TEMPT – Same

Trackliste:

01. Welcome Me In
02. Living Dangerous (feat. Dorothy)
03. Two Ways
04. Burn Me Down
05. Hideaway
06. Camouflage
07. Golden Tongue
08. Sneakin´ Around
09. Roses
10. Girl
11. Addicted To Touch

Spielzeit: 42:20 min – Genre: Melodic Rock, Modern Rock, Pop – Label: Better Noise Music – VÖ: 25.08.2023 – Page: www.temptband.com

 

Man sollte sich vom Coverartwork dieser Platte nicht täuschen lassen. Wir haben es hier weder mit einer Westcoast-AOR-Kapelle noch mit einer Schnösel-Boyband zu tun, sondern mit einem handfesten Rockalbum, das um viele Elemente aus Funk und Pop angereichert wurde und absolut up to date aus den Boxen quillt. Auch Kapellen wie DEF LEPPARD haben hier und da ihre Spuren hinterlassen – dazu aber später mehr. Wer ist diese junge Band aus New York City eigentlich? 2014 setzten Zach Allen (vocals), Harrison Marcello (guitars), Chris Gooden (bass) und Nicholas Burrows (drums) mit der EP „Under My Skin“ eine erste Duftmarke, alleine der Titeltrack ist ein raues aber dennoch eingängiges Stück Hardrock erster Güte. Zwei Jahre später gab es mit „Runaway“ den ersten Longplayer, der mit „Paralyzed“ einen kleinen Hit enthielt und kurioserweise über Rock Candy Records veröffentlicht wurde.

Erst jetzt – sieben Jahre später – kommt der Vierer aus New York mit einer weiteren Langspielplatte aus der Hüfte, die ganz einfach so heißt, wie die Band selbst. Mit „Living Dangerous“ konnte man bereits vor zwei Jahren ein erstes Ausrufezeichen setzen, das es in sich hatte. Zusammen mit der bekannten Sängerin Dorothy performen TEMPT einen Song, der das Qualitätslevel der Band bereits noch einmal enorm anhebt. Nicht umsonst konnte der Track auf dem Soundtrack des Horror-Streifens „The Retaliators“ platziert werden, neben Beiträgen von MÖTLEY CRÜE, THE HU, CORY MARKS, PAPA ROACH u.v.a.
Aber damit nicht genug. Denn die weiteren Singles „Roses“, „Burn Me Down“ und „Golden Tongue“ sind allesamt Hits. Der Opener „Welcome Me In“ indes ist eine Breitwand-Inszenierung aus Rock und Funk. Das poppige „Two Ways“ trägt alle Trademarks der Band, das rockige „Hideaway“ erinnert ein wenig an DEF LEPPARD während Songs wie „Camouflage“ oder „Girl“ ganz einfach moderne Rocksongs erster Klasse sind. Mit „Sneakin´ Around“ gibt es ein Stück zu hören, das sich immer weiter aufbaut und in einem grandiosen Chorus mündet. Das abschließende „Addicted To Touch“ beschließt ein Album, das ganz unerwartet in den Rock´n Roll Kosmos einschlägt und einen riesigen Krater hinterlässt.

Mit „Tempt“ haben die US-Amerikaner ein Werk erschaffen, das irgendwie niemand auf dem Schirm hatte. Voll mit erstklassigen Stücken irgendwo zwischen Pop, Rock und Hardrock, aber immer abwechslungsreich und ideenreich umgesetzt, zählt diese Scheibe sicher zu den Überraschungen in diesem Musikjahr, das nun vielleicht doch noch so richtig in Fahrt kommt. Wer auf frischen Hardrock moderner Prägung steht, der aber auch aus der Vergangenheit seine Einflüsse zieht, der ist hier genau richtig! Megastark!

Stefan

THE BITES – Squeeze

Trackliste:

01. Knockin´ On The Door
02. Pretty Boys
03. Love Affair
04. Heather Leather
05. Wild Animal
06. Bad Bad
07. Squeeze
08. Good Love
09. Cold Clean Lady
10. Do Me A Favor

 

Spielzeit: 35:44 min – Genre: Glamrock, Rock, Hardrock – Label: Earache Records – VÖ: 15.09.2023 – Page: www.facebook.com/TheBitesBand

 

Kennt Ihr das? Es gibt so Platten, die muss man einfach haben. Ähnlich ergeht es mir manchmal mit einer Rezension – die muss ich einfach machen. Selbst wenn kein Promomaterial vorliegt. Und so ein Fall ist das unlängst veröffentlichte Langeisen der US-amerikanischen Rock´n Roller THE BITES. Mit einem äußerst lässigen Mix, der sich irgendwo zwischen den späten Sechzigern und den frühen Achtzigern verorten lässt, gehen Sänger Jordan Tyler, die beiden Gitarristen Dustin Coon und Jono Richer, Bassist Zack Currier und Schlagzeuger Mark Hylander keinen wirklich neuen Weg. Die Partyattitüde, die Lässigkeit und Abgezocktheit, mit der der Fünfer auf seinem Erstling „Squeeze“ zu Werke geht, ist schier unglaublich.

Wenn man etwas googelt, wird ein Mix aus THE HIVES, MÖTLEY CRÜE, GRETA VAN FLEET oder THE STRUTS angepriesen – das trifft es ziemlich genau. Vielleicht könnte man noch Bands wie JET hinzufügen. Hier wird also recht ursprünglich gerockt und gerollt. Vor vier Jahren wurde das eigentliche Debütalbum „Open Your Mouth“ veröffentlicht, das mittlerweile nirgends mehr zu finden ist, nicht mal mehr bei YT oder Spotify. Der Deal mit Earache Records hat wohl dafür gesorgt, dass diese Platte praktisch ausgelöscht wurde und der jetzt erschienene 10-Tracker „Squeeze“ als Debüt tituliert wird. Warum eigentlich?

Mit einer Spielzeit von gerade mal knapp 36 Minuten haben die zehn neuen Songs eines gemeinsam: sie sind kurz, knackig, absolut old school rock´n rollig und frisch wie selten ein Neuling in der Szene aufgespielt hat. Und sie machen jede Menge Spaß, und zwar alle! Angefangen von der ersten Hit-Single „Do Me A Favor“, die an den Schluss des Albums „verbannt“ wurde über den krachenden Opener „Knockin´On The Door“, das rifflastige „Good Love“, Mega-Nummern wie „Heather Leather“ oder das kürzlich ausgekoppelte „Bad Bad“. Wo hin man hört, ist Party angesagt und das Beste der oben genannten Referenzen tritt zu Tage.

Auch wenn „Squeeze“ nur offiziell das Debüt einer kleinen Rock´n Roll Band aus Hollywood ist, kann man wohl nicht besser in eine Karriere starten. Mit Jordan Tyler hat die Band einen Frontmann mit reichlich Attitüde, die ganze Band strotzt nur so vor Coolness, der Sound der Scheibe ist herrlich retro und doch knackig und hat die richtige Portion Dreck unter den Fingernägeln, was will man also mehr? „Rock´n Roll Is Dead – so praise THE BITES“. Plichtkauf Herrschaften, das hier könnte die Party-Platte des Jahres sein!

Stefan

CRUEL FORCE – Dawn Of The Axe

Trackliste:

01. Azrael´s Dawn (Intro)
02. At The Dawn Of The Axe
03. Night Of Thunder
04. Death Rides The Sky
05. Devil´s Dungeon
06. Watchtower Of Abra
07. Across The Styx
08. Power Surge
09. Realm Of Sands

 


Spielzeit:
38:09 min – Genre: Speed Metal, Thrash Metal, Black Metal – Label: Shadow Kingdom Records – VÖ: 22.09.2023 – Page: www.facebook.com/cruelforce 

 

Wollt Ihr die volle Ladung Old School Metal? Wollt Ihr die totale Zerstörung? Dann seid Ihr hier genau richtig. Denn mit CRUEL FORCE kommt eine Kapelle aus der Versenkung, die bereits 2008 mit ihrem ersten Demo „Into The Crypts“ einiges an Aufsehen im Untergrund stiften konnte. Nach den beiden Alben „The Rise Of Satanic Might“ (2010) und „Under The Sign Of The Moon“ (2011) war aber erst mal Schicht im Schacht. Zwölf Jahre später plötzlich die Meldung, dass es CRUEL FORCE in der MkII Besetzung erneut wissen will. Neben den Originalmitgliedern Carnivore (vocals), GG Alex (drums) und (Teutonic) Slaughter (guitars) wurde Spider am Bass neu rekrutiert. Für das neu gestaltete Logo haben sicher NASTY SAVAGE Pate gestanden, während sich musikalisch alles um die Frühwerke von SLAYER, KREATOR, VENOM oder auch SODOM dreht. Noch mehr als auf den beiden ersten Platten verstehen es CRUEL FORCE, den Spirit der frühen Achtziger einzufangen, und das mit einem absolut konsequenten Oldschool-Sound. Auch die Videoclips sind authentisch und könnten aus den frühen Achtzigern stammen (siehe unten)

Das erste neue Lebenszeichen war die Single zu „Across The Styx“, die bereits im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde. Der Sound ist nicht mehr so rumpelig wie früher und doch volles Brett retro. Und, zur Hölle, die Jungs haben einige Schippen Power draufgepackt und ein majestätisches Riff-Feuerwerk gibt es gratis dazu. Was für ein Brett!

Ebenso Speedig geht es beim Eröffnungsdoppel „At The Dawn Of The Axe“ und „Night Of Thunder“ zu. Heavy, schnell und gnadenlos ist hier die Devise. Der Anfang von „Death Rides The Sky“ erinnert ein wenig an HELLOWEEN´s Debüt EP respektive den Song „Murderer“. Sechseinhalb Minuten Riffgewitter und pure Speed-Gewalt bietet „Devil´s Dungeon“, bevor mit „Watchtower Of Abra“ ein zweites kurzes Instrumental auf „Across The Styx“ einstimmt, jenen Comebacksong, den wir etwas weiter oben schon behandelt haben. „Power Surge“ und das über siebenminütige „Realms Of Sands“ beschließen diese Abrissbirne namens „The Dawn Of The Axe“.

Auf gut 38 Minuten bannen CRUEL FORCE alles, was die frühen Achtziger an Speed-, Thrash- und Black Metal zu bieten hatte. Das ist nicht neu, aber der Vierer, der jetzt aus Mannheim operiert, macht daraus ein Erlebnis, wie man es aus der eigenen Jugend kennt: in den Plattenladen gerannt, die Scheibe aufgrund des coolen Cover Artworks gekauft und dann zu Hause rauf und runter gehört. CRUEL FORCE machen keine Gefangenen, oder wie sie selbst zu sagen pflegen: „Hell no longer awaits!“ In diesem Sinne…Welcome back!

Stefan

RISING WINGS – Reach

Trackliste:

01. Ride On
02. Lonely Is The Night
03. Whatever It Takes
04. Remember
05. Hey You
06. Reach The Sky
07. Keep Going On
08. Wild And Free
09. Crying Time
10. Times Of Rain

 

Spielzeit: 45:36 min – Genre: Melodic Rock – Label: Pride & Joy Music – VÖ: 22.09.2023 – Page: www.risingwings.de 

 

Das Jahr 2023 ist bisher nicht so reich an musikalischen Highlights wie die vergangenen fünf Jahre – noch nicht. Eines kann man in diesem Jahr aber mit Fug und Recht behaupten: es ist das Jahr meiner lokalen Helden. Denn nach der Rückkehr der Ingolstädter Hardrocker HOTWIRE, die zum 20-jährigen Jubiläum ihres Debüt eine äußerst formidable Best-Of Platte in die Regale stellten, schickt sich auch Flo Bauer mit seiner One-Man-Show RISING WINGS an, 17 Jahre nach Gründung seinen ersten Longplayer ins Rennen zu schicken. Aus Schrobenhausen (SOB Rock City) stammend, das nur wenige Kilometer von Ingolstadt entfernt liegt und nicht nur eine sehr lebendige US-Car Szene vorzuweisen hat, sondern eben mit Flo Bauer auch einen umtriebigen Musiker, der neben RISING WINGS auch zahlreiche andere Bands am Start hat (z.B. YOURINGA oder SMALLTOWN REBELS). 2006 erblickte die erste 3-Track das Licht der Welt, seitdem ist noch eine 5-Track EP sowie fünf weitere Singles erschienen. Für alle hat Flo sowohl die Vocals, die Gitarren, die Keyboards und den Bass eingespielt, lediglich an den Drums hatte er Hilfe von Franz Raßhofer, Falco Münch, Markus Herzinger und Bobby Santiago. Über die Jahre sind somit einige Drummer zusammengekommen.

Jetzt gibt es die Essenz von RISING WINGS erstmals als komplettes Album zu erstehen. Was sofort auffällt ist, dass frühes Material komplett fehlt, erst ab der 2011er Single „Times Of Rain“ bekommt der Backkatalog die Kurve. Somit sind also sowohl fünf bereits bekannte als auch fünf brandneue Stücke auf „Reach“ versammelt. Den Anfang macht dabei „Ride On“ – ein mitreißender Hardrocker mit tollem Chorus. Die Melodiegranate „Lonely Is The Night“ folgt auf dem Fuß, bevor das schleppende „Whatever It Takes“ etwas mehr Heavyness ins Spiel bringt, nur um im Refrain abermals ein Melodiefeuerwerk zu zünden. Die Ballade „Remember“ schließt vorerst den Reigen der bereits veröffentlichten Stücke. Das frische „Hey You“ ist ein locker-leichter Sommersong, während der quasi-Titeltrack „Reach The Sky“ typisches RISING WINGS-Futter erster Güte ist. Das luftige „Wild And Free“ kann weitere Akzente setzen, bevor „Crying Time“ die völlig falsche Fährte legt, eine weitere Ballade zu sein. Das bereits bekannte, hochmelodische „Times Of Rain“ beschließt ein erstklassiges Album, auf das die Fans viel zu lange warten mussten.

Flo Bauer liefert mit seinen RISING WINGS ein wirklich tolles Melodic Rock Album ab, was sicher für Verzückung bei Fans von (alten) BONFIRE, CASANOVA, GIANT u.ä. sorgen wird. Und es zeigt wieder einmal, dass der Untergrund auch in Deutschland quicklebendig ist. Support it! Danke an Pride & Joy Music, dass dieses lange geplante Unterfangen endlich Realität wurde! Ein wirklich bärenstarkes Stück Melodic Rock, das sich vor den großen Namen nicht kein bisschen verstecken muss!

Stefan

ECLIPSE – Megalomanium

Trackliste:

01. The Hardest Part Is Losing You
02. Got It!
03. Anthem
04. Chrildren Of The Night
05. Hearts Collide
06. I Don´t Get It
07. The Broken
08. So Long Farewell Goodbye
09. High Road
10. One Step Closer To You
11. Forgiven

Spielzeit: 38:10 min – Genre: Hardrock – Label: Frontiers Records – VÖ: 01.09.2023 – Page: www.eclipsemania.com

 

Die gute Nachricht gleich vorneweg: wo ECLIPSE drauf steht, ist auch im Jahr 2023 ECLIPSE drin! Die Entwicklung, die Eric Martensson und seine Jungs seit ihrem Einstand „The Truth And A Little More“ in 2001 bis heute genommen haben, darf als phänomenal bezeichnet werden. Schon lange gehören die Schweden zur Speerspitze des skandinavischen respektive schwedischen Hardrocks der 2000er. Und doch haben sich in letzter Zeit ein paar Abnutzungserscheinungen hervorgetan. Was kann der Vierer also auf ihrem neunten Studioalbum „Megalomanium“ draufsetzen? Seit 2019 ist das Line-Up stabil geblieben. Seitdem zupft Victor Crusner den Bass, sein Bruder Philip bearbeitet bereits seit 2015 die Felle und komplettiert so die Besetzung um das Gründerduo Magnus Henriksson (guitars) und Erik Martensson (vocals, guitars), die ECLIPSE 1999 ins Leben riefen.

Auch auf „Megalomanium“ spielen die Schweden eine Mischung aus melodischem Hardrock, Punk und schwedischen Volksweisen, angereichert mit unwiderstehlichen Melodien und fetten Gangvocals, gegossen in einen dichten, fetten Sound. Mit „The Hardest Part Is Losing You“ beginnt das neue Album, wie viele seiner Vorgänger klangen. Ein mitreißender Hardrocker mit Henriksson´s prägnantem Gitarrenspiel und Melodielinien, wie sie wohl nur ECLIPSE zaubern können. Dennoch könnte das Stück auch auf einem ihrer letzten vier Platten stehen. Versteht mich nicht falsch, die Nummer ist absolut geil – hat man so ähnlich aber schon einige Male auf den Vorgängeralben gehört. Zum Glück ist „Got It!“ so ganz anders. Eine leicht überdrehte, hart rockende Punknummer, die Dich packt und nicht mehr los lässt. Das folgende „Anthem“ könnte nicht treffender betitelt sein. Eine majestätische Hymne der Marke „Battlegrounds“, nur mit noch mehr Pathos und bei weitem weniger metallisch angelegt. Wer den Song schon einmal live erleben durfte, weiß, was ich meine. „Children Of The Night“ ist ein schleppender Rocker, gefolgt vom bereits ausgekoppelten „Hearts Collide“, einem ECLIPSE-Stück mit all ihren Trademarks. Nach dem gutklassigen „I Don´t Get It“ wartet „The Broken“ mit einem Eingangsriff auf, das doch sehr an einen frühen Hit von GREEN DAY erinnert. Wer denkt, mit „So Long Farewell Goodbye“ ist der letzte Song der Platte angebrochen, wird eines besseren belehrt. Denn mit dem etwas an GHOST angelehnten „High Road“, „One Step Closer To You“ und dem Rausschmeißer „Forgiven“ gibt es noch drei weitere Songs auf die Lauscher.

ECLIPSE haben in ihrer Karriere schon so manchen Hit gezaubert. „Megalomanium“ könnte man als eine Art Best-Of aus neuen Songs verstehen. Die Mischung stimmt hier absolut und so sind die schwedischen Hardrocker auch über alle Zweifel erhaben. Stark wie immer – und vielleicht ein bisschen mehr!

Stefan

HELL IN THE CLUB – F.U.B.A.R.

Trackliste:

01. Sidonie
02. The Arrival
03. Total Disaster
04. The Kid
05. Best Way Of Life
06. Cimitero Vivente
07. Sleepless
08. The End Of All
09. Undertaker
10. Tainted Sky
11. Embrace The Sacrifice

Spielzeit: 41:54 min – Genre: Hardrock – Label: Frontiers Records – VÖ: 11.08.2023 – Page: www.hellintheclub.com

 

Vor knapp 15 Jahren betrat eine italienische Hardrockband die Bühnenbretter, die sich den Namen HELL IN THE CLUB gab. Schon ihr Debüt von 2011, das auf den Namen „Let The Games Begin“ hört, ließ aufhorchen, so richtig amtlich wurde es dann 2014 mit „Devil On My Shoulder“ und dem gleichnamigen Single-Hit. In den folgenden Jahren wurde der Sound etwas düsterer, aber spätestens mit der letztjährigen EP „Kamikaze“ ist die alte Leichtigkeit zurück im Bandsound. Nicht vergessen sollten wir ein mehr als gelungenes Cover von ALICE COOPER´s „He´s Back“, das der gleichen EP entstammt. Jetzt stehen Davide „Dave“ Moras (vocals, ELVENKING), Andrea „Andy“ Buratto (bass), Marco Lazzarini (drums, beide u.a. SECRET SPHERE) und Andrea „Picco“ Piccardi (guitars, z.B. Ex-WRATHCHILD) mit Album Nummero sechs unterm Arm, das auf das Kürzel „F.U.B.A.R.“ getauft wurde.

Mit „Sidonie“ startet der Longplayer äußerst hitverdächtig. Das stampfende „The Arrival“ folgt dem starken Opener – abermals ausgestattet mit Ohrwurmelodien. „Total Disaster“ macht das Eingangstrio perfekt und es wird eines klar: die Schweden DYNAZTY haben mächtig Konkurrenz bekommen. Wer mit dem neueren Material von Nils Molin und seinen Mitstreitern konform geht, wird im Laufe der gut 40 Minuten von „F.U.B.A.R.“ gehörig mit der Zunge schnalzen. Schon das folgende „The Kid“ ist ein weiteres Highlight. Danach geht den Italiern etwas die Puste aus. Zwar kann das knackige „Best Way Of Life“ gefallen und das mit gleichem Rhythmus ausgestattete „Cimitero Vivente“ (, was übersetzt „lebendiger Friedhof“ bedeutet) ebenfalls, die Klasse der ersten vier bis fünf Nummern erreichen HELL IN THE CLUB aber nicht mehr. Auch nicht beim funkigen „Sleepless“ oder dem straighten Rocker „Tainted Sky“.

Dennoch haben HELL IN THE CLUB ihr bisher wohl stärkstes Material auf „F.U.B.A.R.“ versammelt, wovon sicher einige Songs in zukünftigen Live-Setlists oder einer vielleicht irgendwann folgenden Best-Of-Platte stehen werden.

Stefan

SERGEANT STEEL – Mister Sippi

Trackliste:

01. Down To Mississippi
02. Please Me Tease Me
03. Mama Didn´t Raise No Fool
04. Alive
05. My Way
06. Knight´s Tale
07. One Way Ticket From Hell
08. Caught In The Web
09. My Girl
10. Rock Your Pants Off
11. Cry Out Your Heart, Baby (Unplugged)

Spielzeit: 41:13 min – Genre: Hardrock – Label: Metalapolis Records – VÖ: 30.06.2023 – Page: www.sergeant-steel.com

 

Österreichs Hard Rock Band #1 ist zurück! So steht es im Beipackzettel der neuen SERGEANT STEEL Scheibe „Mister Sippi“ geschrieben. Nun, dass das Sextett um Sänger Phil Vanderkill schon etwas Besonderes ist, haben sie auf bisher vier Langspielplatten bewiesen, die allesamt ihre Vorliebe für den guten alten Rock´n Roll, für die Hair Metal Zeit und für eine gehörige Prise Humor bekannt sind. Auf Album Nummer fünf haben die Jungs ihre Liebe zum Southern Rock entdeckt, das verrät schon der Albumtitel, der mit einem ordentlichen Schuss Wortwitz daherkommt.

Nachdem sich ihr langjähriger Produzent und Mentor Michael Wagener in den verdienten Ruhestand verabschiedet hat, haben die Österreicher das Zepter selbst in die Hand genommen und alles selbst gemacht, auch den Mix und das Mastering. Und überhaupt haben SERGEANT STEEL in ihrer mittlerweile 16-jährigen Karriere bereits mit jeder Menge großer Namen zusammengearbeitet. Neben dem coolen Duett mit Mark Slaughter auf „Riders Of The Worm“ 2015 konnte auch Mucki-Gitarrero KANE ROBERTS für ein Solo gewonnen werden. In den Anfangstagen arbeitete man mit keinem Geringeren als Produzentenlegende Beau Hill zusammen.

Doch zurück in die Gegenwart. Mit „Down To Mississippi“ startet die Platte so, wie es der Albumtitel vermuten lässt. So habt Ihr SERGEANT STEEL sicher noch nicht gehört. Hier wird gerockt, wie es nur im tiefsten Süden der USA üblich ist. Ein überraschender Einstieg also. Dieses Feeling beendet das messerscharfe Gitarrenriff von „Please Me, Tease Me“ von einen Moment auf den anderen. Was für eine geile Nummer. „Mama Didn´t Raise A Fool“ geht wieder zurück in die Südstaaten mit Honky Tonk Piano und klassischen Rock´n Roll Riffs. Mit „Alive“ düsen SERGEANT STEEL wieder in der Spur ihrer eigenen Vergangenheit. Die Jungs haben hier eine weitere Melodiegranate aufgenommen. Ebenfalls nicht verpassen solltet Ihr Songs wie das flotte „One Way Ticket To Hell“, das stampfende „Caught In The Web“ oder das lässige „Rock Your Pants Off“.

Das Sextett um das Kreativ-Duo Phil Vanderkill (vocals) und Jack Power (guitars) zeigt einmal mehr, dass SERGEANT STEEL eigentlich viel weiter oben auf den Line-Up-Listen der Festivals stehen müssten. Mit ihrem manchmal eigenwilligen Mix aus Hardrock und Southern Rock zeigen die Österreicher einmal mehr, dass mit ihnen zu rechnen ist. Das sehen hoffentlich nicht nur die Fans so, ein gehöriger Bekanntheitsschub wäre den Jungs auf jeden Fall gegönnt. Machts weiter so!

Stefan

MIDNITE CITY – In At The Deep End

Trackliste:

01. Outbreak (Intro)
02. Ready To Go
03. Someday
04. Hardest Heart To Break
05. Good Time Music
06. All Fall Down
07. Girls Gone Wild
08. Beginning Of The End
09. Raise The Dead
10. It´s Not Me It´s You
11. Like There´s No Tomorrow

Spielzeit: 46:16 min – Genre: Hardrock, Melodic Rock – Label: Pride & Joy Music – VÖ: 23.06.2023 – Page: www.midnitecity.com

 

Es ist Zeit für Feelgood-Musik. Das dachten sich auch die britischen Hair Metaller MIDNITE CITY und machen auf ihrem vierten Longplayer „In At The Deep End“ die Rolle rückwärts. Noch nie Kinder von Traurigkeit, präsentiert die Truppe um Sänger Rob Wylde auf ihrem neuen Werk eine Mischung aus DANGER DANGER und POISON. Ziemlich retro unterwegs waren die Jungs ja schon seit ihrer Gründung 2017, dass ihr neuer Langspieler aber so dermaßen nach den Achtzigern klingt, hätten nicht mal die härtesten Fans gedacht. Die Keyboards von Shawn Charvette haben einiges an Raum gewonnen, die Melodien sind noch blumiger geworden und es erinnert einfach alles an die jeweiligen Debütalben von D2 und POISON. Da dürften selbst die Originale erblassen.

Kann das mit diesem Sound im Jahr 2023 funktionieren? Nun, „Look What The Cat Dragged In“ und „Danger Danger“ sind auch heute noch in aller Ohren, Klassiker sozusagen. Da können die zehn Songs der Briten plus Intro doch auch was reißen. Von Chris Laney ohne Wenn und Aber soundmäßig in diese Richtung gemixt, haben es Songs wie die Hitsingle „Girls Gone Wild“ oder die überaus gelungene Ballade „Hardest Heart To Break“, die sehr prominent an den dritten Platz des Albums gesetzt wurde, ziemlich leicht um reichlich Punkte zu sammeln. Auch der Opener „Ready To Go“ oder „Raise The Dead“ rocken gut nach vorne. Mit „All Fall Down“ gibt es einen tollen Midtempo-Stampfer und „Good Time Music“ ist einfach gute Laune pur, wie es der Titel schon verspricht. „It´s Not Me It´s You“ ist ein Schmachtfetzen erster Güte, einzig „Beginning Of The End“ wirkt absolut unfertig und „Someday“ ist für mich ein Füller, der leider ziemlich weit vorne platziert wurde.

Wenn also acht richtig gute Songs nur zwei schlechteren gegenüber stehen, sollte das eine Wertung von 8/10 ergeben, richtig? Ich packe sogar noch nen halben Punkt obendrauf, einfach weil mir das Album richtig gut gefällt und „In At The Deep End“ eine schöne Sommer-Gute-Laune-Platte für laue Nächte und lange Trips auf dem Highway ist.

Stefan

HAUNT – Golden Arm

Trackliste:

01. Hit And Run
02. Golden Arm
03. Piece By Piece
04. Chimera
05. Fight The Good Fight
06. Save Yourself
07. Vacant Space
08. The Horses Mouth

 

 

Spielzeit: 27:25 min – Genre: Heavy Metal – Label: Iron Grip – VÖ: 05.05.2023 – Page: www.facebook.com/hauntthenation

 

Aus dem Nichts tauchen derzeit immer mehr Heavy Metal Kapellen auf, die in ihrer traditionellen Ausrichtung den Vorbildern aus den Achtzigern in absolut nichts nachstehen. Angefangen von TAILGUNNER, die demnächst ihr Debütalbum veröffentlichen über die Österreicher Überflieger ROADWOLF, WINGS OF STEEL aus Amiland und jetzt HAUNT, ebenfalls aus den U.S.A.

Dabei hat der Vierer aus Fresno CA. seit seiner Gründung 2017 bereits sieben (!!!) Studioalben, eine Unplugged-Scheibe und einige Split-Albums, Compilations usw. auf dem Kerbholz. Hier also von einem Newcomer zu sprechen ist prinzipiell total falsch – und doch wird das neue Album „Golden Arm“ wahrscheinlich das Album sein, über das zu sprechen sein wird, wenn es um den Durchbruch des von Trevor William Church als Ein-Mann-Projekt gegründeten Unterfangens geht. HAUNT sehen sich gerne in der Ecke NWOTHM (New Wave Of Traditional Heavy Metal), und das ist auch die passende Umschreibung. Als Vorbilder werden gerne sowohl OZZY OSBOURNE, THIN LIZZY etc. aber auch ANGEL WITCH oder WITCHFINDER GENERAL genannt.

Auffällig ist auch ein weiteres Mal das Coverartwork der neuen HAUNT Scheibe. Dieses mal in gelb gehalten (die Farbe scheint 2023 irgendwie in Mode zu sein), hat das Artwork alles, was eine klassische Plattenhülle braucht – und es erinnert durchaus ein bisschen an GHOST. Die Musik auf „Golden Arm“, das mit nur acht Stücken und einer Spielzeit von knapp einer halben Stunde daherkommt, hat aber nicht viel mit den schwedischen Überfliegern zu tun.

Einfach nur auf die Fresse im klassischen Sinne knallen Songs wie „Chimera“, „Save Yourself“ oder „Fight The Good Fight“ aus den Boxen. Und das sind genau die bisherigen Singles, zu denen es auch jeweils ein Video gibt. Damit aber nicht genug, wer es etwas flotter mag, ist beim Opener „Hit And Run“ oder „The Horses Mouth“ genau richtig. Speed Metal, wie er Freude macht.

Böse Zungen mögen jetzt fragen, braucht es denn noch eine weitere Band, die genau diesen Sound spielt? Aber klar doch, wenn es die Klasse von HAUNT hat – immer her damit. „Golden Arm“ ist ein erfrischendes Zeitreiseabenteuer in den Heavy Metal vergangener Tage mit einer recht ordentlichen, wenngleich absolut retro gehaltenen Produktion (was den bisherigen Alben von HAUNT leider oft gefehlt hat). Schon aus diesem Grund ist „Golden Arm“ ein großer Sprung für die Jungs aus Fresno. Kaufen!

Stefan

THE DEFIANTS – Drive

Trackliste:

01. Hey Life
02. Go Big Or Go Home
03. 19 Summertime
04. What Are We Waiting For
05. Miracle
06. Against The Grain
07. So Good
08. Love Doesn´t Live Here Anymore
09. Another Time, Another Place
10. The Night To Remember
11. Nothing´s Gonna Stop Me Now

Spielzeit: 53:08 min – Genre: Hardrock, Melodic Rock – Label: Frontiers Records – VÖ: 09.06.2023 – Page: www.facebook.com/TheDefiantsOfficial

 

THE DEFIANTS sind seit ihrer Gründung 2015 die Lieblingsersatzdroge für alle DANGER DANGER Fans, die seit 2009 auf ein neues Lebenszeichen ihrer alten Helden warten. Seit „Revolve“ konnte man sich nicht mehr zusammenraufen. Dann machen Bruno Ravel (Bass) und Rob Marcello (guitars) eben unter dem Banner THE DEFIANTS zusammen mit dem zeitweiligen D2 Sänger Paul Laine weiter. Mit „Drive“ steht bereits Album Nummer drei in der Pipeline. Mit ihrer kraftvollen Variante von D2 konnten die Amis bereits auf ihrem 2015er Debüt bei den meisten alten Fans punkten. Auch der 2019 nachgereichte Zweitling „Zokusho“ schlug in die selbe Kerbe. Das ist bei „Drive“, dem neuen 11 Tracker, nicht anders.

Kerniger Sound irgendwo zwischen Melodic- und Hardrock, die großartige Stimme von Paul Laine und große Hooks machen aus dieser Platte ein Fest für alle Genrefans im Allgemeinen und natürlich ein weiteres Mal für DANGER DANGER Fans im Besonderen. Das belegen auch Songtitel wie „Go Big Or Go Home“ oder „The Night To Remember“ – letzterer eine Melodiegranate erster Güte. Ebenso der luftig-leichte Gute-Laune-Rocker „19 Summertime“. So will man das hören Jungs – erstklassig! Etwas härter angehauchte Nummern wie „Hey Life“ oder eben „Go Big Or Go Home“ wechseln sich ab mit keyboardgetünchten Sommersongs wie „What Are We Waiting For“. Dazwischen das grandiose „So Good“ (solche Songs können eben nur die alten D2-Recken) oder das gefühlvolle „Miracle“.

Wo THE DEFIANTS drauf steht, ist eben auch genau das drin. Nicht immer ist das so einfach zu sagen, im Falle von „Drive“ aber trifft es den Nagel aber ein weiteres Mal auf den Kopf. Somit machen Fans hier überhaupt nix verkehrt – die neue Platte von THE DEFIANTS ist einfach nur ein weiteres bockstarkes Stück Hardrock!

Stefan