GARAGEDAYS Interview

Mit dem Album „Something Black“ beendeten Garagedays das Jahr 2020 mit Andy LaRocque (KING DIAMOND) als Co-Produzent. Unter dem neuen Lable El Puerto Records hauen die Jungs nach nur zwei Jahren ein neues Album raus. Marco Kern, Vocals und Gitarre nahm sich die Zeit, sich mit mir ein wenig über „Something Black“ zu sprechen.

Nachdem das Album am 13. November 2020 erschienen ist, hatte es Zeit sich in die Köpfe der Hörer zu brennen. Marco Kern (Vocals und Gitarre): „Die Reaktionen von Fans und Freunden sind grandios. Wir bekommen sehr viele Mails, in denen sich Fans zum Album äußern und wie spitze es gelungen ist.“ Unser Co-Producer Andy sagte es uns schon voraus: „Euer bestes Album!“ Eine solche Reaktion haben die Vier aber auch verdient. Ich meine, wir reden hier von fast 46 Minuten feinstem Rock. Zwischen „Here it comes“ (201 und „Something Black“ liegen nur knapp zwei Jahre und die Österreicher hatten alle Hände voll zu tun. „Sehr viel ist passiert. Zehn neue Songs wurden geboren. Drei neue Musikvideos erschaffen. Auch ein Plattenvertrag wurde unterschrieben. Festivals wurden gerockt und es wurde viel gelacht und getrunken“, so Marco.

Gerade 2020 war kein einfaches Jahr. Eine weltweite Pandemie, mehrere Lockdowns, das kann man auch in der Musikbranche nicht gebrauchen. So konnten Garagedays nicht wie geplant mit David Reece auf Tour gehen, geschweige denn live spielen, doch Marco ist sich sicher: „Es hatte Auswirkungen auf das Live-Spielen, aber auf das Album sicher nicht.“ Und genau dies ist klar zu hören! Zwischen feiern, lachen und Lockdown wurde so an „Something Black“ gearbeitet und gefeilt. “Das waren so 1 1/2 Jahre. Unglaublich, was sich Musiker so alles antun. Also liebe Leser lobet und preiset die Kunst, denn sie ist ein sehr wichtiges Gut in unserer Welt.“ Letztes Jahr war nicht nur das Album ein wichtiger Meilenstein der Band, sie feierten auch 15 Jahre Garagedays mit fesselnden Momenten, die man nicht so schnell vergisst: „Klar haben wir gefeiert, aber warte mal kurz, eigentlich feiern wir jedes Mal wenn wir uns zum Proben treffen. Da sind sehr viele Momente die wir mit ins nasse Grab nehmen werden. Z. B. die allererste Zusammenarbeit für unser Debüt Album „Dark and Cold“ mit Andy LaRocque. Oder die erste Tour mit der Deathmetal Band Master, oder die Tour mit Ex Ozzy Osbourne Gitarrist Jake E Lee, oder die Krasse 3 Monate Monstertour mit U.D.O, die wir komplett selber fuhren (25.000 km), selber Merch verkauften, oder die Tour mit Grave Digger. Geil war auch die Zusammenarbeit mit Metallica Producer Flemming Rasmussen für das Album „Here it Comes“. Wir sind sehr froh, solche Erinnerungen haben zu dürfen.“ Ich muss sagen, das sind ziemlich prägende Ereignisse in 15 Jahren Bandgeschichte, da könnte man fast neidisch werden. Aber zurück zum Album. Zwischen lautstarkem Rock findet man doch den ein oder anderen ruhigeren Song wieder. „To my Soul“ ist mir auch ganz schön im Gedächtnis geblieben. Nicht nur textlich, sondern auch durch ein ziemlich außergewöhnliches Video… oder hat einer von euch schon mal ein Rock-Video mit einer Marionette gesehen? Doch wie kommt man auch auf so eine, nun ja, außergewöhnliche Idee? „Die Idee zum Video hatte ich während wir zusammen den Song komponierten. Zum Glück fand ich einen Marionettenspieler – Prof. Walter Knapp, ehemaliger Musikprofessor an der Uni Innsbruck. Tja der Song hat schon was mit einem gebrochenen Herz zu tun und verlorene Träume, wenn du so willst. Im Grunde genommen geht es darum, dass du dich auf die Suche nach dir machst“, so Marco Kern. Warum ausgerechnet eine Marionette hier Hauptdarsteller wurde, bleibt wohl ungelöst.

Das die Vier aus Österreich starke Balladen spielen und texten können, ist wohl bekannt. Anders als zum Vorgängeralbum ist aber, dass gerade beim Song „Something Black“ ein sehr düsterer Text dahintersteckt. Was es damit auf sich hat, lässt Marco offen: „Keine Ahnung, leider ist Siegmund Freud schon tot. Vielleicht hätte ja er eine Antwort parat.“ Gleichzeitig handelt es sich hier um den Lieblingssong der Band vom gleichnamigen Album.

Von meiner Seite aus heißt es erstmal, herzlichen Dank lieber Marco, für die Antworten und Einblicke auf das Album und die Band. Was jetzt folgt ist laut Marco ganz klar: „Die Welt erobern!“

Ich für meinen Teil bin gespannt, womit uns Garagedays 2021 noch überraschen!

Darleen

GARAGEDAYS – Something Black

Band: Garagedays
Album: Something Black
Spielzeit: 45:54 min.
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: El Puerto Records
Veröffentlichung: 13.11.2020
Homepage: www.garagedays.at

Es gibt so gewisse Alben, die muss man einfach rezensieren. Beispielsweise dann, wenn man die Rock Garage ist und GARAGEDAYS ins Postfach flattern. GARAGEDAYS kommen aus Österreich, haben mit “Something Black” ihr nunmehr viertes Album in den Startlöchern und lassen laut Promotext “nichts unversucht, was bei den ‚Großen‘ der Szene nicht unbeachtet bleibt.” Das klingt hart nach Stil-Zusammengeklaue, ist es aber nicht, wie an dieser Stelle schonmal beruhigend klargestellt werden kann. Gut, so ganz frei von Einflüssen ist das Quartett nicht, METALLICA, MOTÖRHEAD und ACCEPT stecken auf jeden Fall mit drin (insbesondere letztere), aber welche Band könnte das von sich behaupten? Hauptsache, man macht etwas aus den Einflüssen, fügt ihnen eine eigene Note hinzu. Bevor wir genauer schauen, ob GARAGEDAYS das geschafft haben, zunächst zum Drumrum: Mit Andy LaRoque als Produzent kann sich der Sound von “Something Black” ohne Zweifel hören lassen, mit einer Dreiviertelstunde Spieldauer über zehn Songs ist die Albumlänge absolut angemessen und die Band leistet durchgängig gute Arbeit. Sänger Marco Kern hat eine schön kratzige Stimme, mit der er kontrolliert, je nach Stimmfärbung, entscheidenden Einfluss auf die Stimmung des Albums ausübt. Damit steht und fällt die Sache nur noch mit den Kompositionen.
GARAGEDAYS sind eine der Bands, die vordergründig melodisch sehr simpel arbeiten, kein Problem damit haben, ein komplettes Lied auf zwei Grundtönen aufzubauen, und in Sachen Ohrwurmqualität nicht besonders viel bieten. GARAGEDAYS sind aber auch eine der Band, die simple Melodien mit höchst unterhaltsamem Kontext versehen: mit arsch-, also wirklich arschguter Riffarbeit, mit einem guten Gespür für zündende Dynamik und Kreativität hinsichtlich der Frage, was man nun in welcher Struktur mit was kombiniert. Und all das passiert mit Fingerspitzengefühl, nicht mit dem Brechhammer. Der minimal feierliche Chorus des Titeltracks, der gerade aufgrund der nur gaaaanz dezenten Feierlichkeit den Track viel interessanter hält, als wenn man ausgeprägter melodisch agiert hätte; Das brutal runtergeschraubte “Out Of Control”, das an ROB ZOMBIE erinnert und dessen Doppelbass-Einsatz die Sache noch einmal einigermaßen gemein umdeutet; die leicht theatralischen Vocals bei “New Home”; der hypnotische Ein-Grundton-Mittelteil von “The Walking Dead”; der ein bisschen humorvoll-selbstreferenzielle Chorus von “And Again”, der aus der stetigen Wiederholung des Titels basiert – die Liste der kleinen Höhepunkte könnte problemlos noch fortgeführt werden, und sie finden umgeben von variationsreich groovenden Instrumentalparts und besagten geilen Riffs (keine Ahnung, ob das von “And Again”, das von “The Calling” oder das von “New Home” oder vielleicht noch ein anderes das beste ist. Es gibt einfach zu viele Kandidaten) statt. Mit “My Own Way” und “To My Soul” gibt es zudem noch zwei ziemlich gelungene Balladen, die nicht schmalzig und nicht wirklich standard sind, stattdessen mit schönem Songwriting und Emotionen abseits der klassischen “HAB GÄNSEHAUT, DU SAU”-Metalballaden überzeugen.

Fazit:
Manche Progressive-Metalband drischt einem über achtzig Minuten Belanglosigkeit in 7/8el-, 5/19tel- und 3,94/4er-Takt-Gewand um die Ohren und beleidigt selbige mit hochmelodiöser Seelnlosigkeit. GARAGEDAYS gehören zu denen, die das komplette Gegenteil machen: Straight, heavy und vordergründig primitiv eröffnet sich dem Hörer mit “Something Black” ein über weiteste Teile substanzvolles Heavy-Metal-Album, das die Bestandteile des Genres auseinandernimmt, mit hoher Qualität neu zusammensetzt und etwas Eigenständiges damit erschafft.

Anspieltipps:
“And Again”, “Out Of Control”, “My Own Way” und “The Calling”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Back In Line
02. Something Black
03. And Again
04. I’ll Be There
05. Out Of Control
06. My Own Way
07. The Calling
08. To My Soul
09. New Home
10. Walking Dead

Jannis