MIDNITE CITY – Bite The Bullet

Trackliste:

01. Live Like Ya Mean It
02. Worth Fighting For
03. It´s Going To Be Alright
04. Heaven In This Hell
05. Running Back To Your Heart
06. Lethal Dose Of Lose
07. Archer´s Song
08. Seeing Is Believing
09. No One Wins
10. Hang On Til Tomorrow
11. When The Summer Ends

Spielzeit: 46:01 min. – Genre: Melodic Rock, Hair Metal – Label: Pride & Joy Music – VÖ: 21.11.2025 – Page: www.facebook.com/midnitecityuk

 

Großbritannien war in den Achtzigern nicht die Übermacht in Sachen Sleaze und Hair Metal. Dennoch brachte das vereinigte Königreich einige durchaus erfolgreiche Vertreter wie TIGERTAILZ oder Underground-Legenden wie WRATHCHILD hervor. Im neuen Jahrtausend war diese Art von Musik quasi nicht existent, erst mit einzelnen neuen Bands wie CRASHDIET wurde wieder über diese Art von Musik gesprochen, was einige alte Recken wieder ans Tageslicht beförderte. So auch TIGERTAILZ, die sich 2012 neu aufstellten – mit einem gewissen Rob Wylde an der Gitarre. Fünf Jahre später gründete dieser seine eigene Combo MIDNITE CITY, bei der er auch den Gesang übernahm. Der Rest ist Geschichte, vier Alben haben die Jungs seither auf dem Kerbholz, von denen „There Goes The Neighbourhood“ wohl das beliebteste war. Zeit also um kräftig nachzulegen. Seit ihrem letzten Werk „In At The Deep End“ haben die Keyboards von Shawn Charvette ordentlich an Präsenz hinzugewonnen. Der Sound hat einen kräftigen Schub in Richtung AOR bekommen.

Das haben die Briten auf ihrem neuen Album „Bite The Bullet“ beibehalten. Hinter dem Mischpult saß erneut der Schwede Chris Laney. Er hat MIDNITE CITY einen Sound auf den Leib gezaubert, der vom Debüt der amerikanischen Kollegen DANGER DANGER gar nicht so weit entfernt ist. Auch in Sachen Melodien können die Songs auf „Bite The Bullet“ mithalten. Und doch ist die Platte natürlich kein bloßer Abklatsch sondern songtechnisch eines der stärksten Outputs der Briten und es tönt natürlich ganz klar nach MIDNITE CITY.

Die Retroschiene wird momentan sehr stark befahren – egal im klassischen Heavy Metal, Melodic Rock oder Thrash- bzw Death Metal Bereich – alles ist auf retro getrimmt. Unzählige (gute) neue Bands sprießen aus dem Boden. Nur gut, dass MIDNITE CITY schon einiges vorzuweisen haben, sonst wäre das Risiko groß, die Band im Veröffentlichungs-Dschungel zu übersehen.

Nun aber endlich zu den Songs: Los geht’s mit dem großartigen „Live Like Ya Mean It“. Ein Refrain voller Melodie, Power und jeder Menge Vitalität – so muss ein Opener klingen. Vollgestopft mit positiver Energie legt „Worth Fighting For“ das Level vor, das über die gesamte Spielzeit locker gehalten wird. „It´s Going To Be Alright“ nimmt das Tempo etwas raus bevor „Heaven In This Hell“ mit ALICE COOPER Gedächtnis-Riff an die seligen „Trash“-Zeiten erinnert. „Lethal Dose Of Love“ könnte auch gut und gerne auf einem aktuellen Album von CRAZY LIXX stehen. Das soll allerdings weniger als Vergleich denn als Gütesiegel zu werten sein. Nach dem Instrumental „Archer´s Song“ folgt mit „Seeing Is Believing“ ein hochkarätiger Midtempo-Stampfer, der die Mädels in den Rock Discotheken der Republik früher auf die Tanzfläche gelockt hätte. Und mit „When The Summer Ends“ haben die Briten ein letztes Highlight an das Ende dieser rundum gelungenen dreiviertel Stunde Melodic/Sleaze Rock gesetzt.

MIDNITE CITY bleiben sich selbst treu, machen was die Fans von ihnen erwarten und was sie lieben. Nämlich hochmelodischen Hardrock, der wie eingangs erwähnt nicht selten an das fabulöse Debüt der amerikanischen Kollegen von DANGER DANGER erinnert. Ein Sommeralbum erster Güte, das natürlich auch jetzt zum VÖ prächtig funktioniert! Erhältlich als CD und limitierte gelbe LP. Get it while it´s hot!

Stefan

WINGS OF STEEL – Winds Of Time

Trackliste:

01. Winds Of Time
02. Saints And Sinners
03. Crying
04. Burning Sands
05. To Die In Holy Water
06. Lights Go Out
07. We Rise
08. Fight Of The Eagle

 

 

Spielzeit: 49:28 min. – Genre: Heavy Metal – Label: High Roller Records – VÖ: 17.10.2025 – Page: www.wingsofsteelband.com

 

Erst seit 2019 schrauben die US-Amerikaner WINGS OF STEEL an ihrer Karriere. Dennoch brauchte es einige Zeit, bis ein erster Release vorgestellt werden konnte – der Pandemie sei Dank. Seither sind die Jungs allerdings on fire. Was 2022 mit der selbstbetitelten EP begann (die Mitte 2021 entstand) und bereits ein Jahr später mit dem ersten Longplayer „Gates Of Twilight“ seine Fortsetzung erhielt, gipfelt nun in Album nummero zwei. Aber auch 2024 gab es mit dem kurzweiligen „Live In France“ einen Tonträger zu erwerben. „Winds Of Time“ nennt sich nun der neueste Streich der beiden Hauptprotagonisten Leo Unnermark (vocals) und Parker Halub (guitars).

Mit ihrer unbändigen Energie und der Gabe Songs zu schreiben, die einfach im Gehör hängen bleiben ohne zu viel Pathos zu entwickeln, konnten WINGS OF STEEL seit ihren Anfangstagen punkten. Die Stimme des in Schweden geborenen und aufgewachsenen Unnermark steht dabei immer im Mittelpunkt und ist wohl das „Instrument“, welches bei WINGS OF STEEL am meisten polarisiert. Für Freunde von Geoff Tate (QUEENSRYCHE), Michael Matijevic (STEELHEART) oder auch Joachim Cans (HAMMERFALL) sowie Michael Kiske (HELLOWEEN) sollte das hohe und enorm variable Organ von Frontmann Unnermark allerdings eine wahre Freude sein. Und auch der Sound der Band könnte im Prinzip ungefähr als Querschnitt dieser durchaus illustren Vertreter der Rock- und Metalzunft Geltung haben.

Und so beginnen die Amerikaner mit dem Titeltrack, der auf satte 10:40 Minuten kommt. HELLOWEEN lassen schön grüßen. Naja, eigentlich nur bedingt, denn „Winds Of Time“ mit den Metalhelden aus Hamburg zu vergleichen wäre ungerecht. Denn WINGS OF STEEL fahren durchaus ihren eigenen Stil und lehnen ihre Songs nur hier und da an ihre Vorbilder an. Aunahme ist allerdings „We Rise“, das sehr nah an HAMMERFALL gebettet ist. Doch zurück um Opener und gleichzeitigen Titeltrack. Der schiebt mächtig nach vorne und beginnt mit Double-Bass und schneller Riffs, nur um im Refrain mit dem Tempo runterzufahren. Was darauf folgt ist mit seinen Tempiwechsel, irren Soli und unzähligen Windungen wirklich erstklassig und ein Einstieg in diese Platte, die jeden Fan ziemlich sicher überraschen wird und jeden neuen Hörer mindestens genau so umblasen wird. Ein Meisterwerk!

Darauf folgt mit „Saints And Sinners“ auf nicht einmal drei Minuten das genaue Gegenstück. Direkt in die Fresse und kurz und knapp. Nach dem gemächlichen „Crying“ folgt mit „Burning Sands“ gleich ein weiteres Highlight. Power trifft auf Melodie – einfach unnachahmlich WINGS OF STEEL. Ebenfalls erwähnen möchte ich das gefährlich dahinwalzende „Light Go Out“. Die Amis sind (auch) immer dann am Besten, wenn es low and slow wird – siehe „Garden Of Eden“ vom Vorgängeralbum „Gates Of Twilight“. Danach folgt mit „We Rise“ eine True Metal Hymne vor dem Herrn. Das abschließende „Flight Of The Eagle“ ist abermals ein virtuoses Heavy Metal Gebilde, das ein Album beschließt, das man von einer so jungen Band schon länger nicht mehr gehört hat. So abgezockt und erwachsen in nur gut drei Jahren, in denen es Veröffentlichungen der Jungs nun gibt – das ist eine Entwicklung die dermaßen schnell von Statten geht, dass wohl jedem zwangsläufig in den Kopf schießen muss, dass hier etwas ganz besonderes heranwächst. WINGS OF STEEL – ein Name den man sich merken muss und den man – wenn es mit rechten Dingen zugeht – wohl in Zukunft häufiger auf Festivalbillings lesen wird. Und sie werden nach oben klettern. Stück für Stück! Was für ein geiles Gerät „Winds Of Time“ geworden ist, kann man auf verschiedensten Varianten (LP´s, CD etc.) nachhören und sich präsent ins heimische Regal stellen.

Stefan

MUD SLICK – Keep Crawlin In The Mud

Trackliste:

01. License To Touch
02. Girls Are On Fire
03. Manhunt
04. Slow Down
05. Little Girl Don´t Talk Too Much
06. Inside Pressure
07. Money
08. Back On Track
09. Blood Justice
10. Rain


Spielzeit:
45:12 min. – Genre: Hardrock – Label: Blue Martin Records / BrillJant – VÖ: 1993 / 26.09.2025 – Page: www.mudslick.com

 

Irgendwann kommen sie wieder! Nein, die Rede ist nicht von irgendwelchen Horrorgestalten, die in zahlreichen Fortsetzungen des Originalstreifens ihr Unwesen treiben. Heute dreht sich alles um die Re-Union der Schweizer Hardrocker MUD SLICK, die mit dem Re-Release ihres Debüts „Keep Crawlin In The Mud“ zwar reichlich spät dran sind – bereits vor zwei Jahren feierte die Platte ihr 30-jähriges Bestehen – die aber anscheinend auch Live wieder aktiv sind.

Zwei Mitglieder aus alten Tagen sind mit Gitarrist Serge Christen und Drummer Heinz Baumann auch 2025 noch am Start. Zusammen mit Bassist Daniel Schmid und Sänger Fabio Chiodi bilden sie die neuen MUD SLICK. Ob es neue Musik des Quartetts geben wird ist indes noch nicht bekannt. Für „Keep Crawlin In The Mud“ von 1993 aber gilt immer noch folgendes:
Für powervollen Heavyrock scheinen unsere Nachbarn in der Schweiz einen besonderen Schlüssel zu haben, denn es gibt wohl kaum Bands, die einen ähnlichen Stil spielen, jedoch nicht aus der Schweiz kommen. Leider gibt es nicht nur Big Player wie GOTTHARD sondern auch viele Beispiele, die leider in Vergessenheit geraten sind. Eine solche Band sind MUD SLICK, die 1993 mit ihrem Debüt „Keep Crawlin In The Mud“ ein unbändig geiles Album auf die Beine gestellt haben, das seinerzeit viel zu wenig Anerkennung erhielt.
Und für klassischen Hardrock mit Metalanstrich war im Jahr 2 nach dem großen Durchbruch von Karohemden-Kurt wohl der denkbar schlechteste Zeitpunkt. Sogar die großen Rockbands überall auf der Welt mussten die Segel streichen, die Musiklandschaft hatte sich komplett geändert – zumindest was den Rockbereich anging. Für GOTTHARD z.B. hat sich das Durchhalten gelohnt, sie begannen nur ein Jahr zuvor mit ihrem selbstbetitelten Debüt und legten ein Jahr später mit „Dial Hard“ eine ähnliche Granate vor. In ähnlichem Fahrwasser bewegen sich auch ihre Landsmänner MUD SLICK, ohne die bluesige Gitarrenarbeit von Leo Leoni zu kopieren. Hier gehen die Riffs eher in die Metal-Ecke. Die Drums klingen, als wären sie in einem Flugzeughangar aufgenommen worden. Unglaublich wuchtig ist aber auch der Gitarrensound und die Basslines auf „Keep Crawlin In The Mud“. Unterstrichen wird alles von einem äußerst dreckigen Gesang von Ronnie Fontana, der manchmal an Sammy Hagar erinnert, während Serge Christen (guitars), Dan Lee alias Dan Lehmann (bass) und Buddy Knox alias Heinz Baumann (drums) die Band komplettieren.

Aufgenommen wurde das Album in Los Angeles, wo Gitarrist Serge vorher 2 Jahre Gitarre studierte und für GOTTHARD einige Gitarrenspuren des Debüts einspielte. Eine Dreiviertel Stunde lang rocken uns die Jungs direkt durch die Hölle und wieder zurück, das alles verteilt auf 10 Songs.
Schon das eröffnende „Licence To Touch“ macht keine Gefangenen. Streng nach vorne marschierend groovt sich der Song ganz tief nicht nur in die Gehörgänge. „Girls Are On Fire“ ist ähnlich gestrickt und nicht weniger geil. Mit dem sich bedrohlich aufbauenden „Manhunt“ folgt gleich noch einmal ein dickes Highlight. Und wer denkt, „Slow Down“ wäre eine Verschnaufpause, der irrt gewaltig. Hier ist abermals Power Hardrock vom Feinsten angesagt. Das Intro zu „Little Girl Don´t Talk Too Much“ hat wohl jeder schon mal von seiner Liebsten zu hören bekommen, wenn der abendliche Ausgang mit den Kumpels mal wieder zu lange gedauert hat und das Bier zu gut geschmeckt hat. 🙂 Der Song ist erneut erste Sahne. „Inside Pressure“ nimmt das erste Mal Tempo aus der Achterbahnfahrt heraus. Diese Schweizer können auch Balladen. „Money“ rüstet aber gleich wieder auf in Sachen Härte und wird flankiert von dem Doublebass Monster „Back On Track“ – HELLOWEEN lassen schön grüßen. Bei „Blood Justice“ ist man aber wieder in gewohnten Gewässern unterwegs. Kick Ass Rock´n Roll at its best, genau wie der letzte Song der Platte. Bei „Rain“ wird es etwas rock´n rolliger – ein schöner Abschluß!

Bis zum Split der Band im Jahr 2000 veröffentlichten sie noch eine EP („Mud Slick“ 1995) und ein zweites Album („Into The Nowhere“ 1998). Danach kehrte für knapp ein viertel Jahrhundert Ruhe ein im Lager von MUD SLICK.
Wer auf die ersten beiden Scheiben von GOTTHARD steht, frühen SHAKRA nicht abgeneigt ist und eine Prise SINNER verträgt, für den ist „Keep Crawlin In The Mud“ ein Festmahl – und zwar von vorne bis hinten. 10 Powersongs lang geben MUD SLICK alles. Mit dem Re-Release (CD, LP und digital) wühlen die Schweizer also immer noch oder wieder ganz tief im Dreck, der sich Hardrock erster Güte nennt. Das vielleicht geilste Hardrockalbum aus der Schweiz. 

Stefan

STARGAZER – Stone Cold Creature

Trackliste:

01. Make A Deal With The Devil
02. Looking For A Star
03. New Hope
04. Burning Up Inside
05. Stone Cold Creature
06. No Escape
07. Winter Is Coming
08. Writings On The Wall
09. The King´s Return
10. Ice Walker
11. Screams Break The Silence
12. I Need You Now (More Than Ever)
                                                                                    13. What Are You Waiting For
                                                                                    14.Riding Through The Night

Spielzeit: 44:04 min. – Genre: Classic Hardrock – Label: Mighty Music – VÖ: 12.09..2025 – Page: http://www.stargazerofficial.com/

 

Als wahrlich meisterhaft kann man die skandinavische Rockszene bezeichnen. Schier unerschöpflich scheint der Fundus an versierten Musikern, von denen gefühlt auch jeder 4 bis 12 Bands am Start hat. Umso verwunderlicher ist es, dass das Kreativduo Tore Andre Helgemo (vocals) und William Ernstsen (guitars) ihre Band STARGAZER als einziges Spielfeld beackern. Zwar mit wechselnden Mitstreitern am Bass und den Drums, worunter sich auch schon der ein oder andere alte Recke von den STAGE DOLLS, TNT und anderen skandinavischen Größen befand. Für das mittlerweile vierte Langeisen „Stone Cold Creature“ haben die beiden Vorturner nun Jomar Johansen (bass), Svend Skogheim (drums) und Sondre Bjerkset (keyboards) rekrutiert. Gleich 14 neue Stücke haben es auf die neue Platte geschafft. Bei näherem Hinsehen haben sich allerdings zwei Intros dazwischen gemogelt.

Mit „Make A Deal With The Devil“ beginnt die Platte recht energisch. Mit dem frischen „Looking For A Star“ knüpfen die Norweger an ihr Frühwerk an und liefern gleichzeitig einen tollen Ohrwurm. Weitere Anspieltipps in diese Richtung sind „Burning Up Inside“ oder der Titeltrack. Wer es gerne kerniger wie beim Opener mag, der sollte Songs wie „Winter Is Coming“, „Riding Through The Night“ oder „Ice Walker“ antesten. Irgendwo dazwischen liegen der Midtempo-Stampfer „Writings On The Wall“ oder „Screams Break The Silence“. Mit „I Need You Now (More Than Ever)“ hat man – wie bei diesem Titel auch erwartbar – natürlich auch eine Ballade im Gepäck.

Nach ihrem 2009er Debüt wurde es schnell wieder ruhig um STARGAZER. Erst zehn Jahre später wagte man mit „The Sky Is The Limit“ einen Neuanfang, der Genrefans in Entzückung versetzte. Seitdem liefern die Norweger in weitaus kürzeren Abständen neues Material. „Stone Cold Creature“ ist ein tolles Melodic Rock/Hardrock Album, das Fans von klassischen Klängen a´la DEEP PURPLE (in den Achtzigern), DIO oder auch EUROPE durchaus zu begeistern weiß – da zitiere ich doch gerne den Beipackzettel, diese Bands umschreiben wirklich nahezu perfekt den Mix der Norweger.

Stefan

SODOM – The Arsonist

Trackliste:

01. The Arsonist
02. Battle Of Harvest Moon
03. Trigger Discipline
04. The Spirits That I Called
05. Witchhunter
06. Scavenger
07. Gun Without Groom
08. Taphephobia
09. Sane Insanity
10. A.W.T.F.
11. Twilight Void
12. Obliteration Of The Aeons
13. Return To God In Parts

Spielzeit: 48:58 min. – Genre: Thrash Metal – Label: Steamhammer/SPV – VÖ: 27.06.2025 – Page: www.sodomized.info

 

Über 40 Jahre sind seit ihrer ersten EP ins Land gezogen. Und jetzt soll auf einmal Schluss sein? Die Nachricht darüber, dass Sänger, Bassist, Bandboss und Sprachrohr Tom Angelripper die Reißleine für SODOM ziehen will, kommt absolut ohne Vorwarnung. Denn mit „The Arsonist“ haben die Thrash-Metal-Ikonen gerade ihr neues Album eingezimmert. Noch weit bevor es Ende Juni veröffentlicht wird, hat diese Nachricht für alle Fans einen extrem faden Beigeschmack. Offiziell kommuniziert wurde das z.B. über die Homepage indes nicht. Dabei haben Angelripper und seine Bande für ihr neues Werk noch einen nicht alltäglichen Aufwand betrieben. Sämtliche Drumspuren wurden analog aufgenommen, das Artwork stammt von Zbigniew M. Bielak, der für viele prägnante Plattencover von DARKTHRONE oder VADER und nicht zuletzt der Überflieger GHOST verantwortlich ist.

Dreizehn neue Stücke haben SODOM für „The Arsonist“ zusammengetragen. Dass der einleitende Titel“song“ lediglich ein Intro für „Battle Of Harvest Moon“ ist, ist nur eine Randnotiz. Mit ihrer Nähe zu anderen Größen wie SLAYER halten es die Ruhrpottler auch bei einigen ihrer neuesten Kreationen. „Battle Of Harvest Moon“ ist solch ein Beispiel. Und doch ist der Song durch und durch SODOM. Pumpende DoubleBass-Salven, grandiose Soli und der prägnante Gesang von Tom Angelripper lassen keine Zweifel daran aufkommen, dass SODOM es immer noch allen zeigen können. Das beweisen auch Nummern wie „Trigger Discipline“ oder „Witchhunter“, das dem 2008 verstorbenen Chris Witchhunter gewidmet ist, der zwischen 1982 und 1992 die wohl erfolgreichste Epoche in der Bandgeschichte mitgestaltete.

Ich bin ganz ehrlich, ich habe die Geschicke der Jungs für einige Zeit aus den Augen verloren. Als großer Fan der ersten Stunde drehen die großen Klassiker immer noch oft ihre Runden, Mitte der Neunziger haben sich unsere Wege allerdings weitgehend getrennt . Erst in den letzten Jahren wurde das Feuer wieder entfacht und mit der herrlich retro gehalten EP „1982“ vor zwei Jahren so richtig angeheizt. Dementsprechend erwartungsvoll verkroch ich mich dann auch zur ersten Listening Session im heimischen Musikzimmer. Die Wucht und die Kraft der neuen Songs ist schon enorm, wobei „The Arsonist“ nicht so an die alten Zeiten angelehnt ist wie vielleicht erwartet. Denn das untrübliche Gespür für ein gewisses Maß an Melodie in ihren Kreationen zu Hochzeiten ist irgendwo in den letzten 30 Jahren weitestgehend verloren gegangen. Und ich rede da nicht von Gesangslinien. Klar, „The Arsonist“ ist ein gutes Thrash-Album mit vielen eigenen Trademarks – die Hits fehlen jedoch bis auf wenige Ausnahmen. Abrissbirne ist dennoch Programm, das muss man Angelripper und seinen Mitstreitern lassen. Aber ist das genug für eine Platte auf der der Name SODOM prangt?

2025 ist schon irgendwie das Jahr der alten Helden, denn Kapellen wie DESTRUCTION konnten mit ihren neuen Alben ordentlich punkten. Das ist für SODOM nur bedingt der Fall. Und sollte „The Arsonist“ wirklich das letzte Werk in der Bandgeschichte sein, wird man zusammenfassend sagen können, dass sie es vielleicht verpasst haben, die Bühne mit einem großen Knall zu verlassen.

Stefan

DERAPS – Viva Rock´n Roll

Trackliste:

01. Viva Rock´n Roll
02. Animal Eyes
03. The Legend Of Larrikin Laddie
04. Equinox
05. Last Fall
06. Solitaire
07. Setting Sun
08. Born To Die
09. Blindside
10. The Dawg Stomp
11. Black Sheep Boogie

Spielzeit: 48:20 min. – Genre: Hardrock – Label: Metalville – VÖ: 23.05.2025 – Page: www.derapsofficial.com

 

Jacob Deraps ist nicht nur bekennender VAN HALEN Nerd, sondern auch ein wahnsinnig guter Cover-Artist wenn es um seine Leidenschaft zum Werk von Eddie Van Halen geht. In zahlreichen Tutorials und Cover-Sessions gibt DERAPS sein Können zum Besten. Im Zuge dessen lernte er Josh Gallagher kennen, der ebenfalls dem VAN HALEN Virus verfallen ist und praktischerweise den Part von Alex Van Halen an den Drums übernimmt. Was für eine Konstellation. Kurzerhand bündelten die beiden ihre Kräfte um fortan gemeinsam zu zocken. Was früher aufgrund der Entfernung unmöglich erschien ist in der Gegenwart schon lange möglich. Immerhin liegen zwischen den beiden mehrere Tausend Kilometer. Deraps wohnt in Kanada, Gallagher in Australien.

Dennoch hatten die beiden nicht nur den Anspruch, Coverversionen zu machen sondern auch eigene Musik aufzunehmen. Mit klarem VAN HALEN Einschlag versteht sich – immerhin haben sich DERAPS auf die Fahnen geschrieben, die Energie und den Sound der frühen VAN HALEN weiterleben zu lassen. Dass das zwar das größte stilprägende Element im Sound des Duos darstellt, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie auch weitere Einflüsse aus den Siebzigern und frühen Achtzigern in ihren Sound einbinden.

Das wird bei Songs wie dem treibenden „The Legend Of Larrikin Laddie“ deutlich, wo sie anfangs mit LED ZEPPELIN´s „Rock And Roll“ kokketieren nur um dann ordentlich saftigen Aussie-Rock zu zelebrieren. Das kurze Instrumental „Equinox“ stimmt ein auf einen weiteren Hit des Albums: „Last Fall“ ist eine gelungene Mischung aus VAN HALEN und Bands wie BOSTON oder WHITE LION. Der Opener „Viva Rock´n Roll“ ist wohl der schnellste und spektakulärste Song, den VAN HALEN nie geschrieben haben. Zieht Euch außerdem das lockere „Animal Eyes“ oder das megacoole „The Dawg Stomp“ rein.

Nach dem 2022er Debüt haben die Jungs noch einmal einen enormen Sprung nach vorne gemacht. Alleine der Sound ist auf „Viva Rock´n Roll“ um Welten besser. Und dass die beiden absolute Könner an ihren Instrumenten sind, steht sowieso außer Frage. Cooles Album weitab vom Mainstream, für Fans von VH ein Muss – und weitaus besser als der Einheitsbrei diverser großer AOR/Melodic Rock Labels da draußen.

Stefan

KICKIN VALENTINA – Raw Trax, B-Sides And Bootlegs

Trackliste:

01. Blame It On Rock´n Roll
02. The Gotaways
03. Wild Ones
04. Sweat (Live)
05. Easy Rider (Live)
06. Freakshow (Lockdown Live)
07. War (Demo)
08. End Of The Road (Demo)

 

 

Spielzeit: ? min. – Genre: Hardrock – Label: Mighty Music – VÖ: 02.05.2025 – Page: www.kickinvalentina.com

Ohne Wertung

Ein neues Lebenszeichen der amerikanischen Hardrocker KICKIN VALENTINA ist immer eine lohnenswerte Geschichte. Nicht nur, dass die Formkurve seit Anbeginn der 2013 gegründeten Formation stetig nach oben zeigt – KICKIN VALENTINA sind eine der wenigen Bands, die heutzutage live auf sämtlichen Schnick Schnack oder gar technische Hilfsmittel verzichten. Hier kommt nix vom Band – alles 100% live.

Und dass die Jungs um Powerhouse-Sänger D.K. Revelle nicht nur live absolut kicken (wie schon der Bandname verspricht) ist mittlerweile auch kein Geheimnis mehr. Seit ihrem letzten Album „Star Spangled Fist Fight“ ist gerade mal ein Jahr ins Land gezogen, schon kommen die Amis mit einer neuen Schandtat daher. Ein komplettes Album ist es zwar nicht geworden, aber immerhin gibt es drei neue Tracks, einige Liveaufnahmen vom Bang Your Head Festival (R.I.P.) sowie zwei Demoversionen alter Tracks auf die Ohren.

Angeblich sind die drei neuen Tracks Überbleibsel vom letzten Album, sind also super produziert und schließen nahtlos an das Material von „Star Spangled Fist Fight“ an. „Blame It On Rock´n Roll“ eröffnet den Reigen und serviert dem Hörer gleich zu Beginn eine ordentliche Breitseite in die Magengegend. „The Gotaways“ ist äußerst melodiös, ja gar infektiös geil, ein Ohrwurm par excellence. Alleine für diesen Song lohnt sich dieser Tonträger. Der dritte neue Song im Bunde hört auf den Namen „Wild Ones“. Auch hier gibt es keinerlei Abnutzungserscheinungen – coole Nummer.

Danach gibt es mit „Sweat“ und „Easy Rider“ zwei bekannte Live-Vertreter, denn diese beiden Stücke waren bereits auf der EP „Chaos In Copenhagen“ vertreten. Allerdings nicht in der Version vom Bang Your Head Festival. Wer KICKIN VALENTINA noch nicht live erleben durfte, bekommt hier eine Ahnung mit welcher Wucht die Jungs über die Bühne fegen. Die Aufnahme von „Easy Rider“ scheint einige Jahre später entstanden zu sein, denn hier wurde der Zusatz „Lockdown Live“ verwendet.

Als Abschluss gibt es mit „War“ und „End Of The Road“ vom 2021er Album „The Revenge Of Rock“ noch zwei interessante Demo-Versionen zu hören. Alles in allem eine wirklich runde Sache, dieser Acht-Tracker. Es dürften gerne noch ein paar mehr Songs auf der Trackliste stehen, die Qualität des hier gebotenen ist aber astrein und somit geht die relativ kurze Spielzeit auch in Ordnung. Allerdings wäre es schön, wenn den Fans dieses kurze Vergnügen dann auch für ein paar Euronen weniger als dem regulären Preis für ein komplettes Album angeboten werden würde. Wir werden sehen.

Stefan

H.E.A.T. – Welcome To The Future

Trackliste:

01. Disaster
02. Bad Time For Love
03. Running To You
04. Call My Name
05. In Disguise
06. The End
07. Rock Bottom
08. Children Of The Storm
09. Losing Game
10. Paradise Lost
11. Tear It Down (R.N.R.R.)
12. We Will Not Forget

Spielzeit: 45:35 min. – Genre: Hardrock – Label: Ear Music – VÖ: 25.04.2025 – Page: www.heatsweden.com

 

Seitdem ihr Debütalbum „H.E.A.T.“ im Jahr 2008 in der Melodic-Rock-Szene eingeschlagen hat wie eine Bombe, sind die Schweden gleichen Namens nicht mehr aus der Hardrockwelt wegzudenken. Seitdem macht die Bande um Workaholic Jona Tee keine Gefangenen und legt ein ums andere Mal höchste Qualität vor. Zuletzt im Jahr 2022, als „Force Majeure“ bei uns die Höchstpunktzahl abgreifen konnte. Dieses Mal ist aber alles anders – obwohl es im Prinzip das Gleiche ist. Verwirrung?!?!?! Ganz einfach erklärt: ich ertappe mich dabei, das Gebotene auf der neuen Platte „Welcome To The Future“ als schon zu oft gehört einzuordnen. Und zwar von H.E.A.T. selbst. Die Songs sind ohne Frage erste Liga – aber halt so dermaßen identisch zum Vorgänger, dass sich eine gewisse Übersättigung breit macht. Als Fan der ersten Stunde hatte ich das Glück, alle Schritte der Schweden quasi live miterleben zu dürfen. Und es gab immer eine gewisses Maß an Weiterentwicklung im Bandsound. Seit einiger Zeit scheint sich aber nicht mehr wirklich etwas zu bewegen. Seit der Rückkehr von Originalsänger Kenny Leckremo zocken die Schweden doch recht identische Mucke.

Aber zurück zum aktuellen Album „Welcome To The Future“. Der Name ist ob des an Klassiker von JOURNEY angelehnte Artwork ebenfalls etwas verwirrend. Vielleicht wollen uns H.E.A.T. aber damit auch sagen, dass die Vergangenheit auch die Zukunft ist. Grund genug liefern uns die Schweden mit jeder Note ihrer Musik. Denn die atmet den Spirit der großartigen Achtziger ohne altbacken zu wirken. Der Sound auf „Welcome To The Future“ ist wie auf den letzten Platten der Band up to date und sowohl wuchtig aber auch glatt poliert.

Der Opener „Disaster“ beginnt mit gewohnt auf retro getrimmten Keyboards, bevor der Rest der Truppe daraus einen mitreißenden Hardrocker macht. Erstklassig – und doch schon so oft gehört. „Bad Time For Love“ glänzt mit überlebensgroßen Melodien, mit toughen Beat und ist einfach ein Hit. Auch „Running To You“ schöpft wieder alle Melodiebögen aus, bevor „Call My Name“ erstmals die Pathosgrenze deutlich überschreitet. Deutlich besser können „Rock Bottom“ oder „We Will Not Forget“ gefallen. „In Disguise“ könnte fast auf dem aktuellen AVANTASIA-Opus stehen und „The End“ klingt frisch und etwas befreit von all dem Pomp und dem etwas überproduzierten Sound.

Auch auf „Welcome To The Future“ feuern H.E.A.T. mit ihrem hymnenhaften, kräftigen Melodic Rock aus allen Rohren. Die Schweden stehen eben für Qualität – auch wenn sich die Rezeptur dieses Mal frappierend an den Vorgängen orientiert und damit bei dem ein oder anderen vielleicht Abnutzungserscheinungen hervorruft. Damit ist die Musik von H.E.A.T. aber keinen Deut schlechter, muss aber von der Wertung etwas Federn lassen.

Stefan

WARFIELD – With The Old Breed

Trackliste:

01. Melting Mass
02. Appetitive Aggression
03. Soul Conqueror
04. Fragmentation
05. Lament Of The White Realm
06. Tie The Rope
07. Inhibition Atrophy
08. Dogs For Defense
09. GASP
10. With The Old Breed
11. F# (Wake Up) – Nuclear Assault Coverversion

Spielzeit: 42:38 min. – Genre: Thrash Metal – Label: Napalm Records – VÖ: 04.04.2025 – Page: www.warfieldthrash.com

 

Hört man sich die Ausrichtung der deutschen Thrasher WARFIELD an, liegt die Vermutung nahe, dass die Kapelle um die Clemens-Brüder schon einige Jahrzehnte existiert. Gegründet wurde das Trio allerdings erst 2012 und frönt seitdem den Anfängen des teutonischen Thrash Metals, wie ihn die großen vier KREATOR, SODOM, DESTRUCTION und TANKARD zu ihren Glanzzeiten zelebrierten. Ab und an hört man leichte Anlehnungen an SEPULTURA oder EXODUS. Damit sollte der Sound auf „With The Old Breed“ auch grob umrissen sein. Ob ihrer dreizehnjährigen Bandgeschichte könnte man jedoch erwarten, dass WARFIELD hier nicht erst ihr zweites Langeisen vorweisen. Und doch steht der Diskographie erst eine EP („Call To War“ 2014) und ein Album („Wrecking Command“ 2018) zu Buche.

Gut Ding will eben Weile haben. Bereits 2020 brachten die Jungs mit „Soul Conqueror“ einen neuen Song auf den Weg, der auch auf dem hier vorliegenden zweiten Album seine Verwendung fand. Satte sieben Jahre sind also ins Land gezogen, bevor die Fans das neue Werk in Händen halten konnten. Aber das Warten hat sich gelohnt. Schon der Einstieg in Form von „Melting Mass“ knallt oberamtlich und lässt die Rübe kreisen. Und doch verstecken sich die wahren Highlights etwas weiter hinten. Ohne Frage gehört „Lament Of The White Realm“ dazu, ein düsteres Abbild der Alpenschlachten des ersten Weltkrieges. Auch „Soul Conqueror“ dürfte ein künftiger Bandklassiker werden, ebenso wie „Appetitive Aggession“. Aber „With The Old Breed“ ist in seiner Gänze wirklich hörenswert und lässt keine Millisekunde Langeweile aufkommen. Mit dem gut 7-minütigen „GASP“ zeigt das Trio, dass epische Dramen ebenso zum Repertoire gehören wie kurze, knackige, alles niederreißende Banger wie der Titeltrack. Zum Ausklang gibt es noch eine coole Coverversion von NUCLEAR AUSSALT´s „F# (Wake Up)“ von ihrer 1989er Glanztat „Handle With Care“.

Für „With The Old Breed“ haben WARFIELD einen Sound kreiert, der perfekt zwischen Oldschool und der Gegenwart austariert wurde. Besser geht es kaum: der Hörer findet sich von der ersten Sekunde an in den Achtzigern wieder, aber hier scheppert nichts, die Gitarren klingen fett und der Gesang wurde perfekt eingefangen. Somit sprechen WARFIELD sicher eine breite Masse an Metalheads an, das starke Material auf „With The Old Breed“ dürfte sein übriges tun. Das ist Teutonischer Prügel-Stahl at its best!

Stefan

THE DARKNESS – Dreams On Toast

Trackliste:

01. Rock And Roll Party Cowboy
02. I Hate Myself
03. Hot On My Tail
04. Mortal Dread
05. Don´t Need Sunshine
06. The Longest Kiss
07. The Battle For Gadget Land
08. Cold Hearted Woman
09. Walking Through Fire
10. Weekend In Rome

 

Spielzeit: ? min. – Genre: Hardrock – Label: Cooking Vinyl – VÖ: 28.03.2025 – Page: www.thedarknesslive.com

 

Seit ihrer Gründung im Jahr 2000 oder spätestens seit dem ersten Album „Permission To Land“ drei Jahre später sind THE DARKNESS eine Band, die in höchstem Maße polarisiert. Das liegt einerseits am Gesangsstil von Justin Hawkins, der bekanntermaßen des öfteren in Falsett-Orgien ausartet, andererseits aber auch am trockenen britischen Humor, der sich nicht nur in den Texten festsetzt sondern auch musikalisch allerlei Kuriositäten zu Tage fördert. THE DARKNESS sind eben eine Band ohne Grenzen und lassen sich nur schwer in eine Schublade stecken. Das ist manchen Musikfans wohl zu viel. Jeder, der mit alledem umgehen kann und auch stilistisch ohne Scheuklappen durch die Gegend rennt, sollte von dieser kunterbunten Truppe begeistert sein, die nun bereits ein viertel Jahrhundert ihr Unwesen treibt.

Dieses denkwürdige Ereignis feiern die Briten mit einem brandneuen Album. Dass THE DARKNESS in ihrer Karriere bereits so manches Brett aus dem Hut gezaubert haben, sollte hinlänglich bekannt sein. Und so macht das augenzwinkernde (was auch sonst) „Rock And Roll Party Cowboy“ den Anfang von „Dreams On Toast“. Eine Partyhymne in bester DARKNESS-Manier. „I Hate Myself“ ist ein – der Titel würde es nicht erahnen lassen – fröhlicher, feister Rock´n Roller, nur um bei „Hot On My Trail“ komplett umzuschwenken und ein kleines bisschen den BEATLES zu huldigen. Weitaus rockiger präsentiert sich „Mortal Dread“ – um nicht zu sagen rifflastig a´la AC/DC. Allerdings sind die Gesangslinien so gar nicht im Stile der australischen Megaseller. „The Longest Kiss“ könnte erneut gut auf einem BEATLES Album stehen. Das punkige „The Battle For Gadget Land“ könnte im Mittelteil auch von FREAKY FUKIN WEIRDOZ stammen. Leichte Country-Klänge hält „Cold Hearted Woman“ bereit bevor die Briten mit „Walking Through Fire“ eine rockige Melodiebombe zünden. Zum Abschluss gibt es mit „Weekend In Rock“ ein ruhiges Lied, in dem Mr. Justin Hawkins wieder einmal die ganze Bandbreite seiner vielfältigen Stimme zum Besten gibt. Da kommt fast Musical-Stimmung auf und die Opulenz von QUEEN blitzt ebenfalls das ein oder andere mal durch.

Dass sich THE DARKNESS noch nie an geltende Regeln, etwaige Schranken, guten Geschmack oder derart unnützes Zeug gehalten haben ist absolut nicht neu. Mit „Dreams On Toast“ haben die Briten aber ihr wohl buntestes, launigstes und abwechslungsreichstes Werk eingezimmert. Das mag eingefleischten Hardrockern nur bedingt schmecken, aber wer bisher etwas mit der Musik von THE DARKNESS anfangen konnte, wird auch „Dreams On Toast“ verehren. THE DARKNESS sind und bleiben Kunst.

Stefan