HAKEN – Fauna

Trackliste:

01. Taurus
02. Nightingale
03. The Alphabet Of Me
04. Sempiternal Beings
05. Beneath The White Rainbow
06. Island In The Clouds
07. Lovebite
08. Elephants Never Forget
09. Eyes Of Ebony

 


Spielzeit:
62:11 min – Genre: Progressive Rock/Metal – Label: InsideOut Music – VÖ: 03.03.2023 – Page: www.facebook.com/HakenOfficial

 

Ihr öffnet das Internet ohne Erwartungen und seht mit freudiger Überraschung: Oh, wie schön, eine neue Rock-Garage-Rezension. Das klingt zu gut, um wahr zu sein, wo ist also der HAKEN? Nun, er ist genau in diesem Internet-wieder-schließen-würdigen Wortwitz. Ab jetzt wird’s besser, versprochen.
HAKEN wir zunächst einmal die Rahmeninfos zu HAKENs siebtem Album „Fauna“ ab: neun Songs, jeder mit Bezug zu einem bestimmten Tier (Rätselfreunde finden alle auf dem Prototyp-Prog-Albumcover), eine Stunde Spieldauer, eine Produktion, die nicht klinisch klingt, aber in ihrer Umsetzung absolut auf der Höhe der Zeit ist und, was seit einiger Zeit immer häufiger der Fall ist, durch kleine Kniffe im Handwerk die Hörerfahrung hintergründig intensiviert. Damit einher geht ein hervorragendes ergänzendes Sounddesign, aber all das ist erwartbar, schließlich sind HAKEN-Alben generell absolut makellos auf handwerklicher Ebene, inklusive des Musiktheorie-Wissens und spielerischen/gesanglichen Könnens der sechs Briten.
Musikalisch gibt es durchaus Abwechslungsreichtum hinsichtlich der einzelnen Songs. Besonders stechen „The Alphabet Of Me“ mit seinen Club-Synth-Sounds und den MARC-FOSTNERschen „Die Chöre sing‘ für Dich“-Chören heraus (was nicht negativ ist, schließlich mag man HAKEN ja auch wegen ihrer kleinen exzentrischen Entscheidungen und unkonventionellen Song-Bestanteile wie den Acapella-Parts im „Cockroach King“), sowie „Elephants Never Forget“, ein Track, den sich in der Form wohl nur HAKEN und Elefanten merken können.
Ansonsten ist „Fauna“ ziemlich genau das, was man von HAKEN erwartet. Taktarbeit, die keine Sau versteht – gibt es überhaupt eine Stelle auf „Fauna“, bei der alle Bandmitglieder gleichzeitig normalen 4/4tel-Takt spielen? – und dabei majestätische große Parts, „kleine“ zurückhaltende, auf die ein oder andere Weise eskalierende Mittelteile, 190er-IQ-Kompositionen, kleine humorvolle Stellen (Grüße gehen unter anderem raus an das „Ohehoh“ in „Lovebite“ und den albernen einzelnen Clap in „Island In The Clouds“) schöne Melodien und Harmonien, düstere Parts, unterschiedliche ergänzende Instrumente und Synths, und all das oft in recht schnellem Wechsel.
Kritik: Für HAKEN-Fans der ersten Stunde (oder zumindest früher Stunden) gibt es auf „Fauna“ tatsächlich nicht allzu viel Überraschendes. Die ganz großen Wow-Momente, die ein „Celestial Elixir“ mit sich brachte, bleiben aus, tatsächlich auch weitestgehend solche Songs, die einfach mal in einer Stimmung über tatsächlich längere Zeit zu verbleiben vermögen. Und auch die Ohrwurmdichte hat gefühlt abgenommen, hier habt sich für mich bislang lediglich der Chorus von „Nightingale“ hervor, was ein wenig schade ist, da HAKEN eigentlich sowohl Technik, als auch intelligente eingängige Melodien perfekt beherrschen, letztere auf „Fauna“ aber zugunsten ersterer ein wenig zu vernachlässigen scheinen. Aber gut, nach dem 20sten Hören ist das vielleicht ganz anders.

Fazit:
Wer immer bislang unter einem Stein lebte und HAKEN als Prog-Fan noch nicht kennt, wird an „Fauna“ wie an den anderen Releases der Band seine helle Freude haben. Das gilt ebenso für HAKEN-Fans, die gerne über das Können dieser Band staunen, sich mit Begeisterung eine Stunde lang in die ganz eigene Klangwelt dieser Band fallen lassen und sich von ihren Alben emotional durch die Songs treiben lassen. Das stärkste Album der Truppe ist es nicht, aber sie arbeitet halt auch auf einem Niveau, bei dem selbst Ihr schwächstes immer noch hervorragend ist.

Anspieltipps:
„Nightingale“, „The Alphabet Of Me“, „Beneath The White Rainbow“ und „Elephants Never Forget“

Jannis

NOVENA – Eleventh Hour

Band: Novena
Album: Eleventh Hour
Spielzeit: 73:03 min
Stilrichtung: Progressive Metal
Plattenfirma: Frontiers Music s.r.l.
Veröffentlichung: 06.03.2020
Homepage: www.novenaband.uk

Da viele von uns ja momentan eh nicht viel zu tun haben und ihren Alltag gewissenhaft auf dem Sofa zuhause verbringen, kann man ja eigentlich auch mal ein längeres Album auf die Playlist setzen. NOVENA’s “Elevent Hour” zum Beispiel? Das wäre mit seinen zehn Songs (drei davon über zehn Minuten) und knapp 75 Minuten Spieldauer schonmal ein geeigneter Kandidat, insbesondere, da neben Ross Jennings, dem Sänger der Prog-Instanz von HAKEN, auch der Rest des LineUps sein Handwerk im Schlaf beherrscht. Produktion passt auch, so weit, so stabil.
Musikalisch zeigt sich bereits ab Track 2 (Track 1 ist ein viel zu leises Intro, in dem Grillen zirpen und jemand geht), dass HAKEN-Fans bei “Eleventh Hour” viele der Trademarks der Band wiederfinden werden, nicht zuletzt den fetten mehrstimmigen A-Capella-Chor am Track-Anfang. Zu den Tracks im einzelnen lässt sich jedoch erstaunlicherweise wenig sagen. Jut, “Sun Dance” ist treibend, straight und sehr angenehm, mit cleanem Gitarren-Strumming und schön-melancholischer Atmosphäre. “Sail Away” ist fast komplett sehr ruhig, “Corazón” hat ein Flamenco-Intermezzo inklusive passender Gastsängerin und “Indestructible” hat ein schönes Klaviermotiv (Klavier ist eh recht dominant vertreten auf der Platte, wenn auch nicht SAVATAGE-dominant) und gibt sich gut gelaunt mit bösem Mittelteil.
Ansonsten pendeln die Songs zwischen oft vergleichsweise ruhigen Strophen, ganz ruhigen Parts und aggressiveren dissonanten Passagen hin und her, wobei bei letzteren verstärkt auf Growling gesetzt wird – im Rahmen aber, 95% des Gesangs sollten schätzungsweise clean sein. Dabei muss man den Jungs lassen: Sie können das alles perfekt und die Kompositionen sind wirklich sehr schön, sehr smart und sehr kreativ. Das Ding ist soweit ein einwandfreies Prog-Metal-Album mit häufig positiver Grundstimmung, das für Abendstunden alleine im gemütlichen Wohnzimmer bestens geeignet ist.
Hier der Nachtrag für die HAKEN-Fans, die dank Ross diesem Album wohl verstärkt Aufmerksamkeit widmen werden: Kompositorisch kann man an sich zwar nicht meckern, doch wer ein Gesamtkunstwerk der Marke “Aquarius” oder “The Mountain” erwartet, das eine hammerharte Gesamtatmosphäre erzeugt, zum Träumen einlädt und zum Teil absolute Ohrwurmmelodien an den Tag legt, der wird ein Stück ernüchtert sein. Ein Gesamtkonzept existiert zwar, getragen aber durch einige Spoken-Word-Monologe innerhalb einzelner Songs, aber eigenständiger als die Tracks besagter HAKEN-Alben sind sie allemal. Das sollte Freunde der Band keinesfalls vom Reinhören abhalten (nochmal: Die Trademarks sind da und bestens umgesetzt mit Schöner-Part-Dauerfeuer), aber vielleicht ein wenig die Erwartungen senken, die man nach dem Reinhören in einzelne Tracks an das Album als Gesamtes entwickeln könnte.

Fazit:
Ja, ich weiß, wie oft jetzt schon der HALEN-Vergleich fiel, aber er bietet sich halt auch echt an. Auf jeden Fall ist NOVENAs Debutalbum weit mehr als nur ein okayer Wartezeitvertreib bis zum nächsten Album von Ross‘ Hauptband. Und für Fans von technisch wie melodisch und kompositorisch starkem Progressive Metal sowieso absolut empfohlen.

WERTUNG:

für HAKEN-Fans,

 

für Prog-Metal-Fans generell.

 

Trackliste:

01. 22:58
02. 22:59
03. Sun Dance
04. Disconnected
05. Sail Away
06. Lucidity
07. Corazón
08. Indestructible
09. The Tyrant
10. Prison Walls

Jannis