SONS OF SOUNDS – Soundphonia

Band: Sons Of Sounds
Album: Soundphonia
Spielzeit: 49:26 min
Stilrichtung: Progressive Rock
Plattenfirma: El Puerto Records
Veröffentlichung: 05.11.2021
Homepage: www.sonsofsounds.com

Dass Musik, die von Geschwistern zusammen gemacht wird, häufig einen ganz eigenen Zauber hat, bestätigte sich für mich vor einiger Zeit bereits durch die großartigen R.U.S.T.X – und auch durch das letzte Album der SONS OF SOUNDS. Drei Brüder aus Rheinland-Pfalz, alle wohl ähnlich bis gleich musikalisch grundsozialisiert und damit auf einem sehr eigenen gemeinsamen Level von Einflüssen und Vorlieben. Zu denen ist nun Marc Maurer gestoßen und gemeinsam hat die nun zum Quartett angewachsene Truppe jüngst “Soundphonia” veröffentlicht. Kurz zu Beginn: Nein, die Produktion ist nicht perfekt, vor allem die Rhythmusgitarren fallen etwas platt aus, das sollte jedoch keineswegs vom intensiveren Reinhören in den neuen Longplayer abhalten. Denn musikalisch ist das Ding umso – nun, spezieller?
SONS OF SOUNDS machen eigenen Angaben zufolge Progressive Heavy Rock. Wer nun an ausgeprägtere Taktwechsel und ausufernde Synth- und Gitarrensoli denkt, liegt allerdings daneben. Im Gegenteil, die meisten Songs sind kurz und nach klassischem Schema vergleichsweise simpel anmutend aufgebaut. Doch über die ersten paar Tracks ist man gewillt, seinen Boxen so manches Mal laut “So macht man das nicht, was ist das?” entgegenzurufen, bevor man früher oder später erkennt, dass man einfach absolut unterhalten ist von dem, was die Kollegen da machen, und sich eingestehen muss, dass man das vielleicht doch so macht, wenn man entsprechende und ziemlich gute Beweggründe hat.
“Soundphonia”s Songs sind nicht so komponiert, weil man das in dem Genre so macht. Viel mehr macht es den Eindruck, dass sie häufig so komponiert sind, weil man das nicht so macht, obwohl es eigentlich geil wäre. Und das macht Progressivität im Sinne eines Weiterdenkens und (bei Bedarf) Überwindens von Normen aus.
So ist die neuste SONS OF SOUNDS ein Sammelbecken von Ideen, die den Hörer aufhorchen lassen: der seltsame Start und der (unkonventionell) stampfende Chorus von “Frequency Of Life” in dieser Kombination? Das Riff des powerballadig anfangenden “Let It Go”? Der Partychorus von “Streetmutt” nach dem straight abgehenden ersten Teil? Der plötzliche Septakkord und seine Auswirkungen auf die Melodieführung in “Reset”? Nee, all das macht man eigentlich nicht so; umso besser, dass SONS OF SOUNDS es machen und dabei ein krankes Maß an Individual- und Kreativität beweisen. Ganz abgesehen davon, dass auch die “normaleren” Parts des Albums musikalisch einfach Laune machen und ohne die ganzen Experimente noch starke Songs wären.
Um nicht nur zu hypen: “Wolfskind” ist eines der Beispiele, warum man deutsche Texte vermeiden sollte und “Here I Am” ist auf jeden Fall eine nette Ballade, trifft aber nicht ganz den Spirit des restlichen Albums. Dazu eben leichte Soundprobleme und ein paar kleine Ideen, die nicht so ganz zünden.

Fazit:
Ändert aber alles nichts daran, dass man bei der Musik der SONS nur mit expliziter Mühe darum herum kommt, gute Laune zu entwickeln.  Aber das ist einfach oft erfrischend unkonventionell, neugierig, kreativ, voller Liebe zur Musik und mit ordentlich Spaß hinter den Backen entstanden. Oh, und gut gespielt und gesungen. Klarer Fall eines Albums, das man am besten bewusst und aufmerksam – im mindesten aber hören sollte.

Anspieltipps:
“Forever”, “Frequency Of Life”, “Reset” und “Streetmutt”. Ach komm, und “Let It Go”. Und “Time Machine”.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Forever
02. Over
03. Frequency Of Life
04. Let It Go
05. Peace Be With You
06. Wolfskind
07. Streetmutt
08. Time Machine
09. The Dark
10. Flowers On My Grave
11. Reset
12. Here I Am

Jannis

SKELETOON – The 1.21 Gigawatts Club

Band: Skeletoon
Album: The 1.21 Gigawatts Club
Spielzeit: 48:34 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Scarlet Records
Veröffentlichung: 15.10.2021
Homepage: www.facebook.com/skeletoonband

SKELETOON sind eine der Bands, die man mit einem frühen und ziemlichen Knaller-Album kennenlernt (in meinem Fall “They Never Say Die” ), nach dem man zwei akute Optionen für die weitere Entwicklung prophezeien kann: Entweder die Band schafft sich mit zukünftigen Releases ihre eigenen stilistischen Eigenheiten, führt die positiven Faktoren des Albums weiter und kann so langfristig im musikalischen Überangebot dieser Zeit ihre Originalität behalten. Alternativ wächst sie mit späteren Releases aber auch immer mehr an die Einheitlichkeit dieses Überangebots heran und wird, im Fall von SKELETOON, eben eine “dieser” Power-Metal-Bands. Mit “The 1.21 Gigawatts Club” ist der Zeitpunkt gekommen, eine nett gemeinte Warnung auszusprechen. “They Never Say Die” war ganz im Sinne des aktuellen Longplayers klassisch-flotter Euro Power Metal, der nicht selten Parallelen zu Bands wie DRAGONFORCE aufzeigte, dabei jedoch hinsichtlich seiner Melodien viel frische Energie mit sich brachte. Klar, das Songwriting war jederzeit Power-Metal-kompatibel, aber liebevoll ausgearbeitet und mit hohen Ansprüchen an den Eigenheits- und Wiedererkennungswert angereichert.
Nun erscheint “The 1.21 Gigawatts Club” gerade einmal ein gutes Jahr nach seinem Vorgänger “Nemesis” und die besorgte Frage, inwiefern sich ein solches Songwriting-Niveau bei so kurzen Output-Abständen aufrecht erhalten lässt, ist berechtigt.
Nur, um das klarzustellen: Die Platte klingt bestens und ist nach allen Regeln der Genrekunst angefertigt worden. Der dritte Song muss langsamer sein als die ersten beiden Uptempo-Songs, Synthesizer-Sounds peppen das Klangbild der Songs auf, die Ballade kommt ca. bei Track Nr. 6 und wird fett und feierlich nach Klavierstart, am Ende ein Cover als Bonustrack, dazu noch ein +7-Minüter als Finale vor dem Bonustrack. Gleiche Professionalität findet sich bei den Strukturen der einzelnen Songs. Was bei dem Konzeptalbum über “Back To The Future” allerdings zu großen Teilen fehlt, ist die Individualität der Vergangenheit. “The 1.21 Gigawatts Club” ist zu häufig der Standard-DRAGONFORCE-Metal, der nach der düsteren Strophe einen fröhlichen Chorus bringt, weil das halt gut wirkt, es dabei allerdings kaum noch schafft, mal einen richtigen Ohrwurmpart, geschweige denn etwas Genregrenzen Bemühendes hervorzubringen.
Klar, komplett auf sicher und Routine ist das Ding auch nicht gemacht. “We Don’t Need Roads” kommt mit erfrischend anderer Stimmung (zumindest über einzelne Parts) daher und das finale lange “Eastwood Ravine” liefert nicht nur die Art von feierlichen Harmonien, die man erst im finalen langen Track auspacken darf, sondern bietet mit seinem Mittelteil auch den wohl spektakulärsten und interessantesten Part des Albums.

Fazit:
Insgesamt ändert das jedoch wenig daran, dass bei “The 1.21 Gigawatts Club” die angestrebten Selling Points wohl hauptsächlich waren, dass das Ganze verhältnismäßig AOR-synthig ist und dazu eben “Zurück in die Zukunft” behandelt. Wenn man diese beiden Faktoren mit professionellstem Power Metal kombiniert, den melodischen Charakter der Platte dabei allerdings vernachlässigt, bekommt man am Ende ein absolutes “Zum nebenbei Hören”-Album, dessen Oberfläche wunderbar bunt, poliert und cheesy ist, darunter allerdings nicht viel zu bieten hat. Aufmachung 9/10, Relevanz 4/10.

Anspieltipps:
“Eastwood Ravine”, “We Don’t Need Roads (The Great Scott Madness)” und “2204”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Intro: Unveiling Secrets
02. Holding On
03. Outatime
04. The Pinheads
05. 2204
06. Enchant Me
07. We Don’t Need Roads (The Great Scott Madness)
08. Pleasure Paradise (Oh Là Là)
09. The 4th Dimensional Legacy
10. Eastwood Ravine
11. Johnny B. Goode

Jannis

MICHAEL SCHINKEL’S ETERNAL FLAME – Gravitation

Band: Michael Schinkel’s Eternal Flame
Album: Gravitation
Spielzeit: 49:58 min
Stilrichtung: Heavy Metal/Hard Rock
Plattenfirma: Rock Of Angels Records
Veröffentlichung: 29.10.2021
Homepage: www.facebook.com/MichaelSchinkelsEternalFlame

Joah. Da führt man sich in freudiger Erwartung angesichts des fantastischen Vorgängers die neue MICHAEL SCHINKEL’S ETERNAL FLAME erstmals zu Gemüte und ist relativ entsetzt vom Sound der Platte. Nach neun musikalisch starken und klanglich schwachen Tracks merkt man dann, dass man die ganze Zeit den Lautstärkeausgleich dran hatte, ändert das, und plötzlich klingt das Ding sehr stabil, auf 80er Hard Rock fett getrimmt und bis auf den komischen Bass, der ab und an (beispielsweise bei “Rage”) eingesetzt wird, und ein paar andere kleine Aspekte absolut zufriedenstellend. Klar, “Gravitation” ist underground und auch nicht allzu teuer produziert, kann sich dafür aber über weite Teile auf jeden Fall hören lassen.
Zur Einordnung: ETERNAL FLAME gibt es bereits seit 1986, bis 1992 noch unter dem Namen FIREFOX und mit achtjähriger Unterbrechung zwischen 2004 und 2012. 2018 kam mit “Smoke On The Mountain” das erste Album seit 2002 raus, das den klassischen Hard-Rock-Sound der 80er erfolgreich in die Gegenwart zu transportieren vermochte und dabei viel mehr war, als ein “Klingt wie 80er”-Album. “Gravitation” schließt genau daran an: zehn eigenständige Tracks plus eine instrumentale Version des fünften ungarischen Tanzes von Brahms und ein Intro. Und abermals hat man es geschafft, ein Album auf den Markt zu bringen, das nicht nur einen bestimmten Sound und bestimmte Melodiestile zu reproduzieren versucht, wie es so häufig passiert, wenn eine Band mit langer Geschichte nach Jahren nochmal ans Werk geht. Nein, MSEF haben nach wie vor den Anspruch an sich, das eben auch in geil zu machen, mit Originalität im Songwriting bei gleichzeitiger klanglicher Authentizität. Mission erfüllt!
Der softere Midtempo-Hard-Rock funktioniert bestens, siehe “Hard Times For Dreamers” mit seinem Synthpad-Teppich, den dicken Drums und dem feierlichen Chorus inklusive cooler Startschwierigkeiten und passender Backing Vocals. Die Ballade ist ebenso gelungen (“No Way To Hide” mit seiner schönen Komposition), und bei “Damien” wird es düster mit Chor- und Orchestersample-Einsatz und einem ordentlichen Maß an Intensität. Was MSEF aber am liebsten machen, ist der knallende, Synth-angereicherte Hard Rock im Stil der 80er, gerne mit etwas moderneren Synthesizersounds, was die Grundstimmung von “Gravitation” erfreulich passend zwischen heute und gestern ansiedelt. Diese Songs sitzen durch die Bank auf den Punkt. “Strange Game Called Love”, “Higher Fire”, “I’m Gonna Miss You Tonight”, “Stay In The Middle Of The Night” – all diese Songs schaffen es, ein absolutes Retro-Feeling zu erzeugen, dabei aber auch musikalisch zu unterhalten.
Doch, “Gravitation” erfüllt alle Erwartungen, die man nach dem Vorgänger haben könnte – und das sind tatsächlich ziemlich viele!

Fazit:
Bei anderen Bands ist die Luft nach so langer Zeit raus. Doch bei Michael Schinkel ist die Luft noch so sehr drin, dass sie die ETERNAL FLAME erfolgreich am Leben zu erhalten vermag. Ganz gleich, ob man nun in den 80ern musikalisch sozialisiert wurde oder einfach den Sound mag: “Gravitation” ist ein absolut entertainendes Werk geworden, das die Verbindung von Tradition und Moderne bestens vollzieht!

Anspieltipps:
“Damien”, “Higher Fire” und “I’m Gonna Miss You Tonight”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Awakening
02. Rage
03. Hard Times For Dreamers
04. Love Returns
05. Damien
06. No Way To Hide
07. I’m Gonna Miss You Tonight
08. Strange Game Called Love
09. Stay In The Middle Of The Night
10. Higher Fire
11. Fallin
12. Hungarian Dance #5

Jannis

SONOROUS DYNAMO – Scraps Of Ages

Band: Sonorous Dynamo
Album: Scraps Of Ages
Spielzeit: 78:55 min
Stilrichtung: Progressive Rock
Plattenfirma: Orisono
Veröffentlichung: 27.03.2021
Homepage: www.sonorousdynamo.net

Ist ja eigentlich nur konsequent, ein Album, das zehn Jahre in der Mache war, auch erst ein halbes Jahr nach Veröffentlichung zu rezensieren (dennoch Schande über mein Haupt für die Verspätung). Nu, jetzt aber! Denn gemacht werden muss diese Rezension auf jeden Fall, schließlich geht es um “Scraps Of Ages” von SONOROUS DYNAMO. Nie gehört? Keine Sorge, Ihr seid nicht allein, wie ein Blick auf die unter 400 Fans der Truppe auf Facebook beweist. Und das ist der Punkt. SONOROUS DYNAMO sind eine der Bands, die keine Sau kennt, während sie in der Dunkelheit des tiefsten Undergrounds wahnsinnig krasse Sachen erschaffen; in ihrem Fall eben “Scraps Of Ages”, knapp 80 Minuten Spieldauer, 22 Tracks, von denen neun Zwischenspiele sind. Das Ganze in durchkomponiert (jeder Track geht logisch und nachvollziehbar in den nächsten über), höchst angenehm produziert, sauber gespielt und gesungen und intelligent wie eingängig.
SONOROUS DYNAMO machen Progressive Rock, mit aktuelleren Einflüssen wie DREAM THEATER und HAKEN auf der einen Seite und noch deutlich mehr Einflüssen von klassischeren Bands des Genres wie TRANSATLANTIC, EMERSON LAKE & PALMER und IQ. Und während 10 Jahre nach einer übertriebenen Zeit für die Anfertigung eines Albums klingen (wobei man sagen muss, dass die Arbeit auch immer nur an einem Tag pro Woche stattfand, aber trotzdem), hört man dem Ding die Unmengen an Arbeit und Herzblut an, die in jeden Aspekt von ihm geflossen sind. Ernsthaft, nach zwei Minuten Albumdauer ist die Sache schon dermaßen sympathisch, dass jeder Gedanke an zwischenzeitliches Ausmachen dahin ist. “Scraps Of Ages” ist ein musikalisches Mosaik, aus unzähligen individuellen und unterschiedlichen Bestandteilen, die in ihrer Gesamtheit ein absolut beeindruckendes und schlüssiges Bild ergeben. Da hat man je nach Song nach drei Minuten schon zehn verschiedene Stimmungen durch, aber nie wirken die Tracks zusammengeschustert. Die Abfolge der einzelnen Parts ist jederzeit schlüssig und jeder Part, der auf einen ganz anderen folgt, folgt ihm zurecht. Doch ist “Scraps Of Ages” nicht nur in seiner Gesamtstruktur klasse geworden, mit den kleinen wiederkehrenden Motiven, den durchdachten Interludes, der Vielseitigkeit der erzeugten Stimmungen, die von wunderschön positiv bis düster aggressiv alles abdecken. Auch die einzelnen Parts an sich treffen den Nagel auf den Kopf. Das Detailreichtum, die ganzen kleinen Wendungen aller beteiligten Instrumente, die durchweg stark komponierten Melodien, der kluge Einsatz von E-Orgel, Klavier, Streichern, Hörnern und elektronischen Sound und der in den kleinsten Akzenten durchscheinende musikalische Humor (allein dieser winzige E-Orgel-Shot in der “Overture”) – all das trifft bei “Scraps Of Ages” auf ein ausgeprägtes Rhythmusverständnis und einen hammerharten Wunsch nach Perfektion vonseiten aller Beteiligten.

Fazit:
Das Graben im Untergrund kann sich echt lohnen, schließlich wächst Öl nicht an Bäumen (Rhetorik-Highscore ist hiermit geknackt). Und SONOROUS DYNAMO haben hier ein großartig unmodernes Werk geschaffen, das klingt, als stecke eine Band mit 500 mal mehr Fans dahinter, als der Fall ist. “Scraps Of Time” kann sich mit den Outputs der großen Vertreter des Genres locker messen und stellt so manche von ihnen mit links in den Schatten.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Prologue – Instrumental
02. Ouverture – Instrumental
03. Interlude I
04. On My Side
05. Interlude II
06. Where Are The Men
07. Interlude III
08. Timeless Night
09. Interlude IV
10. Sacrifice
11. Interlude V – Instrumental
12. Children
13. Interlude VI
14. Circle Of Fire
15. Interlude VII
16. I Want You To Know
17. Interlude VIII – Instrumental
18. I Can Fly
19. Interlude IX – Instrumental
20. Broken Soul
21. Revolution
22. Epilogue

Jannis

ETERNAL FLIGHT – SurVive

Band: Eternal Flight
Album: SurVive
Spielzeit: 49:28 min
Stilrichtung: Heavy/Power Metal
Plattenfirma: Metalapolis Records
Veröffentlichung: 17.09.2021
Homepage: www.facebook.com/ETERNALFLIGHT.BAND

Nachdem schon ALCATRAZZ in einem Anflug spontaner Überkreativität ihr fünftes Album kürzlich unter dem Namen “V” rausgebracht haben, gehen ETERNAL FLIGHT nun weiter und betiteln ihren fünften Streich als “SurVive”. Mit großem V. Obwohl man das Wortwitzlevel mit “SurFive” noch einen Ticken hätte anheben können. Egal, wir kommen vom Thema ab.
Die Franzosen um Gerald Fois (DREAM CHILD) machen mehr oder weniger eine Mischung aus Heavy und Power Metal mit insbesondere PRIEST- und ICED-EARTH-Feeling und US-Power-Metal-Produktion. Letztere ist bekanntermaßen recht definiert und basic, was auf “SurVive” auch funktioniert, dabei aber unter anderem bei den Drums etwas an Druck missen lässt. Ist letztendlich aber ein klarer Fall von “Nach dem ersten Song hat man sich dran gewöhnt” und ansonsten sitzt die Produktion soweit. Okay, bei “Hear The Call” ist der Stereoeffekt ein bisschen seltsam gelegt, der linke Kopfhörer liefert ungleich mehr tiefere Rhythmusgitarren, aber sei’s drum.
Die Vocals von Gerald, die beim Vorgänger “Retrofuture” ein Kritikpunkt waren, kommen auf “SurVive” besser, funktionieren auch im Falsett sehr gut.
Musikalisch ist die Platte auf positive Weise eigentümlich und hat in ihrer reduzierten Klanglichkeit doch einiges zu bieten, das man nicht unbedingt erwarten würde. So kleidet man im Opener einen Power-Metal-Chorus in ein US-Metal-Gewand und fährt nebenbei eine arpeggioreiche Strophe auf, die in ihrer ruhigen Form beim ersten Mal ebenso passt wie in der fixeren beim zweiten Mal. “Legions” kommt mit ungewöhnlichem aber unterhaltsamem Riff und schöner Mehrstimmigkeit in den Vocals, und “The Promise” bietet einen verstärkt auf Harmonien und klangliche Dichte ausgerichteten und ziemlich geilen Refrain. “Evolution, Revolution” holt sich mit den runtergebrochenen Parts, dem E-Orgel-Einsatz, dem coolen Mittelteil und dem leicht angedurten Chorus einen verdienten Platz auf der Favoritenliste, ebenso wie das knackig-flotte “You And I”, das neben gelungener Komposition auch eine stabile Rhythmusarbeit und ein Basssolo vorweisen kann. Und “Children Of The Earth” ist der feierliche Abschlusstrack, dessen Feierlichkeit aber immer mal wieder durch biestigere Nuancen und Parts gebrochen wird.
Ein paar Standardphasen gibt es natürlich auch, doch allgemein scheint man sich nach dem Vorgänger noch einmal verstärkt Gedanken gemacht zu haben, was man tut, wie man sein und klingen will. Damit hat man die Zahl der merkwürdigen Momente praktisch auf Null reduziert, ist ein wenig individueller geworden und macht im schlimmsten Fall etwas durchschnittlich, aber nichts schlecht.

Fazit:
Jetzt ist die Produktion, wie bei “Retrofuture”, immer noch ausbaubar und die Klangdichte zum Teil echt sehr reduziert, aber in Sachen musikalischer Identität und Qualität hat man noch ein Schippchen draufgelegt. Kann man guten Gewissens auf die sieben Punkte von letztem Mal noch einen addieren!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Will We Rise Again
02. Hear The Call
03. Legions
04. The Promise
05. Is This The End
06. Mysterious Kings
07. Evolution, Revolution
08. You And I
09. Children Of The Earth

Jannis

U.D.O. – Game Over

Band: U.D.O.
Album: Game Over
Spielzeit: 68:50 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 22.10.2021
Homepage: www.facebook.com/udoonline

Vielleicht gibt es eine Gleichung in der Art von “Innovation x Tradition x X” (auch wenn es diese wohl nicht ist), bei der, sagen wir, der Wert 100 rauskommen muss, damit ein Album verlässlich gut ist. X würde dabei für die generelle Geilheit der Band und ihres Sounds stehen, und je höher X ist, desto geringer kann der Wert für Innovation ausfallen, sollte aber nie unter einen gewissen Minimalwert sinken. Bei U.D.O. ist X verdammt hoch, was bedeutet, dass der Panzerfahrer unseres Vertrauens nur wenig darüber nachdenken muss, wie er seinen Stil revolutionieren kann, wenn er an einem neuen Album sitzt. Macht er auch nicht, wie er auf “Game Over” unter Beweis stellt, seinem 18. Soloalbum.
Eine der Änderungen liegt in der Produktion, die zweifelsohne knallt, bei der man aber die Vocals minimal hoch und die Gitarren minimal runter hätte drehen können. Aber nicht so schlimm, die Riffs wollen ja schließlich (zurecht) auch gehört werden.
Und was soll man sagen? “Game Over” ist einmal mehr genau das, was man als U.D.O./ACCEPT-Fan gerne möchte: wunderbare Riffarbeit, der druckvolle Mix aus Hard Rock und 80es Heavy Metal teutonischer Art, Midtempo in allen Unterkategorien und auch eine Dosis schnellerer Kram, fette Backing Vocals, Udos Lead Vocals in all ihren bekannten Facetten, hymnische Parts, Gangshouts, biestige Songtitel-Refrains, Strophen mit reduzierter Gitarrenpräsenz, eine schöne Ballade und, und, und.
Nun muss man anmerken, dass “Game Over” stolze 68 Minuten lang ist, und somit auf Dauer Gefahr läuft, dass der Innovationswert unter ein kritisches Minimum fällt. Das passiert auch sporadisch, vor allem gegen Ende der Platte, wenn bei Songs wie “Thunder Road” und “Speed Seeker” die Luft ein wenig raus zu sein scheint. Und bei “Midnight Stranger” mag sich der ein oder andere fragen, ob er denn auch movet. Auch sonst kennt man die ein oder andere Stelle auch irgendwie aus vergangenen Releases mit Udo, aber insgesamt ist das keineswegs gravierend. Denn über weite Teile vermag Udo auch dieses Mal seine Trademarks nicht nur souverän zusammenzufügen, sondern dies auch interessant und einfach arschcool zu tun, hinsichtlich von Riffs und Melodien immer noch Neues zu liefern, das perfekt in seinen Stil passt und den einzelnen Songs auch individuellen Charakter zu verleihen. Mehr will man von U.D.O. nicht, als dass sein Sound klassisch umgesetzt und kompositorisch 70% traditionell und 30% innovativ ist, ohne erzwungene Modernisierungen auf Kosten des U.D.O./ACCEPT-Feelings. Und das macht “Game Over” über zumindest 50 Minuten (also über eine normale Albumlänge hinweg) einfach bestens. Ohne Schnörkel, ohne sich zu verkünsteln, ohne Langeweile und in seiner unrevolutionären Art doch immer noch frisch und absolut entertainend.

Fazit:
(Notiz an mich: dieses Fazit für die nächsten Alben von U.D.O. als Vorlage benutzen; wird vermutlich immer akurat bleiben) Alles drin, was man sich als Udo-Fan wünscht, ansprechend aufbereitet mit dem richtigen Maß an unverbrauchten Songwriting-Ideen. Vielleicht hätte man auf drei der weniger herausragenden Songs verzichten können – 50 Minuten wären auch noch eine gute Spieldauer. Doch abgesehen davon: So und nicht anders muss ein U.D.O-Album aussehen und das Metal Heart pumpt nach all den Jahren noch so geschmeidig wie eh und je!

Anspieltipps:
“Empty Eyes”, “Unbroken”, “Time Control” und “I See Red”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Fear Detector
02. Holy Invaders
03. Prophecy
04. Empty Eyes
05. I See Red
06. Metal Never Dies
07. Kids And Guns
08. Like A Beast
09. Don’t Wanna Say Goodbye
10. Unbroken
11. Marching Tank
12. Thunder Road
13. Midnight Stranger
14. Speed Seeker
15. Time Control
16. Metal Damnation

Jannis

WARKINGS – Revolution

Band: Warkings
Album: Revolution
Spielzeit: 42:48 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Napalm Records
Veröffentlichung: 20.08.2021
Homepage: www.facebook.com/warkingsmetal

“Vier mächtige Könige – ein römischer Tribun, ein wilder Wikinger, ein edler Kreuzritter und ein kriegerischer Spartiat – versammelten sich in den goldenen Hallen von Valhalla, entkamen aus den Reichen der Finsternis und kämpften gegen die Monarchen der Dunkelheit. Zurück auf der Erde schmiedeten die Könige neue Schlachthymnen und sind bereit, ihre Krieger zur Revolution zu versammeln!” – Das bedeutet auf Nicht-Promotext-deutsch soviel wie “WARKINGS haben ein neues Album releast”. Seit 2018 und zwei (mit “Revolution” drei) Alben gibt es die Power-Metaller um SERENITYs Georg Neuhauser und ihr Aufstieg ist beachtlich. Von null auf 13 der deutschen Albumcharts in drei Alben ist eine steile Karriere und lässt erahnen, was für Musik her gespielt wird: Power Metal der fettest produzierten Sorte, der eingängig-hymnisch ausfällt, ohne an Härte missen zu lassen. So etwas zwischen POWERWOLF und HAMMERFALL, und das beschreibt “Revolution” ziemlich gut. Klangtechnisch ist das Ding ein Brecher und prügelt auch den taubsten Nachbarn spätestens dann aus dem Bett, wenn die dicken Shouts und kleinen unklaren Gesangsparts einsetzen. Die kommen einfach verdammt gut und es war eine hervorragende Idee, bei “Spartacus” dafür noch Chris Harms von LORD OF THE LOST zu organisieren, mit dessen Hilfe man einen heftigen Power-Metal-Hit mit echt schön geschriebenem Chorus auf die Beine gestellt hat.
Gespielt und gesungen ist die Platte durchweg makellos, handwerklich einwandfrei. Songwritingtechnisch bewegt man sich in souveränen Sphären, ein bisschen Luft nach oben bleibt aber. Dass man sich entschieden hat, in “Fight” “Bella Ciao” zu verwursten (ja, es ist ein Protestlied, aber es hat halt auch die Konnotation ein bisschen verloren), ist Geschmackssache, dass der Chorus von “Deus Lo Vult” so geil ist, wie er ist, ändert nichts daran, dass es ihn praktisch genau so schon gibt (aus welchem anderen Song auch immer ich ihn kenne, helft mir gerne in den Kommentaren). Scheint einer der Fälle zu sein, wo eine geile Melodie komponiert wird, bevor man Monate später merkt, dass man da etwas verarbeitet hat, was von einem anderen Song noch im Unterbewusstsein herumspukte. Passiert auch den Besten.
Ansonsten sind die Tracks durchweg gute Power-Metal-Songs, die mal mehr, aber auch gerne mal etwas weniger kreativ ausfallen, aber wenn wir jetzt die Hornbrille von der Nasenspitze mal wieder nach oben schieben und den Earl Grey durch ein Pils ersetzen, muss man doch klar sagen: Was stört ein bisschen mehr Durchschnitt bei der Melodiearbeit, wenn der fette Sound, die kraftvollen Arrangements und insgesamt einfach die pure Force, die jedem Ton des Albums innewohnt, so gut davon ablenken? Muss es immer ein Arthaus-Film sein, wenn man auch “Godzilla vs. Kong” schauen kann, der etwas weniger Substanz aber in seiner Aufmachung überwältigende Geilheit bietet? Nö. “Revolution” ist professioneller und klassischer Brecheisen-Power-Metal, eher Michael Bay als Adorno, und erwartungsgemäß absolut effektiv, wenn man durchgängig eigenständige Melodien denn nicht zur Grundvoraussetzung für Hörvergnügen macht.

Fazit:
Hirn aus, Rüstung an, Lautstärke hoch, Abfahrt! So soll Power Metal klingen, und so macht er mächtig Spaß, auch wenn nicht jeder Track ’nen kleinen Beethoven raushängen lässt. Ich meine, wir sind Warriors, keine Musikwissenschaftler, oder?

Anspieltipps:
„Spartacus“, „Deus Lo Vult“ und „Ave Roma“

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. We Are The Fire
02. Sparta – Part II
03. Fight
04. Spartacus
05. Kill For The King
06. Deus Lo Vult
07. Ave Roma
08. Ragnar
09. By The Blade
10. Where Dreams Die

Jannis

ALCATRAZZ – V

Band: Alcatrazz
Album: V
Spielzeit: 62:26 min
Stilrichtung: Hard Rock/Heavy Metal
Plattenfirma: Silver Lining Music
Veröffentlichung: 15.10.2021
Homepage: www.facebook.com/alcatrazzband

Alcatraz ist generell dafür bekannt, dass man nur schwer rauskommt. Bei ALCATRAZZ sieht das etwas anders aus; so lässt sich zumindest erklären, dass die 1983 gegründete Band bis zum heutigen Tag fast 20 Mitglieder hatte, darunter nicht zuletzt Yngwie Malmsteen und Steve Vai. Nichtsdestotrotz hat man 2021 mit Jimmy Waldo und Gary Shea zwei Gründungsmitglieder mit dabei, dazu seit neustem niemand anderen als Doogie White (RITCHIE BLACKMORE’S RAINBOW, PRAYING MANTIS, TANK u.a.) für die Vocals.
Nach über 30 Jahren Releasepause brachte man 2020 mit “Born Innocent” erstmals wieder ein Album raus und legt nun mit “V” nach, das – wer hätte es ahnen können – das fünfte Album von ALCATRAZZ ist. Und wie ist das so geworden?
Nun, vom Sound her so okay. Die Platte ist relativ mittenlastig geworden, Definiertheit hätte stärker ausfallen können. Einen dichten Sound kann “V” bei Bedarf auf jeden Fall vorlegen, aber da wäre schon etwas mehr drin gewesen, ohne dass man den Gesamtklang zu modern gestaltet hätte. Möglicherweise liegt’s daran, dass der Release des Vorgängers keine 1,5 Jahre zurückliegt und alles etwas schneller gehen musste. Das würde auch erklären, warum einige Kleinigkeiten bei “V” unsauber wirken.
Doogie White ist ein Meister seines Fachs, doch auf ein bis zwei Songs präsentiert er sich unter Niveau, als hätte man den Take jetzt halt nehmen müssen, um im Zeitplan zu bleiben. Um ein paar Beispiele zu nennen: Der plötzlich massiv leiser werdende Synthesizer im Mittelteil von “Guardian Angel”, das dann ein paar Sekunden iiiirgendwie noch da ist, aber viel zu leise, als dass es noch einen sinnvollen Effekt hätte, verwirrt. Ebenso die ineffizient produzierten “Oooh”- und “Aaaah”-Vocals in “Maybe Tomorrow” in Kombination mit der Orgel, die diese ihr zugeteilte Aufgabe aufgrund ihrer Klanglichkeit einfach nicht erfüllen kann.
Insgesamt also nicht gut? Doch, tatschlich schon. Denn an sich ist “V” eine echt schön geschriebene Mischung aus Hard Rock, Heavy und Power Metal, deren Kompositionen gerne mal ein wenig Dur-lastiger ausfallen als erwartet und oftmals echt individuell sind. Ein kleiner Prog-Faktor steckt in den subtil intelligenten Melodien immer wieder mal drin und entschädigt für oben genannte Unstimmigkeiten, einfach weil man trotz dieser Augenbrauenhochziehmomente über weite Teile des Albums durch kompositorisches Ideenreichtum und starke Umsetzung besser unterhalten wird als von vielen anderen Alben dieser Genreausrichtung. So erweist sich “V” als Album, bei dem manche Ideen nicht funktionieren, viele aber auch so gut, dass es nach meinem Gemecker immer noch eine 8er-Bewertung rechtfertigt. Sei es der doomige Spirit des schleppenden „Return To Nevermore”, Der kontrastierend dichte und harmonische Chorus beim tendenziell unfröhlicheren “Target”, das druckvolle und leicht hymnische “Blackheart” oder, oder, oder.

Fazit:
Somit ist “V” eine der Platten, die mit einem Monat mehr Arbeit daran richtig krass hätten werden können, ohne diesen Monat aber eben mit kleineren Mankos zu kämpfen haben (das einzige größere wären die Schwächen in der Produktion). Es bleibt ein an sich in Sachen Songwriting und Interpretation echt entertainendes Album, bei dem man an mancher Stelle guten Willens mal ein Auge zudrücken muss.

Anspieltipps:
“Blackheart”, “Return To Nevermore”, “Target” und “Nightwatch”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Guardian Angel
02. Nightwatch
03. Sword Of Deliverance
04. Turn Of The Wheel
05. Blackheart
06. Grace Of God
07. Return To Nevermore
08. Target
09. Maybe Tomorrow
10. House Of Lies
11. Alice’s Eyes
12. Dark Day For My Soul

Jannis

TALES AND LEGENDS – Struggle Of The Gods

Band: Tales And Legends
Album: Struggle Of The Gods
Spielzeit: 55:53 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Punishment18 Records
Veröffentlichung: 24.09.2021
Homepage: www.facebook.com/talesandlegends.metal

Willkommen zum interaktiven Review-Quiz von “Struggle Of The Gods”, dem Debutalbum von TALES AND LEGENDS. TALES AND LEGENDS ist ein Projekt des Italieners Andrea Atzori, dem Mastermind hinter ANCIENT KNIGHTS, das seiner Aussage nach epischer und mit mehr Power-Faktor als ANCIENT KNIGHTS sein sollte. Zusammenarbeit unter anderem mit Drummer Michele Sanna, der nicht zuletzt bei TURILLI/LIONE RHAPSODY mitgewirkt hat. Bitte werfen Sie nun einen Blick auf die Setlist, schließen Sie dann Ihre Augen und konzentrieren Sie sich einen Moment.

Sie sind nun bereit. Beantworten Sie die folgenden Aussagen gedanklich mit ja oder nein (Antworten am Ende des Reviews).

“Struggle Of The Gods” beinhaltet

1. klassische Power-Metal-Vocals mit schönem Vibrato
2. vielviel Keyboard
3. günstige Orchestersounds, die schwer nach 90ern/2000ern klingen
4. eine majestätische Orgel
5. Nichtchristopher Lee als dunkelstimmiger Erzähler
6. cheesy Synth-Soli
7. Doro Pesch
8. Tonartwechsel
9. einen Großteil der “Moldau” als 10-Minuten-Song
10. mehr günstige Orchestersounds
11. majestätische Parts
12. Spuren von Erdnüssen
13. ein Klavier
14. fröhliche Parts
15. Den “Was ist das denn für ein Synthesizer-Sound?”-Synthesizer-Sound
16. Flöten
17. Ägypten-Doku-Soundtrack-Melodien
18. Hörner (oder sind es Streicher?)
19. mindestens einmal Pachelbel-Kanon-Harmonien
20. Glory
21. neoklassische Parts
22. Doublebass
23. ein Glockenspiel
24. ein weiteres Glockenspiel
25. ausufernde Soloparts
26. den ruhigen Part von “Warriors Of The World” in leicht abgewandelt
27. quasi den Chorus von “Emerald Sword”
28. überhaupt einen dicken Haufen RHAPSODY-Feeling
29. Fanfaren
30. Einen Fire-auf-Desire-Reim
31. Dinosaurier
32. ungefähr jede Harmoniefolge, die man im Power Metal schonmal gehört hat
33. Wardrums
34. einen SABATON-Gedenk-Refrain in Dur
35. einen virtuosen Instrumental-Track
36. Wahlkampfrhetorik
37. einen fetten Mitschunkler/Feuerzeugschwenker
38. lateinische Chöre
39. günstige Chor-Sounds

Fazit:
Ihr merkt: Praktisch alles, was in ein Symphonic-Keyboard-Italo-Power-Metal-Album auch nur ansatzweise reingehört, ist drin. All das in nicht wegweisend aber spaßig gemacht, okay aber nicht herausragend produziert und sauber gespielt. Man kann “Struggle Of The Gods” vier Punkte für mangelnde Eigenständigkeit geben oder neun für nostalgischen Power-Party-Spaß, der kaum innovativ ist, dafür aber die Vollbedienung für Genrefans, die ein Stündchen im Nostalgiemodus verweilen wollen. Wir sagen mal 7/10, aber macht Euch bei Interesse an dem Genre am besten selbst noch ein Bild.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Creation Divine
02. Epic Ride Of Horus
03. The Fighters
04. Tales And Legends
05. Holy Temple
06. Land Of Thunder
07. The Seven Gates
08. Return To Fly
09. Flames Of The Fire
10. United Against The Enemy
11. Struggle Of The Gods

Antworten: 1. ja | 2. ja | 3. ja | 4. ja | 5. ja | 6. ja | 7. nein | 8. ja | 9. ja | 10. ja | 11. ja | 12. nein | 13. ja | 14. ja | 15. ja | 16. ja | 17. ja | 18. ja | 19 ja | 29. ja. | 21. ja | 22. ja | 23. ja. | 24. nein | 25. ja | 26. ja | 27. ja | 28. ja | 29. ja | 30. nein | 31. nein | 32. ja | 33. ja | 34. ja | 35. ja | 36. glaube nicht | 37. ja | 38. ja | 39. ja

Jannis

RAGE – Resurrection Day

Band: Rage
Album: Resurrection Day
Spielzeit: 50:11 min
Stilrichtung: Heavy/Power Metal
Plattenfirma: Steamhammer/SPV
Veröffentlichung: 17.09.2021
Homepage: www.facebook.com/RageOfficialBand

RAGE – in Sachen englischer R-Aussprache das absolute Gegenteil von GRAVE DIGGER, Institution im deutschen Heavy und Power Metal und mit der Peavy-Konstante durchgängig auf starkem Niveau unterwegs. Wandlungsfähig, mal sehr orchestral-schön, mal thrashig unbarmherzig und aus unnachvollziehbaren Gründen keine der Bands, die normal an ersten Stellen erwähnt werden, wenn es um die deutsche Metal-Speerspitze geht, obwohl es absolut verdient wäre.
Wie gewohnt sind keine zwei Jahre vergangen seit dem letzten Album “Wings Of Rage”, aber verändert hat sich einiges, nämlich das halbe Lineup. Mit Stefan Weber und Jean Bormann hat man nun wieder zwei Gitarristen, die, so viel sei bereits gesagt, dem RAGE-Sound echt gut tun. Das dürfen sie auf “Resurrection Day“ unter Beweis stellen, dessen Coverartwork Metal as Fuck ist und damit Peavys Optik im Video zu “Virginity” repräsentiert.
Aber genug der Äußerlichkeiten. Sound, Spiel, Gesang: top, nix zu bemängeln. Widmen wir uns also gleich der Musik an sich. Los geht es mit dem Intro “Memento Vitae”, oder, wie elaborierte Musiker mit Orchesterbeiwerk sagen: “Overture”. Können RAGE guten Gewissens tun, schließlich beherrschen die Jungs auch orchestrale Arrangements außerordentlich gut und wissen den Klang symphonischer Instrumente in Metal zu integrieren, wie kaum eine andere Band, dabei den individuellen Merkmalen der einzelnen Orchesterinstrumente aber auch wirklich ihre Geltung zukommen zu lassen. Wo war ich? Richtig. Intro vorbei, “Resurrection Day” beginnt und… greift erstmal das Intro wieder auf. Geil! Ein kleines musikalisches Gesamtkonzept. Könnten sich andere Bands mal eine Scheibe von abschneiden. Dann bricht die Band los, es wird sehr sehr Metal, nicht stumpf, gut heavy, smart ausgearbeitet und im Chorus wieder dezent mit Orchester gearbeitet, ohne den Gesamtsound damit zu enteiern.
Und Freunde, seien wir ehrlich, das Ganze funktioniert so gut wie lange nicht mehr. Die Refrains gehen verstärkt Richtung Power-Metal-Melodien in 100% unkitschig, Orchestersounds sind wirklich genau dann eingesetzt, wenn sie sinnvoll sind und was dabei ebenfalls in voller Breite dabei ist, ist metallische aggressive Härte. Ich kann nur für mich sprechen, aber die harten, gemeinen Parts kommen genau dann, wenn ich sie brauche, die schönen powerigen ebenfalls, die ruhigen gleichermaßen – und alle zünden. Der einzige Störfaktor ist, dass sich “Virginity” nur dann auf “Fear” reimt (und “Fear” ist wichtig, bestätigen neun von zehn RAGE-Fans), wenn man es als “Virginitier” ausspricht. Und dann klingt’s halt ein bisschen dumm. Doch abgesehen davon hat “Resurrection Day” einfach keinen Moment der Schwäche, das Songwriting-Niveau ist frisch wie lange nicht mehr, der Groove verdient stellenweise eine Nackenbelastungs-Vorwarnung und stellenweise überrascht die Platte einfach dadurch, dass man trotz der 70.000 starken Alben der Band nicht mit so einem Niveau gerechnet hätte.

Fazit:
Da ist wohl jemand ein zweites Mal der Cradle entsprungen. Und bei dem Niveau von “Resurrection Day” ist der Weg ins Grave noch ein verdammt weiter. 10/10 gebe ich nicht häufig, aber mit dem Ding haben RAGE die Höchstwertung ohne jeden Zweifel verdient.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Memento Vitae (Overture)
02. Resurrection Day
03. Virginity
04. A New Land
05. Arrogance And Ignorance
06. Man In Chains
07. The Age Of Reason
08. Monetary Gods
09. Mind Control
10. Traveling Through Time
11. Black Room
12. Extinction Overkill

Jannis