BASEMENT PROPHECY – Basement Prophecy

Band: Basement Prophecy
Album: Basement Prophecy
Spielzeit: 24:00 min
Stilrichtung: Heavy Metal/Power Metal
Plattenfirma: Eigenveröffentlichung
Veröffentlichung: 09.04.2019
Homepage: www.basement-prophecy.de

Normal würde ich ja einer Fünf-Track-Platte mit 24 Minuten Spieldauer nur eine Kurzrezension widmen. Da es laut Angaben der Band jedoch von der Resonanz auf die CD abhängt, ob man in Zukunft mehr von ihr erwarten darf, hier mein verhältnismäßig langer Beitrag zur Aufrechterhaltung von BASEMENT PROPHECY, da ich von der Truppe doch auf jeden Fall in Zukunft gerne noch mehr hören würde. Ins Leben gerufen wurde das Projekt von Michael Müller, der zuvor mit SRAINED unterwegs war. Alle Instrumente auf “Basement Prophecy” sind von ihm eingespielt worden, gesangliche Unfähigkeit veranlasste ihn dazu, keine Geringeren als Frank Beck von GAMMA RAY und RED RAVEN und Tommy Laasch (Ex-CHINCHILLA) ans Mic zu ordern und mit ihrer Unterstützung mal testweise fünf Tracks als Eigenveröffentlichung unter’s Volk zu bringen.
Die Produktion klingt authentisch nach Basement, aus gutem Grund vermutlich. Sie ist auch der größte Kritikpunkt, der sich an “Basement Prophecy” anbringen lässt, ist sie doch recht dumpf und etwas undefiniert ausgefallen und verlangt ausdrücklich nach einem Remastering irgendwann in der Zukunft. Alles andere wäre schlicht unverantwortlich, denn ausnahmslos alle Tracks der Scheibe sind überaus gelungen, ein homogener Mix aus Power und Heavy Metal, der an Größen wie BLIND GUARDIAN, GAMMA RAY und JUDAS PRIEST angelehnt ist, ohne jedoch als Stil-Kopie abgetan werden zu können.
Die GAMMA-RAY-Vibes offenbaren sich bereits beim von Frank Beck gesungenen Opener “We Are The Children”. Nach einem ruhigen Strophen-Intro mit einer Art Orchesterkeyboard und einer Melodie im besten RAY-Stil gibt’s einen stark komponierten, eingängigen Power-Metal-Chorus auf die Ohren, bevor es GUARDIANiger weitergeht, mit cooler Bass-Line, schreienden Gitarren und schließlich einem echt schönen Mittelteil. “Poison Mind” startet abermals ruhig mit einer Art Flötenkeyboard, in dessen Anschluss die Gitarren den im Vergleich zum ersten Track etwas heavieren und melodisch ganz leicht folkingen Hauptteil einleiten. Refrain abermals eingängig und gelungen, Tommy macht seine Sache, genau wie Frank, echt gut. Das anschließende im Uptempo gehaltene “More” ist der meiner Meinung nach unspektakulärste Track des Albums, das allerdings auf hohem Niveau. Bei den schön bratenden Gitarren, der deftigen Tom-Arbeit im Mittelteil und dem mindestens soliden Chorus wäre es Frevelei, ihn als Lückenfüller zu bezeichnen. “Merciful Fate” ist danach nochmal ’ne absolute Höchstleistung. Der Refrain, erstmals im erneut ruhigen Intro hörbar, wird im Verlauf des Songs mit dem auf’s Intro folgenden Keyboardmotiv kombiniert und ist von einer Qualität, die dem Hörer einen akuten Druck auf den Repeat-Knopf nahelegt. In den Strophen Heavy Metal, im Refrain feinster Power Metal – das Ding ist ein kleines Underground-Meisterwerk. PRIESTig wird es zu guter Letzt mit dem “Painkiller”esken “Metal Wizards” mit seinem Drei-Ton-Chorus, das in seiner effektiven Einfachheit 100% Metal ist und im Mittelteil mal eben noch ein weiteres überaus geiles Motiv raushaut. Begeisterung!

Anspieltipps:
Nu, so groß ist die Auswahl nicht, was? Insbesondere “Merciful Fate”.

Fazit:
Punkte muss ich schweren Herzens abziehen, weil die Qualität der Produktion das Hörerlebnis doch ein wenig beeinflusst. Wer darüber hinweghören kann, der kann locker einen Punkt draufrechnen und hält mit “Basement Prophecy” ein erstes Lebenszeichen einer Band mit also wirklich ganz hohem Potenzial in der Hand, so er denn so freundlich ist, das Ding im Onlineshop der Truppe für läppische 7 Euro inklusive Versand zu erwerben. Das wäre nicht nur löblich der Band gegenüber, sondern auch allen Fans besten Heavy/Power Metals, denen ernsthaft etwas entgehen würde, wenn BASEMENT PROPHECY aufgrund mangelnden Zuspruchs oder mangelnder Einkünfte wieder eingestampft werden müssten. Kaufempfehlung der eindringlichsten Sorte!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. We Are The Children
02. Poison Mind
03. More
04. Merciful Fate
05. Metal Wizards

Jannis

METALL – Metal Fire (Kurzreview)

Band: METALL
Album: Metal Fire
Spielzeit: 41:36 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Iron Shield Records
Veröffentlichung: 26.04.2019
Homepage: www.metall-heavyband.de

METALL – Wer hätte es gedacht, der Name ist Programm bei den Jungs, die sich 1982 in der DDR zusammenschlossen und, beispielsweise mit „Easy Rider“, teils ordentliche Positionen in Rundfunksendungen wie der Beatkiste für sich verbuchen konnten. Nachdem man sich im Jahr 1991 auflöste, war lange Stille um METALL, 2013 erfolgte jedoch die Reunion und nun steht mit „Metal Fire“ bereits das zweite Album der Band in den Läden.

Offensichtlich ist beim Hören von „Metal Fire“: METALL sind nicht die Typen für ausgeklügelte Songstrukturen, innovative Melodien und sie werden Heavy Metal wohl auch nicht revolutionieren. So wie es aussieht hatte man nach der langen Zeit der Stille einfach nochmal Bock, sich mit den Kollegen zusammenzutun und den alten Fans noch einmal nostalgische Freude zu bereiten. Dementsprechend ist das Resultat nicht außergewöhnlich, aber eben genau die Art von harter Musik, die man sich gerne für 15 Euro im kleinen Stamm-Metalclub mit Freunden und Bier zu Gemüte führt: Laut, roh produziert, mit Ahnung davon, wie man simple, traditionelle und prototyp-metallische Melodien und Riffs schreibt. Das Ganze garniert mit viel rauem Klargesang, ein bisschen Geshoute und ein wenig Falsett, mal etwas melodiöser, wie im Refrain von „Stay For A Night To Pray“, mal gemeiner und härter, zum Beispiel bei „Hold The Line“. „Easy Rider“ ist natürlich auch nochmal vertreten – einmal sogar mit deutschem Text, was einen unfreiwillig komischen, aber auch irgendwie sympathischen Effekt hat.

Zusammengefasst: Nichts, wobei man bei einer Tasse Schwarztee seine Hornbrille putzen sollte, wenig Höhen, wenig Tiefen, aber etwas, in das man durchaus mal reinhören kann, wenn man noch auf der Suche nach klassisch-traditionellem Metal der unpolierteren Sorte fürs Festival-Camp ist. METALL eben.

WERTUNG:

 

 

Jannis

TALENTSCHMIEDE: Pantaleon

Band:
Pantaleon

Gegründet:
2009

Herkunft:
Köln/Bonn

Mitglieder:
Till Sauer (Vocals), Xaver Schiffels (Gitarre), Jaques Wery (Keyboard), Sebastian Heuckmann (Bass), Jan Palkoska (Schlagzeug)

Stil:
Progressive Metal

Veröffentlichungen:
Virus (Album), Inner Impact (EP)

Einflüsse:
Evergrey, Symphony X, Dream Theater, Rush, King Crimson, ELP

Was wir die nächsten fünf Jahre erreichen möchten:
Wir schauen mit großer Erwartung auf die nächsten Jahre, da nun das Line-Up harmonisch ist und wir unglaublich viel Energie haben. In fünf Jahren möchten wir gerne auf einen gewachsenen musikalischen Katalog mit schönen Videos und ein paar gespielter Major-Festivals sowie 2-3 Tourneen zurück blicken können – so der Plan. 🙂

Was als nächstes kommt:
Dieses Jahr steht der Fokus auf dem Ausproduzieren neuer Songs. Wir haben unglaublich viel Material in den Schubladen liegen, wovon ganz viel veröffentlicht werden will. Neben einer EP, die relativ kurzfristig erscheinen soll, steht dann für nächstes Jahr möglicherweise die Arbeit an einem Album an.

Unsere beste Erfahrung bis jetzt:
Das ist schwer, in den Jahren haben wir inzwischen einige schöne Konzerte und Momente erlebt. Aber das Release des ersten Albums und das viele positive Feedback, das es daraufhin gab, war wirklich toll.

Unser peinlichster Moment:
Relativ am Anfang hatten wir einen Support-Slot vor einer größeren Band, knapp 200 Leute, gute Stimmung. Leider hatten wir sämtliches Merch zu Hause vergessen und durften jedem danach Fragenden sagen, dass es heute leider keine CD von uns gibt. Eine vergebene Chance und ein Fehler, der uns nicht mehr passieren wird.

Mit wem wir gerne ein Bierchen trinken würden und warum:
Wir freuen uns über jeden Zuhörer, der nach den Konzerten zu uns kommt, mit uns ein Bier trinken und reden möchte.

Wenn wir uns eine Band aussuchen könnten, mit der wir auf Tour gehen dürfen:
Natürlich wäre es toll, mit einer der genretypischen Größen zu spielen. Aber wir glauben, dass wir auch übergreifend im Metal Leute begeistern können und bis auf einige Extreme mit so ziemlich jeder Band touren könnten. Wichtig ist halt, dass die Chemie zwischen den Mitgliedern der verschiedenen Bands stimmt.

Das Beste daran, in einer Band zu spielen:
Es ist wohl klar, dass das Privileg, mit guten Freunden zusammen Musik aufzuführen, das Beste ist, was sich ein Musiker wünschen kann. Aber auch die kreative Arbeit im Proberaum ist ein unvergleichliches Erlebnis.

Das Schlimmste daran, in einer Band zu spielen:
Der Orgaaufwand ist mit Abstand die kräfteraubendste Dimension des Musikmachens. Man vergisst leicht, wie viel „Büroarbeit“ man als Band leisten muss, um durchgehend präsent zu sein.

Online:
www.pantaleon-band.de
www.facebook.com/pantaleon.band

Musik:
Spotify: www.open.spotify.com/artist/6CDjDWgqd8nynnjcgOtugV
Youtube: www.youtube.com/channel/UC-tYN1v5ReyIYoeEWaJV00w

Live-Dates:
21.06.2019 Duisburg-Meiderich, Parkhaus

SILVER BULLET – Mooncult

Band: Silver Bullet
Album: Mooncult
Spielzeit: 55:38 min
Stilrichtung: Symphonic Heavy Metal
Plattenfirma: Reaper Entertainment Europe
Veröffentlichung: 29.03.2019
Homepage: www.silverbulletofficial.com

Ohne einzelnen Vertretern des Symphonic Power Metals zu nahe treten zu wollen: Es gibt in diesem Genre einen dermaßenen Overkill an Bands, die alle soweit professionell klingen und dabei auch alle mehr oder weniger gleich. Brauchen wir wirklich noch eine weitere Band, die diese Art von Metal spielt? Ganz sachlich betrachtet: kommt drauf an. Schmalz, Keyboardstreicherteppiche und hymnisch-fröhlich-episch-leidenschaftliche Melodien ohne größeren Tiefgang sind soweit ausreichend vertreten. Allerdings verstehen SILVER BULLET unter “Symphonic Power Metal” ein bisschen was anderes. Das zweite Album der Truppe um Ex-DREAMTALE-Sänger Nils Nordling und Ex-Turisas-Bassist Hannes Horma gibt dem Genre nämlich etwas, was ihm zumeist fehlt: böse Härte. Ihr neuer Release “Mooncult” ist absolut melodieorientiert, scheut sich allerdings nicht davor, seine Melodien mit oft ordentlich aggressivem Geknüppel zu verbinden, das dank der gelungenen Produktion auch überzeugend heavy ausfällt. Neben dem schweißtreibenden Spiel der Instrumentalfraktion sind es vor allem die unglaublich wandelbare Stimme von Nils, die in ihren Facetten und auch dank der Backing-Vocals-Arrangements einen leichten Musical-Touch ins Game bringt, und die Orchestral-Arrangements, die den Braten fett machen. Letztere haben mit dem Standard-Sinfonieorchester-Sound der Heimkeyboards vieler Bands so gar nichts zu tun. Durchdringende Blechbläser treffen auf dicke Streicherparts und das mit einer derartig unkitschig-düsteren Wucht, dass es eine wahre Freude ist. Dazu eine Hexen-Konzeptstory und das Ergebnis ist ungeheuer spaßiger und atmosphärischer Hollywood-düster-Popcorn-Grusel, gefühlt komponiert von GRAVE DIGGER (Die Parallelen zwischen “Burn The Witch” und “Season Of The Witch” sind unüberhörbar), KING DIAMOND (Textlich das “The Eye”-Album und musikalisch gerade hinsichtlich des vielseitigen Vocal-Einsatzes) und FLESHGOD APOCALYPSE (dieses Orchester…) und dann einmal von TURISAS und DREAMTALE durch den Filmsoundtrack-Power-Metal-Wolf gedreht. Klingt das nach Entertainment? Ja, meine Freunde, danach klingt es. Melodisch-symphonisches Gekloppe vom Feinsten mit Musical-Grusel-Atmosphäre, die sich schon beim Intro einstellt. Track 2 zeigt dann erstmal, wo der Hammer hängt, zieht kompromisslos voran und führt bereits in die Chor- und Orchester-Verwendung ein. Mit “Forever Lost” wird’s im Anschluss ein wenig DREAMTALEig-poppiger, dafür mit “Maiden, Mother And Crone” trocken-gemeiner.
Ist die erste Hälfte des Albums schon beachtlich, geht es ab Track 6 so richtig steil. Das Orchester brät, die Band gibt alles und Nils muss wohl nach diesem Album nie wieder eine Bewerbung als Sänger abgeben. Man kann nicht anders als “Mooncult” als wahres Feuerwerk an geil arrangierten Parts zu betrachten. Auch nach mehrfachem Hören verschwimmen einige Tracks noch ein wenig für mich, aber Eingängigkeit steht bei ihnen auch nicht im Vordergrund, der Fokus liegt eher auf der Grundstimmung und den einzelnen Parts für sich, die in ihrer Zusammensetzung ein absolut schlüssiges Ganzes ergeben. Danke SILVER BULLET. Sowas war nochmal nötig.

Anspieltipps:
“Burn The Witch”, “The Chalice And The Blade”, “Forever Lost” und “She Holds The Greatest Promise”

Fazit:
Härte trifft auf Melodie trifft auf einen starken Sänger trifft auf tolle Orchestral-Arrangements trifft auf Atmosphäre. “Mooncult” klingt, als hätte Tim Burton einen Film mit Sylvester Stallone in der Hauptrolle gedreht und seien wir ehrlich – wer würde sich den nicht anschauen wollen? Dickes Lob an die fünf Herren, ich prophezeie einen heftigen Bekanntheitspush spätestens beim Release des dritten Albums!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. 1590 Edinburgh
02. She Holds The Greatest Promise
03. Forever Lost
04. Maiden, Mother And Crone
05. Light The Lanterns (Scavengers Of Death)
06. The Witches Hammer
07. The Chalice And The Blade
08. Burn The Witch
09. Purgatorius Ignis
10. Eternity In Shadows
11. Battle Of Shadows
12. Lady Of Lies

Jannis

LANCE KING – ReProgram

Band: Lance King
Album: ReProgram
Spielzeit: 59:53 min
Stilrichtung: Modern Progressive Power Metal
Plattenfirma: Nightmare Records
Veröffentlichung: 29.03.2019
Homepage: lancekingvox.com

Dass es sich lohnt, neben den äußeren Eigenschaften eines Albums auch auf das Innere zu schauen und nicht vorschnell zu urteilen, das hat sich in den letzten Wochen bereits bei SKELETOON gezeigt, hinter deren seltsamem “Nerd Metal”-Label sich Power Metal der herrlichsten Sorte verbirgt. Mit LANCE KING ist das ähnlich. Der Mann heißt LANCE KING, seine Band heißt LANCE KING, auf dem Cover ist DREIMAL (!) LANCE KING zu sehen und auf “Reprogram” verbindet LANCE KING nach eigenen Angaben Progressive Metal mit philosophischen Texten, was ihn dazu veranlasst hat, seiner Musik direkt noch ’ne eigene Genrebezeichnung, “Celestial Metal” zu verpassen, und man fragt sich, ob da nicht jemand ein bisschen egozentrisch und sehr selbstherrlich unterwegs in den Fußstapfen von DEVIN TOWNSEND ist. Zur Klärung: LANCE KING hat offensichtlich ein ordentliches Ego, er kann es sich aber auch leisten. “ReProgram” ist professionellster moderner Progressive Power Metal von einem Typen mit tüchtig Ahnung, die er sich unter anderem bei PYRAMAZE erarbeitet hat.
Zuerst zur Produktion und Band/Gesangsleistung: Junge Junge. Die Stimme von Lance macht’s absolut, bezüglich der Restband kann ich keinerlei Kritik finden und die Produktion knallt ja mal sowas von hart, dass einem selbst balladigere Parts noch mit einer Todeswucht um die Ohren fliegen. Die Platte ist ein einziger Hörgenuss und selbst wenn sie kompositorisch der letzte Rotz wäre hätte man allein dank der Produktion noch einen Heidenspaß an ihr. Tatsächlich ist sie allerdings auch kompositorisch stark ausgefallen. Lance verfolgt einen Stil, der weniger auf ganz originell ausgearbeitete Melodien aus ist, sondern seine Faszination aus einem Zusammenspiel von gut eingestreuten progressiven Elementen und hervorragenden Synthesizern unter nicht ganz spektakulären aber smart geschriebenen Melodien zieht. Ruhige Parts und mieses Gedresche geben sich auf seinen Songs die Hand, dementsprechend gibt es auch keine komplette Ballade, sondern nur einige balladeske Parts, die als willkommene Abwechslung zum schnelleren und härteren Material dienen. Und auch wenn man melodisch nicht ganz die Qualität von Progressive-Metal-Überfliegern wie HAKEN erreicht, sind Ohrwurm-Lines und interessante Passagen in Masse vorhanden, allen voran im Hit “Pointing Fingers”. Der Verdacht, man sei mit seinem spirituell-philosophischen Progressive-Kram groß DEVIN-influenced, bestätigt sich auch nicht. Zwar ist davon auszugehen, dass Lance beim Refrain von “Technology” gerne Anneke van Giersbergen am Start gehabt hätte, aber allgemein ist der Spirit von “ReProgram” viel Modern-Melodic-Metal-lastiger und obendrein nahezu kitschfrei. Den einen Punkt muss ich lediglich abziehen, weil einige Songs eine geringere Menge an Alleinstellungsmerkmalen haben, zwar einwandfrei im Stil von LANCE gehalten sind, dabei aber ein wenig Kreativität missen lassen. Totalausfälle sucht man allerdings vergeblich.

Anspieltipps:
“Pointing Fingers”, “Perfect World”, “A Mind At War” und “Limitless”

Fazit:
Eine Produktion, die erbarmungslos das Schmalz aus den Ohren drischt, eine Top-Gesamtleistung, was Gesang und Instrumente angeht, eine sehr gelungene Kombination aus progressiven Elementen und modernem Power Metal mit zeitgemäßem Synth-Einsatz, Melodien, die ins Ohr gehen – Man kann mit “ReProgram” quasi nichts falsch machen, wenn einem diese Attribute zusagen. So klingt guter Progressive Power Metal im Jahr 2019.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. ReProgram
02. Pointing Fingers
03. Stand Your Ground
04. Technology
05. Reaction Formation
06. Limitless
07. Wide Open
08. Chaotica
09. Spell Of Domestication
10. Perfect World
11. A Mind At War

Jannis

BATTLE BEAST – No More Hollywood Endings

Band: Battle Beast
Album: No More Hollywood Endings
Spielzeit: 45:42 min
Stilrichtung: Power Metal/Hard Rock
Plattenfirma: Nuclear Blast Records
Veröffentlichung: 22.03.2019
Homepage: www.battlebeast.fi

Man mag BATTLE BEAST eine gewisse Nähe zum BummZapp-Synthwand-Metal der Kollegen POWERWOLF und SABATON nicht absprechen. Dabei muss man jedoch anerkennend würdigen, dass die Truppe um Ausnahme-Sängerin Noora Louhimo seit ihrem Debut ihren Stil konsequent verfolgt, ohne in stumpfe Selbstkopiererei abzudriften. Stattdessen wagt man von Album zu Album Neues und mutet den Fans dabei durchaus einiges zu, testet ihre Toleranzgrenzen und schiebt sie durch die Geilheit des Materials schleichend immer weiter nach oben. Daher erstmal: Was kennt man so schon? Also, die Produktion ist wie gewohnt kompakt, auf den Punkt und dabei deftigst fett. So wie es sein muss. Die dicken Fanfaren-Synths dürfen natürlich auch nicht fehlen, ebenso wie die ultra-eingängigen Melodien, das gewohnte Niveau der Band und die übertriebenen Vocals.
Das sind so die Qualitäten, die der bestens gelungene Uptempo-BATTLE-BEAST-Prototyp “The Golden Horde” und der Midtempo-Track “The Hero” mit seinem “Maniac”-Gedenkriff und dem elektronischen Intro mit seinen knallenden E-Drum-Parts am reinsten beinhalten. Leichte Neuerungen finden sich allerdings schon bei “Unbroken”, dem Opener. Mit erstmals echten Streichern und einem Drummer, der beweist, dass er neben Base-Snare-Base noch mehr drauf hat, gestaltet sich das Ding als würdiger Einstieg, der Experimentierfreude in Strophe und Prechorus beweist und im Chorus die komplette Fanbedienung auffährt. Stimmung geht steil. “No More Hollywood Endings” ist das “King For A Day” vom aktuellen Album, abermals mit starkem Refrain, 50er-Jahre-Film-Noir-Streichern und -Vocals und auch melodisch in diese Richtung gehend nicht unbedingt der Standard-BATTLE-BEAST-Song. Der kommt danach mit “Eden”: bisschen nichtssagend, bisschen 08/15, bisschen mehr gängiger Symphonic Metal, aber auch sehr nett soweit.
Gibt es AOR-Fans, die an dieser Stelle noch mitlesen? Dann sei hier “Endless Summer” für Euch, der Sommer-Feelgood-Song des Albums, der klischeehafter nicht sein könnte, allerdings auch kaum gelungener. Dafür wird es bei “Piece Of Me” ungleich dreckiger in den Drum-orientierten Strophen, verstärkt nochmal durch die wohl asozialsten Keyboards der Geschichte von BATTLE BEAST.
Anschließend kommt mit “I Wish” eine Ballade, die weniger in die Elektropop-Kerbe der Balladen auf “Unholy Savior” schlägt, sondern eher Richtung Titeltrack in Balladenform geht. Übersteigt meine Toleranzgrenze, ist aber ein Fortschritt und top arrangiert. Und das bereits erwähnte “The Golden Horde” lässt dank seiner Refrain-Harmonien den Verdacht aufkommen, man wolle Anton mal zeigen, wie “Blind And Frozen” von BEAST IN BLACK mit Eiern klingen würde. Von dessen Kompositionsstrukturen hat man sich inzwischen souverän ein wenig distanziert. Gut so, denn würde man lediglich weiter auf dieser Erfolgsschiene fahren, wäre bei “No More Hollywood Endings” wohl das passiert, was unter anderem POWERWOLF vor einigen Jahren zugestoßen ist: musikalischer Stillstand auf hohem Niveau. Und das ist bei der neuen BATTLE BEAST in keinster Weise der Fall.

Anspieltipps: “Piece Of Me”, “The Golden Horde”, “Endless Summer” und “Unbroken”

Fazit:
Angst vor der Stagnation der Band ist absolut unbegründet. Die Melodien gehen noch ins Ohr, die Synths knallen, die Produktion ebenso, Nooras Stimme wird immer noch besser – und zu alldem versucht sie die Truppe aus Finnland immer wieder an Neuem. Absolut erfolgreich. Kaufempfehlung der nachdrücklichsten Art.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Unbroken
02. No More Hollywood Endings
03. Eden
04. Unfairy Tales
05. Endless Summer
06. The Hero
07. Piece Of Me
08. I Wish
09. Raise Your Fists
10. The Golden Horde
11. World On Fire

Jannis

INVICTUS – Burst The Curse (Kurz Review)

Band: Invictus
Album: Burst The Curse
Spielzeit: 11:10 min
Stilrichtung: Heavy Metal/Speed Metal
Plattenfirma: Eigenproduktion
Veröffentlichung: 15.03.2019
Homepage: www.facebook.com/InvictusHeavyMetal

Kurze EP, kurze Rezension. INVICTUS wenden sich mit ihrer Debut-EP an die Öffentlichkeit. Drei Tracks enthält das gute Stück, der Produktion merkt man deutlich an, dass sie nicht von einem Vollprofi stammt. Ein bisschen holzig klingt das Resultat, geht aber für ein eigenveröfftlichtes Ding voll in Ordnung. Soll ja auch ein wenig oldschool klingen und das tut es so auf jeden Fall. Die Leistung der Band ist absolut zufriedenstellend. Die Instrumente sitzen, die Vocals sind wirklich korrekt und die Backing Vocals gut eingesetzt.
Die Songs sind an sich ebenfalls stabil, haben aber kein wirkliches Erinnerungspotenzial. “Burst The Curse” ist einigermaßen purer mitgrölbarer Speed Metal, “Gaja” eine schöne und erfreulich unkitschige Ballade und “Someone Out There” eine Spur langsamer als der Titeltrack, dabei mit einem klassischen Heavy-Metal-Refrain ausgestattet.
Alles in allem: An der Produktion muss bei zukünftigen Releases noch gearbeitet werden und auch hinsichtlich der Komposition besteht noch Luft nach oben. Aber wir reden hier von einer Debut-EP, die ohne Label in Eigenarbeit zusammengeschraubt wurde. Hat sich in Zukunft erstmal eine gewisse Routine eingestellt, so dürften wir von INVICTUS demnächst gut gespielten und authentischen Retro-Speed-Metal erwarten können (was auf “Burst The Curse” bereits der Fall ist), mit ein wenig ausgearbeiteteren Songs und hoffentlich etwas besserer Produktion.

WERTUNG:

 

 

Jannis

SPIRITS OF FIRE – Spirits Of Fire

Band: Spirits Of Fire
Album: Spirits Of Fire
Spielzeit: 62:54 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Frontiers Music
Veröffentlichung: 22.02.2019
Homepage: www.facebook.com/SpiritsOfFireBand

Schnallt Euch an, Leute, es gibt ‘ne neue Supergroup. Und nein, ohne Mike Portnoy, dafür aber mit dem allseits bekannten Tim “Ripper” Owens, Chris Caffery von SAVATAGE und TSA an der Gitarre, Steve DiGiorgio von TESTAMENT und DEATH und Mark Zonder von FATES WARNING. Damit ist schonmal klar, wohin die Reise geht: Heavy Metal der klassischen Art. Für den Sound verantwortlich ist Roy Z, der zuletzt den Sound von STONECASTs “I Earther” in Teilen in den Sand gesetzt hat und bei den SPIRITS OF FIRE erneut nur mittelmäßige Arbeit geleistet hat. Der Wumms fehlt, das Album ist allgemein echt leise für ein aktuelles Metal-Album, aber wie schon bei STONECAST: Hören lässt sich das Ding trotzdem recht gut. Großes Manko bei der Produktion wären noch die Synthesizer, die teils recht gut kommen, teils aber auch wie Fremdkörper anmuten, da sie nicht besonders liebevoll ins Gesamtkonzept integriert wurden, sondern am Ende eben noch draufgeklatscht wurden, in einer Lautstärke, in der sie nicht stören. Vermutlich, um nachher jedem erzählen zu können, das Album verbinde traditionellen Heavy Metal mit modernen Einflüssen und so. Man kennt das. Die Band macht spielerisch insgesamt einen guten Job, auch wenn Tim nur wenige wirkliche Höchstleistungen zum Besten gibt. Dafür überzeugt Caffery auf “Spirits Of Fire” mit quasi durchgängiger Götterarbeit, was Spiel und Komposition angeht. Alleine für die Gitarrenarbeit lohnt sich die Platte eigentlich schon.
Die Songs an sich sind zuerst mal größtenteils zu lang. Nur drei von ihnen sind unter fünf Minuten gehalten, der Rest bisweilen mit immer noch einem weiteren Part künstlich gestreckt. Hätte man die Songs auf vier bis maximal fünf Minuten gehalten, wäre das Gesamtbild am Ende des Hörens wohl etwas kurzweiliger ausgefallen, als es nun der Fall ist. Nichtsdestotrotz machen viele Tracks von “Spirits Of Fire” Spaß. Das Grundfeeling ist enorm PRIESTig und wechselt, wenn man das denn so sagen kann, im Verlauf des Albums von “Painkiller” zu “Nostradamus”. Die konsonanten Harmonien hat man sich für die letzten drei Tracks aufgehoben, insbesondere für das finale “Alone In The Darkness”. Das Resultat ist leicht kitschig aber schön komponiert, wie auch “It’s Everywhere”, Track fünf auf der Scheibe und der erste ansatzweise radiokompatible. Davor (und während der drei Tracks danach) regieren Melodien abseits der Eingängigkeit, gerne im oberen Midtempo/unteren Uptempo angesiedelt, die insbesondere wegen der Gitarrenarbeit während des Hörens ordentlich Spaß machen, dabei aber kaum im Kopf bleiben. Man hat jeden der beteiligten Musiker schon auf wesentlich besseren Alben gehört und wundert sich an einigen Stellen tatsächlich über das Schulband-Niveau, sei es bei den “Hey”-Rufen im Mittelteil von “Stand And Fight”, die so nur live aber niemals auf CD vorkommen sollten, oder beim komplett fehlgeschlagenen Text von “A Game”, den man tatsächlich noch besser durch beständige “Hey”-Rufe ersetzt hätte. Insgesamt ist das Ganze aber überraschend undergroundig klingender Oldschool-Metal, der eher nach JUDAS-PRIEST-Huldigung einer kleineren talentierten Band klingt, als nach einer Allstar-Gruppe.

Anspieltipps:
“Light Speed Marching”, “A Game”, “Alone In The Darkness” und “Spirits Of Fire”

Fazit:
Wer es gerne ein bisschen rauer und traditioneller mag, keinen Wert auf Ohrwurmmelodien legt und die ganze geleckte Popsparte im Metal auf täglicher Basis mit Verachtung straft, für ein paar emotional-ruhigere Songs dabei jedoch Verständnis zeigt, der kriegt mit „Spirits Of Fire“ genau das was er braucht. Wer Owens Stimme, Cafferys Spiel oder geile Gitarren-Performances an sich mag, auch.

WERTUNG:

 

Trackliste:

01. Light Speed Marching
02. Temple Of The Soul
03. All Comes Together
04. Spirits Of Fire
05. It’s Everywhere
06. A Game
07. Stand And Fight
08. Meet Your End
09. Never To Return
10. The Path
11. Alone In The Darkness

Jannis

SKELETOON – They Never Say Die

Band: SkeleToon
Album: They Never Say Die
Spielzeit: 59:14 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Scarlet Records
Veröffentlichung: 08.03.2019
Homepage: www.skeletoonband.com

Es mag persönlichen Abneigungen des Rezensenten geschuldet sein, dass man beim Öffnen des Promotexts und der darin omnipräsenten Stil-Bezeichnung “Nerd Metal” akut Bock darauf bekommt, den Laptop aus dem Fenster zu werfen, EMP für ihre Zusammenführung von Metal und “Nerdkultur” anzuzeigen und aus Protest den Musikgeschmack zu wechseln. Das würde allerdings massive Kosten mit sich ziehen und den Chefredakteur frustrieren, also musste halt doch mal ein Ohr riskiert werden, in dieses Album von SKELETOON, das als Huldigung der Steven-Spielbergschen Goonies beworben wird. Was soll ich sagen. Gute Entscheidung. Über eine Stunde Spieldauer und mit Gästen wie Michele Luppi von WHITESNAKE, Giacomo Voli von RHAPSODY OF FIRE und Alessandro Conti von TRICK OR TREAT gewürzt ballert die Truppe von SKELETOON dem Hörer mit “Never Say Die” melodischen Power Metal aus dem Lehrburch um die Ohren. Die Produktion geht steil, Gesang und Instrumente klingen wie aus einem Guss (Die Vocals sind in tieferen Sphären voll okay, in höheren ganz bezaubernd) und das Gute-Laune-Power-Metal-Kitsch-Pedal wird bis zum Anschlag durchgetreten.
Innovativ ist das nicht. Viel Uptempo, viel Basstrommelmisshandlung, viel Eingängigkeit, viel Fröhlichkeit; die Beschreibung trifft auf einen Haufen Power-Metal-Alben zu, die alle ähnlich klingen und in den Tiefen YouTubes bis zur Umsetzung von Artikel 13 darauf warten, entdeckt zu werden. SKELETOON machen das allerdings tatsächlich arschgut. Die Refrains haben sehr oft eine Menge Wiedererkennungswert, die Melodien haben Charakter und die Umsetzung lässt eh keinerlei Kritik zu. Die Backing Vocals sind fett, die Orchester-Synths sind präsent aber nicht nervig und die anderen Synthesizer sporadisch und klug eingesetzt. Nach dem Prototyp-Opener “Hell-O”, der nicht das letzte Mal Erinnerungen an DRAGONFORCE wecken wird, geht es mit “Hoist Our Colors” in stampfendem Midtempo zunächst etwas höhepunktarm weiter. Dafür entschädigt “The Truffle Shuffle Army” (Herrgott) mit einem wirklich herausragenden Refrain und Vollgas, bevor es mit dem balladigeren “To Leave A Land” wieder etwas banaler, wenngleich kein bisschen scheiße wird. Mit Track 2 und 4 sind dann die schwächsten Songs auch abgehakt. Der folgende Titeltrack holzt wieder munter daher, abermals mit beglückendem Refrain und ebensolchem Synth-Solo, der Refrain von “Last Chance” macht die Platte endgültig zu einem heißen Kandidaten für das Power-Metal-Sommeralbum 2019 und “I Have The Key” punktet mit leichtem GAMMA-RAY-”Black Hole”-Feeling.
Weiter geht’s mit “The Chain Master” und man muss sich fragen, ob die Kombination von einem “The XY Master”-Titel und den musikalischen “Shelter From The Rain”-Anleihen einen Rückschluss auf AVANTASIAs “Scarecrow”-Album als innerhalb der Band gerne gehört rechtfertigt. Dann noch coole Strophenarbeit, Vielseitigkeit und Kurzweiligkeit im Acht-Minüter “When Legends Turn Real”, der perfekte Endtrack in Form des bombastischen “Farewell”, das als 6/8el-Version von MGMTs ”Kids” beginnt und temporär als Power-Metal-Version von “Life Eternal” von GHOST weitergeht, und der echte Endtrack, ein kurzer und sympathisch-überladener 80er-Disco-Metal-Track.

Anspieltipps:
“The Truffle Shuffle Army”, “Farewell”, “They Never Say Die”, “Last Chance” und “When Legends Turn Real”

Fazit:
Bestens produzierter und gespielter sehr fröhlicher Power Metal mit beachtlich wenigen Standard-Melodien, ordentlich Geschwindigkeit und massig Cheesyness. Das Konzept ist Geschmackssache, aber “They Never Say Die” ist ein Power-Metal-Album, wie es im Buche steht. Heftige Reinhörempfehlung!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Hell-O
02. Hoist Our Colors
03. The Truffle Shuffle Army – Bizardly Bizarre
04. To Leave A Land
05. They Never Sax Die
06. Last Chance
07. I Have The Key
08. The Chain Master
09. When Legends Turn Real
10. Farewell
11. Goonies R Good Enough

Jannis

LAST IN LINE – II

Band: Last In Line
Album: II
Spielzeit: 52:32 min
Stilrichtung: Hard Rock/Heavy Metal
Plattenfirma: Frontiers Music
Veröffentlichung: 22.02.2019
Homepage: www.lastinlineofficial.com

Releasedatum 22.02.2019, einen Monat später sollte man dann auch wirklich mal die Rezension raushauen. Eigentlich wollte ich die Band ja schon früher besprechen, aber leider sind sie eben die LAST IN LINE. Im Zeitalter der Diskussion um die Abschaffung von Plastikbesteck ist es umso wichtiger, auf jegliche erdenkliche Art an die Pommesgabel zu erinnern. Genug der Späße. LAST IN LINE machen das authentischstmöglich. Die Truppe wurde von Vinny Appice, Jimmy Bain und Vivian Campbell gegründet, die so einige legendäre DIO-Alben mitzuverantworten haben. Ex-OZZY-Bassist Phil Soussan übernahm die tiefen Frequenzen nach dem Ableben von Bain und Andrew Freeman komplettiert das LineUp mit seinen bestens zum Sound der Band passenden oralen Glanzleistungen. Dazu ’ne Produktion von Jeff Pilson (FOREIGNER, DOKKEN); was kann da noch schiefgehen?

Kaum was. Der Sound des zweiten Albums der Band ist organisch, kein bisschen gelutscht, dabei druckvoll und leicht trocken-staubig. Kann man nichts dran bemängeln, gerade die Vocal-Produktion ist mit ihren sparsam-effektiven Backing Vocals hervorragend gelungen. Die Gitarren schobbern, der Bass hat gut Anschlag und Durchsetzungskraft, die Drums knallen.
“II” ist eines der Alben, bei deren Hören man automatisch cooler wird. Mit starker Riffarbeit, positiver Abgespecktheit und viel Midtempo ist man unterwegs, vorgetragen von Musikern, über deren Qualität man wohl keine weiteren Worte verlieren muss. Die Mittel des Genres werden soweit ausgereizt. Da gibt es “Love And War”, das in seinen Strophen vergleichsweise smooth zum entspannten Zurücklehnen einlädt, feierlich-hymnische Refrains in “The Unknown” oder “The Light” (Backing Vocals im Quartabstand machen jeden Oldschool-Hard-Rock/Metal-Track nochmal realer) und auch mal bösere Grundstimmung in Teilen des geil einsteigenden “Year Of The Gun”, das zudem mit interessant rhythmusdominiertem Refrain besticht – um mal einige Stichproben anzuführen.
Die DIO-Einflüsse sind oft unverkennbar, auch wenn die Komposition sich durchaus genug Freiheiten erlaubt, um nicht als staubige Kopie seiner selbst aus alten Tagen abgetan werden zu können. Auch Andrews Stimme klingt gerade eben so genug nicht nach Ronnie.
Kritik kann nur bezüglich einiger Songs geäußert werden, die handwerklich erwartet gekonnt umgesetzt wurden, dabei jedoch eher unspektakulär geschrieben sind, insbesondere der mit über sechs Minuten längste Track “Sword From The Stone”, der vergleichsweise gewöhnlich ausfällt und an Interessantem weniger zu bieten hat. Das machen große Teile des Rests des Albums aber wieder wett. Die hard-rockige Einfachheit der Songs wird durch feine Strophenstrukturen, ruhigere Parts mit smartem Gitarreneinsatz und kräftige unkitschige Melodien kompensiert, garniert durch die Skills der Bandmitglieder, die vermutlich auch aus “Hänschen klein” noch eine Biker-kompatible Nummer gemacht hätten.

Anspieltipps: “Year Of The Gun”, “The Unknown”, “False Flag” und “Gods And Tyrants”

Fazit:
Eine so authentische Interpretation von klassischem Hard Rock/Heavy Metal durch derartig routinierte und begabte Musiker mit einer solchen Backstory kann eigentlich nur gelingen. Tut sie auch und sei somit all denen ans Herz gelegt, die besagten Musikstil mögen. Sichere Bank.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. II – Intro
02. Blackout The Sun
03. Landslide
04. Gods And Tyrants
05. Year Of The Gun
06. Give Up The Ghost
07. The Unknown
08. Sword From The Stone
09. Electrified
10. Love And War
11. False Flag
12. The Light

Jannis