THRUST – The Helm Of Awe

Band: Thrust
Album: The Helm Of Awe
Spielzeit: 50:29 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Pure Steel Records
Veröffentlichung: 20.10.2020
Homepage: www.facebook.com/ThrustBandOfficial

Musikalisch konservativ zu sein ist im Metal immer etwas, woran sich die Geister spalten. Denjenigen, die ihre Musik gerne in zeitgemäß produziert und eingespielt mögen, stehen die gegenüber, denen es kaum roh, unpoliert und authentisch genug sein kann, um mal in härteren Stereotypen zu denken. Letztere sind die Zielgruppe von THRUST, die seit 1984 vier Alben veröffentlicht haben und nun mit “The Helm Of Awe” zum fünften Axtschlag ausholen. In Sachen authentische Aufnahme macht den Amerikanern so schnell keiner was vor. Mir persönlich ist die Unpoliertheit in der Form ein bisschen zu viel des Guten, denn sie äußert sich auch in häufigeren hörbaren Temposchwankungen und Ungenauigkeiten, was einem eher rhythmusorientierten Track wie “Still Alive” ein Stück weit die nötige Definiertheit nimmt, und der Platte ein wenig den nötigen Groove. Die Produktion ist ansonsten im Rahmen, die Vocals pendeln zwischen ziemlich gut und leicht daneben, aber das ist im Sinne des Authentizitätsfaktors kein Problem.
Musikalisch ist “The Helm Of Awe” über weite Teile hinweg etwas zu simpel für meinen Geschmack. Kaum eine Strophe, die nicht aus viermal derselben Melodieline besteht, dafür einige, die über maximal drei unterschiedliche Gesangstöne nicht hinauskommen. Simple Refrains, ab und zu mal ein ruhiger Mittelteil, ein Tempowechsel nach dem kurzen Songintro, oder einer zum Solopart. Melodisch stechen wenige Stellen wirklich hervor und die Songstrukturen sind weitgehend vorhersehbar.
Am besten sind THRUST, wenn sie in der generell besseren zweiten Hälfte ab Track 5 auch mal länger in langsamere schwere Songs oder Songteile investieren. Dann entwickeln sie gerne mal eine erfrischende Doom-Schlagseite, die Sänger Eric subjektiv auch noch um einiges intensiver auszufüllen weiß, als den True Heavy Speed Metal, den man ansonsten bedient. Insbesondere “Killing Bridge” sticht hier herovr, mit über sieben Minuten der längste Track des Albums, stimmungsvoll und mit vergleichsweise unkonventioneller Harmoniearbeit. “The Traveler” schlägt in eine ähnliche Kerbe, ist zudem der einzige Song mit leichterem Keyboardeinsatz und einer der Tracks, deren Strophe doch eine kleine Entwicklung vollzieht. “Crucifixion” ist im Gegensatz dazu mit sickem Riff ausgestattet und kommt mit seinen unklaren Vocals im Chorus im treibenden unteren Uptempo angenehm böse. Und beim finalen Titeltrack werden sogar black-metallige Vocals ausgepackt, der Bosheitsfaktor noch einmal leicht erhöht. Mieser Track, im positiven Sinne.

Fazit:
Somit ist auch der Nachfolger on “Harvest Of Souls” eine Platte, die hauptsächlich die Hörerschaft anspricht, die sich bei meiner Kritik denkt “Was hat der Typ, sowas ist doch geil!” Diejenigen (wenn Ihr nicht sicher seid, ob Ihr darunterfallt: Wenn Ihr eine zerlebte Kutte Euer eigen nennen könnt, seid Ihr tendenziell schonmal Zielgruppe) können gerne mal ein Ohr riskieren. Wer seinen Metal aber eher auf den Punkt, melodisch ausgefeilter und ein bisschen high-end-produzierter mag, der wird vermutlich weniger mit “The Helm Of Awe” anfangen können, obgleich man sich im Allgemeinen durchaus einen halben Punkt nach oben entwickelt hat.

Anspieltipps:
“Killing Bridge”, “The Traveler” und “Crucifixion”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Black River
02. Blood In The Sky
03. Purgatory Gates
04. Still Alive
05. Killing Bridge
06. Battle Flag
07. Ghost In Me
08. The Traveler
09. Crucifixion
10. Helm Of Awe

Jannis

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