BIG SUN – Rite De Passage

Trackliste:

01. The Sun
02. I Was Loving You
03. Stronger Than Anyone
04. Directions
05. Maiden Sacrafice
06. Lovers Die At Midnight
07. You Know You Want It
08. Ra Horaktus
09. The Totem

 


Spielzeit:
32:35 min. – Genre: Hardrock, AOR, Heavy Metal – Label: Mighty Music – VÖ: 28.06.2024 – Page: www.facebook.com/bigsundk

 

Es gibt ja dieses Sprichwort: „die spinnen, die Finnen“! Für diese Platte muss man es allerdings auf die Dänen umschreiben, denn was BIG SUN auf ihrem Debütalbum „Rite De Passage“ fabrizieren, ist schlichtweg verrückt. Mein Erstkontakt zu diesem Trio war die Single „Directions“, einem wilden Mix aus Prog, AOR und Pop, der leicht an Kollegen wie NIGHT FLIGHT ORCHESTRA aus Schweden erinnert. Was BIG SUN allerdings bei nur neun Songs mit einer guten halben Stunde Spielzeit abfeuern, ist schon ziemlich crazy. Die Spannweite von lupenreinem AOR bis hin zu purem Heavy Metal a´la MERCYFUL FATE ist nicht gerade alltäglich.

Dazu kommt noch die Nähe zu den Überfliegern GHOST, alleine schon wegen der Anonymität aller Mitwirkenden Musiker. Aber auch die erste Single „Lovers Die At Midnight“ ist stark geprägt von Tobias Forge und den Seinen. Selbst der dazugehörige Videoclip könnte als Hommage an GHOST verstanden werden. Oder eben, wenn man es negativ formulieren möchte, als Kopie. Genau so verhält es sich beim Opener „The Sun“, hier gibt es MERCYFUL FATE satt. Genau verstehe ich nicht, was das Trio mit ihrem wilden Genre-Mix bezwecken möchte, aber ich bin ja auch nur ein einfacher Schreiberling.

Allerdings sind Songs wie eben „Directions“ zu gut, um nicht gehört zu werden, der Clip dazu ist ebenfalls sehr gelungen. Mit dem hin und her der musikalischen Einflüsse muss man als Hörer aber erstmal zurecht kommen. Nennt es einfachKunst, die ist immer schwer zu begreifen. Die fehlende Eigenständigkeit muss aber dennoch erwähnt werden, aber BIG SUN stehen ja noch am Anfang ihrer Karriere, da gibt es noch viele Möglichkeiten, sich zu profilieren.

So bleibt „Rite De Passage“ ein recht kurzes respektive kurzweiliges Album, das an eigenen Ideen oft kränkelt, dennoch eine coole Angelegenheit ist, wenn man den echt verrückten Stilmix bedenkt oder/und Fan der oben genannten Kapellen ist.

Stefan

REMEDY – Pleasure Beats The Pain

Trackliste:

01. Crying Heart
02. Moon Has The Night
03. Sin For Me
04. Angelina
05. Bad Blood
06. Caught By Death
07. Hearts On Fire
08. Poison
09. Girl´s Got Trouble
10. Something They Call Love


Spielzeit:
41:08 min. – Genre: Melodic Rock, Hardrock – Label: Escape Music – VÖ: .24.05.2024 – Page: www.remedymusicsweden.com

 

So, Herrschaften: wer denkt, er habe im AOR- und Melodic-Bereich schon alles gehört, der sollte jetzt seine Ohren spitzen! Denn die Schweden schlagen wieder einmal zu. Mit REMEDY steht eine junge neue Band in den Startlöchern, die dieser Tage bereits ihr zweites Album „Pleasure Beats The Pain“ veröffentlicht. Leider ist das Debüt „Something That Your Eyes Won´t See“ seinerzeit (2022) komplett an mir vorbei gegangen, weil auf einem kleinen Label namens S-Rock veröffentlicht. Jetzt haben sich Escape Music die Jungs aus Stockholm gekrallt und für das Mixing und Mastering war kein Geringerer als ECLIPSE Chefdenker Erik Martensson verantwortlich (wie übrigens auch schon beim Erstling).

Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass im Sound von REMEDY auch eine gewisse Prise ECLIPSE zu finden ist. Aber wenn wir schon bei den Vergleichen sind, gibt es noch viele andere Bands wie (ruhigere) PRETTY MAIDS oder EUROPE sowie aktuelle Bands wie NESTOR oder diverse Combos aus dem Frontiers-Stall. Aber es wäre ungerecht, REMEDY mit zu vielen artverwandten Kapellen in einen Topf zu werfen, denn im Laufe dieser zehn neuen Songs gibt es allerlei unterschiedliches zu entdecken. Angefangen vom kraftvollen Opener „Crying Heart“ (hier lassen ECLIPSE definitiv schön grüßen) über die Melodic-Hymne „Moon Has The Night“ (früher wäre das Ding ein waschechter Diskotheken-Hit geworden), das locker luftige AOR Windchen „Angelina“ bis hin zu dem abgrundtief geilen Stampfer „Caught By Death“ und dem fluffigen „Hearts On Fire“ (erinnert ein klein wenig an die Finnen FREE SPIRIT) gibt es keinen Ausfall auf „Pleasure Beats The Pain“. All Killer – No Filler ist das Motto.

REMEDY liefern auf ihrem Zweitwerk absolut brillianten Melodic Rock ab. Bereits das 2022er Debüt hatte eine enorme Klasse, lediglich der Sound war etwas dünn. Das haben die Schweden hier und heute ausgemerzt und ganz nebenbei gibt es Melodic-Rock-Perlen am laufenden Band – wer einzelne Stücke herausheben bzw. Anspieltipps haben möchte, schaut sich meine o.g. Beispiele an. „Pleasure Beats The Pain“ hat jetzt schon einen Platz in den Top 5 für 2024 sicher und sämtliche Vergleiche sollten absolut nicht suggerieren, dass REMEDY nicht auf eigenen Beinen stehen stehen können! Schade, dass ihre Tour sie bisher nur in ihrem Heimatland auf die Straße schickt. Festival- und Konzertveranstalter sollten sich daher ebenfalls mit den Jungs beschäftigen.

Stefan

SEBASTIAN BACH – Child Within The Man

Trackliste:

01. Everyone Bleeds
02. Freedom
03. (Hold On) To The Dream
04. What Do I Got To Lose?
05. Hard Darkness
06. Future Of Youth
07. Vendetta
08. F.U.
09. Crucify Me
10. About To Break
11. To Live Again

Spielzeit: 47:30 min. – Genre: Hardrock – Label: Reigning Phoenix Music – VÖ: 10.05.2024 – Page: www.sebastianbach.com

 

Es ist schon verrückt. Jetzt, da das brandneue Soloalbum von SEBASTIAN BACH endlich in die Läden kommt, ist der Posten des Frontmannes bei seiner ehemaligen Band SKID ROW erneut vakant. Nach zahlreichen Sängerwechseln schien es das Schicksal mit der Verpflichtung des schwedischen Wirbelwinds Erik Grönwall endlich einmal gut mit den Amis zu meinen, ein bockstarkes Album war das Resultat. Alles schien perfekt – außer natürlich die Wiedervereinigung mit dem bei den Fans immer noch als einzig wahren Sänger angesehenen Sebastian Bach. Dieser hatte vor kurzem noch selbst die Gerüchte angeheizt bzw. erklärt, es sei an der Zeit und SKID ROW sei sowieso nur mit ihm am Mikrofon die wahren SKID ROW. Da ist durchaus etwas dran, aber mit Grönwall haben die Jungs einen Glücksgriff getan, da er stimmlich einfach über alle Zweifel erhaben ist und mit seiner Energie auf der Bühne einfach immer abräumt und somit die gesamte Band immer gut da stehen lässt. Aber wir werden sehen, was die Zukunft bringt, der Zeitpunkt für eine Reunion ist für Bach selbst allerdings äußerst ungünstig.

Denn mit „Child Within The Man“ steht das nunmehr sechste Soloalbum an. Wobei – so fair muss man sein – war das 2007 erschienene „Angel Down“ das erste richtige Album, denn „Bring Em Bach Alive“ von 1998 enthielt nur fünf Studiotracks und „Bach 2 Basics“ aus dem Jahr 2001 war ein Coveralbum. Auch auf „Angel Down“ waren noch Songs aus alten SKID ROW Tagen zu hören. „You Don´t Understand“ zum Beispiel. Mit dem Engagement bei Frontiers Records schwamm sich der großgewachsene Frontmann musikalisch endgültig frei und präsentierte sich härter, moderner und dennoch melodisch.

Jetzt hat sich Reigning Phoenix Music den Mann mit der markanten Stimme geangelt – die musikalische Grundausrichtung indes bleibt ähnlich. Fetter Sound, Energie durch und durch, große Melodien und jede Menge seiner bekannten Screams bleiben das Grundrezept auch für „Child Within The Man“. Eigentlich könnte man hier die Rezension beenden – wer die beiden Vorgängeralben mochte, ist auch hier gut bedient. Aber so ganz gerecht würde es dem neuen Album nicht gerecht werden. Denn das Songwriting ist um ein gutes Stück besser und schließt somit zum Rest der Außendarstellung auf. Hatte Mr. Bach in der Vergangenheit schon immer starke Einzelsongs auf seinen Alben, klingt das hier wie aus einem Guss. Die bereits ausgekoppelten Singles sprechen da eine deutliche Sprache: Mit der ersten Auskopplung „What Do I Got To Lose?“ hat der blonde Frauenschwarm bereits im Januar ein dickes Ausrufezeichen gesetzt, was er mit den folgenden Stücken „Everybody Bleeds“ und „(Hold On) To The Dream“ (das Ding startet erst nach eineinhalb Minuten so richtig durch) untermauerte. Drei Volltreffer. Was kann man da vom Rest des Albums erwarten?

Metallische Songs wie „Hard Darkness“ oder „Vendetta“ zum Beispiel, das herrlich pissige „F.U.“ oder das coole „Freedom“. Eine Ballade darf natürlich auch nicht fehlen, die fällt mit „To Live Again“ allerdings weniger spektakulär aus wie seinerzeit auf den beiden glorreichen Alben von SKID ROW.

„Child Within The Man“ könnte aber in Teilen durchaus als neues SKID-ROW-Opus herhalten. Das ist zwar genau das, was sich viele Fans wünschen, aber es ist sicher nicht das Ansinnen des Hauptdarstellers. Vielleicht liegt es auch ein wenig daran, dass SEBASTIAN BACH wohl für immer irgendwie im Kopf mit seinen Kollegen in Verbindung gebracht wird. Anyway – „Child Within The Man“ ist ein vor Energie und Selbstbewusstsein nur so strotzendes Album geworden. Egal, wie sich die Zukunft von BACH oder/und SKID ROW gestaltet – auf dieses Album kann er mehr als stolz sein! Für mich das beste Solowerk.

Stefan

PUSSY SISSTER – Here Are The Pussys

Trackliste:

01. On The Run
02. Love Is Gone
03. Here Are The Pussys
04. Girls In Bed
05. Black Sheep (Of The Family)
06. Circus Of The Dark
07. Song For Mum And Dad
08. World Of Tomorrow
09. Humanity 2023
10. Brotherhood

 

Spielzeit: 36:26 min – Genre: Sleaze Rock – Label: El Puerto Records – VÖ: 10.05.2024 – Page: www.pussysisster.com

 

Geht es um Sleaze-Rock, schweift der Blick erst einmal nach Skandinavien oder über den großen Teich. Dass es aber auch hierzulande durchaus interessante Vertreter dieser Zunft gibt, bleibt oft unbeachtet. Klar, man muss schon etwas unter der Oberfläche graben, aber das ist den USA schon lange ähnlich. OK, es ist später Sonntag nachmittag, ich hab mir grade den dritten Wild Turkey pur eingegossen und lausche ein weiteres Mal dem neuen Dreher von PUSSY SISSTER. Das mittlerweile fünfte Album hatte eine lange Wartezeit von neun Jahren, da dürfte es vielen Fans nicht mehr so leicht fallen, der Band die (Striptease-) Stange zu halten. Leider ist das Promo-Info äußerst mager ausgefallen, aber Gründe warum es denn so lange gedauert hat, sind ja wohl auch zweitrangig. Fakt ist, es wird wieder gerockt im Hause PUSSY SISSTER und die Attitüde ist immer noch die gleiche: es wird wild, es wird heiß, es wird schlüpfrig – die PUSSY SISSTERs sind zurück!

Und man mag es kaum glauben, sie knüpfen nahtlos an ihre letzten beiden Alben „Pussy Sisster“ (2010) und „Arrogance“ (2015) an. Man hat mal wieder das Personal an den Drums (Janis Hiemesch) und der Gitarre (Harry LaFroce) getauscht, mit Bassist Coma und Sänger Chris Nad sind aber weiterhin zwei Protagonisten aus den Anfangstagen dabei. Chris Nad war von Anfang an an Bord, Coma stieß beim zweiten Demo „Hot Like Hell“ (2006) dazu.

Mit „On The Run“ startet die neue Platte nicht so stark, wie ich es erwartet hatte. Aber „Love Is Gone“ ist da schon aus anderem Holz geschnitzt. Cooler Groove, cooles Riff, coole Vocals. „Here Are The Pussys“ geht nach vorne, „Girls In Bed“ ist ein schleppendes, dreckiges Stück Rock´n Roll. Und wer glaubt, „Humanity 2023“ ist die Neuaufnahme eines alten Stücks, hat sich geschnitten. Der Song ist durchaus nachdenklich, was die aktuelle Situation in unserer Gesellschaft wohl ziemlich genau wiederspiegelt. Aber es gibt natürlich weitere Party-Songs: „Circus Of The Dark“ zum Beispiel. Und warum das wirklich tolle „Brotherhood“ an den Schluss der Platte verbannt wurde, weiß wohl kein Mensch. Ein absolutes Highlight dieses fünften Langspielers.

Summa summarum liefern PUSSY SISSTER ein kurzweiliges Album ab, das mit jeder Menge Partyattitüde und guter Laune gesegnet ist. Der nasale Gesang von Alex Nad ist auch heute noch Geschmackssache – zu einer Sleaze-Band passt er halt wie Arsch auf Eimer. Da gibt es viele weitere prominente Beispiele. „Here Are The Pussys“ war nie darauf ausgelegt, ernst zu klingen. Wobei mit „Humanity 2023“ oder „Song For Mum And Dad“ textlich durchaus gehaltvolles Material vorhanden ist. PUSSY SISSTER machen einfach das, was sie am besten können – Party!

Stefan

HUNTER – Rock´n Roll V.I.P.

Trackliste:

01. Phoenix Rising
02. Rock´n Roll V.I.P.
03. Hard To Survive
04. Runaway Ramp
05. Who Needs The Devil
06. Dust´n Bones
07. Demon Of The Highway
08. Vegas Madness
09. The Eagles Fly High
10. Black Cat
11. The Huntress

Spielzeit: 50:17 min – Genre: Hardrock – Label: Metalapolis Records – VÖ: 10.05.2024 – Page: www.hunter.band

 

Viel ist geschehen seit der Re-Union der deutschen Heavy Metal Urgesteine HUNTER. Was 2019 mit einer lockeren Aufwärmübung im Proberaum begann, mauserte sich schon nach kurzer Zeit zu einem ernstzunehmenden Angriff auf die Augen und Ohren der hiesigen Metalgemeinde. 2020 war es dann so weit: das Comeback-Album „The Return“ wurde veröffentlicht. Mit dabei, die Originalmitglieder Steven Brandy (guitars), Paul B. Herrmann (drums) und Rusty Wayman (vocals) alias Bertram Wegmann, der die Band allerdings kurz vor ihrem ersten Live-Gig verließ. Jetzt ist es an der Zeit, nachzulegen. Nicht ohne eine umfassende Auffrischung des Bandgefüges. Neu an Bord sind Bassist H. Van Noize, Gitarrist Ringin´D und Sänger Steve Strater.

Und „Rock´n Roll V.I.P.“ ist eine erneute Weiterentwicklung des Bandsounds. 1983 als Heavy Metal Band gestartet, die sich auf ihrem 1985er Debüt „Sign Of The Hunter“ eher in der Nähe von Kollegen wie IRON MAIDEN oder JUDAS PRIEST wohlgefühlt hatten, zeigte der 1987er Nachfolger „Keep The Change“ schon deutliche Zeichen in Richtung Hardrock. Mit „The Return“ schlug man in die selbe Kerbe, natürlich um einiges gereift – diesen Weg geht „Rock´n Roll V.I.P.“ nun konsequent weiter, wobei man sich in Teilen auch im Riff Rock beheimatet fühlt.

Was aber nicht für den epischen Opener „Phoenix Rising“ gilt. Mit majestätischem „Intro“ wird der Spannungsbogen weit aufgebaut, bevor die eingängige Nummer final startet. Cooler Einstieg, einer der besten Songs der Band überhaupt. Beim folgenden Titeltrack kommen sie also zum ersten Mal so richtig zum Vorschein: die Riff Rock Anleihen – die Gitarrenarbeit erinnert hier z.b. an die Schweizer Kollegen von KROKUS. Etwas metallischer kommt „Hard To Survive“ im die Ecke. Mit Double-Bass und härterem Riffing geht man zurück in die eigene Vergangenheit. Viel sonniger kommt „Runaway Ramp“ daher, einfach eine Gute-Laune-Nummer. Das bereits als Single ausgekoppelte „Who Needs The Devil“ ist ein weiteres Highlight der Platte. Warum? Checkt es selber aus, das Video dazu findet Ihr weiter unten. Der Titel „Dust´n Bones“ schreit geradezu nach einem weiteren Riff Rocker, und so ist es auch. Etwas flotter geht es bei „Demon Of The Highway“ zu, bevor „Vegas Madness“ den Fuß wieder ordentlich mitwippen lässt. Das anschließende „The Eagles Fly Free“ ist ein besonderes Stück, denn die Nummer wurde für die Eishockeymannschaft der Adler Mannheim geschrieben und ist ihre aktuelle Hymne. Mit den metallischen Abschlußsongs „Black Cat“ und vor allem das Instrumental „The Huntress“ geht man noch ein weiteres Mal zurück in den ersten Lebensabschnitt der Band.

„Rock´n Roll V.I.P.“ ist ein starkes Nachfolgealbum der Re-Union-Scheibe geworden. Es bietet viel Abwechslung, hat einfach gute Songs an Bord und klingt amtlich. Der deutsche Untergrund ist quicklebendig – HUNTER sind der beste Beweis dafür!

Stefan

SHEELA – Burned Down

Trackliste:

01. Long Time
02. Burned Down
03. Claire
04. Ready
05. Holdin´ On
06. Reno
07. Fire Woman
08. Spread Your Wings
09. Kickin´ Up The Dust
10. Hang Tough
11. You Got Something

Spielzeit: 46:16 min – Genre: Hardrock, Melodic Rock, Progressive Rock – Label: Lions Pride Music – VÖ: 29.04.2024 – Page:

 

Die deutsche Band SHEELA ist bekannt für ihren wilden Stilmix, der keinerlei Scheuklappen trägt. Angefangen von lupenreinem Heavy Rock klassischer Prägung (manchmal bluesig angehaucht) über moderne Ansätze bis hin zu progressiven Elementen vereint die nach einer keltischen Göttin benannten Kapelle ziemlich alles. Allerdings flog die 1992 gegründete Combo dabei immer unter dem Radar großer Plattenfirmen und damit auch großer Fanmassen. Was aber nicht bedeutet, dass die Band aus Wiesbaden nicht mit großen Namen auf der Bühne stand. Angefangen von den SCORPIONS bis hin zu NAZARETH, MANFRED MANN oder POISON, FATES WARNING und STYX war das Engagement durchaus sehenswert.

Und doch blieb die Band ein ewiger Geheimtipp, den ich persönlich zufällig 2001 mit ihrem dritten Album „Straight Hearted Ones“ entdecken durfte. Zu dieser Zeit arbeitete ich in einem Plattenladen und checkte so ziemlich alle Neuzugänge im Rockbereich aus, so auch SHEELA. Natürlich wanderte der Silberling umgehend in die Einkaufstüte. Allerdings blieb das auch mein einziger Kontakt – bis heute. Denn Lions Pride Music veröffentlicht dieser Tage das 1995er Debüt „Burned Down“ neu. Komplett neu gemixt und gemastered von Keyboarder Markus Teske himself und mit frischem Artwork versehen wagt „Burned Down“ also einen neuen Anlauf.

Die Platte hatte seinerzeit übrigens in Japan recht großen Erfolg und wurde im Burrrn-Magazine mit 86 Punkten gewürdigt. Zurecht, denn was Wolfgang Weber (vocals), Christian Moser (guitars), Markus Teske (keyboards), Tony Spagone (bass) und Jojo Nimtz (drums) über diese Dreiviertelstunde Spielzeit bieten, ist feinste Bespassung für Erwachsene, die gerne gute Rockmusik hören. Keine Plattitüden, keine Klischees, einfach nur handgemachte Musik erster Güte.

Eigentlich sollten Nummern wie „Spread Your Wings“ oder „Burned Down“ gängige Rockhits sein. OK, letztere erinnert mit seinem Groove schon etwas an die STYX Nummer „Love Is A Ritual“ – sei es drum. Aber auch den Opener „Long Time“, die melodische Hymne „Reno“ oder „Holdin´On“ solltet Ihr antesten (siehe Video weiter unten). Und überhaupt habt Ihr mit diesem Re-Release die Chance, Euch ein tolles Stück deutscher Hardrockgeschichte unter den Nagel zu reißen. Besser spät als nie, Ihr werdet es sicher nicht bereuen. SHEELA bieten hier genau die richtige Mischung aus Professionalität, Unbekümmertheit und den ein oder anderen stilistischen Blick über den Tellerrand.

Bei meiner Wertung greife ich einfach mal die des legendären Burrn-Magazines auf.

Stefan

KICKIN VALENTINA – Star Spangled Fist Fight

Trackliste:

01. Gettin Off
02. Dirty Rhythm
03. Fire Back
04. Man On A Mission
05. Turn Me Loose
06. Died Laughing
07. Takin A Ride
08. Amsterdam
09. Ride Or Die
10. Star Spangled Fist Fight

 

Spielzeit: 40:26 min – Genre: Hardrock, Heavy Metal – Label: Mighty Music – VÖ: 19.04.2024 – Page: www.kickinvalentina.com

 

Die vier Dampfhämmer aus den USA sind zurück! Mit ihrem mittlerweile vierten Album „Star Spangled Fist Fight“ wollen KICKIN VALENTINA so richtig durchstarten. Das zeigen schon die beiden Vorab-Singles mitsamt ihren Videoclips. Was 2013 mit der selbstbetitelten EP und einem wohlwollenden Kopfnicken nebst überraschtem Blick begann, mauserte sich im Laufe der Jahre zu einer innigen Liebe meinerseits. Kein Wunder bei derart starken Alben, die weitab vom Mainstream ihre Leute suchen. Auch unser Sturmi war bei seiner Rezi zum bis dato letzten Album „The Revenge Of Rock“ Feuer und Flamme.

Zehn Songs haben es auf „Star Spangled Fist Fight“ geschafft, und der Name ist Programm. Die Amis haben ihr energetisches und hochexplosives Hardrock-Gebräu weiterentwickelt und klingen 2024 wie eine Mischung aus HARDCORE SUPERSTAR und MOTÖRHEAD. Was für ein Pfund! Mit D.K. Revelle haben sie seit dem letzten Longplayer einen Frontmann in ihren Reihen, der noch eine Schippe drauflegt, aber auch in melodischen Momenten nicht versagt. Ansonsten ist das Line-Up seit der Gründung 2013 stabil und liest sich so: Heber Pampillon (guitars), Chris Taylor (bass) und Jimmy Berdine (drums).

Mit einem dreckigen Shout und ultrafetten Grooves startet „Gettin Off“ und setzt jede Menge Adrenalin frei. Eines gleich vorneweg: der Adrenalinspiegel wird sich die folgenden 40 Minuten nicht beruhigen. Und daran sind nicht nur die beiden Singles „Takin A Ride“ und das vergleichsweise soft/melodische „Ride Or Die“ schuld. Das punkige „Fire Back“ oder die Hymne „Man On A Mission“ sind weitere Anspieltipps. Und „Turn Me Loose“ ist mitnichten eine Coverversion des LOVERBOY-Klassikers. Vielmehr ist die Nummer eine kleine Machtdemonstration für alle, die KICKIN VALENTINA vielleicht fehlende Eingängigkeit vorwerfen. Power und Melodie passen eben doch zusammen.

KICKIN VALENTINA haben es geschafft, weder retro noch zu modern zu klingen. Ihr Hardrock ist einfach eine Abrissbirne mit ganz eigenem Anstrich, das kann wahrlich nicht jede Band von sich behaupten. Umso verwunderlicher ist es, dass die Amis (auch) hierzulande nicht bekannter sind. Vielleicht kann das ja ihr neues Album „Star Spangled Fist Fight“ endlich ändern – es wäre ihnen zu wünschen.

Stefan

 

SNAKEBITE – Cobra Crew

Trackliste:

01. Blow It Up
02. Stormriders
03. Heading For The Best
04. Wheels Keep On Turning
05. Don´t Turn Away
06. My Burning Love
07. Weekend Warrior
08. Kill Wig Metal
09. Chained To Rock
10. Long Way Home


Spielzeit:
40:11 min. – Genre: Hardrock – Label: Manic Attack Records – VÖ: 05.04.2024 – Page: www.snakebite-music.com

 

Die Ruhrpott-Metropole Essen ist ja eher bekannt für harte Kost wie KREATOR. Dass sich dort aber auch zahlreiche andere Bands tummeln – seit ungefähr 2014 auch SNAKEBITE – ist jedoch kein Geheimnis. Und irgendwie sind SNAKEBITE ein besonderer Vertreter der hart rockenden Zunft. Denn sie beschränken sich nicht darauf, richtig deftigen Heavy Metal zu zelebrieren, oder eben Hardrock – nein, sie machen einfach beides und sitzen damit zwischen den Stühlen. Macht aber gar nix, denn egal, was der Vierer macht, es klingt immer strikt nach den glorreichen Achtzigern. Und so steht dieser Tage mit „Cobra Crew“ Langspieler Nummer drei an. In den letzten zehn Jahren haben SNAKEBITE gezeigt, dass sie eine enorme Entwicklung hingelegt haben. Auch was den Sound angeht, denn der ist auf dem neuen Dreher über jeden Zweifel erhaben. Nicht zuletzt Dank einer erneuten Kollaboration mit Dennis Koehne und Tom Kornis an den Reglern.

Bisher ist es den Essenern auf jedem Album gelungen, Songs zu kreieren, die im Gedächtnis bleiben. Das Debüt hatte mit „Princess Of Pain“ mindestens ein herausragendes Stück zu bieten, bei „Rise Of The Snake“ war es die Melodiegranate „Desperate Hearts“ und der speedige Kracher „Run Fast“ und für das neue Album haben die Jungs mit „Stormriders“ einen weiteren metallischen Nackenbrecher vorweg geschickt, nicht ohne mit „Heading For The Best“ ihre melodische Seite zu betonen. Die Rezeptur auf „Cobra Crew“ bleibt also im Grunde gleich. Und doch ist eine Weiterentwicklung im Songwriting auszumachen. Die 10 neuen Stücke sind in sich einfach noch ein Stück veritabler und gereifter (alleine „Blow It Up“ bläst Dich einfach weg). Wer also frisches Futter aus der Retro-Ecke braucht, das irgendwo zwischen STRIKER und alten Recken wie den SLEEZE BEEZ pendelt, muss hier unbedingt zuschlagen.

SNAKEBITE zeigen einmal mehr, dass der Blick nicht immer in die Ferne schweifen muss, um richtig gute neue Musik entdecken zu können. Natürlich gibt es genug starke Konkurrenz aus Skandinavien oder auch aus Übersee, aber diese Kapelle aus Essen mausert sich schön langsam zu einer Konstante in der deutschen Hardrock/Heavy Metal Szene, die man nicht länger übersehen darf!

Stefan

KING ZEBRA – Between The Shadows

Trackliste:

01. Starlight
02. Children Of The Night
03. Wicked
04. Dina
05. Love Lies
06. Cyanide
07. With You Forever
08. Love Me Tonight
09. Out In The Wild
10. Restless Revolution


Spielzeit:
? min – Genre: Hardrock – Label: Frontiers Records – VÖ: 12.04.2024 – Page: www.kingzebra.ch

 

Bereits die dritte Rezension darf ich hier für die Band KING ZEBRA verfassen. Moment mal: im Beipackzettel zum neuen Langspieler „Between The Shadows“ steht, dass das hier erst ihr zweites Album ist – die Erklärung ist ganz einfach. Es gab auch ein „Leben“ vor dem aktuellen Sänger Eric St. Michaels (Ex-CHINA), der 2017 zur Band stieß. Mit ihm wurde nicht nur die musikalische Ausrichtung korrigiert sondern es kam auch ein gehöriger Schuss Professionalität dazu, so fair muss man sein. Dennoch mag ich auch die Frühphase der Schweizer mit ihren beiden Alben „Greatest Hits“ (was ein cooler Titel für ein Debüt) und „Wild! Wild! Wild!“.

Wir schreiben also Jahr sieben der neuen Zeitrechnung und nach der 2019er EP „King Zebra“ und dem 2021er Album „Survivors“ durfte man gespannt sein, was die Band aus Zürich als Nächstes ausbaldowert. Zunächst stand erst einmal ein Labelwechsel zu Frontiers Records an, was natürlich einen Schritt nach vorn bedeutet – zumindest auf dem Papier.

Schon die erste Single „Dina“ präsentiert die Schweizer in Hochform – aber auch ein gutes Stück mehr auf Achtziger getrimmt. Mit fetten Drums, ordentlichem Zuwachs bei den Keyboards und Ohrwurmmelodien par excellence knallt der Song aus dem Stand auf maximale Satisfaction für alle Melodic-Rock-Freunde. Abermals zusammen mit dem schwedischen Produzenten Oscar Nilsson haben KING ZEBRA insgesamt zehn neue Songs in Form gebracht, von denen nicht nur „Dina“ heraus sticht. Auch die zweite Single „Children Of The Night“kann begeistern. Aber nicht nur die bisherigen Singles sind erwähnenswert. Angefangen vom flotten Opener „Starlight“ über „Love Lies“, „Cyanide“ (was ein mega Song) bis hin zu ruhigeren Stücken wie „With You Forever“ oder dem stampfenden Rausschmeißer „Restless Revolution“: KING ZEBRA agieren auf höchstem Niveau.

Für einige wird „Between The Shadows“ nur eines von vielen Melodic-Rock-Alben 2024 sein, aber die Schweizer haben mit Eric St. Michaels einen Sänger mit charismatischer Stimme am Mikrofon und perfektionieren auf dem neuen Album ihre Stärke, einprägsame Hardrock Songs zu schreiben. Was den etwas aufgeblasenen Sound angeht, der wird sich live sicher schlechter reproduzieren lassen als die rockigeren Stücke des Vorgängers. Starkes Album, aber die Jungs sollten aufpassen, sich auf Dauer nicht zu sehr in Richtung des oft vorherrschenden Einheitsbrei ihres neuen Labels drängen zu lassen.

Stefan

CRUZH – The Jungle Revolution

Trackliste:

01. The Jungle Revolution
02. Angel Dust
03. FL89
04. Killing In The Name Of Love
05. SkullCruzher
06. At The Radio Station
07. Split Personality
08. Sold Your Soul
09. From Above
10. Winner
11. Gimme Anarchy

Spielzeit: 41:18 min – Genre: Melodic Rock – Label: Frontiers Records – VÖ: 22.03.2024 – Page: www.facebook.com/cruzhofficial

 

Der Schweden-Fünfer CRUZH scheint es mit dem Urwald zu haben. Nach ihrem zweiten Album „Tropical Thunder“ (2021) nennen sie ihr neues Werk „The Jungle Revolution“. Leichte Reminiszenzen an die kürzlich zu Grabe getragenen RECKLESS LOVE sind nicht nur thematisch vorhanden. Auch musikalisch eifern CRUZH den finnischen Kollegen nach, allerdings ohne die vielen Synth-Elemente der Spätwerke von RECKLESS LOVE. CRUZH orientieren sich eher an den frühen Jahren, ohne aber eine Kopie zu sein. Dabei begann die Karriere offiziell 2016 mit ihrem Debüt – bereits bei Frontiers Records – recht zaghaft und eher dem klassischen Melodic-Rock zugewandt. Für „Tropical Thunder“ wurde zumindest der Sound kerniger.

Auf „The Jungle Revolution“ gehen die Schweden einen Schritt weiter und klingen nicht nur frischer sondern auch erwachsener – und variabler als bisher. Das beweist das Einstiegs-Trio am besten: mit dem Titeltrack starten CRUZH auf sicheren Schienen und wie eben erwähnt sehr nahe zu RECKLESS LOVE. Das energetische „Angel Dust“ indes ist komplettes Neuland für diese Band. Ein amtlicher Hardrocker, der voll nach vorne geht. Der Videoclip dazu ist – wie es aktuell wieder groß in Mode ist – voll von Erinnerungen an die Achtziger. Das folgende „FL89“ (Feels Like 1989) ist dann auch die passende Musik dazu, der Song trieft nur so vor Achtziger-Flair. Bisher legen die Schweden ihr mit Abstand ambitioniertestes Werk vor.

Auch im weiteren Verlauf können CRUZH coolen Melodic Rock liefern. Allerdings läuft der Rest der Platte nicht mehr so schnell und locker in die Gehörgänge wie die ersten drei Stücke. Dennoch können die Jungs fast über die gesamte Spielzeit überzeugen. Allen voran die oben erwähnten Songs und „Killing In The Name Of Love“ oder das modern angehauchte „Split Personality“ punkten. Natürlich hat man auch eine Ballade an Bord („From Above“) und „At The Radio Station“ lässt ein weiteres Mal die guten alten Zeiten aufleben.

CRUZH können mit ihrem dritten Album „The Jungle Revolution“ überzeugen. Dabei hatte ich persönlich ein paar Anfangsschwierigkeiten – das muss ich zugeben. Aber die Schweden haben hier elf Songs geschaffen, die teilweise einfach länger brauchen um zu zünden. Aber dann läuft das gesamte Album gut rein. Vielleicht war die Erwartungshaltung auch eine andere – CRUZH haben alles richtig gemacht, besonders am Anfang mit den drei wirklich außergewöhnlich guten Stücken. Well done!

Stefan