KICKIN VALENTINA – Star Spangled Fist Fight

Trackliste:

01. Gettin Off
02. Dirty Rhythm
03. Fire Back
04. Man On A Mission
05. Turn Me Loose
06. Died Laughing
07. Takin A Ride
08. Amsterdam
09. Ride Or Die
10. Star Spangled Fist Fight

 

Spielzeit: 40:26 min – Genre: Hardrock, Heavy Metal – Label: Mighty Music – VÖ: 19.04.2024 – Page: www.kickinvalentina.com

 

Die vier Dampfhämmer aus den USA sind zurück! Mit ihrem mittlerweile vierten Album „Star Spangled Fist Fight“ wollen KICKIN VALENTINA so richtig durchstarten. Das zeigen schon die beiden Vorab-Singles mitsamt ihren Videoclips. Was 2013 mit der selbstbetitelten EP und einem wohlwollenden Kopfnicken nebst überraschtem Blick begann, mauserte sich im Laufe der Jahre zu einer innigen Liebe meinerseits. Kein Wunder bei derart starken Alben, die weitab vom Mainstream ihre Leute suchen. Auch unser Sturmi war bei seiner Rezi zum bis dato letzten Album „The Revenge Of Rock“ Feuer und Flamme.

Zehn Songs haben es auf „Star Spangled Fist Fight“ geschafft, und der Name ist Programm. Die Amis haben ihr energetisches und hochexplosives Hardrock-Gebräu weiterentwickelt und klingen 2024 wie eine Mischung aus HARDCORE SUPERSTAR und MOTÖRHEAD. Was für ein Pfund! Mit D.K. Revelle haben sie seit dem letzten Longplayer einen Frontmann in ihren Reihen, der noch eine Schippe drauflegt, aber auch in melodischen Momenten nicht versagt. Ansonsten ist das Line-Up seit der Gründung 2013 stabil und liest sich so: Heber Pampillon (guitars), Chris Taylor (bass) und Jimmy Berdine (drums).

Mit einem dreckigen Shout und ultrafetten Grooves startet „Gettin Off“ und setzt jede Menge Adrenalin frei. Eines gleich vorneweg: der Adrenalinspiegel wird sich die folgenden 40 Minuten nicht beruhigen. Und daran sind nicht nur die beiden Singles „Takin A Ride“ und das vergleichsweise soft/melodische „Ride Or Die“ schuld. Das punkige „Fire Back“ oder die Hymne „Man On A Mission“ sind weitere Anspieltipps. Und „Turn Me Loose“ ist mitnichten eine Coverversion des LOVERBOY-Klassikers. Vielmehr ist die Nummer eine kleine Machtdemonstration für alle, die KICKIN VALENTINA vielleicht fehlende Eingängigkeit vorwerfen. Power und Melodie passen eben doch zusammen.

KICKIN VALENTINA haben es geschafft, weder retro noch zu modern zu klingen. Ihr Hardrock ist einfach eine Abrissbirne mit ganz eigenem Anstrich, das kann wahrlich nicht jede Band von sich behaupten. Umso verwunderlicher ist es, dass die Amis (auch) hierzulande nicht bekannter sind. Vielleicht kann das ja ihr neues Album „Star Spangled Fist Fight“ endlich ändern – es wäre ihnen zu wünschen.

Stefan

 

SNAKEBITE – Cobra Crew

Trackliste:

01. Blow It Up
02. Stormriders
03. Heading For The Best
04. Wheels Keep On Turning
05. Don´t Turn Away
06. My Burning Love
07. Weekend Warrior
08. Kill Wig Metal
09. Chained To Rock
10. Long Way Home


Spielzeit:
40:11 min. – Genre: Hardrock – Label: Manic Attack Records – VÖ: 05.04.2024 – Page: www.snakebite-music.com

 

Die Ruhrpott-Metropole Essen ist ja eher bekannt für harte Kost wie KREATOR. Dass sich dort aber auch zahlreiche andere Bands tummeln – seit ungefähr 2014 auch SNAKEBITE – ist jedoch kein Geheimnis. Und irgendwie sind SNAKEBITE ein besonderer Vertreter der hart rockenden Zunft. Denn sie beschränken sich nicht darauf, richtig deftigen Heavy Metal zu zelebrieren, oder eben Hardrock – nein, sie machen einfach beides und sitzen damit zwischen den Stühlen. Macht aber gar nix, denn egal, was der Vierer macht, es klingt immer strikt nach den glorreichen Achtzigern. Und so steht dieser Tage mit „Cobra Crew“ Langspieler Nummer drei an. In den letzten zehn Jahren haben SNAKEBITE gezeigt, dass sie eine enorme Entwicklung hingelegt haben. Auch was den Sound angeht, denn der ist auf dem neuen Dreher über jeden Zweifel erhaben. Nicht zuletzt Dank einer erneuten Kollaboration mit Dennis Koehne und Tom Kornis an den Reglern.

Bisher ist es den Essenern auf jedem Album gelungen, Songs zu kreieren, die im Gedächtnis bleiben. Das Debüt hatte mit „Princess Of Pain“ mindestens ein herausragendes Stück zu bieten, bei „Rise Of The Snake“ war es die Melodiegranate „Desperate Hearts“ und der speedige Kracher „Run Fast“ und für das neue Album haben die Jungs mit „Stormriders“ einen weiteren metallischen Nackenbrecher vorweg geschickt, nicht ohne mit „Heading For The Best“ ihre melodische Seite zu betonen. Die Rezeptur auf „Cobra Crew“ bleibt also im Grunde gleich. Und doch ist eine Weiterentwicklung im Songwriting auszumachen. Die 10 neuen Stücke sind in sich einfach noch ein Stück veritabler und gereifter (alleine „Blow It Up“ bläst Dich einfach weg). Wer also frisches Futter aus der Retro-Ecke braucht, das irgendwo zwischen STRIKER und alten Recken wie den SLEEZE BEEZ pendelt, muss hier unbedingt zuschlagen.

SNAKEBITE zeigen einmal mehr, dass der Blick nicht immer in die Ferne schweifen muss, um richtig gute neue Musik entdecken zu können. Natürlich gibt es genug starke Konkurrenz aus Skandinavien oder auch aus Übersee, aber diese Kapelle aus Essen mausert sich schön langsam zu einer Konstante in der deutschen Hardrock/Heavy Metal Szene, die man nicht länger übersehen darf!

Stefan

KING ZEBRA – Between The Shadows

Trackliste:

01. Starlight
02. Children Of The Night
03. Wicked
04. Dina
05. Love Lies
06. Cyanide
07. With You Forever
08. Love Me Tonight
09. Out In The Wild
10. Restless Revolution


Spielzeit:
? min – Genre: Hardrock – Label: Frontiers Records – VÖ: 12.04.2024 – Page: www.kingzebra.ch

 

Bereits die dritte Rezension darf ich hier für die Band KING ZEBRA verfassen. Moment mal: im Beipackzettel zum neuen Langspieler „Between The Shadows“ steht, dass das hier erst ihr zweites Album ist – die Erklärung ist ganz einfach. Es gab auch ein „Leben“ vor dem aktuellen Sänger Eric St. Michaels (Ex-CHINA), der 2017 zur Band stieß. Mit ihm wurde nicht nur die musikalische Ausrichtung korrigiert sondern es kam auch ein gehöriger Schuss Professionalität dazu, so fair muss man sein. Dennoch mag ich auch die Frühphase der Schweizer mit ihren beiden Alben „Greatest Hits“ (was ein cooler Titel für ein Debüt) und „Wild! Wild! Wild!“.

Wir schreiben also Jahr sieben der neuen Zeitrechnung und nach der 2019er EP „King Zebra“ und dem 2021er Album „Survivors“ durfte man gespannt sein, was die Band aus Zürich als Nächstes ausbaldowert. Zunächst stand erst einmal ein Labelwechsel zu Frontiers Records an, was natürlich einen Schritt nach vorn bedeutet – zumindest auf dem Papier.

Schon die erste Single „Dina“ präsentiert die Schweizer in Hochform – aber auch ein gutes Stück mehr auf Achtziger getrimmt. Mit fetten Drums, ordentlichem Zuwachs bei den Keyboards und Ohrwurmmelodien par excellence knallt der Song aus dem Stand auf maximale Satisfaction für alle Melodic-Rock-Freunde. Abermals zusammen mit dem schwedischen Produzenten Oscar Nilsson haben KING ZEBRA insgesamt zehn neue Songs in Form gebracht, von denen nicht nur „Dina“ heraus sticht. Auch die zweite Single „Children Of The Night“kann begeistern. Aber nicht nur die bisherigen Singles sind erwähnenswert. Angefangen vom flotten Opener „Starlight“ über „Love Lies“, „Cyanide“ (was ein mega Song) bis hin zu ruhigeren Stücken wie „With You Forever“ oder dem stampfenden Rausschmeißer „Restless Revolution“: KING ZEBRA agieren auf höchstem Niveau.

Für einige wird „Between The Shadows“ nur eines von vielen Melodic-Rock-Alben 2024 sein, aber die Schweizer haben mit Eric St. Michaels einen Sänger mit charismatischer Stimme am Mikrofon und perfektionieren auf dem neuen Album ihre Stärke, einprägsame Hardrock Songs zu schreiben. Was den etwas aufgeblasenen Sound angeht, der wird sich live sicher schlechter reproduzieren lassen als die rockigeren Stücke des Vorgängers. Starkes Album, aber die Jungs sollten aufpassen, sich auf Dauer nicht zu sehr in Richtung des oft vorherrschenden Einheitsbrei ihres neuen Labels drängen zu lassen.

Stefan

CRUZH – The Jungle Revolution

Trackliste:

01. The Jungle Revolution
02. Angel Dust
03. FL89
04. Killing In The Name Of Love
05. SkullCruzher
06. At The Radio Station
07. Split Personality
08. Sold Your Soul
09. From Above
10. Winner
11. Gimme Anarchy

Spielzeit: 41:18 min – Genre: Melodic Rock – Label: Frontiers Records – VÖ: 22.03.2024 – Page: www.facebook.com/cruzhofficial

 

Der Schweden-Fünfer CRUZH scheint es mit dem Urwald zu haben. Nach ihrem zweiten Album „Tropical Thunder“ (2021) nennen sie ihr neues Werk „The Jungle Revolution“. Leichte Reminiszenzen an die kürzlich zu Grabe getragenen RECKLESS LOVE sind nicht nur thematisch vorhanden. Auch musikalisch eifern CRUZH den finnischen Kollegen nach, allerdings ohne die vielen Synth-Elemente der Spätwerke von RECKLESS LOVE. CRUZH orientieren sich eher an den frühen Jahren, ohne aber eine Kopie zu sein. Dabei begann die Karriere offiziell 2016 mit ihrem Debüt – bereits bei Frontiers Records – recht zaghaft und eher dem klassischen Melodic-Rock zugewandt. Für „Tropical Thunder“ wurde zumindest der Sound kerniger.

Auf „The Jungle Revolution“ gehen die Schweden einen Schritt weiter und klingen nicht nur frischer sondern auch erwachsener – und variabler als bisher. Das beweist das Einstiegs-Trio am besten: mit dem Titeltrack starten CRUZH auf sicheren Schienen und wie eben erwähnt sehr nahe zu RECKLESS LOVE. Das energetische „Angel Dust“ indes ist komplettes Neuland für diese Band. Ein amtlicher Hardrocker, der voll nach vorne geht. Der Videoclip dazu ist – wie es aktuell wieder groß in Mode ist – voll von Erinnerungen an die Achtziger. Das folgende „FL89“ (Feels Like 1989) ist dann auch die passende Musik dazu, der Song trieft nur so vor Achtziger-Flair. Bisher legen die Schweden ihr mit Abstand ambitioniertestes Werk vor.

Auch im weiteren Verlauf können CRUZH coolen Melodic Rock liefern. Allerdings läuft der Rest der Platte nicht mehr so schnell und locker in die Gehörgänge wie die ersten drei Stücke. Dennoch können die Jungs fast über die gesamte Spielzeit überzeugen. Allen voran die oben erwähnten Songs und „Killing In The Name Of Love“ oder das modern angehauchte „Split Personality“ punkten. Natürlich hat man auch eine Ballade an Bord („From Above“) und „At The Radio Station“ lässt ein weiteres Mal die guten alten Zeiten aufleben.

CRUZH können mit ihrem dritten Album „The Jungle Revolution“ überzeugen. Dabei hatte ich persönlich ein paar Anfangsschwierigkeiten – das muss ich zugeben. Aber die Schweden haben hier elf Songs geschaffen, die teilweise einfach länger brauchen um zu zünden. Aber dann läuft das gesamte Album gut rein. Vielleicht war die Erwartungshaltung auch eine andere – CRUZH haben alles richtig gemacht, besonders am Anfang mit den drei wirklich außergewöhnlich guten Stücken. Well done!

Stefan

HOLLER – Reborn

Trackliste:

01. Do You Believe
02. I Don´t Want
03. Music Is The One
04. Into Me Forever
05. Those Eyes
06. Falling Apart
07. Wrong Words
08. Don´t Walk Away
09. Invisible Man
10. How Long
11. Without You
12. Within Me
13. Yulia

Spielzeit: 58:05 min – Genre: Melodic Rock, AOR – Label: Scarlet Records – VÖ: 22.03.2024 – Page: www.facebook.com/profile.php?id=61553825592623

 

Italienischer Metal ist ja nicht selten Geschmackssache, weil total überladen und für unsere Ohren nicht so bekömmlich. Ganz anders sicher bei den Proggern ELDRITCH, die seit den frühen Neunzigern schon einige gutklassige Alben hervorbrachten ohne jemals in die erste Garde durchzustoßen. Im Jahr 2021 kam der Split der Band mit Mitbegründer und Sänger Terence Holler, der jetzt unter seinem Nachnahmen ein AOR Projekt auf die Beine gestellt hat. Der gebürtige US-Amerikaner geht also solo einen komplett anderen Weg – nicht ganz ungewöhnlich und doch bemerkenswert. Für den Plattendeal haben sich die alten Weggefährten von Scarlet Records nicht lumpen lassen.

Das Albumcover suggeriert die puren achtziger Jahre, täuscht aber etwas über die technische, oft nicht einfach zugängliche Musik von HOLLER hinweg. Klar, in erster Linie ist „Reborn“ in weiten Teilen purer (High-Tech) AOR mit all seinen Facetten. Zu oft fehlt den Songs aber ein gewisser Zugang für den Hörer.

Das ist am Anfang von „Reborn“ noch nicht so offensichtlich, denn „Do You Believe“ ist ein durchaus gelungener AOR Song. Das folgende „I Don´t Want“ ist sicher der beste Track dieser Scheibe – wirklich Klasse! Da wird jeder Fan von TOTO, JOURNEY und Kollegen mit der Zunge schnalzen. Aber was ist dann passiert? Das elektronische Anfangsgeplänkel von „Music Is The One“ klingt wie ein verkappter Blümchen-“Hit“ (das ist zum Glück nach einigen Sekunden überstanden), der Song klingt gehetzt und hat nichts von allem bisher gehörten. „Into Me Forever“ ist eine nette Nummer, die aber völlig belanglos dahinplätschert. Im weiteren Verlauf gibt es leider nahezu nichts mehr, was erwähnenswert wäre, außer vielleicht der Ausflug in den Funk der späten Siebziger bei „Falling Apart“.

Wäre „Reborn“ eine EP, könnte man sicherlich noch mindestens einen Punkt oben drauf packen. Aber so überwiegt dann doch die Langeweile – und das hat nichts mit der soften Ausrichtung des Materials zu tun. Zu viele elektronische Elemente, die meist absolut unpassend sind, kommen oben drauf, aber das ist nur eine Randnotiz. Die Stimme von Terence Holler ist selbstredend über alle Zweifel erhaben und auch die musikalische Umsetzung ist gut. Es krankt einfach an zu wenigen zwingenden Stücken auf „Reborn“ – sehr schade.

Stefan

LIPZ – Changing The Melody

Trackliste:

01. I´m Going Under
02. Changing The Melody
03. Bang Bang
04. Stop Talk About…
05. Bye Bye Beautiful
06. I´m Alive
07. Freak
08. Secret Lover
09. I Would Die For You
10. Monsterz

 

Spielzeit: 35:40 min – Genre: Hardrock, Sleaze Metal – Label: Frontiers Records – VÖ: 15.03.2024 – Page: www.facebook.com/lipzband

 

Die Geschichte der schwedischen Hardrocker LIPZ beginnt im Jahr 2011, wo sich die Brüder Alexander und Koffe Klintberg dazu entscheiden, eine Band zu gründen. So weit, so unspektakulär. Und auch der weitere Weg muss von Steinen übersät gewesen sein, denn nach einer einzigen Single in 2012 geschieht nicht viel. Erst drei Jahre später kommen LIPZ mit einer EP um die Ecke, drei weitere Jahre darauf mit ihrem Debütalbum „Scaryman“, das die Schweden beim italienischen Underground Label Street Symphonies Records veröffentlichen – jener Firma, die z.b. die kurzlebigen Hoffnungsträger POMPEI NIGHTS oder JOHN GÄLT aus der Ukraine unter Vertrag hatten. Vertraglich sind LIPZ in Italien geblieben, nur haben sie sich jetzt für ihr zweites Album „Changing The Melody“ die Dienste des Branchenprimus Frontiers Records gesichert. Das dürfte den Aktionsradius aus dem Stand vervielfachen.

Und doch haben die Schweden ihre interne Hürde mit tollen Songs wie dem Titeltrack des Erstlings recht hoch gesetzt. Mit ihrer trashigen Attitüde und den Ohrwurmmelodien ist es nicht schwer, neue Fans zu akkreditieren – sollte man meinen. Und doch haben LIPZ für ihr neues Album einen anderen Weg gewählt. Sie sind weiter in die Richtung von CRASHDIET oder auch CRAZY LIXX gerutscht, was heißen soll, dass ihr roher Charme des Vorgängers mit einem Male glattgebügelt wurde. Ob das eine Bandentscheidung war oder eher die der Verantwortlichen des neuen Labelpartners, lassen wir mal dahingestellt.

Auf ihrem neuen Album lassen sich die Schweden auch zu einer gehörigen Prise KISS hinreißen, was dem Ganzen wiederum ein gewisses Etwas gibt. Nummern wie „Bye Bye Beautiful“ oder der Titelsong sind sehr gut geworden und der Opener ist mit seiner Energie „I´m Going Under“ ist perfekt gewählt. Andererseits dümpeln Songs wie „Bang Bang“, „Freak“ oder „Secret Lover“ schon arg dahin. Highlights kann der Vierer leider nicht mehr setzen.

Und so bleibt von den 10 neuen Stücken nicht viel wirklich erwähnenswertes übrig. Klar können LIPZ Akzente setzen, aber die Konkurrenz ist immens groß und es bleibt abzuwarten, ob sich die Jungs in Zukunft dagegenstemmen können. Gute Ansätze sind da, aber das genügt heute leider nicht mehr…

Stefan

JUDAS PRIEST – Invincible Shield

Trackliste:

01. Panic Attack
02. The Serpent And The King
03. Invincible Shield
04. Devil In Disguise
05. Gates Of Hell
06. Crown Of Horns
07. As God Is My Witness
08. Trial By Fire
09. Escape From Reality
10. Sons Of Thunder
11. Giants In The Sky

Spielzeit: 52:44 min – Genre: Heavy Metal – Label: Columbia/Sony Music – VÖ: 08.03.2024 – Page: www.judaspriest.com

 

Es gibt Bands, die sind gefühlt schon immer da, also mindestens seit Christi Geburt (falls das dem eigenen Glauben entspricht) oder vielleicht schon seit der späten Steinzeit. OK, das ist natürlich maßlos übertrieben, aber immerhin zählen wir Jahr 55 in der Karriere der britischen Metaller JUDAS PRIEST – und das ist bei vielen Metalfans sicher mehr als die eigene Zeit auf diesem Planeten. Das mag man den Musikern mittlerweile vielleicht ankennen, ihrer Musik allerdings überhaupt nicht. Auf ihrer bis dato letzten Studioplatte „Firepower“ brannten die Herrschaften ein hochenergetisches Feuerwerk ab, das sicher der ein oder andere nicht erwartet hatte. Dementsprechend hoch dürften aber die Erwartungen für das jetzt erscheinende – mittlerweile 19te Album – „Invincible Shield“ sein.

Mit ihrer Vorab-Single „Panic Attack“ haben Rob Halford und Co. dann auch gleich wieder in die Vollen gelangt – sprich einen granatenmäßigen Song abgeliefert, der sofort signalisiert: die Briten wollen noch lange nicht in Rente gehen. Dieser Brecher eröffnet auch das neue Album. Mit „The Serpent And The King“ legen sie gleich amtlich nach. Gewaltige Doublebass-Drums, harte Gitarrensalven und natürlich Rob Halfords unnachahmlicher Gesang münden in einen leicht mystisch angehauchten Refrain. Nach dem sechseinhalb-minütigen Titeltrack, der abermals ein hohes Tempo vorgibt, drosseln JUDAS PRIEST die Geschwindigkeit etwas, um mit stampfenden Songs wie „Devil In Disguise“, „Gates Of Hell“ oder dem ungewöhnlich melodischen, fast schon rockigen „Crown Of Horns“ ihre andere Seite zu unterstreichen. „Trial By Fire“ hat einen leicht proggigen Einschlag, bevor „Escape From Reality“ ein klitzekleines bisschen an BLACK SABBATH erinnert.

Es gibt mittlerweile zahlreiche neuere Bands, die in professioneller Manier in die gleiche Kerbe schlagen und wirklich tolle Musik aus dem Hut zaubern, aber JUDAS PRIEST sind und bleiben das Original und irgendwie unerreichbar! Rob Halford´s Stimme, die immer noch einzigartig ist, das kraftvolle Drumming von Scott Travis, der mit Bassist Ian Hill den Rhythmus vorgibt und nicht zu vergessen, das perfekt harmonierende Gitarrendoppel Glenn Tipton/Richie Faulkner machen aus JUDAS PRIEST etwas besonderes!

Drei Songs weniger als auf dem Vorgängeralbum sind es bei „Invincible Shield“ – doch die Masse ist natürlich nicht entscheidend (es gibt aber eine limitierte Version mit drei Bonustracks). Die Platte strotzt auf allen 11 Songs nur so vor Energie und JUDAS PRIEST gelingt der Spagat, in ihrer Musik sowohl an die eigene Vergangenheit zu erinnern als auch fest in der Gegenwart zu stehen. Und es bleibt dabei: sollte man eines Tages einem Außerirdischen nahebringen wollen, was Heavy Metal bedeutet, ist JUDAS PRIEST sicher eine gute Wahl, auch mit ihrem aktuellen Album „Invincible Shield“! Erwarten wir mit Spannung, was die Briten für ihre nächste Platte bereithalten…immerhin wäre es ein tolles Jubiläum.

Stefan

LIONHEART – The Grace Of A Dragonfly

Trackliste:

01. Declaration
02. Flight 19
03. V Is For Victory
04. This Is A Woman´s War
05. The Longest Night
06. The Eagle´s Nest
07. Little Ships
08. Just A Man
09. Uxb
10. The Grace Of A Dragonfly
11. Remembrance, Praying For World Peace

Spielzeit: 46:57 min – Genre: AOR, Melodic Rock – Label: Metalville Records – VÖ: 23.02.2024 – Page: www.facebook.com/lionheartrock

 

Nicht selten kommt die Karriere einer Band erst im zweiten Frühling erst richtig in Fahrt. Im Falle der britischen Melodic-Rocker LIONHEART (nicht zu verwechseln mit der US-amerikanischen Hardcorekapelle gleichen Namens) ist zumindest der kreative Output weitaus höher als in den ersten Jahren ihres Bestehens. Zwar war die Band, die sich 1980 aus ehemaligen Mitgliedern von IRON MAIDEN, MICHAEL SCHENKER GROUP oder TYGERS OF PAN TANG sowie DEF LEPPARD formierte im Live-Sektor extrem aktiv, konnte aber erst 1984 ihr Debütalbum in die Läden stellen. Dabei blieb es dann auch für lange Jahre. Kurz vor der Jahrtausendwende wurde eine Doppel-CD mit alten Aufnahmen veröffentlicht, aber erst 2016 fragte ein Promoter des Rockingham Festivals bzgl. eines Auftritts an, woraufhin sich die Originalmitglieder Dennis Stratton (guitars), Steve Mann (guitars), Rocky Newton (bass) und Clive Edwards (drums) wieder zusammenfanden und zusammen mit Ex-SHY Vokalist Lee Small in Nottingham einen gefeierten Gig ablieferten. 2017 folgte ein Auftritt beim Sweden Rock Festival und ein neues Album wurde veröffentlicht. Seitdem läuft es quasi wie geschmiert, denn das jetzt vorliegende „The Grace Of A Dragonfly“ ist bereits Album Nummer drei seit der Wiedervereinigung.

Und wenn ich ehrlich bin, mein Erstkontakt mit den Briten – zumindest ernsthaft. Denn sowohl das Debüt von 1984 kenne ich vom Cover her und die Comeback-CD drehte sich irgendwann bei mir im Player. Aber wie es oft ist im Leben, mit manchen Scheiben beschäftigt man sich nicht sonderlich genau und schon flutscht einem eine gute Neuentdeckung durch. Wird alles nachgeholt – erstmal beschäftigen wir uns mit dem neuen Longplayer.

Schon der Opener „Declaration“ kommt mit einem Wahnsinns-Anfang daher. Keyboardteppiche, gnadenlos gute Melodien und ein Songwriting wie es wohl nur aus Großbritannien kommen kann. PRAYING MANTIS und Kollegen lassen grüßen. Was für ein Wow-Effekt! Großartig! Was aber musikalisch so positiv und locker daherkommt ist textlich alles andere als fröhlich. Denn „The Grace Of A Dragonfly“ ist ein Konzeptalbum und handelt vom Zweiten Weltkrieg mit all seinem Grauen. Das passt auf den ersten Blick nicht zur Musik, aber wer will denn behaupten, dass derart düstere Themen nur den harten Metallern zustehen. LIONHEART möchten es aber natürlich als Anti-Kriegs-Album verstanden wissen.

„Flight 19“ ist ein fast schon melancholischer Track, bevor „V Is For Victory“ ganz nach vorne rockt! Abermals herrlich unterstützt von songdienlich eingesetzten Keyboards. „This Is A Woman´s War“ ist musikalisch genau so dramatisch umgesetzt wie der Text es vermuten lässt, nicht ohne im Chorus mit einer kleinen Ohrwurmmelodie zu glänzen. Beim treibenden „The Longest Night“ könnt Ihr Eure (evtl. vorhandene) Mähne ordentlich kreisen lassen. „Little Ships“ ist die aktuelle Single der Briten, das melancholische „Just A Man“ ist abermals mit großen Melodien versehen. Nachdem der Titeltrack noch ein letztes Ausrufezeichen gesetzt hat, klingt „The Grace Of A Dragonfly“ mit dem kurzen „Remembrance, Praying For World Peace“ aus. Ja – Frieden könnten wir wirklich gebrauchen auf dieser Welt!

Für den einen sind Texte äußerst wichtig, andere wiederum fokussieren sich in erster Linie auf die Musik. Beide Stereotypen werden auf dem neuen Album von LIONHEART fündig. Es ist einfach ein starkes Melodic Rock Album, das auch noch etwas zu sagen hat. Gehet hin und kaufet – Amen!

Stefan

SMOKING SNAKES – Danger Zone

Trackliste:

01. Angels Calling
02. Sole Survivors
03. Run For Your Life
04. Lady Luck
05. Excited
06. Restless And Wild
07. Sorrow, Death And Pain
08. There Is No Tomorrow
09. Who Am I
10. We Are Alive
11. Rocking To The Morning Light

Spielzeit: 37:48 min – Genre: Hardrock, Sleaze Metal – Label: Frontiers Records – VÖ: 09.02.2024 – Page: www.facebook.com/smokingsnakesofsweden

 

Die New Wave Of Swedish Sleaze Metal rollt wieder und immer weiter. Neben den altbekannten Recken gibt es immer wieder neue Bands zu entdecken. Und hier und da landet eine beim italienischen Primus Frontiers Records. So wie auch die rauchenden Schlangen – nur Spaß. SMOKING SNAKES ist eine neue Kapelle aus Göteborg, die unlängst mit ihrem offiziellen Debüt „Danger Zone“ um die Gunst der Fans buhlt. Und wer denkt – „schon wieder eine dieser gleich klingenden Bands, die es schon zu hunderten gibt“. Nein, alleine das wuchtige Organ von Sänger Brett Martin ist erfrischend anders. Die Songs lehnen sich eher an W.A.S.P. oder DOKKEN an als an die Poserbands aus den Achtzigern. Und überhaupt klingen die SMOKING SNAKES ziemlich modern. Sie spielen nur mit der Sleaze-Attitüde als sie vollends zu erfüllen. Und doch sind Parallelen zu den Kollegen von THE CRUEL INTENTIONS oder CRASHDIET hörbar.

Letztere haben Brett Martin (vocals, guitars), Andy Delarge (bass), Stan Ricci (drums) und Leo Razor (lead guitars) sicherlich beim Komponieren ihres Eröffnungstracks „Angels Calling“ gehört – oder zumindest kurz davor. Nicht schlimm, ist ein guter Einstieg. Noch griffiger werden die Schweden aber bei den beiden folgenden Nummern: „Sole Survivors“ ist eine melodische, moderne Version des Sleaze Metals während „Run For Your Life“ ordentlich Gas gibt. Hierbei handelt es sich um eine Neueinspielung des Songs, der bereits auf einer älteren EP vertreten war. Bei „Lady Luck“ sind gut und gerne ein paar LORDI-Anleihen zu hören. Aber genug der Vergleiche. Immerhin sind die hier gebotenen Songs richtig gut, kommen knackig aus den Boxen (produziert und aufgenommen von Jakob Herrmann (AMARANTHE etc.) in den Top Floor Studios) und machen ordentlich Laune!

Das bleibt auch im weiteren Verlauf von „Danger Zone“ so. „Excited“ ist ein rhythmischer Hardrocker, „Restless And Wild“ – wie soll es anders sein – eine wilde Achterbahnfahrt und „There Is No Tomorrow“ wird von einem sägenden Gitarrenriff eröffnet, wie es MÖTLEY CRÜE zu „Shout At The Devil“-Zeiten wohl nicht besser hinbekommen hätten. „We Are Alive“ ist ein weiteres Highlight bevor „Rocking To The Morning Light“ ein äußerst gelungenes Debüt würdig abschließt. Ganz nebenbei der wohl der Song mit der größten Ohrwurmmelodie.

„Danger Zone“ mag nicht innovativ sein und auch nicht außergewöhnlich. Aber die Platte macht Spaß und diese fünf jungen Schweden haben jede Menge Power, jede Menge Attitüde und es wird interessant sein, sie live zu erleben – fasten your seat belts Ladies and Gents. Wer auf modernen Sleaze-Metal mit W.A.S.P.-Einschlag steht sollte – nein muss – hier zugreifen. Starkes Debüt!

Stefan

CRAZY LIXX – Two Shots At Glory

Trackliste:

01. Two Shots At Glory
02. Fire It Up (´23)
03. Invincible
04. Lights Out! (´23)
05. Sword And Stone
06. Whiskey Tango Foxtrot (´23)
07. Ain´t No Rest In Rock´n Roll (´23)
08. In The Night (´23)
09. Only The Dead Know (´23)
10. Sympathy (´23)
11. Church Of Rock (´23)
12. Riot Avenue (´23)

Spielzeit: 49:06 min – Genre: Hardrock, Sleaze Rock – Label: Frontiers Records – VÖ: 16.02.2024 – Page: www.facebook.com/crazylixx

Ohne Wertung

Über zwei Jahre mussten die Fans von CRAZY LIXX auf neues Material ihrer Helden warten. Im November 2021 erschien mit „Street Lethal“ das letzte Alben von Danny Rexon und seinen Kumpanen. Wer ewas mit der Szene vertraut ist, dürfte um das Engagement Rexon´s bei der britischen Rockröhre CHEZ KANE wissen. Und auch so kann sich der bekennende 80´s Freak nicht über Langeweile beklagen.

Jetzt steht er mit seiner Stammcombo wieder mit einem neuen Album in den Startlöchern. Dass es sich hier aber „nur“ um eine Art Best-Of handelt, wird erst auf den zweiten Blick ersichtlich. Zwar haben CRAZY LIXX in den letzten Monaten immer wieder neu eingespielte Versionen älterer Songs mit coolen Videoclips bei Youtube veröffentlicht, die DNA von „Two Shots At Glory“ wird spätestens mit einem genaueren Blick auf das Albumcover klar, auf dem es heißt „Old, New & Borrowed“ – und natürlich mit einem weiteren Blick auf die Tracklist. Dort prangt bei 9 von 12 Songs der Zusatz (´23) – somit wird sofort klar, dass es sich hier um Neueinspielungen handelt.

Aber wollen wir auch noch kurz auf die dazugehörigen sogenannten UST-Videos zu sprechen kommen. Seit November 2022 gibt es in regelmäßigen Abständen Songs von CRAZY LIXX gepimpt mit Filmhits speziell aus den Achtzigern und Neunzigern zu sehen. Den Anfang machte seinerzeit „Break Out“ mit Ausschnitten des Kampfstreifens „Best Of The Best“ von 1989. 22 (!!!) weitere folgten, darunter Adaptionen von „Airheads“, „Tango & Cash“, „Detroit Rock City“, „Nightmare On Elm Street“, „Rocky IV“, „Freitag der 13.“ usw. Natürlich wurden nicht alle Songs neu eingespielt – nur die hier vertretene Songauswahl. Das tut dem Filmvergnügen aber keinen Abbruch.

Aber zurück zu „Two Shots At Glory“: Neben den 9 bereits bekannten Stücken gibt es 2 neue Songs („Invincible“ und den Titeltrack) und eine Coverversion von „Sword And Stone“, deren Version von BONFIRE sicher noch vielen im Gedächtnis ist. Diese kam beim Horrorstreifen „Shocker“ zum Einsatz und wurde von Paul Stanley, Bruce Kulick (beide KISS) sowie Hitfabrikant Desmond Child geschrieben.

Es ist schön zu sehen, dass CRAZY LIXX mit dieser Compilation nicht nur auf ihre bekanntesten Nummern setzen sondern durchaus auf Songs aus der zweiten Reihe zurückgreifen. Allerdings sind auch Songs aus der zweiten Reihe bei CRAZY LIXX oft großes Kino – und mit ihrem Konzept der dazugehörigen Videos ist „Two Shots At Glory“ eine coole Sache. Einzig der ziemlich glattgebügelte Sound vermasselt ein bisschen das Hörvergnügen.

Alles in allem könnte „Two Shots At Glory“ ein perfekter Filmsoundtrack aus den Achtzigern sein. Ich denke, das wollten die Schweden damit auch ausdrücken. Angefangen hat sicherlich alles mit dem Song „Silent Thunder“ aus ihrem 2019 Album „Forever Wild“, wo die Fans schon nach einem Soundtrack-Beitrag zum damals anstehenden zweiten Teil von TOP GUN gelechzt hatten. Leider ist dieser Wunsch seinerzeit nicht in Erfüllung gegangen. Egal, machen wir halt unser eigenes Ding, dachten sich die Schweden. Und here we go: „Two Shots At Glory“ ist geboren.

Stefan