DOMINUM – Hey Living People

Trackliste:

01. Immortalis Dominum
02. Danger Danger
03. Hey Living People
04. Cannibal Corpses
05. Patient Zero
06. We All Taste The Same
07. Frankenstein
08. You Spin Me Round (Like A Record) (Dead Or Alive Cover)
09. Better Shoot Yourself
10. Half Alive
11. The Chosen Ones
12. Bad Guy (Billie Eilish Cover – Bonus Track)
13. Beds Are Burning (Midnight Oil Cover – Bonus Track)

Spielzeit: ??? min – Genre: Power Metal, Heavy Metal – Label: Napalm Records – VÖ: 29.12.2023 – Page: www.facebook.com/realdominum

 

Ein recht ungewöhnliches Release-Datum haben sich die Neulinge von DOMINUM herausgesucht (oder war es doch das Label?). Zwischen den Jahren und kurz nach dem Weihnachtsgeschäft erscheint der Erstling „Hey Living People“ – hoffentlich geht er im Dickicht von Best-Of, Boxsets und sonstigem Gedöns nicht unter. Aufsehen hat das neue Projekt von Bandleader und Hauptsongschreiber Felix Heldt (u.a. FEUERSCHWANZ) bereits mit ihren vier im Vorfeld veröffentlichten Singles und den dazugehörigen Videoclips erregt. Diese kleinen Filmchen repräsentieren „Hey Living People“ im Grunde perfekt, da sie die ganze Bandbreite des Albums beispielhaft anschneiden.

Schon in früheren Bands und Projekten war Heldt´s Affinität zu Untoten und Horrorthemen präsent – mit DOMINUM schafft er dazu noch eine eigene Geschichte. Denn mit „Patient Zero“ – der Titel lässt es unschwer erraten – ist der Anfang der Storyline gesetzt, Frankenstein wäre stolz auf ihn. Musikalisch orientieren sich DOMINUM indes an Bands wie LORDI, die natürlich auch Imagetechnisch ähnlich gestrickt sind, aber auch an GHOST, GAMMA RAY oder IRON SAVIOR und damit weitaus klassischer. Somit ist „Hey Living People“ ein fast reinrassiges Power Metal Album.

Aber eben nur fast, denn die einprägsamen Ohrwurmmelodien wären teilweise zu zuckersüß, wäre da nicht die powermetallische Untermalung und die zeitweilige Dramatik, die im Chorus auch mal an POWERWOLF erinnert. So ist dieses Debüt ein sehr kurzweiliges Album, das neben den vier ausgekoppelten Singles, die allesamt Anspieltipps sind („Patient Zero“, „Danger Danger“, Immortalis Dominum“ und „Cannibal Corpses), zum Releaseday den Titeltrack samt Video vor die Meute wirft. Was soll ich sagen, wieder ein kleiner Hit. Bleiben noch Songs wie „We All Taste The Same“, „Frankenstein“, „Better Shoot Yourself“, die ebenfalls gutklassig sind. „Half Alive“ könnte auch auf einem FREEDOM CALL Album stehen während „The Chosen Ones“ den Reigen der Eigenkompositionen gekonnt abschließt. Dazwischen mogeln sich gleich drei Coverversionen. Zum Einen hätten wir DEAD OR ALIVE´s „You Spin Me Around (Like A Record), BILLIE EILISH´s „Bad Guy“ und mit „Beds Are Burning“ von MIDNIGHT OIL einen weiteren Welthit. Über Sinn oder Unsinn von solch geballtem Fremdmaterial mag man ob der zehn Eigenkompositionen diskutieren. Fakt ist aber, sie sind da und geben manchem Fan einen Mehrwert, also ist daran eigentlich nichts auszusetzen, weil zwei der drei Covers an das Ende der Platte gesetzt wurden.

DOMINUM kommen mit einem Debüt um die Ecke, das wirklich mehr als gelungen ist. Selten gab es eine solche Ansammlung an potentiellen Hits auf einem Erstling, coole Sache! Das Heavy-Metal-Jahr 2023 ist somit gut geschlossen bzw. das neue Jahr gut eröffnet – wie Ihr es gerne haben wollt!

Stefan

HITTEN – While Passion Lasts

Trackliste:

01. Prelude To Passion
02. While Passion Lasts
03. Blood From A Stone
04. Mr. Know It All
05. Unholy Games
06. Dark Stalker
07. Truthful Lies
08. Hold Up The Night
09. Where It All Begins
10. Crimetime


Spielzeit:
38:34 min – Genre: Heavy Metal – Label: High Roller Records – VÖ: 24.11.2023 – Page: www.facebook.com/hittenofficial

 

Mit ihrem 2021er Album „Triumph And Tragedy“ konnten die spanischen Metaller HITTEN ordentlich punkten. Fans und Presse waren verzückt, was der Fünfer aus Murcia aus dem Süden des Landes so ausbaldowert hat. Dabei waren die Zeiten – wie bei allen anderen – nicht gerade leicht. Lockdown, keine Konzerte, die Welt stand nahezu still. Und doch konnte die vierte Langrille der Spanier einiges reißen. Besser als zuvor gelang es HITTEN, Hardrock und Heavy Metal zu verweben und dem Ganzen dabei einen leichten Achtziger-Überzug zu spendieren. Diese Rezeptur behalten Alexx Panza (vocals), Dani Meseguer (guitars), Johnny Lorca (guitars), Satan (bass) und Neuzugang Willy Medina (drums) auch auf „While Passion Lasts“ bei. Das spiegelt schon das Cover-Artwork wider. Die Produktion ist noch besser ausgefallen als je zuvor im Lager der Spanier. Das alles lässt eine Großtat erhoffen. Auch die Vorab-Singles waren äußerst vielversprechend.

Nach dem Intro „Prelude To Passion“ legt das Quintett mit dem Titeltrack so melodisch los wie noch nie. Vieles erinnert an Bands wie DOKKEN, die Heavy Metal Anteile wurden weit nach hinten gestellt. Das ist (zum Glück) bei „Blood From A Stone“ etwas anders. Mit mehr Biss und der gewohnten Härte zocken sich die Jungs durch den Song, der mit einem mitreißenden Refrain gekrönt wird. „Mr. Know It All“ handelt von der Plattenindustrie und ihren geldgierigen Bossen. Ein richtig starkes Album bisher. Das schleppende „Unholy Games“ kann da erstmals nicht mithalten und auch „Dark Stalker“ und „Truthful Lies“ klingen etwas nach Füllmaterial. Mit „Hold Up The Night“ zeigt die Formkurve wieder etwas nach oben. Mit „Where It All Begins“ hat man sogar eine Schmusenummer aufgenommen. Das macht das abschließende „Crimetime“ härtetechnisch locker wieder wett.

Puh, nach nur 38 Minuten und 9 richtigen Songs haben wir schon das Ende von „While Passion Lasts“ erreicht. Kurzweilig irgendwie, aber nach den ersten 3 wirklich starken Stücken zeigen sich ein paar Abnutzungserscheinungen. Das konnte „Triumph And Agony“ besser. Dennoch ist auch Album Nummero 5 ein guter Grund, sich mit weiterhin mit HITTEN zu beschäftigen, wer die Band neu für sich entdeckt, darf wie erwähnt gerne noch die beiden Vorgänger anchecken. „While Passion Lasts“ reiht sich in die Top 3 der Bandbio ein, es ist ein gutes Album, aber einen weiteren Sprung an die Spitze hat man hier leider etwas verschlafen.

Stefan

STATION – And Time Goes On

Trackliste:

01. Over & Over
02. If You Want Me Too
03. A Little Bit Of Love
04. Close My Eyes
05. Touch
06. Locked Away
07. No Reason
08. Something In Between
09. Better Off Alone
10. Around The Sound
11. And Time Goes On

Spielzeit: 50:31 min – Genre: Hardrock, Melodic Rock – Label: Station Music – VÖ: 13.10.2023 – Page: www.stationband.com 

 

Rock Is Dead – Long Live Rock´n Roll ist das Motto der US-Amerikaner STATION. Die Band aus New York City ist trotz ihrer mittlerweile fünf Alben hierzulande immer noch ein Geheimtipp. Dabei hauen die Jungs um Frontmann Patrick Kearney eine sehr gefällige Mischung aus Melodic Rock und Hardrock raus, der Fans von DEF LEPPARD oder auch neueren skandinavischen Kapellen wie CREYE durchaus gut reinlaufen dürfte. Ihre neue Platte „And Time Goes On“ wurde – wie alle bisherigen Alben – in Eigenregie veröffentlicht und ist u.a. über Eonian Records zu haben. Für das neue Werk haben Patrick Kearney (vocals), Chris Lane (guitars), Emi Asta (bass) und Tony Baptist (drums) ein wirklich abwechslungsreiches Paket geschnürt, das von ultra lässigen Stampfern bis hin zu poppigen Nummern nahezu keine Wünsche offen lässt.

Die prägnante Stimme Kearney´s ist natürlich maßgeblich für den Bandsound, auf „And Time Goes On“ setzt er sie so variabel ein wie bisher noch nie. Aber auch der Gitarrensound ist jedem Stück auf den Leib geschneidert. Mal schreien die Amps um die Wette („If You Want Me Too“), mal sind sie sehr songdienlich und dezent zurückhaltend. Mit „Over & Over“ startet das Album gewohnt mitreißend, schon hier sollte allen neuen Hörern klar sein, was STATION auf dem Kasten haben. Irgendwo zwischen alten Helden und Hardrock von heute angesiedelt heißt es in den kommenden 50 Minuten: Welcome to our show!

Und die startet spätestens mit dem breitbeinigen „If You Want Me Too“. So habe ich STATION seit dem Debüt und meiner immer noch Lieblingsnummer „Everything“ nicht mehr gehört. Habe ich die Jungs irgendwann ab dem dritten Album ein bisschen aus den Augen verloren, sind jetzt alle Lauscher wieder auf Empfang. „A Little Bit Of Love“ ist eine Mischung aus INXS und den LITTLE ANGELS, bevor „Close My Eyes“ damit überrascht, keine Ballade zu sein und eben in Richtung CREYE und Kollegen zu tendieren. Mit typisch Leppard´scher Gitarrenarbeit glänzt das etwas ruhigere „Touch“. Herrlich AOR-lastig präsentiert sich „Locked Away“, das folgende „No Reason“ steigert sich im Laufe seiner gut fünf Minuten von seinem ruhigen Anfang hinzu einer krachenden Hardrock-Nummer. Leicht funkig angehaucht kann auch „Something In Between“ gefallen. „Better Off Alone“ zieht das Tempo wieder etwas an, bevor „Around The Sound“ wieder mehr Griffigkeit ins Spiel bringt. Zu guter Letzt hat das Quartett mit dem Titeltrack doch noch eine Ballade im Gepäck.

Grundsätzlich hätte ich mir etwas mehr Hardrock, etwas mehr Ausgelassenheit gewünscht. Dennoch ist auch das fünfte Werk von STATION ein sehr hörenswertes, durch und durch ambitioniertes und mit viel Herzblut umgesetztes Album geworden. Stark!

Stefan

SODOM – 1982 EP

Trackliste:

01. 1982 (Remix)
02. Witching Metal
03. Victims Of Death
04. Let´s Fight In The Darkness Of Hell
05. Equinox

 

 

 


Spielzeit:
18:28 min – Genre: Thrash Metal – Label: SPV – VÖ: 10.11.2023 – Page: www.sodomized.info

Ohne Wertung

Die Oldschool-Gigs von SODOM waren schon immer ein Fest für alle Fans der wilden Anfangsphase der Band. In relativ kurzer Zeit prügelte sich Tom Angelripper und seine Mitstreiter durch ein äußerst kurzweiliges Set gespickt mit nahezu allen Hits der frühen Ära. Kein „Störfaktor“ in Form von neuerem oder gar aktuellem Material, einfach nur abschädeln und Spaß haben. Da kam sogar manchmal der Bierkonsum zu kurz. Zumindest während dieser einen Stunde. Dass das natürlich nur eine Seite der Medaille sein kann, dürfte klar sein. Es gibt genügend Fans, die auch die neueren Kompositionen hören wollen bzw. eine Band wird sich auf Dauer nicht damit zufrieden geben, nur die „ollen Kamellen“ zu bringen – zu Recht!

Diese EP aber steht voll und ganz unter diesem Stern. Denn im Frühjahr 1982 wurde die Band SODOM gegründet und kurz darauf werkelten Tom Angelripper, Chris Witchhunter und Aggressor an ihrem ersten Demo, das als „Witching Metal“ in die Analen eingehen wird. Aus diesem Grund verfassten SODOM den Song „1982“, der jetzt mit vier neu eingespielten Stücken der ersten Stunde als EP erscheint. Bereits vor einem Jahr gab es eine Version von „1982“ und ein dazugehöriges Video, warum bereits jetzt ein Remix davon erstellt wurde (der zeitlich gesehen wohl schnellste Remix ever) und die EP erst 2023 erscheint, wissen nur die Götter.

Fakt ist aber, dass alle hier zu hörenden Songs vom aktuellen Line-Up eingespielt wurden. Dieses besteht aus Urgestein Tom Angelripper (vocals, bass), dem 2018 zurückgekehrten Frank Blackfire (guitars), Yorck Segatz (guitars) und Neuzugang Toni Merkel (drums). Letzterer zeichnet sich auch für die Produktion, den Mix und das Mastering verantwortlich.

Nicht umsonst trägt Tom Angelripper im aktuellen, neuen Videoclip von „1982“ ein VENOM-Shirt, zu präsent waren die Briten in den frühen Tagen der Ruhrpotthelden. Natürlich atmet „1982“ den Spirit genau dieser Zeit und VENOM hat einen recht großen Einfluss. Aber die Nummer läuft richtig gut rein und lässt diese unschuldige und doch harte Zeit noch einmal revue passieren. Mit „Witching Metal“ und Victims Of Death“ gibt es den jeweiligen Titeltrack der ersten beiden Demos zu hören. Und es wird schlagartig klar, welche Qualität SODOM seinerzeit schon hatten. Das sind immer noch klasse Nummern. Auch „Let´s Fight In The Darkness Of Hell“ vom zweiten Demo sowie „Equinox“ vom Debütalbum „Obsessed By Cruelty“ (1986) repräsentieren die Frühphase von SODOM perfekt. Natürlich hätte man die Liste für potentielle Neueinspielungen noch weiter fortführen können, Kandidaten dafür gibt es genügend. Man denke alleine an Stücke wie „Outbreak Of Evil“ oder „Blasphemer“.

Aber auch so ist diese EP ein gelungener Blick in den Rückspiegel einer Band, die seit über 40 Jahren den Heavy Metal mitgeprägt, unzählige Musiker beeinflusst und meine Jugend (und nicht nur die) enorm bereichert hat. Kommt als streng limitiertes rot-schwarzes Vinyl oder natürlich auf CD.

Stefan

NITRATE – Feel The Heat

Trackliste:

01. Feel The Heat
02. All The Right Moves
03. Wild In The City
04. Needs A Little Love
05. One Kiss (To Save My Heart)
06. Live Fast, Die Young
07. Haven´t Got Time For Heartache
08. Satellite
09. Strike Like A Hurricane
10. Big Time
11. Stay

Spielzeit: 48:13 min – Genre: AOR, Melodic Rock – Label: Frontiers Records – VÖ: 13.10.2023 – Page: www.facebook.com/Nitrateofficial

 

Die Achtziger Jahre sind immer und überall. Retro-Shows im Fernsehen, Retro-Musik am Ohr, sogar die Klamotten und der Style sind teilweise wieder an das glorreiche Jahrzehnt angelehnt. Um so weniger verwunderlich ist es auch, dass sich mittlerweile unzählige (Rock-) Kapellen dem Sound dieser Dekade verschreiben. Speziell im Hard- und Melodic Rock Bereich und bei den Sleazern, aber auch im Metalbereich ist diese Bewegung ordentlich zu spüren. NITRATE aus Großbritannien sind da keine Ausnahme.

Nach dem bedauerlichen Aus von AOR Heaven haben die Briten bei Frontiers Records angedockt. Als einziges Originalmitglied der 2015 ins Leben gerufenen Combo fungiert Bassist Nick Hogg. ART NATION Shouter Alexander Strindell indes ist schon das zweite Mal am Mikrofon zu hören, während mit Tom (guitars) und James Martin (keyboards) zwei weitere Charaktere bereits zum zweiten Mal in Erscheinung treten. Einzig die Drums wurden an Alex Cooper weitergereicht, Richard Jaques bedient die zweite Gitarre. Es ist also immer etwas Bewegung im Line-Up von NITRATE – seit Anfang an, als Rob Wylde (MIDNITE CITY), Joss Mennen (ZINATRA, MENNEN) oder Pete Newdeck (GRIM REAPER etc.) noch die Instrumente bedienten.

Aber zurück in die Gegenwart. Das Sextett startet mit dem Titeltrack überraschend retro, aber agil und voller Elan in ihr viertes Album. Irgendwie an Songs wie SAMMY HAGAR´s „Winner Takes It All“ aus dem Soundtrack zu „Over The Top“ mit Sly Stallone oder STAN BUSH´s „Fight To Survive“ aus der „Bloodsport“ Filmmusik angelehnt, fahren die Briten die volle Ladung Eighties auf. Auch „All The Right Moves“ ist ähnlich gestrickt und ebenfalls äußerst stark. Mit „Wild In The City“ ist NITRATE ein weiterer Ohrwurm erster Güte gelungen. „Needs A Little Love“ tendiert mehr in die AOR-Richtung, ist aber mitnichten langweilig. Nach der Ballade „One Kiss (To Save My Heart)“ fahren die Jungs mit „Live Fast, Die Young“ groß auf – hier ist der Name Programm. So könnte ich weitermachen bis sich mit „Stay“ der letzte Vorhang senkt. Jeder Song ist stark, wobei sich die Highlights schon in der ersten Hälfte des Albums befinden.

Ich komme nicht umhin, hier ebenfalls neun Punkte zu geben, auch wenn mir das schön langsam niemand mehr abkauft. Aber die Themen, die ich in den letzten Wochen auf den Schreibtisch bekommen habe bzw. mir zum Besprechen herausgesucht habe, sind einfach nur stark und läuten hoffentlich einen richtig heißen Veröffentlichungsherbst mit jeder Menge weiteren Highlights ein. Absolutely well done guyz!

Stefan

SKREEN 6 – Rockin´ Head

Trackliste:

01. Intro
02. Rockin´ Head
03. Life Is Too Short To Die
04. Cry
05. On My Way
06. Whisper Of The Rain
07. All We See Tonight
08. Watch Me Die

 

 

Spielzeit: 30:55 min – Genre: Hardrock – Label: Self Released – VÖ: 19.05.2023 – Page: www.skreen6.com

 

Indien ist nach China das bevölkerungsreichste Land der Erde und hat nahezu drei mal so viele Einwohner wie die gesamte Europäische Union. Dennoch ist Hardrock dort eher ein Randphänomen. Formationen die Staub aufwirbeln können, sind dünn gesät. Und doch gibt es dort eine lebendige Szene, die immer neue Bands zum Vorschein bringen. Nicht alle haben das Format von GIRISH AND THE CHRONICLES mit ihrem stimmgewaltigen Frontmann, aber es sprießt und blüht im ganzen Land. Jüngstes Beispiel ist die 2021 ins Leben gerufene Band SKREEN 6 aus Kochi im Süden des Landes. Alleine in dieser Region leben über 2 Millionen Menschen. Da darf eine Hardrockband absolut nicht fehlen, dachten sich Frontmann Amal Dev Nambiar, Bassist JK, Salas Stewert und MK an den Gitarren und Drummer Adithya KM. Einzig Keyboarder Dibin Savio Jude ist nicht mehr mit von der Partie, man operiert also mittlerweile nur noch zu fünft. Daher rührt auch der Bandname SKREEN 6, die Jungs formierten sich während der zweiten Covid-Welle in Indien,und so waren die einzig möglichen Zusammenkünfte eben via Skype oder Zoom, wo sich dann Abend für Abend der Bildschirm in sechs Screens aufteilte.

Bereits im November 2021 kam mit „Rockin´ Head“ die erste Single ans Licht, im März 2022 folgte mit „Watch Me Die“ die zweite. Jetzt steht mit dem 8-Tracker, der ebenfalls auf „Rockin´ Head“ getauft wurde, die erste Liedersammlung in den Startlöchern. OK, es sind nur 7 vollwertige Songs, denn das etwas deplatzierte Intro kann man nicht wirklich zählen. Warum deplatziert? Es scheint einfach eine Idee eines unfertigen Songs zu sein, der einfach nach knapp einer Minute sein jähes Ende findet. Ganz anders tönt die Debüt-Single „Rockin´Head“ aus den Boxen. Mit coolem Riffing und guter Rhythmusfraktion geht der Song gut ab. Die Vocals indes könnten etwas dreckiger daherkommen. „Life Is Too Short To Die“ hat abermals eingängige Gitarrenarbeit vorzuweisen und einen guten Groove. Auch der Chorus könnte bei Livekonzerten gut kommen. Richtig gute Nummer. Danach folgen mit „Cry“, „On My Way“ und „Whisper Of The Rain“ gleich drei Balladen am Stück, wovon die letzte definitv die beste ist. Auch toll ist dabei die etwas rauere Stimme von Gitarrist Salas Stewert, der hier die Leadvocals übernommen hat, genauso wie bei „On My Way“ übrigens. Das schleppende „All We See Tonight“ gipfelt in einem sehr eingängigen Refrain, den ich irgendwo schon mal gehört habe – nur wo? Ich werde alt. Abschließend gibt es mit „Watch Me Die“ noch nen richtig guten Rocksong zu hören.

Für ihr Debüt haben sich SKREEN 6 einiges einfallen lassen. Selbst genannte Einflüsse wie MÖTLEY CRÜE, SKID ROW oder die SCORPIONS sind nicht auf den ersten Blick erkennbar, aber dennoch allgegenwärtig. Somit sind SKREEN 6 kein Abklatsch o.g. Helden, für internationale Größe müssen die Jungs aber noch ein paar Schippen drauflegen. Dennoch sollte man sich diesen Namen merken, hat Spaß gemacht Jungs!

Stefan

TEMPT – Same

Trackliste:

01. Welcome Me In
02. Living Dangerous (feat. Dorothy)
03. Two Ways
04. Burn Me Down
05. Hideaway
06. Camouflage
07. Golden Tongue
08. Sneakin´ Around
09. Roses
10. Girl
11. Addicted To Touch

Spielzeit: 42:20 min – Genre: Melodic Rock, Modern Rock, Pop – Label: Better Noise Music – VÖ: 25.08.2023 – Page: www.temptband.com

 

Man sollte sich vom Coverartwork dieser Platte nicht täuschen lassen. Wir haben es hier weder mit einer Westcoast-AOR-Kapelle noch mit einer Schnösel-Boyband zu tun, sondern mit einem handfesten Rockalbum, das um viele Elemente aus Funk und Pop angereichert wurde und absolut up to date aus den Boxen quillt. Auch Kapellen wie DEF LEPPARD haben hier und da ihre Spuren hinterlassen – dazu aber später mehr. Wer ist diese junge Band aus New York City eigentlich? 2014 setzten Zach Allen (vocals), Harrison Marcello (guitars), Chris Gooden (bass) und Nicholas Burrows (drums) mit der EP „Under My Skin“ eine erste Duftmarke, alleine der Titeltrack ist ein raues aber dennoch eingängiges Stück Hardrock erster Güte. Zwei Jahre später gab es mit „Runaway“ den ersten Longplayer, der mit „Paralyzed“ einen kleinen Hit enthielt und kurioserweise über Rock Candy Records veröffentlicht wurde.

Erst jetzt – sieben Jahre später – kommt der Vierer aus New York mit einer weiteren Langspielplatte aus der Hüfte, die ganz einfach so heißt, wie die Band selbst. Mit „Living Dangerous“ konnte man bereits vor zwei Jahren ein erstes Ausrufezeichen setzen, das es in sich hatte. Zusammen mit der bekannten Sängerin Dorothy performen TEMPT einen Song, der das Qualitätslevel der Band bereits noch einmal enorm anhebt. Nicht umsonst konnte der Track auf dem Soundtrack des Horror-Streifens „The Retaliators“ platziert werden, neben Beiträgen von MÖTLEY CRÜE, THE HU, CORY MARKS, PAPA ROACH u.v.a.
Aber damit nicht genug. Denn die weiteren Singles „Roses“, „Burn Me Down“ und „Golden Tongue“ sind allesamt Hits. Der Opener „Welcome Me In“ indes ist eine Breitwand-Inszenierung aus Rock und Funk. Das poppige „Two Ways“ trägt alle Trademarks der Band, das rockige „Hideaway“ erinnert ein wenig an DEF LEPPARD während Songs wie „Camouflage“ oder „Girl“ ganz einfach moderne Rocksongs erster Klasse sind. Mit „Sneakin´ Around“ gibt es ein Stück zu hören, das sich immer weiter aufbaut und in einem grandiosen Chorus mündet. Das abschließende „Addicted To Touch“ beschließt ein Album, das ganz unerwartet in den Rock´n Roll Kosmos einschlägt und einen riesigen Krater hinterlässt.

Mit „Tempt“ haben die US-Amerikaner ein Werk erschaffen, das irgendwie niemand auf dem Schirm hatte. Voll mit erstklassigen Stücken irgendwo zwischen Pop, Rock und Hardrock, aber immer abwechslungsreich und ideenreich umgesetzt, zählt diese Scheibe sicher zu den Überraschungen in diesem Musikjahr, das nun vielleicht doch noch so richtig in Fahrt kommt. Wer auf frischen Hardrock moderner Prägung steht, der aber auch aus der Vergangenheit seine Einflüsse zieht, der ist hier genau richtig! Megastark!

Stefan

THE BITES – Squeeze

Trackliste:

01. Knockin´ On The Door
02. Pretty Boys
03. Love Affair
04. Heather Leather
05. Wild Animal
06. Bad Bad
07. Squeeze
08. Good Love
09. Cold Clean Lady
10. Do Me A Favor

 

Spielzeit: 35:44 min – Genre: Glamrock, Rock, Hardrock – Label: Earache Records – VÖ: 15.09.2023 – Page: www.facebook.com/TheBitesBand

 

Kennt Ihr das? Es gibt so Platten, die muss man einfach haben. Ähnlich ergeht es mir manchmal mit einer Rezension – die muss ich einfach machen. Selbst wenn kein Promomaterial vorliegt. Und so ein Fall ist das unlängst veröffentlichte Langeisen der US-amerikanischen Rock´n Roller THE BITES. Mit einem äußerst lässigen Mix, der sich irgendwo zwischen den späten Sechzigern und den frühen Achtzigern verorten lässt, gehen Sänger Jordan Tyler, die beiden Gitarristen Dustin Coon und Jono Richer, Bassist Zack Currier und Schlagzeuger Mark Hylander keinen wirklich neuen Weg. Die Partyattitüde, die Lässigkeit und Abgezocktheit, mit der der Fünfer auf seinem Erstling „Squeeze“ zu Werke geht, ist schier unglaublich.

Wenn man etwas googelt, wird ein Mix aus THE HIVES, MÖTLEY CRÜE, GRETA VAN FLEET oder THE STRUTS angepriesen – das trifft es ziemlich genau. Vielleicht könnte man noch Bands wie JET hinzufügen. Hier wird also recht ursprünglich gerockt und gerollt. Vor vier Jahren wurde das eigentliche Debütalbum „Open Your Mouth“ veröffentlicht, das mittlerweile nirgends mehr zu finden ist, nicht mal mehr bei YT oder Spotify. Der Deal mit Earache Records hat wohl dafür gesorgt, dass diese Platte praktisch ausgelöscht wurde und der jetzt erschienene 10-Tracker „Squeeze“ als Debüt tituliert wird. Warum eigentlich?

Mit einer Spielzeit von gerade mal knapp 36 Minuten haben die zehn neuen Songs eines gemeinsam: sie sind kurz, knackig, absolut old school rock´n rollig und frisch wie selten ein Neuling in der Szene aufgespielt hat. Und sie machen jede Menge Spaß, und zwar alle! Angefangen von der ersten Hit-Single „Do Me A Favor“, die an den Schluss des Albums „verbannt“ wurde über den krachenden Opener „Knockin´On The Door“, das rifflastige „Good Love“, Mega-Nummern wie „Heather Leather“ oder das kürzlich ausgekoppelte „Bad Bad“. Wo hin man hört, ist Party angesagt und das Beste der oben genannten Referenzen tritt zu Tage.

Auch wenn „Squeeze“ nur offiziell das Debüt einer kleinen Rock´n Roll Band aus Hollywood ist, kann man wohl nicht besser in eine Karriere starten. Mit Jordan Tyler hat die Band einen Frontmann mit reichlich Attitüde, die ganze Band strotzt nur so vor Coolness, der Sound der Scheibe ist herrlich retro und doch knackig und hat die richtige Portion Dreck unter den Fingernägeln, was will man also mehr? „Rock´n Roll Is Dead – so praise THE BITES“. Plichtkauf Herrschaften, das hier könnte die Party-Platte des Jahres sein!

Stefan

CRUEL FORCE – Dawn Of The Axe

Trackliste:

01. Azrael´s Dawn (Intro)
02. At The Dawn Of The Axe
03. Night Of Thunder
04. Death Rides The Sky
05. Devil´s Dungeon
06. Watchtower Of Abra
07. Across The Styx
08. Power Surge
09. Realm Of Sands

 


Spielzeit:
38:09 min – Genre: Speed Metal, Thrash Metal, Black Metal – Label: Shadow Kingdom Records – VÖ: 22.09.2023 – Page: www.facebook.com/cruelforce 

 

Wollt Ihr die volle Ladung Old School Metal? Wollt Ihr die totale Zerstörung? Dann seid Ihr hier genau richtig. Denn mit CRUEL FORCE kommt eine Kapelle aus der Versenkung, die bereits 2008 mit ihrem ersten Demo „Into The Crypts“ einiges an Aufsehen im Untergrund stiften konnte. Nach den beiden Alben „The Rise Of Satanic Might“ (2010) und „Under The Sign Of The Moon“ (2011) war aber erst mal Schicht im Schacht. Zwölf Jahre später plötzlich die Meldung, dass es CRUEL FORCE in der MkII Besetzung erneut wissen will. Neben den Originalmitgliedern Carnivore (vocals), GG Alex (drums) und (Teutonic) Slaughter (guitars) wurde Spider am Bass neu rekrutiert. Für das neu gestaltete Logo haben sicher NASTY SAVAGE Pate gestanden, während sich musikalisch alles um die Frühwerke von SLAYER, KREATOR, VENOM oder auch SODOM dreht. Noch mehr als auf den beiden ersten Platten verstehen es CRUEL FORCE, den Spirit der frühen Achtziger einzufangen, und das mit einem absolut konsequenten Oldschool-Sound. Auch die Videoclips sind authentisch und könnten aus den frühen Achtzigern stammen (siehe unten)

Das erste neue Lebenszeichen war die Single zu „Across The Styx“, die bereits im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde. Der Sound ist nicht mehr so rumpelig wie früher und doch volles Brett retro. Und, zur Hölle, die Jungs haben einige Schippen Power draufgepackt und ein majestätisches Riff-Feuerwerk gibt es gratis dazu. Was für ein Brett!

Ebenso Speedig geht es beim Eröffnungsdoppel „At The Dawn Of The Axe“ und „Night Of Thunder“ zu. Heavy, schnell und gnadenlos ist hier die Devise. Der Anfang von „Death Rides The Sky“ erinnert ein wenig an HELLOWEEN´s Debüt EP respektive den Song „Murderer“. Sechseinhalb Minuten Riffgewitter und pure Speed-Gewalt bietet „Devil´s Dungeon“, bevor mit „Watchtower Of Abra“ ein zweites kurzes Instrumental auf „Across The Styx“ einstimmt, jenen Comebacksong, den wir etwas weiter oben schon behandelt haben. „Power Surge“ und das über siebenminütige „Realms Of Sands“ beschließen diese Abrissbirne namens „The Dawn Of The Axe“.

Auf gut 38 Minuten bannen CRUEL FORCE alles, was die frühen Achtziger an Speed-, Thrash- und Black Metal zu bieten hatte. Das ist nicht neu, aber der Vierer, der jetzt aus Mannheim operiert, macht daraus ein Erlebnis, wie man es aus der eigenen Jugend kennt: in den Plattenladen gerannt, die Scheibe aufgrund des coolen Cover Artworks gekauft und dann zu Hause rauf und runter gehört. CRUEL FORCE machen keine Gefangenen, oder wie sie selbst zu sagen pflegen: „Hell no longer awaits!“ In diesem Sinne…Welcome back!

Stefan

RISING WINGS – Reach

Trackliste:

01. Ride On
02. Lonely Is The Night
03. Whatever It Takes
04. Remember
05. Hey You
06. Reach The Sky
07. Keep Going On
08. Wild And Free
09. Crying Time
10. Times Of Rain

 

Spielzeit: 45:36 min – Genre: Melodic Rock – Label: Pride & Joy Music – VÖ: 22.09.2023 – Page: www.risingwings.de 

 

Das Jahr 2023 ist bisher nicht so reich an musikalischen Highlights wie die vergangenen fünf Jahre – noch nicht. Eines kann man in diesem Jahr aber mit Fug und Recht behaupten: es ist das Jahr meiner lokalen Helden. Denn nach der Rückkehr der Ingolstädter Hardrocker HOTWIRE, die zum 20-jährigen Jubiläum ihres Debüt eine äußerst formidable Best-Of Platte in die Regale stellten, schickt sich auch Flo Bauer mit seiner One-Man-Show RISING WINGS an, 17 Jahre nach Gründung seinen ersten Longplayer ins Rennen zu schicken. Aus Schrobenhausen (SOB Rock City) stammend, das nur wenige Kilometer von Ingolstadt entfernt liegt und nicht nur eine sehr lebendige US-Car Szene vorzuweisen hat, sondern eben mit Flo Bauer auch einen umtriebigen Musiker, der neben RISING WINGS auch zahlreiche andere Bands am Start hat (z.B. YOURINGA oder SMALLTOWN REBELS). 2006 erblickte die erste 3-Track das Licht der Welt, seitdem ist noch eine 5-Track EP sowie fünf weitere Singles erschienen. Für alle hat Flo sowohl die Vocals, die Gitarren, die Keyboards und den Bass eingespielt, lediglich an den Drums hatte er Hilfe von Franz Raßhofer, Falco Münch, Markus Herzinger und Bobby Santiago. Über die Jahre sind somit einige Drummer zusammengekommen.

Jetzt gibt es die Essenz von RISING WINGS erstmals als komplettes Album zu erstehen. Was sofort auffällt ist, dass frühes Material komplett fehlt, erst ab der 2011er Single „Times Of Rain“ bekommt der Backkatalog die Kurve. Somit sind also sowohl fünf bereits bekannte als auch fünf brandneue Stücke auf „Reach“ versammelt. Den Anfang macht dabei „Ride On“ – ein mitreißender Hardrocker mit tollem Chorus. Die Melodiegranate „Lonely Is The Night“ folgt auf dem Fuß, bevor das schleppende „Whatever It Takes“ etwas mehr Heavyness ins Spiel bringt, nur um im Refrain abermals ein Melodiefeuerwerk zu zünden. Die Ballade „Remember“ schließt vorerst den Reigen der bereits veröffentlichten Stücke. Das frische „Hey You“ ist ein locker-leichter Sommersong, während der quasi-Titeltrack „Reach The Sky“ typisches RISING WINGS-Futter erster Güte ist. Das luftige „Wild And Free“ kann weitere Akzente setzen, bevor „Crying Time“ die völlig falsche Fährte legt, eine weitere Ballade zu sein. Das bereits bekannte, hochmelodische „Times Of Rain“ beschließt ein erstklassiges Album, auf das die Fans viel zu lange warten mussten.

Flo Bauer liefert mit seinen RISING WINGS ein wirklich tolles Melodic Rock Album ab, was sicher für Verzückung bei Fans von (alten) BONFIRE, CASANOVA, GIANT u.ä. sorgen wird. Und es zeigt wieder einmal, dass der Untergrund auch in Deutschland quicklebendig ist. Support it! Danke an Pride & Joy Music, dass dieses lange geplante Unterfangen endlich Realität wurde! Ein wirklich bärenstarkes Stück Melodic Rock, das sich vor den großen Namen nicht kein bisschen verstecken muss!

Stefan