W.E.T. – Earthrage

Band: W.E.T.
Album: Earthrage
Spielzeit: / min
Stilrichtung: Melodic Metal
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 23.03.2018
Homepage: www.jeffscottsoto.com

Das Debüt der Frontiers „Supergroup“ W.E.T. ist damals (2009) eingeschlagen wir eine Bombe und steht auch heute noch als wunderbares Zeichen dafür, dass solche zusammengewürfelten Projekte tatsächlich hervorragend funktionieren können (leider gibt es auch genügend Projekte, die diesem inflationären Treiben seinen verdienten schlechten Ruf eingebracht haben). Das zweite Werk der Jungs um den talentierten Vielschreiber und unermüdlichen Fremdkomponisten … schlug in die exakt gleiche Kerbe, konnte das Niveau (meiner bescheidenen Meinung nach) aber nicht ganz halten. Vielleicht war der erste Überraschungseffekt aber auch einfach nicht mehr gegeben und die Erwartungshaltung zu hoch? Nun legen W.E.T. das immer noch heiss erwartete dritte Album vor und eines kann man vorweg wohl schonmal guten Gewissens annehmen: handwerklich stimmt hier alles. Die Musiker sind alle auf einem absoluten Top-Level, die Songs absolut professionel geschrieben und auch was die Produktion anbelangt hat man natürlich nichts anbrennen lassen.

Nun ist natürlich die Frage berechtigt, ob man ein Album wirklich braucht, bei dem man schon vor dem ersten Durchgang genau weiss wie es klingen wird? Denn das ist bei „Earthrage“ definitiv gegeben. Der geneigte Hörer hat ein absolut klares Bild davon wie die Scheibe klingen wird (minimale Veränderungen in Details mal ausgenommen), ja selbst die Hooklines kann man schon während dem ersten Hören sofort mitsingen, denn die beteiligten Musiker haben das Ganze schon so oft in marginal veränderter Form auf CD gebannt, dass wir es hier einfach mit gut gemachter Fliessbandware zu tun haben. Tut mir leid, aber um nichts anderes handelt es sich hierbei. Meckermodus aus. Was bieten W.E.T, auf „Earthrage“? Einen fetten, auf die Glocke hauenden Opener mit „Watch the Fire“, eine Feuerzeugballade aller erster Güte („Elegantly Wasted“) die in den 80ern ein totsicherer Hit gewesen wäre, sowie massenkompatible Stadionrocker inkl. Mitsing-Refrains und die genau richtig dosierte Ansammlung an hook-geschwänderten Power-Pop-Rockern (z.B. „Urgent“ mit angenehm heftigem Riffing) – alles da und genau dort wo man es erwartet. Der Unterschied zur Konkurrenz ist einfach, dass so gut wie niemand das zur Zeit so überzeugend und professional hinbekommt wie W.E.T. Das ist, aufs Neue untermauert von der neuen Platte, ein Fakt der unterm Strich eigentlich jedes Gemaule nebensächlich macht. Ja, das ist alles geplant und durchgestylt, aber, verdammt, es ist auch verdammt geil gemacht.

Also, braucht man eine Scheibe, die haargenau wie die beiden Vorgänger daher kommt und eine Band wie Def Leppard wie wahre Innovations-Genies dastehen lässt unbedingt? Sagen wir mal so, die Jungs sind ja nicht doof und so gut die beiden Vorgänger auch waren, die Halbwertzeit dieser Platten ist durchaus begrenzt – von zeitlosen Klassikern möchte ich da nicht reden und genau deshalb, weil sich der schmackhafte Inhalt so schnell abnutzt, ist eine neue Platte dann doch auch wieder willkommen. Die alte Platte kann man abhaken, die neue bietet dasselbe, in leicht veränderter Form – bis zum nächsten Fix. Wer also mit „W.E.T.“ und „Rise up“ glücklich wurde, dem wird „Earthrage“ ebenfalls freudige Stunden bereiten.

WERTUNG :

 

 

Trackliste:

01. Watch the Fire
02. Burn
03. Kings on Thunder Road
04. Elegantly Wasted
05. Urgent
06. Dangerous
07. Calling out your Name
08. Heart is on the Line
09. I don’t wanna play that Game
10. The burning Pain of Love
11. The never-ending retraceable Dream

Mario

THE DEAD DAISIES – Burn It Down

Band: The Dead Daisies
Album: Burn It Down
Spielzeit: 42:00 min
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Spitfire Records/SPV
Veröffentlichung: 06.04.2018
Homepage: wwww.thedeaddaisies.com

Die DEAD DAISIES, das sich ständig häutende Musiker-Kollektiv um den Rhythmusgitarristen und Bandgründer David Lowy, legen schon wieder eine neue Studioscheibe vor. Das Tempo der Veröffentlichungen hat schon etwas atemberaubendes, aber man soll das Eisen ja schmieden solange es heiss ist. Und der Erfolg der DEAD DAISIES hat sich im Laufe der vergangenen Jahre kontinuierlich, mit jedem neuen Album, gesteigert. Nun liegt also mit „Burn It Down“ die bereits 4te Studioscheibe in nur 5 Jahren vor (letztes Jahr gab es zudem ja mit „Live & Louder“ auch noch eine starke Live-Platte auf die Ohren). Und wie jedesmal darf auch jetzt gefragt werden – wer ist denn der Neue im Bunde? Auf „Burn It Down“ hört der Neuzugang auf den Namen Deen Castronovo, seines Zeichens geschasster Ex-Drummer von Journey und ein Schlagwerker von Weltformat. John Corabi ist glücklicherweidse immer noch mit von der Partie, ebenso wie die beiden ehemaligen Whitesnake Söldner Doug Aldrich (g) und Marco Mendoza (b).

Stilistisch darf man von den DEAD DAISIES natürlich keine Wagnisse oder Überraschungen erwarten. Die Jungs zelebrieren und verfeinern mit jeder neuen Platte ihre eigene Interpretation des klassischen, staubtrockenen und mit feinen Hooklines gespickten Hardrocks. Auf 10 Songs, in knackigen 42 Minuten gibt es diesmal wieder hart rockende Kost, die in stampfend vorgetragenen, Blues-getränkten Riffs verwurzelt ist und augenblicklich an Hitze, BBQ und Bikerparties denken lässt. Das ruppige Cover des Rolling Stones Tracks „Bitch“ kommt zwar nicht an die Lockerheit des Originals heran, macht aber klar wo die DEAD DAISIES anno 2018 stehen: ein Verbund von altgedienten, mit reichlich Erfahrung gesegneten Haudegen die sich in den Dienst der gemeinsamen Sache stellen. Selbst Doug Aldrich verzichtet auf sein übliches, blutarmes HiSpeed-Geschredder und steuert einige richtig heisse Licks und Soli bei, die den Tracks eine scharfe Note hinzufügen. So versprühen Songs wie die Hook-lastigen Rocker „Rise Up“ und „Can´t Take It With You“, oder das mit Akustikgitarren variabel aufgebaute „Judgement Day“ eine ungehobelte, lässige Attitüde, die eher nach Preoberaum als nach Managerbüro riecht.

Das Besetzungskarusell dieser Arbeitsbeschaffungsmassnahme für Musiker auf der Suche nach einem neuen, festen Job dreht sich unweigerlich weiter. Als einzige Konstante im Gefüge hat David Lowy die Zügel aber offensichtlich fest in der Hand und auch auf dem von Marti Frederiksen (u.a. Aerosmith, Buckcherry, Ozzy Osbourne und Mötley Crüe) produzierten „Burn It Down“ geben die Jungs sich keine Blösse. Im Gegenteil, das Songmaterial ist durchgehend stark, die Spielfreude allgegenwärtig und der Härtegrad lässt diesmal auch keine Wünsche offen. Freunde von handfestem Hardrock ohne Schnörkel sollten, nein müssen hier zugreifen. Bockstarkes Album (auch wenn ein wirklich zwingender „Hit“ fehlt).

WERTUNG :

 

 

Tracklist:

01. Resurrected
02. Rise Up
03. Burn It Down
04. Judgement Day
05. What Goes Around
06. Bitch
07. Set Me Free
08. Dead And Gone
09. Can´t Take It With You
10. Leave Me Alone

Mario

SHADOW KING – Shadow King (Re-Release)

Band: Shadow King
Album: Shadow King (Re-Release)
Spielzeit: 45 min
Stilrichtung: Melodic Rock
Plattenfirma: Rock Candy Records
Veröffentlichung: /
Homepage: www.rockcandyrecords.com

Mit SHADOW KING erschienen 1991 zwei nicht ganz Unbekannte auf der Bildfläche um Ihren Teil des Melodic Rock Kuchens abzubekommen: Ex-Foreigner Sänger Lou Gramm hatte bereits die ein oder andere Platin-Platte zuhause im Flur hängen und Gitarrist Vivian Campbell hatte sich einen exzellenten Ruf als Sidekick bei Dio und Whitesnake erspielt. Zusammen mit dem Songwriter/Keyboarder/Gitarristen/Bassisten Bruce Turgon und Schlagzeuger Kevin Valentine legten die Jungs unter dem selbstbetitelten Album „Shadow King“ eine sauber produzierte, auch aus heutiger Sicht starke Melodic Rock Scheibe vor. Rock Candy Records, die bereits die Lou Gramm Solo Scheibe „Long Hard Look“ sowie die unter Vivian Campbell’s Beteiligung entstandenen Alben von Sweet Savage und den Riverdogs wiederveröffentlicht haben, machen nun auch dieses Kleinod dem interessierten Publikum in aufpolierter Aufmachung zugänglich.

Wenn man sich die Linernotes so durchliest, dann ist es schon ein wenig Augenwischerei, wenn die Band mit Gramm und Campbell als Säulen vermarktet wurde – unterm Strich war der Gitarrist lediglich an einem Song als Songwriter beteiligt und die Rhythmusgitarren auf der Platte stammen ebenfalls nicht von ihm. Im Endeffekt hat „Viv“ hier nur die Gitarrenleads eingespielt. Da ist es schon ein wenig verwunderlich, wenn er sich im Rückblick darüber beschwert, dass Gramm aufgrund von Drogenproblemen des Öfteren im Studio gefehlt hat. Wie dem auch sei, diese und noch einige weitere unterhaltsame und erhellende Anekdoten findet man im prallen Booklet dieser Neuauflage. Wie immer wurde die CD auch neu gemastert und das Ergebnis kann sich hören lassen. Das mag auch daran liegen, dass Produzent Keith Olsen einen absolut perfekten Job und somit ein mehr als brauchbares Ausgangsprodukt abgeliefert hatte. Mancher mag auch sagen, dass das Ergebnis etwas zu sauber und glattpoliert klingt. Jedenfalls versprühen Tracks wie die hochmelodiösen Rocker „Once upon a Time“, „Don’t Even Know I’m Alive“ oder „What would it take“ typisch amerikanisches Flair und erinnern an Kollegen wie Bad English oder Giant. Aus dem Rahmen fällt die Ballade „Russia“, die auf schön reduzierte Art das Können von Gramm und Campbell in den Vordergrund stellt. Auch wenn die Platte keinen Hit abgeworfen hat, so gelang es der Band ein hohes Niveau auf Albumlänge einzuhalten – das ist heute auch nicht mehr alltäglich.

Mir persönlich gefällt die „Shadow King“ Scheibe noch einen Tacken besser als das artverwandte Riverdogs-Debüt. Lou Gramm, zum Zeitpuntk der Aufnahmen arg von persönlichen Problemen gebeutelt, lieferte dennoch eine gewohnt brilliante Leistung ab und die Soli von Vivian Campbell sind eh eine Klasse für sich. Wer die Rock Candy CDs kennt, weiss, dass wir es hier mal wieder mit einem Album zu tun haben, das trotz enormen Potentials aus diversen Gründen einfach damals untergangen ist. Wer auf handgemachten, mit fettem Geld in echten Tonstudios produzierten AOR Rock steht, der sollte hier auf jeden Fall zugreifen.

WERTUNG :

 

 

Trackliste:

01. What Would it Take
02. Anytime, Anywhere
03. Once Upon a Time
04. Don’t Even Know I’m Alive
05. Boy
06. I Want You
07. This Heart of Stone
08. Danger in the Dance of Love
09. No Man’s Land
10. Russia

Mario

KINO – Radio Voltaire

Band: KINO
Album: Radio Voltaire
Spielzeit: 56:10 min
Stilrichtung: Progressive Rock
Plattenfirma: Inside/Out Records
Veröffentlichung: 23.03.2018
Homepage: www.facebook.com/KINObandofficial/

Wohlfühl (Neo)Prog ist ja immer ein zweischneidiges Schwert. Da wird es dann mal ganz schnell unheimlich kitschig, seicht belanglos oder einfach nur sterbenslangweilig. Bei mir hat das formidable, keineswegs oberflächliche, Debüt der Briten KINO aus dem Jahr 2005 allerdings einen ganz besonderen Platz im Herzen. Auf dieser Scheibe zauberten die Jungs (Arena Sänger/Gitarrist John Mitchell, Marillion Bassist Pete Trewavas und Keyboarder John Beck von It Bites) einen leckeren Happen hochmelodischen, beinahe schon poppigen Progs, der auch heute noch zeitlos und unverbraucht klingt. Leider war es lange still um die Formation, da sich die Beteiligten nach Veröffentlichung des Erstlings wieder anderen Projekten/Bands widmeten. Umso überraschender nach 13 Jahren die Ankündigung, dass mit „Radio Voltaire“ tatsächlich ein Album mit neuem Material erscheint. Personell hat es lediglich leichte Veränderungen gegeben: Keyboarder John Beck ist heuer nur noch als Gastmusiker aufgeführt und an den Drums hat Craig Blundell die Stöcke von Chris Maitland übernommen.

Bereits der der Opener/Titeltrack „Radio Voltaire“ vermittelt mit seinen gefühlvollen Gitarrenleads, der packenden Melodieführung und einer perfekten Produktion das Gefühl als sei die Zeit stehengeblieben. Das Ganze knüpft recht nahtlos an den starken Vorgänger an und als Fan der Band kann man sich entspannt zurücklehnen und den restlichen, abwechslungsreichen Tracks lauschen. Da wird nicht unbeholfen auf Teufel-komm-raus ein nicht passendes Heavy-Riff passend gemacht, oder verkopft ohne Sinn und Zweck vor sich hin gefrickelt. Bei KINO stand und steht der Song im Vordergrund und über allem thront John Mitchell mit tollen Gesangsmelodien („Grey Shapes On Concrete Fields“) und starken Gitarren-Leads bei denen das Prinzip des „Weniger-ist-mehr“ auf die Spitze getrieben wird. Anspieltipps dieser sehr abwechslungsreichen Scheibe sind das leicht psychedelische „Out Of Time“, der Rocker „The Dead Club“, das beschwingte „I Don’t Know Why“ sowie der ruhige Rausschmeißer „The Silent Fighter Pilot“. Absolut begrüßenswert ist die positive, erbauende Grundstimmung, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album zieht und den Hörer von vorne bis hinten zu fesseln weiß. Hier haben KINO Einiges richtig gemacht und scheren sich nicht im Geringsten um Erwartungshaltungen oder Konventionen, was der Scheibe (mal wieder) einen ganz eignen Charme und etwas Zeitloses gibt.

Mit „Radio Voltaire“ legen die Routiniers von KINO einen weiteren Leckerbissen vor, der das lange Warten (beinahe) vergessen macht. Perfekt produziert, mit hohem Können komponiert und eingespielt gibt es ein Album zu hören, das auch nach dem x-ten Durchlauf nicht langweilig wird und mit zum Kompaktesten gehört was in letzter Zeit im Neo-Prog Sektor veröffentlicht wurde. Die Scheibe kann als Special Edition im CD Digipak, als Gatefold Vinyl (inkl. CD) oder Digitales Album erworben werden. Fans von gepflegten, kompetent eingespielten Pop/Neo-Prog können, nein sollten, hier bedenkenlos zugreifen.

WERTUNG :

 

 

Trackliste:

01. Radio Voltaire
02. The Dead Club
03. Idlewild
04. I Don’t Know Why
05. I Won’t Break So Easily Any More
06. Temple Tudor
07. Out Of Time
08. Warmth Of The Sun
09. Grey Shapes On Concrete Fields
10. Keep The Faith
11. The Silent Fighter Pilot

Mario

ANIMAL DRIVE – Bite!

Band: Animal Drive
Album: Bite!
Spielzeit: 53:00 min
Stilrichtung: Melodic Power Metal
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 23.02.2018
Homepage: www.animal-drive.com

Mit ANIMAL DRIVE steht eine Band aus Kroatien in den Startlöchern und nun bei Frontiers unter Vertrag. Die Band, deren Aushängeschild unzweifelhaft der kräftige Gesang des Fronters und Hauptsongwriters Dino Jelusic ist, existiert seit 2012 und legt nun, nach tatkräftiger Fürsprache von niemand geringerem als Jeff Scott Soto, ihr Debüt Album vor. Die beiden Sänger haben sich bei Ihrem gemeinsamen Engagement beim Trans-Siberian Orchestra kennen gelernt – in diesem Geschäft braucht’s halt Beziehungen, sonst wird’s ganz schwer mit dem Weiterkommen. Vom Label werden Parallelen zu Skid Row, Whitesnake und Dream Theater als Orientierungshilfe an die Hand gegeben. Schauen wir mal in wie fern die Musik auf „Bite!“ mit diesen Größen mithalten kann.

Vorab muss ich sagen, dass mir die Produktion der Platte ein wenig im Magen liegt – es ballert aus allen Rohren und vor allem die Drums lassen das Ohr bereits nach kürzester Zeit ermüden. Ich verstehe nicht, warum es bei Frontiers soundtechnisch immer nur „ab durch die Mitte“ geben muss. Da ist schon so manche richtig gute Scheibe klangtechnisch dem Erdboden gleichgemacht worden. Sei’s drum – in Zeiten von Streaming, Spotify und Handy-Hörgenuss scheint ein ausgewogener Klang wohl nur noch zu unnötigem Ballast geworden zu sein. Nach einem vielversprechenden, mit klassischer Orgel in Deep Purple Manier eingeleiteten Intro gibt die Band sofort Vollgas und knallt dem Hörer mit „Goddamn Marathon“ und „Tower Of Lies (I Walk Alone)“ ein starkes Doppelpack um die Ohren. Es regieren fette, modern-metallische Gitarrenriffs (Zakk Wylde lässt grüßen), das schon erwähnte Plastik-Drumkit sowie ein Dino Jelusic, der die Klaviatur des Powermetal-Gesangs perfekt beherrscht. Dynamik und Abwechslung sucht man auch in seiner Performance allerdings weitestgehend mit der Lupe (er gibt konstant Gummi), das passt aber gut zum Rest der Band. Mit dem betont schwülstigen „Father“ und der Halb-Ballade „Hands of Time“ nehmen die Jungs glücklicherweise auch ein wenig das Tempo raus und geben Jelusic die Gelegenheit seine variable Stimme doch ein wenig zu zeigen. Der Rest des Materials geht aber ordentlich nach vorne. Die Platte braucht ein paar Umdrehungen bis die Hooks sitzen, dann aber sollten Freunde gepflegten, hochmodischen Metals Ihre Freude haben. Als Anspieltipps seien das an Whitesnake (neueren Datums, ergo aus der Frontiers Phase) erinnernde „Lights Of The Damned“ und das groovige „Fade Away“ genannt sein.

Mit „Bite!“ erfinden ANIMAL DRIVE das Rad nicht neu, einen Stinker haben die Jungs aber auch nicht abgeliefert. Wer eine neue Dröhnung Power-Metal ohne Originalitätsanspruch braucht, kann hier gerne mal reinhören. Spieltechnisch ist die Band auf einem guten Niveau, auch wenn, außer dem Sänger, keiner wirklich hervorsticht. Das Songwriting ist solides Mittelmaß, da ist auf jeden Fall noch Luft nach oben und bei den gegebenen Vorraussetzungen ist da gewiss noch eine Menge mehr drin. Für Genre-Fans zum Anchecken absolut empfohlen, aber mit den genannten Vorbildern (mit Dream Theater hat das z.B. nicht im Entferntesten etwas zu tun) hat das alles (noch) wenig gemeinsam.

WERTUNG :

 

 

Trackliste:

01. Goddamn Marathon
02. Tower Of Lies (I Walk Alone)
03. Had Enough
04. Hands of Time
05. Lights Of The Damned
06. Time Machine
07. Father
08. Fade Away
09. Carry On
10. Devil Took My Beer Again
11. Deliver Me

Mario

REVERTIGO – Revertigo

Band: Revertigo
Album: Revertigo
Spielzeit: 49:00 min
Stilrichtung: Melodic Rock
Plattenfirma: Frontiers Music s.r.l.
Veröffentlichung: 23.02.2018
Homepage: www.facebook.com/ReVertigoOfficial/

Mit REVERTIGO stellt sich ein Joint-Venture der beiden Recken Mats Levén (u.a. Swedish Erotica, Yngwie Malmsteen, Krux) und Anders Wikström (Treat) der Öffentlichkeit vor. Da das Ganze beim Würfelkasten-Label Frontiers erscheint, darf gewisser Zweifel an der Langlebigkeit dieser Formation angemeldet werden. Aber wollen wir mal nicht den Teufel an die Wand malen, sondern den Klängen lauschen, die die beiden langjährigen Freunde und Multiinstrumentalisten (ausser den Drums haben die zwei sämtliche Instrumente selber eingespielt!) hier eingetütet haben.

Gleich beim Opener „Hoodwinked“ wird die Richtung vorgegeben: ein klassisches Gitarrenriff der alten Schule, ein schwerer Groove und ein hypnotischer Hook im Refrain. Jepp, alles richtig gemacht. So kann es weitergehen. Und die Jungs haben in der Tat noch einige weitere vergleichbare Highlights in Petto: bei „Sailing Stones“ zeigt sich, dass Levén und Wikström in ihrer Karriere schon den ein oder anderen Song geschrieben bzw. arrangiert haben – auf einen packenden Refrain wird noch locker eine unerwartete Steigerung drauf gesetzt. Sehr gelungen. Als weitere Anspieltipps möchte ich noch das epische, schön tiefergelegte „The Cause“, mit seiner guten Mischung aus Siebensaiter-Riffs und Levéns energischer Powerstimme, den straighten (dezent an Glenn Hughes erinnernden) Rocker „False Flag“ und den mit bissigen 80er Riffs kokettierenden Headbanger „Joan Of Arc“ ans Herz legen. Dazwischen gibt es auch den ein oder anderen nicht ganz so zwingenden Track (z.B. „Symphony Of Fallen Angels“) zu hören, die Highlights sind aber eindeutig in der Überzahl.

Tja, ich kann nur hoffen, dass uns REVERTIGO noch ein paar weitere solch gehaltvolle Scheiben auf den Teller legen werden. Auf diesem Debüt stimmt so ziemlich alles. Fette Gitarren, starke, hochmelodische aber niemals kitschige Songs und eine formidable Rock-Röhre. REVERTIGO haben Ihrer Scheibe zudem einen geilen, nicht überladenen Sound verpasst – modern zwar, aber immer mit beiden Beinen im Classic-Rock verwurzelt. Dabei klingen die Jungs aber nie so (gewollt) angestaubt und lofi wie zuletzt z.B. Europe. Freunde von modern aufgezogenem Classic Rock, der auf allzu müde Verweise auf alte Zeiten auskommt und einfach nur gute Songs bietet, sollten hier auf jeden Fall reinhören.

WERTUNG :

 

 

Trackliste:

01. Hoodwinked
02. Sailing Stones
03. Symphony Of Fallen Angels
04. The Cause
05. Gate Of The Gods
06. False Flag
07. Unobtainium
08. Luciferian Break Up
09. Joan Of Arc
10. Break Away
11. In Revertigo

Mario

PRAYER – Silent Soldiers

Band: Prayer
Album: Silent Soldiers
Spielzeit: 58 min
Stilrichtung: AOR/Melodic Rock
Plattenfirma: Escape Music
Veröffentlichung: 19.01.2018
Homepage: www.Escape-Music.com

Aus dem schönen, unterkühlten Finnland melden sich PRAYER mit einem neuen Album zurück auf der Bildfläche. Die Band um Sänger/Gitarrist Tapani Tiikkanan hat bisher 2 Alben in der Vita (das Debüt „Wrong Address“ aus dem Jahr 2005 sowie die 2012er Scheibe „Danger in the Dark“). Geboten wird auch auf Dreher Nummero 3 wieder typischer Melodic Rock, der hier und da kräftig mit Keyboards unterfüttert wird, dabei aber glücklicherweise nie die kernigen Gitarren aus dem Blick verliert. Wenn das Label vorab konstatiert, dass die Musik der Band für Fans von Thin Lizzy und Saga interessant sein könnte, dann kann ich das gerne unterschreiben. Vor allem die irische Legende hat im Sound von PRAYER Ihre deutlichen Spuren hinterlassen.

Auf „Silent Soldiers“ gibt es durchaus Licht und Schatten, gnadenlos abfeiern kann ich das Album daher nicht. Das mitunter aseptisch cleane Soundbild, das wie eine typische Wohnzimmer/Heim-PC-Produktion moderner Prägung klingt, ist Geschmackssache. Ebenso der gewöhnungsbedürftige Gesang von Tiikkanan, der beim Versuch das schnodderige eines Phil Lynott zu erreichen leider oft wie ein deprimierter Claus Lessmann klingt. Dem gegenüber stehen eine Handvoll guter Songs wie das mit netten Gary Moore-typischen, keltischen Riffs und Licks verzierte „Devil´s Daughter“, die beiden straighten, mit guten Hooklines versehenen „Rock and a hard Place“ und „Fires of the Heart“ oder das locker, flockige „Ghost Train“. Handwerlich ist soweit auch alles im grünen Bereich, vor allem die mit Bedacht und hörbarer Erfahrung gewählten Gitarrensounds können Freude machen. Tja, dann wäre da aber leider noch mein üblicher Kritikpunkt bei solchen Eigenproduktionen: die Scheibe ist einfach viel zu lang. Jungs, nach 11 Tracks und einer netten Dreiviertelstunde braucht echt kein Mensch einen 14-minütigen (halbgaren) Longtrack wie „Mystery Island“ als Rausschmeißer. Manchmal ist weniger tatsächlich mehr.

Wie dem auch sei, mir hat „Silent Soldiers“ trotz der genannten Kritikpunkte ziemlich gut gefallen. Da wäre nämlich zum einen der spürbare Spass der Jungs an Ihrer Sache sowie die Tatsache, dass ein paar Songs ziemlich gelungen sind. Den Rest kann man ja skippen. Fans, denen die beiden ersten Alben der Band gefallen haben, sollten also zugreifen. Allen anderen Melodic Rock Freunden seien die oben genannten Anspieltipps zum persönlichen Anchecken ans Herz gelegt.

WERTUNG :

 

 

Trackliste:

01. Silent Treatment
02. Rock and a hard Place
03. Fires of the Heart
04. Feel like a Prisoner
05. Ten Days of Hell
06. Dead Dog
07. Ghost Train
08. Devil´s Daughter
09. King of the Hill
10. Get me out of here
11. No Giver, all Taker
12. Mystery Island

Mario

TOTO – Greatest Hits: 40 Trips Around The Sun

Band: Toto
Album: Greatest Hits: 40 Trips Around The Sun
Spielzeit: 80 min
Stilrichtung: Melodic Rock
Plattenfirma: Columbia / Legacy
Veröffentlichung: 09.02.2018
Homepage: www.totoofficial.com

Es gibt ja mittlerweile gefühlt mehr Best-Of Compilations der AOR Helden Toto als reguläre Studioalben (immerhin 14 an der Zahl). Die meisten dieser Geldfallen erscheinen auf der Bildfläche wenn Weihnachten vor der Tür steht um nochmal schnell ein paar Euro mit den immer gleichen Songs abzugreifen. Songs, die man eh schon mehrmals täglich in den programmierten Playlists der lokalen Sender um die Ohren gehauen bekommt. Dabei hat die Band aus L.A. einen unglaublichen Fundus an richtig geilen Songs im Portfolio, abseits der üblichen Verdächtigen. Anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Band, gehen die Jungs nun nochmals auf Tour und legen zum Start der Welttournee ein von der Band nicht nur abgenicktes, sondern in grossen Teilen auch erstelltes Greatest Hits Paket vor. Auch auf „40 Trips Around The Sun“ gibt es natürlich auch die unkaputtbaren Gassenhauer zu hören. Neben der Tatsache, dass die alten Tracks aber allesamt (als Teil einer gross anrollenden Re-Release-Welle) neu gemastert wurden, sind aber natürlich die 3 „neuen“ Songs das hauptausschlaggebende Kaufargument für die langjährigen Fans.

Während mit dem starken Opener „Alone“ die aktuelle Toto-Besetzung einen alten Track neu arrangiert eingespielt hat, darf man bei „Spanish Sea“ einer wunderbaren Symbiose aus den guten alten Tagen (Bass und Drum-Spuren stammen noch aus Sessions mit den leider verstorbenen Porcaro Brüdern Jeff und Mike) und den in Würde gealterten Originalmitgliedern lauschen. Beide Songs stechen durch eine perfekte Produktion und richtig gutes Songwriting hervor. Was beileibe keine Selbstverständlichkeit bei oft gerne beigepackten Zusatztracks auf Best-Of Alben ist, die oft genug nur Füllwerk sind. Der dritte neue Song im Bunde („Struck By Lightning“) ist dagegen eine relativ neue Komposition, bei der die Jungs es etwas heftiger rocken lassen. Auch dieser Track ist nicht schlecht (das Gitarrensolo ist der Hammer), kann aber im direkten Vergleich mit den beiden anderen nicht ganz mithalten.

Und dann wäre da noch das bereits angesprochene Remastering, das unter der Aufsicht von Toto und dem langjährigen Soundtüftler Elliot Scheiner (Steely Dan, Eagles, u.v.a.) erstellt wurde und das einigen bisher eher mau klingenden Aufnahmen der Band klanglich doch arg auf die Sprünge hilft. Dabei ist man allerdings sehr vorsichtig vorgegangen und hat nicht die übliche „alles lauter und mehr Höhen und Bässe“-Kelle rausgepackt. Wenn man die original CDs mal aus dem Regal nimmt und vergleicht, dann sind die Veränderungen mitunter zwar subtil, doch grundlegend immer verbessernd. Einige der bisher erhältlichen CD (!) Pressungen klingen wirklich erbärmlich – flach, dünn, leblos. Dem wurde hier effektiv entgegen gewirkt. Ein Song wie das Kleinod „Lea“ oder der knackige Rocker „Afraid of Love“ haben nie vitaler und räumlicher geklungen. Hier gilt aber auch: wer von dem Remaster wirklich etwas haben will, der kaufe sich bitte das Produkt in physischer Form! Zum Glück lag mir zur Besprechung auch eine original CD von „40 Trips Around The Sun“ vor – hätte ich eine Einschätzung zum Klang der Remasters auf Basis der vorab verfügbaren mp3 Files erstellt, wäre das Ergebnis ernüchternder ausgefallen. So aber erklingt ein Track wie das geniale Instrumental „Jake to the Bone“ mit nie da gewesener Deatilverliebtheit!

Der Fan kauft sich „40 Trips Around The Sun“ schon wegen der 3 (überraschend starken) neuen Songs. Wer auf der Suche nach einer Best-Of der Jungs ist, der sollte ebenfalls hier zuschlagen – im Vergleich zu den sonst verfügbaren Compilations sind vielleicht auch ein paar Songs aus der zweiten Reihe vertreten, dafür stimmt aber das Package (gutes Artwork, alle Songtexte, Infos zu den Musikern, etc.) und der Sound ist auch absolute klasse. Ich bin gespannt wie die von der Band autorisierten Neuauflagen daherkommen werden, die für 2018 angekündigt sind – das könnte ein teures Jahr für Toto Fans werden.

WERTUNG:

(ohne Wertung)

Trackliste:

01. Alone
02. Spanish Sea
03. I’ll Supply the Love
04. I’ll Be Over You
05. Stranger In Town
06. 99
07. Struck By Lightning
08. Pamela
09. Afraid of Love
10. I Won’t Hold You Back
11. Jake to the Bone
12. Stop Loving You
13. Lea
14. Hold the Line
15. Georgy Porgy
16. Rosanna
17. Africa

Mario

ATOMIC OPERA – For Madmen Only

Band: Atomic Opera
Album: For Madmen Only
Spielzeit: /
Stilrichtung: Groove/Progressive Metal
Plattenfirma: Rock Candy Records
Veröffentlichung: 18.09.2017
Homepage: www.rockcandyrecords.com

Heute liegt uns mal wieder ein feines, mir bisher gänzlich unbekanntes Stück silbrig schimmernden Plastiks vor. Nett verpackt in dem für das Rock Candy Label typischen liebevollen Design und einem Sticker druff, der das Ganze als rares und entdeckungswüriges Album ankündigt. Wollen wir mal sehen, was das Debüt dieser US Truppe aus dem Jahr 1994 so alles kann.

Das Offenkundige mal gleich vorab: Ja, ATOMIC OPERA wurden immer gerne und vielfach mit King’s X und den Galactic Cowboys verglichen, und das bestimmt nicht ohne Grund. Wer beim Opener „Joyride“ nicht sofort an das famose Trio aus … denkt, der hat die besagten Jungs entweder noch nie gehört oder, nun ja, hat halt Tomaten auf den Ohren. Im Grunde schlägt die Produktion von „For Madmen Only“ wohl ganz gezielt in die KX Kerbe, denn das gesamte Soundbild ist quasi eins-zu-eins übernommen (was vielleicht auch am KX Produzenten Sam Taylor liegen mag, der hier ebenfalls seine Hände im Spiel hatte). Da passt es dann auch, dass die Rhythmusfraktion genauso groovt wie die Vorbilder, die Gitarren ein mage-fettes Riff nach dem anderen aufs Parkett legen und als i-Tüpfelchen die Chorgesänge von ATOMIC OPERA ebenso passgenau siztzen wie von Doug Pinnick & Co. Das soll aber nicht bedeuten, dass wir es hier mit einem platten Plagiat zu tun haben. ATOMIC OPERA konnten sich schon durch ihre klar nach aussen getragene christliche „Gesinnung“ etwas absetzen, was sich auch in den Texten der Jungs widerspiegelte. Ein durchaus eher selten gesehnes Element im Groove-orientierten Metal. Ja, und wenn ich das Wort Groove jetzt schon ein paar mal benutzt habe, dann halt gleich nochmal weil’s so schön ist: die Band GROOVT auf Ihrem Erstling dermassen mit Autorität durch die kompakten 10 Songs der Scheibe, dass kein Fuss lange still wird bleiben können. Anspieltipps (neben dem erwähnten Albumhighlight „Joyride“) sind noch das gnadenlosen Monster „War Drum“ sowie das spannende „Justice“, die einen guten Querschnitt des Materials repräsentieren.

„For Madmen Only“ kann sich der ein wenig nostalgisch veranglagte, ungewöhnlichen Klängen nicht abgeneigte, scheuklappenfreie Metal-Fan durchaus auf den Einkaufszettel schreiben. Vieles was heutzutage gehyped wird, kann mit der hier vorliegenden Qualität (Produktion, Songwriting, Musikalität) nicht mithalten. Leider war den Jungs kein grosses Glück beschieden. Was bei der doch sehr auf ein Nischenpublikum abzielenden Musik aber auch kein Wunder ist – man sehe sich nur die armen Kings X an, die seit Jahrzehnten zwar eine true Fanbase beglücken, es aber nie in den Mainstream geschafft haben. Ne dolle Platte ist das Debüt von ATOMIC OPERA allemal. Und die vorliegende Neuauflage macht das Teil doppelt so interessant.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Joyride
02. Justice
03. Achille’s Heel
04. I know better
05. All fall down
06. War Drum
07. Blackness
08. December
09. This Side of the Rainbow
10. New Dreams

Mario

VALENTINE – Valentine (Re-Release)

Band: Valentine
Album: Valentine (Re-Release)
Spielzeit: /
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Rock Candy Records
Veröffentlichung: 18.09.2017
Homepage: www.rockcandyrecords.com

Keine Ahnung warum mir die US Band VALENTINE bisher nicht bekannt war. Vielleicht habe ich instinktiv um das kitschige Cover einen Bogen gemacht, womöglich hat mich der ebenfalls grenzwertige Bandname davon abgehalten mich näher mit dem Output (diesem einen hier vorliegenden Debüt) der Jungs auseinander zu setzen. Glücklicherweise hatte ich nun doch noch, dank dem Rock Candy Label, die Chance die Scheibe zu hören. Und ich bin verdammt froh das getan zu haben. Was die Band aus New York auf Ihrem ersten und einzigen Album fabriziert hat gehört definitiv zum besseren Erbe, dass die bunten, partyfreundlichen 80er Hardrock Jahre uns hinterlassen haben.

Geboten wurde auf „Valentine“ (dank dem erfahrenen Produzenten Neil Kernon, u.a. Queensryche und Dokken) kernig produzierter Hardrock der damals angesagten Schule. Will sagen: Plüsch wo er hingehört, fette Gitarren (nebst einiger, heisser erstklassiger Soli), pakende Melodien und rundherum stimmiges Ambiente. An dieser Aufgabenstellung sind schon einige Aspiranten gescheitert. VALENTINE machten so ziemlich alles richtig und sind dann doch nach diesem Album wieder in der Versenkung verschwunden. Das lag aber kaum am handwerklichen Können oder dem Songwriting. Tracks wie der starke Ohrwurm „No Way“, die wie eine Mischung aus Journey und Foreigner klingende Mega-Ballade „Never said it was gonna be easy“ oder die nicht minder guten Rocker „Tears in the Night“ und „Where are you now“ funktionieren auch heute noch ganz prächtig. Auch wenn Sänger Hugo optisch dem Journey Goldkehlchen Steve Perry verdammt ähnlich sieht und auch eine verwandte Stimmlage hat, so sind die Unterschiede zum berühmten Kollegen doch klar erkennbar. Der Junge hatte eine bärenstarke Stimme der es einzig ein wenig an Wiedererkennungswert mangelte – was vielleicht eine Erklärung dafür ist, dass VALENTINE sich nicht gegen die (manchmal objektiv betrachtet) schwächere Konkurenz durchsetzen konnte.

Wie üblich (muss man das noch erwähnen?) ist das vorliegende Produkt von Rock Candy amtlich remastered worden und bekam ein nettes Booklet spendiert, dass den positiven Gesamteindruck der Platte nochmal aufwertet. Freunde von gesittetem Eighties Hardrock im Stile von Firehouse, Winger oder Foreigner sollten auf jeden Fall zugreifen, denn „Valentine“ macht sich in jeder Genre-Sammlung ganz hervorrragend.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Runnin‘ on Luck again
02. No Way
03. Tears in the Night
04. Too much is never enough
05. Never said it was gonna be easy
06. Where are you now
07. Naughty Girl
08. Once in a Lifetime
09. Someday
10. We run
11. You’ll always have me

Mario