Band: Clive Nolan
Album: Song Of The Wildlands
Spielzeit: 57:15 min
Stilrichtung: Progressive Rock
Plattenfirma: Crime Records
Veröffentlichung: 01.09.2021
Homepage: www.facebook.com/clive.nolan.7
In Zeiten von digitaler Musikproduktion, in denen quasi jedes Instrument und auch Chöre soweit realistisch in Soundbibliotheken verfĂŒgbar sind, ist das Rock/Metalalbum mit echtem Orchester, echtem Chor und echten Instrumenten abseits von Gitarre, Bass und Drums langsam zu einer aussterbenden Gattung geworden. SchlieĂlich erfordert so ein Album krassen Personalaufwand, wahlweise hohe Investitionen oder die Bereitschaft vieler zur Arbeit fĂŒr wenig Geld â und möglich genug, dass man je nach Aufnahme letztendlich ein Resultat hat, das weniger gut produziert klingt als eines, das man mit ein paar Oberklasse-Instrumenten-Plugins erreicht hĂ€tte.
Doch gibt es nach wie vor die Fraktion, die weiĂ, dass echte Instrumente einem Album einen Charakter und einen Sound geben können, die auf digitalem Weg schwer erreicht werden können. Einer davon ist Clive Nolan, der mit âSong Of The Wildlandsâ nun sein eigentlich bereits fĂŒr letzten Mai angekĂŒndigtes neustes Werk veröffentlicht hat. Gut, ein Teil des Orchesters entspringt Nolans Keyboard-KĂŒnsten und lĂ€sst gerade im Intro Sorgen aufkommen, es könnte sich um ein eher gĂŒnstig-retro-episch klingendes Album handeln. Die Sorge erweist sich als unbegrĂŒndet, denn nach dem recht preiswert klingenden Anfang geht die QualitĂ€t steil nach oben. Mehrere Solo-SĂ€nger und -SĂ€ngerinnen, ein 200-köpfiger Chor, Perkussion und diverse traditionelle Instrumente, starkes Sounddesign und eine treibende Rock-Instrumentalisten-Fraktion fĂŒhrt Nolan zusammen zu einem extrem guten Sound, der neben der gelungenen Mix/Master-Arbeit auch auf die herausragenden Arrangements zurĂŒckzufĂŒhren ist. Das hat mit âStreicherteppich, ’n AAAAAH-Chor und ’n paar Hörner draufâ gar nichts zu tun, im Gegenteil. Das Zusammenspiel von mittelalterlichen KlĂ€ngen, Orchester, Chor und Rockband wirkt wie aus einem Guss, mal ruhig folkig, mal bombastisch treibend, aber stets mit KreativitĂ€t dahinter, mit musikalischem Tiefgang und mit Ausreizung der Möglichkeiten von Chor und Instrumenten.
Die Rock-lastigen Parts sind dabei vielleicht etwas seltener als erwartet, sicher die HĂ€lfte der Platte ist Gitarren-, Bass- und drumfrei, was sich im Sinne von âSong Of The Wildlandsâ aber als gute Mischung erweist. SchlieĂlich sind die Rock-losen Parts keinesfalls nur LĂŒckenfĂŒller oder ĂberbrĂŒckungen zwischen den einzelnen abgehenderen Parts, fallen stattdessen sehr stimmungsvoll und klanglich teils wirklich extrem schön aus. Einziger Kritikpunkt: Praktisch jeder Track beginnt mit einem ErzĂ€hler, der nicht Christopher Lee ist und die ansonsten dichte AtmosphĂ€re der Platte teils unterbricht. Solche Texte hĂ€tte man auch ins Booklet packen können und auf dem Album die Musik fĂŒr sich sprechen lassen. Aber das sollte nun wirklich niemanden vom Abchecken dieses Albums abhalten.
Fazit:
Wenn man eine dermaĂene Arbeit und dermaĂene Mengen an Beteiligten fĂŒr ein Album auffĂ€hrt, macht man das entweder zu Promozwecken, oder weil es tatsĂ€chlich einen Mehrwert bietet. Letzteres tut es bei âSong Of The Wildlandsâ ohne Frage, denn dank der starken Arrangements und der Liebe zum Detail ist die Platte viel mehr als nur eine Stunde Folk-Gedudel und Bombast. Nein, hier haben wir es mit einem 1a-Lagerfeuersoundtrack fĂŒr SommernĂ€chte zu tun, mit einem Klanggebilde, das einem TrĂ€umerei und GĂ€nsehaut ohne Penetranz anbietet, beim konzentrierten Anhören nicht minder unterhĂ€lt und seine Ressourcen komplett ausreizt. Schön, lieber Clive. Ein wirklich schönes Ding!
WERTUNG:
Trackliste:
01. The Story Begins
02. There’s A Threat
03. Crossing The Ocean
04. Beowulf’s Promise
05. Grendel Attacks
06. Celebration
07. The Hag’s Revenge
08. Journey
09. Underwater Cavern
10. Rewards
11. Beowulf, The King
12. Dragon Fire
13. The Warrior Dies
14. Funeral Pyre
15. The Story Ends
Jannis