KÄRBHOLZ – Barrikaden

Trackliste:

01. Barrikaden
02. Raubtier
03. Unter ferner liefen
04. Gar nichts
05. Eins gegen Eins
06. Der Zug
07. Mut gegen Perspektive
08. Ohne Deckung
09. Ja zum Leben
10. Zu dir oder zu mir
11. Gib mir Deine Hand

Spielzeit: 40:57 min – Genre: Deutschrock – Label: Metalville – : 24.03.2023 – Page: www.facebook.com/Kaerbholzoffiziell

 

Als bekennender KÄRBHOLZ Fan ist es mir jedes Mal wieder aufs Neue eine große Freude, ein Album der Ruppichterother ins Visier zu nehmen. Und obwohl ich jedes Mal versuche, so neutral wie möglich ein Review zu schreiben, schleicht sich dann doch immer wieder mal die Fanliebe rein. Aber was soll ich sagen, die Jungs sind einfach gut und schaffen es immer wieder, mich komplett abzuholen. Ob es dieses Mal auch klappt?
NATÜRLICH. Auch mit Album #11 „Barrikaden“ schaffen es die Kinder aus Hinterwald nicht, irgendjemanden zu vergrätzen oder irgendwo in der Deutschrock-Pampa zurückzulassen. Fanliebe hin oder her, KÄRBHOLZ wissen einfach, wie es geht. Und dafür reichen die einfachsten Zutaten, man muss nur wissen, wie man sie zusammenmischt. Und genau das tun KÄRBHOLZ schon seit 18 Jahren. Jawoll, ihr habt richtig gelesen, dieses Jahr werden sie volljährig. Dem Album merkt man das Alter der Band nur soweit an, dass sie im Laufe der Jahre professioneller und technisch versierter geworden sind, die Texte, die Melodien, alles andere ist immer noch jung, frisch und überzeugend. KÄRBHOLZ erzählen Geschichten aus dem Leben und das wird auch nach so langer Zeit einfach nicht langweilig.
Mit dem rebellischen „Barrikaden“ legt das Quartett dann auch schon direkt mit Vollgas los. Kerniger Rock mit metallischen Einschlag, der sich gegen Regeln, festgefahrene Gesellschaftsstrukturen und zwischenmenschliche Glaubensgrundsätze richtet. Die „Barrikaden“ reißen KÄRBHOLZ mit dem Opener laut krachend kurzerhand ein. Ein super Start, der so richtig Bock auf mehr macht. Und dieser Wunsch kommt auch bei den folgenden Songs nicht zu kurz. Die erste veröffentlichte Single „Raubtier“ versucht das vielleicht eingestaubte Raubtier in einem Selbst lautstark wieder zu wecken, während sich nicht weniger leise „Unter Ferner Liefen“ der Unvernunft und dem Gefühl der darauffolgenden vernebelten Sinne hingibt. Etwas langsamer, aber nicht weniger knackig wird es mit „Gar Nichts“, ein Song über sich ins Negative verändernde Freundschaften. Und das sind nur die ersten Songs auf der neuen Scheibe, die schon zu überzeugen wissen.
Welche musikalische Bandbreite KÄRBHOLZ haben, zeigen sie eindrucksvoll auf dem mittlerweile 11. Studioalbum „Barrikaden“. Das krachige „Mut Gegen Perspektive“, der „Mutmacher“ des Albums, der Song „Ohne Deckung“ (um nur mal zwei zu nennen) zeigen, mit wieviel Vollgas und Rückgrat die Ruppichterother auch nach 18 Jahren noch unterwegs sind. Auch wenn der Fuß vom Pedal genommen wird und sich ein ruhiger Song zwischen die rockigen Nummern tummelt, ist das einfach nur stimmig. So wird das vertonte Gedicht „Der Zug“, live sicherlich für Gänsehaut sorgen, der Song ist trotz aller melodischer Melancholie textlich einfach nur ein extrem starkes Teil.
Mit der gesungenen Liebeserklärung „Gib Mir Deine Hand“ läuten KÄRBHOLZ nach 40 Minuten das Finale ein und geben auf den letzten 5:29 Minuten nochmal so richtig schön Vollgas. Mit der langsam ausklingenden Gitarre als Outtro verabschieden sich die Jungs mit einer nonchalanten Verbeugung von den Zuhörern. Wirklich gelungen! 
Aber wie immer braucht es ein paar Durchgänge (zumindest bei mir). Es gibt jedes Mal neues zu entdecken und manchmal braucht es ein paar Runden, um „zwischen den Zeilen zu lesen“ und einen Song als Ganzes zu erfassen. KÄRBHOLZ haben mich auch mit „Barrikaden“ komplett abgeholt. Einziges Manko ist das Cover. Jungs, wie soll man sich das tätowieren lassen?
Trotz des Covers *zwinker* … KÄRBHOLZ machen lebensbejahende Beatmusik, die mit Vollgas Rock’n’Roll überzeugt. Danke, danke, danke dafür und ich schicke euch glitzernde 9 Sternchen in den Hinterwald.

Tänski

Unbedingt reinhören

 

 

 

EXCALION – Once Upon A Time

Trackliste:

01. Keitele
02. Resolution
03. Soulbound
04. Words Cannot Heal
05. Amuse Me
06. Once Upon A Time
07. I Am I
08. When A Moment Turns Into A Lifetime
09. Radiant Halo
10. Eternals
11. Band Of Brothers

Spielzeit: 56:53 min – Genre: Power Metal – Label: Scarlet Records – VÖ: 24.03.2023 – Page: www.facebook.com/ExcalionBand

 

EXCALION treiben nun auch schon seit über 20 Jahren ihr Unwesen in der Metalwelt und haben sich zu einem verlässlichen Vertreter von finnischem melodischem Power Metal entwickelt, der ein paar Schritte in die Moderne mitgemacht, sich aber immer noch den 2000er Charme erhalten hat. Jetzt sind sie mit „Once Upon A Time“ wieder da und liefern auf ihrem sechsten Werk ziemlich genau das, was man von ihnen erwartet. Vergleiche zu STRATOVARIUS klopfen vorsichtig an die Tür, ein paar von ihnen können wir ruhig reinlassen. Man kennt die Grundstimmung von finnischem Power Metal, häufig ein wenig melancholisch während des Zelebrierens der Liebe für Opulenz und ausufernde Melodien, klarer ausdrucksstarker Gesang, angemessen Härte im Gitarrensound und die berüchtigte erste Hälfte der ersten Strophe, bei der die Gitarre noch Bier holen ist. Dazu einiges an Synthesizer-Sounds, die auf dem neusten STRATOVARIUS-Release ziemlich zeitgemäß sind, während EXCALION dann doch gerne auf die klassischen Solo-Sounds, viele Glöckchen-Keyboards und eher 2000erige Pads zurückgreifen. Aber zeitgemäß heißt auch nicht überlegen.
Soundtechnisch klingt man ebenfalls etwas kompakter, wobei der Sound auf jeden Fall absolut gelungen ist. Nur die totale Monumentalität anderer aktueller Power-Metal-Releases erreicht er nicht bzw. will es vielleicht auch gar nicht.
Gesang und Instrumente sind on Point und demonstrieren gerne mal beachtliche Virtuosität, kurz: „Once Upon A Time“ ist handwerklich absolut stark.
Was das Songwriting angeht, schwankt die Platte zwischen top und voll im Rahmen. Lediglich „Band Of Brothers“ eskaliert ein bisschen mysteriös, aber sonst gibt es auch dieses Mal von EXCALION wieder unangreifbar komponierte Ware.
Und während das oben erwähnte Grundgefühl immer ähnlich sein mag, kommen die besseren Songs der Platte doch noch einmal mit einem eigenen Stimmungsbild daher, das sich in Melodieführung, Arrangements und Harmonien festigt und die Songs einfach rund und zündend gestaltet. So insbesondere der Fall bei Tack drei bis sieben. Abseits dessen gibt es ohnehin schöne Entscheidungen, die einzelne Songparts noch einmal hervorheben, einiges an geiler Melodiearbeit (exemplarisch „Soulbound“) – und die schwächeren Songs auf „Once Upon A Time“ sind halt „nur“ guter melodisch-finnischer Power Metal, der auf der Party oder beim Konzert seinen Zweck nicht verfehlt, nur eben etwas mehr dem entspricht, was der ziemlich gut gesättigte Melodic-Power-Metal-Markt doch in ordentlichen Mengen zu bieten hat.

Fazit:
Alles dabei zwischen „Läuft“ und „Top“, jederzeit in jeder Hinsicht kompetent umgesetzt: Die „Top“s alleine rechtfertigen alleine schon, sich die Platte mal durchzuhören, und die schwächeren Songs sind immer noch gute Songs!

Anspieltipps:
„Soulbound“, „Amuse Me“, „Once Upon A Time“ und „I Am I“. Ach, und „Eternals“ gleich auch noch.

Jannis

SUICIDE SILENCE – Remember You Must Die

Trackliste:

01. Remember…
02. You Must Die
03. Capable Of Violence (N.F.W.)
04. Fucked For Life
05. Kill Forever
06. God Be Damned
07. Altar Of Self
08. Endless Dark
09. The Third Death
10. Be Deceived
11. Dying Life
12. Full Void

Spielzeit: 39:36 min – Genre: Deathcore – Label: Century Media Records – : 10.03.2023 – Page: www.facebook.com/suicidesilence

 

Endlich… Das neueste SUICIDE SILENCE Machwerk „Remember You Must Die” steht in den Startlöchern und ich freu mich wie bolle, dass die „guten alten Suicide“ zurück sind. So schööööön…
Mittlerweile erscheint es müßig, ein weiteres Mal Vergleiche mit der Lucker-Ära zu ziehen. Mitch Lucker ist vor 10 Jahren verstorben und es gibt einfach kein zurück mehr. So grandios die Band mit ihm war, so groß und schmerzhaft war die Lücke, die sein Tod hinterlassen hat. Aber SUICIDE SILENCE mussten einfach nach vorne schauen und mit Sänger Eddie Hermida ist der anfangs holprige Neustart mit „Remeber You Must Die“ endgültig abgeschlossen. Nach dem eher schwierig zu bewertenden Selbstbetitelten „Suicide Silence“ ging der Weg mit „Become The Hunter“ wieder in die richtige Richtung und mit „Remember You Must Die“ legen die Jungs nochmal eine Schippe drauf. Deathcore-Freude pur! Ob das an Neuzugang Ernie Iniguez an den Drums liegt. Zu einem gewissen Teil, er hat den Old-School-Deathcore-Vibe mitgebracht. Ein Gewinn nach der Trennung von Alex Lopez vor einem Jahr.
Schon das Intro „Remember…“ das in den Kracher „You Must Die“ übergeht zeigen ganz krass klar, wo der Frosch die Locken oder welche Deathcore Band die größten Eier hat. Trotz genialer Bands wie LORNA SHORE oder THY ART IS MURDER, die auch schon ewig unterwegs sind, bleiben SUICIDE SILENCE einfach die genial-geilen Pioniere eines ganzen Genres. Jede andere Band muss einem Vergleich mit den Kaliforniern standhalten und „Remeber You Must Die“ zeigt, warum das auch nach über 20 Jahren so ist und immer so sein wird.
Nach diesem fulminanten Doppeleinstieg gibt es natürlich keine Verschnaufpause. Auch „Capable Of Violence“ haut immens rein, ein Vorzeige-Deathcore-Song. Aggressiv, energetisch, einfach nur hammerstark. “SUICIDE SILENCE is back to being Suicide Silence,” verkündete Gitarrist und Gründungsmitglied Chris Garza. Und da hat er recht. Es sind viele kleine Facetten, die aus dem Album für mich ein Highlight des Jahres machen. Das mit Black Metal Gitarren hinterlegte „Kill Forever“ oder das trashig angehauchte „Be Deceived“, dazu noch der Aggro-Vorzeige-Song „Fucked For Life“, SUICIDE SILENCE machen keine Gefangenen. Ich kann mir bei keinem Durchgang das debile Grinsen verkneifen, so viel Spaß macht mir jede einzelne Minute des Albums. SUICIDE SILENCE packen ihre ganze Erfahrung in die 12 Songs und zeigen in den knapp 40 Minuten Spielzeit, warum sie zu den ganz großen des Deathcore gehören. Mit Album #7 machen SUICIDE SILENCE verdammt viel richtig und verdammt wenig falsch. Und – kleine Randnotiz – damit haben sie mit Eddie ein Album mehr rausgebracht als mit Mitch. So froh ich bin, dass ich die Band noch mit Mitch Lucker gesehen habe, so schön ist es auch zu sehen, dass sie ihren Weg in der Post-Lucker-Ära gefunden haben. Was mit „Become The Hunter“ seinen neuen guten Anfang (vor allem nach dem selbstbetitelten „Suicide Silence“) gefunden hat, wird mit „Remember You Must Die“ noch runder und greifbarer. Das Album ist für mich eine absolute Empfehlung für alle Fans des harten Deathcore, der Rest kann sich gerne trollen und ELECTRIC CALLBOY abfeiern.

Tänski

Zieht euch den geilen Scheiß unbedingt rein:

 

 

 

THOSE DAMN CROWS – Inhale / Exhale

Trackliste:

01. Fill The Void
02. Takedown
03. Man On Fire
04. Wake Up (Sleepwalker)
05. This Time I’m Ready
06. I Am
07. See You Again
08. Lay It All On Me
09. Find A Way
10. Waiting For Me

 

Spielzeit: 37:23 min – Genre: Modern Melodic Hard Rock – Label: Earache Records / Edel – VÖ: 17.02.2023 – Page: www.facebook.com/thosedamncrows/

 

Aus Zufall kam ich auf diese UK Rocker, mehr aus Neugier als Wissen meldete ich mich für diese Promo. Nach dem ersten Höreindruck war ich mehr als nur positiv überrascht da mir die Fünf Jungs von der Kanalinsel nicht bekannt waren. Was die Waliser hier liefern ist High Energie Hard Rock der Modernen Art. Zur Band gehören Shane Greenhall am Mikro, Ian Thomas und David Winchurch an den Gitarren, Lloyd Wood am Bass und Ronnie Huxford an Drums.

Als erstes fällt an THOSE DAMN CROWS auf das die Songs ohne Ausreißer mit göttlichen Melodieführungen zwar Modern aber dabei mit verdammt Geilen Harmonie ausgestattet sind. Der melodische Gesang passt mit seiner Tonlage perfekt wie Eimer auf Arsch oder Topf auf Deckel zur groovigen und geilen Mucke der Waliser. Die Stimme von Shane ist geradezu das ideale Vertonungsorgan für die Krähen, die Gitarren schnaufen mit voller Wucht aus und verschaffen sich mit ihren Messerscharfen Riffattacken Luft um alles um zu bügeln was vor die Griffbretter springt. Der Bass rauscht wie ein ICE durch die Songs und die Drums treiben zur Schlacht von Cymerau und hauen einem mit einer brachialen Brutalität die Gehörgänge wund. Die Produktion ist das Tüpfelchen auf dem I und macht deutlich das mit den Fünf in Zukunft gerechnet werden muss wenn sie diesen Standard im Songwriting halten können wächst da der nächste Super Act ala NICKELBACK heran.

Vergleichen kann man THOSE DAMN CROWS am besten mit NICKELBACK, 3 DOORS DOWN und VOLBEAT, so eingängig, melodisch und geil wie NICKELBACK und die DOORS gepaart mit den energiegeladenen Genen von VOLBEAT und fertig ist der Sound der Verdammten Krähen. Bei allen Ähnlichkeiten stürmen die Songs mit Vollgas in den Frontallappen und überzeugen mit Melodie, Härte, Modern angehaucht und bei all dem Eingängig wie Sau. Als Kopie würde ich THOSE DAMN CROWS nicht sehen sondern vielmehr eine weitere Band die diese Spielwiese bevorzugt und auch perfekt beherrschen und händeln kann ohne dabei als Klon zu wirken. Als Kopie ist der Sound zu perfekt in Szene gesetzt, also einfach der Band mal einen Probelauf gönnen und sich selbst ein Bild von der Qualität machen. Und jetzt kommt der einzige Kritikpunkt den ich anmerken muss: Jungs warum nur knappe 37,5 Minuten gute Laune Rocker, hätte es nicht ein paar Minuten länger gehen können.

Das Fazit, ein Brecher der alles hat was das Rockerherz begehrt, eine tolle Stimme, Harmonien, Melodien, giftige Riffeinlagen der beiden Griffbrett Wizards und eine treibende Rhythmus Fraktion die Dampf macht.

„Fill The Void“ ein cooler Einstieg in das Album, „Takedown“ ein Nackenbrecher mit coolen Vibes. „Man On Fire“ der Song für den Platz der #1 in den Charts, „Wake Up (Sleepwalker)“ sehr Modern mit schrägen Riffeinlagen aber dabei verdammt cool, „This Time I’m Ready“ eine saustarke Ballade mit sehr viel Momenten und überzeugend im Refrain Softrocker und ab Minute drei geht das Ding nochmal voll für 45 Sekunden ab und mutiert in dieser Spanne zum brachial, genial Rocker um sanft auszuklingen. „I Am“ macht Spaß und gefällt, „See You Again“ das nächste Highlight für die Spitze der Top Ten mit epischen Oohooho’s. „Lay It All On Me“ noch so ein Geniestreich was für ein geiler Song in den Strophen schon genial, die Bridge göttlicher als alles was es in letzter Zeit so auf die Lauscher gab und gipfelt in einen, selten so intensiven und dramatischen Refrain gehört, der mehr als nur einen kalten Schauer über die volle Länge des Rückens laufen lässt. „Find A Way“ in den Strophen kräftig bis heftig im Refrain cool und gemäßigt, „Waiting For Me“ ein Vollgas Rocker der abgeht wie ein Eichhörnchen auf Speed.

Balle

SORTILÈGE – Apocalypso

Trackliste:

01. Poseidon
02. Attila
03. Derrière Les Portes De Babylone
04. Le Sacre Du Sorcier
05. La Parade Des Centaures
06. Walkyrie
07. Encore Un Jour
08. Trahison
09. Vampire
10. Apocalypso

 

Spielzeit: 46:58 min – Genre: Heavy/Power Metal – Label: Verycords – VÖ: 03.03.2023 – Page: www.facebook.com/SortilegeWithZouille

 

Ich erinnere mich noch hervorragend daran, als SORTILÈGE ihr erstes Album veröffentlicht haben. Ich war damals -11 Jahre alt und hatte somit kein wirkliches Interesse an der Band. Kurz gesagt: Keine Ahnung, ob „Apocalypso“ im Vergleich zu den bisherigen Releases der Franzosen gut oder schlecht, normal oder speziell ist; ich beurteile das Ding einfach für sich.
Wovon ich jedoch Ahnung habe: SORTILÈGE sind keine der Bands, die sich nach über 30 (!) Jahren Pause wieder zusammentun, um einfach für sich ein bisschen Spaß zu haben, wie man hin und wieder bei vergleichbar lange pausierten Bands den Eindruck gewinnen könnte. Nee, da steckt absolut der Anspruch hinter, was Geiles auf die Beine zu stellen. Soundtechnisch ist das schonmal bestens gelungen. „Apocalypso“ hat den harten, klaren aber rauen und druckvollen Sound, den man von einer Band erwartet, „zu deren Zeit“ Handgemachtheit bei der Aufnahme noch eine ganz andere Rolle spielte, mit viel Liebe bei der Produktion. Das Album klingt einfach richtig gut, mit kleinen Kniffen dort, wo sie sinnvoll sind, aber auch nur dort.
Musikalisch gibt es sauber gespielten Heavy Metal mit powerigen Elementen, die sich meist auf höheren Fokus auf Melodien und Harmonie beschränken. Die Riffarbeit ist cool, durchdacht und absolut Metal, der Groove sitzt sauberst und die Vocals sind ausdrucksstark und treffsicher, mal rauer, mal reiner.
Die Songs variieren leicht in Stimmung (So ist „Vampire“ vergleichsweise gut gelaunt, „Attila“ schwer und gemein), und vielmehr gibt es zu ihnen gar nicht zu sagen. In Sachen Power- und Heavy-Mix sind die Jungs etwa vergleichbar mit PRIMAL FEAR und gut ausgewogen unterwegs – niemals kitschig, immer anständig heavy, und angepowert, wo es sinnvoll ist. Mit „Derrière Les Portes De Babylone“ und „Apocalypso“ bricht man erfreulicherweise auch zweimal aus dem „Knackige Songs unter fünf Minuten mit Lehrbuch-Aufbau“-Schema aus, holt sich gut eingesetzte Orchestersounds an Bord und packt ein höheres Maß an Komplexität im Songwriting und Abwechslung in der Stimmung der einzelnen Parts aus, was eine willkommene Abwechslung ist und weit mehr als nur irgendein Gimmick. Die beiden Tracks gehören zu den stärksten des Albums und dienen als letzter Beweis, dass „Apocalypso“ auf jeden Fall mit Zielen, Herz und Ambitionen gemacht wurde.

Fazit:
Und seien wir ehrlich: Wenn eine Band mit Mitgliedern, die über Jahrzehnte Erfahrung und Erfahrungen gesammelt haben, nochmal ein Album rausbringt, auf das sie richtig Bock hat (und möglicherweise ihren zweiten Frühling einleitet), ist das auf eine andere Weise mindestens genauso schön, wie eine geile neue Band. Da steckt einfach noch ein anderes Metal-Gefühl hinter, als bei aktuellen jungen Truppen, und genau das ist bei SORTILÈGE der Fall!

Anspieltipps:
„Derrière Les Portes De Babylone“, „Vampire“, „Walkyrie“ und „Apocalypso“

Jannis

NANOWAR OF STEEL – Dislike To False Metal

Trackliste:

01. Sober
02. Winterstorm In The Night
03. Disco Metal
04. Muscle Memories
05. Chupacabra Cadabra
06. Pasadena 1994
07. Metal Boomer Battalion
08. Dimmu Boogie
09. Protocols (Of The Elders Of Zion) Of Love
10. The Power Of Imodium

 

Spielzeit: 48:21 min – Genre: Truest Metal – Label: Napalm Records – VÖ: 10.03.2023 – Page: www.facebook.com/nanowarofsteel

 

Manchmal passieren Dinge auf der Welt, die auch den Abgeklärtesten unter uns daran zweifeln lassen, dass es nicht etwas Höheres gibt, außer unserer Macht und jenseits unserer Vorstellungskraft. Etwas, das uneingeschränkt Gutes in die Wege zu leiten vermag. Ich meine, wie könnte es sonst sein, dass von allen Leuten, die sich überlegen könnten, ihre Zeit und Kraft dem liebevollen Parodieren von Metal zu widmen, diese Leute gerade NANOWAR OF STEEL sind, die a) hervorragende Musiker b) untergenre-unabhängig hochbegabte Songschreiber und c) talentierte überkreative Texter mit d) einem so treffsicheren, eigenen und witzigen Humor sind?
Gottesbeweis abgeschlossen, auf zur Rezension.
„Dislike To False Metal“ ist das fünfte Album der Italiener und führt konsequent weiter, was aus der Truppe in den letzten Jahren geworden ist. Von einer kleinen unbekannten Band zum viralen Hit mit „Norwegian Reggaeton“ haben NANOWAR einen steilen Karriereaufstieg hingelegt, und „Dislike To False Metal“ sollte dem weiteren nicht im Wege stehen. Das Erfolgsrezept ist exakt das alte, so gut funktionierende. Mach ernstzunehmend geschriebene und gespielte Musik, reichere sie an mit diversen witzigen Einfällen, füge kurze populäre Musikzitate ein und pack absolut bescheuerte, höchst kreative Texte über abstruse aber funktionierende Themen drauf, die eine beeindruckend hohe Witz-Trefferquote haben und perfekt zur Musik passen.
Das einzig Traurige im Vergleich zum grandiosen Vorgänger: Die kleinen Zwischentracks fehlen dieses Mal, und die boten nochmal ihren ganz eigenen Charme. Aber sonst sind NANOWAR weiterhin in Höchstform und mit Herz und Stahl bei der Sache. Gut, die beiden ersten Tracks (ein Pirate-Metal-Track über enthaltsame Piraten und ein Symphonic-Metal-Track über Schuppen) sind musikalisch verhältnismäßig witzlos wenngleich absolut authentisch und gut komponiert. Sie ziehen ihren Humor eher aus den Texten. „Disco Metal“ ist, nun, genau das, was man erwartet, und „Muscle Memories“ eine kraftvolle Gänsehautballade über Gym-Abhängigkeit.
„Chupacabra Cadabra“ kommt dann unerwartet als neunminütiges Epos reingebrochen, das klingt, als würden RHAPSODY OF FIRE einen ihrer monumentalen Endtracks bringen, wären dabei aber Mexikaner (wahnsinniges Ding), und „Pasadena 1994“ holt SABATONs Joakim Brodén ans Mic, für die kraftvolle SABATONsche Nacherzählung eines… Fußballspiels.
„Dimmu Boogie“ ist partytauglicher Heavy Boogie und „Protocols (Of The Elders Of Zion) Of Love“ ist ein absolut fantastischer Love-Popsong, geschrieben aus der Sicht eines Verschwörungstheoretikers. Mit „The Power Of Imodium“ findet die Platte ihr musikalisch höchst würdiges, episches Ende. Hab ich erwähnt, dass Imodium gegen Durchfall eingesetzt wird?

Fazit:
Die besorgte Frage, ob NANOWAR OF STEEL das Niveau des Vorgänger-Albums halten können, hat sich auf textlicher wie musikalischer Ebene bejaht. Diese Band scheint ein nie versiegender Quell aus geilen Ideen zu sein, der ohne Zweifel den Thron des Parody Metal sein Eigen nennen kann und bei all dem Qualitäts-Blödsinn nie respektlos gegenüber dem ist, was er parodiert. Gebt „Dislike To False Metal“ eine Chance, wenn Ihr ansatzweise was mit Metal anfangen könnt – und am besten bei parallelem Lesen der Texte. Und dann ab auf die Party-Playlist damit.

Anspieltipps:
„Chupacabra Cadabra“, „ Protocols (Of The Elders Of Zion) Of Love“, „Pasadena 1994“ und „The Power Of Imodium“

Jannis

NARNIA – Ghost Town

Trackliste:

01. Rebel
02. Thief
03. Hold On
04. Glory Daze
05. Descension
06. Ghost Town
07. Alive
08. Modern Day Pharisees
09. Out of the Silence
10. Wake Up Call

 

Spielzeit: 47:04 min – Genre: Melodic Metal – Label: Narnia Songs – VÖ: 17.03.2023 – Page: https://narniatheband.com/

 

27 Jahre Karriere, das ist eine Zahl, die man auch erstmal erreichen muss! Die schwedischen Melodic Metaller NARNIA sind ein Urgestein der Szene und haben eine bewegte Bandkarriere hinter sich, inklusive einer Auflösung und Pause von 2010 bis 2014.
In den letzten Jahren war die Band rund um Mastermind und Gitarrist CJ Grimmark sowie Sänger Christian Liljegren, der ja wieder zurückgekehrt ist, sehr fleißig und war häufig Gast bei uns in der Rock-Garage!
Nun steht uns das neunte Album der Band ins Haus mit dem aussagekräftigen Titel „Ghost Town“ welches laut eigener Aussage wohl ein musikalischer Querschnitt der bisherigen Alben sein soll, eine runde Mischung aus neoklassischen Metal mit Power und Progressive Metal Elementen.

Na, schauen wir mal wie das klingt und starten den Albumopener und Videosingle „Rebel“. Eine recht klassische NARNIA Nummer irgendwie die aber schon mal frohlocken lässt, weil ich ja beim letzten Album mit den Jungs ziemlich hart ins Gericht gegangen bin, Rezi findet ihr hier bei uns.
Abwechslungsreich und mit der notwendigen Härte zockt man sich ziemlich routiniert durch die Nummer und kommt dann anschließend zu „Thief“ .
Eingeleitet mit Keyboardklängen und mit einem interessanten und abwechslungsreichen Aufbau hebt die Nummer sich schön ab und klingt im ersten Moment so gar nicht nach der Band, im weiteren Verlauf fallen dann aber doch einige typische Trademarks auf und somit gibt es hier auch beide Daumen nach oben!
So untypisch letzterer Song klang, so absolut typisch und voll nach NARNIA klingt dann „Hold On“. Hier dürften sich alte Bandfans direkt wieder heimisch fühlen.
Also bis jetzt muss ich sagen stimmt die vollmundige Vorankündigung das man einen musikalischen Querschnitt des gesamten Bandschaffens uns hier präsentieren wollte, sehr schön!
Über das ebenfalls wieder sehr starke „Glory Daze“ geht es dann in den Mittelteil wo wir dann das etwas ruhigere, epische „Descension“, den Titeltrack „Ghost Town“ sowie den Groover „Alive“ vorfinden. Alles reiht sich hier schön in die bisherigen starken Songs ein und weiß direkt ohne Anlaufschwierigkeiten zu gefallen.
Einen richtigen Stinker gibt es dann auch im letzten Abschnitt nicht zu entdecken, etwas hervorstechen tut hier mit Sicherheit das abschließende und schön flotte „Wake Up Call“.

Na also, es geht doch! Nachdem ich beim letzten Album „From Darkness to Light“ die mangelnde gleichbleibenden Songqualität bemängelt habe ist auf dem neusten Output wieder alles in Butter und wir bekommen fast durchgängig gehobene Songqualität geboten!
Das letzte Drittel ist nicht mehr ganz so stark wie die Songs zuvor, aber ansonsten gibt es hier wenig zu meckern.
Die Vorschusslorbeeren waren absolut gerechtfertigt und NARNIA sind so wieder zurück, wie die Fans sie lieben!

Julian

 

 

 

BENEATH MY FEET – In Parts, Together

Trackliste:

01. Caught In A Hurricane
02. Dig My Grave
03. When Both Our Worlds Collide
04. Dead Equal
05. One More Time
06. Sink To The Bottom or Swim For The Shore
07. Is This Really You
08. Far From Home
09. The Uprising
10. Departure
11. Roads (Bonus)
12. Vindicta (Bonus)
13. Lost Sailors Grave (Bonus)

Spielzeit: 46:41 min – Genre: Metalcore – Label: Noble Demon – : 03.03.2023 – Page: www.facebook.com/Beneathmyfeet

 

Ich freue mich ja immer, wenn mal wieder was in „meiner“ bevorzugten Musikrichtung eintrudelt, da hab ich doch gleich mal zugegriffen und mir BENEATH MY FEET geschnappt. Und das Schönste dabei ist, die Jungens sind bisher komplett an mir vorbeigegangen. Dabei haben die Schweden eine solche Missachtung meinerseits in keinster Weise verdient. Aber das ändert sich jetzt ja 😉
Mit BENEATH MY FEET gibt sich eine weitere „Swedencore“-Band die Ehre. Mit einer Mischung aus Metalcore in der poppig-elektrischen Variante und leichtem Melodic-Death-Metal Einschlag reihen sich die Jungs aus dem hohen Norden problemlos in die Liste bekannter schwedischer Core-Bands ein (z.B. DEAD BY APRIL, AMARANTHE, …). Die Schwierigkeit besteht – wie immer im Metalcore – nicht zu alt und damit komplett abgenudelt und nicht wie der Rest der breiigen Masse zu klingen.
Vorneweg, BENEATH MY FEET geben sich da große Mühe, aber so ganz reicht es im Moment noch nicht für die Spitze im Metalcore Olymp. Mit „In Parts, Together“ hauen die Schweden erst ihren zweiten Longplayer nach der 2014er Veröffentlichung „Origins“ raus, da kann noch größeres erwartet werden. Und das tue ich, denn Potenzial ist da, es muss nur ausgeschöpft werden.
Tatsächlich startet „In Parts, Together“ absolut überzeugend mit dem Doppelkracher „Caught In A Hurricane“ und „Dig My Grave“. Ohne Intro und Geschnörkel krachen uns die Metalcore-typischen Lines um die Ohren. Klargesang in den Refrains, tiefe, brüllende und aggressive Shouts lassen einen wohlig erschauern. Hier ist man als Metalcore-Fan richtig aufgehoben. Mitsing- und Mitmosh-Garantie par excellence.
Ganz gut zu Gesicht steht den Songs auch die dezenten elektronischen Spielereien, die im Gegensatz zu „ELECTRIC CALLBOY“ die Songs nicht dominieren und ins Nervige abdriften lassen, sondern diese geschickt untermalen wie z.B. in „Dead Equal“. Auch „ruhigere“ Stücke finden sich auf „In Parts, Together“. So startet „Far From Home“ leichtfüßig und flüssig ohne den typisch balladesken Schmalz, den man befürchten könnte. Trotzdem ein emotionaler Song, der gegen Ende nochmal richtig aufdreht und mit einem imposanten Finale endet. Technisch anspruchsvoll und absolut ein Highlight des Albums. Ein Song, bei dem man erkennt, dass die Schweden wirklich was drauf haben.
BENEATH MY FEET, die sich 2010 in Lulea im Norden Schwedens gegründet haben, hauen mit „In Parts, Together“ wie bereits erwähnt erst ihren zweiten Longplayer raus, aber die Hände in den Schoß gelegt haben die Jungs die letzten Jahre definitiv nicht. Nach einigen Stellungswechseln steht die Combo seit 2012 im Line-up stabil da. Zu den beiden Sängern Marcus Garbom und Sebastian Kagström, die sich nebenbei bemerkt mehr als perfekt ergänzen, gesellen sich noch Emil Näsvall (g.), Mattias Lindblom (b.) und Axel Moe (d.). Die Zeit zwischen den Veröffentlichungen haben die Schweden intensiv zum europaweiten Touren genutzt. Als Supporter für Bands wie DEAD BY APRIL, THE UNGUIDED und noch einige mehr hat sich BENEATH MY FEET einen mehr als wohlverdienten Namen gemacht. Einziges Manko für mich ist das Metalcore Problem. Viele Veröffentlichungen klingen gleich und austauschbar. Auch „In Parts, Together“ hat stellenweise das Problem. Einige Sachen kommen einem einfach zu bekannt vor, der eigene von den anderen abgrenzende Stil fehlt noch in einige Teilen. Musikalisch fühle ich mich absolut abgeholt, Metalcore ist drin, das ist nicht das Thema. Auch textlich weiß das Album zu überzeugen. Und dass die Jungs wissen, was sie tun, hört man absolut in „Far From Home“. Wenn BENEATH MY FEET dieses Können in die Zukunft mitnehmen und ihr eigenes Ding draus machen, werden sie nicht mehr die Supporter sein, sondern als Headliner durch Europa touren. Das Zeug dazu haben sie auf alle Fälle und ich werde da nicht nur ein Auge draufhaben.

Tänski

Mosh it up \m/

 

 

 

TRENCH DOGS – Stockholmiana

Trackliste:

01. A Little Overdressed
02. Skulldug And Headsick
03. Bridges
04. Wine Stained Eyes
05. Pumpkin Soup
06. Georgian Red
07. Colorful
08. Silver (You´ll Be Gold)
09. Flatliners
10. Maroon
11. Shapeshifter

Spielzeit: 40:51 min – Genre: Glam, Sleaze – Label: Wild Kingdom – VÖ: 03.03.2023 – Page: www.facebook.com/trenchdogs

 

Bereits die 2015 veröffentlichte EP „Fashionably Late“ schlug in der Szene hohe Wellen. Mit ihrem Mix aus HANOI ROCKS, FASTER PUSSYCAT, ENUFF Z´NUFF und den DOGS D´AMOUR waren die TRENCH DOGS aus Stockholm zwar nicht sonderlich eigenständig unterwegs, dennoch wurden die Schweden mit offenen Armen von den Fans empfangen. Immerhin sind die alten Ikonen oft nicht mehr oder in kuriosen Besetzungen samt noch kurioseren neuen Alben unterwegs. Die TRENCH DOGS indes brachten frischen Wind in den zugegebenermaßen etwas eingerosteten Sleaze Rock der alten Helden. 2018 erschien mit „Year Of The Dog“ ihr langersehntes Debütalbum. Lange fünf Jahre mussten die Fans (auch pandemiebedingt) auf ein zweites Langeisen warten. Selbiges steht nun in Form von „Stockholmiana“ endlich in den Läden.

Abermals in den Tilt Studios im schwedischen Strömstad zusammen mit Max Dahlby aufgenommen, von Harry Darling in der Schweiz gemischt und von Al Scott gemastert, gibt es elf neue Songs mit einer Spielzeit von gut vierzig Minuten zu entdecken. Haben die TRENCH DOGS ihr Debüt noch in Eigenregie auf den Markt geworfen, haben sie für diese Platte bei Wild Kingdom (Sound Pollution) unterschrieben.

Schon die erste Single „A Little Overdressed“ klingt hitverdächtig. Der in Australien geborene Sänger Andy Hekkandi hat seine Vorbilder mit Leib und Seele verinnerlicht, bringt aber genug eigenen Flair mit (checkt dazu gerne das Video weiter unten). Das spiegelt sich speziell in melancholischen Nummern wie „Maroon“ oder „Pumpin Soup“ wider, wie sie wohl nur skandinavische Bands schreiben können. Dem stehen straighte, teils schnoddrige Rock´n Roller wie „Skulldug And Headsick“, „Colorful“ oder eben „A Little Overdressed“ gegenüber. Mal Höhenflug und dekadente Partystimmung, mal zutiefst emotionale Momente – das ist „Stockholmiana“.

Der schwedische Fünfer hat mit seinem Zweitwerk gezeigt, dass sie keineswegs eine Eintagsfliege sind, auch wenn die Fans lange auf die neue Platte warten mussten. Freuen wir uns also auch auf hoffentlich zahlreich anstehende Live-Dates in Germany, vielleicht wieder im Package mit MICHAEL MONROE o.ä., denn mit einer Flasche Wein in der Hand und unmittelbar vor der Bühne lässt sich die Musik der TRENCH DOGS immer noch am besten feiern – bisher ist nur ein Date auf dem Hard Rock Hell Sleaze in Sheffield bestätigt.

Stefan

HAKEN – Fauna

Trackliste:

01. Taurus
02. Nightingale
03. The Alphabet Of Me
04. Sempiternal Beings
05. Beneath The White Rainbow
06. Island In The Clouds
07. Lovebite
08. Elephants Never Forget
09. Eyes Of Ebony

 


Spielzeit:
62:11 min – Genre: Progressive Rock/Metal – Label: InsideOut Music – VÖ: 03.03.2023 – Page: www.facebook.com/HakenOfficial

 

Ihr öffnet das Internet ohne Erwartungen und seht mit freudiger Überraschung: Oh, wie schön, eine neue Rock-Garage-Rezension. Das klingt zu gut, um wahr zu sein, wo ist also der HAKEN? Nun, er ist genau in diesem Internet-wieder-schließen-würdigen Wortwitz. Ab jetzt wird’s besser, versprochen.
HAKEN wir zunächst einmal die Rahmeninfos zu HAKENs siebtem Album „Fauna“ ab: neun Songs, jeder mit Bezug zu einem bestimmten Tier (Rätselfreunde finden alle auf dem Prototyp-Prog-Albumcover), eine Stunde Spieldauer, eine Produktion, die nicht klinisch klingt, aber in ihrer Umsetzung absolut auf der Höhe der Zeit ist und, was seit einiger Zeit immer häufiger der Fall ist, durch kleine Kniffe im Handwerk die Hörerfahrung hintergründig intensiviert. Damit einher geht ein hervorragendes ergänzendes Sounddesign, aber all das ist erwartbar, schließlich sind HAKEN-Alben generell absolut makellos auf handwerklicher Ebene, inklusive des Musiktheorie-Wissens und spielerischen/gesanglichen Könnens der sechs Briten.
Musikalisch gibt es durchaus Abwechslungsreichtum hinsichtlich der einzelnen Songs. Besonders stechen „The Alphabet Of Me“ mit seinen Club-Synth-Sounds und den MARC-FOSTNERschen „Die Chöre sing‘ für Dich“-Chören heraus (was nicht negativ ist, schließlich mag man HAKEN ja auch wegen ihrer kleinen exzentrischen Entscheidungen und unkonventionellen Song-Bestanteile wie den Acapella-Parts im „Cockroach King“), sowie „Elephants Never Forget“, ein Track, den sich in der Form wohl nur HAKEN und Elefanten merken können.
Ansonsten ist „Fauna“ ziemlich genau das, was man von HAKEN erwartet. Taktarbeit, die keine Sau versteht – gibt es überhaupt eine Stelle auf „Fauna“, bei der alle Bandmitglieder gleichzeitig normalen 4/4tel-Takt spielen? – und dabei majestätische große Parts, „kleine“ zurückhaltende, auf die ein oder andere Weise eskalierende Mittelteile, 190er-IQ-Kompositionen, kleine humorvolle Stellen (Grüße gehen unter anderem raus an das „Ohehoh“ in „Lovebite“ und den albernen einzelnen Clap in „Island In The Clouds“) schöne Melodien und Harmonien, düstere Parts, unterschiedliche ergänzende Instrumente und Synths, und all das oft in recht schnellem Wechsel.
Kritik: Für HAKEN-Fans der ersten Stunde (oder zumindest früher Stunden) gibt es auf „Fauna“ tatsächlich nicht allzu viel Überraschendes. Die ganz großen Wow-Momente, die ein „Celestial Elixir“ mit sich brachte, bleiben aus, tatsächlich auch weitestgehend solche Songs, die einfach mal in einer Stimmung über tatsächlich längere Zeit zu verbleiben vermögen. Und auch die Ohrwurmdichte hat gefühlt abgenommen, hier habt sich für mich bislang lediglich der Chorus von „Nightingale“ hervor, was ein wenig schade ist, da HAKEN eigentlich sowohl Technik, als auch intelligente eingängige Melodien perfekt beherrschen, letztere auf „Fauna“ aber zugunsten ersterer ein wenig zu vernachlässigen scheinen. Aber gut, nach dem 20sten Hören ist das vielleicht ganz anders.

Fazit:
Wer immer bislang unter einem Stein lebte und HAKEN als Prog-Fan noch nicht kennt, wird an „Fauna“ wie an den anderen Releases der Band seine helle Freude haben. Das gilt ebenso für HAKEN-Fans, die gerne über das Können dieser Band staunen, sich mit Begeisterung eine Stunde lang in die ganz eigene Klangwelt dieser Band fallen lassen und sich von ihren Alben emotional durch die Songs treiben lassen. Das stärkste Album der Truppe ist es nicht, aber sie arbeitet halt auch auf einem Niveau, bei dem selbst Ihr schwächstes immer noch hervorragend ist.

Anspieltipps:
„Nightingale“, „The Alphabet Of Me“, „Beneath The White Rainbow“ und „Elephants Never Forget“

Jannis