ARC OF LIFE – Arc Of Life

Band: Arc Of Life
Album: Arc Of Life
Spielzeit: 59:19 min
Stilrichtung: Progressive Rock
Plattenfirma: Frontiers Music s.r.l.
Veröffentlichung: 12.02.2021
Homepage: www.facebook.com/ArcOfLifeRockBand

Ist ja momentan schwer für den musikalischen Nachwuchs, sich als Band im Proberaum angemessen zu professionalisieren. Frontiers Records scheinen darauf zu reagieren, indem sie einfach die alten Legenden, die es eh drauf haben, wieder an die Front holen. 3.2 mit Robert Berry und Keith Emerson, dazu ARC OF LIFE mit Jon Davison, Billy Sherwood und Jay Schellen von YES (dazu Jimmy Haun, Ex-YES). All diese Leute sind verlässliche Typen, die mit ihrem Genre, dem Progressive Rock, bestens vertraut sind und zu denen gehören, die auch heute noch einen authentischen 70er/80er-Prog-Sound und -Spirit erzeugen können, der inzwischen traurigerweise ein Stück weit zum Randphänomen wird – mit den großen aktiven Gesichtern und vergleichsweise wenig Nachwuchs.
ARC OF LIFE ist an sich Progressive Rock durch und durch, mit Jons klarer, heller Prototyp-Stimme, hohem Anteil an Nicht-4/4er-Takt-Parts, ordentlich Tasteninstrumenteinsatz und den klassischen harmonielastigen Songwriting-Elementen. Nichtsdestotrotz ist “Arc Of Life” ein zweischneidiges Schwert, je nach Erwartungen an die Platte. Der Sound stimmt soweit, hätte ein wenig mehr Drumpräsenz und gerade beim Opener “Life Has A Way” etwas subtiler-definierten Bass benötigt, klingt aber ansonsten warm und authentisch handgemacht. Musikalisch ist ein extremes Level an Vielseitigkeit gegeben, recht wenig Wiederholung je nach Track, dafür gefühlt jede mögliche Kombination jeglicher verwendeter Klänge, viele unterschiedliche Arrangements – man mag bei einigen Tracks fast annehmen, dass sie als Train of Thoughts komponiert werden, von Leuten mit entsprechendem Talent. Dieses Talent kann ARC OF LIFE keiner absprechen, nur hätte es effektiver eingesetzt werden können. So scheinen einige Songs (unter anderem besagter Opener) bewusst auf Intellekt komponiert worden zu sein, lassen (zumindest bei den ersten Hördurchgängen) jegliche Takt-Nachvollziehbarkeit missen und sorgen dafür, dass der Song an sich zwar soweit sehr schön klingt, dabei in seiner komplexen Konzeption für einen weniger geschulten Hörer aber nahezu willkürlich. Ja, das sind bestimmt sehr intelligente Strukturen, die von Profis geschrieben wurden, aber der Effekt geht leider ein wenig verloren, wenn man dem Hörer nicht die Chance gibt, ihnen zu folgen. Ein sehr gutes Prog-Rock-Album kombiniert komplexe Taktarten mit tollen, aussagekräftigen und trotz ihrer Unkonventionalität eingängigen Melodien. Es legt einen steinigen Weg aus und trägt den Hörer dann auf weichen Kissen darüber. ARC OF LIFE malen hingegen immer wieder die Steine auf dem Weg wunderschön an und ziehen den Hörer dann auf dem Bauch liegend den Weg entlang. Aber klar, es gibt auch straightere Songs, die nachvollziehbarer ausfallen und all das hält die Platte nicht davon ab, wirklich schöne Ideen und Melodien in herrlich nostalgischer Verpackung zu bieten (Alleine “Talking With Siri” ist schon sehr ungewöhnlich und hörenswert).

Fazit:
Und damit sollte trotz des negativeren Untertons der Rezension kein Freund von Progressive Rock “Arc Of Life” unangespielt vergessen. Unter Abschaltung des Hirnbereichs, der für den Willen zum Taktverständnis verantwortlich ist, und purer Akzeptanz all dessen, was das Album für einen bereithält – kurz, darauf fest vertrauend, dass ARC OF LIFE schon wissen, was sie da machen – bekommt er doch ein in sich sehr interessantes und gutes Album, dass aber eben den Blick für eine gewisse Übersichtlichkeit, einen erkennbaren roten Faden innerhalb der einzelnen Songs einige Male verliert. Wäre “Arc Of Life” eine italienische Pizza, wäre sie gerollt: weniger leicht zu essen, das Gefühl auslösend, dass man das eigentlich anders hätte servieren können, aber eben auch immer noch verdammt lecker und zubereitet von absoluten Profiköchen.

Anspieltipps:
„Talking With Siri“, „Until Further Notice“ und „Just In Sight“

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Life Has A Way
02. Talking With Siri
03. You Make It Real
04. Until Further Notice
05. The Magic Of It All
06. Just In Sight
07. I Want To Know You Better
08. Locked Down
09. Therefore We Are
10. The End Game

Jannis