POVERTY’S NO CRIME – A Secret To Hide

Band: Poverty’s No Crime
Album: A Secret To Hide
Spielzeit: 58:56 min
Stilrichtung: Progressive Rock/Progressive Metal
Plattenfirma: Metalville
Veröffentlichung: 30.04.2021
Homepage: www.facebook.com/povertysnocrime

Diese Rezension ist meinem werten Kollegen Mario gewidmet, der kurzzeitig als Interessent für die neue POVERTY’S NO CRIME zur Debatte stand, dies dann jedoch mir überließ. Wer die Chance hat, sich diese Platte zueigen zu machen: Macht nicht den selben Fehler wie Mario und greift zu! Warum?
Da gibt es viele gute Gründe. Wer die Deutschen noch nicht kennt: Quintett, inzwischen 30 Jahre aktiv, mit Hang zu längeren Pausen zwischen den Alben und mit gerade mal fünf Jahren seit dem letzten Album mit “A Secret To Hide” momentan sehr schnell im Veröffentlichen.
Musikalisch ist man im Herzen Progressive Rock der Marke TRANSATLANTIC (die kompositorisch unter anderem einen gewissen Einfluss auf POVERTY’S NO CRIME gehabt haben dürften), präsentiert diesen Progressive Rock jedoch im härteren Gewand, mit einem metallischeren Sound und einigen prog-metallischeren Wendungen. Das wird dann verpackt in einen wirklich sehr guten, druckvollen, klaren Sound, ergänzt um sehr vielseitige Synth-Arbeit und Sounddesign-Elemente, die den Klang hintergründig anreichern und gegebenenfalls beim ersten Hördurchgang gar nicht unbedingt bemerkt werden, unbewusst aber eine ziemliche Wirkung entfalten. Und was wäre all das ohne einen (ebenfalls hervorragend produzierten) Volker, dessen Vocals das Niveau des Sounds komplett halten.
Musikalisch ist “A Secret To Hide” wie gesagt absoluter Progressive Rock, ergänzt um die ein oder andere bratendere Metalgitarre und teils aggressiveres Drumming. Doch an sich ist das Album hochmelodisch, vielseitig in seiner Soundauswahl und eines der Alben, bei denen kein Song unter sechs Minuten kommt. Das kann schlecht sein, wenn man versucht, Standard-Vier-Minuten-Songs auf sechs Minuten zu pumpen, aber PNC machen eben keine Standard-Vier-Minuten-Songs, sondern Songs, die irgendwo losgehen, dann ein paar Umwege nehmen und irgendwo ankommen, was so auch auf das komplette Album übertragbar ist. Feierlicherweise besteht dieser Weg, den sowohl die einzelnen Songs als auch das Album an sich beschreiten, aus einer wunderbaren Station nach der anderen, und auch wenn man sich zwischendurch fragen mag, wie man nun eigentlich hier angekommen ist, ist der zurückgelegte Weg doch genau genommen stehts nachvollziehbar und gut sichtbar. Was ich eigentlich damit sagen will: “A Secret To Hide” ist ein Prog-Rock-Album, genau wie es sein sollte. Mit unendlich vielen Details, unendlich vielen Ideen, und in sich absolut stringent als Gesamtkunstwerk, bei dem die einzelnen Parts und Songs sowie die Verwendungen einzelner Sounds in ihrer Abfolge rückblickend absolut logisch und richtig erscheinen, während sie sich gleichzeitig nicht vorhersagen lassen. Ich will an dieser Stelle gar nicht auf einzelne Songs eingehen, da jeder von ihnen im größeren Kontext eh nochmal mehr Sinn macht und ich denke, dass eine Beschreibung des allgemeinen Grundgefühls hier angemessener ist.

Fazit:
Denn mit seiner Verspieltheit, seiner ausgeprägten Melodiösität, seinen klugen Kompositionen und Arrangements, seiner Ausgefeiltheit und Struktur und nicht zuletzt seinen kleinen über das Album hinweg wiederkehrenden Motiven ist “A Secret To Hide” eine Art kleines metallisches “The Whirlwind”, um auf den TRANSATLANTIC-Vergleich zurückzukommen. Und das ist das größte Kompliment, das ich der Platte bei meinem persönlichen Musikgeschmack machen kann. Ernsthaft, die Band hat auf Facebook keine 1.500 Abonnenten. Das ist eigentlich das einzige, was bei den Herren falsch läuft.

Anspieltipps:
Am Anfang beginnen und treiben lassen. So einfach ist das.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Supernatural
02. Hollow Phrases
03. Flesh And Bone
04. Grey To Green
05. Within The Veil
06. The Great Escape
07. Schizophrenic
08. In The Shade

Jannis

PYOGENESIS – A Silent Soul Screams Loud

Band: Pyogenesis
Album: A Silent Soul Screams Loud
Spielzeit: 39:56 min
Stilrichtung: Alternative Metal
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 24.01.2020
Homepage: www.pyogenesis.com

Ich bin ja, euphemistisch ausgedrückt, das aktuellste Modell in der Garage. Alternativ könnte man auch sagen, dass ich in der Garage das BobbyCar unter den Autos bin. Wie auch immer, ich bin der Jüngste in der Runde und so ist es nicht verwunderlich, dass ich von einigen allgemein bekannten Bands noch nie im Leben (mehr als) einen Song gehört habe. So unter anderem mit Pyogenesis, von denen ich bislang einen Song kannte, nicht so mochte und die Truppe (die älter ist als ich) deshalb weitgehend ignoriert habe. Zeit, das zu ändern und mal einen Blick auf den dritten Teil ihrer 19.-Jahrhundert-Trilogie mit dem Namen “A Silent Soul Screams Loud” und dem unendlich geilen Cover-Artwork zu werfen.
Kurz ist die Platte der Stuttgarter Alt-Metaller. 40 Minuten, mit acht Tracks, von denen sieben unter fünf und vier unter vier Minuten lang sind. Die Produktion ist fett und definiert, insbesondere die Snare knallt unmenschlich befriedigend, Backing Vocals werden smart eingesetzt, Synths ebenso. Sänger Flo hat eine passende Stimme, rau und etwas gequält klingend, Eindruck hinterlassend. So weit alles im grünen Bereich.
Die Songs an sich beweisen schon nach dem ersten Hördurchgang einen hohen Wiedererkennungswert. Der Opener “Survival Of The Fittest” ist eine gelungene Mischung aus Geholze in den Strophen und Disco-BummZapp-Beat im Refrain, der, wie die anderen Refrains auf “A Silent Soul Screams Loud”, hymnisch ausfällt, dabei (in diesem Fall) aber recht abgespeckt. “Mother Bohemia” zitiert fröhlich die Moldau, garniert mit ein paar Growls und beständigem Snare-Gehacke und “I Can’t Breathe” ist in einen Prolog und einen Monolog aufgeteilt; ersterer eher zurückhaltend mit zappeligen Drums und Synth-Pad, letzterer ein totaler Downtempo-(?)-Banger mit hammerhart druckvollem Chorus, der in höchstem Maße von der Qualität der Produktion profitiert – Bassdrop inklusive.
“High Old Times” beginnt wie ein SLASH-Song und wird dann ein ziemlicher Feelgood-Sommerhit, während “Modern Prometheus” etwas nachdenklicher, poppiger komponiert und ein wenig balladig ausfällt. Mit “Will I Ever Feel The Same” geht das Tempo dann wieder hoch, Growls und cleane Vocals wechseln sich in der Strophe ab und dem fetten Chorus folgt eine echt schöne Gitarrenmelodie.
Und was wäre ein Metalalbum ohne einen über 14 Minuten langen Song über Karl Marx am Ende? Der liefert hier in Form von “The Capital” eingängige Melodien, einen ruhigen Mittelteil und gegen Ende absoluten Bombast und ist ebenfalls gelungen, auch wenn seine Bestandteile in einem Zehn-Minuten-Song doch etwas knackiger ausgefallen wären.

Fazit:
Ich habe die Rezension der neuen PYOGENESIS hauptsächlich übernommen, weil ich die allgemeine Rezeption dieser Band kenne und ihnen noch eine Chance geben wollte. Was soll ich sagen? Chance genutzt, ich bin begeistert. Ein Punkt Abzug für den etwas langatmigen Endtrack und die ansonsten kurze Spieldauer, ansonsten ein brutales Ding!

Anspieltipps: “High Old Times”, “Survival Of The Fittest” und die “I Can’t Breathe”-Tracks

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Survival Of The Fittest
02. Mother Bohemia
03. I Can’t Breathe (Prologue)
04. I Can’t Breathe (Monologue)
05. High Old Times
06. Modern Prometheus
07. Will I Ever Feel The Same
08. The Capital (A Silent Soul Screams Loud)

Jannis