzo inklusive passender Gastsängerin und “Indestructible” hat ein schönes Klaviermotiv (Klavier ist eh recht dominant vertreten auf der Platte, wenn auch nicht SAVATAGE-dominant) und gibt sich gut gelaunt mit bösem Mittelteil.
Ansonsten pendeln die Songs zwischen oft vergleichsweise ruhigen Strophen, ganz ruhigen Parts und aggressiveren dissonanten Passagen hin und her, wobei bei letzteren verstärkt auf Growling gesetzt wird – im Rahmen aber, 95% des Gesangs sollten schätzungsweise clean sein. Dabei muss man den Jungs lassen: Sie können das alles perfekt und die Kompositionen sind wirklich sehr schön, sehr smart und sehr kreativ. Das Ding ist soweit ein einwandfreies Prog-Metal-Album mit häufig positiver Grundstimmung, das für Abendstunden alleine im gemütlichen Wohnzimmer bestens geeignet ist.
Hier der Nachtrag für die HAKEN-Fans, die dank Ross diesem Album wohl verstärkt Aufmerksamkeit widmen werden: Kompositorisch kann man an sich zwar nicht meckern, doch wer ein Gesamtkunstwerk der Marke “Aquarius” oder “The Mountain” erwartet, das eine hammerharte Gesamtatmosphäre erzeugt, zum Träumen einlädt und zum Teil absolute Ohrwurmmelodien an den Tag legt, der wird ein Stück ernüchtert sein. Ein Gesamtkonzept existiert zwar, getragen aber durch einige Spoken-Word-Monologe innerhalb einzelner Songs, aber eigenständiger als die Tracks besagter HAKEN-Alben sind sie allemal. Das sollte Freunde der Band keinesfalls vom Reinhören abhalten (nochmal: Die Trademarks sind da und bestens umgesetzt mit Schöner-Part-Dauerfeuer), aber vielleicht ein wenig die Erwartungen senken, die man nach dem Reinhören in einzelne Tracks an das Album als Gesamtes entwickeln könnte.

Fazit:
Ja, ich weiß, wie oft jetzt schon der HALEN-Vergleich fiel, aber er bietet sich halt auch echt an. Auf jeden Fall ist NOVENAs Debutalbum weit mehr als nur ein okayer Wartezeitvertreib bis zum nächsten Album von Ross‘ Hauptband. Und für Fans von technisch wie melodisch und kompositorisch starkem Progressive Metal sowieso absolut empfohlen.

WERTUNG:

für HAKEN-Fans,

 

für Prog-Metal-Fans generell.

 

Trackliste:

01. 22:58
02. 22:59
03. Sun Dance
04. Disconnected
05. Sail Away
06. Lucidity
07. Corazón
08. Indestructible
09. The Tyrant
10. Prison Walls

Jannis

THE ONEIRA – Injection

Band: The Oneira
Album: Injection
Spielzeit: 47:41 min
Stilrichtung: Progressive Rock
Plattenfirma: Rockshots Records
Veröffentlichung: 13.03.2020
Homepage: www.facebook.com/Theoneira

Es tut doch zugegebenermaßen gut, zwischen all dem Metal, den ich so rezensiere, auch mal was Entspannenderes vorgelegt zu bekommen, was nicht über weite Teile mit brachialer oder undergroundig-schroffer Produktion voranholzt. Somit passen mir THE ONEIRA bestens in den Kram. Das griechisch-italienische Quartett hat mit “Injection” jüngst sein drittes Album veröffentlicht und liefert darauf Musik, die dem Bandnamen (griechisch für “Traum”) alle Ehre macht. Denn in seiner Gesamtheit ist “Injection” ein warm produziertes, soft-beruhigendes Stück Retro-Neo-Prog-Rock (Falls es das Genre nicht gibt: jetzt schon), das absolut authentisch den Stil von Größen wie MARILLION, IQ und TRANSATLANTIC fortführt. Unaufgeregt, meist mit positiver Grundstimmung dank seiner präsenten aber nicht überpräsenten Dur-Harmonien, hochmelodisch und meditativ. Dafür ist zum einen der Sound der Platte verantwortlich. Die Produktion ist stark, die Vocals von Manuel Ruscigno sind meist weich und gefühlvoll, dabei auf den Punkt, und er verschmilzt komplett mit dem Gesamtsound, wozu auch die gelungenen Backing Vocals ihren Teil beitragen. Synthesizer gibt es so einige, allerdings nicht penetrant nervig sondern geschmackvoll eingesetzt als gleichberechtigtes Instrument. Die Soundauswahl passt ebenfalls, klingt sehr nach der oben genannter Bands und wiederholt sich nur selten so, dass es auffällt.
Der längste und der kürzeste Track des Albums sind instrumental gehalten, ersterer (“Injection”) als vielseitiger, im Härtegrad variierender Track, letzterer (“Behind The Sun”) in Teilen beinahe metallisch.
Der Rest der Tracks variiert in Strophen und Refrains ebenfalls gerne in Sachen Härte, beginnt mit oder findet im Verlauf des jeweiligen Tracks zu positiven Vibes, ohne sie dem Hörer mit aufdringlichem “Lach doch mal”-Verhalten aufzuzwingen. Einzelne Tracks fallen balladiger aus (“Paint Your Soul”, der balladigste, dabei aber immer noch eher ein ruhiger Prog-Rock-Song), andere rockiger (“Trust No One”), alle von ihnen garniert mit einer hörbaren und zweckdienlichen Dosis melodisch-smoother Jazz-Harmonien. Diese sind wohl hauptverantwortlich dafür, dass “Injection” nur wenige Ohrwurmmelodien zu bieten hat, während die Komposition aber zu jedem Zeitpunkt stimmig und nachvollziehbar wirkt. Im Endeffekt verschwimmen die Songs somit ein wenig in der Erinnerung, was das einzige Manko der Platte ist, denn ein wenig mehr Abgrenzung, vielleicht mal ein komplett ruhiger oder auch ein komplett härterer Song oder die ein oder andere einfache, Pop- oder Hard-Rock-lastige, eingängigere Melodie hätten den Wiedererkennungswert einzelner Tracks erhöht. Aber…

Fazit:
…so ist “Injection” eben eines der Alben, die man sich spät abends auf dem Sofa mit angenehm gedimmter Beleuchtung als Ganzes zu Gemüte führen kann und so in den Genuss einer wunderschön friedlichen atmosphärischen Prog-Rock-Platte kommt, deren Potenzial zur Stimmungserzeugung absolut verzeihen lässt, dass einzelne Tracks aus der Gesamtheit nicht wirklich herausstechen. Ein bisschen Punktabzug gibt’s trotzdem, ist ja immerhin ein Kritikpunkt, aber für jeden Freund oben genannter Bands und von ruhigem Prog Rock generell hier eine absolute Reinhörempfehlung!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Still Free To Choose
02. Know That Feeling
03. Edipsos
04. Behind The Sun
05. Make My Day
06. Paint Your Soul
07. Trust No One
08. Over The Mountain
09. Injection

Jannis

FLYING COLORS – Third Degree

Band: Flying Colors
Album: Third Degree
Spielzeit: : 66.28 min
Stilrichtung: Progressiver Hard Rock
Plattenfirma: Mascot Label Group
Veröffentlichung: 04.10..2019
Homepage: www.flyingcolorsmusic.com

FLYING COLORS – Third Degree

Wohin mit dem musikalischen Sendungsbewußtsein, wenn die Hauptband nicht alle Aspekte der eigenen Kreativität abdeckt. Diese, so oder so ähnlich gestellte Frage, beantworten sich Deep Purple Gitarrist Steve Morse und Sons of Appolo Drummer Mike Portnoy, sowie Keyboarder Neal Morse mit der Fortsetzung ihrer Supergroup FLYING COLORS. Auch der Nachfolger ihrer genialen „Second Nature“ Scheibe , dient als anspruchvolles Auffangbecken zahlreicher Songs, die trotz ihrer Klasse in den angestammten Bands nicht gepasst hätten. Ihre zahlreichen Fans dürften froh sein, ob dieses Ventils.
Keine leichte Kost, aber auch nicht schwer verdaulich, läßt sich „Third Degree“ etwas kryptisch zusammenfassen. Songstrukturen , weit weg vom Mainstream, wollen vom Hörer erkannt , und nach Erarbeitung genossen werden.
FLYING COLORS bedienen nicht das vordergründig zu Erwartende, das überlassen sie anderen, weil sie es können.
Auf der anderen Seite sind FC aber auch keine x-beliebige Progband, die das instrumentale Können gerne mal über den Song stellen, aber wenn sich Pink Floydsche Versatzstücke, wie in „Guardian“ gut in einem Song platzieren lassen, bevor im Refrain die Geradlinigkeit Oberhand gewinnt, so haben sie Spaß daran. Natürlich hilft das außergewöhnliche handwerkliche Können jedem einzelnen Bandmitglied die teils obskuren Songideen umzusetzen, aber dient nie als Mittel zum Zweck.
Spielerisch leichtfüßig entwickeln sich Songs wie „The Loss Inside“ und das ruhigere „Cadence“ von einem Part zum anderen und bedienen sich dem zu entwickelnden Spannungsbogen, indem sie unterschiedlichste Songstrukturen gekonnt vermischen.
FLYING COLORS sind jederzeit in der Lage großartige Melodien, wie im zehnminütigen, monumentalen „Last Train Home“ zu schreiben, in denen sich der Hörer verlieren kann.
Alle Songs der vorliegen dritten Studioarbeit seit 2012 werden auf unbeschreibliche Weise dargeboten von einem der ausdrucksstärksten Sänger im Musikbusiness überhaupt. Will man den Begriff „charismatisch“ nicht überstrapazieren, wäre Casey McPherson einer der wenigen, die ihn tragen dürften. Das sehr zurückgenommene, sechsminütige „ You are Not Alone“ ist eine einzigartige, gefühlvolle Visitenkarte seines Könnens.
„Love Letter“ zeigt uns die leichte, unbeschwerte Seite von FLYING COLORS. Klasse Pop Rock Song mit Gitarrensolo im Brian May Style.
Auch das elf Minuten lange „Crawl“ ist eine abwechslungsreiche Reise durch die immense Schaffenskraft dieser außergewöhnlichen Band.
Nicht jeder wird sich den teils komplexen Songs dieser Band öffnen können, aber die, die es können, werden ihre wahre Freude an „Third Degree“ haben.
Das die einzelnen Songs in der letzten Dezimalstelle vielleicht nicht ganz an die Qualität des Vorgänger heranreichen, sollte keinen Käufer abschrecken, sich eine der interessantesten und abwechslungsreichsten Scheiben dieses Genres zuzulegen.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. The Loss Inside
02. More
03. Cadence
04. Guardian
05. Last Train Home
06. Geronimo
07. You Are Not Alone
08. Love Letters
09. Crawl

Link zu “Cadence” : 

Rüdiger König

WOLVERINE – Cold Light Of Monday (RG Zeitmaschine)

Band: Wolverine
Album: Cold Light Of Monday
Spielzeit: 51:41 min.
Stilrichtung: Progressive Rock/Metal
Plattenfirma: Earache Records
Veröffentlichung: 17.11.2003
Homepage: www.wolverine-overdose.com

“Cold Light Of Monday” ist so ein Album, von dem ich mir gewünscht hätte, es wäre nicht veröffentlicht worden, bevor ich meine Rezensententätigkeit begonn. Egal, was soll’s, Zeitmaschine, ab geht’s ins Jahr 2003.
Hatten die Schweden von WOLVERINE ursprünglich als Death-Metal-Band begonnen, so bewegt man sich auf dem dritten Album “Cold Light Of Monday” doch mittlerweile in größtenteils ruhigen und edel erdig produzierten Progressive-Metal/Rock-Sphären. Während die Grundstimmung der meisten Alben in diesen Genres entweder nachdenklich, tendenziell fröhlich oder frustriert ist (oder eine Mischung aus allem), zieht “Cold Light Of Monday” den Hörer, salopp formuliert, gnadenlos runter. Erzählt wird auf der als Konzeptalbum gestalteten Platte die Geschichte einer jungen Frau namens Sarah, die zu Beginn vergewaltigt wird und sich im Folgenden mit den psychischen Auswirkungen dessen und ihren selbstzerstörerischen Arten, damit umzugehen, auseinandersetzen muss. Die Qualtiät der Texte ist, gelinde gesagt, eindrucksvoll. Sehr sensibel und respektvoll geschrieben, zum Teil aus Sarahs Perspektive und zum Teil aus der eines Erzählers, der ihre Gedanken und Emotionen zu vermitteln weiß. Das Resultat ist authentisch, bedrückend und ein außergewöhnlich realistisches Bild der Auswirkungen einer derartigen Tat auf das Opfer.
Zum Meisterwerk wird “Cold Light Of Monday” in Kombination mit der musikalischen Ebene. Ruhig, melancholisch, melodiös, wunderschön und gleichzeitig teils grässlich unangenehm – gerade Tracks wie das hypnotische, klangkunstartig anmutende “Tightrope” haben den Anschein, als habe man einem friedlich-harmonischen ungebrochenen Album etwas Grausames angetan. Gerade diese Tracks/Passagen sind tatsächlich schwer hörbar, vermitteln dabei die im Text dargestellten Emotionen umso stärker (erwähnenswert an dieser Stelle auch “Red Canvas” und “Dust”). Doch auch die melodiöseren, “klassischeren” Tracks auf “Cold Light Of Monday” sind nicht weniger beeindruckend komponiert. Sei es die gelungene Mischung aus Melancholie und Fröhlichkeit im Drogentrack “Carousel”, die kurze aber berührende Ballade “Trust”, der intensive Endtrack oder der Weltklasse-Chorus von “Sarah”; Ausfälle sucht man vergeblich.
Garniert wird all das durch ins Hirn gehende Refrains (“Sarah”, “Carousel”, “Pantomime” etc.), eine vielseitige Instrumentierung, einige elektronische Komponenten, eine unaufdringliche Progressivität und die großartige Stimme von Stefan Zell. Das letztendliche Resultat ist ein Album, das Emotionen unvergleichlich zu vermitteln vermag, alles andere als leicht hörbar ist und am besten mit dem Booklet in der Hand im heimischen Sessel genossen werden sollte. Und ein Album, das nach der subjektiven Meinung des Rezensenten verdammt nah an der Perfektion ist.

Anspieltipps:
Alles am besten in einem Rutsch durchhören. Ansonsten: “Sarah”, “Carousel”, “Trust” und “Tightrope”

Fazit:
Jedem zu empfehlen, der Progressive Rock/Metal mag und der weiß, dass eine deprimierte Grundstimmung am Ende eines Albums ein absolut würdiger Preis für das Privileg sein kann, es gehört haben zu dürfen. Ganz große Kunst, die sich wohl kein Besitzer der Platte nur einmal antun wird.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Dawn
02. Sarah
03. New Best Friends
04. Tightrope
05. Carousel
06. Trust
07. Pantomime
08. Red Canvas
09. Dusk
10. Tied With Sin
11. The Final Redemption

Jannis

RIVERSIDE – Wasteland

Band: Riverside
Album: Wasteland
Spielzeit: 50:58 min
Stilrichtung: Progressive Rock
Plattenfirma: Inside/Out
Veröffentlichung: 28.09.2018
Homepage: www.riversideband.pl

Nach dem absoluten Tiefschlag, den die polnischen Prog-Rocker RIVERSIDE mit dem viel zu frühen Tod Ihres Gründungsmitglieds und Gitarristen Piotr Grudzinski einstecken mussten, meldet sich die auf Trio-Größe geschrumpfte Band nun wieder mit einem neuen Album zurück. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn der Verlust von Grudzinski war für das eingespielte Team natürlich nicht nur musikalisch sondern auch vor allem auf persönlicher Ebene schwer zu verkraften. Das Erlebte hat entsprechend auch Spuren in der Musik der Band hinterlassen. „Wasteland“ wurde im Kern von den verbleibenden Bandmitgliedern eingespielt, wobei Sänger/Bassist Mariusz Duda dann auch die Gitarrenspuren übernommen hat und einige Soli vom Live-Gitarristen Maciej Meller übernommen wurden. Die Produktion der neuen Scheibe, die als Ltd. Mediabook CD, einfache CD, Doppel-LP und Digitales Album seit dem 28. September 2018 erhältlich ist, wurde von Robert Srzednicki übernommen, der dem Ganzen einen schön warm, organischen und verträumten Sound verpasst hat.

In die Heavy-Prog-Sparte haben RIVERSIDE nie gepasst, auch wenn es auf Alben wie „Second Life Syndrome“ oder „Anno Domini High Definition“ durchaus harte Passagen gegeben hat. Der Sound der Truppe hat sich vielmehr zumeist im gemächlichen Artrock und Neo-Prog Bereich abgespielt und auch auf „Wasteland“ sind die härter rockenden Momente nur sporadisch vertreten, wie z.B. in den mit feinen Riffs gespickten „Acid Rain“ oder „Vale of Tears“. Als Eckpfeiler dieses mitunter sehr düsteren und introvertiert anmutenden Werkes sind die beiden längeren Tracks auszumachen: das Instrumental „The Struggle for Survival“ kann mit dezenten Film-Noir Spielereien und einer mächtig groovenden Rhythmusfraktion überzeugen, der Titelsong „Wasteland“ fasst dann gegen Ende der Scheibe nochmal alles zusammen wofür RIVERSIDE eigentlich stehen: entschleunigter Gesang, Breitwand Klangkulissen, zumeist gute Hooklines und überzeugendes Handwerk (das nie zum Selbstzweck verkommt). Wer einen Titel zum Antesten sucht, ist mit diesem Track bestens bedient. Die restlichen Songs tun niemandem weh, lassen sich gut anhören und, das ist leider auch ein wenig die Krux, plätschern mitunter am Hörer vorbei, es sei denn man widmet dem Ganzen seine gesamte Aufmerksamkeit. So richtig packen tut das Songmaterial aber nicht und echte kompositorische Highlights kann ich keine ausmachen. Ebenso wenig fesselt mich der doch immer sehr zurückhaltende Gesang von Duda. Das ist aber alles nun beileibe nichts Neues im RIVERSIDE Universum, weshalb die zahlreichen Fans der Band hiermit wahrscheinlich kein Problem haben werden.

Mit „Wasteland“ ist RIVERSIDE zwar nicht das beste Album Ihrer Karriere gelungen, aber es ist immerhin als großer Erfolg zu bewerten, dass die Band es überhaupt geschafft hat neues Material zu erarbeiten und aufzunehmen. Mir fehlt es ein wenig an kompositorischer Finesse und dem gewissen Schmackes, auch wenn ich die sehr persönliche Athmosphäre der Scheibe mit jedem Durchlauf mehr zu schätzen lerne. Fans von melancholischem Prog à la Katatonia sollten aber auf jeden Fall ein Ohr riskieren (und die RIVERSIDE Fans sowieso). Wer noch unbedarft ist und RIVERSIDE für sich entdecken möchte, sollte aber erstmal zum Highlight der Diskographie („Anno Domini High Definition“) greifen.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. The Day After
02. Acid Rain
03. Vale Of Tears
04. Guardian Angel
05. Lament
06. The Struggle For Survival
07. River Down Below
08. Wasteland
09. The Night Before

Mario

MARILLION – All One Tonight (BluRay)

Band: Marillion
Album: All One Tonight (BluRay)
Spielzeit: / min
Stilrichtung: Progressive Rock
Plattenfirma: e.a.r Music
Veröffentlichung: 27.07.2018
Homepage: www.marillion.com

Nur wenige Bands können sich auf eine solch treue Fanbasis verlassen, wie die britischen Neo-Prog Götter MARILLION, die mittlerweile ihren zigsten Frühling erleben. Das zeigte sich mal wieder eindrucksvoll, als die Band ihre ambitionierten Pläne in Angriff nahm ein exklusives Konzert in der altehrwürdigen Royal Albert Hall zu spielen. Ob man den Konzertsaal würde füllen können? Alleine die Tatsache, dass die Band sich solche Fragen im Vorfeld überhaupt stellte zeugt von der Bodenständigkeit der Truppe. Natürlich waren jegliche Zweifel überflüssig. Das Event war binnen kürzester Zeit ausverkauft, und was das Publikum da zu sehen bekam liegt uns nun auch für den privaten Genuss am heimischen Fernseher auf Blu-ray vor.

Was man auf 2 prall gefüllten Scheiben, die in ein schickes Digipack, nebst schönem Booklet, verpackt sind, hier geboten bekommt ist tatsächlich eine audio-visuelle Vollbedienung. Die Klangqualität der Aufnahmen ist beeindruckend und die mit eindrucksvollen und geschmacksicheren Kameraeinstellungen eingefangenen Bilder zumeist atemberaubend. Man ist der Band, diesmal verstärkt durch ein 4-köpfiges Streichquartett (In Praise of Folly) und weitere Gäste , immer ganz nah. Sei es weil man, dank der geschickten Kameraeinstellungen, mal Teil des innig lauschenden Publikums ist, dann wieder das Gefühl mit Steve Hogarth und Co auf der Bühne zu stehen und die ehrwürdigen Bretter der Royal Albert Hall zu betreten. Selten hat mich eine Konzert-DVD/Blu-ray dermaßen gefangen genommen wie „All One Tonight“. Zu bestaunen sind in Teil 1 des Konzertes die Aufführung des letzten Studioalbums „F.E.A.R.“, was hier, auch dank dem tollen Drumherum nochmal um einiges imposanter wirkt, und in Teil 2 werden dann noch einige Highlights aus dem Bandkatalog (u.a. eine grandiose Version von „Easter“) serviert bevor bei den letzten Tracks „Neverland“ und „The Leavers: V. One Tonight“ optisch nochmal alles gegeben wird und der Gig in einem fulminanten Finale endet. Es ist eine Freude Sänger Hogarth zuzuschauen wie er seine Texte nicht nur singt, sondern lebt und wie alle Musiker, trotz Ihrer über die vergangenen Dekaden gesammelten Erfahrungen, vor Freude und Stolz beinahe zu platzen scheinen. Wer mit MARILLION bisher nichts am Hut hatte, aber prinzipiell dem Prog im Allgemeinen nicht abgeneigt ist, der sollte spätestens mit „All One Tonight“ mal ein Auge/Ohr riskieren. Die Band lässt den Zuschauer in dem Konzertmitschnitt (sowie in dem sehr unterhaltsamen Backstage Bericht auf der Bonus Scheibe) so nah an sich heran wie nur selten. Und musikalisch ist des Gebotene eh vom allerfeinsten.

Ja, ich bin begeistert. Nicht nur weil das Setting dieses außergewöhnlichen Auftritts ein ganz besonderes ist, sondern vor allem weil es MARILLION gelungen ist dem auch ein gewichtiges Konzert entgegen zu setzen. Während Opeth zB an gleicher Stelle („In Live Concert At The Royal Albert Hall“) wie eingeschüchterte Jungs manchmal deplatziert und eingeschüchtert wirkten, machen die Engländer aus der Bühne Ihr Zuhause und laden gleich noch alle Freunde mit ein. Technisch ist das vorliegende Produkt ebenfalls zum mit der Zunge schnalzen. Beide Daumen hoch und eine absolute Kaufempfehlung!

WERTUNG:

(keine Wertung)

Trackliste:

Disc: 1

01. El Dorado
02. Living in F E A R
03. The Leavers
04. White Paper
05. The New Kings
06. Tomorrow’s New Country
07. The Space
08. Afraid Of Sunlight
09. The Great Escape
10. Easter
11. Go!
12. Man Of A Thousand Faces
13. Waiting To Happen
14. Neverland
15. The Leavers: V. One Tonight

Disc: 2

01. Documentary Film
02. Intermission (Audio/Video)
Screen Media
03. Screen Media:The Space
04. Afraid Of Sunlight
05. The Great Escape
06. Easter
07. Go!
08. Man Of A Thousand Faces
09. Waiting To Happen
10. Neverland
11. The Leavers vs. One Tonight

Mario

DUKES OF THE ORIENT – Dukes of the Orient

Band: Dukes Of The Orient
Album: s/t
Spielzeit: 52:57 min
Stilrichtung: Prog/Melodic Rock
Plattenfirma: Frontiers Records / Soulfood
Veröffentlichung: 23.02.2018
Homepage: www.dukesoftheorient.com

Hinter dem außergewöhnlichen Bandnamen verbergen sich mit JOHN PAYNE (Ex ASIA) und ERIK NORLANDER (LANA LANE) zwei langjährige Protagonisten des Melodic Rock-Hard Rock/Prog Sektors. Wie man auf diesen Band oder Projekt Namen gekommen ist, ließ sich vorab nicht erschließen, aber musikalisch gesehen erscheint die Beschaffenheit dieses Rundlings quasi zwangsläufig.
Eine wohl dosierte Portion Melodic Rock, angereichert mit diversen Stilmitteln des Prog-Rock, kommen hier eindeutig zur Geltung. Beides wirkt sehr harmonisch zusammengefügt, was letztlich der Ausrichtung beider Hauptakteure geschuldet ist.
Bestes Beispiel für diese Klassifizierung ist die Vorab Single „Strange Days“, die trotz leichter Prog Elemente, einen deutlich hörbaren „Airplay-Einschlag“ aufweist.
Dies zieht sich wie ein roter Faden durch den gesamten Silberling. Lediglich die Tatsache, dass nur 8 Titel vertont wurden, ergibt einen minimalen Minuspunkt, der die gute Bewertung jedoch nicht wirklich in Frage stellt.
Müßig am Ende zu erwähnen, dass auch die Sangesleistung von Herrn Payne außerordentlich gut zu bewerten ist.
Anhänger beider genannter Stilrichtungen, dürfen sich über ein wirkliches Highlight freuen. Wer auf bereichsübergreifende Mucke mit erwähnten Trademarks steht, sollte hier zugreifen. Man darf gespannt sein ob die Story DUKES OF THE ORIENT“ eine Fortsetzung findet.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Brother In Arms
02. Strange Days
03. Amor Vincit Omnia
04. Time Waits For No One
05. A Sorrow’s Crown
06. Fourth Of July
07. Seasons Will Change
08. Give Another Reason

Bonne

KINO – Radio Voltaire

Band: KINO
Album: Radio Voltaire
Spielzeit: 56:10 min
Stilrichtung: Progressive Rock
Plattenfirma: Inside/Out Records
Veröffentlichung: 23.03.2018
Homepage: www.facebook.com/KINObandofficial/

Wohlfühl (Neo)Prog ist ja immer ein zweischneidiges Schwert. Da wird es dann mal ganz schnell unheimlich kitschig, seicht belanglos oder einfach nur sterbenslangweilig. Bei mir hat das formidable, keineswegs oberflächliche, Debüt der Briten KINO aus dem Jahr 2005 allerdings einen ganz besonderen Platz im Herzen. Auf dieser Scheibe zauberten die Jungs (Arena Sänger/Gitarrist John Mitchell, Marillion Bassist Pete Trewavas und Keyboarder John Beck von It Bites) einen leckeren Happen hochmelodischen, beinahe schon poppigen Progs, der auch heute noch zeitlos und unverbraucht klingt. Leider war es lange still um die Formation, da sich die Beteiligten nach Veröffentlichung des Erstlings wieder anderen Projekten/Bands widmeten. Umso überraschender nach 13 Jahren die Ankündigung, dass mit „Radio Voltaire“ tatsächlich ein Album mit neuem Material erscheint. Personell hat es lediglich leichte Veränderungen gegeben: Keyboarder John Beck ist heuer nur noch als Gastmusiker aufgeführt und an den Drums hat Craig Blundell die Stöcke von Chris Maitland übernommen.

Bereits der der Opener/Titeltrack „Radio Voltaire“ vermittelt mit seinen gefühlvollen Gitarrenleads, der packenden Melodieführung und einer perfekten Produktion das Gefühl als sei die Zeit stehengeblieben. Das Ganze knüpft recht nahtlos an den starken Vorgänger an und als Fan der Band kann man sich entspannt zurücklehnen und den restlichen, abwechslungsreichen Tracks lauschen. Da wird nicht unbeholfen auf Teufel-komm-raus ein nicht passendes Heavy-Riff passend gemacht, oder verkopft ohne Sinn und Zweck vor sich hin gefrickelt. Bei KINO stand und steht der Song im Vordergrund und über allem thront John Mitchell mit tollen Gesangsmelodien („Grey Shapes On Concrete Fields“) und starken Gitarren-Leads bei denen das Prinzip des „Weniger-ist-mehr“ auf die Spitze getrieben wird. Anspieltipps dieser sehr abwechslungsreichen Scheibe sind das leicht psychedelische „Out Of Time“, der Rocker „The Dead Club“, das beschwingte „I Don’t Know Why“ sowie der ruhige Rausschmeißer „The Silent Fighter Pilot“. Absolut begrüßenswert ist die positive, erbauende Grundstimmung, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album zieht und den Hörer von vorne bis hinten zu fesseln weiß. Hier haben KINO Einiges richtig gemacht und scheren sich nicht im Geringsten um Erwartungshaltungen oder Konventionen, was der Scheibe (mal wieder) einen ganz eignen Charme und etwas Zeitloses gibt.

Mit „Radio Voltaire“ legen die Routiniers von KINO einen weiteren Leckerbissen vor, der das lange Warten (beinahe) vergessen macht. Perfekt produziert, mit hohem Können komponiert und eingespielt gibt es ein Album zu hören, das auch nach dem x-ten Durchlauf nicht langweilig wird und mit zum Kompaktesten gehört was in letzter Zeit im Neo-Prog Sektor veröffentlicht wurde. Die Scheibe kann als Special Edition im CD Digipak, als Gatefold Vinyl (inkl. CD) oder Digitales Album erworben werden. Fans von gepflegten, kompetent eingespielten Pop/Neo-Prog können, nein sollten, hier bedenkenlos zugreifen.

WERTUNG :

 

 

Trackliste:

01. Radio Voltaire
02. The Dead Club
03. Idlewild
04. I Don’t Know Why
05. I Won’t Break So Easily Any More
06. Temple Tudor
07. Out Of Time
08. Warmth Of The Sun
09. Grey Shapes On Concrete Fields
10. Keep The Faith
11. The Silent Fighter Pilot

Mario

JONO – Life

Band: Jono
Album: Life
Spielzeit: 57:52
Stilrichtung: Progressive Rock/AOR
Plattenfirma: Fontiers Records
Veröffentlichung: 01.12.2017
Homepage: www.jonotheband.se

JONO sind eine der Bands, die hinsichtlich ihres Namens erschreckend unkreativ wirken, setzt sich dieser doch schlicht aus den Initialen von Bandgründer Johan Norrby zusammen. Dies sei den Herren aus Schweden jedoch angesichts ihrer musikalischen Leistung bedenkenlos verziehen. Die 2006 gegründete Gruppe hat am 01.12. mit ihrem vierten Album “Life” ein kleines Meisterwerk veröffentlicht, das Freunde von leicht progressivem exzellent komponierten und umgesetzten Melodic Rock noch geschwind auf ihren Wunschzettel schreiben sollten. Schließlich liefert “Life” über zehn auf knapp 60 Minuten verteilten Tracks konstant hohes Niveau. Dieses äußert sich zuerst einmal in der sehr guten, klaren und druckvollen Produktion, die keine Wünsche offen lässt.
Auch die Musiker überzeugen auf ganzer Linie. Sänger Johan hat nicht nur eine ausdrucksstarke, für diese Art von Rock sehr geeignete Stimme, er weiß sie auch hervorragend einzusetzen. Dabei ist er gelegentlich kurz davor, zu übertreiben – aber eben nur kurz davor. Realistisch betrachtet: Mit einem derartig guten Sänger ist die halbe Miete eh schon bezahlt. Der Rest der Musiker tut dem sein Übriges. Die Rhythmusfraktion beweist Gespür für stimmigen Antrieb. Die Keyboards, häufig als Klavier-Sounds umgesetzt, unterstützen die Songs und geben ihnen zusätzlichen Charaker, ohne übertrieben oder fehl am Platze zu wirken. Und die Gitarren, die von anderen Vertretern des Genres leider ab und an sträflich vernachlässigt werden, sind dominant genug, um “Life” nicht zu einem Album voller Halbballaden verkommen zu lassen.
Zu den einzelnen Tracks muss an dieser Stelle gar nicht viel gesagt werden. JONO legen in den Strophen durchgängig Wert auf Melodien abseits des Standards, die jedoch stets eingängig und kurzweilig erscheinen. Die Refrains sind generell episch, manchmal leicht pathetisch, setzen sich innerhalb kürzester Zeit als unbarmherzig bohrende, gleichzeitig aber auch sehr angenehme Ohrwürmer fest. Tatsächlich schaffen es JONO dabei allermeistens, nicht in Kitsch abzudriften, vom letzten Track, der Ballade “The March”, einmal abgesehen.
Um es etwas deutlicher zu machen: “Life” ist auf nahezu jedem Track durchgängig außergewöhnlich. Das hervorragende Zusammenspiel von Instrumenten und Sänger kombiniert mit den kreativen Melodien macht diese Platte zu einem der Highlights des Jahres 2018, das auch nach dem zehnten Durchlauf noch keine Abnutzungserscheinungen zeigt. Und obgleich QUEEN, JOURNEY oder ASIA häufig als Einflüsse durchschimmern, bewahren JONO ihren eigenen Stil und Sound. Lediglich bei Track sieben und acht mag ein wenig das Gefühl aufkommen, man habe zu dem Zeitpunkt sein Pulver verschossen (auch wenn sich auch um diese Songs noch ein großer Teil aller Melodic-Rock-Bands prügeln würde). Dieses Gefühl gibt sich beim folgenden “Trust” jedoch direkt wieder, das eines der absoluten Highlights des Albums darstellt und noch einmal bestätigt, dass “Life” ein in jeder Hinsicht außergewöhnliches Melodic-Rock-Opus ist.

Anspieltipps:
“Crown”, “Trust”, “No Return”, “On The Other Side”, “Down Side” und “To Be Near You”

Fazit:
Man kann “Life” eigentlich gar nicht genug loben. JONOs Mischung aus Melodic Rock mit progressiven und symphonischen Elementen ist an sich schon hörenswert genug, doch die Melodien und Arrangements machen den aktuellen Release der Schweden zu einem Stück Underground-Melodic-Rock-Geschichte, das sich kein Fan dieses Genres entgehen lassen sollte.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Sailors
02. Crown
03. No Return
04. On The Other Side
05. Down Side
06. To Be Near You
07. My Love
08. The Magician
09. Trust
10. The March

Jannis

KNIGHT AREA – Heaven And Beyond

Band: Knight Area
Album: Heaven And Beyond
Spielzeit: 62:32 min
Stilrichtung: Progressive Metal / Neo-Prog
Plattenfirma: Butler Records
Veröffentlichung: 10.02.2017
Homepage: www.knightarea.com

Die bereits seit 2004 aktiven Niederländer KNIGHT AREA waren mir bisher kein Begriff – umso erfreuter bin ich die Band nun durch Ihr mittlerweile 6. reguläres Studioalbum entdeckt zu haben. Mag der recht oberflächliche Promo-Zettel noch hauptsächlich von Neo-Prog und entsprechenden Einflüssen wie Camel oder Genesis sprechen, so passen die Jungs auf „Heaven And Beyond“ doch am ehesten in die (seichtere) Prog Metal Ecke. Was wohl vor allem an Gitarrist Mark Bogert liegt, der der Band seit seinem Einstieg 2012 eine etwas härtere Kante verpasst hat. Soviel vorweg: KNIGHT AREA liefern mit dem in zweijähriger Arbeit entstandenen Album einen echtes Highlight ab.

Gleich zu Beginn lässt der ungemein fette und transparente Sound der Platte aufhorchen. Der Opener „Unbroken“, flankiert von luftigen Gitarrenriffs und in ein fettes Drum/Bass Fundament eingebettet, bietet Sänger Mark Smit gleich die besten Voraussetzungen seine hochmelodischen Parts zu intonieren. Weiter geht es mit dem nicht minder starken, durch eine maßgeschneiderte Hookline veredelten „Dreamworld“, bevor in „The Reaper“ die ersten Dream Theater Parallelen auszumachen sind. Zur modernen Inkarnation von DT allerdings. Diese sind in dem eleganten Titeltrack noch stärker vertreten, vor allem in der Melodieführung. Was soll ich sagen? Mir gefällt die Interpretation dessen, was DT seit 4 Alben versuchen, bei KNIGHT AREA um einiges besser. Denn die Jungs verstehen es einfach, melodische Songs in rockigere Arrangements zu packen (was den großen US Paten im Gegenzug leider ein ums andere Mal misslingt). Dass „Heaven And Beyond“ dann auch noch eine viel bessere Produktion hat, hilft natürlich auch … Wir wollen es mit den Vergleichen aber nicht übertreiben, denn KNIGHT AREA haben durchaus Ihren ganz eigenen Sound. In diesem sind zwar auch Menge Saga oder traditionell britische Neo-Prog herauszuhören. Doch es klingt zu keinem Moment wie ein blasser Abklatsch. Nicht alles auf „Heaven And Beyond“ hat das Niveau der angesprochenen Tracks: das durchschnittliche „Saviour Of Sinners“ sowie das belanglose, beinahe schon nervige Instrumental „Eternal Light“ hatte man sich sparen können. Besonders löblich ist allerdings, dass nicht wie üblich das Ende des Albums mit Füllmaterial gestreckt wird. Mit dem abwechslungsreichen Prog Spektakel „Twins Of Sins” und der klasse Ballade „Memories“ (in der die Band ganz dezente Journey Referenzen einflechtet) sind einige der stärksten Tracks sogar ganz ans Ende gestellt.

Wer auf „entspannten“ Prog Metal/Rock irgendwo zwischen den allgegenwärtigen Dream Theater, Saga und Marillion steht, sollte sich das neue Album von KNIGHT AREA definitiv auf dem Einkaufszettel schreiben. Bei „Heaven And Beyond“ handelt es sich zwar um keinen Meilenstein des Genres, aber die Platte macht dennoch mehr Spaß als das Gros der Veröffentlichungen in diesem Sektor der letzten Jahre (zumal sich auch die Produktion mehr als hören lassen kann). Ein Prog Highlight des noch jungen Jahres.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Unbroken
02. Dreamworld
03. The Reaper
04. Box Of Toys
05. Starlight
06. Heaven And Beyond
07. Saviour Of Sinners
08. Eternal Light
09. Twins Of Sins
10. Tree Of Life
11. Memories

Mario