KINGS WINTER Interview

So langsam wurde es Zeit für mich mal genauer hinter die Kulissen des Studioprojektes KINGS WINTER zu blicken. Daher schnappte ich mir die Gründer Jule und Tobias Dahs um ihn etwas auf den Zahn zu fühlen.

J.P: Hallo Tobias und Jule, vielen Dank dass ihr mir ein paar Fragen zu euch und zu eurem neuen Album beantwortest. Zuerst, für die Leute, die euch vielleicht noch nicht so kennen, steltl euch und die Band doch einmal kurz vor und erzähle ein bisschen was zu eurem Werdegang?

Jule: Wir kommen tatsächlich dem Bandnamen nach aus Königswinter am Rhein. Der Bandname war schnell gefunden beim Blick auf das Ortsschild.
Bei mir ging das mit der Musik früh los, bereits im Kindergartenalter. Die erste Band habe ich so mit 14/15 gegründet aus einer Schülerband raus und so hat sich das weiterentwickelt. Meine ehemalige Band SKALIKA die es 10 Jahre gab, dann habe ich nach knapp 3 Jahren Pause bei LEVIATHAN und nachher bei LIVING ABYSS eingestiegen und dann ist KINGSWINTER bereits entstanden. Ich habe einige Nebenprojekte gemacht bzw. Gast-Vocals aber das waren so die Hauptprojekte.

Tobi: Ich habe so mit 15 angefangen Gitarre zu spielen, also eher ein Spätstarter. Dann war meine erste Band LEVIATHAN die dann später umbenannt werden musste, weil es Namensdoppelungen gab und wir dann eine Unterlassungsklage bekommen haben, netterweise. 2013 sind wir beide uns über den Weg gelaufen, dann bin ich zeitweise noch bei SKALIKA eingestiegen, habe so die letzten paar Monate bevor die Band sich aufgelöst hat und habe die Gitarre übernommen, weil ein Gitarrist fehlte. Dann war ich primär bei LIVING ABYSS aktiv, dann haben wir 2018 eigentlich erst als Nebenprojekt, für ein bisschen Spaß und um was anderen zu machen und um uns die Zeit zu vertreiben, weil die andere Band so ein bisschen brach lag, KINGS WINTER gegründet und inzwischen haben wir dann LIVING ABYSS verlassen, nachdem KINGS WINTER Fahrt aufgenommen und hat und konzentrieren uns komplett auf diese Band. Also komplett, d.h. ich habe noch ein anderes Projekt in der Pipeline für dieses Jahr aber KINGS WINTER ist die Hauptband.

J.P: 2 Alben und 2 EPs bislang. War euch das klar, dass ihr mehr veröffentlicht, wollt als ihr KINGS WINTER ins Leben gerufen habt?

Tobi: Das war tatsächlich erstmal so ein Off/off Ding, ich habe tatsächlich bei LIVING ABYSS vorher immer nur so Teile zu einem Song beigesteuert aber nie einen kompletten Song geschrieben, weil da unser anderer Gitarrist ziemlich besitzergreifend war, um das mal nett zu sagen. Deswegen war ich einfach super unsicher, ob ich als Songwriter funktioniere und habe dann auch ewig gerungen mit dem ersten Song, das war damals „Times running out“ der Opener unserer EP „Forging the Cataclysm“ damals. Das war der erste Song und da habe ich so ein halbes, dreiviertel Jahr vor dem halbfertigen Song gesessen, bis ich dann irgendwann den Sprung geschafft habe den Song fertig zu schreiben und dann dachte, ok jetzt ist einmal der Knoten geplatzt und dann haben wir so die ersten 4 bzw. 5 Songs, wenn man das Instrumentale dazu zählt, geschrieben, aber es war tatsächlich erst mal nur so die Idee den zu veröffentlichen und zu schauen was passiert. Es hätte ja auch passieren können, dass das eine Bleiente ist und sich niemand dafür interessiert und das Feedback schlecht ist.

Jule: Vor allem auch erst mal nur als Studioprojekt. Das war für uns so von Anfang an der Gedanke, wir machen hier bei uns zuhause zu zweit ein Studioprojekt und mehr nicht.

Tobi: Aber die Reaktionen waren so gut, egal ob Presse oder wir haben auch so viele EP‘s verkauft, dass wir relativ schnell die Unkosten wieder drin hatten, und dann dachte ich, es macht Spaß, es ist genau das, was ich machen möchte, und dann war relativ schnell klar, dass das auch weitergehen soll.

J.P: Eure Selfpromotion ist super, alles da was man benötigt, habt ihr aber nicht doch Interesse mit einem Label zusammen zu arbeiten?

Tobi: Tatsächlich ist ein Label natürlich ein Traum und natürlich öffnet ein Labelname auch ein paar Türen. Aber viele Magazine freuen sich tatsächlich, auch wenn sie direkt von den Künstlern bemustert werden.
Wir wollten auf jeden Fall regelmäßig veröffentlichen, weil man als kleine Band schon permanent beim Fan präsent sein muss meiner Meinung nach, um einfach nicht in Vergessenheit zu geraten. Und da ist manchmal halt der Labelprozess zu lange. Unsere EP war im September im letzten Jahr fertig und wenn man dann erst noch ein Label finden will und dann noch in deren Veröffentlichungszyklus sind rein quetschen muss, das ist dann sehr lange und dann sind das manchmal ein halbes Jahr von der fertigen CD bis zur Veröffentlichung dann. Wir haben auch das Glück, das wir eine sehr treue Fanbasis haben auf die wir uns verlassen können und die uns dann in die Lage versetzen das wir bei der Produktion und dem Ganzen nicht drauflegen mussten bis jetzt. Also es ging auch ohne Label bis jetzt ganz gut.

J.P: Wie sind denn die Aufnahmen zu der Platte abgelaufen? Wann habt ihr damit angefangen und wie ist sie entstanden?

Tobi: Also tatsächlich entsteht alles immer primär bei mir, d.h. ich schreiben den Song und programmiere mir dann die Drums und alles, was ich sonst so brauche, dazu. Danach kommen dann der Text und die Gesangsaufnahmen. Letztes Jahr im Januar haben wir mit dem Songwriting begonnen bis Sommer und dann hat Chris unser neuer Gitarrist seine Gitarren noch dazu beigesteuert und den Bass eingespielt. Die Gesangsaufnahmen werden immer zwischendurch gemacht, quasi immer, wenn ein Song fertig ist. Wir haben halt nicht die Möglichkeiten uns 3 Monate im Studio am Stück einzuschließen.

J.P: Jule schreibst du eigentlich die Texte?

Jule: Nein, also das macht tatsächlich auch Tobi, weil es die Erfahrung gezeigt hat das ich nicht so arbeiten kann das ich einen fertigen Song bekomme und dann die Texte dazu schreibe, was ich früher so gemacht habe. Es gibt sicher Songwriter, die das gut können, aber für mich geht das nicht, zumindestens nicht, wenn es auf einen reinen auf Gitarren basierten Song passieren muss. Deswegen sind wir dazu übergangen das Tobi den kompletten Song inklusive Texte alleine schreibt. Er singt dann auch eine „Drecksspur“ ein, die dann als kleine Vorgabe für mich dient, auch wenn dann manchmal etwas komplett anderes rauskommt zum Schluss, weil seine Ideen manchmal gesanglich nicht umsetzbar sind, z.B. bezüglich Atempausen etc.

J.P: Hattest du eigentlich Gesangunterricht Jule?

Jule: Also ich habe mit anderen Instrumenten angefangen, vor allem Akkordeon. Das war bei uns in der Familie so Tradition und ich habe dann auch in einem Orchester angefangen zu spielen so ab 9 Jahre. Und so mit 14 Jahren wollte ich dann zur Gitarre wechseln, aber da ich sehr klein bin und dann auch sehr kleine Hände habe war das halt sehr schwierig mit dem Greifen und dem Wechseln. Das funktionierte dann also nicht und man verliert dann natürlich auch die Lust. Ich habe aber immer schon nebenher gesungen und als dann die erste Bandgründung anstand bin ich dann auch direkt beim Gesang gelandet. Dann habe ich auch gesagt okay ich will da jetzt etwas professionelleren Input haben und war da in Köln an der Music Academy. Aber eine richtig klassische Gesangsausbildung habe ich nicht. 2 Jahre war ich dort, es war dann teilweise aber auch etwas schwierig, weil meine Gesangslehrerin eher dem Jazz zugewandt war und ich dann eher Rock und Metal orientiert da ankam.

J.P: In den Infos zum Album steht, dass du Jule sehr mit Covid zu kämpfen hattest und dass dies großen Einfluss auf die Entstehung des Albums hatte, wie und warum genau? Wie hat sich deine Gesangsstil verändert?

Jule: Über 6 bis 8 Wochen hatte ich ganz extrem Husten das war schon echt heftig. Als es dann nach gut 2 Monaten mit Medikamenten wieder besser wurde habe ich aber gemerkt okay das ist noch nicht ganz wieder gut irgendetwas ist da noch. Als wir dann mal wieder nur so für uns proben wollten ging auf einmal gar nix mehr! Ich konnte keine Töne mehr halten, die Stimme ist weggebrochen, die Tonlage stimmte nicht mehr und ich kam gar nicht mehr in die Höhen. Daraufhin war ich dann beim HNO-Arzt der dann auch tatsächlich Schäden an den Stimmbändern festgestellt hat.
Daraufhin hatte ich dann 1 ganzes Jahr Stimmtherapie und die Stimmtherapeutin musste mir tatsächlich Sachen wieder austrainieren die ich mir in der Gesangsausbildung angeeignet hatte, weil die einfach die Stimme geschädigt haben. Falsche Herangehensweise halt. Außerdem musste ich halt alles von Grund auf neu lernen, Atemtechnik und einfach alle Grundlagen, weil meine Stimme nun einfach 1 ganzen Ton tiefer ist als vorher. Für eine Frau ist meine Singstimme jetzt sehr tief. Growls gehen z.B. gar nicht mehr, das habe ich tatsächlich verboten bekommen. Man hat das auch direkt gemerkt, wenn ich es dann doch mal probiert habe, war sofort die Stimme angegriffen. Vieles ist dabei Training, aber es geht einfach nicht mehr und ist vielleicht für immer verloren gegangen. Die Zeit wird es zeigen. Ich bin auf jeden Fall erstmal froh, dass meine Stimme überhaupt wieder einigermaßen fit ist und auch wir das Album machen konnten, woran ja zum Anfang gar nicht zu denken war und die Hoffnung gar nicht da war! Auch wenn uns der neue Gesang fast schon besser gefällt als zuvor war der Weg dahin echt steinig und hart!

J.P: Apropos Jule, wie können wir uns eure Zusammenarbeit vorstellen? Gerade als Ehepaar ist man dann ja quasi 24/7 miteinander und teilt dann sogar ein Stück Beruf(ung), kann das nicht auch mal zu Reibereien führen?

Beide: Also eigentlich ist es sehr harmonisch, es macht vieles einfacher. Man muss einfach gut kommunizieren können, das war uns auch bei den neuen Bandmitgliedern sehr wichtig! Und das ist ja bei Ehepaaren eigentlich vorhanden, von daher macht es natürlich auch die Aufnahmen und alles einfacher. Wichtig ist dann natürlich persönliches zu trennen, also wenn man was musikalisch kritisiert wird, dann ist das nur darauf bezogen nicht privat oder persönlich! Das Einzige, was halt ist, für Proben oder Gigs sind wir halt immer beide mit am Start, d.h. wir brauchen privat dann für unsere Tochter immer einen Babysitter. Das ist dann natürlich der Nachteile, was uns auch etwas einschränkt bzw. wir einfach mehr planen müssen. Es ist halt auch irgendwie cool das am Küchentisch dann auch manchmal direkt Bandsachen besprochen werden können und auch unsere Tochter so langsam begreift, was wir da eigentlich machen und die Musikalität auch bei ihr erkennbar ist! Sie hat ein altes Funkmikro von mir mit dem sie aktuell durch die Gegend rennt und unsere Songs singt, natürlich als Kauderwelsch, aber es ist echt toll zu sehen. Die Band ist im Familienleben schon stark verankert was aber auch echt ein Vorteil ist. Wenn man Partner hat die so gar nichts mit Musik zu tun haben oder anfangen können kann es schon manchmal echt schwieriger oder streitbarer werden. Denn man muss ja viel Zeit und auch Geld in die Musik stecken.

J.P: Kommen wir jetzt mal zum Album selbst. Was macht es aus eurer Sicht nach aus? Wie unterscheidet es sich vom letzten Album? Einzelne Songs fielen mir recht schwer herauszupicken. Wovon handelt eure Lyrics denn so?

Tobi: Also wir glauben das das neue Album so bis jetzt die beste Umsetzung ist was wir uns für KINGS OF WINTER vorgestellt haben. Einfach auch weil wir uns jetzt an die Melodic Death Sachen eher rangetraut haben als Beispiel. Zum Anfang wollten wir da noch nicht so hin, weil wir LIVING ABYSS und KINGS WINTER klar trennen wollten. Jetzt sind wir ja bei LIVING ABYSS raus und können auch wieder mehr in die Richtung gehen, die wir uns vielleicht von Anfang an vorgestellt haben. Harter Metal mit klarem Gesang.
Unsere Lyrics handeln von allem, was mich oder uns so beschäftigen. Lyrics sollten schon etwas sein was einen zu denken gibt, denn nur dann sind sie irgendwie authentisch.“Tyrants Fall“ ist zum Beispiel entstanden in den ersten Tagen des Ukraine Krieges, „Destroyer of Worlds“ dreht sich um die 1. Atombombe, aus angelehnt etwas an den Film Oppenheimer. . Der Albumtitel basiert z.B. auf einem Zitat von George Adaire, welches ich auf der Facebook Timeline eines Freundes gesehen hatte und einfach toll fand! Über klassische Fantasythemen handeln die Texte eher weniger, das würden sie wenn Jule die Lyrics schreiben würden : )

J.P: Und apropos neues Album, ihr habt euch ja personell verstärkt. Christian Schmitz ist nun Teil der Band. Was war der Grund dafür, woher kanntet ihr ihn, was bringt er mit und habt ihr noch weitere Zugänge geplant?

Tobi: Chris war eigentlich eine lustige Geschichte, ich habe die letzte Platte seiner Ex Band gereviewt und weil die Rezi ganz gut war und die Platte auch toll haben wir uns auf FB befreundet und sind danach in Kontakt geblieben. Und als Alexi Laiho gestorben ist haben wir uns dazu entschieden einen Tributesong aufzunehmen, nämlich „Midnight Madness“. Chris hat dazu die Gitarrensoli eingespielt und ich glaube ihm ist da einfach in Erinnerung geblieben das die Zusammenarbeit sehr gut war. Wir haben dann unsere erste Liveanfrage gehabt, was wir uns dann auch zugetraut haben, aber es dann schlussendlich doch nicht geklappt hat eben wegen der Corona Pandemie, und da haben wir dann natürlich einen zweiten Gitarristen gesucht und Chris hat direkt gesagt er hätte Bock mitzumachen und hat sogar ein richtiges Bewerbungsvideo geschickt, wo er einen Song von uns gecovert hat. Passt auf jeden Fall mega weil er ein unglaublich guter Gitarrist ist, noch dazu Songs schreiben kann, „Sonic Thunderstorm“ ist ja von ihm, und die Chemie stimmt einfach. Sowohl persönlich als auch musikalisch was ja zwischen den Gitarristen schon recht wichtig ist. Es erschließen sich jetzt einfach auch mehr Möglichkeiten mit zwei Gitarren und wie gesagt er bringt auf einfach ganz tolle Ideen mit ein!
Und ein weiterer Vorteil natürlich, Chris kann growlen, was ja durch Wegfall von Jule ein echter Glückstreffer war. Wird dachten schon „Hey Scheisse keine Growls auf der Platte“ und dann kam Chris relativ spät damit um die Ecke das er das auch könne weil er mal etwas Unterricht bei Britta Görtz.(Ex CRIPPER) hatte.

Jule: Und bezüglich weiterer Neuzugänge, also wir haben ja vor ein paar Tagen Hendrik Franke als neuen Bassisten vorgestellt. Der uns ja auch schon eine gewisse Zeit, 11 Jahre mittlerweile, begleitet hat. Erst wollten wir ihn gar nicht fragen, weil wir ja dann nicht die gesamte LIVING ABYSS Besetzung auf einmal bei KINGS OF WINTER haben wollten, aber nach ein paar Pleiten bei Vorspielen haben wir ihn dann doch kontaktiert und er hat direkt zugesagt.
Wir haben vor kurzem auch das erste Mal mit der vollen Bandbesetzung geprobt und es hat direkt funktioniert und fühlte sich unglaublich gut an! Auch einen Schlagzeuger haben wir nun endlich gefunden, wir dürfen ihn aber noch nicht offiziell verkünden, weil er noch mit seiner anderen Band sprechen muss. Wir sind jetzt endlich komplett und haben im September auch den ersten Livegig zusammen, den wir aber auch noch nicht offiziell verkünden können, weil auch das noch nicht komplett final bzw. bekanntgegeben ist.

J.P: Anschlussfrage dazu, mir scheint als entwickele sich KINGS WINTER von einem Studioprojekt hin zu einer richtigen Liveband oder täusche ich mich da?

Jule: Also eigentlich wurde das ja regelrecht eingefordert, weil es immer wieder viele Anfragen gab, wann spielt ihr denn endlich mal live. Daraufhin haben wir überlegt es doch nicht bei einem Studioprojekt zu belassen. Dann kam ja die erste Festivalanfrage und seitdem gab es ja schlussendlich kein Zurück mehr!

Tobi: Außerdem freuen wir uns darauf die Songs endlich mal live zu performen, Live spielen ist halt einfach immer noch das Größte! Nichts gegen Studioprojekte, aber es ist doch einfach etwas ganz anderes!

J.P: Wenn ich nicht komplett falsch liege, bist du Tobi nicht nur Musiker sondern auch Schreiber so wie ich, ist das richtig? Wie kam es dazu bzw. führt das nicht zu Schwierigkeiten?

Tobi: Ja ich schreibe bei Powermetal.de. Ich kann das aber auch ganz gut trennen glaube ich. Wenn ich da unterwegs bin, bin ich klar Fan. Logisch höre ich als Musiker etwas anders hin und analysiere mehr die Songs und hole mir manchmal vielleicht auch die ein oder andere Inspiration, aber wenn ich einfach Musik konsumieren will, dann konsumiere ich einfach. Ich versuche aber Bands hier aus dem näheren Umfeld/Underground zu vermeiden, weil ich bin, ehrlich bei meinen Rezis und schreibe auch wenn mal was nicht so gut ist. Das sollte dann kein böses Blut geben im direkten Umfeld. Man darf bei allem auch nicht vergessen, eine Rezension ist immer subjektiv, Tagesform abhängig und immer nur EINE Meinung.
Ich schreibe schon seit 2010 und da hat man natürlich auch eine gewisse Stammleserschaft und seinen Stil. Zum Schreiben bin ich einfach gekommen weil für ein anderes Magazin (The Pit) gesucht wurde und ich fand das damals interessant vor allem die Sachen im Vorfeld zu bekommen fand ich damals cool : )

J.P: Vielleicht auch interessant für die Leser, wenn ich hier schon mal ein Ehepaar im Interview habe ; ). Ihr seid Metalmusiker, Eltern und Berufstätig. Wie kann man sich das im Alltag vorstellen? Seid ihr eigentlich eine ganz normale Familie und man stellt sich da nur immer was besonders drunter vor?

Jule: Also eigentlich sind wir eine ganz normale Familie glaube ich. Teilweise hören wir sogar aus dem Freundeskreis boah seid ihr Spießer : ) Wir sind sehr familiär aufgewachsen und sind bis heute so. Unsere Tochter trägt gerne bunt, aber auch mittlerweile viele Bandshirts. Sie greift da auch tatsächlich selbst zu und sucht sich aus was sie will! Sie bekommt natürlich schon mit wie wir sind und wie wir aussehen. Im Auto läuft dann halt eher härtere Musik, das kennt sie auch nur so und das findet sie auch toll. Ihr aktuelles Lieblingslied ist z.B. die letzte ROLLING STONES Single „Angry“. Das hört sie aktuell rauf und runter! Sie mag auch Eddy von IRON MAIDEN, der hängt bei uns an vielen Wänden, das finden andere Kinder wenn die zu Besuch sind eher verstörend, sie liebt ihn : )
Der Alltag ist eigentlich ganz normal, außer dass wir natürlich schauen müssen das wir unsere Musik also das Hobby darin integrieren müssen und dann Proben oder Arbeiten am Album eher in den Abendstunden stattfinden, wenn die Kleine im Bett ist.

J.P: Ein kurzer Schwenk zu euren bisherigen Bands und Projekten. Bei LIVING ABYSS seid ihr ja ausgestiegen richtig? Was waren die Gründe dafür und seid ihr noch aktuell woanders aktiv oder konzentriert ihr euch gerade voll auf KINGS WINTER?

Tobi: Also ich habe noch ein weiteres Projekt in der Pipelin, ein Melodic Death Metal Projekt, wo schon 5 Songs geschrieben sind. Das wird ungefähr Herbst werden bis da etwas Vorzeigbares präsentiert werden kann. LIVING ABYSS war im Endeffekt wie so häufig, dass es unterschiedliche Vorstellungen gab wie es weitergehen sollte und ein bisschen hat da auch KINGS WINTER mit reingespielt, weil wir da auf einmal ganz andere Möglichkeiten hatten dies auch in unseren Lebensalltag mitzuintegrieren. Das ging bei LIVING ABYSS nicht so gut zum Schluss, vor allem, was dann Proben und so anging. Es gab auch einfach keine neuen Songs, und das ist ja das, was ich so liebe, im Studio an neuen Songs zu arbeiten und einfach etwas entstehen zu lassen. Das war bei LIVING ABYSS nicht mehr so möglich. Wir verstehen uns aber nach wie vor gut, haben privat auch noch Kontakt, aber auf der Arbeitsebene hat es einfach nicht mehr funktioniert!

J.P: Wie geht es denn aktuell und in der nächsten Zeit nun für KINGS WINTER an? Gibt es vielleicht schon Livepläne?

Jule: Also wir können natürlich aufgrund der Familie und unserer Tochter jetzt keine großen Tourplänen oder ausgedehnte Touren machen. Das ginge auch bei den anderen Mitgliedern nicht, weil die einfach auch alle ihre anderen (musikalischen) Verpflichtungen haben. Aber natürlich haben wir schon den ein oder anderen ausgewählten Slot, den wir sehr gerne wieder belegen würden oder wir gerne spielen würden. Zu nennen wäre da auf jeden Fall das Field Invetion Festival im Westerwald da haben wir mit LIVING ABYSS schon gespielt und das war sehr cool und super organisiert! Es muss also einfach Sinn machen was auch vielleicht nicht zu weit weg ist. Wir sind da auf jeden Fall offen, es muss halt einfach für uns passen! Ein Traum wäre es nochmal beim Summer Breeze zu spielen, dort haben wir auch mit LIVING ABYSS mal gespielt.

JP: Was sind denn so eure musikalischen Einflüsse und/oder Lieblingsbands? Ich habe gelesen das ihr großes BLIND GUARDIAN Fans seid, das bin ich übrigens auch, Zeit zum Fachsimpeln ; )

Jule: Also ich komme klar aus der Melodic Death Ecke, so CHILDREN OF BODDOM haben mich da absolut geprägt. Aber auch ebenso Sachen wie BLIND GUARDIAN, NIGHTWISH finde ich gut. In der letzten Zeit haben mich THE HALO EFFECT oder auch das letzte IN FLAMES total gecatcht. In der Jugend habe ich aber auch viel Viking Metal gehört, als so Sachen wie AMON AMARTH.

Tobi: Meine Einflüsse sind wirklich sehr breit gefächert, ich beschränke mich jetzt mal nur auf den Rock und Metal Kram, angefangen von ROLLING STONES, PINK FLOYD über GENESIS bis hin dann zum Nu Metal also LINKING PARK oder KORN. Da hat es dann bei mir so richtig gezündet metaltechnisch! Melodic Death Metal ähnlich wie bei Jule und ganz klar sind bei mir auch BLIND GUARIDIAN und IRON MAIDEN meine Alltime Faves!
Als Gitarrist ist mein Haupteinfluss tatsächlich Michael Schenker. Das sieht man auch daran das ich nur Flying V Gitarren spiele.

JP: Tobias du spielst ja nicht nur Gitarre sondern auch Bass. Beides richtig gelernt oder selbst beigebracht und was spielst du lieber?

Tobi: Gitarrenunterricht hatte ich tatsächlich nur 1 Jahr und danach habe ich mir alles selbstbeigebracht auf Basis von Youtube Videos etc. Ich bin nur ein Notfallbassist, als Rockbassist tauge ich was, für mehr reicht es dann nicht, es war damals einfach einfacher nicht noch jemand dazu zu holen bei den ersten Alben als das ich fix zum Bass greife. Da haben wir jetzt mit Chris und auch Hendrik fähigere Leute in der Band die z.B. auch den Bass mit Fingern spielen können, bei mir reicht es da nur zum Pik

J.P: Abschlussfrage, wie seht ihr die heutige Musiklandschaft nach Corona? Was hat sich verändert, was meint ihr wie sieht die Zukunft aus?

Beide: Also es ist auf jeden Fall eine Spaltung im Livesektor da! Es gibt die richtig großen Bands, wo die Konzerte mega schnell ausverkauft sind, und dann gibt es die kleinen Bands und Clubshows wo man dann vor einem fast leeren Laden spielt. Klar die Preise haben sich erhört und ich glaube die Leute geben dann lieber einmal Geld aus, um eine richtig große Band zu sehen als viele kleinere Sachen, obwohl das ja echt schade ist! Es gab glaube ich noch nie so viele Abendkassentickets wie in der letzten Zeit, das war auch definitiv mal anders! Für KINGS WINTER war die Situation nicht so schwer, weil wir uns ja nicht mit der Band unser Leben finanzieren müssen. Aber für die vielen Berufsmusiker war das schon ein sehr harter Schlag! Und komischerweise gab es auch mehr Interesse bei uns vielleicht generell für neue Musik, weil ja keine Livekonzerte möglich war.
Auch für die Festival ist und war das ganze natürlich ein Desaster! So viele Absagen oder Festivalsterben aufgrund von schlechten Vorverkäufen. Die Musiklandschaft hat sich auf lange Sicht verändert und die kleinen Festivals und Konzerte werden auf Dauer definitiv weniger werden und fehlen!

J.P: Vielen Dank Jule und Tobias für eure Zeit und die interessanten Antworten! Ich wünsche euch alles Gute für die Zukunft. Die letzten Worte an die Fans da draußen gehören natürlich euch.

Beide.: Erstmal vielen Dank für das Interview! Es ist mal schön ein Gesicht zu den ganzen Emails zu haben : ) Ein ganz großes Dankeschön an unsere Fans und die Stammbesteller, eine Riesen große Unterstützung. Wir hoffen das wir uns alle demnächst mal bei einem Konzert sehen können!

Julian

KINGS WINTER – The other Side of Fear

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Trackliste:

01. The other Side of Fear
02. When Tyrants Fall
03. The Lost Art of Grey
04. Shadow of the Cross
05. Destroyer of Worlds
06. Sonic Thunderstorm
07. Revolution`s Name
08. The Darkness Within

 

 

 

 

Spielzeit: 39:04 min – Genre: Heavy Metal – Label: Eigenvertrieb – VÖ: 28.01.2024 – Page: www.kingswinter-music.com

 

Das Ehepaar Dahs begeistert uns mit ihrer Band KINGS WINTER nun auch schon seit 2019 und nun steht das neue Album „The Other Side of Fear“ in den Startlöchern.
Auf diesem gibt es die ein oder andere Neuerung zu vermelden!
Nach wie vor zeichnen sich Tobias Dahs für die Gitarre und Jule Dahs für den Gesang verantwortlich aber mit „Christian Schmitz“ hat man nun einen zweiten Gitarristen der auch noch Growlen kann mit an Bord geholt, um den Sound zu erweitern. Zusätzlich soll es auch noch einen permanenten Schlagzeuger geben, dieser ist aber noch nicht bekannt.
Man wächst also von einem Studioprojekt zu einer größeren Band mit geplanten Liveaktivitäten!
Im Vorfeld des neuen Albums gab es aber einige schlechte Neuigkeiten zu vermelden. Viele geplante Musiker, die dann doch nicht zur Verfügung standen und Jules Covid Erkrankung, die sich leider nachhaltig auf die Stimmbänder ausgewirkt hat und somit eine Neuaufnahme von bereits fertigem Material unumgänglich machte.
Für mehr Details dazu empfehle ich euch mein ausführliches Interview zur VÖ welches ich mit dem sympathischen Ehepaar Dahs geführt hab.

Hier konzentrieren wir uns jetzt mal auf die neuen Songs der Scheibe, gestartet wird direkt mit dem Titelsong „The other Side of Fear“. Schöner 80iger inspirierter Heavy Metal erwartet uns hier, Jule singt etwas tiefer als auf den letzten VÖs, wie ja auch schon angesprochen, klingt dadurch aber noch mehr nach Doro Pesch, Lita Ford und Co. Sehr geiler Song wo auch sofort sichtbar wird das man nun mit 2 Gitarren unterwegs ist!
Ähnlich druckvoll geht man beim anschließenden „When Tyrants Fall“ zur Sache, tolle Lyrics die aktueller nicht sein könnten und auch ansonsten findet der Song sich schnell in den Gehörgängen wieder und verweilt da recht lange.
Bei „Shadow of the Cross” wird der Härtegrad nach oben geschraubt und hier haben wir ein paar Growls zu verzeichnen die von Neugitarrist Christian stammen und die der Nummer noch den richtigen Punch geben! Hier kam man 1 A die Nackenmuskeln schön kreisen lassen!
„Destroyer of the Worlds“ geht dann etwas in Richtung des tollen Openers und bietet mit seinen ruhigeren Bridgeparts einen interessanten Aufbau.
Das folgende „Sonic Thunderstorm“ ist von Christian geschrieben worden und ja das hört man, tönt das gute Stück doch etwas anders, was, aber nicht heißt das es nicht in die Songstruktur passt, im Gegenteil, hier gibt es geile Gitarrenarbeit mit großartigen Solis. Einfach ein runder Track der einem auch nicht mehr so schnell aus dem Kopf geht!
Mit dem abschließenden „The Darkness Wthin“ welches etwas ruhiger angelegt ist geht eine rund rum gelungene neue KINGS WINTER Scheibe zu Ende die eine Band zeigt, die sich stetig weiterentwickelt!

Es ist schön zu sehen, wie sich die Band entwickelt hat seit ihren Anfängen, die ich ja direkt mit begleitet habe!
Mit dem neuen Personal, vor kurzem stieß noch Bassist Hendrik Franke (LIVING ABYSS) dazu, wird man variabler und als Fan wird man es gar nicht erwarten können die Songs auch mal live zu sehen.
Tolle Melodie, geile Instrumentalisierung was will man mehr? Okay, etwas mehr Spielzeit vielleicht mit noch mehr geilen Songs!
Jules Gesang möchte ich ebenfalls hervorheben, gefällt mir nochmal eine Spur besser als auf den Vorgängern, auch wenn der Grund dafür ja kein besonders schöner ist!
Applaus Richtung Königswinter, jetzt geht es aber erst so richtig los oder? : )

Julian

 

DYMYTRY – Five Angry Men

Trackliste:

01. Enemy List
02. Everything Is Black
03. Wake Me Up (Before I Die)
04. Legends Never Die
05. Three Steps To Hell
06. In Death We Trust
07. Dead Living Dead
08. 1939
09. The Revenant
10. Five Angry Men

 

Spielzeit: 40:52 min – Genre: Psy-Core – Label: AFM Records – VÖ: 26.01.2024 – Page: www.facebook.com/dymytrycz

 

DYMYTRY sind mit ihrem siebten Album, und zweiten in englischer Sprache, zurück im CD Player. Normalerweise gehe ich bei Psy-Core oder ähnlichem Modernen gekloppe freiwillig in Deckung und komme erst wieder raus wenn die Mucke verstummt. Nicht so bei DYMYTRY, die Tschechen haben etwas das mich fasziniert und fesselt, hier bewahreitet sich das man nicht Stur auf einen Stil beharren sollte und öfters über den Tellerrand blicken und somit über seinen eigenen Schatten springen sollte. Den nur so entdeckt man immer wieder für sich Neues und faszinierendes.

Zur wütenden Truppe gehören A.L. an Mikrofon, Dymo und Gorgy an den Gitarren, R2R am Bass und Mildor an den Drums. Hat sich etwas im Leben von DYMYTRY geändert, ich sage mal nein. Das Album fängt so an wie „Revolt“ aufgehört hat, mit Riffschwangeren und harten Songs im typisch, eingängigen DYMYTRY Stil, manche der enthaltenden Titel wären auch für die Disco geeignet. Wer eine Modern Metal Party schmeißt kommt um die beiden Album „Revolt“ und „Five Angry Men“ nicht rum

Der Titel lautet „Five Angry Men“ mit diesem Titel nehmen die Jungs ihr wildes Image aufs Korn, wütend wirkt dabei nur die Gitarre, der Gesang ist wie schon auf „Revolt“ über jeden Zweifel erhaben. Die Gitarren bombardieren den Hörer mit Riffsalven und zeigt wo der Maurer die Kelle schwingt und den Mörtel in die Mauer donnert. Der Bass macht auch genügend Druck, aber der Drummer haut dermaßen in die Felle das die keinen einzigen Song überleben würden und nach jedem solchen gewechselt werden müssen. Die Produktion trägt zum positiven Gesamtbild, ohne sich zu blamieren, bei.

Wie auch schon auf „Revolt“ geizen die fünf Tschechen nicht mit ausgefeilten Melodiebögen, starkem Gesang und Instrumentierung. Als Vergleich kann ich nur „Revolt“ angeben, da ich im Gerne des Psy-Core nicht wirklich unterwegs bin und mir da nur DYMYTRY zusagen ohne dass ich dabei die Flucht ergreife. Die Jungs nehmen sich bei allem nicht wirklich selbst ernst, bleibt ab März nur abzuwarten ob DYMYTRY das auf Konserve gebotene auch auf die Bühne bringen können.

So können DYMYTRY erneut bei mir wie mit „Revolt“ punkten, das allerdings für mich einen Deut stärker ausgefallen ist als „Five Angry Men“. Ein Probelauf schadet keinem also tut Euch den Gefallen und gebt DYMYTRY mit „Five Angry Men“ als auch „Revolt“ einen Probelauf, es gibt sehr viel auf beiden Alben zu entdecken.

„Enemy List“ ein starkes Stück Musik, fängt da an wo das Vorgängeralbum aufgehört hat, „Everything Is Black“ eine Hymne für den Modernen Metal und stellt wie der Song davor einen Live Kracher dar. „Wake Me Up (Before I Die)“ ein chaotischer Metaller mit großartigem Refrain, „Legends Never Die“ ein Cover im Original von AGAINST THE CURRENT, wobei mir die DYMYTRYs Version ein gutes Stück besser gefällt. „Three Steps To Hell“ ein Song mit Ohrwurm Charakter, „In Death We Trust“ könnte in den Strophen verdaulicher sein, der Refrain ist cool und in der Bridge werden Gregorianische Choreinlagen eingesetzt. „Dead Living Dead“ erinnert mich an die Schweden von SIX FOOT SIX, „1939“ geht die Sache wie der Albumtitel sagt sehr wütend an. „The Revenant“ ein melancholicher und von Tränden triefender Schmachtfetzen, bei „Five Angry Men“ zeigen sich die Boys aus dem Nachbarland nochmal von einer experimentellen Seite und binden Rapeinlagen in die Strophen ein.

Balle

HEARTS & HAND GRENADES – Where I Begin

Trackliste:

01. Burn (By My Fire)
02. Where I Begin
03. Boom
04. Silver
05. Let Me Down
06. Way Down Low
07. Better Off Alone
08. I Just Want My Rock
09. Anywhere But Here
10. Over Again

 

Spielzeit: 35:53 min – Genre: Hard Rock – Label: Eclipse Records – VÖ: 26.01.2024 – Page: www.facebook.com/heartsandhandgrenades

 

Da habe ich mir eine schöne Granate eingefangen, HEARTS & HAND GRENADES was für ein bescheidener Bandname. Entweder soll er polarisieren oder an die dunklen Zeiten des 20-Jahrhunderts an WWI, WWII, die Aufteilung Deutschlands in Ost und West, die USA gegen Japan mit dem ersten Einsatz eines Nuklearsprengkopfes gegen menschliche Ziele, Afghanistan, Korea, Vietnam und den Falklandkonflikt, die RAF gegen Großbritannien erinnern, ich vermute mal beides. Das 20-Jahrhundert war geschichtlich nicht wirklich eine Sternstunde der Menschheit, genau wie jedes Jahrhundert davor, egal ob Religionskriege, Revolutionen, Bauernaufstände, Frankreich gegen England, England gegen Schottland, Japan die in China eingefallen sind. Die Siedler von Nordamerika die Indigenen Stämme in Reservate gepfercht und abgeschlachtet haben um deren Land zu besiedeln um ihre Gier nach Gold und Reichtum zu stillen. Die Ägypter, Griechen, Perser, Römer, Mongolen, Kreuzzüge Osmanen gegen Kreuzritter und umgekehrt, der Sklavenhandel von Holland, England, Spanien und Portugal, die Inquisition alle Zeiten haben Ozeane voll Blut an ihren Händen. Und ich denke mal das der Bandname ein Mahnmal für die Gräueltaten des Menschen ist, seitdem dieser halbwegs aufrecht stehen und gehen kann, von der Keule über Napalm, Giftgas bis hin zur Atombombe im Namen eines oder mehrere Größenwahnsinnige angerichtet haben.

So genug über die Schandflecken der Menschheitsgeschichte aller Epochen geredet, lassen wir mal die Mucke sprechen. Die Band kommt aus Buffalo in den USA und und legt ihr zweites Album vor, dass wie ein entfesselter Taifun über den großen Teich stürmt. Die Herzlichen Granaten machen tja hier kommt mein zweites Dilemma, das erste ist die knappe Laufzeit von nicht Mal 36 Minuten, mit welchem Stil soll ich die Mucke bezeichnen? Ich äußere mal vorsichtig einen Mix aus melodischem Modern Hard Rock mit Elementen aus dem Alternative Rock und Heavy Metal, wobei der Hard Rock Anteil überwiegt. Zur Chaostruppe gehören Stephanie Wlosinski Gesang und Bass, Kenny Blesy an der Lead Gitarre, Mike Bress an Gitarre und Keyboars und Cory Michalski an den zerstörten Fellen.

Die Stimme von Stephanie ist kräftig, rau, mitreißend, weiß zu jedem Zeitpunkt wo sie sich befindet und ähnelt einer Mischung aus so dumm sich das liest Sandra Nasic´ von GUANO APES, Jennifer Crush von SUPERNOVA PLASMAJETS und Julie Westlake von HYDROGYN mit ein wenig Ombeline Duprat von ASYLUM PYRE in der Unternote. Was sich wie eine totale Naturkatastrophe liest hört sich in Wirklichkeit verdammt geil an. Die Gitarren sorgen für amtlichen Lärm in der Bude, der Bass wummert nicht nur still im Hintergrund und der Drummer zerfetzt die Felle mit seinen Sticks. Dies ergibt ein intensives und brachiales Gesamtbild das es Faustdick drauf hat und für gewaltigen Wirbel in der Branche sorgen könnte.

Kann man den Stil mit irgend Wem, Was oder Wie beschreiben, ich ziehe jetzt mal die Karten von HYDROGYN, über ein wenig SURRENDER THE CROWN, HINDER, DAUGHTRY, THOSE DAMN CROWS, GUANO APES und eine leicht softere Version und hier liegt der Hauptbestandteil in sehr eingängigen ASYLUM PYRE nur eben im Modern Hard Rock. Und als kleinen Kontrastpunkt gibt es im Classic Rock und bei NIRVANA und Co. wilderndes Riffing. Bei allen Songs steht die Melodie im Vordergrund die mit Stephanies Stimme und der Instrumentierung alles richtig macht und sich keine Blöße gibt. Die Band schafft es Mühelos alle geltenden Grenzen zu sprengen, beweisen dabei ein hohes Maß an Kreativität und überzeugen mit Songs die nicht alltäglich in den Player kommen aber bei der großen Hörerschaft auf Anklang zu treffen. Ich für meinen Teil behalte HEARTS & HAND GRENADES auf meinem Radarschirm und warte auf weitere Schandtaten, den diese Schreit förmlich nach einer Fortsetzung.

Wenn die Party 44 Minuten oder länger dauern würde, hätte ich einen Punkt mehr in der Bewertung vergeben. Ein kleiner Tipp, nicht vom Cover Artwork täuschen lassen, hier kommt anständige Rockmucke aus den Lautsprechern.

„Burn (By My Fire)“ geht gleich mal sowas von nach vorne das man meint es gibt keinen Morgen danach, „Where I Begin“ nicht weniger intensiv, dafür aber melodiöser und eingängiger. „Boom“ der richtige Song für eine Fahrt von Dom Toretto in seinem Musclecar auf einem Meilenweiten geradeaus gehenden Highway der nicht von Cops kontrolliert wird und er den acht Töpfen seines Big Blocks freien Auslauf gönnt, oder Max Rockatansky mit seinem V8 Interceptor auf einer Vendetta gegen Outlaws in den Wastelands. „Silver“ hat ein wenig Flair von Pirate Metal der im Hard Rock wildert, „Let Me Down“ ein gefühlvolles Melodic Schmankerl der Extraklasse. „Way Down Low“ was für ein Groove Monster, elegant, melodiös, voll auf die Zwölf zielend stürmt das Schweinegeile Teil ohne Umwege in die Synapsen, für mich eine glasklare Hitgranate, der Song haut einen aus den Sandaletten (wenn der nicht alle Hitparaden stürmt weiß ich auch nicht was los ist). „Better Off Alone“ der nächste Song aus einer anderen Galaxy, kommt mit leichter punkigen Brit Pop Note zum Pogen, „I Just Want My Rock“ geht voll in die GUANO APES Ecke bis die erste Strophe einsetzt, ab hier geht ein Country Rock Intermezzo los, bis der GUANO APES Refrain wieder kommt, danach geht es in 3DOORS DOWN und LINKIN PARK Abwandlungen bis zum nächsten GUANO APES Refrain das Solo besteht aus richtig geilem reinem Melodic Rock gefiedel, danach wird es spacig die Granaten hauen eine Pop Runde rein bis der Refrain wieder kommt, es folgt noch ein Abschnitt der im Classic Rock wildert. So ein Mashup habe ich ehrlich gesagt noch nicht gehört, die Band beweist viel Mut alles Genregrenzen zu sprengen und etwas ganz Untypisches zu machen. „Anywhere But Here“ düster Riffing trifft auf geniale Melodieführung, „Over Again“ spielt den perfekte Schlußpunkt.

Balle

Rainforce News

Almost Holy – Zweite Vorabsingle vom kommenden Album im Frühjahr!

Mit der zweiten Vorabsingle Almost Holy präsentiert Rainforce den Titelsong und Opener
vom kommenden Album.
Eröffnet wird der Song von einer monströs durch die Boxen röhrenden Leadgitarre, gefolgt von der brettharten und knochentrocken aufspielende Rhythmus-Fraktion um Gitarrist Andy La
Morte, Bassist Jan Thomas und Drum-Oktopus Benjamin Mann. Der Song steigert sich von Part zu Part, der maltesische Ausnahmesänger Jordan Cutajar shoutet sich durch die mit einem Hauch von Provokation gewürzten Lyrics, bevor der Song von der entfesselten Sologitarre von Saitenhexer Michael Piranio gekapert wird! Energiegeladener Hardrock, welcher die Spielfreude reflektiert, die die Band bei der Produktion des Albums hatte und auch gerne live auf die Bretter bringt. Dieser Song ist der Startschuss in ein Album, welches über insgesamt 11 Eigenkompositonen die volle Bandbreite von Hard Rock über Heavy Metal bis Ballade alles abdeckt, was das Rockerherz begehrt.

Offizielles Video Almost Holy:

KARDANG – Rizky Biznizz

Trackliste:

01. Change Of Heart
02. Don´t Let Me Drive
03. Man Eater
04. We´re All Gonna Be Alright
05. Scandinavian Girls
06. Rizky Biznizz
07. When The Water Runs Dry
08. Dream Forever
09. Hey Everybody
10. Down To The River
11. In The End

Spielzeit: 41:32 min – Genre: Hardrock – Label: Kardang Music – VÖ: 20.10.2023 – Page: www.facebook.com/kardangofficial

 

Eines muss man den Norweger Hardrockern KARDANG lassen – sie sind schnell. Denn nur ein Jahr nach ihrem Debüt „We Ain´t Dead Yet“ kommen sie mit dem zweiten Langspieler „Rizky Biznizz“ aus den Hüften. War der Erstling schon eine anständige Veranstaltung, zeigt die Formkurve bei den elf neuen Songs weiter nach oben. Denn KARDANG verstehen es, ihren knochentrockenen Riff-Rock noch ein Stück weit zu präzisieren und damit noch authentischer und mitreißender zu gestalten.

Aber wer sind denn die musikalischen Vorbilder des Fünfers vom Flekkefjord? Ganz klar Kapellen wie AC/DC oder D.A.D., den Sound könnte man aber auch ganz gut vergleichen mit einer norwegischen Version der deutschen Hardrocker THE NEW ROSES, alleine schon wegen der stimmlichen Ähnlichkeiten von Ove Wilhelmsen zu Timmy Rough. Aber, um hier keine Missverständlichkeiten in die Welt zu setzen – ein Klon sind KARDANG mit Nichten.

Das beweisen Songs wie das treibende „Don´t Let Me Drive“, leicht sleazige Nummern wie „Man Eater“ oder der Titeltrack oder das höchstmelodische „Change Of Heart“, das das Album sehr gut eröffnet. Aber auch Stücke wie „Scandinavian Girls“ oder etwas ruhigere Momente a´la „Dream Forever“ oder die Boogie-Nummer „Hey Everybody“ sollten Erwähnung finden.

„Rizky Biznizz“ ist keineswegs eine riskante Sache für alle Fans der oben genannten Bands. Im Gegenteil, das Ding rockt gewaltig nach vorne, ist staubtrocken produziert von Thomas Gallatin und der Band selbst. In ihren Videoclips setzen sie auf amerikanische Autos und die Schönheit ihrer norwegischen Heimat, was für mich eine coole Mischung ist, da ich großer Fan beider „Dinge“ bin. Da hätte es die schwerst tätowierte Schönheit auf dem Albumcover gar nicht gebraucht, die Artworks der einzelnen Singles wären da weit aussagekräftiger. Aber das nur am Rande. Kaufen!

Stefan

METALITE – Expedition One

Trackliste:

01. Expedition One
02. Aurora
03. CtrlAltDel
04. Cyberdome
05. Blazing Skies
06. Outer Worlds
07. New Generation
08. In my Dream
09. Disciples of the Stars
10. Free
11. Legendary
12. Paradise
13. Sanctum of Light
14. Utopia
15. Take my Hand
16. Hurricane

Spielzeit: 67:21 min – Genre: Modern Melodic Metal – Label: AFM Records – VÖ: 19.01.2024 – Page: www.metalite.se

 

Seit dem ersten Album 2017 verfolge ich die Schweden von METALITE sehr intensiv! Nun steht uns das vierte Album „Expedtion One“ ins Haus und bislang konnte man sich ja immer von Album zu Album steigern.
Daher war ich gespannt, was die Band dieses Mal für uns hat, auf jeden Fall wenn man einen Blick auf die Trackliste wirft, ist es ein sehr langes Album geworden.
Ein Blick etwas tiefer zeigt dann das das neue Album ein Konzeptalbum mit einer intelligenten Sci-Fi Story geworden ist.
Personell hat sich Gott sei Dank nichts getan und nach wie vor wird die Band von der Sängerin Erica Ohlsson (seit dem 2. Album dabei) stimmlich und Gitarrist Edwin Premberg angeführt.
Mit Jacob Hansen saß ein sehr gefragter und bekannter Produzent am Mischpult, was die Qualität der neuen Modern Metalsongs hoffentlich noch mehr steigern sollte!

So, genug der Vorreden, beginnen wir den langen Ritt durch das neue Album mal mit dem Opener und Titeltrack „Expedition One“. Hier sind direkt die Bandtrademarks wieder da, es geht mächtig mit Synthies nach vorne und es entwickelt sich ein flotter Midtempotrack der bestens als Titel und Openertrack geeignet ist.
Weiter geht es direkt mit „Aurora“ wo man die Eingängigkeit ordentlich nach oben schraubt! Schon nach kurzem kann man die Nummer mitsingen und sie gräbt sich metertief in die Gehörgänge, sehr schön!
Und ähnlich kann man dann auch über die folgenden „CtrlAltDel”, welch geiler Songtitel übrigens, “Cyberdome”, “Blazing Skies” und “Outer Worlds” urteilen. Alles schön melodisch, vollgestopft mit Synthies und einfach Modern Melodic Metal erster Güte.
Im Mittelteil kommt dann etwas mehr Abwechslung in die Scheibe, “New Generation” ist fast schon Pop Metal, ähnliches gilt dann für das anschließende, ruhigere “In my Dream” und auch “Disciples of the Stars” könnte vielleicht etwas mehr Schmackes vertragen.
Aber Anhänger der Band mögen genau das, klar das Album ist nichts für den beinharten Todesmetaller!
Wir sind bei 16! Tracks noch lange nicht am Ende angekommen, denn es warten noch so Hits wie “Legendary”, “Sanctum of Light” oder “Take my Hand” auf uns.
Dazwischen gibt es mit “Utopia” auch noch ein instrumentales Stück, welches ebenfalls absolut seine Daseinsberechtigung hat.

Puh, eine lange Platte, viele Songs, da ist es gar nicht so einfach die Konzentration hochzuhalten. Das dürfte den Musikern wie auch mir so gegangen sein!
Aber, und das ist die gute Nachricht, die Mucke ist hier größtenteils auf dem gleichen hohen Niveau der Vorgängeralben, klar gibt es die ein oder andere Länge im Verlauf, aber komplette Ausfälle sind hier nicht zu verzeichnen!
Und das muss auch man erstmal schaffen über die Laufzeit.
Für den Band und Genrefan wird die Platte eine frühe Perle sein und dementsprechend gibt es die gleiche hohe Benotung wie auf dem starken Vorgängerdiskus, klare Kaufempfehlung also!

Julian

 

DUST & BONES – Mission Back To The Fobidden Planet

Trackliste:

01. Mission Start
02. UR R’N‘R
03. Move
04. Remedy
05. Out On That Road
06. Feel Good
07. Earth Stood Still Today
08. For All The Good And The Bad
09. Electrcity
10. Planet 5
11. People Strange
12. This Is Not The End

Spielzeit: 42:04 min – Genre: Rock N Hard Punk Roll – Label: El Puerto Records – VÖ: 26.01.2024 – Page: www.facebook.com/DustAndBonesBand

 

Ich dachte erst es handelt sich um ein neues Album einer gleichnamigen Band aus den USA, deshalb habe ich mich für dieses Album gemeldet. Es handelt sich nicht um die US Band sondern um die deutschen DUST & BONES mit dem Undzeichen. Also mal reinhören was die so zu bieten haben, zum Linup gehören Vöhri am Mikro, Bernd und Dirk an den Gitarren, Thorsten an Mikro und Bass sowie Jarle an den Drumsticks.

Die Schwaben sind zurück um Spaß zu haben, mal sehen ob der Hörer auch Spaß an den Rabauken hat wie sie selber. Eingeleitet wird die Chose von einem Intro in der Machart wie ein Raketen Launch der NASA gefolgt von Hochprozentigem Rock N Hard Roll oder dreckiger Ass Kickin‘ Hard Rock.

Beide Stimmen machen ihre Sache gut, nur hört man einen minimalistischen deutschen Akzent heraus, die Gitarren fahren volles Brett auf, der Bass ist nur bei genauem hinhören zu vernehmen, und die Drums spielen den gnadenlosen Antreiber. Soweit so gut, die Band haut gewaltig auf den Putz und liefert ein Partyalbum für 80er Rock- oder Bikerpartys, der eine oder andere Song sollte bei jeder Festlichkeit oder in den letzten verbliebenen Rockclubs für steigende Umsätze an den Bars sorgen können. Songs wie „Move“ oder „Remedy“ besitzen einen ganz eigenen Charme der mich an eine Verschmelzung aus alten ACCEPT, U.D.O. mit den SCORPIONS und einer gesalzenen Portion Rock N Punk Roll und dreckigen Hard Rock erinnert, genau das richtige für Anhänger von AC DC, ROSE TATTOO hier, MOTÖRHEAD, MÖTLEY CRÜE da, woanders dann ACCEPT und U.D.O. mit punkiger Note versehen und fertisch ist die schwäbische Soundschmiede auch genannt DUST & BONES. Dieses Album ist geeignet für jeden der gerne Luftgitarren Hero spielt, manche Songs für pogende Tanzflächen, die anderen sind coole Trinklieder und ein oder zwei Songs sind gut für normale Tanzflächen. Hier wird so einfach sich das liest nur härter gepunk-rockt & rollt und wer aufgeschlossen ist kann hier sehr viel Spaß haben wie die Band es auch beim einspielen hatte und auf der Bühne haben werden. Ein frisches Album das das Rad nicht neu erfindet, aber sind wir ehrlich, will das noch einer, ich habe beim Hören Spaß, es ist jetzt kein Überflieger aber einen Platz im gehobenen Mittelfeld kann man diesem Rundling ohne schlechtes Gewissen auf jeden Fall attestieren.

„Mission Start“ leitet das Ganze ein, „UR R’N‘R“ legt gleich mal mit purer Rock N Roll Energie los. „Move” ein Partysong wie er jedem schmecken sollte egal ob nüchtern oder besoffen, „Remedy“ der richtige Song für volle pogende Tanzflächen. „Out On That Road” ein schwermütiger Vollgas Rocker mit Tiefgang, „Feel Good” geht im Bandeigenem Rock N Hard Punk Roll Charme auf die Zwölf. „Earth Stood Still Today” der nächste melancholische Vollgasrocker, “For All The Good And The Bad” überzeugt während die RAMONES mit MOTÖR AC Rotten TATTOO DC und einer Prise CROSSON kollidieren um in Down Under zu bleiben. “Electrcity” eine rotzfreche Persiflage an den Punk und Rock N Hard Roll geht ab wie eine Katze der man auf den Schwanz tritt, “Planet 5” LEMMY trifft auf die RAMONES. “People Strange” erinnert wieder mehr an die Aussie Rockerfraktion und kann dabei was, “This Is Not The End” tritt zum Schluss nochmal gewaltig in den Hintern.

Balle

NUBIAN ROSE – Amen

Trackliste:

01. Memorial
02. Dramatic Day
03. Break Down The Walls
04. Running
05. Lost In The Mist
06. Red Sky
07. Desert Night
08. Holy Roar
09. Bright Lights
10. Gonna Get Close To You

 

Spielzeit: 50:31 min – Genre: Modern Hard Rock – Label: Livewire/Cargo – VÖ: 26.01.2024 – Page: www.facebook.com/NubianRoseTheBand/

 

NUBIAN ROSE aus Schweden sind mit ihrem dritten Album zurück, die mir mit ihrem Debütalbum „Mountain“ von 2012 und dem Zweitwerk „Mental Revolution“ von 2014 immer noch bestens im Ohr liegen. Ich habe die Band als Melodic Rock Band im Gedächtnis, ein Highlight jagte das Nächste und es befanden sich genügend Anwärter auf den Top Ten Platz #1 auf beiden Alben. Nun liegt mir das dritte Album vor, mal sehen ob die Trademarks der Schweden immer noch vorhanden sind, diese bestanden bis jetzt aus einer coolen Frontfrau mit ebensolcher Stimme, Hooks ohne Ende, mit zuckersüßen Melodien und stark in Szene gesetzte Instrumente.

Kommen diese Trademarks immer noch zum Tragen, oder hat sich die Band neu orientiert? Das Cover zeigt ein Gesicht in hell und dunkel Orange gehüllt mit einem rot/braunen Hintergrund, ich würde „Amen“ allein vom Cover her in der Prog oder Depri Ecke vermuten. Beim zweiten Song stellt man fest das sich NUBIAN ROSE extrem weiterentwickelt haben, die Zeiten von munter drauf los gemelodicrockt sind vorbei, es wird mehr, weniger oder doch extrem herumexperimentiert und herausgekommen ist ein sehr interessantes Album das man sich in Ruhe anhören sollte, beim so nebenbei oder im vorbei gehen ist nicht, dafür ist das gebotene zu Detailreich. Die Gitarren kommen mir ein gutes Stück tiefer gestimmt als auf den Vorgängern vor, und es werden auch progressive Elemente mit dem typischen Melodic Rock der Vorgänger vermischt, was mehr als nur interessant klingt. Wer Mucke der ersten zwei Alben erwartet sei an dieser Stelle darauf hingewiesen dass sich die Ausrichtung des Sounds mehr oder weniger geändert hat, was auf das persönliche Gefühl ankommt und wie Open Minded der Hörer die Sache angeht. Ob der Hörer stur auf einen Stil ausgerichtet ist oder ob dieser flexibel ist und andere Varianten hört als nur Mucke X von Band Y die zum Xten mal ein Album im selben Stil gemacht hat. Das ist nicht nachteilig von mir gemeint, ich höre auch gerne SPRINGSTEEN, AC DC, IRON MAIDEN und viele mehr die fast immer denselben Stil pflegen.

Im Promosheet wird angekündigt das die Band Grenzen ausloten und verschieben wollte, dass ist auch sehr gut Gelungen. Es wird sehr viel mit den Stilrichtungen und Genre übergreifend experimentiert, man kann sehr viel heraushören, sei es die catchy Refrains von den Vorgängeralben, Discobeat der 70er ala ABBA und Co, MIKE OLDFIELDsche und QUEENsche Soundkreationen mit ein wenig Prog angereichert macht eine sehr interessante Sache aus dem Album, ich befürchte nur das die Band alte Fans mit diesem doch stark variierenden und Stilgrenzen verschiebenden Sound verärgern könnte. Da hier nicht alltägliche Rockmucke gemacht wurde sondern man hat sich bewusst für diesen Sound entschieden der wirklich als gelungen bezeichnet werden kann aber wer die alten NUBIAN ROSE erwartet könnte unter Umständen ein mehr als nur Blaues Wunder oder Enttäuschung erleben.

Als Fazit bleibt ein verdammt geiles Rockalbum das sich allerdings sehr weit von den vorangegangenen Erfolgen entfernt hat. NUBIAN ROSE zeigen sich im Jahr 2024 sehr Variantenreich und von einer Seite die mir sehr gut gefällt. Die Frontfrau ist noch präsent und stark als ob sie nie eine Pause gemacht hätten. Durch die moderne Ausrichtung sind die Songs nicht mehr so eingängig, sondern ein wenig sperriger als zuvor, was der Qualität der Mucke nicht schadet sondern man hört eine deutliche Neuausrichtung des Sounds der der Band auch hervorragend steht.

Mit dem sehr melancholischen „Memorial” geht es in das Album, nur Keyboard, Synthy mäßig ausgeführt, Gitarre und Gesang, langsam und schleppend. “Dramatic Day” ein cooler Song mit dem die Band neue Grenzen auslotet, “Break Down The Walls” in den Strophen leicht angeproggt und im Refrain kommt die Band mit  starken Parts daher das man denkt einen der Vorgänger zu hören bis die Strophen wieder einsetzen. “Running” uff, hier wird im Discobeat der 70er von ABBA, BONEY M. und AMANDA LEAR in einer Rockvariation mit KISS „I Was Made For Loving You“ Riffs gewildert, die sich besser anhört als es sich liest, einzig die Computerdrums nerven hier gewaltig. “Lost In The Mist” hier wird leicht Industrial angehauchter Synthysound mit Oldfield Klängen und Modern Rock Attitüde ordentlich zu einem eigenen Sound vermischt, ein cooles Detail ist entweder eine sehr tiefe Stimme (durch eine Vocoder gejagt) oder mit Synthesizer erzeugt worden so genau kann man das nicht fest machen, einzig die für meinen Geschmack zu tief gestimmte Gitarre im Solo wirkt für mich als Störenfried. “Red Sky” geht es als Ohrwurm mit sehr viel Gefühl und Melodie an, “Desert Night” hier vermischen sich orientalische Einflüsse mit den neuen NUBIAN ROSE. “Holy Roar” sehr modernes Riffing trifft auf eingängiges rocken der Band. “Bright Lights” mit männlicher Stimme als Unterstützung macht Spaß und rockt wie Sau, erinnert mich an eine härtere Version von DAVID BOWIE, “Gonna Get Close To You” das nächste uff, sehr modern und Industrial angehauchtes Intro bis der geniale Refrain einsetzt.

Balle

NOTÖRIOUS – Marching On

Trackliste:

01. Intro
02. Manimal
03. All Night
04. Ain´t No Stoppin´ (feat. Mark Boals)
05. Ten Minutes
06. Eternal Fire
07. Remember You
08. Venom
09. Marching On (feat. Henrik Skar)

 


Spielzeit:
34 min – Genre: Sleaze Rock, Hardrock – Label: Pride & Joy Music – VÖ: 19.01.2024- Page: www.notoriousofficial.com

 

Norwegen ist bekannt und berüchtigt für all die bösen Bands da draußen, die Kirchen anzünden, irgendwelchen kranken Mist anstellen und auch so in allen Lebenslagen aus der Reihe tanzen. Aber lassen wir mal die Klischeekiste geschlossen. Auch die Hardrock- respektive Sleaze-Szene kann sich sehen lassen. Skandinavien scheint nun mal ein unerschöpfliches Vorkommen an Musikern unterschiedlichster Genres zu haben. Letztens habe ich gelesen, dass auf eine Million Einwohner in Norwegen fast 1000 Metalbands kommen. Eine davon sind NOTÖRIOUS aus Bergen im Südwesten des Landes. Bergen ist eine tolle Stadt, ich selbst war schon einige Male dort – leider ohne dort ein Livekonzert besuchen zu können, die Szene kann man als lebendig bezeichnen.

Als NOTÖRIOUS im Februar 2020 mit ihrem Debütalbum „Glamorized“ um die Ecke kamen, konnte die Welt noch nicht ahnen, welche Schockstarre sie in den folgenden 2 Jahren durchleben würde. Auch die Band um Sänger Andy Sweet und Gitarrist Nikki DiCato saß sicher auf gepackten Koffern, um ihr Debüt auch live zu supporten. Dass sich solche Selbstverständlichkeiten so schwer gestalten würden, hatte im Februar 2020 noch niemand auf dem Zettel.

Jetzt ist das Quartett zurück mit dem zweiten Langspieler – und für diese Platte dürften Live-Aktivitäten sicher leichter sein. „Marching On“ heißt das gute Stück und es tönt um einiges rauer und vor allem härter als der Erstling. Trotzdem sind alle Trademarks vorhanden – eine Mischung aus TIGERTAILZ, CRASHDIET („The Unattractive Revolution“-Ära) oder den Untergrundhelden LOUD´N NASTY schreiben sich NOTÖRIOUS auch dieses Mal wieder auf die Fahnen – zumindest meistens.

Denn wer den als Single ins Rennen geschickten Titeltrack „Marching On“ bereits gehört hat, wird sich ob der gravierenden Steigerung des Härtegrades wohl die Augen (und Ohren) reiben. Aber der Song, der von Gastsänger Henrik Skar (u.a. NIFROST) mit diversen Growls veredelt wurde ist der mit Abstand härteste Track der Scheibe.

Nach einem Intro rockt „Manimal“ genau so los, wie es die Meisten von Euch erwartet haben. Melodisch, sleazy und mit jeder Menge Energie. Für „All Night“ haben sich die Norweger an ihren luftigen Sommerhit „Summer Nights“ erinnert – eine coole Partynummer ist daraus geworden und ein Highlight des Albums noch dazu. Für „Ain´t No Stoppin´“ konnte das Quartett Sänger Mark Boals (z.B. YNGWIE MALMSTEEN, RING OF FIRE, BILLIONAIRES BOYS CLUB u.v.m.) für einen Gastbeitrag gewinnen. Dabei fällt das Gitarrensolo auch sehr MALMSTEENig aus, wenn man das mal so formulieren darf – Respekt! Das treibende „Ten Minutes“ rockt gut nach vorne, bevor „Eternal Fire“ viel metallischer und ziemlich schleppend aus den Boxen quillt. Diesen Ausreißer korrigiert „Remember You“ schnell wieder. „Venom“ schlägt eine Brücke zum abschließenden Titelttrack, den wir vorher ja schon besprochen hatten.

Mit gerade mal acht „richtigen“ Songs ist das zweite Album von NOTÖRIOUS nicht gerade lang ausgefallen. Spaß macht es trotzdem. Aber man merkt schon, dass die Jungs aus Bergen hier des öfteren in eine härtete Richtung tendieren, was ja per se nicht schlecht ist, ihre Glam- und Sleazewurzeln lassen sie aber dennoch nicht vergessen. Coole Platte – leider gibt es keinen Videoclip vom neuen Album, der Euch Appetit machen könnte. Ihr müsst also schon selbst bei den gängigen (Audio-)Portalen probehören. Es lohnt sich.

Stefan