EMOLECULE – The Architect

Trackliste:

01. eMolecule
02. The Architect
03. Prison Planet
04. Mastermind
05. Dosed
06. The Turn
07. Awaken
08. Beyond Belief
09. The Universal
10. My You
11. Moment Of Truth

Spielzeit: 69:54 min – Genre: Progressive Metal – Label: Century Media/InsideOutMusic – VÖ: 10.02.2023 – Page: www.facebook.com/emolecule_official

 

Optimismus für die Zukunft ist ja aus vielen unterschiedlichen Gründen momentan nicht unbedingt ein Trend. Lassen wir ihn an dieser Stelle einfach trotzdem mal zu: Ich glaube, 2023 wird ein hervorragendes Jahr für gute Musik, einfach weil die Alben, die ich im in diesem Jahr bislang rezensiert habe, im Schnitt verdammt gut waren – und weil EMOLECULEs „The Architect“ genau so weitermacht. Century Media, das Artwork, das kurze Anspielen eines Songs vor der Übernahme der Platte; all das war einerseits ein Grund zur Vorfreude, aber auch zur kleinen Sorge, dass hier Technik über Seele gestellt wird. Naja, sagen wir so, die Vocals bestätigen die Sorge minimal, sind sehr sauber aber weniger emotional. Aber hey, Herz steckt nichtsdestotrotz in „The Architect“.
Zuerst einmal zum Offensichtlichen. Was eine Produktion. Geil. Fett, glasklar, top, nix zu meckern. Das ist insbesondere wichtig, weil Programming/Sounddesign eine sehr wichtige Rolle beim Debutalbum des kanadischen Duos spielt. Elektronische Mittel werden großflächig eingesetzt und in all ihren Facetten ausgereizt, von diversen Synth-Sounds über Glitch-Effekte, E-Drums und Bass-Synths (natürlich nicht immer, aber eben da, wo es passt), Vocal-Effekts, Rises, die man normal eher aus Clubmusic kennt, etc. Alleine schon dadurch ist „The Architect“ ungeheuer detailreich und immer wieder überraschend. Kompositionstechnisch arbeitet man ebenfalls psychologisch smart, baut Songs nicht unbedingt konventionell auf, sondern macht sie zu einer unvorhersehbaren Erfahrung – soweit also irgendwie DEVIN-TOWNSENDisch mit weniger Peace & Love. Generell sind EMOLECULE in der ersten Hälfte des Albums weniger „radiotauglich“ unterwegs als in der zweiten, wo auch die ein oder andere poppige Melodie oder Halbballade stattfinden darf. Stark sind beide Hälften ganz ohne Frage. Und obgleich „The Architect“ sehr, sehr modern ausfällt (auf eine gute Weise), wird der Freund progressiven Rocks/Metals auch immer mal wieder eine kleine Rückbesinnung auf die Prog-Stile der letzten Jahrzehnte finden, bevor dann wieder irgendwas anderes Krasses passiert.
Kritik? Reduziert sich für mich persönlich auf den etwas nervigen Refrain des letzten Songs und darauf, dass einige Melodien ohne das ganze krank ausgearbeitete Drumrum doch unspektakulär ausfielen. Aber das ist, als würde ich einen leckeren Burger dafür kritisieren, dass er weniger lecker wäre, wenn ich ausschließlich die Brothälften essen würde.
Und natürlich: Hardliner mögen sich von den stilistischen Freiheiten, der großen Menge an Elektronik und den gleichzeitigen poppigen Ausflügen des Albums gestört fühlen („Das ist doch kein echter Metal“). Tja. Dann hört man’s halt nicht.

Fazit:
Sollte man aber, wenn man komplexe harte Musik mag, die ihren Selbstwert nicht aus „Du musst das mögen, weil Du nicht verstehst, was wir machen“ zieht, aus brutalem Programming einen dicken Unterhaltungsmehrwert rausholt, eine ganz eigene Atmosphäre entwickelt und bereit ist, Konventionen komplett hinter sich zu lassen. Und all das auf ganz hohem Niveau.

Anspieltipps:
„The Turn“, „Beyond Belief“, „The Universal“ und „eMolecule“

Jannis

MOONSCAPE – The Continuum Synergy

Trackliste:

01. Galileo’s Quest
02. Rude Awakening
03. A Rendezvous In Time
04. Elegy Of Lost Souls
05. If Heaven Knows My Name
06. A Visionary’s Fate
07. Beyond The Periphery

 

 

 

Spielzeit: 54:13 min – Genre: Progressive Metal – Label: Eigenveröffentlichung – VÖ: 20.01.2023 – Page: www.facebook.com/moonscapenorway

 

Keine Ahnung, ob die Bewertung akurat ist. „The Continuum Synergy“ des Quasi-Soloprojekts MOONSCAPE ist keines der Alben, bei denen man grobe Mankos und tolle Leistungen klar zusammenfassen kann, vielmehr gibt es viele kleinere Anlässe für Lob und Kritik. Daher erstmal allgemein: Hâvard Lunde aus Norwegen beweist auf seinem vierten Album viel Expertise, was Progressive Metal und Rock der neuen wie der alten Schule angeht. Nun hat er sich mit einer Riege von Gastsängern und -musikern zusammengetan und in Eigenproduktion ein Album mit ebendiesen Einflüssen gebastelt, das eine ambitionierte und große Science-Fiction-Story erzählt. Produktionstechnisch hätte man vor allem die Vocals noch etwas besser in die Musik integrieren können, sie liegen manchmal etwas darüber und sind in ihrer Tonlage auch mal ein wenig abseits der benötigten. Wie gesagt, etwas und ein wenig. Reicht das für Punktabzug? Weiß ich nicht. Dafür ist der mit echten Leuten aufgenommene Chor sehr gelungen. Aber man hat die Chance nicht genutzt, ihn dort als Backing Vocals einzusetzen, wo er echt sinnvoll gewesen wäre. Sehr gelungen und bereichernd, wenn er vorkommt, ist er trotzdem.
Angenehm hart ist die Platte auf jeden Fall, bringt einige miese Riffs und nicht zu wenig Geballer. Dann wiederum kommen darauf immer mal wieder Melodien, die bei einem solchen Album eigentlich etwas stärker hätten sein müssen. Einige sind aber auch entsprechend stark. Gut, dafür gibt es auch die viel zu klassisch power-metalligen Vibes in „Rude Awakening“, die echt deplatziert wirken. Aber wenn die dann von einem ruhigen Mittelteil beendet werden, folgt auf diesen wiederum genau der nächste Teil, der an der Stelle nötig und gut ist. Die langen Tracks (+10 Minuten) sind im Aufbau gelungen vielseitig. Eine sinnstiftende Struktur lässt sich in ihren ganz großen Kontext jederzeit finden (insofern, als dass zum Beispiel am Ende nochmal der Refrain kommt), ab und an aber nicht aber bei individuellen Entscheidungen, die gen „Hier sind fünf verschiedene Parts hintereinander, also ist es progressiv“ tendieren. Nicht immer, genug Gegenbeispiele vorhanden, bei denen ein neuer Part im Verhältnis zum alten richtig zündet.
Die Streicher klingen etwas künstlich. Die Bläser klingen absolut stabil.
Das ist nur ein Teil der Überlegungen zu „The Continuum Synergy“. Man merkt, viele Gedanken, viel Abwägen. Die schiere Vielzahl sowohl der lobenswerten als auch der zu kritisierenden Aspekte der Platte macht es schwer, die Summe der Teile zu betrachten.

Fazit:
Dann machen wir halt ein langes Fazit, atmen einmal tief durch und kommen klar. An sich ist „The Continuum Synergy“ ein gelungenes Prog-Album mit gesunder Härte, schönen ruhigen Parts, gutem Sounddesign, gutem Chor, okayer bis guter Produktion und einer dicken Menge an dahintersteckender Arbeit, wenn man bedenkt, dass das Ding quasi ein Soloprojekt ist. Bei der Produktion wäre ein zweites professionelles Paar Ohren noch wünschenswert gewesen, und die belangloseren Melodien hätte man, gerade in den längeren Tracks, noch ein bisschen runterkürzen können. Fans von progressivem melodischem Metal mit ein paar Oldschool- und Science-Fiction-Einflüssen sei geraten, sich mal selber ein Bild von der Sache zu machen, durch das Album zu skippen und hier und dort mal ein paar Minuten zu verweilen. Im Endeffekt liegt es an jedem Hörer selbst, als wie gravierend er die Macken von „The Continuum Synergy“ bewertet, wie sehr er die (echt nicht zu vernachlässigenden) geilen Aspekte des Albums feiert, und welche Endeinschätzung sich daraus ergibt. Grob und an die Progressive-Metal-Fans: Hört mal rein, hat Potenzial, gut zu gefallen – oder eben nicht. Mehr als zehn Minuten Zeit läuft man nicht Gefahr zu verlieren, und die sind die Chance auf eine gute Hörerfahrung doch allemal wert.

Anspieltipps:
„If Heaven Knows My Name“ (subjektiv bester Track des Albums) und „A Visionary’s Fate“

Jannis

OSYRON – Momentous

Trackliste:

01. Anunnaki
02. Dominion Day
03. The Deafening
04. Landslide
05. Sorrow And Extinction
06. Beyond The Sun
07. Awake
08. Momentous
09. Prairie Sailor
10. Beacons

 

Spielzeit: 55:20 min – Genre: Modern Progressive Metal – Label: Osyron/SAOL – VÖ: 04.11.2022 – Page: www.facebook.com/osyron

 

Modern Metal kann mit seinen Parallelen zu Metalcore schon bizarre Formen annehmen. Auf der einen Seite kann der Musik das letzte bisschen Seele aus dem Leib gesaugt werden, auf der anderen kann der nächste Drop so hart sein, dass es einem beim Mitnicken den Kopf 30 Zentimeter tief in den Boden rammt. So zumindest meine persönliche Wahrnehmung, weshalb es besonders ungewohnt anmutet, Elemente dieses Genres in Kombination mit Power und Progressive Metal zu bekommen. Hier sind sie nun mit OSYRON und ihrem neusten Release, „Momentous“. Will man dieses Album möglichst kompakt beschreiben, dann würde man es als ICED-EARTH-beeinflusst, etwas orchesteriger und dann ordentlich mit Modern-Metal- und Progressive-Elementen garniert bezeichnen. Dabei gibt es einen ordentlichen Anteil unklarer Vocals (bei „Landslide“ fast nur, außer im Chorus“), Progressivität hauptsächlich darin bestehend, dass die Instrumentalfraktion sehr technisch unterwegs ist. Klar, ab und an darf es auch mal klassischer sein, beispielsweise in der ersten Hälfte des überlangen Titeltracks, oder alternativ mit traditionellen Blastbeats, die nicht unbedingt repräsentativ für Progressive Metal sind, aber immerhin klassisch.
Neben den unmelodischen Parts gibt es aber auch (gefühlt mehr als 50%) melodieorientierte, mit feierlichen Refrains („Sorrow And Extinction“) oder ruhigen Anfangsparts – sowie einem ganz ruhigen Track mit „Prairie Sailor“.
Kritik lässt sich zum einen an der Produktion äußern: Der Snaresound fällt wirklich auf, weil er wirkt, als hätte man immer und immer wieder das genau gleiche Snare-Sample verwendet; wirkt wenig handgemacht, obwohl ich nicht unterstellen will, dass hier Angelo Sasso am Schlagzeug saß. Mixtechnisch verschwimmt auch das Orchester und einiges an Keyboards oftmals sehr im Hintergrund und man kann hin und wieder ahnen, dass da noch was Cooles abgeht, aber eben nicht ganz sicher sein.
Persönlich finde ich „Momentous“ am besten, wenn es die modernen Elemente zurückfährt. Der ICED-EARTHig beeinflusste Stil ist stark umgesetzt (so beispielsweise bei „The Deafening“, das so ganz nebenbei auch mit Ex-ICED-EARTHer Stu Block als Gast aufwarten kann) und schafft die Stimmung, die ich mir von einem Album wünsche, dessen Opener „Annunaki“ heißt. Währenddessen sind die meisten (insbesondere die ganz) modernen Parts eher das, was ich durchaus beeindruckend und gut auf’s Maul finde, was diese Platte aber eigentlich gar nicht in der Menge nötig hätte.

Fazit:
„Momentous“ ist ein cooles Album, dessen Stilmix Geschmackssache bleibt und das mit einigen kleinen Produktionsmakeln einhergeht. Aber aus der gegenteiligen Sicht von meiner betrachtet: Modern-Metal-Fans, die sich neben guter Technik auch über ein höheres Maß an fett-melodischeren und weniger modernen Bestandteilen in ihrer Musik freuen würden, könnten mit der neuen OSYRON eine wirklich gute Zeit haben

Anspieltipps:
„Sorrow And Extinction“, „Landslide“ und „Beyond The Sun“

Jannis

DEVIN TOWNSEND – Lightwork

Trackliste:

01. Moonpeople
02. Lightworker
03. Equinox
04. Call Of The Void
05. Heartbreaker
06. Dimensions
07. Celestial Signals
08. Heavy Burden
09. Vacation
10. Children Of God

 

Spielzeit: 55:59 min – Genre: Progressive Rock/Metal – Label: Inside Out Music – VÖ: 28.10.2022 – Page: www.facebook.com/dvntownsend

 

An die eine Person im Rock-Garage-Leser-Keis, die DEVIN TOWNSEND noch nicht kennt: Du hast jetzt fünf Minuten, um diese Rezension zu lesen, und dann gehst du los und verwendest LIGHTWORK als Einstiegsdroge. Denn nichts anderes ist die neuste Platte des – sagen wir es wie es ist – Genies aus Kanada. Man kennt den Frank Zappa des Progressive Metal einerseits für seinen absoluten Bombast, die mächtigsten Klangwände, die mit den damit einhergehenden Melodien für kompletten Gänsehaut-Overload sorgen, ebenso wie für seine Experimentierfreudigkeit, seine absolut seltsamen Ideen, die allesamt funktionieren, seine unkonventionellen Arrangements, Instrumentierungsentscheidungen, Songstrukturen. Ein gutes DEVIN-Album ist eine bunte magische Wundertüte voller Emotionen, voller Dinge, von denen man zuvor nicht wusste, dass man sie braucht, voller teils überwältigender Positivität, die sich einen feuchten Dreck um Genrekonventionen schert und hochgradig poppige Eingängigkeit düsterem Gedönse gegenüberstellt.
Ach ja, „Lightwork“. Ist genau so ein Album. Die Produktion ist perfekt, die Qualitätsansprüche, die man an DEVIN hat, werden mindestens erfüllt, die Soundauswahl (Band, unterschiedliche Gesangsstile und gelegentliche Gastvocals, elektronische Elemente, Orchester, E-Drums) ist äußerst breit gefächert. Größtenteils ist „Lightwork“ eines der Alben des Ausnahmekünstlers, die kompatibler ausfallen. Einiges an ruhigen Parts, viel Harmonie, eingängige, oft poppige, große Melodien, dicker Bombast, wenig unklarer Gesang und kaum Geknüppel. Positivität überwiegt, lediglich zwei bis drei der Songs fallen düsterer aus. Auch die Experimentsongs (die geil sind, dabei aber weit weniger „konventionell“ als der Rest seiner Songs) sind eher selten. Und man kann es nicht anders sagen, „Lightwork“ ist in jeder Hinsicht perfekt. Die Melodien zünden praktisch zu 100%, der Sound ist gewohnt over the top, und vielleicht etwas mehr als noch auf vorangegangenen Alben spielt DEVIN viel mit den Möglichkeiten der Produktion, um Effekte beim Hörer zu erzielen. Manipulation im besten Sinne. Das Resultat ist eine einstündige, intensive meditative Reise, die den grandiosen Vorgänger „Empath“ subjektiv noch ein wenig übertrifft.

Fazit:
„Lightwork“ ist ein Album, das man einem rock/metallisch komplett ahnungslosen Menschen auf der Straße in die Hand drücken könnte, und es hätte das Potenzial, den Musikgeschmack dieses Menschen nachhaltig zu verändern. DEVIN TOWNSEND schöpft wie wenige andere Musiker unserer Zeit das Potenzial von Musik im Gesamten aus, überwindet Genregrenzen und Konventionen und schafft damit Musik, die letztendlich Balsam für die Seele ist. Und das haben wir doch momentan alle hin und wieder mal nötig.

Anspieltipps:
„Moonpeople“, „Lightworker“, „Dimensions“ und „Heavy Burden“

Jannis

CHAOS FRAME – Entropy

Trackliste:

01. The Timepiece Shatters (Entropy Pt I)
02. To Reap And Never Sow
03. Skyscraper
04. Solaire
05. Voluntary Extinction
06. Always Looking Down
07. The Late Goodbye
08. Forever Is Nothing (Entropy Pt II)

 

 

Spielzeit: 43:34 min – Genre: Progressive Metal – Label: Pure Steel Records – VÖ: 24.06.2022 – Page: www.facebook.com/chaosframe

 

Könnte man Musikgenres im Restaurant bestellen, wären CHAOS FRAME ein „All you can eat“-Buffet, an dem eine größere Anzahl von Mitarbeitern steht, die einem unterschiedliche sehr wohlschmeckende Gerichte erbarmungslos auf den Teller schaufelt. „Hier, nehmen Sie doch auch noch ein paar Black-Metal-Blastbeats. Schmecken wunderbar mit Jazz-Harmonien, hier, bitte! Etwas Power Metal dazu? Moment, noch nicht gehen, da fehlt doch noch eine dicke Kelle Progressive Soup über dem ganzen Gemisch!“
Dann geht man mit seinem Plattenteller zurück an seinen Tisch, vernichtet diese dicke bunte Portion und ist dabei und danach überfordert, aber auch sehr glücklich.
Man kann es nicht anders sagen, „Entropy“, das dritte Album der Truppe aus den Staaten, ist von Anfang bis Ende eine Achterbahnfahrt. Progressive Metal bildet hier Fundament und Rechtfertigung, mehr oder weniger alles mal zu machen, was sich in der melodischen Variante dieses Genres umsetzen lässt (und ein paar Growls gibt es natürlich auch). Orchester, Chor und Blastbeats alleine im furiosen Opener, abgerundet von unkonventionellen Songstrukturen und mehrstimmigen Vocals. Dann plötzlich verstärkte AOR-Vibes und Synthesizer im anschließenden „To Reap And Never Sow“, das ebenfalls mit zeitweiser Blastbeat-Anwendung bei gleichzeitiger Harmonielastigkeit leichte DEVIN-TOWNSEND-Assoziationen wecken könnte. „Skyscraper“ kommt mit teils ruhigeren Tönen, entspanntem E-Piano, sehr cooler Strophe und Partymodus-Drums, mit Harmoniearbeit irgendwo zwischen Power Metal und Jazz und im Verlauf einer sauberen Menge Druck. Und so geht der Spaß weiter, die Tendenz dürfte hiermit ungefähr klar sein. Sounddesign-Elemente spicen die ganze Sache noch zusätzlich an, die makellose Ausführung vonseiten aller Beteiligten tut ihr übriges. Was den Sound angeht, hätte man noch eine letzte halbe Stunde Studioarbeit in die Präzisierung der Frequenzverteilung stecken können, und die Drums gehen bei überladeneren Parts ab und an mal ein wenig unter. Das sollte aber nicht davon abhalten, der Platte mal ein Ohr zu leihen, denn so geht melodischer Progressive Metal, der intelligent ist und gleichzeitig sehr gut zu unterhalten weiß, der modern aber nicht zu modern ist und bei allem was abgeht nicht vergisst, dass purer Overload an Eindrücken alleine noch kein gutes Album ausmacht.

Fazit:
„Entropy“ ist allemal als Album für den klassischen „Ohrensessel, Kamin und Tee“-Abend, ebenso wie für alle anderen Situationen, in denen man eine Platte bewusst genießen kann. Wenn man das wahrnimmt, dürfte man ein Entertainmenterlebnis haben, das einem actionreichen Hollywood-Blockbuster in nichts nachsteht.

Anspieltipps:
„Skyscraper“, „Solaire“, Always Looking Down“ und „The Timepiece Shatters (Entropy Pt. I)“

Jannis

EVERGREY – A Heartless Portrait (The Orphean Testament)

Trackliste:

1. Save Us
2. Midwinter Calls
3. Ominous
4. Call Out the Dark
5. The Orphean Testament
6. Reawakening
7. The Great Unwashed
8. Heartless
9. Blindfolded
10. Wildfires

 

Spielzeit: 50:15 min – Genre: Melodic Progressive Metal – Label: Napalm Records – VÖ: 20.05.2022 – Page: www.facebook.com/Evergrey

 

Hm. Nehme ich die Rezension von der letzten EVERGREY-Platte einfach nochmal, da sie einfach optimal auch auf „A Heartless Portrait (The Orphean Testament)“ passen würde? Die Versuchung ist groß, aber dafür werde ich schließlich nicht bezahlt, also werfen wir mal ein Ohr in das 13. Album der Schweden um den mächtigen Tom S. Englund. Und das ist, wie gewohnt, Anlass zu Melancholie (im positiven Sinne), denn die Truppe hat erneut ein Werk geschaffen, das Härte, durchaus böses Riffing und skandinavische düstere Schönheit – Ihr wisst, die mit den hallenden weichen Klaviersounds – kombiniert, um progressive Elemente und gut gewählte Synthesizer ergänzt und ein paar eher Alternative-Rockige Melodiewendungen mit Hang zur Poppigkeit hinzugefügt und im Sinne des Genres rekontextualisiert. Das Ganze wird dann verpackt in 50 Minuten brillianter Produktion und fertig ist die Kiste. Jaaah, ein paar Kritikpunkte gibt es, die aber mehr oder minder subjektiv gehalten sind: Allen voran die Ballade „Wildfires“ auf Clean-Gitarren-Basis, bei der man nicht genau sagen kann, ob sie besser oder schlechter gewesen wäre, wenn man zumindest den letzten Chorus in voller Bandaufstellungs-Fettheit gebracht hätte. Hat man nicht. Ist dann so.
Die poppigen Ausflüge in Kopfstimme, die Englund ab und an unternimmt, bleiben ebenso Geschmackssache und „Heartless“ ist durchaus ein Kandidat für den nächsten schwedischen Beitrag für den ESC (was nicht schlecht aber auch nicht uneingeschränkt gut ist), aber zu diesem Zeitpunkt könnte man auch einfach in dem Komplimente-Part übergehen und nochmal klar verkünden, dass „AHP(TOT)“ ein astreiner Beitrag zum Melodic Metal ist, der in den meisten Songs praktisch fehlerfrei ausfällt. „Save Us“ stellt ohne lästiges Intro direkt mal klar, wohin die Reise geht und dass man sich sowohl auf große, im spezifisch EVRGREYschen Stil melancholische Melodien als auch auf eine gesunde Portion Härte freuen darf. Bei „Midwinter Calls hat man kurzerhand bei Konzerten aufgenommene Fangesänge integriert, was sehr gut und kraftvoll kommt, sowie ein paar elektronische Elemente. Takttechnisch progressiv wird’s das erste Mal bei „Ominous“ und „Call Out Of The Dark“ liefert dann endlich die lang ersehnten Club-Synths und ist trotz leicht redundantem Refrain ein ordentlicher Brecher. „Blindfolded“, der Song nach „Heartless“, ist genau das Richtige für alle, denen der Vortrack ein bisschen zu Radio war – sowohl Gitarren als auch Gesangsmelodie kommen hier vergleichsweise unmelancholisch und biestig und schaffen einen angenehmen Kontrast zum Rest der Platte.

Fazit:
So gut wie der Vorgänger? Nicht ganz, aber eben auch nur minimal darunter. Und damit bleibt „AHP(TOT)“ ein absolut starkes Album für Fans der Band, von sauberst intoniertem und technisch gut durchdachtem Metal mit Melodien, Härte und Seele.

Anspieltipps:
„Save Us“, „Call Out Of The Dark“, „Reawakening“ und „Blindfolded“

Jannis

 

 

GUILD OF OTHERS – Guild Of Others

Trackliste:

01. Other Side
02. Balance
03. Always There
04. Memento
05. New World Disorder
06. Elysium
07. Veil Of Insanity
08. Spirit Ghost

 

 

Spielzeit: 46:57 min – Genre: Progressive Metal – Label: Louder Than Loud Records – VÖ: 28.02.2022 – Page: www.facebook.com/Guild-of-Others-105834661701985

 

Obligatorischer Bekanntheitscheck der Band auf Facebook vor dem Verfassen der Rezension: 98 Gefällt-mir-Angaben und man findet die Seite noch nicht einmal, wenn man „Guild Of Others“ in die Suchleiste eingibt. Da ist offensichtlich etwas extrem schief gelaufen, wenn man bedenkt, dass sich auf dem Debutalbum des Projekts um Tom Wallace und Steve Potts unter anderem SONS OF APOLLO/DREAM THEATER-, DIO- und SAGA-Mitglieder tummeln. Aber gut, was nicht ist, kann ja noch werden, und angesichts des ersten Longplayers von GUILD OF OTHERS muss man schwerstens darauf hoffen, denn als Long-Time-Geheimtipp wäre die Musik der Truppe ansonsten echt Perlen vor die Säue.
Doch, das nach der Band benannte Album ist ein kleines Underground-Juwel, tief vergraben im Prog-Boden. Das beginnt bereits bei der Produktion, bei der man mit viel Lust am Meckern vielleicht noch anbringen könnte, dass das ein oder andere Lead-Synthesizer vielleicht minimal zu laut ist. Vielleicht. Minimal.
Weiter geht das bei der Performance der beteiligten Musiker, die von vorne bis hinten sitzt. Insbesondere die Vocals sind durch die Bank makellos, mit Ausdrucksstärke, Vielseitigkeit und in Sachen Produktion bestens behandelt. Und diese Makellosigkeit offenbart sich auch im Songwriting. „Guild Of Others“ ist letztendlich Neo-Prog-Rock in etwas härter und könnte im Musikunterricht als exemplarisches Beispielwerk für das Genre verwendet werden. Orgel ist drin, Leadsynth-Soli und -Untermalungen sind drin (schöne klassische Soundauswahl), Klavier und Pad/Orchesterelemente sind drin und die Songs fallen trotz so mancher Stimmungswechsel in sich sehr harmonisch aus, wirken nie aneinandergestückelt und sind in ihrer smarten Komposition doch nie so überfordernd, dass sie den Hörer aus seinem Modus herausreißen würden. Die Melodien sind zumeist interessant, die Mittelteile oft ausufernd, dabei aber spannend und abwechslungsreich. Dafür sorgen auch immer wieder kleine jazzige Einsprengsel und großer Respekt für die einzelnen Elemente (es ist doch immer toll, wenn beispielsweise der Bass nicht nur Fundament ist, sondern auch wirklich was zu sagen hat).

Fazit:
„Guild Of Others“ ist prototypischer Progressive Metal/Rock der älteren Schule, und das auf hohem Niveau. Komplexität verwendet die Band nie zum Selbstzweck und verzichtet auch gerne darauf, wenn sie dem Song(abschnitt) gerade nicht angemessen wäre. Kurz: Das Ding verdient Aufmerksamkeit und ist hiermit allen Prog-Fans wärmstens ans Herz gelegt.

Anspieltipps:
Kann man sich sparen, einfach mal in drei unterschiedliche Songs reinhören, das sollte für einen ungefähren ersten Eindruck reichen.

Jannis

AMORPHIS – Halo

Trackliste:

01. Northwards
02. On The Dark Waters
03. The Moon
04. Windmane
05. A New Land
06. When The Gods Came
07. Seven Roads Come Together
08. War
09. Halo
10. The Wolf
11. My Name Is Night

Spielzeit: 55:42 min – Genre: Melodic Progressive Folk Death Metal – Label: Atomic Fire – VÖ: 11.02.2021 – Page: www.facebook.com/amorphis

 

Rezensionen sind in vielen Fällen eine gute Sache, um sich über Neuerscheinungen zu informieren und herauszufinden, ob man an ihnen potenziell Gefallen finden könnte. In einigen Fällen, beispielsweise bei U.D.O.- oder eben bei AMORPHIS-Alben, sind sie aber auch primär dafür da, dass der Redakteur das kommende Album einfach schon ein bisschen früher hören kann – und sekundär, damit vielleicht der letzte Mensch auf Erden, der die entsprechende Band noch nicht kennt, auf sie aufmerksam gemacht wird. Denn machen wir uns nichts vor: Niemand erwartet auch nur ansatzweise, dass diese Rezension zu dem Schluss kommt, „Halo“, das nunmehr 14. Album von AMORPHIS in ihrer 31 Jahre andauernden Geschichte, sei ein schwaches Album, das man eher nicht hören sollte. Warum auch, sind die Finnen doch seit eh und je ein absoluter Qualitätsgarant, der einen eigenen grandiosen Stil für sich geschaffen hat, aus höchst passionierten und talentierten Musikern besteht und Wert auf ein starkes Endresultat legt. Darum arbeitet man auch mit Produzent Jens Bogren zusammen, der einen bombastischen, druckvoll-klaren Sound für die Platte zusammengeschustert hat.
Musikalisch: Nun, der klassische AMORPHIS-Klaviersound ist vergleichsweise selten, aber damit endet die Kritik auch schon. „Halo“ findet einmal mehr einen sauberen Mittelweg zwischen düstereren Tönen, angetrieben durch Tomi Joutsens mächtige Growls, und wunderbaren getragenen Gesangsmelodien und Gitarrenmotiven vor druckvoll-schönen Arrangements, die die traumartige dichte Atmosphäre der Musik der Band so besonders machen. Ein Stück weit hat man den AMORPHIS-Sound dabei reduziert, ist insbesondere in der ersten Hälfte von Strophen mit Basic-Band-Instrumentierung und Growls relativ trocken unterwegs (was dank der Produktion aber bereits ordentlich knallt) und spielt teils mit unkonventionelleren Taktarten. Umso fetter sind damit die Parts, in denen so richtig ausgepackt werden kann. Orchestrale Elemente, Synthesizer, Orgeln, Chöre, eine starke Gastsängerin und ergänzende Percussion halten hier Einzug, ohne die Songs zu überladen. Und dazu kommen die wunderbaren, stimmungsvollen Melodien, das Zusammenspiel von Leadgitarre und Gesang, tronend auf einem schweren Rhythmusfraktion-Fundament. Und das bedeutet, wie erwartet:

Fazit:
„Halo“ ist ein weiterer Release von AMORPHIS, den man bedenkenlos blind kaufen kann, wenn man mit den letzten Veröffentlichungen der Truppe etwas anfangen konnte. Wer hätte das gedacht?

Anspieltipps:
„Northwards“, „On The Dark Waters“, „Seven Roads Come Together“ und „Halo“

Jannis

MAX PIE – PASSENGERS

Trackliste:

01. Ignition
02. A Thousand And One Lives
03. Lucy
04. Only The Silence Remains
05. Grains Of Sand
06. Breath Of The World
07. Ariadne’s Thread
08. Last Goodbye
09. Drawing The Future
10. Love For Sale
11. Passengers

Spielzeit: 61:09 min – Genre: Progressive Power Metal – Label: Rock City Music Label – VÖ: 03.12.2021 – Page: www.facebook.com/maxpiemusic

 

Silvester ist vorbei, man hat pflichtbewusst gefeiert, dass 2021 endlich rum ist, und dabei bestmöglich verdrängt, dass das nächste Jahr vermutlich nicht besser wird. Und keine zwei Wochen drin wird einem dann bewusst, dass 2021 eben doch nicht alles schlecht war, und man sucht nach den letzten Überbleibseln, an denen man sich festhalten kann. Eins davon ist MAX PIEs „Passengers“, erschienen bereits am 03. Dezember. Das ist Progressive Power Metal aus Belgien, Album Nr. 4 der Truppe, die entgegen aller Erwartungen kein Mitglied/keinen Bandleader namens Max Pie hat.
Progressive Power Metal ist so eine Angelegenheit, bei der man im schlimmsten Fall viele Synthesizer oder Orchesterelemente mit verschiedenen Taktarten und ein bisschen Gefrickel über absolut belanglose Gänsehautmelodien und ein paar seelenlose düstere Parts transportiert. Im besten Fall ist es genau das gleiche, nur mit unbelanglosen Gänsehautmelodien und sinnhaften düsteren Parts. MAX PIEs neustes Werk liegt auf der Skala der beiden Extreme klar in der positiven Hälfte. Melodietechnisch ist man, beispielsweise bei „Drawing The Future“, okay unterwegs, gerne aber auch auf Qualitäts- und Wiedererkennungswert-Niveau, wie bei „Breath Of The World“ mit unkonventioneller wie funktionierender Chorus-Harmoniefolge. Nicht durchgängig Oberklasse aber so gut, dass die schwächeren Parts nicht weiter stören sollten, wenn es sonst genug zu erleben gibt.
Und das gibt es häufig durchaus. Spiel und Gesang sind sauber, die Orchesterelemente seltener als gedacht, aber in Sachen Sound wirklich wertig – siehe Intro – und die Synths und elektronischen Elemente sind, gelinde gesagt, präsent. Jap, davon gibt es wirklich viele, aber nie wieder so exorbitant wie bei „A Thousand And One Lives“, das eine ziemliche Keyboard-Party entfacht. Kann man hassen, kann man feiern, ich mache letzteres. Neben modernen Sounds gibt es aber auch immer mal wieder ein bisschen sympathische Retro-Prog-Orgel- oder Klaviersounds und auch die Prog-Flöte darf nicht fehlen, angewendet im starken Zehn-Minüter „Passengers“.
Kritik: Das sehr präsente Hintergrundsynth aus „ATAOL“ hätte man bei „Breath Of The World“ nicht mehr aufwärmen sollen, „Grains Of Sand“ ist sehr verdächtig nah an MYRATHs „Believer“ (so nah, dass es kaum sein kann, dass MAX PIE den Track nicht kennen) und ein paar mal driftet man dann eben doch Richtung „Gut Fassade mit weniger Substanz“ ab, allerdings erfreulich selten.

Fazit:
Bombast, Keyboards unterschiedlicher Couleur, progressives Rumgetakte, klingt gut und hat einen ordentlichen Anteil an Qualitätskompositionen, die durch kleine Ausflüge in andere Stimmungslagen noch einmal aufgewertet werden. Wer mit diesen Bestandteilen etwas anfangen kann, der sollte MAX PIE auf jeden Fall eine Chance geben – gerade wenn er von der Routinisierung vergleichbarer bekannterer Bands wie SEVENTH WONDER in letzter Zeit ein wenig enttäuscht wurde.

Anspieltipps:
„A Thousand And One Lives“, „Only The Silence Remains“, „Breath Of The World“ und „Passengers“

Jannis

LORDS OF BLACK – Alchemy Of Souls, Pt. II

Band: Lords Of Black
Album: Alchemy Of Souls, Pt. II
Spielzeit: 66:07 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Frontiers Music srl
Veröffentlichung: 15.10.2021
Homepage: www.lordsofblack.com

Es hat immer seinen Reiz, ein Album zu hören, das einen mit auf eine emotionale Reise nimmt, verschiedene Stimmungen abdeckt und damit eine spannende Unvorhersehbarkeit erzeugt. Es kann im Vergleich aber genauso reizvoll sein, ein Album zu hören, das sich einer Grundstimmung verschrieben hat und diese über seine Spieldauer weitestgehend aufrecht erhält, um seine Hörer intensiver in diese Stimmung hineinzuziehen. “Alchemy Of Souls, Pt. II” ist eines der letzteren Alben und macht seine Sache dabei, so viel sei schon einmal gesagt, echt gut.
Das fünfte Album der Spanier um Oral-Virtuosen Ronnie Romero (Ruhe in der letzten Reihe!) wurde auf dem Mischpult von Roland Grapow geformt, und das aus gutem Grund. Klingt einfach geil, in leiseren wie in lauteren Momenten, klar, heavy, knallend. Das, plus die Vocals von Ronnie und das tighte aber durchaus detailreiche Spiel der restlichen Lords, ist schonmal die halbe Miete.
Und die andere Hälfte? Nun, wie gesagt, die Atmosphäre des Albums manifestiert sich im grundlegenden Stil des Quartetts: düster, nachdenklich, leicht hoffnungslos verzweifelt, all das in heavy gespielt und produziert. Der Stil zündet, sei es bei riff-orientierten, böseren Tracks wie “Fate To Be Destroyed” oder “No Hero Is Homeless” (die beide melodieverliebtere Ansätze im Chorus zeigen) oder etwas “freundlicheren” Tracks wie “What’s Become Of Us” oder “Prayers Turned To Whispers”.
Ergänzt wird das Konzept um progressive Ansätze, die sich jedoch angenehm hintergründig zeigen und nur selten (zum Beispiel im 7/8el-Part von “In A Different Light”) mal so richtig rausgehängt werden.
Ebenfalls kommen Synthesizer zum Einsatz, die normal gut gewählt sind und nicht zu penetrant ausfallen, ebenso Klavier- und Orchestersounds, letztere zum Teil ein wenig zu unauthentisch für die restliche Qualität der Produktion.
Kritik gibt es ein wenig, inkonsequenterweise hinsichtlich der Aspekte, die bis hierhin bereits gelobt wurden. So erfreulich ein eigener Stil und eine dichte Atmosphäre über ein komplettes Album hinweg ist, ist “Alchemy Of Souls, Pt. II” halt auch 66 Minuten lang und so kommen Wiederholungen in relevanteren Harmoniefolgen durchaus vor. Hier wäre noch ein letzter entscheidender Schritt gewesen, seinen Stil und die gewünschte Stimmung des Albums zu definieren, um anschließend hin und wieder kontrolliert ein wenig damit zu brechen. Ich rede nicht von einer cheesy Klavierballade oder einem plötzlichen Saxophon-Solo, aber die Muster der LORDS OF BLACK scheinen hier ein wenig zu gefestigt zu sein, um über eine so lange Spieldauer durchgängig unterhalten zu können. Drei Songs weniger oder ein wenig mehr Mut zur Erweiterung des eigenen Stils, gerade hinsichtlich so einiger Melodieführungen und Harmoniefolgen, hätte der Platte noch gut getan.

Fazit:
So, wie sie ist, kann man “Alchemy Of Souls, Pt. II” vielleicht noch ein Stück mehr abgewinnen, wenn man zwischendurch mal eine Pause einlegt oder nach den ersten drei Hördurchgängen seine Skip-Kandidaten unter den Songs gefunden hat. Aber abseits dessen weiß das Ding mitzureißen, mit toller Produktion, starken Interpreten und stabilem Songwriting.

Anspieltipps:
“Mind Killer”, “Fate To Be Destroyed”, “Before That Time Can Come” und “No Hero Is Homeless”

WERTUNG:

 

 

 

Trackliste:

01. Prelude (Alchimia Confessio 1458 A.D.)
02. Maker Of Nothingness
03. What’s Become Of Us
04. Bound To You
05. Before That Time Can Come
06. Mind Killer
07. Death Dealer
08. Prayers Turned To Whispers
09. In A Different Light
10. How Long Do I Have Now
11. Fated To Be Destroyed
12. No Hero Is Homeless
13. Sympathy

Jannis