MOONSCAPE – The Continuum Synergy

Trackliste:

01. Galileo’s Quest
02. Rude Awakening
03. A Rendezvous In Time
04. Elegy Of Lost Souls
05. If Heaven Knows My Name
06. A Visionary’s Fate
07. Beyond The Periphery

 

 

 

Spielzeit: 54:13 min – Genre: Progressive Metal – Label: Eigenveröffentlichung – VÖ: 20.01.2023 – Page: www.facebook.com/moonscapenorway

 

Keine Ahnung, ob die Bewertung akurat ist. „The Continuum Synergy“ des Quasi-Soloprojekts MOONSCAPE ist keines der Alben, bei denen man grobe Mankos und tolle Leistungen klar zusammenfassen kann, vielmehr gibt es viele kleinere Anlässe für Lob und Kritik. Daher erstmal allgemein: Hâvard Lunde aus Norwegen beweist auf seinem vierten Album viel Expertise, was Progressive Metal und Rock der neuen wie der alten Schule angeht. Nun hat er sich mit einer Riege von Gastsängern und -musikern zusammengetan und in Eigenproduktion ein Album mit ebendiesen Einflüssen gebastelt, das eine ambitionierte und große Science-Fiction-Story erzählt. Produktionstechnisch hätte man vor allem die Vocals noch etwas besser in die Musik integrieren können, sie liegen manchmal etwas darüber und sind in ihrer Tonlage auch mal ein wenig abseits der benötigten. Wie gesagt, etwas und ein wenig. Reicht das für Punktabzug? Weiß ich nicht. Dafür ist der mit echten Leuten aufgenommene Chor sehr gelungen. Aber man hat die Chance nicht genutzt, ihn dort als Backing Vocals einzusetzen, wo er echt sinnvoll gewesen wäre. Sehr gelungen und bereichernd, wenn er vorkommt, ist er trotzdem.
Angenehm hart ist die Platte auf jeden Fall, bringt einige miese Riffs und nicht zu wenig Geballer. Dann wiederum kommen darauf immer mal wieder Melodien, die bei einem solchen Album eigentlich etwas stärker hätten sein müssen. Einige sind aber auch entsprechend stark. Gut, dafür gibt es auch die viel zu klassisch power-metalligen Vibes in „Rude Awakening“, die echt deplatziert wirken. Aber wenn die dann von einem ruhigen Mittelteil beendet werden, folgt auf diesen wiederum genau der nächste Teil, der an der Stelle nötig und gut ist. Die langen Tracks (+10 Minuten) sind im Aufbau gelungen vielseitig. Eine sinnstiftende Struktur lässt sich in ihren ganz großen Kontext jederzeit finden (insofern, als dass zum Beispiel am Ende nochmal der Refrain kommt), ab und an aber nicht aber bei individuellen Entscheidungen, die gen „Hier sind fünf verschiedene Parts hintereinander, also ist es progressiv“ tendieren. Nicht immer, genug Gegenbeispiele vorhanden, bei denen ein neuer Part im Verhältnis zum alten richtig zündet.
Die Streicher klingen etwas künstlich. Die Bläser klingen absolut stabil.
Das ist nur ein Teil der Überlegungen zu „The Continuum Synergy“. Man merkt, viele Gedanken, viel Abwägen. Die schiere Vielzahl sowohl der lobenswerten als auch der zu kritisierenden Aspekte der Platte macht es schwer, die Summe der Teile zu betrachten.

Fazit:
Dann machen wir halt ein langes Fazit, atmen einmal tief durch und kommen klar. An sich ist „The Continuum Synergy“ ein gelungenes Prog-Album mit gesunder Härte, schönen ruhigen Parts, gutem Sounddesign, gutem Chor, okayer bis guter Produktion und einer dicken Menge an dahintersteckender Arbeit, wenn man bedenkt, dass das Ding quasi ein Soloprojekt ist. Bei der Produktion wäre ein zweites professionelles Paar Ohren noch wünschenswert gewesen, und die belangloseren Melodien hätte man, gerade in den längeren Tracks, noch ein bisschen runterkürzen können. Fans von progressivem melodischem Metal mit ein paar Oldschool- und Science-Fiction-Einflüssen sei geraten, sich mal selber ein Bild von der Sache zu machen, durch das Album zu skippen und hier und dort mal ein paar Minuten zu verweilen. Im Endeffekt liegt es an jedem Hörer selbst, als wie gravierend er die Macken von „The Continuum Synergy“ bewertet, wie sehr er die (echt nicht zu vernachlässigenden) geilen Aspekte des Albums feiert, und welche Endeinschätzung sich daraus ergibt. Grob und an die Progressive-Metal-Fans: Hört mal rein, hat Potenzial, gut zu gefallen – oder eben nicht. Mehr als zehn Minuten Zeit läuft man nicht Gefahr zu verlieren, und die sind die Chance auf eine gute Hörerfahrung doch allemal wert.

Anspieltipps:
„If Heaven Knows My Name“ (subjektiv bester Track des Albums) und „A Visionary’s Fate“

Jannis