NORDIC UNION – Second Coming

Band: Nordic Union
Album: Second Coming
Spielzeit: 45:08 min
Stilrichtung: Hard/Melodic Rock
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 09.11.2018
Homepage: www.frontiers.it

Handwerklich ist auf der 2ten Platte der NORDIC UNION, rund um Pretty Maids Sänger Ronnie Atkins und Eclipse Mastermind Erik Martensson nichts auszusetzen. Das war auch nicht wirklich zu erwarten, dann Martensson ist dafür bekannt perfekte Songs zu schreiben und Atkins ist ein begnadeter Sänger mit einer unfassbaren Rockröhre. Da das Debüt zwar nicht überschwänglich, aber mit Wohlwollen aufgenommen wurde, musste natürlich recht zeitnah ein Nachfolger eingerockt werden. Nach dem beinahe 2 Jahre alten „Nordic Union“ steht also nun „Second Coming“ in den Läden.

Dass Martensson ein Songschreiber ist, der weiß was er tut hat er ja bereits mehrfach beweisen (u.a. W.E.T., Eclpise, Jimi Jamison). Entsprechend gutklassig sind die Kompositionen, wobei das mit latenten Goth-Anspielungen versehene „Because Of Us“, der flotte Rocker „My Fear & My Faith“ und das dynamisch, episch angelegte „Die Together“ besonders hervorstechen. Bei den insgesamt 11 Tracks gibt es keinen Durchhänger – es gleicht sich halt alles ziemlich, Abwechslung muss man mit der Lupe suchen. Das macht aus „Second Coming“ eine starke Genre-Platte bzw. ein typisches Frontiers Produkt, aber bestimmt nichts, wovon man in ein paar Jahren noch mit Glänzen in den Augen sprechen wird. Musikalisches Fast Food halt. Als Überbrückung bis zum nächsten Pretty Maids Werk kommt die neue NORDIC UNION Scheibe also den Fans von Atkins ganz gelegen. Wobei ich anmerken muss, dass aufgrund der brachialen Klanggewalt im Endeffekt jeder x-beliebige Sänger die Platte hätte einsingen können. Gegen die undurchdringliche Wand an Drums, Gitarren und allerlei Schnickschnack hat der gute Atkins so gut wie keine Chance seine Stärken ins rechte Licht zu rücken. Schade und eigentlich ein Stück weit Verschwendung. Hier wurde das Breitwand Klanggewand nicht um den Sänger und seine charakterstarke Stimme herum aufgebaut, sondern der Gesang als letztes Puzzleteil da reingepackt wo noch Platz war.

Ich bin nicht ganz zufrieden mit „Second Coming“, denn aus der Sache hätte man so einiges mehr machen können. So bleibt ein Ronnie Atkins der zwar alles gibt(die Stimme ist und bleibt ein Erlebnis), aber leider blass bleibt und eine Handvoll gewohnt starker Songs aus der Feder von Erik Martensson.  Fans der Stammbands der beiden und die, denen die erste Scheibe von NORDIC UNION gefallen haben können aber auf jeden Fall ein Ohr riskieren. Beim nächsten Mal würde ich mir wünschen die Tracks würden etwas mehr auf Atkins zugeschnitten. Dennoch, nicht übel das Ganze.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. My Fear & My Faith
02. Because Of Us
03. It Burns
04. Walk Me Through The Fire
05. New Life Begins
06. The Final War
07. Breathtaking
08. Rock’s Still Rolling
09. Die Together
10. The Best Thing I Never Had
11. Outrun You

Mario

ACE FREHLEY – Spaceman

Band: Ace Frehley
Album: Spaceman
Spielzeit: 37:07 min
Stilrichtung: Hard Rock
Plattenfirma: Entertainment One (eOne)/SPV
Veröffentlichung: 19.10.2018
Homepage: www.acefrehley.com

Der ehemalig Kiss-Gitarrero Ace Frehley ist definitiv ein Unikat. Nicht nur was seine zwar relativ simple, aber enorm effektive Spielweise anbelangt, sondern auch und vor allem was den spleenigen Charakter des mittlerweile 67-jährigen betrifft. Wer seine kurzweilige Biographie gelesen hat, weiß was ich meine. Zweifelsohne ist Frehley ein Urgestein des amerikanischen Hardrock, der mit seinem blues-basierten Spiel unzählige Kiddies dazu brachte zur Gitarre zu greifen und eine Karriere im Rampenlicht zu suchen. Seit seinem Ausscheiden bei Kiss hat Frehley immer mal wieder Solo-Alben veröffentlicht, das letzte („Space Invader„) liegt nun 4 Jahre zurück. Zeit also für ein neues Lebenszeichen des „Spaceman“, der offensichtlich seine Vergangenheit immer noch als Vehikel für seine aktuellen Tätigkeiten nutzen möchte.

Wer Frehley bisheriges Oeuvre kennt, weiß was ihn auf „Spaceman“ erwartet: schön knarziger Hardrock, Kompositionen die nie Gefahr laufen in die Champions League vorzudringen sondern eher in der 2ten Liga mitkicken und natürlich das limitierte Gitarrenspiel und der noch limitiertere Gesang des sympathischen Altrockers. Qualitativ hat sich seit der letzten Scheibe nicht viel geändert. Die Songs rocken angenehm unprätentiös nach vorne und werden von einer guten Backing-Band (u.a. Session Drummer Anton Fig) und einer professionellen Produktion getragen. Anspieltipps sind der schmissige Ohrwurm „Rockin‘ with the Boys“, dass gemeinsam mit Kiss-Bassist Gene Simmons verfasste „Without You I’m Nothing“ und die musikalische Visitenkarte „Bronx Boy“. Ausfälle gibt es auf „Spaceman“ eigentlich keine zu vermelden, lediglich den zerfahrenen instrumentalen Rausschmeißer „Quantum Flux“ hätte der gute Spaceman sich sparen können. Ansonsten wird der Fan große Freude an dieser Scheibe haben, die perfekt zu einer relaxten Autofahrt passt.

Nichts Neues im Hause Frehley, und das ist ausnahmsweise auch mal gut so. Wo andere betagte Bands verkrampft versuchen sich und Ihren Sound zu modernisieren, macht der gute Ace genau das was er am besten kann. Wer also auf das bisherige Schaffen des passionierten Les Paul Spielers steht, kann hie bedenkenlos zugreifen. Es ist Frehley und der Mannschaft um ihn herum gelungen ein typisches Spaceman Album mit einigen wirklich guten Songs einzutüten. Was will man mehr?

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Without You I’m Nothing
02. Rockin‘ with the Boys
03. Your Wish Is My Command
04. Bronx Boy
05. Pursuit of Rock and Roll
06. I Wanna Go Back
07. Mission to Mars
08. Off My Back
09. Quantum Flux

Mario

HAKEN – Vector

Band: Haken
Album: Vector
Spielzeit: 44:40 min
Stilrichtung: Progressive Metal
Plattenfirma: Inside/Out Records
Veröffentlichung: 26.10.2018
Homepage: www.hakenmusic.com

Die Jungs der britischen Progmetal Hoffnung HAKEN haben einen Lauf. Und das nicht erst seit Veröffentlichung Ihres letzten, bärenstarken Albums „Affinity“ (2016) oder des Engagements der gesamten Truppe (minus Drummer Ray Hearne) als Backingband für Mike Portnoys „Shattered Fortress“. Seit HAKEN ihr vielbeachtetes Debüt („Aquarius“, 2010) auf den heiß umkämpften Markt gebracht haben, ist das Ansehen der Truppe in der Szene mit jedem weiteren Album kontinuierlich gewachsen. Dass HAKEN das Ganze auch mehr als ordentlich live auf der Bühne reproduzieren können bewiesen Sie dann kürzlich mit der fetten Live-Veröffentlichung „L-1VE„. Wie die Großväter des Genres Dream Theater zuvor sind nun auch HAKEN an einem Punkt Ihrer Karriere angekommen, an dem der Sound der Band auf metallischere Klänge fokussiert wird: das Material auf „Vector“ ist spürbar dunkler, härter, Rifflastiger als noch auf dem 80er eingefärbten Vorgänger „Affinity„.

Eines gleich vorweg: „Vector“ ist das bisher schlüssigste Werk der Band und jeder Song auf dem Album hat seine Berechtigung. Vom aufputschenden, filmreifen Intro „Clear“, über die Hookmonster „The Good Doctor“ und „Puzzle Box“, über die zwar instrumental fordernden, aber nie in Frickelorgien abdriftenden Tracks „Veil“ und das Instrumental „Nil By Mouth“ bis zu der mit Opeth („Damnation“) und Miles Davis Reminiszenzen angereicherten Ballade „Host“. Die Jungs sind nochmals spürbar gereift und haben gelernt das Überflüssige wegzulassen und die Stärken der Band weiter zu verfeinern. dass trotz der unbestreitbaren Qualitäten der beiden Gitarristen Charlie Griffiths und Richard Henshall auf „Vector“ so gut wie keine Gitarrensoli zu hören sind spricht für sich. Und mit Ross Jennings hat die Truppe seit Beginn einen Sänger, der Teil des Ganzen und eben nicht nur Frontmann ist. Der heimliche Held der Platte ist aber Keyboarder Diego Tejeida, der das Ganze auch produziert hat und der es schafft trotz gewaltiger Riffattacken von 2 hyperaktiven Gitarristen, Drumfills von einem anderen Stern, einem knurrig fetten Bass und den einnehmenden Melodien, seine ganz eigene Duftmarke zu setzen. Er hebt sich sehr angenehm von den Genre-üblichen Frickeleien ab und drückt dem Album mit wunderbaren Klangfacetten seinen unverwechselbaren Stempel auf. Ganz großes Kino.

All Killer, no Filler. So knapp und prägnant kann man „Vector“ ohne Zweifel zusammenfassen. HAKEN ist es gelungen ein rundum stimmiges Album vorzulegen, dass von vorne bis hinten (vor allem durch die hochklassigen Kompositionen) überzeugt und auf jeglichen Ballast verzichtet – das ist, besonders in den heutigen Zeit und diesem Genre, schon etwas ganz Besonderes. Absolute Kaufempfehlung für alle Prog Fans!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Clear
02. The Good Doctor
03. Puzzle Box
04. Veil
05. Nil By Mouth
06. Host
07. A Cell Divides

Mario

CREYE – Creye

Band: Creye
Album: Creye
Spielzeit: /
Stilrichtung: Melodic Rock / AOR
Plattenfirma: Frontiers Music s.r.l.
Veröffentlichung: 12.10.2018
Homepage: www.creyesweden.com

Die von Gitarrist Andreas Gullstrand ins Leben gerufene schwedische AOR Combo CREYE legt uns nun über das Frontiers Label Ihren ersten Longplayer vor. Darauf gibt es, wen wundert es, hochmelodiösen Rock der seine Inspirationen klar aus den 80ern zieht. Trotz 2 Gitarren sind die Songs durch die Bank weg sehr keyboardlastig – die Keyboardfanfaren föhnen dem geneigten Hörer die Dauerwelle fluffig – die Drums schieben mega fett nach vorne und mit Sänger Robin Jidhed hat die Truppe einen fähigen Fronter in Ihren Reihen, der die Songs zwar gut tragen, aber keinen wirklich eigenständigen Eindruck hinterlassen kann.

Als Anspieltipps für Interessenten seien an dieser Stelle mal das Eröffnungsdoppel „Holding On“ und „Nothing To Lose“, sowie das nach Toto-Manier benannte „Christina“ genannt, die allesamt einen guten Eindruck geben was den Hörer auf „Creye“ erwartet. Die Refrains haben alle Hooklines, die man unmittelbar mitsingen kann (es besteht quasi „instant gratification“), allerdings bleibt so gut wie nichts wirklich im Langzeitgedächtnis hängen. Da jeder Song genau wie der vorherige (und der nächste) aufgebaut, instrumentiert und arrangiert ist, fegt das ganze am Hörer vorbei – ist halt wie musikalisches Fast Food. Aber das schmeckt ja auch ab und an, wenn man es nicht übertreibt. Mit Ausnahme von 2 Ausnahmen schlagen wirklich alle Songs in ein und dieselbe Kerbe: „Still Believe In You“ legt das Energielevel mit einem kernigen Gitarrenriff etwas höher als gewohnt, was den Jungs äusserst gut zu Gesicht steht. Und mit dem völlig kitschigen „Miracle“ müsste einer Einladung in den ZDF-Fernsehgarten eigentlich nichts mehr im Wege stehen. Der Track ist für mich einfach too much. Bei insgesamt 13 Tracks (was für eine solche Scheibe einfach viiiiel zu lang ist), hätte man hier gerne die Schere ansetzen können.

Wer auf typische Frontiers Massenware steht und von Bands wie H.E.A.T oder Work of Art einfach nicht genug bekommen kann, der sollte hier auf jeden Fall mal ein Ohr rsikieren. Hätte man hier ein wneig den Rotstift angesetzt und die Chose auf etwa 10 Songs getrimmt, dann wäre das Ergebnis sogar noch etwas kurzweiliger ausgefallen. So geht der Scheibe irgendwann leider etwas die Puste aus. Das wir uns aber nicht falsch verstehen, unterm Strich legen CREYE hier ein starkes Album vor, das lediglich bei den Hooklines noch ein wenig den Platzhirschen des Genres hinterherhinkt. Die gebotenen Tracks sind feines Genre-Futter – daran gibt es nix zu diskutieren.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Holding On
02. Nothing To Lose
03. Different State Of Mind
04. Never Too Late
05. All We Need Is Faith
06. Miracle
07. Christina
08. Straight To The Top
09. Love Will Never Die
10. Still Believe In You
11. City Lights
12. Desperately Lovin’
13. A Better Way

Mario

SAIGON KICK – Saigon Kick / The Lizard / Water (Re-Releases)

Band: Saigon Kick
Album: Saigon Kick / The Lizard / Water (Re-Releases)
Spielzeit: /
Stilrichtung: Groove / Alternative Metal
Plattenfirma: Rock Candy Records
Veröffentlichung: 31.08.2018
Homepage: www.rockcandyrecords.com

In mancherlei Hinsicht saß die aus dem sonnigen Miami stammende Band SAIGON KICK immer irgendwie zwischen allen Stühlen: gegründet um 1988, als sich die 80er Hair-Metal und Sleaze-Szene auf Ihrem Zenit befand, dauerte es bis 1991 bis das Debüt eingetütet war – da zog auch schon von Seattle der Grunge am Horizont auf. Aber die Truppe um Sänger Matt Kramer und Gitarrist Jason Bieler (sowie Bassist Tom Defile und Drummer Phil Varone) hatte sich schon seit Ihrer Gründung eine ganz eigene musikalische Identität erarbeitet, die 1991 auf das Publikum losgelassen wurde …

Saigon Kick (1991)

Das von niemand geringerem als Produzenten-Legende Michael Wagener (u.a. Extreme, Dokken) produzierte Debüt der Band schlug zwar nicht ein wie eine Bombe – das klangliche Gerüst dafür brachte die Scheibe aber allemal mit, ebenso wie die Qualität der Songs. Sänger Kramer und Gitarrist Bieler, der zuvor noch seine Brötchen bei den schwedischen Melodic-Rockern Talisman, an der Seite von Jeff Scott Soto, verdient hatte, zeigten als Songschreiber ein gutes Händchen für packende Melodien (man höre sich nur mal „What You Say“ an) die von wuchtigen Riff-Wänden flankiert mächtig nach vorne schieben. Die perfekt produzierte Scheibe forcierte die Stärken der Band und setzte die mehrstimmigen Gesänge wunderbar in Szene. „Saigon Kick“ war etwas ziemlich Eigenständiges, das zu dem damaligen Zweitpunkt weder zu dem gerade im Niedergang befindlichen Poser-Metal, noch zu dem langsam salonfähig werdenden Seattle Sound passte. Zwar sind gewissen Parallelen im Konzept zu den wunderbaren Alice in Chains nicht zu übersehen, bzw. -hören. SAIGON KICK hatten aber immer einen gewissen „positiven“ Touch in Ihrem Sound. Leider war der Scheibe nicht das große Publikumsinteresse beschieden, das es verdient gehabt hätte. Mit Tracks wie dem schweren Groover „Down By The Ocean“, der Ballade „Come Take Me Now “ oder dem flotten Opener „New World“ gibt es aber genug Argumente der Platte heute nochmals eine Chance zu geben. Ein mehr als starkes erstes Lebenszeichen einer Band, die schon auf dem Erstling ihren ganz eigenen Sound gefunden und perfektioniert hatte.

The Lizard (1992)

Gitarrist Jason Bieler nahm nun die Zügel fester in die Hand und produzierte die zweite Platte der Band einfach selber (Michael Wagener musste aufgrund von terminlichen Problemen passen). Grundsätzlich ist der Sound der Band auf „The Lizard“ ähnlich wie auf dem Erstling. Allerdings hat Bieler den Gitarren einen noch voluminöseren Klang verpasst. Daher schiebt das Ganze dann nochmal eine Ecke pfundiger aus den Speakern. Am Songwriting brauchte die Band eh nicht viel zu ändern – das war auch schon auf dem Vorgänger über alle Zweifel erhaben. So gibt es auch hier heavy Hits der Sonderklasse, wie z.B. „Hostile Youth“, das mit einem herrlichen Riff versehene „Body Bags“ oder die Hookwundertüte „Feel The Same Way“. Tja, und dann gibt es da noch „Love Is On The Way“, quasi das „More than words“ von SAIGON KICK. Nicht nur weil der Track eine (ziemlich gute) Ballade im Akustikgitarrengewand war und den einzigen veritablen Hit der Band darstellte, sondern vor allem weil dem Florida-Quartett genau wie Nuno Bettencourt & Co. dieser, im Vergleich zum restlichen Songmaterial, so unpassende Song, ein gänzlich falsches Bild beim Publikum bescherte. Fans, die nur aufgrund dieses Songs in ein Konzert gingen, kamen ziemlich verstört wieder heraus, denn mit dem harten, groovenden Metal der Jungs (gespickt mit Beatlesken Gesängen und psychedelischen Farbtupfern) hatte diese Single so absolut gar nichts zu tun. Jedenfalls haben SAIGON KICK durch diesen Song ihre 5 Minuten Ruhm geniessen können. Wer weiss ob es ohne diesen Achtungserfolg überhaupt das Geld für ein drittes Album vom Label gegeben hätte? „The Lizard“ ist, ebenso wie sein Vorgänger, eine saustarke Platte, die scheukappenfreie Metal-Fans unbedingt entdecken sollten.

Water (1994)

Nachdem kurz vor Veröffentlichung von „The Lizard“ bereits der langjährige Bassist Tom Defile gegangen wurde, krachte es vor den Aufnahmen zu „Water“ wieder mächtig im Gebälk. Allerdings diesmal zwischen den beiden Kreativköpfen und Aushängeschildern Kramer und Bieler. Die Atmosphäre war wohl so toxisch, dass es hiess „er oder ich“, woraufhin der Sänger/Frontmann seinen Hut nahm und SAIGON KICK als Trio zurückließ. Bieler, der von Beginn an für die 2te/Harmoniestimme zuständig gewesen war, verzichtete auf einen Ersatz und übernahm das Mikro kurzer Hand einfach selbst. Das hört man der dritten Scheibe der Truppe nicht mal wirklich an – ein Indiz dafür, dass der Gitarrist auch schon auf den vorangegangenen Alben nicht nur die Musik sondern wohl auch zu großen Teilen die Gesänge komponiert hatte. Da der Gute auch diesmal wieder die Produktion Übernahm, ist der Übergang von „The Lizard“ zu „Water“ ein fliessender. Zwar haben die Jungs auch auf dieser Scheibe wieder mal ein paar Experimente in Petto (wie zum Beispiel das hevorragend gelungene David Bowie-Cover „Space Oddity“), aber das Klanguniversum der Band ist unverändert geblieben. Ähnlich wie z.B. King’s X hört man immer heraus um welche Band es sich handelt, egal wie die Sachen produziert sind. Insgesamt kommt „Water“ dennoch nicht an die beiden überragenden Vorgänger heran. Das Songwriting ist weiterhin besser als Vieles von der Konkurrenz veröffentlichte. „Water“ erscheint aber weniger homogen, etwas zerfahren und in sich weniger schlüssig. Anspieltipps sind der Opener „One Step Closer“, der tolle Titeltrack oder das verträumte „Fields Of Rape“. Nachdem die Platte hinter den Erwartungen vom Label zurück blieb, wurde SAIGON KICK der Stecker gezogen und die Jungs vor die Tür gesetzt. „Water“ war aber ein würdiger Abschluss der ersten Karrierephase der Band und ist nur unwesentlich schwächer als die ersten beiden Scheiben (auch wenn der Weggang von Sänger Kramer hier und da durchscheint).

Zumindest die ersten beiden Alben des Florida-Vierers sollten in jedem gut sortierten Metal-Haushalt vertreten sein. Es handlt sich weder um Power, noch Prog oder klassischem Tru-Metal, aber die Farbtupfer, die die Jungs der Szene hinzufügen konnten sind bisher ziemlich einzigartig geblieben. Wer also mit Querköpfen wie Kingßs X oder den fantastsichen Galactic Cowboys etwas anfangen kann, der sollte auch bei SAIGON KICK mal ein Ohr riskieren. Und das kann man nun am besten mit den vorliegenden Re-releass tun, die neben einem sehr gutenm Remastring auch die gewohnten toll geschriebenen Linernotes sowie auf jeder Scheibe mindestens einen Bonus-Track bereit halten. Wie meistens bei Rock Candy Records: ein verlockendes und wertiges Angebot.

WERTUNG:

Saigon Kick

 

 

The Lizard

 

 

Water

 

 

Trackliste:

Saigon Kick (1991)

01. New World
02. What You Say
03. What Do You Do
04. Suzy
05. Colors
06. Coming Home
07. Love Of God
08. Down By The Ocean
09. Acid Rain
10. My Life
11. Month Of Sundays
12. Ugly
13. Come Take Me Now
14. I.c.u.
15. Hey Hey Hey (Bonus Track)
16. Colours (Accoustic) (Bonus Track)

The Lizard (1992)

01. Cruelty
02. Hostile Youth
03. Feel The Same Way
04. Freedom
05. God Of 42nd Street
06. My Dog
07. Peppermint Tribe
08. Love Is On The Way
09. The Lizard
10. All Alright
11. Sleep
12. All I Want
13. Body Bags
14. Miss Jones
15. World Goes Around
16. Dear Prudence (Bonus Track)

Water (1994)

01. One Step Closer
02. Space Oddity
03. Water
04. Torture
05. Fields Of Rape
06. I Love You
07. Sgt. Steve
08. My Heart
09. On And On
10. The Way
11. Sentimental Girl
12. Close To You
13. When You Were Mine
14. Reprise
15. Not Enough (Bonus Track)

Mario

RIVERSIDE – Wasteland

Band: Riverside
Album: Wasteland
Spielzeit: 50:58 min
Stilrichtung: Progressive Rock
Plattenfirma: Inside/Out
Veröffentlichung: 28.09.2018
Homepage: www.riversideband.pl

Nach dem absoluten Tiefschlag, den die polnischen Prog-Rocker RIVERSIDE mit dem viel zu frühen Tod Ihres Gründungsmitglieds und Gitarristen Piotr Grudzinski einstecken mussten, meldet sich die auf Trio-Größe geschrumpfte Band nun wieder mit einem neuen Album zurück. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn der Verlust von Grudzinski war für das eingespielte Team natürlich nicht nur musikalisch sondern auch vor allem auf persönlicher Ebene schwer zu verkraften. Das Erlebte hat entsprechend auch Spuren in der Musik der Band hinterlassen. „Wasteland“ wurde im Kern von den verbleibenden Bandmitgliedern eingespielt, wobei Sänger/Bassist Mariusz Duda dann auch die Gitarrenspuren übernommen hat und einige Soli vom Live-Gitarristen Maciej Meller übernommen wurden. Die Produktion der neuen Scheibe, die als Ltd. Mediabook CD, einfache CD, Doppel-LP und Digitales Album seit dem 28. September 2018 erhältlich ist, wurde von Robert Srzednicki übernommen, der dem Ganzen einen schön warm, organischen und verträumten Sound verpasst hat.

In die Heavy-Prog-Sparte haben RIVERSIDE nie gepasst, auch wenn es auf Alben wie „Second Life Syndrome“ oder „Anno Domini High Definition“ durchaus harte Passagen gegeben hat. Der Sound der Truppe hat sich vielmehr zumeist im gemächlichen Artrock und Neo-Prog Bereich abgespielt und auch auf „Wasteland“ sind die härter rockenden Momente nur sporadisch vertreten, wie z.B. in den mit feinen Riffs gespickten „Acid Rain“ oder „Vale of Tears“. Als Eckpfeiler dieses mitunter sehr düsteren und introvertiert anmutenden Werkes sind die beiden längeren Tracks auszumachen: das Instrumental „The Struggle for Survival“ kann mit dezenten Film-Noir Spielereien und einer mächtig groovenden Rhythmusfraktion überzeugen, der Titelsong „Wasteland“ fasst dann gegen Ende der Scheibe nochmal alles zusammen wofür RIVERSIDE eigentlich stehen: entschleunigter Gesang, Breitwand Klangkulissen, zumeist gute Hooklines und überzeugendes Handwerk (das nie zum Selbstzweck verkommt). Wer einen Titel zum Antesten sucht, ist mit diesem Track bestens bedient. Die restlichen Songs tun niemandem weh, lassen sich gut anhören und, das ist leider auch ein wenig die Krux, plätschern mitunter am Hörer vorbei, es sei denn man widmet dem Ganzen seine gesamte Aufmerksamkeit. So richtig packen tut das Songmaterial aber nicht und echte kompositorische Highlights kann ich keine ausmachen. Ebenso wenig fesselt mich der doch immer sehr zurückhaltende Gesang von Duda. Das ist aber alles nun beileibe nichts Neues im RIVERSIDE Universum, weshalb die zahlreichen Fans der Band hiermit wahrscheinlich kein Problem haben werden.

Mit „Wasteland“ ist RIVERSIDE zwar nicht das beste Album Ihrer Karriere gelungen, aber es ist immerhin als großer Erfolg zu bewerten, dass die Band es überhaupt geschafft hat neues Material zu erarbeiten und aufzunehmen. Mir fehlt es ein wenig an kompositorischer Finesse und dem gewissen Schmackes, auch wenn ich die sehr persönliche Athmosphäre der Scheibe mit jedem Durchlauf mehr zu schätzen lerne. Fans von melancholischem Prog à la Katatonia sollten aber auf jeden Fall ein Ohr riskieren (und die RIVERSIDE Fans sowieso). Wer noch unbedarft ist und RIVERSIDE für sich entdecken möchte, sollte aber erstmal zum Highlight der Diskographie („Anno Domini High Definition“) greifen.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. The Day After
02. Acid Rain
03. Vale Of Tears
04. Guardian Angel
05. Lament
06. The Struggle For Survival
07. River Down Below
08. Wasteland
09. The Night Before

Mario

Y&T – Earthshaker / Black Tiger / Mean Streak (Re-Releases)

Band: Y&T
Album: Earthshaker / Black Tiger / Mean Streak (Re-Releases)
Spielzeit: /
Stilrichtung: Hard Rock, Melodic Rock
Plattenfirma: Rock Candy Records
Veröffentlichung: 06.07.2018
Homepage: www.rockcandyrecords.com

Die anfangs als YESTERDAY AND TODAY gestarteten Hardrocker aus der Bay Area (San Francisco) gelten auch heute noch als Garant für erstklassigen, handgemachten Hardrock mit Ecken und Kanten sowie einer gehörigen Portion Schmutz und Blues in den Adern. Was die Truppe um Ausnahmegitarrist/Sänger Dave Meniketti aber von der Konkurrenz ein gutes Stück absetzte war ihr untrügliches Gespür für packende Melodien, die immer kitschfrei und in hart zupackenden und dabei nie kitschigen Rocksongs verpackt waren. Nach 2 eher unspektakulären Alben, auf denen die Band noch (unter altem Namen) Ihren Stil suchte, ging es dann auf dem von Bob Shulman and David Sieff produzierten Album „Earthshaker“ aus dem Jahr 1981 relativ grade ab durch die Decke …

Earthshaker (1981)

Den alten Namen hatte die Band mittlerweile abgelegt und gegen da kürzere/griffigere Y&T eingetauscht. Und auch der Rest wurde auf höchstmögliche Effizienz getrimmt. Und wer sich Hardrocker schimpft und noch nie die Überhymnen „Rescue me“ und „I Believe In You“ gehört hat, bei dem ist irgendetwas in der Erziehung falsch gelaufen. Zwischen diesen beiden Bandklassikern, die auch heute noch in keiner Setlist der Truppe fehlen dürfen, tummelten sich weitere Hochkaräter wie der Opener „Hungry For Rock“ oder „Let Me Go“. „Earthshaker“ war der einschneidende Wendepunkt in der Karriere von Y&T – ein Album gespickt mit starken Songs, eingespielt von einer jungen, hungrigen Gruppe, dass die Herzen der Fans weltweit im Sturm eroberte. Aber auch ein Meilenstein, an dem sich die folgenden Alben der Jungs messen lassen mussten. Wer nur Geld und/oder Platz für ein einziges Y&T Album in seiner Sammlung hat, der muss sich dieses quasi-Debüt besorgen. Besser wurde es eigentlich nie wieder …

Black Tiger (1982)

Für das nächste Album holte man sich dann mit Max Norman einen ausgesprochenen Fachmann in Sachen kraftvolle Metalsounds ans Mischpult. Der Herr hatte bereits die beiden ersten Ozzy Osbourne Soloscheiben betreut und schaffte es, der Band ein noch kernigeres Soundgewand zu verpassen. „Black Tiger“ kann auch heute noch mit seinem wuchtigen, fetten Sound überzeugen und hat, ähnlich wie sein Vorgänger, dem Zahn der Zeit widerstanden. So richtig konnten Y&T aber das hohe Niveau des Überfliegers aus dem Jahr 1981 nicht halten. Auch wenn „Black Tiger“ mit „Open Fire“, „Winds of Change“ oder dem schmissigen, hitverdächtgen „Don’t Wanna Lose“ wieder einige hochkarätige Kracher im Programm hatte, war die Scheibe einfach nicht so kompakt und durchschlagend wie „Earthshaker“ – vielleicht fehlte auch einfach der Überraschungsmoment der die vorherige Scheibe so urplötzlich in die Landschaft gehieft hatte. Denn die für die Band so enorm wichtigen Zutaten (allen voran Menikettis fantastisches Gespühr für grandiose Gitarrensoli und packende Melodielinien) waren natürlich immer noch in hohem Maße vorhanden. Auch hier gilt also: wer diese Scheibe nicht kennt, hat definitiv etwas verpasst. Geht quasi als „Earthshaker 2.0“ durch …

Mean Streak (1983)

Nun durfte auch mal die damals sehr angesagte Koryphäe Chris Tsangarides (u.a. Judas Priest, Thin Lizzy, Yngwie Malmsteen) als Produzent ran, der den Jungs abermals einen leicht anderen Klang zurechtzimmerte. Sowohl in den Songs, als auch im Klang hielt nun langsam aber sicher eine (noch sehr dezente) Politur Einzug ins Y&T-Universum. Die Tracks wurden nun hörbar aufs Radio zugeschnitten („Down And Dirty“) und die Ecken und Kanten abgeschliffen. „Mean Streak“ bildet zusammen mit „Earthshaker“ und „Black Tiger“ zwar so etwas wie die heilige Trinität in der Y&T Diskographie, hinkt im Vergleich zu den beiden anderen Platten aber dann schon etwas deutlicher hinterher. Während die Band weiterhin spieltechnisch alles gab, musste man wohl dem heftigen Arbeitspensum und den Erwartungen der Labelbosse Tribut zollen. Schlecht ist die Platte beileibe nicht, und für Songs wie den Titelsong „Mean Streak“ oder das geniale „Midnight In Tokyo“ hätten andere Bands ihr letztes Hemd gegeben. Aber es zeichnete sich bereits ab, was in den Folgejahren mit Scheiben wie „Down for the Count“ auf die Spitze getrieben wurde: der Tausch vom erdigen, kernigen blues-beeinflussten Heavy Rock zugunsten Keyboardlastiger AOR Massenware. „Mean Streak“ geht aber dennoch als echter Klassiker der Band durch und hat auch heute noch eine Menge richtig guter Rockmusik zu bieten.

Nach diesen 3 wirklich formidablen Platten, die jeder Hardrocker der etwas auf seine Plattensammlung zählt im Regal stehen haben sollte, veröffentlichte die Truppe zwar weiterhin in regelmässigen Abständen Alben, das Niveau bekam aber eine merkliche Delle. Den Drive und Biss, sowie die Hitdichte, bekamen die Jungs einfach nicht mehr auf Albumlänge eingetütet. Und auch das Comeback Album „Facmelter“ (2010) auf dem Frontiers Label konnte nicht, wie bei den Kollegen Pretty Maids, für einen zweiten Frühling sorgen. Empfehlenswert ist aber auf jeden Fall das vom Stefan besprochene Live-Album „Live at the Mystic“ (2012), das die Stärken der Band nochmal perfekt einfängt. Kurz und bündig: wer die hier vorgestellten Scheiben noch nicht hat, hat echt was verpasst. Also keine Ausreden mehr, vor allem weil die vorliegenden Rock Candy Re-Releases wie immer neben einem guten Remastering, den ein oder anderen Bonustrack (leider nicht auf „Earthshaker“) sowie sehr interessante Linernotes zu bieten haben.

WERTUNG:

Earthshaker

 

 

Black Tiger

 

 

Mean Streak

 

 

Trackliste:

Earthshaker (1981)

01. Hungry For Rock
02. Dirty Girl
03. Shake It Loose
04. Squeeze
05. Rescue Me
06. Young And Tough
07. Hurricane
08. Let Me Go
09. Knock You Out
10. I Believe In You

Black Tiger (1982)

01. From The Moon
02. Open Fire
03. Don’t Wanna Lose
04. Hell Or High Water
05. Forever
06. Black Tiger
07. Barroom Boogie
08. My Way Or The Highway
09. Winds of Change
10. Somebody For Me (Bonus Track)

Mean Streak (1983)

01. Mean Streak
02. Straight Thru The Heart
03. Lonely Side of Town
04. Midnight In Tokyo
05. Breaking Away
06. Hang ‘E, High
07. Take You To The Limit
08. Sentimental Fool
09. Down And Dirty
10. I’m Not Sorry (Bonus Track)

Mario

MARILLION – All One Tonight (BluRay)

Band: Marillion
Album: All One Tonight (BluRay)
Spielzeit: / min
Stilrichtung: Progressive Rock
Plattenfirma: e.a.r Music
Veröffentlichung: 27.07.2018
Homepage: www.marillion.com

Nur wenige Bands können sich auf eine solch treue Fanbasis verlassen, wie die britischen Neo-Prog Götter MARILLION, die mittlerweile ihren zigsten Frühling erleben. Das zeigte sich mal wieder eindrucksvoll, als die Band ihre ambitionierten Pläne in Angriff nahm ein exklusives Konzert in der altehrwürdigen Royal Albert Hall zu spielen. Ob man den Konzertsaal würde füllen können? Alleine die Tatsache, dass die Band sich solche Fragen im Vorfeld überhaupt stellte zeugt von der Bodenständigkeit der Truppe. Natürlich waren jegliche Zweifel überflüssig. Das Event war binnen kürzester Zeit ausverkauft, und was das Publikum da zu sehen bekam liegt uns nun auch für den privaten Genuss am heimischen Fernseher auf Blu-ray vor.

Was man auf 2 prall gefüllten Scheiben, die in ein schickes Digipack, nebst schönem Booklet, verpackt sind, hier geboten bekommt ist tatsächlich eine audio-visuelle Vollbedienung. Die Klangqualität der Aufnahmen ist beeindruckend und die mit eindrucksvollen und geschmacksicheren Kameraeinstellungen eingefangenen Bilder zumeist atemberaubend. Man ist der Band, diesmal verstärkt durch ein 4-köpfiges Streichquartett (In Praise of Folly) und weitere Gäste , immer ganz nah. Sei es weil man, dank der geschickten Kameraeinstellungen, mal Teil des innig lauschenden Publikums ist, dann wieder das Gefühl mit Steve Hogarth und Co auf der Bühne zu stehen und die ehrwürdigen Bretter der Royal Albert Hall zu betreten. Selten hat mich eine Konzert-DVD/Blu-ray dermaßen gefangen genommen wie „All One Tonight“. Zu bestaunen sind in Teil 1 des Konzertes die Aufführung des letzten Studioalbums „F.E.A.R.“, was hier, auch dank dem tollen Drumherum nochmal um einiges imposanter wirkt, und in Teil 2 werden dann noch einige Highlights aus dem Bandkatalog (u.a. eine grandiose Version von „Easter“) serviert bevor bei den letzten Tracks „Neverland“ und „The Leavers: V. One Tonight“ optisch nochmal alles gegeben wird und der Gig in einem fulminanten Finale endet. Es ist eine Freude Sänger Hogarth zuzuschauen wie er seine Texte nicht nur singt, sondern lebt und wie alle Musiker, trotz Ihrer über die vergangenen Dekaden gesammelten Erfahrungen, vor Freude und Stolz beinahe zu platzen scheinen. Wer mit MARILLION bisher nichts am Hut hatte, aber prinzipiell dem Prog im Allgemeinen nicht abgeneigt ist, der sollte spätestens mit „All One Tonight“ mal ein Auge/Ohr riskieren. Die Band lässt den Zuschauer in dem Konzertmitschnitt (sowie in dem sehr unterhaltsamen Backstage Bericht auf der Bonus Scheibe) so nah an sich heran wie nur selten. Und musikalisch ist des Gebotene eh vom allerfeinsten.

Ja, ich bin begeistert. Nicht nur weil das Setting dieses außergewöhnlichen Auftritts ein ganz besonderes ist, sondern vor allem weil es MARILLION gelungen ist dem auch ein gewichtiges Konzert entgegen zu setzen. Während Opeth zB an gleicher Stelle („In Live Concert At The Royal Albert Hall“) wie eingeschüchterte Jungs manchmal deplatziert und eingeschüchtert wirkten, machen die Engländer aus der Bühne Ihr Zuhause und laden gleich noch alle Freunde mit ein. Technisch ist das vorliegende Produkt ebenfalls zum mit der Zunge schnalzen. Beide Daumen hoch und eine absolute Kaufempfehlung!

WERTUNG:

(keine Wertung)

Trackliste:

Disc: 1

01. El Dorado
02. Living in F E A R
03. The Leavers
04. White Paper
05. The New Kings
06. Tomorrow’s New Country
07. The Space
08. Afraid Of Sunlight
09. The Great Escape
10. Easter
11. Go!
12. Man Of A Thousand Faces
13. Waiting To Happen
14. Neverland
15. The Leavers: V. One Tonight

Disc: 2

01. Documentary Film
02. Intermission (Audio/Video)
Screen Media
03. Screen Media:The Space
04. Afraid Of Sunlight
05. The Great Escape
06. Easter
07. Go!
08. Man Of A Thousand Faces
09. Waiting To Happen
10. Neverland
11. The Leavers vs. One Tonight

Mario

WONDERWORLD – III

Band: Wonderworld
Album: III
Spielzeit: 49:58 min
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Sliptrick Records
Veröffentlichung: 19.06.2018
Homepage: www.wonderworld.no

Mit „III“ legt uns das Trio WONDERWORLD ihr, na, genau 3tes Album vor. Gut, so kreativarm bei der Namengebung Ihrer Alben sind auch andere. Konzentrieren wir uns lieber darauf, was musikalisch auf dem dritten Langspieler der Truppe um den Labyrinth-Bassisten Roberto Tiranti sowie seine beiden Sidekicks Ken Ingwersen an der Gitarre (Street Legal) und Drummer Tom Fossheim (Live Fire) passiert. Da sich besetzungstechnisch nichts seit der letzten Scheibe („II„, 2016) getan hat, sind keine allzu großen Veränderungen im Bandsound zu erwarten, vor allem, da wir es hier grundlegend mit schnörkellosem, klassischen Hardrock zu tun haben. Dementsprechend knüpft „III“ auch relativ nahtlos den Vorgänger an.

Auf einzelnen Songs einzugehen ist hier ein wenig müßig – wie bei den vorangegangenen Veröffentlichungen haben die Jungs ein paar gut geschriebene und kompetent eingespielte Tracks auf die Platte gepackt. Aber auch weiterhin fehlt das gewisse Quäntchen, dass aus einer guten eine herausragende Scheibe macht. Im Vergleich zum Vorgänger fehlen mir auf dem aktuellen Album vor allem 2 Dinge: die Energie, die auf dem von mir noch hochgelobten und immer wieder gerne gehörten „II“ aus quasi jeder virtuellen Rille tropfte, sowie der absolut geile Gitarrensound, den 6-Saiter Ingwersen aufgefahren hatte. Auf „III“ geht es insgesamt eine Spur gemächlicher zu, es wird nicht mehr so geradeheraus gerockt sondern das Songmaterial ist mehr im bluesigen Midtempo angelegt und soundtechnisch ist mir die Chose ebenfalls einen Ticken zu trocken ausgefallen. Auf der Haben-Seite sind weiterhin die gnadenlos geilen Gitarrensoli zu verbuchen, irgendwo zwischen Nuno Bettencourt und Vito Bratta. Songs wie der flotte Rocker „Background Noises“, das schwer groovende „A Mountain Left To Climb“ oder das an Glenn Hughes erinnernde „Brand New Man“ können Freude bereiten und das Zusammenspiel der Truppe ist auf ebenfalls hohem Niveau. Dennoch kann mich „III“ nicht auf die gesamte Spielzeit so packen bzw. überzeugen wie der Vorgänger.

WONDERWORLD machen weiterhin ihr eigenes Ding und schaffen es dabei eigenständig zu klingen und dem ausgelutschten Genre des bluesigen Hardrocks eine eigene Facette hinzuzumischen. Im direkten Vergleich zum starken Vorgänger kann die neue Platte aber nicht ganz mithalten. Das mag für Fans des Genres meckern auf hohem Niveau sein. Ich wünsche mir für die nächste Scheibe der Jungs aber wieder ein wenig mehr Feuer unterm Popo sowie eine schmackhaftere Produktion.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Background Noises
02. Stormy Night
03. Big Word
04. Crying Out For Freedom
05. A Mountain Left To Climb
06. Brand New Man
07. Rebellion
08. The Last Frontier
09. Stay Away From Me
10. There Must Be More

Mario

THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA – Sometimes the World ain’t enough

Band: The Night Flight Orchestra
Album: Sometimes the World ain’t enough
Spielzeit: /
Stilrichtung: Melodic Rock, AOR
Plattenfirma: Nuclear Blast Records
Veröffentlichung: 29.06.2018
Homepage: www.facebook.com/thenightflightorchestra

In schöner Regelmäßigkeit legen die Schwedischen Paradiesvögel THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA ein hochkarätiges Album nach dem anderen vor. Seit dem formidablen „Amber Galactic“ sind gerade mal 14 Monate ins Land gezogen, da liegt mit „Sometimes the World ain’t enough“ auch schon der 4te Streich in den Läden. Und auch in einer anderen Disziplin sind die Jungs sich treu geblieben: klingt alles auf den ersten Hör wie gewohnt, so hat man doch wieder dezent an den Stellschrauben gedreht und die neuen Tracks ein wenig mehr Richtung Disco-Pop verschoben. Natürlich bilden auch weiterhin die Riffs von Gitarrist und Songschreiber David Andersson das Fundament der Kompositionen. Allerdings wurde auf „Sometimes the World ain’t enough“ das Sounddesign eindeutig noch mehr Richtung Keyboards geföhnt. Und das muss beileibe nichts Schlechtes sein, vor allem wenn es so gekonnt und geschmacksicher umgesetzt wird wie bei THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA.

Ich habe es schon angedeutet: die Keyboards dürfen auf „Sometimes the World ain’t enough“ stärker farbliche Akzente setzen als bisher und das hebt Songs wie den TV-Serien verdächtigen Smasher „Moments of Thunder“ oder Disco-lastige „Pretty Thing Closing In“ dann mal gleich auf eine neue, bzw. andere Stufe. Ob man mit dem Zusatz an Kitsch auskommt („Lovers in the Rain“ ist mir schon ne Schüppe zu süsslich, bleibt aber die Ausnahme) ist Geschmackssache. Es ist aber keine Frage, dass die Jungs es auch weiterhin verstehehen den Charme und Spirit der bunten 80er zu kanalisieren und ins Heute zu übertragen. Hier klingt weiterhin nichts künstlich oder aufgesetzt – die meinen das tatsächlich genau so und spielen Musik die aus dem Herzen kommt. Weitere Anspieltipps sind das flockige „Turn to Miami“, der leicht proggige Rausschmeisser „The last of the independent Romantics“ sowie der an Journey erinnernde Rocker „Speedwagon“. Auch auf „Sometimes the World ain’t enough“ gibts wieder Hitverdächtige Songs im Mega-pack. Insgesamt setzt aber schon ein wenig Routine ein, denn THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA haben schon 3 tolle Scheiben vorgelegt und können mit Album No. 4 „nur“ noch mithalten, lassen zwischendurch sogar ein klein wenig die Luft raus. Aber, das ist bei den Schweden meckern auf hohem Niveau, denn das Wasser kann der Truppe im Moment auf ihrem Gebiet keiner reichen.

Mein persönlicher Favorit bleibt weiterhin die 2017er Platte „Amber Galactic„, an deren Hitdichte „Sometimes the World ain’t enough“ nicht ganz herankommen. Besser als die Konkurrenz bleiben THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA aber auch mit Album No. 4 allemal. Fans des bisherigen Oeuvres der Jungs können auch hier also wieder bedenkenlos zugreifen und ich bin mir sicher, dass die Truppe auch weiterhin noch (verdienten) Zuwachs in der Fangemeinde verbuchen kann.

WERTUNG:

 

 

Trackliste

01. This Time
02. Turn to Miami
03. Paralyzed
04. Sometimes the World ain’t enough
05. Moments of Thunder
06. Speedwagon
07. Lovers in the Rain
08. Can’t be that bad
09. Pretty thing closing in
10. Barcelona
11. Winged and Serpentine
12. The last of the independent Romantics

Mario