HOLLER – Reborn

Trackliste:

01. Do You Believe
02. I Don´t Want
03. Music Is The One
04. Into Me Forever
05. Those Eyes
06. Falling Apart
07. Wrong Words
08. Don´t Walk Away
09. Invisible Man
10. How Long
11. Without You
12. Within Me
13. Yulia

Spielzeit: 58:05 min – Genre: Melodic Rock, AOR – Label: Scarlet Records – VÖ: 22.03.2024 – Page: www.facebook.com/profile.php?id=61553825592623

 

Italienischer Metal ist ja nicht selten Geschmackssache, weil total überladen und für unsere Ohren nicht so bekömmlich. Ganz anders sicher bei den Proggern ELDRITCH, die seit den frühen Neunzigern schon einige gutklassige Alben hervorbrachten ohne jemals in die erste Garde durchzustoßen. Im Jahr 2021 kam der Split der Band mit Mitbegründer und Sänger Terence Holler, der jetzt unter seinem Nachnahmen ein AOR Projekt auf die Beine gestellt hat. Der gebürtige US-Amerikaner geht also solo einen komplett anderen Weg – nicht ganz ungewöhnlich und doch bemerkenswert. Für den Plattendeal haben sich die alten Weggefährten von Scarlet Records nicht lumpen lassen.

Das Albumcover suggeriert die puren achtziger Jahre, täuscht aber etwas über die technische, oft nicht einfach zugängliche Musik von HOLLER hinweg. Klar, in erster Linie ist „Reborn“ in weiten Teilen purer (High-Tech) AOR mit all seinen Facetten. Zu oft fehlt den Songs aber ein gewisser Zugang für den Hörer.

Das ist am Anfang von „Reborn“ noch nicht so offensichtlich, denn „Do You Believe“ ist ein durchaus gelungener AOR Song. Das folgende „I Don´t Want“ ist sicher der beste Track dieser Scheibe – wirklich Klasse! Da wird jeder Fan von TOTO, JOURNEY und Kollegen mit der Zunge schnalzen. Aber was ist dann passiert? Das elektronische Anfangsgeplänkel von „Music Is The One“ klingt wie ein verkappter Blümchen-“Hit“ (das ist zum Glück nach einigen Sekunden überstanden), der Song klingt gehetzt und hat nichts von allem bisher gehörten. „Into Me Forever“ ist eine nette Nummer, die aber völlig belanglos dahinplätschert. Im weiteren Verlauf gibt es leider nahezu nichts mehr, was erwähnenswert wäre, außer vielleicht der Ausflug in den Funk der späten Siebziger bei „Falling Apart“.

Wäre „Reborn“ eine EP, könnte man sicherlich noch mindestens einen Punkt oben drauf packen. Aber so überwiegt dann doch die Langeweile – und das hat nichts mit der soften Ausrichtung des Materials zu tun. Zu viele elektronische Elemente, die meist absolut unpassend sind, kommen oben drauf, aber das ist nur eine Randnotiz. Die Stimme von Terence Holler ist selbstredend über alle Zweifel erhaben und auch die musikalische Umsetzung ist gut. Es krankt einfach an zu wenigen zwingenden Stücken auf „Reborn“ – sehr schade.

Stefan

LIPZ – Changing The Melody

Trackliste:

01. I´m Going Under
02. Changing The Melody
03. Bang Bang
04. Stop Talk About…
05. Bye Bye Beautiful
06. I´m Alive
07. Freak
08. Secret Lover
09. I Would Die For You
10. Monsterz

 

Spielzeit: 35:40 min – Genre: Hardrock, Sleaze Metal – Label: Frontiers Records – VÖ: 15.03.2024 – Page: www.facebook.com/lipzband

 

Die Geschichte der schwedischen Hardrocker LIPZ beginnt im Jahr 2011, wo sich die Brüder Alexander und Koffe Klintberg dazu entscheiden, eine Band zu gründen. So weit, so unspektakulär. Und auch der weitere Weg muss von Steinen übersät gewesen sein, denn nach einer einzigen Single in 2012 geschieht nicht viel. Erst drei Jahre später kommen LIPZ mit einer EP um die Ecke, drei weitere Jahre darauf mit ihrem Debütalbum „Scaryman“, das die Schweden beim italienischen Underground Label Street Symphonies Records veröffentlichen – jener Firma, die z.b. die kurzlebigen Hoffnungsträger POMPEI NIGHTS oder JOHN GÄLT aus der Ukraine unter Vertrag hatten. Vertraglich sind LIPZ in Italien geblieben, nur haben sie sich jetzt für ihr zweites Album „Changing The Melody“ die Dienste des Branchenprimus Frontiers Records gesichert. Das dürfte den Aktionsradius aus dem Stand vervielfachen.

Und doch haben die Schweden ihre interne Hürde mit tollen Songs wie dem Titeltrack des Erstlings recht hoch gesetzt. Mit ihrer trashigen Attitüde und den Ohrwurmmelodien ist es nicht schwer, neue Fans zu akkreditieren – sollte man meinen. Und doch haben LIPZ für ihr neues Album einen anderen Weg gewählt. Sie sind weiter in die Richtung von CRASHDIET oder auch CRAZY LIXX gerutscht, was heißen soll, dass ihr roher Charme des Vorgängers mit einem Male glattgebügelt wurde. Ob das eine Bandentscheidung war oder eher die der Verantwortlichen des neuen Labelpartners, lassen wir mal dahingestellt.

Auf ihrem neuen Album lassen sich die Schweden auch zu einer gehörigen Prise KISS hinreißen, was dem Ganzen wiederum ein gewisses Etwas gibt. Nummern wie „Bye Bye Beautiful“ oder der Titelsong sind sehr gut geworden und der Opener ist mit seiner Energie „I´m Going Under“ ist perfekt gewählt. Andererseits dümpeln Songs wie „Bang Bang“, „Freak“ oder „Secret Lover“ schon arg dahin. Highlights kann der Vierer leider nicht mehr setzen.

Und so bleibt von den 10 neuen Stücken nicht viel wirklich erwähnenswertes übrig. Klar können LIPZ Akzente setzen, aber die Konkurrenz ist immens groß und es bleibt abzuwarten, ob sich die Jungs in Zukunft dagegenstemmen können. Gute Ansätze sind da, aber das genügt heute leider nicht mehr…

Stefan

JUDAS PRIEST – Invincible Shield

Trackliste:

01. Panic Attack
02. The Serpent And The King
03. Invincible Shield
04. Devil In Disguise
05. Gates Of Hell
06. Crown Of Horns
07. As God Is My Witness
08. Trial By Fire
09. Escape From Reality
10. Sons Of Thunder
11. Giants In The Sky

Spielzeit: 52:44 min – Genre: Heavy Metal – Label: Columbia/Sony Music – VÖ: 08.03.2024 – Page: www.judaspriest.com

 

Es gibt Bands, die sind gefühlt schon immer da, also mindestens seit Christi Geburt (falls das dem eigenen Glauben entspricht) oder vielleicht schon seit der späten Steinzeit. OK, das ist natürlich maßlos übertrieben, aber immerhin zählen wir Jahr 55 in der Karriere der britischen Metaller JUDAS PRIEST – und das ist bei vielen Metalfans sicher mehr als die eigene Zeit auf diesem Planeten. Das mag man den Musikern mittlerweile vielleicht ankennen, ihrer Musik allerdings überhaupt nicht. Auf ihrer bis dato letzten Studioplatte „Firepower“ brannten die Herrschaften ein hochenergetisches Feuerwerk ab, das sicher der ein oder andere nicht erwartet hatte. Dementsprechend hoch dürften aber die Erwartungen für das jetzt erscheinende – mittlerweile 19te Album – „Invincible Shield“ sein.

Mit ihrer Vorab-Single „Panic Attack“ haben Rob Halford und Co. dann auch gleich wieder in die Vollen gelangt – sprich einen granatenmäßigen Song abgeliefert, der sofort signalisiert: die Briten wollen noch lange nicht in Rente gehen. Dieser Brecher eröffnet auch das neue Album. Mit „The Serpent And The King“ legen sie gleich amtlich nach. Gewaltige Doublebass-Drums, harte Gitarrensalven und natürlich Rob Halfords unnachahmlicher Gesang münden in einen leicht mystisch angehauchten Refrain. Nach dem sechseinhalb-minütigen Titeltrack, der abermals ein hohes Tempo vorgibt, drosseln JUDAS PRIEST die Geschwindigkeit etwas, um mit stampfenden Songs wie „Devil In Disguise“, „Gates Of Hell“ oder dem ungewöhnlich melodischen, fast schon rockigen „Crown Of Horns“ ihre andere Seite zu unterstreichen. „Trial By Fire“ hat einen leicht proggigen Einschlag, bevor „Escape From Reality“ ein klitzekleines bisschen an BLACK SABBATH erinnert.

Es gibt mittlerweile zahlreiche neuere Bands, die in professioneller Manier in die gleiche Kerbe schlagen und wirklich tolle Musik aus dem Hut zaubern, aber JUDAS PRIEST sind und bleiben das Original und irgendwie unerreichbar! Rob Halford´s Stimme, die immer noch einzigartig ist, das kraftvolle Drumming von Scott Travis, der mit Bassist Ian Hill den Rhythmus vorgibt und nicht zu vergessen, das perfekt harmonierende Gitarrendoppel Glenn Tipton/Richie Faulkner machen aus JUDAS PRIEST etwas besonderes!

Drei Songs weniger als auf dem Vorgängeralbum sind es bei „Invincible Shield“ – doch die Masse ist natürlich nicht entscheidend (es gibt aber eine limitierte Version mit drei Bonustracks). Die Platte strotzt auf allen 11 Songs nur so vor Energie und JUDAS PRIEST gelingt der Spagat, in ihrer Musik sowohl an die eigene Vergangenheit zu erinnern als auch fest in der Gegenwart zu stehen. Und es bleibt dabei: sollte man eines Tages einem Außerirdischen nahebringen wollen, was Heavy Metal bedeutet, ist JUDAS PRIEST sicher eine gute Wahl, auch mit ihrem aktuellen Album „Invincible Shield“! Erwarten wir mit Spannung, was die Briten für ihre nächste Platte bereithalten…immerhin wäre es ein tolles Jubiläum.

Stefan

LIONHEART – The Grace Of A Dragonfly

Trackliste:

01. Declaration
02. Flight 19
03. V Is For Victory
04. This Is A Woman´s War
05. The Longest Night
06. The Eagle´s Nest
07. Little Ships
08. Just A Man
09. Uxb
10. The Grace Of A Dragonfly
11. Remembrance, Praying For World Peace

Spielzeit: 46:57 min – Genre: AOR, Melodic Rock – Label: Metalville Records – VÖ: 23.02.2024 – Page: www.facebook.com/lionheartrock

 

Nicht selten kommt die Karriere einer Band erst im zweiten Frühling erst richtig in Fahrt. Im Falle der britischen Melodic-Rocker LIONHEART (nicht zu verwechseln mit der US-amerikanischen Hardcorekapelle gleichen Namens) ist zumindest der kreative Output weitaus höher als in den ersten Jahren ihres Bestehens. Zwar war die Band, die sich 1980 aus ehemaligen Mitgliedern von IRON MAIDEN, MICHAEL SCHENKER GROUP oder TYGERS OF PAN TANG sowie DEF LEPPARD formierte im Live-Sektor extrem aktiv, konnte aber erst 1984 ihr Debütalbum in die Läden stellen. Dabei blieb es dann auch für lange Jahre. Kurz vor der Jahrtausendwende wurde eine Doppel-CD mit alten Aufnahmen veröffentlicht, aber erst 2016 fragte ein Promoter des Rockingham Festivals bzgl. eines Auftritts an, woraufhin sich die Originalmitglieder Dennis Stratton (guitars), Steve Mann (guitars), Rocky Newton (bass) und Clive Edwards (drums) wieder zusammenfanden und zusammen mit Ex-SHY Vokalist Lee Small in Nottingham einen gefeierten Gig ablieferten. 2017 folgte ein Auftritt beim Sweden Rock Festival und ein neues Album wurde veröffentlicht. Seitdem läuft es quasi wie geschmiert, denn das jetzt vorliegende „The Grace Of A Dragonfly“ ist bereits Album Nummer drei seit der Wiedervereinigung.

Und wenn ich ehrlich bin, mein Erstkontakt mit den Briten – zumindest ernsthaft. Denn sowohl das Debüt von 1984 kenne ich vom Cover her und die Comeback-CD drehte sich irgendwann bei mir im Player. Aber wie es oft ist im Leben, mit manchen Scheiben beschäftigt man sich nicht sonderlich genau und schon flutscht einem eine gute Neuentdeckung durch. Wird alles nachgeholt – erstmal beschäftigen wir uns mit dem neuen Longplayer.

Schon der Opener „Declaration“ kommt mit einem Wahnsinns-Anfang daher. Keyboardteppiche, gnadenlos gute Melodien und ein Songwriting wie es wohl nur aus Großbritannien kommen kann. PRAYING MANTIS und Kollegen lassen grüßen. Was für ein Wow-Effekt! Großartig! Was aber musikalisch so positiv und locker daherkommt ist textlich alles andere als fröhlich. Denn „The Grace Of A Dragonfly“ ist ein Konzeptalbum und handelt vom Zweiten Weltkrieg mit all seinem Grauen. Das passt auf den ersten Blick nicht zur Musik, aber wer will denn behaupten, dass derart düstere Themen nur den harten Metallern zustehen. LIONHEART möchten es aber natürlich als Anti-Kriegs-Album verstanden wissen.

„Flight 19“ ist ein fast schon melancholischer Track, bevor „V Is For Victory“ ganz nach vorne rockt! Abermals herrlich unterstützt von songdienlich eingesetzten Keyboards. „This Is A Woman´s War“ ist musikalisch genau so dramatisch umgesetzt wie der Text es vermuten lässt, nicht ohne im Chorus mit einer kleinen Ohrwurmmelodie zu glänzen. Beim treibenden „The Longest Night“ könnt Ihr Eure (evtl. vorhandene) Mähne ordentlich kreisen lassen. „Little Ships“ ist die aktuelle Single der Briten, das melancholische „Just A Man“ ist abermals mit großen Melodien versehen. Nachdem der Titeltrack noch ein letztes Ausrufezeichen gesetzt hat, klingt „The Grace Of A Dragonfly“ mit dem kurzen „Remembrance, Praying For World Peace“ aus. Ja – Frieden könnten wir wirklich gebrauchen auf dieser Welt!

Für den einen sind Texte äußerst wichtig, andere wiederum fokussieren sich in erster Linie auf die Musik. Beide Stereotypen werden auf dem neuen Album von LIONHEART fündig. Es ist einfach ein starkes Melodic Rock Album, das auch noch etwas zu sagen hat. Gehet hin und kaufet – Amen!

Stefan

SMOKING SNAKES – Danger Zone

Trackliste:

01. Angels Calling
02. Sole Survivors
03. Run For Your Life
04. Lady Luck
05. Excited
06. Restless And Wild
07. Sorrow, Death And Pain
08. There Is No Tomorrow
09. Who Am I
10. We Are Alive
11. Rocking To The Morning Light

Spielzeit: 37:48 min – Genre: Hardrock, Sleaze Metal – Label: Frontiers Records – VÖ: 09.02.2024 – Page: www.facebook.com/smokingsnakesofsweden

 

Die New Wave Of Swedish Sleaze Metal rollt wieder und immer weiter. Neben den altbekannten Recken gibt es immer wieder neue Bands zu entdecken. Und hier und da landet eine beim italienischen Primus Frontiers Records. So wie auch die rauchenden Schlangen – nur Spaß. SMOKING SNAKES ist eine neue Kapelle aus Göteborg, die unlängst mit ihrem offiziellen Debüt „Danger Zone“ um die Gunst der Fans buhlt. Und wer denkt – „schon wieder eine dieser gleich klingenden Bands, die es schon zu hunderten gibt“. Nein, alleine das wuchtige Organ von Sänger Brett Martin ist erfrischend anders. Die Songs lehnen sich eher an W.A.S.P. oder DOKKEN an als an die Poserbands aus den Achtzigern. Und überhaupt klingen die SMOKING SNAKES ziemlich modern. Sie spielen nur mit der Sleaze-Attitüde als sie vollends zu erfüllen. Und doch sind Parallelen zu den Kollegen von THE CRUEL INTENTIONS oder CRASHDIET hörbar.

Letztere haben Brett Martin (vocals, guitars), Andy Delarge (bass), Stan Ricci (drums) und Leo Razor (lead guitars) sicherlich beim Komponieren ihres Eröffnungstracks „Angels Calling“ gehört – oder zumindest kurz davor. Nicht schlimm, ist ein guter Einstieg. Noch griffiger werden die Schweden aber bei den beiden folgenden Nummern: „Sole Survivors“ ist eine melodische, moderne Version des Sleaze Metals während „Run For Your Life“ ordentlich Gas gibt. Hierbei handelt es sich um eine Neueinspielung des Songs, der bereits auf einer älteren EP vertreten war. Bei „Lady Luck“ sind gut und gerne ein paar LORDI-Anleihen zu hören. Aber genug der Vergleiche. Immerhin sind die hier gebotenen Songs richtig gut, kommen knackig aus den Boxen (produziert und aufgenommen von Jakob Herrmann (AMARANTHE etc.) in den Top Floor Studios) und machen ordentlich Laune!

Das bleibt auch im weiteren Verlauf von „Danger Zone“ so. „Excited“ ist ein rhythmischer Hardrocker, „Restless And Wild“ – wie soll es anders sein – eine wilde Achterbahnfahrt und „There Is No Tomorrow“ wird von einem sägenden Gitarrenriff eröffnet, wie es MÖTLEY CRÜE zu „Shout At The Devil“-Zeiten wohl nicht besser hinbekommen hätten. „We Are Alive“ ist ein weiteres Highlight bevor „Rocking To The Morning Light“ ein äußerst gelungenes Debüt würdig abschließt. Ganz nebenbei der wohl der Song mit der größten Ohrwurmmelodie.

„Danger Zone“ mag nicht innovativ sein und auch nicht außergewöhnlich. Aber die Platte macht Spaß und diese fünf jungen Schweden haben jede Menge Power, jede Menge Attitüde und es wird interessant sein, sie live zu erleben – fasten your seat belts Ladies and Gents. Wer auf modernen Sleaze-Metal mit W.A.S.P.-Einschlag steht sollte – nein muss – hier zugreifen. Starkes Debüt!

Stefan

CRAZY LIXX – Two Shots At Glory

Trackliste:

01. Two Shots At Glory
02. Fire It Up (´23)
03. Invincible
04. Lights Out! (´23)
05. Sword And Stone
06. Whiskey Tango Foxtrot (´23)
07. Ain´t No Rest In Rock´n Roll (´23)
08. In The Night (´23)
09. Only The Dead Know (´23)
10. Sympathy (´23)
11. Church Of Rock (´23)
12. Riot Avenue (´23)

Spielzeit: 49:06 min – Genre: Hardrock, Sleaze Rock – Label: Frontiers Records – VÖ: 16.02.2024 – Page: www.facebook.com/crazylixx

Ohne Wertung

Über zwei Jahre mussten die Fans von CRAZY LIXX auf neues Material ihrer Helden warten. Im November 2021 erschien mit „Street Lethal“ das letzte Alben von Danny Rexon und seinen Kumpanen. Wer ewas mit der Szene vertraut ist, dürfte um das Engagement Rexon´s bei der britischen Rockröhre CHEZ KANE wissen. Und auch so kann sich der bekennende 80´s Freak nicht über Langeweile beklagen.

Jetzt steht er mit seiner Stammcombo wieder mit einem neuen Album in den Startlöchern. Dass es sich hier aber „nur“ um eine Art Best-Of handelt, wird erst auf den zweiten Blick ersichtlich. Zwar haben CRAZY LIXX in den letzten Monaten immer wieder neu eingespielte Versionen älterer Songs mit coolen Videoclips bei Youtube veröffentlicht, die DNA von „Two Shots At Glory“ wird spätestens mit einem genaueren Blick auf das Albumcover klar, auf dem es heißt „Old, New & Borrowed“ – und natürlich mit einem weiteren Blick auf die Tracklist. Dort prangt bei 9 von 12 Songs der Zusatz (´23) – somit wird sofort klar, dass es sich hier um Neueinspielungen handelt.

Aber wollen wir auch noch kurz auf die dazugehörigen sogenannten UST-Videos zu sprechen kommen. Seit November 2022 gibt es in regelmäßigen Abständen Songs von CRAZY LIXX gepimpt mit Filmhits speziell aus den Achtzigern und Neunzigern zu sehen. Den Anfang machte seinerzeit „Break Out“ mit Ausschnitten des Kampfstreifens „Best Of The Best“ von 1989. 22 (!!!) weitere folgten, darunter Adaptionen von „Airheads“, „Tango & Cash“, „Detroit Rock City“, „Nightmare On Elm Street“, „Rocky IV“, „Freitag der 13.“ usw. Natürlich wurden nicht alle Songs neu eingespielt – nur die hier vertretene Songauswahl. Das tut dem Filmvergnügen aber keinen Abbruch.

Aber zurück zu „Two Shots At Glory“: Neben den 9 bereits bekannten Stücken gibt es 2 neue Songs („Invincible“ und den Titeltrack) und eine Coverversion von „Sword And Stone“, deren Version von BONFIRE sicher noch vielen im Gedächtnis ist. Diese kam beim Horrorstreifen „Shocker“ zum Einsatz und wurde von Paul Stanley, Bruce Kulick (beide KISS) sowie Hitfabrikant Desmond Child geschrieben.

Es ist schön zu sehen, dass CRAZY LIXX mit dieser Compilation nicht nur auf ihre bekanntesten Nummern setzen sondern durchaus auf Songs aus der zweiten Reihe zurückgreifen. Allerdings sind auch Songs aus der zweiten Reihe bei CRAZY LIXX oft großes Kino – und mit ihrem Konzept der dazugehörigen Videos ist „Two Shots At Glory“ eine coole Sache. Einzig der ziemlich glattgebügelte Sound vermasselt ein bisschen das Hörvergnügen.

Alles in allem könnte „Two Shots At Glory“ ein perfekter Filmsoundtrack aus den Achtzigern sein. Ich denke, das wollten die Schweden damit auch ausdrücken. Angefangen hat sicherlich alles mit dem Song „Silent Thunder“ aus ihrem 2019 Album „Forever Wild“, wo die Fans schon nach einem Soundtrack-Beitrag zum damals anstehenden zweiten Teil von TOP GUN gelechzt hatten. Leider ist dieser Wunsch seinerzeit nicht in Erfüllung gegangen. Egal, machen wir halt unser eigenes Ding, dachten sich die Schweden. Und here we go: „Two Shots At Glory“ ist geboren.

Stefan

SUICIDE BOMBERS – All For The Candy

Trackliste:

01. Intro – Candy Girls Worldwide
02. Dynamite Playboys
03. Take It Off
04. Tonight Belongs To Us
05. Out Of Love
06. You Better Believe It
07. All For The Candy
08. Caligulizer
09. Videodrome 2049
10. Last Call
11. Where Time Always Goes
12. Outro – Fin De Cette Motherfucking Transmission

Spielzeit: 46:53 min – Genre: Sleaze Metal – Label: Suicide Records – VÖ: 02.02.2024 – Page: http://www.facebook.com/suicidebombersmusic

 

Mein lieber Schwan – die norwegischen Bands geben ordentlich Gas. Die neue Platte der SUICIDE BOMBERS ist bereits die dritte Veröffentlichung aus Norwegen, die ich in diesem noch jungen Jahr besprechen darf. Dabei dauerte es im Falle der Sleaze-Rocker aus Oslo ziemlich lange, bis wir dieses neue Werk in Händen halten können. Denn „Murder Couture“ liegt schon satte vier Jahre zurück. Mit „All For The Candy“ gibt es jetzt also Album Nummero fünf auf die Ohren. Das Image der Band um Sänger und Gitarrist Chris Damien Doll ist noch sleaziger geworden. Auf „All For The Candy“ ist alles genretypisch grell und bunt, eine gehörige Prise Anzüglichkeit darf natürlich nicht fehlen.

Ein erstes Ausrufezeichen setzten die Jungs schon vor einigen Monaten mit ihrer Single „Dynamite Playboys“, die die Platte auch nach einem kurzen Intro eröffnet. Ich glaube ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster wenn ich behaupte, dass das hier einer der besten Songs der Band überhaupt ist. Das Teil hat Drive, Melodie und ist pure Energie. Wow! Dass der starke Einstieg aber kein Zufall ist, zeigt „Take It Off“ in bester Manier. „Tonight Belongs To Us“ ist eine weitere Losgeh-Nummer erster Güte – Durst ist vorprogammiert! Der Midtempo-Stampfer „Out Of Love“ reiht sich hier mühelos ein. Was haben wir noch? Der Titeltrack ist einfach ein Hit, das punkige „Caligulizer“ macht ordentlich Laune und „Videodrome 2049“ lässt den Fuß ordentlich mitwippen. „Last Call“ hat coole Gang-Vocals und das über siebenminütige „Where Time Always Goes“ ist wohl der längste und experimentellste Song der SUICIDE BOMBERS. Dafür haben sie sich Verstärkung von Keyboarder Geir Bratland (DIMMU BORGIR u.a.) geholt. Ganz großes Kino! Mit dem typischen Outro „Over And Motherfucking Out“ – dieses Mal in französischer Sprache – endet ein Album, das einerseits überrascht, andererseits aber auch die logische Weiterentwicklung einer Band darstellt, die ich seit Beginn an als Fan begleiten darf und deren Musik mich schon immer begeistert haben. Dennoch ist „All For The Candy“ anders – es findet sich nahezu kein Schwachpunkt, egal wohin man hört. Dieses Album ist durch und durch purster Sleaze Rock und hat mit dem überraschenden „Where Time Always Goes“ eine ganz neue Seite aufgetan. Sind die SUICIDE BOMBERS erwachsen geworden? Ein bisschen vielleicht – aber sie bieten immer noch das was eine Sleazeband ausmachen muss: puren Spaß, eindeutige Zweideutigkeit und jede Menge Rock´n Roll. Ganz nach dem Motto: Sex, Drugs & Rock´n Roll – did we mention sex?

„All For The Candy“ dürfte die Norweger ein ganzes Stück weiter an die Spitze der aktuellen Sleaze-Bewegung katapultieren. Die Konkurrenz sollte sich jedenfalls warm anziehen. Ganz starkes Ding!

Stefan

NOBODY´S FOOL – Time

Trackliste:

01. Cherrie
02. So Wrong
03. Time
04. Eye For An Eye
05. Call It Love
06. One More Lie
07. Cry For Me
08. Free
09. On The Road
10. Smoke And Mirrors
11. You´ve Got Another Thing Comin´

Spielzeit: 42:55 min – Genre: Hardrock – Label: Battlegod Productions – VÖ: 12.01.2024 – Page: www.facebook.com/nobodysfoolrock

 

Heute gibt es ein neues Kapitel unserer Serie „Was macht eigentlich…?“. Denn satte 18 Jahre sind seit dem letzten Album der australischen Hardrocker NOBODY´S FOOL ins Land gezogen. Anfang der 2000er waren sie äußerst produktiv und haben 2 EP´s und 3 Alben veröffentlicht, das letzte davon 2006. Seitdem war es still im Lager der Band aus Sydney um Sänger Milosz – zumindest was neues Songmaterial anging. Mit dem Tod von Drummer Steve hatten NOBODY´S FOOL auch ganz persönliche Schläge zu verdauen, jetzt sind sie aber wieder zurück und fokussieren sich ganz auf die Band, wie Sänger und Sprachrohr Milosz unlängst in einem Interview kundgetan hat. Mit neuem Deal in der Tasche sollte das auch gelingen, denn mit Battlegod Productions haben sie ein Label im Rücken, das auch gute Kontakte nach Europa hat. Und das ist auch das erklärte Ziel der Band, endlich hier Fuß fassen zu können. Vielleicht sogar mit ein paar Live-Gigs, aber wollen wir uns erst einmal um das neue Album kümmern.

„Time“ heißt es und es gibt 11 neue Songs zu hören. Was ab der ersten Note auffällt ist der gesteigerte Härtegrad. Außerdem klingt das Material auf „Time“ moderner und ist nicht mehr ganz so auf die Achtziger fixiert. Dennoch gehören NOBODY´S FOOL nach wie vor in die Rubrik „Old School Hardrock“. Auch die Herangehensweise bei den Aufnahmen beschreibt Sänger Milosz als old school – ganz ohne technischen Schnick Schnack und Tricksereien. „Wenn Du es live nicht singen kannst, sollte es nicht aufgenommen werden“ ist das Credo der Australier.

Das krachende „Cherrie“ eröffnet den Reigen, das dreckige „So Wrong“ folgt auf dem Fuß. Beides sind äußerst gelungene Stücke, die die Bandbreite der neuen Platte perfekt abstecken. Mal moderner und knallhart, mal mit etwas mehr Fokus in die guten alten Achtziger schielend. „Time“ ist ein weiterer harter Rockbrocken – und so könnten wir weiter jeden einzelnen Song unter die Lupe nehmen. Aber das neue Album der Australier funktioniert eben auch als Album recht gut. Du kannst das Ding von vorne bis hinten super durchhören und es macht einfach Spaß!

Auf „Time“ bekommt Ihr keine auf Hochglanz polierten Sicherheits-Hit-Songs, sondern echten Hardrock mit Ecken und Kanten, der ehrlich und echt ist. Alles geliefert von einer Band aus Down Under, die mit neuem Schwung einen weiteren Anlauf nimmt, um auch den Fans in Europa zu zeigen, dass die Musikszene in Australien nicht nur aus den altbekannten Megasellern a´la AC/DC besteht sondern auch der Untergrund ein ganz lebendiger ist. Gebt den Jungs eine Chance!

Stefan

KARDANG – Rizky Biznizz

Trackliste:

01. Change Of Heart
02. Don´t Let Me Drive
03. Man Eater
04. We´re All Gonna Be Alright
05. Scandinavian Girls
06. Rizky Biznizz
07. When The Water Runs Dry
08. Dream Forever
09. Hey Everybody
10. Down To The River
11. In The End

Spielzeit: 41:32 min – Genre: Hardrock – Label: Kardang Music – VÖ: 20.10.2023 – Page: www.facebook.com/kardangofficial

 

Eines muss man den Norweger Hardrockern KARDANG lassen – sie sind schnell. Denn nur ein Jahr nach ihrem Debüt „We Ain´t Dead Yet“ kommen sie mit dem zweiten Langspieler „Rizky Biznizz“ aus den Hüften. War der Erstling schon eine anständige Veranstaltung, zeigt die Formkurve bei den elf neuen Songs weiter nach oben. Denn KARDANG verstehen es, ihren knochentrockenen Riff-Rock noch ein Stück weit zu präzisieren und damit noch authentischer und mitreißender zu gestalten.

Aber wer sind denn die musikalischen Vorbilder des Fünfers vom Flekkefjord? Ganz klar Kapellen wie AC/DC oder D.A.D., den Sound könnte man aber auch ganz gut vergleichen mit einer norwegischen Version der deutschen Hardrocker THE NEW ROSES, alleine schon wegen der stimmlichen Ähnlichkeiten von Ove Wilhelmsen zu Timmy Rough. Aber, um hier keine Missverständlichkeiten in die Welt zu setzen – ein Klon sind KARDANG mit Nichten.

Das beweisen Songs wie das treibende „Don´t Let Me Drive“, leicht sleazige Nummern wie „Man Eater“ oder der Titeltrack oder das höchstmelodische „Change Of Heart“, das das Album sehr gut eröffnet. Aber auch Stücke wie „Scandinavian Girls“ oder etwas ruhigere Momente a´la „Dream Forever“ oder die Boogie-Nummer „Hey Everybody“ sollten Erwähnung finden.

„Rizky Biznizz“ ist keineswegs eine riskante Sache für alle Fans der oben genannten Bands. Im Gegenteil, das Ding rockt gewaltig nach vorne, ist staubtrocken produziert von Thomas Gallatin und der Band selbst. In ihren Videoclips setzen sie auf amerikanische Autos und die Schönheit ihrer norwegischen Heimat, was für mich eine coole Mischung ist, da ich großer Fan beider „Dinge“ bin. Da hätte es die schwerst tätowierte Schönheit auf dem Albumcover gar nicht gebraucht, die Artworks der einzelnen Singles wären da weit aussagekräftiger. Aber das nur am Rande. Kaufen!

Stefan

NOTÖRIOUS – Marching On

Trackliste:

01. Intro
02. Manimal
03. All Night
04. Ain´t No Stoppin´ (feat. Mark Boals)
05. Ten Minutes
06. Eternal Fire
07. Remember You
08. Venom
09. Marching On (feat. Henrik Skar)

 


Spielzeit:
34 min – Genre: Sleaze Rock, Hardrock – Label: Pride & Joy Music – VÖ: 19.01.2024- Page: www.notoriousofficial.com

 

Norwegen ist bekannt und berüchtigt für all die bösen Bands da draußen, die Kirchen anzünden, irgendwelchen kranken Mist anstellen und auch so in allen Lebenslagen aus der Reihe tanzen. Aber lassen wir mal die Klischeekiste geschlossen. Auch die Hardrock- respektive Sleaze-Szene kann sich sehen lassen. Skandinavien scheint nun mal ein unerschöpfliches Vorkommen an Musikern unterschiedlichster Genres zu haben. Letztens habe ich gelesen, dass auf eine Million Einwohner in Norwegen fast 1000 Metalbands kommen. Eine davon sind NOTÖRIOUS aus Bergen im Südwesten des Landes. Bergen ist eine tolle Stadt, ich selbst war schon einige Male dort – leider ohne dort ein Livekonzert besuchen zu können, die Szene kann man als lebendig bezeichnen.

Als NOTÖRIOUS im Februar 2020 mit ihrem Debütalbum „Glamorized“ um die Ecke kamen, konnte die Welt noch nicht ahnen, welche Schockstarre sie in den folgenden 2 Jahren durchleben würde. Auch die Band um Sänger Andy Sweet und Gitarrist Nikki DiCato saß sicher auf gepackten Koffern, um ihr Debüt auch live zu supporten. Dass sich solche Selbstverständlichkeiten so schwer gestalten würden, hatte im Februar 2020 noch niemand auf dem Zettel.

Jetzt ist das Quartett zurück mit dem zweiten Langspieler – und für diese Platte dürften Live-Aktivitäten sicher leichter sein. „Marching On“ heißt das gute Stück und es tönt um einiges rauer und vor allem härter als der Erstling. Trotzdem sind alle Trademarks vorhanden – eine Mischung aus TIGERTAILZ, CRASHDIET („The Unattractive Revolution“-Ära) oder den Untergrundhelden LOUD´N NASTY schreiben sich NOTÖRIOUS auch dieses Mal wieder auf die Fahnen – zumindest meistens.

Denn wer den als Single ins Rennen geschickten Titeltrack „Marching On“ bereits gehört hat, wird sich ob der gravierenden Steigerung des Härtegrades wohl die Augen (und Ohren) reiben. Aber der Song, der von Gastsänger Henrik Skar (u.a. NIFROST) mit diversen Growls veredelt wurde ist der mit Abstand härteste Track der Scheibe.

Nach einem Intro rockt „Manimal“ genau so los, wie es die Meisten von Euch erwartet haben. Melodisch, sleazy und mit jeder Menge Energie. Für „All Night“ haben sich die Norweger an ihren luftigen Sommerhit „Summer Nights“ erinnert – eine coole Partynummer ist daraus geworden und ein Highlight des Albums noch dazu. Für „Ain´t No Stoppin´“ konnte das Quartett Sänger Mark Boals (z.B. YNGWIE MALMSTEEN, RING OF FIRE, BILLIONAIRES BOYS CLUB u.v.m.) für einen Gastbeitrag gewinnen. Dabei fällt das Gitarrensolo auch sehr MALMSTEENig aus, wenn man das mal so formulieren darf – Respekt! Das treibende „Ten Minutes“ rockt gut nach vorne, bevor „Eternal Fire“ viel metallischer und ziemlich schleppend aus den Boxen quillt. Diesen Ausreißer korrigiert „Remember You“ schnell wieder. „Venom“ schlägt eine Brücke zum abschließenden Titelttrack, den wir vorher ja schon besprochen hatten.

Mit gerade mal acht „richtigen“ Songs ist das zweite Album von NOTÖRIOUS nicht gerade lang ausgefallen. Spaß macht es trotzdem. Aber man merkt schon, dass die Jungs aus Bergen hier des öfteren in eine härtete Richtung tendieren, was ja per se nicht schlecht ist, ihre Glam- und Sleazewurzeln lassen sie aber dennoch nicht vergessen. Coole Platte – leider gibt es keinen Videoclip vom neuen Album, der Euch Appetit machen könnte. Ihr müsst also schon selbst bei den gängigen (Audio-)Portalen probehören. Es lohnt sich.

Stefan