KAISER AND THE MACHINES OF CREATION – Flowers And Lies

Band: Kaiser And The Machines Of Creation
Album: Flowers And Lies
Spielzeit: 46:49 min
Stilrichtung: Progressive Rock/Metal
Plattenfirma: 1454550 Records DK
Veröffentlichung: 23.12.2020
Homepage: www.facebook.com/KMC3.AU

Das Spannendste am Rezensieren sind keineswegs die neuen Alben großer Bands, die man gerne mag. Eigentlich ist das Spannendste, eine Mail von irgendeiner obskuren Band reinzukriegen, von der man noch nie was gehört hat, und dann einfach heftig überrascht zu werden. So geschehen jüngst mit KAISER AND THE MACHINES OF CREATION, Austrailer und gegründet von Paul Kaiser. Das aktuelle Album (und das erste seit dem instrumentalen 2011er “Universal Mind”) hört auf den Namen “Flowers And Lies”, ist eine Dreiviertelstunde lang und beinhaltet neun sehr kurzweilige Songs.
Produktionstechnisch wäre noch ein bisschen mehr drin gewesen, der Sound ist ein wenig verwaschen, nichtsdestotrotz aber genießbar und auf Dauer nicht störend. Positiv betrachtet klingt “Flowers And Lies” absolut handgemacht und angemessen dreckig, ohne dass es in Sachen Nachvollziehbarkeit darunter leiden würde.
In ihrer Art kann man KATMOC nicht so richtig in Worte fassen. Viel 3er- und 6er-Takt-Verwendung ist drin, einiges an unmetallischen Instrumenten (Klavier, Saxophon, Synths, Conga-Trommeln), hin und wieder wird mit Vocal-Effects gearbeitet und in Sachen Stimmung ist man irgendwo zwischen Classic Rock, Post Rock, Heavy Metal und ein bisschen gruseligem Zirkus unterwegs, was erstaunlich gut funktioniert. Die fetten Parts (alleine schon im Opener) kommen wirklich fett und intensiv, die ruhigen nehmen sich guten Gewissens ihre Zeit. Der Gesang kommt in ruhigeren Parts ein wenig gepresst, doch gerade in dichteren ziemlich gut, und kompositorisch ist man sehr eigen zugange und hat einen in sich schlüssigen und feinen Kompositionsstil entwickelt, der so einiges ein bisschen anders macht, als man es von gängigen Kompositionen im Rock und Metal gewohnt ist.
Darin ist “Flowers And Lies” anständig progressiv, nicht durch komplexe Taktstrukturen sondern einfach hinsichtlich seiner gesamten ungewöhnlichen wie mitreißenden Art.
Okay, es ist auch nicht perfekt. Die Platte ist eine von denen kleinerer Bands, bei denen ein paar kleine Störfaktoren nun einmal auftreten. Mal ist das ein seltsam eingesetzter Effekt auf dem Gesang, mal Gitarren, die sich erst ankündigen und dann direkt wieder weg sind, wenn man sie gerade freundlich begrüßt, mal ein verkackter Gongsound. Aber damit muss man gerade bei einer solchen Band eben rechnen. Umso mehr ungewöhnliche Ideen klappen dafür umso besser. Alleine “In The Mist”, das zeitweise bizarre Happy-Gothic-Synthrock-Vibes versprüht und im Mittelteil kurzerhand einen Reggaeton-Rhythmus auspackt, macht einfach saumäßig Spaß, ebenso wie das finale “Not tonight, Josephine”, ein Classic-Rocker mit tollem Chorus. “Blown Away” geht ein wenig in Richtung GUNS N’ROSES, der Gesamtstil am ehesten noch gen KING’S X, aber auch nur teilweise. Ich will nicht weiter spoilern, ich rate einfach sehr dazu, sich selbst ein Bild von der Sache zu machen. Das ist keine Band, die nur knapp über 1000 Facebook-Fans verdient hat. Absolut nicht.

Fazit:
Und so hat “Flowers And Lies” seine Macken, erfordert hinsichtlich der Produktion ein bisschen Verständnis, offenbart sich aber ab dem ersten Track als außergewöhnliches Werk, das eine Menge an smarten Facetten beinhaltet, nie lustlos dahingespielt oder -geschrieben wirkt und über seine Dreiviertelstunde mächtig zu entertainen vermag. Starkes Ding mit kleinen Einschränkungen, aber mit besserem Sound wäre es locker eine 9/10!

Anspieltipps:
“Flowers And Lies”, “In The Mist”, “We’ll Climb The Mountain”, “Blown Away” und “Not Tonight, Josephine”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Flowers And Lies
02. Institute
03. We’ll Climb The Mountain
04. In The Mist
05. It’s All A Lie
06. Blown Away
07. Who Decides
08. It’s OK To Wake Up
09. Not Tonight, Josephine

Jannis