STONE FURY – Best Of (RG Zeitmaschine)

Trackliste:

01. Break Down The Walls
02. Lies On The Run
03. Too Late
04. Life Is Too Lonely
05. Mama´s Love
06. Babe
07. Let Them Talk
08. Eye Of The Storm
09. I Hate To Sleep Alone
10. Shannon You Lose


Spielzeit:
42:33 min – Genre: AOR, Melodic Rock – Label: MCA Records – VÖ: 1988 – Page:

Eine Best-Of Scheibe aus nur zwei regulären Platten zu basteln ist schon etwas dreist. Die Plattenindustrie in den Achtzigern war halt etwas ganz Besonderes (*lach*). Aber für diesen Beitrag macht es diese Zusammenstellung aus dem Jahr 1988 ein gutes Stück leichter, die gute alte Zeit mit dieser großartigen Kollaboration aus Lenny Wolf (später Gründer von KINGDOM COME) und Bruce Gowdy (u.a. UNRULY CHILD) noch einmal in Gänze Revue passieren zu lassen.

Im Rückspiegel mag Lenny Wolf diese Jahre verfluchen, denn nach eigener Aussage war es nicht gerade leicht, nach zwei derart soften Platten eine wild rockende Kapelle wie KINGDOM COME aufziehen zu können, aus Fan-Sicht aber haben speziell das 1984er Debüt „Burns Like A Star“, aber auch das softere, sehr AOR-lastige „Let Them Talk“ von 1986 heute noch Kultstatus.

Und überhaupt war es alles andere als üblich, dass ein Deutscher – Lenny Wolf stammt aus Hamburg Rock City – in den Vereinigten Staaten einen Plattenvertrag ergattern konnte. Die Connection ging zurück auf einen früheren Bandkollegen, der gute Kontakte in die USA hatte, u.a. zu Marty Wolffe, der mit den DOOBIE BROTHERS arbeitete. Durch ihn lernte Lenny Wolf seinen späteren Komplizen Bruce Gowdy kennen. 1983 bekam die auf STONE FURY getaufte Band einen Vertrag bei MCA Records und konnte für ihr Debüt mit dem hochdotierten Andy Johns im Studio zusammenarbeiten. Die Platte enthielt den Überflieger „Break Down The Walls“ sowie weitere großartige Nummern wie „I Hate To Sleep Alone“ oder die beiden Balladen „Life Is Too Lonely“ bzw. „Shannon You Lose“. Für „Break Down The Walls“ wurde ein Videoclip gedreht (Siehe unten).

Doch der erhoffte Erfolg blieb aus – und so mussten STONE FURY für ihre zweite Scheibe kleinere Brötchen backen und mit dem weitaus unbekannteren Produzenten Richard Landis begnügen, der noch dazu eigentlich aus der Country-Ecke kam und lediglich zwei Releases von DESMOND CHILD & ROUGE auf der Rock-Habenseite hatte. Und es kommt, wie es kommen musste: Produzent und Lenny Wolf können so gar nicht miteinander. Der Streit geht so weit, dass Wolf das Studio verlassen musste. Dass aus diesen katastrophalen Umständen AOR Perlen wie „Too Late“, „Lies On The Run“ oder „Stay“ entstehen konnten, grenzt an ein Wunder.

Dennoch ist Lenny Wolf aufgrund des praktisch nicht vorhandenen Mitspracherechts dermaßen angepisst, dass das Kapitel STONE FURY ad acta gelegt und mit KINGDOM COME kurze Zeit später schon ein neuer Anlauf gewagt wird, der in dem grandiosen selbstbetitelten Debüt mündet, das 1988 das Licht der Welt erblickt. Die Erfolgsgeschichte von KINGDOM COME wird an anderer Stelle behandelt werden, für STONE FURY bleibt nur so viel zu sagen, dass es sich um vom Künstler nicht sonderlich geliebte, von den Fans aber immer noch verehrte Alben handelt. Und auch aus diesem Grund ist die 1988 erschienene „Best-Of“ Compilation ein schöner Anlass, um das frühe Schaffen das Ausnahmekünstlers Lenny Wolf noch einmal neu zu entdecken.

Stefan

CAPTAIN BLACK BEARD – Neon Sunrise

Trackliste:

01. Flamenco
02. We´re The Forgiven
03. Physical
04. Moment Of Truth
05. Wasted Heart
06. Night Reaction
07. Chains Of Love
08. Burning Daylight
09. Break (Into Forever)
10. Invincible
11. State Of Denial
12. Neon Sunrise (Instrumental)

Spielzeit: 45:50 min – Genre: AOR, Melodic Rock – Label: Mighty Music – : 07.10.2022 – Page: www.captainblackbeard.net

 

Die Achtziger boomen – nicht zuletzt in der melodischen Rockmusik. Zahlreiche Emporkömmlinge neuester Generation haben sich dieses quietschbunte Jahrzehnt optisch wie auch musikalisch auf die Fahnen geschrieben. Da bleibt es fast unmöglich, die Übersicht zu behalten. Logisch auch, dass es dabei viel Licht und Schatten gibt. Nicht alle neueren Kapellen können Ihre Version des Achtziger-MelodicRock mit ähnlicher Eleganz und Klasse zelebrieren wie z.B. die Schweden THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA. Und genau dieser Band eifern die ebenfalls aus Schweden stammenden CAPTAIN BLACK BEARD seit einiger Zeit nach. Gestartet als Rockband, die auf ihren beiden ersten Alben einen eher knochentrockenen Sound spielte und ab „It´s A Mouthful“ (2016) Schritt für Schritt in Richtung neon-geschwängerter, keyboardlastiger Kompositionen überging, wollen es Christian Ek (guitars), Martin Holsner (vocals), Daniel Krakowski (guitars), Robert Majd (bass) und Yngve Stromberg (drums) – so die akutelle Besetzung – jetzt mit „Neon Sunrise“ wissen. Schon auf dem letzten Rundling „Sonic Forces“ von 2020 befand sich mit „Headlights“ ein absoluter Signature-Song, das will das Quartett nun ausbauen.

Dafür haben die Schweden bereits vor Album-VÖ bereits drei Singles ins Rennen geschickt – jeweils flanktiert von einem Videoclip. Der Opener „Flamenco“ macht praktischerweise den Anfang – und was für einen. Tolle Nummer! Das anschließende „We´re The Forgiven“ schlägt den Bogen zur zweiten Single „Physical“ – ein weiterer Song mit einprägsamen Melodien und gutem Groove. Und auch „Wasted Heart“, die jüngste Auskopplung kann gefallen. Bei „Night Reaction“ geht etwas besser die Post ab und „Burning Daylight“ könnte auch auf einem aktuellen Album von BROTHER FIRETRIBE stehen. Danach geht den Jungs zugegebenermaßen etwas die Luft aus – zumindest gibt es keine herausragenden Songs mehr.

Dennoch ist „Neon Sunrise“ das bisher kompletteste Album von CAPTAIN BLACK BEARD und bringt die Band damit immer weiter voran. Fans von THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA, BROTHER FIRETRIBE oder OSUKARU sollten hier ein Ohr riskieren, aber auch Freunde des klassichen AOR der Marke JOURNEY oder FOREIGNER sind absolut richtig beim neuen Werk von CAPTAIN BLACK BEARD!

Stefan
 

 

 

 

 

 

DRIVE AT NIGHT – Echos of an Era

Trackliste:

01. The 80`s Calling
02. The Youth of Today
03. Partners in Crime
04. Weekend Fun
05. Endless Kind of Love
06. One
07. Wake Up
08. Kings of Kings
09. Wild in the Streets
10. Time
11. High Enough
12. United

Spielzeit: 45:46 min – Genre: Melodic Rock – Label: Pride & Joy Music – VÖ: 17.06.2022 – Page: www.facebook.com/driveatnightofficial/

 

Joachim Nordlund ist ein umtriebiger Geselle außerhalb seiner Stammband ASTRAL DOORS.
Nach dem diese immer noch in einer schöpferischen Pause sind nutzte Joachim ja schon die Zeit um mit SUNSTRIKE und DREAMS OF AVALON schon seine Rock und AOR Fußstapfen zu hinterlassen.
Nun gibt es neuen Stoff aus der Ecke, mit seinem ASTRAL DOORS Kumpel und Schlagzeuger Johan Lindstedt hat er DRIVE AT NIGHT aus der Taufe gehoben um auf dem Debütalbum „Echos of An Era“ den großartigen Sound der 80iger und des Melodic Rock/AOR`s wieder aufleben zu lassen!
Warum er das nicht unter dem Banner von DREAMS OF AVALON tut, wird wohl sein Geheimnis bleiben, aber ist ja auch egal, Hauptsache es gibt gute Musik.

Und dass die Mucke ordentlich ist, kann man sich schon denken wenn Joachim beteiligt ist, es zeigt sich aber auch direkt beim Albumopener und Vorabsingle „The 80`s Calling“. Passend zum Titel bewegt man sich hier knietief im Rock und AOR der 80iger und lässt diese tolle Zeit quasi wiederauferstehen! Ein mega Auftakt würde ich mal sagen!
Ähnlich verhält es sich dann auch mit der weiteren Vorabsingle „The Youth of Today“. Anschalten, anhören und einfach glücklich sein ist hier angesagt. Weiter also zu den nächsten Stücken die allesamt in die gleiche Kerbe schlagen und mit Shouts und Stadionfeeling punkten können.
Sollte der gute Joachim mit den Songs mal auf Tour gehen kann man sich an einer Hand abzählen wer das so zu seinen Konzerten kommt, alle AOR Heads zwischen 40 und 50 vermutlich ; )
Fast in der Mitte der Scheibe steht dann mit „Endless Kind of Love“ ein Song der gefühlvoll daherkommt und wo Joachim beweisen kann das er ein echt passabler Sänger ist der auch ruhigere Stücke gut rüberbringen kann. Ein toller Song!
Danach geht es aber wieder mit Volldampf im Melodic Rock und AOR Fahrwasser weiter und es reiht sich eigentlich Hit an Hit, schlechte Tracks sucht man hier komplett vergeblich.
Das letzte Drittel besticht dann nochmal mit etwas mehr Abwechslung, haben wir hier doch mit dem abschließenden „United“ eine gefühlvollere Nummer die trotzdem genug Dampf hat um nicht als Ballade durchzugehen.

Wie vermutet und fast schon vorhergesagt bietet uns Joachim mit seinem Kumpel Johan auf dem Debütalbum vom DRIVE AT NIGHT erstklassigen AOR und Melodic Rock der Fans dieser Spielarten jubeln lassen wird!
Vom ersten bis zum letzten Ton gut hörbar bahnt sich die Scheibe ihren Weg in die Gehörgänge und wird dort mit Sicherheit lange haften bleiben!
Jetzt wird es aber mal wieder Zeit Joachim für neuen Stoff von DREAMS OF AVALON oder ASTRAL DOORS bitte! : )

Julian

 

 

SQUARED – Strange Affairs

Trackliste:

01. One Thousand Years
02. Stranger At Heart
03. Personal Matter
04. Darkest Fantasies
05. Love Can Be Lonely
06. Say That You Love Me
07. Love Affair
08. Clutching At Straws
09. Anthem Of A Broken Heart
10. Night Drive Cali (Bonus Track)
11. This Feeling (Bonus Track)

Spielzeit: 47:23 min – Genre: AOR – Label: Pride & Joy Music – VÖ: 13.05.2022 – Page: www.facebook.com/SquaredSweden

 

Life´s a bitch – und so lassen sich manche Dinge eben nur bedingt planen. Eigentlich hätte diese Rezi mein Kollege Balle verfassen sollen, da er aber erkrankt ist, springe ich mal in die Presche und hoffe, ihn würdig vertreten zu können (get well soon!).

Auch die Pläne des 2019 gegründeten Projekts SQUARED bestehend aus dem französischen Gitarristen Arthur Vere (TRACERS) und dem schwedischen Sänger Jack L. Stroem (VANDOR, LANCER) waren sicher andere als fast drei Jahre warten zu müssen um dieses Album veröffentlichen zu können. Doch auch dieses Projekt wurde natürlich von dieser unsäglichen Pandemie jäh gestoppt und so machten die beiden Musiker das Beste daraus, schrieben weitere Songs und fanden in Robin Risander (drums) und Kammo Olayvar (bass) geeignete Studio-Mitstreiter.

Und so steht das Debüt dieser multi-nationalen Kapelle nun mit 11 Tracks um einiges breiter aufgestellt da als ursprünglich geplant. Geboten wird herrlich altmodischer AOR (im positiven Sinne), der in Phasen an PHENOMENA oder BLUE BLUD erinnert – auch wenn das Album Cover respektive das Bandlogo eine etwas härtere Gangart suggeriert. Stroem´s Stimme könnte als Mischung aus Jean Beauvoir und Glenn Hughes durchgehen. Und überhaupt klingt auf „Strange Affairs“ alles nach 1987. Die Drums, die Keyboards – einfach alles. Die Band hat nach eigenen Aussagen großen Wert darauf gelegt, dass alles ohne Tricks wie Autotune eingespielt wurde – und das alles macht den großen Charme dieser Platte aus.

Nach dem atmosphärischen Intro „One Thousand Years“ erklingt mit der aktuellen Single (zu der es leider noch kein Video gibt, sonst würde dieses weiter unten stehen) ein Kleinod des AOR. So muss das klingen – egal ob 1987 oder 2022. Auch das flotte „Personal Matter“ oder das plüschige „Darkest Fantasies“ zeugen von hoher Qualität. Ebenso die erste Single „Clutching At Straws“ – Klasse! Zwei Überraschungen haben SQUARED in Form von Bonustracks angehängt. Sowohl das abschließende „This Feeling“ als auch das Instrumental „Night Drive Cali“ werten die Platte richtig auf (obwohl sie vom Aufbau her recht identisch sind).

Fassen wir doch mal zusammen: mit SQUARED haben Arthur Vere und Jack L. Stroem ein tolles Projekt gestartet, das jedem Liebhaber klassischem AOR´s gefallen sollte. Neben einer CD-Version gibt es – ganz im Trend liegend – auch eine Kassette mit zusätzlichem Download-Code. Wenn das mal kein Kaufanreiz ist – die Platte ist nämlich echt gut!

Stefan

KENT HILLI – The Rumble

Band: Kent Hilli
Album: The Rumble
Spielzeit: 50:52 min
Stilrichtung: AOR/ Melodic Rock
Plattenfirma: Frontiers Music / Soulfood
Veröffentlichung: 18.06.2021
Homepage: www.facebook.com/kenthilli

Aktuell zählt Kent Hilli zu den besten Sängers des melodischen Genres. Nach einer herausragenden Scheibe mit seiner Stammformation Perfect Plan, kredenzt er uns heuer sein erstes Solo-Werk. Scheinbar hat dieser Ausnahmesänger noch genug Kreativität übrig, um mit einer weiteren sehr guten Scheibe zu glänzen. Jedenfalls darf dieser Rundling vorab als weiteres Highlight seiner Karriere gelten. Auch auf „The Rumble“ findet man durchweg Titel, die nicht nur als sehr radio-kompatibel bezeichnet werden dürfen. Melodische Songstrukturen, grossartige Refrains sind auch hier die Trademarks, die diese Scheibe zu einem Hörgenuss machen. Garniert durch die Stimme eines grossartigen Frontmanns, der ohne Zweifel in der Lage ist, als Nachfolger eines Jimi Jamison zu gelten. Man muss kein Prophet sein um diesen Sänger eine grosse Karriere vorauszusagen. Mit diesem Werk erklimmt Hilli eine weitere Stufe auf der Erfolgsleiter.

Beide Daumen hoch und unbedingte Kaufempfehlung für alle Fans von Survivor & Co. Anspieltipps , „Don`t Say It`s Forever“, „Heaven Can Wait“ und „Cold“

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. The Rumble (Never Say Die)
02. Cold
03. All For Love
04. I Can`t Wait
05. Don`t Say It`s Forever
06. Miss Up To No Good
07. Heaven Can Wait
08. Does It Feel Like Love
09. Love Can Last Forever
10. Never Be Mine
11. Still In Love

Video Link

Bonne

THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA – Aeromantic II

Band: The Night Flight Orchestra
Album: Aeromantic II
Spielzeit: 51:22 min.
Stilrichtung: AOR, Melodic Rock
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 03.09.2021
Homepage: www.facebook.com/thenightflightorchestraofficial

Seit fast 10 Jahren erfreuen wir uns nun am herrlichen Retro-Sound von THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA. Dabei hat die Band um Björn Strid, David Andersson (beide SOILWORK) und Sharlee D´Angelo (ARCH ENEMY) ihren Sound immer weiter verfeinert. Das Gespür für feinsten AOR haben die Schweden wohl mit ihrer Muttermilch aufgesogen. Spätestens ab dem 2020er Werk „Aeromantic“ hat der Discosound durchgehend sehr viel an Bedeutung gewonnen, ihre Verweise an Größen wie TOTO, JOURNEY, FOREIGNER oder REO SPEEDWAGON sind jedoch immer noch omnipräsent. Allerdings bewegt sich der Sound schon eine Zeit lang immer weiter weg vom Classic Rock der Anfangstage. Für „Aeromantic II“ hat man mit John Lönnmayr einen neuen Keyboarder in den Reihen, man kann also gespannt sein, was das für den Gesamtsound heißen mag.
Die letzten drei Alben hat mein geschätzter Kollege Mario für die Rock Garage besprochen – hoffentlich kann ich das hohe Niveau seiner Zeilen halten, an der Musik wird es sicher nicht liegen.

Schon die drei Vorabsingles haben gezeigt, dass es stilistisch kaum Veränderungen zum ersten Teil der „Aeromantic-Saga“ gibt. Dennoch beginnt Teil 2 mit einem AOR-Stampfer erster Güte. „Violent Indigo“ knallt ohne Vorwarnung auf die etwas unvorbereiteten Lauscher. Auch das folgende „Midnight Marvelous“ zelebriert mit all den Zutaten vergangener Tage auf höchstem Niveau den Adult Oriented Rock. Das furiose „How Long“ knüpft da nahtlos an. Größer geht nicht. Mit dem lockeren „Burn For Me“ werfen TNFO die erste lupenreine Disco-Nummer in den Ring, das ebenfalls bereits veröffentlichte „Chardonnay Nights“ schlägt in die gleiche Kerbe. Mit „Change“ haben die Schweden den ersten Song an Bord, der keine Höchstnote verdient und beim folgenden „Amber Through A Window“ wünscht man sich erstmals etwas mehr Abwechslung. Diese bringt „I Will Try“ nur bedingt. Mit „You Belong To The Night“ hat Captain Strid wieder ganz selbstverständlich einen Hit am Start. Das poppige „Zodiac“ verlangt dem Hörer dann noch einmal mehr den gewillten Blick über den Tellerrand ab. Das ebenfalls bereits bekannte „White Jeans“ kann ein weiteres Ausrufezeichen setzen, bevor „Moonlit Skies“ einen Schlusspunkt markiert, der getrost als eines der Highlights des Albums gewertet werden kann.

Mit „Aeromantic II“ tauchen THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA immer weiter ein in die Disco-Glitzerwelt der Siebziger. Das macht mächtig Spaß und verlangt als Rockfan schon eine gewisse Weitsicht, aber diese Songs sind einfach zu genial, um sich ihnen zu verschließen. Die Mitsing-Melodien sind auch anno 2021 unwiderstehlich, der Fuß wippt unaufhörlich mit, manch einer könnte sogar zum Tanzen animiert werden (das Video zu „Burn For Me“ macht es vor). Und doch wird es interessant zu sehen, wie man dieses Spektakel live umsetzen will. Tanzende Menschen auf einem Rockkonzert? Man wird sehen…
„Aeromantic II“ ist – wie übrigens sein Vorgänger – ein locker leichtes Sommeralbum mit vielen Höhepunkten, das sehr eindrucksvoll zeigt, wie scheinbar lässig THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA einen Hit nach dem anderen aus dem Ärmel schütteln können.

 

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Violent Indigo
02. Midnight Marvelous
03. How Long
04. Burn For Me
05. Chardonnay Nights
06. Change
07. Amber Through A Window
08. I Will Try
09. You Belong To The Night
10. Zodiac
11. White Jeans
12. Moonlit Skies
13. Reach Out (Bonus Track)

Stefan

CRUZH – Tropical Thunder

Band: Cruzh
Album: Tropical Thunder
Spielzeit: 46:26 min.
Stilrichtung: AOR, Melodic Rock
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 06.08.2021
Homepage: www.facebook.com/cruzhofficial

Ihren Marketingauftritt hat die schwedische Band CRUZH seit jeher interessant oder gar geheimnisvoll gehalten. Und so ist die fetzenweise Veröffentlichung des Artworks zu ihrem zweiten Longplayer „Tropical Thunder“ nicht die erste Inszenierung der Melodic Rocker. Bereits in den Anfangstagen anno 2013 spielten CRUZH mit derartigen Dingen. Nicht nur, dass ihre in Eigenregie erschienene EP „Hard To Get“ mit nur 100 Stück nach nicht einmal einer Woche schon wieder ausverkauft war, die erste Single „In A Blink Of An Eye“ etwa enthielt nur einen Umriss der Band als Cover. Und doch wurden die Gründungsmitglieder Dennis Butabi Borg (bass) und Anton Joensson (guitars) nach ihrem 2015er Debütalbum „Aim For The Head“ erst einmal gehörig ausgebremst. Mit „First Cruzh“ oder dem Titelsong hatte man richtig starkes AOR/Melodic-Futter im Gepäck. Dass das komplette Album dieses Niveau nicht halten konnte, muss allerdings auch erwähnt werden.

Bereits 2019 wurde mit Alex Waghorn ein neuer Sänger vorgestellt, Matt Silver (drums) und Erik Wiss (keyboards) komplettieren CRUZH anno 2021 für den neuen Langspieler „Tropical Thunder“. Farbenfroh präsentiert sich nicht nur das Artwork, auch die Musik ist perfekt für die leichte Unterhaltung an einem lauen Sommerabend oder eine Fahrt im Cabrio. Das soll aber nicht per se negativ klingen. Zwar wird die Grenze zur Trivialität auch hier und da auf „Tropical Thunder“ überschritten, dennoch haben sich die Schweden insgesamt gemausert. Mit ihrer Hochglanzproduktion und leichten Anflügen von RECKLESS LOVE hier und da, machen Stücke wie das cheesy „We Got Together“ (erinnert etwas an BAI BANG) oder „Turn Back Time“ richtig Spaß. Natürlich muss man schon ein wenig Kitsch vertragen.

Los geht es aber erst einmal mit dem knackigen Titeltrack. Hier wird bereits die Nähe zu RECKLESS LOVE klar. Die Marschrichtung ist also klar – „Tropical Thunder“ soll unterhalten, gute Laune verbreiten und einfach eine gute Zeit bereiten. Nachdem CRUZH mit „We Got Together“ und „Turn Back Time“ den Härtegrad im Vergleich zum Opener ziemlich herunter gefahren haben, wird die Fahrt bei „Are You Ready?“ wieder etwas wilder. Nach der Ballade „Cady“ kommt mit „New York Nights“ ein lupenreiner AOR Song an die Reihe. Nach „All You Need“ und dem ziemlich langweiligen „Line In The Sand“ kommt bei „Moonshine Bayou“ glücklicherweise wieder etwas mehr Wind in die Segel, bevor „Paralyzed“ und „N.R.J.C.“ die Platte abschließen.

CRUZH haben es geschafft, ihr Debüt zu toppen. Die Stücke sind fast durchweg gelungen, speziell die erste Hälfte der Platte ist richtig stark, und der Sound ist genretypisch glasklar und kraftvoll. Wie anfangs erwähnt, muss man schon eine Affinität für einfach gestrickte Musik besitzen, um nicht nach 3 Songs das Handtuch zu werfen. Aber wer (wie ich) die oben genannten Vergleichsbands gut findet, wird mit „Tropical Thunder“ seine helle Freude haben.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

1. Tropical Thunder
2. We Got Together
3. Turn Back Time
4. Are You Ready?
5. Cady
6. New York Nights
7. All You Need
8. Line In The Sand
9. Moonshine Bayou
10. Paralyzed
11. N.R.J.C.

Stefan

AVALON – Everyman A King (Re-Release)

Band: Avalon
Album: Everyman A King (Re-Release)
Spielzeit: 39:24 min
Stilrichtung: AOR / Melodic Rock
Plattenfirma: Rock Candy Records
Veröffentlichung: /
Homepage: www.rockcandyrecords.com

Es gibt dank Rock Candy Records mal wieder ein vergessenes Kleinod zu entdecken, dass definitv einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht werden sollte: Die L.A. Band AVALON hat es zu ihrer aktiven Zeit leider nur zu einer einzigen offiziellen 4-Track EP gebracht, die hatte es aber in sich und wird nun, zusammen mit 7 bisher unveröffentlichten Bonus Tracks sowie den gewohnten ausführlichen Linernotes, wiederveröffentlicht.

Die Liebe zum Detail der Rock Candy Releases dürfte sich ja mittlerweile herumgesprochen haben und auch die vorliegende Neuauflage von „Everyman A King“ profitiert enorm von den wirklich erhellenden Kommentaren der Musiker sowie den zahlreichen tollen Fotos aus der Entstehungszeit der EP. Eingespielt hatte die Truppe die 4 bärenstarken Songs damals unter Mithilfe der beiden Studiocracks Vinnie Colaiuta an den Drums (u.a. Sting, Frank Zappa und Jeff Beck) sowie Bassist Mike Porcaro (Toto). Und die geballte Kompetenz ist aus jeder Minute herauszuhören: jeder der Tracks ist eine Knaller, der Freunden des melodiösen West-Coast Rock die Freudentränen in die Augen treiben dürfte. Hört euch nur mal einen Song wie das Hookmonster „Crossfire“ oder das an entspannten Michael McDonald Pop/Rock errindernde „The Writing On The Wall“ an – wer da nicht noch Stunden später vergnügt die Melodien nachpfeift, dem ist nicht mehr zu helfen. Die Bonustracks sind ebenfalls interessant und zumeist gutklassig, geben einen guten Eindruck in den (leider viel zu kurzen) Werdegang der Band und bilden das perfekte Hörerlebnis zum Lesen der Interviews im Booklet. Kernstück der CD ist aber natürlich die EP, die eine absolute Perle des Genres ist und dem geneigten Fan wärmstens ans Herz gelegt ist.

Für Fans von Boston, Toto oder Foreigner eine Pflichtveranstaltung und ein gewohnt hochklassiges Rock Candy Produkt. Beide Daumen hoch!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Can’t Find A Way (To Say Goodbye)
02. Deeper Than The Heart
03. Crossfire
04. The Writing On The Wall
05. Living In The Golden Years (Bonus Track)
06. River Of No Return (Bonus Track)
07. Midnight Rendezvous (Bonus Track)
08. Love’s The Only Word (Bonus Track)
09. Spirits Of Love (Bonus Track)
10. A Matter Of Time (Bonus Track)
11. Dreamland (Live) (Bonus Track)

Mario

TUPLE – Welcome To Hell

Band: Tuple
Album: Welcome To Hell
Spielzeit: 47:51 min
Stilrichtung: AOR / Melodic Rock
Plattenfirma: AOR Heaven
Veröffentlichung: 28.05.2021
Homepage: www.facebook.com/Tupleofficial

 

Tommi TUPLE Salmela aus Finnland kommt mit zweitem Album aus dem Studio. Zur Band gehören T am Mikro, Riitis an Gitarre, Keys und Backing Vocals sowie Songwriting, Jykä Siarainen am Bass, Tom Rask an Drums. Als Gäste dabei waren Noora Louhino, Tony Kakko, Janne Tolsa und Erkka Korhonen.

Das erste Album war schon stark aber dieser zweite Output ist noch ein Mü besser, die Songs kommen mit schmakes aus den Lautsprechern die Stimme von Salmela hat immer noch eine Ähnlichkeit mit Bif Byfford oder auch Jim Jidhed, das Songwriting ist stark und an den Instrumenten macht die Band alles richtig.

Der Sound bewegt sich im Melodic Rock der gleich in den Ohren ein Feuerwerk zündet und nach AOR / Melo Ro aus Skandinavien klingt. Vergleichen kann man ungefähr mit ALIEN, DALTON, EASY ACTION, softere RETURN und dem OLE EVENRUDE Album “This Ole Town”. Dieser Sound ist sehr gut hörbar und überzeugt auf ganzer Linie. TUPLEs Stimme ist Geschmackssache passt aber sehr gut zu dem Sound und stahlt Kraft und Volumen aus.

Den Einstieg macht “Welcome To Hell” ein Kracher vor dem Herrn, eingängig wie Sau, einfach ein Highlight. Dann folgt das lässige “Hold On To Me” lässiger geht nicht, “1-2-3-Go!” ein flotter Rocker. “So Damn Cruel” besitzt geile Keyboardpassagen Wow, “Pride” ein Song fürs Radio und die Disco. “Stray” ein sehr guter Rocker, “Not Enough To Love Me” macht druck, flott und hart. “Not Enough To Love Me” kommt gut und überzeugt, “Hiding In Plain Sight” ein flotter Stampfer, “Survive” ein überzegendes Duett mit Norra Louhino ein Highlight. “Life Goes On” ist auch kein Langweiler stark gemacht, mit “Silver” kommt eine Ballade zum Abschluß.

Fazit:

TUPLE hat die selbst gesetzte Messlatte toppen können und überzeugt mit einem zweiten Album wie schon auf Album #1. Ich vergebe eine Bewertung von 9 Sternen.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Welcome To Hell
02. Hold On Me
03. 1-2-3-Go!
04. So Damn Cruel
05. Pride
06. Stay
07. Not Enough To Love Me
08. Hiding In Plain Sight
09. Survive
10. Lies Grow Lies
11. Siver

Balle